VL 10 - Komplexere Stressmodelle Teil II: Das Modell der Salutogenese und die Theorie der Ressourcenerhaltung Flashcards
Was hat Antonovsky erfunden?
Das Modell der Salutogenese
Was sind die hauptaussagen des Modells der Salutogenese?
- Salutogenese, etwa: Gesundheitsentstehung // Gegenbegriff zur Pathogenese
- Statt von Homöostase wird von Heterostase und Entropie ausgegangen.
- Gefragt ist nicht: Was macht krank? Sondern: Wie schaffen es Menschen gesund zu bleiben?
Wie sieht die Graphik zum Generellen Adaptations-Syndrom (GAS) aus?
Wovon ging Antonovsky aus?
- menschliche Organismus prototypisch im Zustand heterostatischer Disharmonie sei, was das Herzstück der salutogenen Orientierung ist.
- Krankheit und Entropie (Abstieg ins Chaos) normal sind und nicht die Ausnahme von regulierten homöostatischen Prozessen, die gelegentlich gestört werden und zu Pathologie führen.
- Ein fruchtbarerer Ansatz wäre, sich auf das allgemeine Problem der aktiven Anpassung an eine Umgebung zu konzentrieren, in der Stressoren allgegenwärtig und unvermeidlich sind.
Was sind die Determinanten von Gesundheit und weitere wichtige Konstrukte im Modell?
(Salutogenese)
Determinanten von Gesundheit und weitere wichtige Konstrukte im Modell:
- Gesundheit – Krankheitskontinuum
* allgemeine und spezifische Widerstandsressourcen
* Kohärenzsinn
* (potentielle) Stressoren
* Spannung
* Spannungsmanagement (Bewältigung)
* Stress
Was kann man zum Gesundheit – Krankheitskontinuum sagen?
- Was bedeutet Salutogenese in diesem Kontext?
Annahmen:
* Zwischen Gesundheit und Krankheit besteht ein Kontinuum (keine Dichotomie).
* Alle verorten sich irgendwo auf diesem Kontinuum
* Salutogenese: Bewegungen auf diesem Kontinuum
Was versteht man in dem Modell der Salutogenese von allgemeinen und spezifische Widerstandsressourcen?
-> Was sind die Annahmen über sie?
Allgemeine (generalisierte) Widerstandsressourcen (generalized resistance resources, GRRs):
- genetisch-konstitutionelle Ressourcen
– (z.B. hohe Immunkompetenz)
- psychosoziale Ressourcen:
– Psychische Ressourcen (z.B. Wissen),
– materielle Ressourcen (z.B. Besitz),
– soziale Ressourcen (z.B. soziales Netzwerk)
-> Annahmen:
- abhängig von: gesellschaftlich-historischem Kontext, Erziehungspraktiken, sozialen Rollen, individuellen Faktoren und dem Zufall
* werden in vielen unterschiedlichen Belastungssituationen wirksam (d.h. generalisiert)
* Über die Erfahrung von sozialer Teilhabe, persönlicher Kontrolle und einem Gleichgewicht von
Unter- und Überforderung, helfen sie, Lebenserfahrungen als sinnvoll und kohärent zu erleben.
.
Spezifische Widerstandsressourcen (specific resistance resources, SRRs)
- Sind nur bei spezifischen Belastungssituationen wirksam, z.B.: Telefonseelsorge, bestimmtes Medikament etc.
Was versteht man in dem Modell der Salutogenese von Kohärenzsinn?
-> Was sind die Annahmen?
Kohärenzsinn („Sense of Coherence“, SOC)
- tiefe Überzeugung , dass das eigene Leben verstehbar, sinnvoll und bewältigbar ist.
-> Annahmen:
- Grundlage: Viele Widerstandsressourcen -> positive Lebenserfahrungen
- Entwicklung: Kindheit bis in das frühe Erwachsenenalter, danach stabile Disposition
- Hoher Kohärenzsinn befördert das Individuum -> Gesundheitspols.
- Niedriger Kohärenzsinn befördert das Individuum-> Krankheitspols.
Woraus besteht der Kohärenzsinn im Modell der Salutogenese?
Kohärenzsinn als beständiges Grundvertrauen, bestehend aus:
.
1. Verstehbarkeit: Internale und externale Stimuli sind strukturiert, vorhersagbar und erklärbar
2. Handhabbarkeit: Ressourcen zur Bewältigung stressreicher Situationen stehen zur Verfügung
3. Sinnhaftigkeit: Anforderungen aus der Umwelt stellen Herausforderungen dar, die es wert sind, dass man sich ihnen stellt
Kann man Kohärenzsinn in der Salutogenese messen?
Kohärenzsinn Messinstrument: SOC-29
* 29 Items mit 3 Subskalen
* keine gute Faktorvalidität
-> häufig Generalfaktor „Kohärenzsinn“
Was sind Beispielitems für den koherenzsinn?
SOC-29
Was sind potentielle Stressoren in dem Modell der Salutogenese?
-> Wie werden sie erfasst?
(potentielle, allgegenwärtige) Stressoren:
* endogene VS.
* exogene
* psychosoziale VS.
* physikalische/biochemische
.
- Erfassung von potentiellen Stressoren im Modell: meist als kritische Lebensereignisse
- Aber auch: Bewertung der Stressoren als solche durch das Individuum
Die Annahmen des Modells der Salutogenese zu:
- Spannung
- Spannungsmanagment (Bewältigung)
- Stress
Spannung:
- Modell der Salutogenese
- Stressoren lösen Spannungszustand aus
- Mobilisierte Widerstandsressourcen (GRRs & SRRs) interagieren mit Spannungszustand und halten ihn an oder tragen zur Überwindung die Stressoren bei
Spannungsmanagement (Bewältigung):
- Mobilisierung von Widerstandsressourcen
- Erfolgreiches Spannungsmanagement stärkt Kohärenzsinn
- Stabilisiert Gesundheits-Krankheits-Position oder befördert Gesundheit
Stress:
- Nicht-erfolgreiches Spannungsmanagement resultiert in Stress
- Stress und Pathogene interagieren, befördern in Richtung Krankheit
Was sagen die empirischen Ergebnisse zu dem Modell der Salutogenese?
- Komplexes Modell, oft nur in Teilen untersucht
. -
Kohärenzsinn und Gesundheit:
-> geringere Anzahl von Beschwerden sowie weniger somatoforme Symptome und geringere Beeinträchtigungen des Alltagslebens
-> hohe Zusammenhänge mit psychischer Gesundheit, weniger mit körperlicher Gesundheit
-> Mechanismus: Personen mit hohem Kohärenzsinn zeigen in belastenden Situationen günstigeres Bewältigungsverhalten
Gibt es Kritik zu dem Modell der Salutogenese?
- Soziale Determinanten von Gesundheit nicht hinreichend berücksichtigt
- Wenig ausgeprägte Subjektebene: Gesundheit kann auch durch das aktive Handeln des Individuums hergestellt werden (z.B. Gesundheitsverhalten)?
- Kohärenzsinn verändert sich auch nach dem 30. Lebensjahr noch
- Konstrukt des Kohärenzsinns trotz weiter Verbreitung umstritten:
Brauchen wir den Kohärenzsinn?
-> große Überlappung mit anderen etablierten Konstrukten wie Optimismus, Selbstwirksamkeitserwartungen, Kontrollüberzeugungen, negativer Affektivität