Therapeutische Beziehung & Erstkontakt Flashcards
Exemplarisches Ablaufschema eines Erstgesprächs nach Wendisch & Neher 2003
- Begrüßung
Vorstellen der eignen Person, der Einrichtung & der Ziele des Erstgesprächs erste Informationen & Aufklärung; zu ersten fragen zum Rgahmen des Gesprächs auffordern - Aktueller Anlass
Aktueller Anlass für Behandlungswunsch erfragen; Klärung des Zuweisungskontextes - Störungsanalyse & Vorbehandlungen
Aktuelle Ausprägung der Symptome; Erklärungskonzept des Patienten; bisherige Veränderungsversuche & ihr erfolg - Biographie
Einstieg in die Biographie & Bezug zur aktuellen Lebenssituation; momentan bedeutsame Verhaltenskativa & Passiva - Erwartungen
Erste Erwartungsklärug an die Psychotherapie - Abschlusssituation
Ermunterung zu offenen Fragen oder Ergänzungen; Besprechung des weiteren Vorgehens; ggf. erweiterte Aufklärung
- Begrüßung
Vorstellen der eignen Person, der Einrichtung & der Ziele des Erstgesprächs erste Informationen & Aufklärung; zu ersten fragen zum Rgahmen des Gesprächs auffordern
- Aktueller Anlass
Aktueller Anlass für Behandlungswunsch erfragen; Klärung des Zuweisungskontextes
- Störungsanalyse & Vorbehandlungen
Aktuelle Ausprägung der Symptome; Erklärungskonzept des Patienten; bisherige Veränderungsversuche & ihr erfolg
- Biographie
Einstieg in die Biographie & Bezug zur aktuellen Lebenssituation; momentan bedeutsame Verhaltenskativa & Passiva
- Erwartungen
Erste Erwartungsklärug an die Psychotherapie
- Abschlusssituation
Ermunterung zu offenen Fragen oder Ergänzungen; Besprechung des weiteren Vorgehens; ggf. erweiterte Aufklärung
Dorsch, Psychologisches Wörterbuch:
Erster Eindruck:
die Art, wie man von einem Menschen bei der ersten Begegnung angemutet wird. Zur Erkenntnis der Person kann der erste Eindruck oft wesentliches beitragen, doch ist sein Wert als diagnostisches Mittel begrenzt, zumal auch Vorurteile dabei entstehen.
Vorsicht Urteilsverzerrungen
„Angewandte Sozialpsychologie“ z.B. Primacy-Recency- Effekt, Negativeffekt, Extremitätseffekt
Asch, 1946
„Wir schauen einen Menschen an, und sofort bildet sich in uns ein bestimmter Eindruck über seinen Charakter“
Erwartungen der Therapeut*In
Vorurteile und Erwartungen an Pat. können z.B. resultieren aus:
• Theorien zur Entstehung der Störung
• Alltagsplausibilität, Stereotypen
• Eigene Lebensthemen/ -konflikte
! Urteil im klinischen Setting kommt schnell zustande und ist auch durch nähere Informationen schwer korrigierbar (Blaser 1977, Nisbett & Ross, 1980)
Erwartungen der Patienten
• Vorstellung über Problementstehung und erfolgreiche Therapie
• Rollenerwartungen, z.B. „die Therapeutin soll meine Probleme
lösen“
• Prognostische Erwartungen, „Ich will so wie früher sein“ „Rückfälle dürfen nicht mehr vorkommen“
• Inhaltliche Erwartungen, „Eigentlich müsste mein Chef sich ändern“
• Ablauferwartungen, „Ich brauche mindestens 1 Jahr Therapie um meine Probleme zu beheben“
Aufgaben der Therapeut*In im Erstgespräch
Ergeben sich
- aus den Zielen und Ansprüchen der therapierenden Person selbst (d.h. Infos über Symptomatik und Therapieanlass, erste diagnostische Abklärung, Erfassung zentraler Konzepte, Klärung der bzw. Schaffung positiver Rahmenbedingungen) sowie
- aus den Zielen und Ansprüchen der Patient*In (d.h. Verstanden werden, Therapieerfolgserwartung, Information über Therapie/Transparenz, Klärung organisatorischer Fragen)
Unterscheidung verschiedener Ebenen/Faktoren im Erstgespräch
1.Information 2.Beziehung 3.Intervention
Informationssuche der Therapeut*In
• Anlass für Behandlungswusch
• Erfassung der aktuellen Symptomatik und des bisherigen Verlaufs; Erstellung einer Verdachtsdiagnose und Abklärung der wichtigsten diagnostischen Kriterien
• Behandlungsmöglichkeit klären und frühzeitig entscheiden
• Erfassung zentraler problemspezifischer Konzepte, Werte und Ziele der
PatientIn
• Erfassung allgemeiner Konzepte, Werte und Ziele der PatientIn
• Erfassung vorhandener Ressourcen und Kompetenzen der Patient*In
Beispiele für spezifische diagnostische Fragen I
Welche konkreten psychischen und körperlichen Symptome treten aus?
Dauer und Intensität der Symptome?
Welche Kognitionen sind damit verbunden?
Wie sieht das konkrete Verhalten der PatientIn aus und welche Ziele verfolgt er damit?
Gibt es situative Abhängigkeiten oder andere Einflussfaktoren?
• Gibt es wichtige aufrechterhaltende Bedingungen?
• Wann und wie haben die Probleme begonnen?
• Welche auslösenden Faktoren lassen sich erkennen?
• Gab es vorher andere Schwierigkeiten?
• Wie sah der weitere Krankheitsverlauf aus bzw. gab es zwischenzeitliche Remissionen?
Welche Folgewirkungen liegen vor?
• Welche medizinischen Untersuchungsergebnisse gibt es?
• Welche Behandlungsversuche wurden bislang unternommen?
• Welche konkreten Änderungswünsche hat die PatientIn?
3 Hauptfragen für den Erstkontakt nach Kanfer
- Warum kommt eine Person zum jetzigen Zeitpunkt in die Therapie ?
Was hat gerade jetzt dazu geführt? Warum kommt die Person nicht früher oder später? - Weshalb kommt die Person zu mir ?
Von wem empfohlen? Wie ist sie auf mich bzw. unsere Institution gestoßen? - Weswegen kommt sie in Therapie ?
Was sind die „Präsentier-Symptome“? Welche impliziten und expliziten Gründe gibt es für den Beginn einer Therapie? Wie müsste die Situation beschaffen sein, damit eine Therapie nicht (mehr) notwendig wäre?
Beispiel: Bulimische Pat. mit großer Angst vor einer Gewichtszunahme
• Bei welchem Gewicht fühlen Sie sich wohl? Warum?
• Was würde sich ändern, wenn Sie 3 Kilo zunehmen?
Warum?
• Woran stellen Sie das konkret fest? Warum?
• Was würden Sie dann über sich denken? Warum?
• Was würden andere über Sie denken? Warum?
• Welche Konsequenzen hätte das? Warum?
• Welchen Grund gibt es dann für Sie, Ihr Essverhalten zu ändern und damit wahrscheinlich an Gewicht zuzunehmen?
Informationsweitergabe an Patient*In
- Informationen/Erklärungen zur Symptomatik und zum Störungsverlauf
- Vermittlung allgemeiner Prinzipien der Behandlung
- Informationen zum Ablauf und Klärung organisatorischer Fragen
Informationsweitergabe an Patient*In
- Informationen/Erklärungen zur Symptomatik und zum Störungsverlauf
- Vermittlung allgemeiner Prinzipien der Behandlung
- Informationen zum Ablauf und Klärung organisatorischer Fragen
“Hemmendes“ Therapeutenverhalten
Beispiele:
- Schroffes, hektisches, nur auf Effizienz bedachtes und nicht- einfühlsames Verhalten
- Unhöflichkeit, Arroganz, fehlender Respekt
- Formelle, moralisierende, aggressive Haltung
- Geringe Aufmerksamkeit, Ignoranz, Desinteresse
- Fehlender Blickkontakt
Aufbau einer guten therapeutischen Beziehung
- Kompetenzzuschreibung bzw. –erwartung erhöhen
- Vermittlung therapeutischer Erfahrung
- Hohe Transparenz
- Sicherheit des Auftretens
- Negativen Vorurteilen der Patient*In entgegenwirken
- Äußeres Erscheinungsbild, nonverbale Äußerungen und allgemeines soziales Verhalten der Therapeut*In
Aufbau einer guten therapeutischen Beziehung im Erstgespräch
Zentrales Ziel: PatientIn soll wiederkommen
Zentrale Faktoren, die diese Entscheidung beeinflussen:
• Leidensdruck
• Erfolgserwartung von Pat. /Kompetenzerwartung bzgl. TherapeutIn
• Anforderungen an Pat. durch Therapie
• Positives emotionales Erleben in Therapiesituation (sich sicher, verstanden, erst genommen, wichtig fühlen, etc.)
Bedeutung der therapeutischen Beziehung
- Bis Mitte der 70er Jahre konzentrierte sich die VT vorrangig auf Therapietechniken, meist losgelöst von der Person der Therapeut*In und dem Setting
- Ziel: Erarbeitung exakt beschreibbarer, d.h. lernbarer Prozeduren, deren Wirksamkeit unabhängig von der Person des Therapeuten nachweisbar sein sollen
- Beziehungsfaktoren = unspezifische Wirkmechanismen, sollten bei Effektivitätsstudien möglichst ausgeschaltet bzw. konstant gehalten werden
- Unabhängig von dieser theoretischen Überzeugung zeigte sich eine Diskrepanz zur Empirie
- Vergleichsstudien zeigten bei VerhaltenstherapeutInnen mehr Empathie und intensiven persönlichen Kontakt als bei GesprächspsychotherapeutInnen und Psychoanalytiker*Innen
- Unabhängige Rater beurteilten Gesprächsführung als sehr warm, persönlich engagiert, und interessiert, zudem fand sich mehr verbale Aktivität und Direktheit sowie größere Variabilität bzw. Flexibilität im interaktionellen Verhalten
Bedeutung der therapeutischen Beziehung
2 Sichtweisen zur Funktion der therapeutischen Beziehung:
- Voraussetzung für effektives therapeutisches Handeln
- Beziehung selbst als entscheidender Wirkfaktor
- AktuellerForschungsstand:TherapeutischeBeziehungund therapeutische Technik sind keine getrennten Einflussgrößen, es wird von einer Interaktion ausgegangen