VL 4- Persönlichkeitsstruktur 1 Flashcards
Persönlichkeitsfaktoren- Grundansatz
- variablenorientierte Sicht
- Basis:
Persönlichkeitsdimensionen, die durch Skala gemessen werden
- Ausgangsfrage:
Welches sind die grundlegenden Eigenschaften hinsichtlich derer
Personen sich unterscheiden?
Persönlichkeitsfaktoren-Big5- früher… (JJ)
früher
- überwältigende Anzahl an Persönlichkeitsskalen
- kein übergreifendes Modell
- keine einheitliche Begrifflichkeit
- erschwert Kommunikation und Vergleich von Befunden
- Jingle-Jangle-Fallacy (Block, 1995)
- Jingle: Unterschiedliche Konstrukte mit dem gleichen Namen
Jangle: Gleiche Konstrukte mit unterschiedlichem Namen
der lexikalische Ansatz (auch: Sedimentationshypothese)
- relevante Eigenschaftsbegriffe sind in Sprache repräsentiert
- Nutzung aller persönlichkeitspsychologisch relevanten Worte aus
Wörterbuch als Basis für umfassende Persönlichkeitsbeschreibung
Gordon Allport-Big5
- Gordon Allport
- Extraktion aller Worte aus englischem Wörterbuch, die Verhalten einer Person von Verhalten anderer differenzieren
- Allport & Odbert, 1936
- Resultat: 18.000 Worte (“a semantic nightmare” -Allport, 1937)
- Extraktion aller Worte aus englischem Wörterbuch, die Verhalten einer Person von Verhalten anderer differenzieren
- Bildung von 4 Kategorien
- Persönlichkeitseigenschaften
- vorübergehende Zustände, Stimmungen und Aktivitäten
- stark bewertende Urteile
- physische Eigenschaften, Leistungsmerkmale, Talent
Raymond Cattell- Big5
- Raymond Cattell
benutzte Persönlichkeitseigenschaften
aus Liste von Allport und Odbert
(4.500 Worte)
- reduzierte diese auf 171 Gegensatzpaare
- Alert vs. absent-minded
- Observant, vigilant vs. dreamy, indefinite
- Omnipercipient antevert vs. depersonalized retrospective
- Empirische Reduktion auf 35 Variablen auf Basis von Fremdeinschätzungen
- identifizierte 12 Faktoren, die auch Teilseines 16 Personality Factors (16 PF) Fragebogens wurden Anzahl und Art der Faktoren konnte später nicht bestätigt werden
Big5- lexikalische Studien
- Norman (1967): reduzierte Liste auf 2800
Eigenschaftsworte
- Goldberg (1990): durch Klassifikation Reduktion auf 339
und später 100 Adjektive
- Angleitner, Ostendorf & John (1990): 5092 Adjektive aus
Wahrigs deutschem Lexikon, reduziert auf 411 Adjektiv
Faktorenanalyse- allgemein
- Reduktion einer Vielzahl von Variablen (Eigenschaften) auf wenige
Faktoren (übergeordnete Dimensionen)
- Variablen werden auf Ähnlichkeit untersucht: Ähnliche (hoch korrelierte)
Variablen werden zusammengefasst und durch einen Faktor repräsentiert
- Faktoren sollen möglichst unterschiedlich
(statistisch unabhängig) sein
Faktorladung
entspricht Korrelation zwischen Variable und Faktor
(Ähnlichkeit wird zwischen -1 und +1 angegeben)
Faktorwert
Ausprägung einer Person auf einem Faktor
Eigenwert
Wie wichtig ist ein Faktor (laden viele Variablen hoch auf den Faktor)
Definition der Big5
- seit den 60er Jahren wurden wiederholt fünf Faktoren identifiziert
- Offenheit für Erfahrungen (Kultur, Intellekt): mentale Komplexität
originell, unkonventionell, einfallsreich, neugierig
konventionell, konservativ, desinteressiert, einfach
- Gewissenhaftigkeit: zielorientierte Impulskontrolle
organisiert, zielstrebig, ordentlich, zuverlässig, verantwortungsbewusst
faul, nachlässig, ungenau, ziellos
- Extraversion: aktives Aufsuchen der sozialen Umgebung
gesellig, gesprächig, durchsetzungsfähig, aktiv, lebhaft, fröhlich
zurückhaltend, schüchtern, gehemmt, passiv
- Verträglichkeit: prosoziale, gemeinschaftliche Orientierung
gutmütig, vertrauensvoll, wohlwollend, hilfsbereit, bescheiden
kalt, zynisch, aggressiv, streitlustig
- Neurotizismus (Emotionale Stabilität): negative / instabile Emotionalität
ängstlich, unsicher, depressiv, verletzlich, stressanfällig
gelassen, entspannt, selbstsicher, ruhig, robust
andere Modelle
- Sechs-Faktorenlösung (HEXACO-Modell)
- zusätzlicher Honesty-Humility-Faktor
- Drei-Faktorenlösungen
- breiter gefasste Version der Big Five
- Saucier & Goldberg:
- Extraversion, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit
- im Kulturvergleich besser replizierbar
- kann weniger Persönlichkeitsunterschiede erklären
- Multidimensional Personality Questionnaire von Tellegen:
positive Emotionalität, negative Emotionalität und Zurückhaltung - Zwei-Faktorenlösung
- α: Socialization-Faktor; Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit,
Neurotizismus - β: Personal Growth-Faktor; Extraversion und Offenheit
- Ein-Faktorenlösung
- starke Wertung als positive und negative Persönlichkei
Messung der Big5 - Costa, McCrae
Paul Costa Jr. und Robert McCrae
- NEO-PI (Costa & McCrae, 1985)
- analysierten 16PF-Fragebogen und fanden 3 Faktoren
- erweiterten diese Faktoren nachträglich auf die Big Five
- NEO-PI-R (Costa & McCrae, 1992)
- 240 Items für alle Big Five mit je 6 Facetten
- Güte: hohe interne Konsistenz, temporäre Stabilität, konvergente
und diskriminante Validität
- aber: sehr lang und dadurch sehr zeitaufwändig
- NEO-FFI (Costa & McCrae, 1992)
- 60 Items auf Basis des NEO-PI
- ausreichende interne Konsistenz
Messung Big5- Donahue
- BFI (John, Donahue & Kentle, 1991)
- kurzer Fragebogen (44 Items) mit typischen Big Five-Komponenten
- keine einzelnen Adjektive oder Sätze, sondern kurze Phrasen
- gute interne Konsistenz und Retest-Reliabilität, hohe konvergente und
divergente Validität
Messung der Big5- Gerlitz, Schupp
- BFI-S (Gerlitz & Schupp, 2005)
- extrem kurze Version des BFI (15 Items)
- Testgüte reicht nicht mehr für Individualdiagnostik aus,
kann aber weiterhin sehr nützlich für Gruppenvergleiche sein - Anwendung in großen Längsschnittstudien (z. B. im SOEP
Fazit Big5
- Fazit Big Five
- finden sich bei unterschiedlicher Methodik
- Selbst- und Fremdbericht, Verhaltensbeobachtung
- repliziert in unterschiedlichen Stichproben
- Strukturmodell in unterschiedlichen Sprachen und Kulturen repliziert (z.B.
China, Holland, Italien, Australien, Südafrika, Kanada, Finnland, Polen,
Portugal, Israel, Korea, Japan) - kulturelle Unterschiede in Bezug auf das Niveau und die Bedeutung
(Expressions of Traits) - aber auch alternative kulturspezifische Modelle, z.B. Chinese Personality
Assessment Inventory - rein deskriptives Model