VL11: Emotionspsychologie: Individuelle Unterschiede Flashcards
Emotionsregulation
=alle diejenigen Prozesse, die uns ermöglichen, Einfluss darauf auszuüben, welche Emotionen wir haben, wann wir diese haben und wie wir diese erleben und zum Ausdruck bringen (Strategien)
Voraussetzungen für Regulation:
- Überwachung (Wahrnehmung)
- Bewertung
- Veränderung (Strategie)
Gründe für Emotionsregulation:
- hedonistischer Grund (lustbetont): damit neg. Affekte verschwinden
- funktional (situativ)
- Selbstschutz und Selbstdarstellung (impression management)
Einfluss durch diverse soziale Normen (display rules):
- geschlechtsspez. Normen
- berufsbezogene Normen
- kulturspez. Normen
-Erfassung durch zB Emotion Regulation Questionnaire (ERQ)
Deskriptives Modell der Strategie-Klassifikation (zur Emotionsregulation) (Parkinson und Totterdell, 1999)
- Erfassung von Strategien bei negativen Affekten durch Fragebögen
- Ergebnis: 162 Strategien auf 2 Dimensionen:
1) Einsatzmittel: kognitiv vs verhaltensorientiert (s. Lazarus)
2) Absichtsstrategie: Vermeidung/Ablenkung vs Konfrontation
Prozess-Modell der Strategie-Klassifikation (zur Emotionsregulation) (Gross, 1998, 2007)
Klassifikation je nach zeitlicher Einordnung der Regulation
1)frühe (antezedenz-fokussierte) Strategien (Situationsauswahl, -modifikation, Aufmerksamkeitslenkung, kognitive Umbewertung)
2)späte (reaktions-fokussierte) Strategien
-Physiologie
-Affekt
-Ausdrucksverhalten
(Reaktionskontrolle)
Zentrale Strategien der Emotionsregulation
Unterdrückung und Neubewertung
Gross (1998): Neubewertung besser als Unterdrückung (Stress/Ekel auslösenden Film über Amputationen schauen)
- Manipulation: vorherige Instruktion
1) ohne Instruktion (KG)
2) Ausdruck der Gefühle unterdrücken
3) sachliche/unemotionale Betrachtung (Neubewertung)
-Maße: Mimik, subj. Affekte, Physiologie
-Ergebnisse (im Vergleich zur KG):
Bei Unterdrückung: Mimik stark reduziert, Affekt unverändert, Physiologie erhöhte Erregung
Bei Neubewertung: Mimik reduziert, Affekt reduziert, Physiologie unverändert
->Interpretation: Neubewertung besser
Metaanalyse zu Strategien der Emotionsregulation (Webb et al., 2012)
-Stichprobe: 306 Studien zur Regulation (meist neg. Emotionen)
Befunde..
- zu Strategien:
- Neubewertung am besten
- Ablenkung auch gut
- Unterdrückung hat wenigsten Effekt
- Konzentration (Intensivierung, Konfrontation) hat negative Effekte aber auch therapeut. Zwecke
- leichter beeinflussbare Emotionen: Traurigkeit und Belustigung + Negativierung leichter als Positivierung
- Zusammenhänge zu Persönlichkeitseigenschaften (Strategie-Persönlichkeit)
- Diskrepanz der Emotionskomponenten bei Strategienutzung (s. Gross, 1998)
Klassische Temperamente (Empedokles, 5. Jhd. v. Chr.; Eysenck, 1990)
1) Sanguiniker=extravertiert und emotional stabil
2) Choleriker=extravertiert und emotional instabil
3) Phlegmatiker=introvertiert und emotional stabil
4) Melancholiker=introvertiert und emotional instabil
- >Eysenck hat Persönlichkeit auf den zwei Dimensionen abgebildet (Koordinatensystem)
Pesönlichkeitsdimensionen (Big 5) und emotionale Korrelate
- Extraversion: Korrelation mit pos. Affekten, Glück, Erlebnishunger
- Neurotizismus: Korrelation mit neg. Affekten, emotionaler Labilität, Angst, Depressivität, Verletzlichkeit
Emotionale Kompetenz
1) Emotionsregulation (Reaktivität, Strategie-Repertoire)
2) Enkodierungskompetenz (Darstellen der Emotionen)
3) Dekodierungskompetenz (Erkennen von Emotionen)
Emotionale Intelligenz (Salovey und Mayer, 1990; Goleman, 1998)
1) Wahrnehmung von Emotionen
2) Nutzung von Emotionen zur Unterstützung des Denkens
3) Verstehen von Emotionen
4) Umgang mit Emotionen
Enkodierungs- und Dekodierungskompetenz
- Fähigkeit, emotionale Infos zu senden und zu empfangen
- Übertragung nach dem Brunswik’schen Linsenmodell
- Encoder
- > ausgewählte Cues
- ->Übertragung im Kontext
- –>wahrgenommene Cues
- —>Decoder
Befunde:
- Enkodierungskompetenz als stabiles, eindimensionales Konstrukt mit Geschlechterunterschieden, Korrelationen mit andegen Eigenschaften (Extraversion, Selbstwert, kognitiver Stil)
- Dekodierungskompetenz kaum stabil erfassbar (bei bekannten Personen besser als bei Unbekannten)
Geschlechterstereotype und emotionales Verhalten
-Selbstbeschreibungen decken sich oft mit den Stereotypen
-Korrelation zwischen berichteten und tatsächlichen Skills gering (Enkodierung, Dekodierung)
-Strategie bei Frauen: Verharren (Konzentration), soz. Unterstützung, Schuldzuweisung
-Strategie bei Männern: Unterdrückung, Ablenkung, Beseitigung von Problemen
-Enkodierung bei Frauen: Mimik
-Enkodierung bei Männern: Stimme
Kritik: Effekt der Erhebungsmethode (Befunde nur bei direkter Befragung), Kultur-, Situationsabhängigkeit, Einflüsse des Kanals/Mediums der Enkodierung kaum beachtet
Frisch (1997): Emotionen in Dyaden; Auswirkungen des Interaktionspartners (Mann vs Frau)
- Stichprobe: gleich- vs. gemischtgeschlechtliche Dyaden
- Aufgabe: Gespräch über polit. Themen
- Maße: Ausdrucksverhalten (v.a. Lächeln)
- Ergebnisse:
1) in gleichgeschlechtlichen: Lächeln bei Männern und Frauen rel. gleich; Männer-Männer mehr soziales unf bei Frauen-Frauen mehr Duchenne-Lächeln
2) Kontexteffekte v.a. bei Männern: mit anderen Männern viel weniger Duchenne-Lächeln (und mehr soziales Lächeln) als mit Frauen
Universalitätshypothese
- universelle Emotionsausdrucksformen und Erkennung
- Überformung durch kulturelle Besonderheiten möglich (Darbietungsregeln (display rules) und Dekodierungsregeln (decoding rules))
Die neurokulturelle Theorie der Emotion (Ekman, 1972) (Enkodierung)
- Einfluss soziale Lernprozesse (neuro) auf den Ausdruck der Primäraffekte (v.a. Mimik)
- Darbietungsregeln in Abhängigkeit sozialer Situationen:
1) Deintensivierung/Abschwächung
2) Intensivierung
3) Neutralisierung/Affektlosigkeit
4) Maskierung - > Enkodierung (v.a. Mimik)=Ausdruck von Emotionen und sozial motivierte Absichten (display rules)