4. Verhaltensanalyse, Plananalyse & Fallkonzeption Flashcards

1
Q

Verhaltensanalyse auf Mikroebene

A

▪ Zentrales „Werkzeug“ in der Verhaltenstherapie
▪ Betrachtet Problemverhalten in einer konkreten Situation
▪ „Horizontale Analyse“
▪ SORKC-Schema nach Kanfer als einflussreichste Methode

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2
Q

SORKC-Schema nach Kanfer

A

Ausgangspunkt ist ein „problematisches Verhalten“, dass von zentraler Relevanz für die betreffende Störung ist und dessen vorrausgehende Bedingungen und Konsequenzen so exakt wie möglich analysiert werden sollen.
• Durchführung mit Patient*In in der Sitzung am Flipchart oder Whiteboard und/oder ggf. auf Grundlage von Berichten, Fremdanamnese etc.
• In der Regel Bestandteil von Therapieanträgen (VT)!

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3
Q

SORKC-Schema nach Kanfer

Praktische Durchführung

A

Schritt 1: «Verhaltensvariable R»
Schritt 2: «Stimulusvariable S»
Schritt 3: «Konsequenzvariable C» und «Kontingenzvariable K»
Schritt 4: «Organismusvariable O»

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4
Q

Schritt 1: «Verhaltensvariable R»

A

• Problemverhalten (R-Variable; z.B. Essanfälle, Angstattacken) in einer konkreten Situation auf verschiedenen Verhaltensebenen möglichst präzise beschreiben
• In der Regel „Rückwärtsanalyse“
Beschreibungsebenen für R:
• Rkog (Kognitionen)
• Remot (Emotionen)
• Rphysiol (Physiologie )
• Rmot (Motorik = beobachtbares Verhalten)
Kognitiv-emotionale, physiologische & behavioral Reaktionen (Problemverhalten) (z.B. Ich beherrsche den Lernstoff nicht, der Prüfer kist nicht mit mir zufrieden (kognitive Reaktion), Angst (emotionale Reaktion), Schweißausbrüche (physiologische Reaktion), zu Boden schauen (behaviorale Reaktion im Sinne des Unterlassens einer sozial kompetenten Reaktion)

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5
Q

Schritt 2: «Stimulusvariable S»

A

Externe (Sextern) und interne Bedingungen (Sintern), die dem Problemverhalten vorausgehen und mit diesem potentiell in funktionalem Zusammenhang stehen.
Extern: z.B. Umweltreize, Verhalten anderer
Intern: z.B. Gedanken, Emotionen, körperliche
Veränderungen
Interne & externe Reize, die auf den Organismus einwirken (z.B. Sintern: Erwartung von Misserfolg, Sextern: ein strenger Blick des Prüfers)

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6
Q

Schritt 3: «Konsequenzvariable C» und «Kontingenzvariable K»

A

• Kurzfristige versus langfristige Konsequenzen
• Qualität der Konsequenz (+ -)
• Evtl. Entstehungsort (intern, z.B. Selbstbewertung, extern, z.B. Aufmerksamkeit)
• Ggf. Kontingenz und Kontiguität
(vgl. operante Konditionierung!)
Kontingenz: Auf das Problemverhalten folgen manchmal, immer regelmäßig intermittierend etc. bestimmte Konsequenzen (Verstärkerplan)
Konsequenz: Negative Verstärkung (C-durchgestrichen: z.B. die Angst lässt nach), positive Verstärkung (C+; z.B. Zuwendung bekommen); Wegnahme eines positiven Verstärkers (C+durchgestrichen: z.B. Computerverbot); Hinzufügen eines aversiven Reizes (C-; z.B. Strafarbeit in der Schule)

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7
Q

Schritt 4: «Organismusvariable O»

A

• Vermittelnde Bedingung zwischen der vorausgehenden Situation und dem Problemverhalten zu betrachten ist
• Schnittstelle zwischen der horizontalen und vertikalen Verhaltensanalyse
• Alle biologisch-physiologischen und psychosozialen Faktoren
Situationsübergreifende biologische & psychische Merkmale der Person, die die Aktualgenese des Problemverhaltens meditieren (z.B. Temperamentsmerkmale, kognitiv-affektive Selbstkonzeptschemata, biologische Mechanismen wie Stoffwechselstörungen, Herzrhythmusstörungen etc.)

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8
Q

SORKC-Schema als Grundlage für Modifikation

A

O-Variable: Ansatzstelle für kognitive Therapie (z.B. kognitive Umstrukturierung dysfunktionaler Schemata)
Lerntheoretisch begründete Möglichkeiten der Verhaltensmodifikation über die Variablen des SORKC Modells
Verhaltensaufbau
-S: klassische Konditionierung: Sensibilisierung
Verhaltensabbau
- Gegenkonditionierung d.h. verhaltensauslösenden Reiz mit alternativem Verhalten verknüpfen; Desensibilisierung, d.h. Signalwirkung des Reizes durch schrittweise Konfrontation abbauen
Verhaltensstabilisierung
Fading out d.h. zunehmendes Ausblenden situativer Bedingungen; Generalisierung von Reizen

R: Shaping d.h. Aufbau eines neuen Verhaltens durch sukzessiven Aufbau von Verhaltenselementen; Channing d.h. Verkettung bekannter Verhaltensweisen zu einer komplexen Reaktion

Sättigung d.h. Präsentation des unerwünschten Verhaltens als oft zu wiederholende Aufgabe

Übung & systematisches Variieren der Übungsformen, Übungsmethoden & Übungsbedingungen

K: hohe Kontingenz & Kontinuität sowohl für Konsequenzen als auch Hinweisreize
Auflösung von hoher Kontingenz & oder Kontinuität
Reduktion von hoher Kontingenz & oder Kontinuität

C: positive & negative Verstärkung
direkte & indirekte Bestrafung

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9
Q

Verhaltensanalyse auf Makroebene

A

▪ Biografischer Gesamteindruck von relevanten Problem- und Lebensbereichen
▪ Kontext der Störungsentwicklung und Aufrechterhaltung
▪ Prädisponierende, auslösende und aufrechterhaltene Faktoren
(z.B. resultierende Schemata/Grundannahmen/Oberpläne
▪ Viele unterschiedliche Methoden!
▪ Häufig soll Verhalten situationsübergreifend erklärt werden
→ Organismus (O) Variable

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10
Q

Verhaltensanalyse auf Makroebene

Beispielfragen:

A

Zentral: Wie ist das Problem im Laufe des Lebens entstanden?
Welche Rolle hat PatientIn erlebt?
Gibt es genetische und/oder biologische Faktoren?
Gab es bestimmte Muster in der Interaktion mit Bezugspersonen? Welches waren bedeutsame Modelle?
Liegt ein Verhalten vor, dass sich über mehrere Generationen zeit? Welche Muster gibt es in der Beziehungsgestaltung?

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11
Q

O-Variable als

A

Schnittpunkt zur vertikalen Ebene

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12
Q

Plananalyse (z.B. Caspar 2007)

A

▪ Weiterentwicklung der „Vertikalen Verhaltensanalyse“ (Grawe und Dziewas, 1978)
▪ Hierarchie von „Plänen“ als Schlüssel zum Verständnis für das Verhalten und Probleme im Gesamtbild
▪ Pläne müssen nicht bewusst oder rational sein
Pläne: Einheiten, die aus einer motivationalen Komponente (Motiv, Zweck, Ziel) und einer oder mehrerer Verhaltenskomponenten bestehen. (z.B. Plan „Anerkennung“ → Mittel „versucht sich immer Mitzuteilen“) = Mittel-Zweck-Relation
▪ Konstruktivistischer Ansatz → Prozess mit Überprüfungen und Ausdifferenzierungen

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13
Q

Plananalyse (z.B. Caspar 2007)

Wichtige Fragen zur Konstruktion von Plänen:

A
  • Welche Gefühle und Eindrücke löst der Patient bei mir und anderen aus?
  • Was will er bei mir und anderen erreichen, wozu will er mich und andere bringen, welche Verhaltenstendenzen auslösen?
  • Welches Bild von sich versucht er mir und anderen zu vermitteln?
  • Welches Bild von sich versucht er für sich aufrechtzuerhalten?
  • Was würde ihm gut tun, was wäre schlimm für ihn?
  • Welches Verhalten von mir und anderen würde gar nicht in die Situation passen, würde er versuchen zu verhindern?
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14
Q

Fallkonzeption

A

▪ Beschreibung der aktuellen individuellen und sozialen Situation der PatientIn einschließlich Diagnostik und Entstehungsgeschichte.
▪ Umfassende Verhaltensanalyse mit Hypothesen zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Störung und Berücksichtigung aller anderen therapierelevanten Aspekte
▪ Vorläufige Bestimmung der Therapieziele
▪ Plananalyse kann als Ansatz zur individuellen Fallkonzeption dienen

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