7. Depressionen Teil 1- Kognitive Verhaltenstherapie bei Major Depression Flashcards
Depressive Episode
ICD-10
Gleichzeitiges Vorliegen von mindestens zwei der folgenden Symptome über mindestens zwei Wochen (1):
• Depressive Stimmung in einem für die Betroffenen
deutlich ungewöhnlichen Ausmaß über die meiste Zeit
des Tages
• Verlust des Interesses oder der Freude an normalerweise
angenehmen Aktivitäten
• Verminderte Energie und erhöhte Ermüdbarkeit Zusätzlich mindestens zwei Symptome :
1. Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme
2. Verlust des Selbstvertrauens oder des Selbstwertgefühls 3. Schuld- und Wertlosigkeitsgefühle
4. negatives Zukunftsdenken und Pessimismus
5. Selbstverletzung, suizidale Handlungen oder Gedanken an Suizid
6. Schlafstörungen jeder Art
7. Appetitverlust
Depressive Episode
DSM-IV
A) Vorliegen von fünf der folgenden Symptome über mindestens zwei Wochen; dabei muss entweder die depressive Stimmung oder der Verlust an Interesse und Freude zu den Symptomen gehören.
1. depressive Verstimmung an fast allen Tagen, die meiste Zeit des Tages
2. deutlich vermindertes Interesse oder Freude an (fast) allen Aktivitäten
3. verminderter Appetit und Gewichtsverlust oder gesteigerter Appetit und Gewichtszunahme
4. Schlaflosigkeit oder vermehrter Schlaf
5. Veränderung des Aktivitätsniveaus, entweder Verlangsamung (psychomotorische Hemmung) oder Unruhe 6. Energieverlust oder große Müdigkeit
7. Schuldgefühle oder Gefühl der Wertlosigkeit
8. verminderte Konzentrationsfähigkeit, Denk- oder Entscheidungsfähigkeit
9. wiederkehrende Gedanken an den Tod oder Suizid
B) Die Kriterien einer gemischten Episode sind nicht erfüllt C) Leiden oder Beeinträchtigungen in wichtigen Funktionsbereichen
D) Die Symptome sind nicht auf die körperliche
Wirkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors zurückzuführen
E) Es handelt sich nicht nur um einfache Trauer (entfällt im DSM-5)
Depressive Episode - Spezifizierung
ICD-10
Schweregrad: leicht, mittelschwer, schwer ohne/mit psychotischen Merkmalen
Eventuell somatisches Syndrom, das folgende typischen Merkmale aufweisen kann: Verlust von Freude oder Interesse, mangelnde Reaktionsfähigkeit auf positive Ereignisse, mindestens zwei Stunden zu frühes Erwachen, Morgentief, psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit, Appetitverlust, Gewichtsverlust, Libidoverlust
Depressive Episode - Spezifizierung DSM-IV
Schweregrad: leicht, mittelschwer, schwer ohne/mit psychotischen Merkmalen
Subtypus: katatone, melancholischen oder atypische Merkmalen,
mit postpartalem Beginn
Chronizität
Bei nicht voll erfüllten Kriterien den gegenwärtigen Zustand und/oder Merkmale der letzten Episode:
• teilremittiert, vollremittiert
• chronisch
• Subtypus: katatone, melancholischen oder atypische Merkmalen
• mit postpartalem Beginn
Major Depression im DSM-5: Hier entfällt der Ausschluss von Trauerreaktionen. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass Trauer durch ähnliche Symptome wie depressive Episoden gekennzeichnet sein kann. Die Diagnose der Major Depression sollte im Trauerfall daher mit Vorsicht vergeben werden.
Wichtige Neuerungen DSM-5 im Erwachsenenbereich
Depressive Störungen
Vorher: Affektive Störungen
Neu:
• Prämenstruelle Dysphorische Störung
• Persistierende Depressive Störung (Dysthymie und chronische
depressive Störungen)
Major Depression
• Aufhebung von Trauerreaktionen als Ausschlusskriterium
• Zahlreiche Zusatzkodierungen •Schweregrad, Voll-
/Teilremission, Beginn, gemischte/psychotische Merkmale et
Symptomatik der Depression
1.Affektveränderungen Niedergeschlagenheit, Interesselosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Gefühlslosigkeit und Abstumpfung 2.Somatische Symptome Schlafstörungen Appetitverlust 3.Kognitive Symptome Selbstabwertung Beschäftigung mit Schuld Konzentrationsschwierigkeiten, generalisierte negative Sichtweise Gedanken an den Tod 4.Motorische Symptome Verlangsamung Agitiertheit.
Spontanverlauf und Therapiemöglichkeiten
…
Verlaufsmuster unipolarer Depressionen (nach DSM-IV)
1. Einzelepisode ohne vorangegangene dystemie 2. 1. Einzelepisode mit vorangegangene dystemie 3. Revidierende Depression ohne vorangegangene Dystemie ohne vollständige Remission zwischen den Episoden 4. Revidierende Depression mit vorangegangene Dystemie mit vollständige Remission zwischen den Episoden 5. Revidierende Depression mit vorangegangene Dystemie ohne vollständige Remission zwischen den Episoden
Major Depression: Klinische Merkmale
• häufigste Symptome:
– Energielosigkeit 97% Ängste 90% Schlafstörungen 80%
• Suizidalität:
– ~ absichten bei 60-70%; ~ rate 10-15%; Suizidrate 30-fach erhöht im Vergleich zur
Allgemeinbevörlkerung
• häufige Komorbiditäten:
– Störungen durch psychotrope Substanzen, Panikstörung, Zwangsstörung,
Anorexia und Bulimia nervosa, Borderline-Persönlichkeitsstörung
• körperliche Faktoren:
– erhöhte Raten für Schmerzen und körperliche Krankheiten; 4fach erhöhte
Mortalität bei über 55jährigen Personen mit MD
• häufigste Symptome: MD
– Energielosigkeit 97% Ängste 90% Schlafstörungen 80%
• Suizidalität: MD
– ~ absichten bei 60-70%; ~ rate 10-15%; Suizidrate 30-fach erhöht im Vergleich zur
Allgemeinbevörlkerung
• häufige Komorbiditäten: MD
– Störungen durch psychotrope Substanzen, Panikstörung, Zwangsstörung,
Anorexia und Bulimia nervosa, Borderline-Persönlichkeitsstörung
• körperliche Faktoren: MD
– erhöhte Raten für Schmerzen und körperliche Krankheiten; 4fach erhöhte
Mortalität bei über 55jährigen Personen mit MD
Epidemiologie MD
• 12-Monats-Prävalenz für die Major Depression in der
Altersgruppe der 18- bis 79-Jährigen etwa 7 % (Deutschland)
• 16-20 % (Lebenszeitprävalenz)
• In Deutschland sind ca. 3 Millionen Menschen an unipolarer Depression erkrankt
• 10% der Hausarztpatienten
• Frauen : Männer = 2 : 1, alle Altersgruppen
Ca. jede 4. Frau und jeder 8. Mann erkranken im Laufe des Lebens an einer Depression
Durch Krankheit verlorene LEBENSJAHRe
- unipolare Depression
- Ichämische Herzkrankheiten
- Demenzen
….
Major Depression: Verlaufsmerkmale
• Prognose:
– Wahrscheinlichkeit erneuter Episoden: bei 50-60% nach 1. MDE eine 2. MDE; bei 70% nach 2. eine 3. MDE;
bei 90% nach 3. eine 4. MDE
– bei 5-10% nach 1. MDE eine manische Episode innerhalb von 6-10 Jahren
• Studie:
– bei stationärer Behandlung der 1. MDE 50% volle Remission innerhalb eines Jahres;
– jedoch nach Klinikentlassung
bei 25% Rückfall innerhalb von 6 Monaten, bei 30-40% innerhalb von 2 Jahren,
bei 50-75% innerhalb von 5 Jahren
Major Depression: Prognostische Faktoren
• generell: hohes Rezidivrisiko, Chronifizierungstendenz
– je schwerer die 1. MDE desto höher das Risiko der Chronifizierung bzw.
inkompletten Remission
– je mehr MDE auftreten, desto kürzere Intervalle zwischen den Episoden, desto
schwerere Episoden
• gute Prognose:
leichte Episoden; später Onset; komplette Remissionen zwischen Episoden; stabile Freundschaften in der Jugendzeit; stabile familiäre Beziehungen; gute soziale Anpassung in den fünf Jahren vor erster MDE; keine Komorbidität; keine Persönlichkeitsstörung
• schlechte Prognose:
schwere und langandauernde Episoden; psychotische Merkmale; geringes Niveau der prämorbiden sozialen Anpassung; Komorbidität mit dysthymer Störung, Missbrauch von Alkohol bzw. anderen Substanzen oder Angststörungen; bei Männern größeres Risiko für chronischen Verlauf
• generell Prognose MD:
hohes Rezidivrisiko, Chronifizierungstendenz
– je schwerer die 1. MDE desto höher das Risiko der Chronifizierung bzw.
inkompletten Remission
– je mehr MDE auftreten, desto kürzere Intervalle zwischen den Episoden, desto
schwerere Episoden
• gute Prognose MD:
leichte Episoden; später Onset; komplette Remissionen zwischen Episoden; stabile Freundschaften in der Jugendzeit; stabile familiäre Beziehungen; gute soziale Anpassung in den fünf Jahren vor erster MDE; keine Komorbidität; keine Persönlichkeitsstörung
• schlechte Prognose MD:
schwere und langandauernde Episoden; psychotische Merkmale; geringes Niveau der prämorbiden sozialen Anpassung; Komorbidität mit dysthymer Störung, Missbrauch von Alkohol bzw. anderen Substanzen oder Angststörungen; bei Männern größeres Risiko für chronischen Verlauf
Diagnostik zu Beginn (und während!) der Therapie
Potentielle Fragen bei freier Exploration in der klinischer Routine
– Können Sie sich noch an etwas freuen?
– Haben Sie noch Interesse an etwas?
– Grübeln sie viel?
– Welche Meinung haben Sie über sich?
– Haben Sie das Gefühl, das Leben sei sinnlos geworden? – Wären Sie manchmal lieber nicht mehr am Leben?
– Fühlen Sie sich grundlos müde, erschöpft, antriebslos?
– Spüren Sie Schmerzen, Enge- oder Druckgefühle am Körper?
– Haben Sie Schlaf-, Appetitstörungen?
– Haben Sie Probleme mit der Aufmerksamkeit, der Konzentration oder dem Gedächtnis?
– Haben Sie Schwierigkeiten in sexueller Hinsicht?
Diagnostik MD
Strukturierte Interviews/Checklisten
SKID
Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV/DSM-5
DIPS
Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen (DSM-IV und ICD-10)
Mithilfe des neuen DIPS Open Access können Diagnosen psychischer Störungen nach DSM-5 und ICD-10 zuverlässig gestellt werden
IDCL
Internationalen Diagnose-Checklisten (ICD-10)
Diagnostik
Fremdbeurteilung MD
HAMD
Hamilton Depression Scale
MADRS
Montgomery Asberg Depression Rating Scale
Diagnostik
Selbstbeurteilung MD
BDI-II Beck-Depressions-Inventar ADS Allgemeine Depressionsskala PHQ-9 Depressionsmodul, Patient Health Questionaire
Prominentere Risikofaktoren und Modelle
Risikofaktoren •Alter •Geschlecht •Familienstand •Sozialer Status •Psychosoziale Stressoren •Komorbidität •Familiäre Belastung und Genetik •Kindheitstraumatisierung Primär psychologische Modelle •Verstärker-Verlust-Theorie nach Lewinsohn •Dysfunktionale Kognitionen und Schemata nach Beck •Erlernte Hilflosigkeit nach Seligman •Psychodynamische Modelle Primär biologische Modelle •Transmitter-Mangel -Modelle • Überaktivierung der Hypothalamus- Hypophysen- Nebennierenrinden-Achse •Immunologisches Modell „sickness-behavior“
Depression und Alter
u förrmiger Verlauf
Depression und Geschlecht
Lebenszeitprävalenz in Deutschland (Jacobi et al., 2004) Frauen = 25% versus Männer = 12,3%
Determinanten für Geschlechtsunterschiede sind unklar
Piccinelli & Wilkinson, 2000
Psychosoziale Faktoren erscheinen gegenwertig wahrscheinlich
Niedriger sozialer Status & depression
Depression ist häufiger bei Personen mit niedrigem sozioökonomischen Status Lorant et al., 2003, Am J Epidemiol.
Depression als stärkstes Korrelat eines niedrigen Subjektiven sozialen Status
Quon et al., 2013, Health Psych.
Psychosoziale Stressoren und depression
Life events
Kendler et al., 2003, Arch Gen Psychiatry.
Kindheitstraumatisierung
Familiäre Belastung und Genetik und Depression
Für unipolare Depressionen werden Konkordanzraten von 23–50% bei monozygoten und 14–37% bei dizygoten Zwillingen berichtet (Craddock & Forty, 2006; Maier, 2004).
Wahrscheinlich entfalten genetische Faktoren ihre Wirkung über:
-passive Gen-Umwelt-Interaktionen durch die Vermittlung erhöhter Vulnerabilität bei Konfrontation mit nicht
kontrollierbaren adversen Lebensereignissen
- aktive Gen-Umwelt-Interaktion durch die Vermittlung einer
erhöhten allgemeinen Anfälligkeit für die Herbeiführung
depressionskritischer Lebensereignisse (z. B. Trennung von Partner, Schul- und Ausbildungsabbruch)
-passive Gen-Umwelt-Interaktionen
durch die Vermittlung erhöhter Vulnerabilität bei Konfrontation mit nicht
kontrollierbaren adversen Lebensereignissen
- aktive Gen-Umwelt-Interaktion
durch die Vermittlung einer
erhöhten allgemeinen Anfälligkeit für die Herbeiführung
depressionskritischer Lebensereignisse (z. B. Trennung von Partner, Schul- und Ausbildungsabbruch)
Verstärker-Verlust-Theorie nach Lewinsohn
Lernpsychologisch-verstärkungstheoretisches Erklärungsmodell für Depression
Dysfunktionale Kognitionen und Schemata nach Beck
Kognitive Störung mit dysfunktionalen Denkweisen
Erlernte Hilflosigkeit nach Seligman
Lernpsychologisches Erklärungsmodell für Depression
Psychologische Modelle Depression
Verstärker-Verlust-Theorie nach Lewinsohn
Dysfunktionale Kognitionen und Schemata nach Beck
Erlernte Hilflosigkeit nach Seligman
Biologische Modelle
Transmitter-Mangel-
modell
Überaktivierung der Hypothalamus-Hypophysen- Nebennierenrinden-Achse
Transmitter-Mangel-Modelle
…
Überaktivierung der Hypothalamus-Hypophysen- Nebennierenrinden-Achse
…
Immunologisches Modell „sickness-behavior“
Sick
…
Vulnerqabilitäts stress Modell depression
…
Mögliche medikamentöse Auslöser depressiver Syndrome
Orale Kontrazeptiva Lynestrenol/ Mestranol Cinnarizin Flunarizin Virustatika Acyclovir Amantadin Interferon – A Zytostatika L- Asparaginase Vincristin ACE-Hemmstoffe Enalapril Antiarrhythmika Disopyramid Antibiotika Isoniazid Antihistaminika (H2) Cimetidin Antimykotika Amphotericin B Antisympathotonika Vasodilatatoren α - Methyldopa Clonidin Reserpin β - Sympatholytika Nadolol Propanolol Timolol Diuretika Thiazide Kalziumantagonisten Diltiazem Nifedipin Verapamil Kortikoide Prednison Magen-Darm-Prokinetika Metoclopramid
Depression: Übersicht der Behandlungsgrundlagen und Möglichkeiten
Pharmakotherapie
Pharmakotherapie allgemein
Tri- (und tetrazyklische) Antidepressiva (TZA) bzw. nichtselektive Monoamin-Rückaufnahme-Inhibitoren (NSMRI);
Selektive Serotonin-Rückaufnahme-Inhibitoren (SSRI);
Monoaminoxidase (MAO)-Inhibitoren (MAOI);
Selektive Serotonin-/Noradrenalin-Rückaufnahme-Inhibitoren (SSNRI); Selektive Noradrenalin-Rückaufnahme-Inhibitoren (SNRI); Alpha2-Rezeptor-Antagonisten;
Selektiver Noradrenalin-Dopamin-Rückaufnahme-Inhibitoren (Bupropion);
Melatonin-Rezeptor-Agonist (MT1/MT) und Serotonin 5-HT2C-Rezeptor- Antagonist (Agomelatin).
Pharmakotherapie Tabelle…
…
Pharmakotherapie (S3-Leitlinien)
Wirksamkeit bei leichten Depressionen: Unterschiede zwischen Placebo und Antidepressiva sind statistisch nicht nachweisbar, so dass nur sehr wenige Patienten von einer Behandlung mit Antidepressiva profitieren dürften.
Wirksamkeit bei mittelschweren bis schweren Depressionen: der Wirkunterschied zwischen Antidepressiva und Placebo ist hier ausgeprägter, da bei den schwersten Formen bis zu 30 % der behandelten Patienten über die Placeborate hinaus von Antidepressiva profitieren.
Psychotherapie bei Depression I
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
fokussiert auf dysfunktionale kognitive Prozesse und Emotionen, maladaptives Verhalten
Tiefenpsychologisch orientierte Kurzzeittherapie
fokussiert u.a. unbewusste innere Konflikt; negative Erfahrungen in der frühen Kindheit und Jugend
Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapie (CBASP)
Integrative Therapie (lerntheoretischer, entwicklungspsychologische und interpersonelle Theorien) zur Behandlung der chronischen Depression
Interpersonelle Therapie (IPT)
fokussiert auf misslungene Anpassungsprozesse an sich verändernde Umweltbedingungen im zwischenmenschlichen und psychosozialen Kontext
Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT)
Transdiagnostischer Ansatz, fokussiert eher Prozesse statt Diagnosen. Aufbau psychologischer Flexibilität, insbesondere Techniken zur Achtsamkeit und Akzeptanz werden verwendet. Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT)
fokussiert Achtsamkeit; Bewusstmachen, Erlauben und Geschehen lassen von Stress, Gefühlen, Gedanken und Körperempfindungen; insbes. zur Rückfallprophylaxe
Schematherapie (ST)
Weiterentwicklung der KVT, integriert psychodynamische Konzepte, fokussiert Schemata bzw. emotionalen Strukturen, die in Entwicklung eingeprägt wurden und das Verhalten (unbewusst) steuern.
Humanistische Verfahren, z.B. Gesprächspsychotherapie (GPT)/ Process-Experimental Psychotherapy
Grundprinzipien: Empathie, Kongruenz und bedingungslose Wertschätzung; PE-GPT ist fokussiert auf übermäßige Selbstkritik, unbewältigte Erinnerungen und problematische oder vom Patienten als unangemessen empfundene Verhaltensweisen
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
fokussiert auf dysfunktionale kognitive Prozesse und Emotionen, maladaptives Verhalten
Tiefenpsychologisch orientierte Kurzzeittherapie
fokussiert u.a. unbewusste innere Konflikt; negative Erfahrungen in der frühen Kindheit und Jugend
Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapie (CBASP)
Integrative Therapie (lerntheoretischer, entwicklungspsychologische und interpersonelle Theorien) zur Behandlung der chronischen Depression
Interpersonelle Therapie (IPT)
fokussiert auf misslungene Anpassungsprozesse an sich verändernde Umweltbedingungen im zwischenmenschlichen und psychosozialen Kontext
Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT)
Transdiagnostischer Ansatz, fokussiert eher Prozesse statt Diagnosen. Aufbau psychologischer Flexibilität, insbesondere Techniken zur Achtsamkeit und Akzeptanz werden verwendet.
Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT)
fokussiert Achtsamkeit; Bewusstmachen, Erlauben und Geschehen lassen von Stress, Gefühlen, Gedanken und Körperempfindungen; insbes. zur Rückfallprophylaxe
Schematherapie (ST)
Weiterentwicklung der KVT, integriert psychodynamische Konzepte, fokussiert Schemata bzw. emotionalen Strukturen, die in Entwicklung eingeprägt wurden und das Verhalten (unbewusst) steuern.
Humanistische Verfahren, z.B. Gesprächspsychotherapie (GPT)/ Process-Experimental Psychotherapy
Grundprinzipien: Empathie, Kongruenz und bedingungslose Wertschätzung; PE-GPT ist fokussiert auf übermäßige Selbstkritik, unbewältigte Erinnerungen und problematische oder vom Patienten als unangemessen empfundene Verhaltensweisen
Interventionen zum Gesundheitsverhalten bei Depression
Überwiegende Anzahl der Interventionen zum Gesundheitsverhalten fokussieren den Aufbau physischer Aktivität, aber auch Schlaf-, Sucht- und Ernährungsverhalten
Beinhalten häufig lern- bzw. motivationspsychologische Komponenten
Gesundheitspsychologische Aspekte lassen sich in Psychotherapie integrieren (z.B. Verbesserung der Schlafhygiene, Bewegungsmangel erkennen und beim Aktivitätenaufbau berücksichtigen)
Weitere Möglichkeiten Depressionsbehandlung
Lichttherapie, insbes. saisonalen Muster
Wachtherapie (Schlafentzug), wenn rasche kurzfristige Besserung gewünscht
Elektrokonvulsivetherapie, insbes. schwere therapieresistente Episoden
U.v.m.
Was kann durch Psychotherapie bei Depression erwartet werden?
Meta-Analyse von Cuijpers et al. (2014; J Affect Dis)
• 92Studien;6900Patienten
• 62% erfüllen bei Behandlungsende die Kriterien für MD nicht
mehr (aber: auch über 40%
in Kontrollbedingung)
KVT bei Depression (in Anlehnung an Hautzinger) Exemplarisch illustriert mit Therapiematerialien der Psychotherapie Ambulanz
Marburg
Schritt 1 „Fokus Information und therapeutische Beziehung“ Schritt 2 „Fokus Verhalten“ (Aufbau positiver Aktivitäten) Schritt 3 „Fokus Kognitionen“ (Kognitive Therapie)
Schritt 4 „Fokus Fertigkeiten“ (insbes. soziale Kompetenzen) Schritt 5 „Stabilisierung und Rückfallprophylaxe“
KVT bei Depression (in Anlehnung an Hautzinger)
Schritt 1 „Fokus Information und therapeutische Beziehung“
- Aufbau therapeutischer Beziehung
- Anamnese: Lebens-und Krankengeschichte, Krankheitsverlauf, prägende Bezugspersonen und Erfahrungen (emotionale, kognitive, traumatische) mit diesen herausarbeiten
- Zentrale Probleme erkennen und benennen
- Ziele herausarbeiten und konkretisieren
- Vermittlung des therapeutischen Rationals
Das kognitive Modell nach Beck
Prädispositionen - dysfunktionale Grundannahmen - rigide schamata - negative kognitive Stile Automatische Gedanken - absolutistisch - verallgemeinernd - verzerrt - unlogisch - unangemessen Ereignisse - externe & interne Auslöser Depression - emotionale - somatische - motorische - motivatonale Symptome
Multifaktorieller Erklärungsanasatz nach Hauzinger
A
Vorausgehende Bedingungen,
Auslösende Ereignisse
B
Unmittelbare emotionale Reaktionen,
Automatisierte Verhaltensmuster, Gedächtniszugang
C
Zunahme der Selbstaufmerksamkeit: Fokus nach innen
D
Zunahme an negativen, Abnahme an positiven dingen
E
Schlechte Stimmung
F
Depression: psychomotorische , kognitive, motivatonale, interpersonelle, physiologische Konsequenzen
G
Chronischer Stress, Pers. Bedingungen, Prädispositionen, Vulnerabilitäten
Schritt 2 „Fokus Verhalten“
Aufbau positiver Aktivitäten
• AufbauendaufdemVerstärker-Verlust-Modell(Lewinsohn)
„You can change how you feel by changing what you do!“
• Selbstbeobachtung mittels Plänen: welche Aktivitäten finden statt und welche Qualität (pos. versus neg.) haben aktuelle Aktivitäten
Zusammenhang zwischen Verhalten und emotionalem Erleben
• Exakte Planung positiver Aktivitäten: Nutzung von Protokollen und Plänen
• Aufrechterhaltung eines antidepressiven Aktivitätsniveaus
Schritt 2 „Fokus Verhalten“
Aufbau positiver Aktivitäten
A) Zusammenhang zwischen Verhalten und emotionalem Erleben protokollieren
• Vor allem mithilfe von Tagebüchern, in denen z. B. für jede Stunde eines Tages festgehalten wird, was der Patient jeweils gemacht hat und wie seine Stimmung in dieser Zeit aussah.
Wochenplan
Schritt 2 „Fokus Verhalten“
Aufbau positiver Aktivitäten
B) Systematische Zusammenhang zwischen Verhalten und emotionalem Erleben identifizieren
• Bei Besprechung der Aufzeichnungen lenkt der Therapeut die Aufmerksamkeit auf Schwankungen in den Stimmungseinschätzungen (und seien sie auch noch so klein)
Auch „Kognitive Intervention“ = Wiederlegung der Annahme: „Ich bin hilflos“ „Mir geht es immer gleich schlecht“
Waage angenehme Aktivitäten & Pflichten
Depressionsspirale & Aufwärtsspirale
Schritt 2 „Fokus Verhalten“
Aufbau positiver Aktivitäten
C) Erarbeitung von Plänen mit Aktivitäten, die Stimmung positive beeinflussen können
• Basierend auf Protokollen und Listen mit positiven Aktivitäten
• Explorieren von positiven Tätigkeiten und Hobbys, denen die Patienten in der Vergangenheit (bzw. auch in ihrer Kindheit) gern nachgegangen sind.
• Soweit möglich sollten dabei positive interpersonale Erfahrungen möglich sein
Wochenplan, liste positive Aktivitäten + genaue Planung der Aktivitäten
Befindlichkeitstagebuch
kurve des Tagebuchs
KVT bei Depression (in Anlehnung an Hautzinger)
Schritt 3 „Fokus Kognitionen“
(siehe Veranstaltung zu Kognitiver Therapie!)
• Erkennen von automatisierten (verfestigter) kognitiven Mustern und dysfunktionalen Schemata und Grundüberzeugungen
• Herausarbeiten des biographischen Zusammenhangs dieser Muster
• Erarbeiten alternativer Sichtweisen, Haltungen und
kognitiver Muster; Gedankenkontrollstrategien, Training neuer Denk-und Verarbeitungsmuster, (Spalten) -Protokolle führen, Alltagstests
AB Gedanken steuern unsere Gefühle
AB Das ABC der Gefühle
AB Welche Gedanken führen zu welchen Gefühlen, mit welchen Gedanken & Gefühlen reagiere ich in kritischen Situationen?, ABC Bogen ABCDE
KVT bei Depression (in Anlehnung an Hautzinger)
Schritt 4 „Fokus Fertigkeiten“
(siehe Veranstaltungen zu Fertigkeiten!)
Erlernen neuer Fertigkeiten:
Stressmanagement, Sozialverhalten, Selbstsicherheit, Kommunikation und Interaktion (Einbezug von Partner, Familie), Problemlösen sowie andere für die individuelle Situation benötigten Skills.
Übungen, Rollenspiele, Exposition und Konfrontation, Alltagstests
KVT bei Depression (in Anlehnung an Hautzinger)
Schritt 5 „Stabilisierung und Rückfallprophylaxe“
Vorbereitung auf Krisen, Beibehaltung des Gelernten, Notfallplanung, Auffrischungs-
bzw. Stabilisierungssitzungen, Erhaltungstherapie, Rückfallverhinderung
AB Was mir bei depression hilft?