Therapeutische Arbeitsbeziehung und Brüche (Sitzung 4. und 5. - Vorlesung) Flashcards
Erkläre die Allianz von Bordin. Welche drei Komponente beinhaltet sie?
Die Workingalliance bezieht sich auf die Qualität der Beziehung zwischen Therapeut und Klient während einer Therapie. Sie umfasst verschiedene Aspekte, die dazu beitragen, dass die Therapie effektiv ist und positive Veränderungen beim Klienten bewirken kann:
1) Übereinstimmung bzgl. Zielen („Worum geht es?“): Dies bezieht sich darauf, dass Therapeut und Patient sich darüber einig sind, welche Ziele sie im Rahmen der Therapie erreichen wollen
2) Übereinstimmung bzgl. Aufgaben („Wer macht was?“): Hier geht es darum, dass Therapeut und Patient sich darüber einig sind, wer welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten innerhalb der Therapie übernimmt.
3) Emotionale Verbindung („Wer mag wen / vertraut wem?“): Eine positive therapeutische Beziehung basiert auf Vertrauen, Respekt und Empathie. Es ist wichtig, dass sich der Patient wohl und verstanden fühlt und eine sichere Umgebung für die Exploration und Veränderung bietet.
Wie wichtig ist die Arbeitsbeziehung und wie wichtig sind die Brüche?
- Arbeitsbeziehung verfahrensübergreifend stabiler
Prädiktor des Therapieergebnisses - Brüche der Arbeitsbeziehung sind häufig
- Das Erleben von Brüchen, die „repariert“ werden, ist
möglicherweise besonders gut für ein gutes
Outcome
Was ist das 3RS zur Abbilden von Brüchen?
Das “Rupture Resolution Rating System” (3RS) ist entwickelt worden, um Brüche zu bewerten und adressieren.
Das 3RS-System ermöglicht es Therapeuten, Brüche zu identifizieren, ihre Schwere zu bewerten und Strategien zur Lösung dieser Brüche zu entwickeln. Es basiert auf die Idee, dass die Reparatur von Brüchen in der therapeutischen Beziehung entscheidend ist, um die Effektivität der Therapie zu verbessern und positive Veränderungen beim Klienten zu fördern
Woran merkt man, dass es einen Bruch gibt?
- Mangel an Zusammenarbeit bzgl. anstehender Aufgaben
und Ziele in der Beratung / Therapie - Spannungen in der emotionalen Beziehung
- Merke: „Bruch“ klingt schwerwiegend, kann aber auch eine kleinere Spannung / Belastung des Geschehens sein!
- Patientin und Therapeutin arbeiten nicht kooperativ und produktiv zusammen („ziehen nicht an einem Strang“)
- Pat. und T. scheinen irgendwie voneinander distanziert zu sein
- Ggf. große Langeweile während der Sitzung
Was ist das Vorgehen bei einem Bruch?
1) Gibt es einen Allianzbruch?
2) Welche Kategorie? (Rückzugsbrüche vs. Konfrontationsbrüche)
3) Wie geht der Therapeut damit um? Lösungsstrategien
Was sind die zwei Arten von Brüchen?
1) Rückzugsbrüche:
– Interpersonelle Bewegung: Pat. bewegt sich vom
therapeutischen Geschehen / Therap . weg
– Interpersonelle Themen: Beschwichtigung oder Isolation
– Interpersonelle Dysbalance : Streben nach Gemeinschaftlichkeit (communion ) um den Preis der Wirkmächtigkeit (agency)
2) Konfrontationsbrüche:
– Interpersonelle Bewegung: Pat. stellt sich gegen Therap
– Interpersonelle Themen: Aggression oder Kontrolle
– Interpersonelle Dysbalance: Streben nach Wirkmächtigkeit (agency ) um den Preis der Gemeinschaftlichkeit (communion)
3) Mixed
Was sind Anzeichen für einen Rückzugsbruch?
- Verleugnung offensichtlicher Gefühle, Bedeutungen etc.
- Minimale Antwort , wenn eigentlich mehr zu erwarten wäre
- Abstrakte Kommunikation , wenn es eigentlich wichtig werden könnte
- Vermeidendes Geschichtenerzählen und / oder Themenwechsel , wenn die Auseinandersetzung mit einem Thema anstünde
- Inhalt Affekt Spaltung , wenn Gefühle schwierig wären
- Selbstkritik und / oder Hoffnungslosigkeit , die mögliche Veränderung lahmlegt
Was sind Anzeichen für einen Konfrontationsbruch?
Beschwerden/ Bedenken über den Therapeut*in:
- bzgl. anstehender Aufgaben in der Therapie
- bzgl. der Rahmenbedingungen der Therapie
- bzgl. der Fortschritte in der Therapie
- Nicht kollaborative Zurückweisung von Interventionen / Deutungen und Formulierungen der/des Therapeut*in
- Vertei digung gegenüber der/dem Therapeut*in
- Direktes Bemühen die/den Therapeut*in zu kontrollieren / unter Druck zu setzen
Was ist die Reparatur-Sequenz eines Bruches?
1) Den Bruch erkennen: Dies kann durch verschiedene Anzeichen wie Missverständnisse, emotionale Distanz oder Spannungen deutlich werden
2) Den Bruch benennen: Der Therapeut benennt und beschreibt den Bruch offen und ehrlich gegenüber dem Patienten. Dies ermöglicht beiden Seiten, sich des Problems bewusst zu werden und darüber zu sprechen, anstatt es zu ignorieren oder zu verbergen
– Aktiv
– Taktvoll
– Wertfrei
– Kollaborativ
– Unter Anerkennung eigener Anteile
3) Den Bruch bearbeiten: In diesem letzten Schritt arbeiten Therapeut und Patient gemeinsam daran, den Bruch zu reparieren und die Beziehung zu stärken. Dies kann durch offene Kommunikation, das Klären von Missverständnissen, das Ausdrücken von Empathie und Verständnis sowie das Entwickeln von Strategien zur Bewältigung zukünftiger Herausforderungen geschehen
Was sind die drei Auflösungsstrategien von Brüchen?
- Unmittelbare Strategien: Diese Strategien werden direkt angewendet, um den Bruch sofort zu adressieren und aufzulösen. Dazu gehören das Klären von Missverständnissen, das Ändern von anstehenden Aufgaben und Zielen sowie das Verdeutlichen von Aufgaben und das Bereitstellen von Begründungen für das Vorgehen
- Weiterführende / bedeutungsgebende Strategien: Diese Strategien gehen über die unmittelbare Lösung des Bruchs hinaus und zielen darauf ab, eine tiefere Bedeutungsebene zu erforschen. Dies kann beinhalten, den Patienten dazu einzuladen, über Gedanken und Gefühle bezüglich der Therapie zu sprechen, die eigene innere Wahrnehmung der Beziehung mitzuteilen, den eigenen Anteil an den Schwierigkeiten in der Beziehung anzuerkennen und den Bruch auf übergeordnete interpersonelle Muster zu beziehen
- Sonstige Strategien: Diese Strategien umfassen verschiedene Techniken, um die defensive Haltung des Patienten zu verstehen und zu rechtfertigen, sowie das Neufokussieren oder “Umleiten” des Patienten, um die Therapie fortzusetzen