Gerontopsychologie I und II (Sitzung 12. & 13. - Vorlesung) Flashcards
Wie altern wir?
Altern ist nicht nur ein körperliches, sondern auch ein psychisches, Soziales und ein geistiges Problem
- Altersbedingte Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit stehen in engem Zusammenhang mit dem physiologischen Alterungsprozess
- Geistige Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit lassen mit zunehmendem Alter nach
- Reduktion der Synapsendichte
- Reduktion der Neurotransmitter
–> Weniger effiziente Informationsverarbeitung - Erfolgt auf Kosten der grauen Substanz und geht mit nur wenig Volumenänderung der weißen Substanz einher
Welche kognitive und mnestische Bereiche verändern sich beim Altern?
Kristalline Intelligenz (das Wissen, die Erfahrungen und das Wissen, das eine Person im Laufe ihres Lebens ansammelt.), prozedurales, semantisches, prospektives, autobiographisches Gedächtnis - unverändert
Fluide Intelligenz (neue Probleme zu lösen, sich an neue Situationen anzupassen, abstrakt zu denken und logisch zu schlussfolgern), Arbeitsgedächtnis, episodische, Kurzzeitgedächtnis, Planungsfähigkeit, Kognitive Flexibilität, Aufgabenwechsel, kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit - Abbau
Geteilte, selektive und Daueraufmerksamkeit - leichte Abnahme
Sprache:
Syntaktisches und lexikalisches Wissen - unverändert
Wortfindung - Erschwert
Sprachproduktion - Verändert
Was ist “mild cognitive impairment (MCI)” (leichte kognitive Beeinträchtigung)? Führt es zu Demenz?
Subjektiv oder objektiv kognitive Defizite ohne Einschränkung von Alltagsaktivitäten
Wo hört gesundes Altern auf und fängt pathologisches Altern an? Ist MCI eine Zwischenstufe? - Nein. Die meisten MCI Betroffenen entwickeln keine Demenz (auch nicht nach 10 Jahren, nur 10% von den entwickeln Demenz)
–> -> MCI kann nicht einfach als ein Übergangsstadium zwischen normalem kognitiven Altern und Demenz angesehen werden
Was ist Demenz?
Demenz (ca. 70 Arten von Demenz sind bekannt)- eine Störung höherer Hirnfunktionen, die zu einer Beeinträchtigung des Gedächtnisses sowie der Sprache, des Urteils- und Denkvermögens und/oder Orientierung führt.
- Chronische Störung
- Medikamente haben fast keine Wirkung
- Tritt als Folge von chronischen, degenerativen oder neurologischen und fortschreitenden Krankheiten des Gehirns auf
- Manchmal treten mit Demenz auch Persönlichkeitsveränderungen auf wie erhöhte Reizbarkeit, Depressivität
Was sind die diagnostischen Kriterien der ICD-10 für Demenz?
Eine Demenz beinhaltet nach ICD 10 die Elemente
- Gedächtnisstörung
- Beeinträchtigung eines weiteren Teilbereiches (z.B. Orientierung, abstraktes Denken, Urteilsfähigkeit, Sprache)
- Alltagsrelevanz der Symptomatik, d.h. Einschränkungen der Bewältigung des alltäglichen Lebens aufgrund dieser Störung
Definiere die Alzheimer-Demenz?
1) Gedächtnisverlust: Ein frühes und oft auffälliges Symptom ist der Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Betroffene haben Schwierigkeiten, sich an kürzliche Ereignisse, Namen oder Orte zu erinnern
2) Verwirrung und Desorientierung: Menschen mit Alzheimer-Demenz können sich in bekannten Umgebungen verirren oder den Überblick über die Zeit, den Ort und sogar die eigene Identität verlieren
3) Probleme mit der Sprache: Sprachstörungen sind häufig. Die betroffene Person kann Schwierigkeiten haben, Wörter zu finden, sich flüssig auszudrücken oder komplexe Sätze zu verstehen
4) Veränderungen im Verhalten und in der Persönlichkeit: Verhaltensänderungen wie Reizbarkeit, Aggression, Rückzug oder Depression können auftreten. Die Persönlichkeit kann sich im Laufe der Krankheit verändern
5) Schwierigkeiten bei der Planung und Ausführung von Aufgaben: Alltägliche Aufgaben wie Kochen, Einkaufen oder das Ausführen von Bankgeschäften können schwierig werden, da die Fähigkeit zur Planung und Problemlösung beeinträchtigt ist.
Was sind die Einflussfaktoren für die Entstehung von MCI und Frühdemenz?
Genetik: Risikogen ApoE4: - zwei bis vierfach erhöhtes Risiko
Sozio-ökonomischer Status: höherer sozioökonomischer Status im frühen Leben –> höhere kognitive Leistungen im späteren Leben
Bildung: Bildung (im Frühalter) –> schützenden Effekt auf das AD Risiko
Sprachliche Fähigkeit: niedrige Ideendichte im früheren Leben –> größere kognitive Beeinträchtigungen im späteren Leben
Körperliche Aktivität:
- regelmäßige Spaziergänge –> reduziertes Demenzrisiko
- erhöhte kardiovaskuläre Fitness –> reduziert sowohl biologische als auch kognitive
Vergreisung
Ernährung: stärkere Einhaltung der mediterranen Diät –> Reduktion des AD Risikos und langsamer kognitiver Abbau
Soziale Kontakte und Freizeitgestaltung:
- ausgeprägtes soziales Netzwerk –> schwächt kognitive Auswirkungen von AD ab
- Einsamkeit –> erhöhtes AD Risiko
- Erhöhter Fernsehkonsum –> erhöhtes AD Risiko
Was ist die Diagnostik von Demenz?
Demenz Screening:
1) MMST/MMSE (Mini Mental Status Test/Mini Mental Status Examination)
- Der Goldstandard für Demenzscreening
- Orientierung, Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit, Erinnerungsfähigkeit, Sprache
- Einfach und schnell: 5 10 Min.
- Nicht für Früherkennung milder Formen geeignet
2) DemTect
- Zeitökonomisch (8 10 Min)
- Verbales Gedächtnis, Wortflüssigkeit, intellektuelle Flexibilität, Aufmerksamkeit
- Besser geeignet leichte kognitive Einbußen zu erfassen
Behandlung: Verhaltensanalyse und Therapieplanung (1)
Verhaltensanalyse:
1) Bedingungsanalyse:
- Entstehungsbedingungen: Degenerativ bedingte Beeinträchtigung
- Auslösende Bedingungen: Gedächtnis- und Kompetenzverlust wird bemerkt, z.B. häufiges Vergessen
2) Phänomenologie:
- Emotion: Depressivität, Traurigkeit, Angst, Ärger, Reizbarkeit
- Kognition: Es hat alles keinen Sinn mehr
- Motorik: Inaktivität, Rückzug
- Physiologie: Schlafstörung, motorische Unruhe
3) Funktionsanalyse:
- Konsequenzen sind: Konflikte mit Partnern, Angehörigen und Freunden. Verlust von Erfolgserlebnissen
Behandlung: Reduktion von Risikofaktoren kognitives Abbaus (2)
Besonders bei MCI (hier Einfluss noch möglich) bei Demenz hat dies weniger Sinn
Strategien:
-Kognitive und körperliche Aktivität
-Weiterführung sozialer Kontakte
-Stressreduktion und bewältigung
-Angemessene Ernährung
-Behandlung kardiovaskulärer Risikofaktoren
Behandlung: Psychoedukation (3)
Ziel bei Demenzpatienten:
-Information über Krankheit
-Beseitigung von Unsicherheit
-Motivierung für Psychotherapie
Nicht selten leugnen oder bagatellisieren Patienten kognitive Defizite („ Anosognosie”)
Informationen über Behandlungsmöglichkeiten:
-Mögliche Medikamente
-Psychotherapeutische Interventionen
-Beratung von Angehörigen/Pflegepersonal
-Adressen von Beratungsstellen und Angehörigengruppen
Behandlung: Aufbau angenehmer Aktivitäten (4)
Aktivitäten aus verschiedenen Bereichen:
-Sozial
-Körperlich
-Kognitiv
-Kreativ
Therapierational: Aktivitäten erhöhen die neuronale Plastizität, verlangsamen so den kognitiven Abbau und verbessern die Stimmung
Wichtig: Lob (Verstärkung) des Therapeuten
Behandlung: Förderung emotionaler Bewältigung (5)
Empathisches Rückmelden der Emotion
Validation:
-verbal als auch nonverbale Technik
-das Erleben, die Emotion des Patienten werden für gültig und richtig erklärt
-Verzicht auf Korrektur der falschen Wahrnehmung
-Patient kann Emotion zum Ausdruck bringen, emotionale Erregung wird reduziert
Ablenkung: neues Gesprächsthema mit positivem Inhalt (besonders bei stark beeinträchtigten Personen)
Behandlung: Kognitive Restrukturierung (6)
Zu Anfang der Therapie ist das Akzeptieren der Diagnose ein wichtiges Thema; Unterstützung durch:
-Entkatastrophisierung schlimmer Befürchtungen (bzgl. Leiden etc.)
-Setzen von realistischen Ziele und Erwartungen, die nicht überfordern
-Blick auf vorhandene Kompetenzen, positive Aspekte, Ressourcen
-Erarbeitung verbleibender Möglichkeiten
Behandlung: Modifikation von Verhaltensproblemen (7)
Typische Verhaltensprobleme: aggressives Verhalten, Wandern und Agitation, gestörter Schlaf Wach Rhythmus, psychotische Störungen
Allgemeine Prinzipien zur Modifikation von Verhaltensproblemen:
-Stimuluskontrolle : Veränderung von Umweltbedingungen, z.B. Vermeiden von Kritik, Geräuschen usw.; Tagesablauf mit fester Routine
-Operantes Konditionieren , z.B. Lob von angemessenem Verhalten
-Beratung von Angehörigen/Pflegenden : Kommunikationsfertigkeiten vermitteln; Bewältigung von Depression, Angst, Ärger
- Professionelle Hilfsangebote , z.B. Entlastung durch Tagespflege
- Medizinische Abklärung : Behandlung mögliche körperliche Erkrankungen, Veränderung
Medikation bei unerwünschten Nebenwirkungen