Rheumatologie Flashcards

1
Q

Rheumatoide Arthritis

A

Definition:
Chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung unklarer Genese mit sehr variablem, meist in Schüben voranschreitendem Verlauf. Vermutet wird eine Immunreaktion auf einen unbekannten Infekt bei genetischer Disposition.

Rheumatoide Arthritis = ≥6 Punkte + gesicherte Synovitis in einem typischen Gelenk ohne erkennbare andere Ursache (z.B. Trauma, degenerative Gelenkveränderungen). Nach ACR/EULAR-Kriterien (American College of Rheumatology, European League against Rheumathism):
Vergabe der Punkte nach:
Anzahl der befallenen Gelenke und größe der Gelenke + RF und Anti-CCP-AK + Bewertung des CRP und BSG + Zeitdauer der Erkraknung (> 6 Wochen).

Sonderform:
Zervikalarthritis (ACHTUNG! Regelmäßige Kontrollen mittels Röntgen oder MRT -> Lockerung des Lig. transversum und Arrosion des Dens axis -> atlanto-axiale Subluxation und Kompression des zervikalen Rückenmarks -> Dens-Abriss mit hoher Querschnittslähmung),
Felty-Syndrom,
Adulter Morbus Still (adultes Still-Syndrom).

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2
Q

Rheumatoide Arthritis - Klinik

A

Allgemeinsymptome:
Nächtliches Schwitzen, Myalgien, subfebrile Temperaturen.

Spezifische Symptome:
Polyarthritis vor allem der kleinen Fingergelenke (proximale Interphalangealgelenke und Metacarpophalangealgelenke),
Tendovaginitis und Bursitis,
Karpaltunnelsyndrom: Vor allem nächtliche Parästhesien der volaren Hand und der Finger I–III, Atrophie der Thenarmuskulatur → erschwerter Faustschluss, fehlende Opponierbarkeit des Daumens!

Klinische Verdachtskriterien:
Symmetrische Schwellung der Fingergrund- und -mittelgelenke (MCPs und PIPs),
Schmerzhaftigkeit auch in Ruhe!
Morgensteifigkeit (>30 Minuten)
Rheumaknoten: Indolenter, derber, subkutaner Knoten an druckbelasteten Stellen.

Fingerendgelenke sind i.d.R. nicht betroffen und die Erkrankung verläuft schubweise!

Organmanifestationen:
Lunge (ca. 50% der Patienten): Pleuritis, Lungenfibrose.
Herz (ca. 30% der Patienten): Peri- und Myokarditis.
Augen: Keratoconjunctivitis sicca (sekundäres Sjögren-Syndrom ca. 30%), Skleritis und Episkleritis.
Vaskulitis: Livedo reticularis, Raynaud-Syndrom, Purpura, Fingerkuppennekrosen, rheumatische Neuropathie u.a.

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3
Q

Rheumatoide Arthritis - Diagnostik

A

Körperliche Untersuchung:
Positives Gaenselen-Zeichen (Kompressionsschmerz).

Klinische Chemie:
Unspezifische Laborparameter:
Entzündungsparameter: CRP, BSG und Alpha-2-Globulin korrelieren mit der Entzündungsaktivität!
Ferritin als Akut-Phase-Protein erhöht,
evtl. Leukozytose, Thrombozytose.
Normo- oder mikrozytäre Entzündungsanämie.

Spezifische Laborwerte:
Anti-CCP-Antikörper (IgG-AK gegen cyclisches citrulliniertes Peptid -> Synovialflüssigkeit): Mit 60% etwa gleiche Sensitivität wie Rheumafaktoren, aber sehr hohe Spezifität (>90%), sehr häufig bereits im frühen Stadium erhöht!
Rheumafaktoren (Autoantikörper gegen das Fc-Fragment des IgG): Niedrige Spezifität.
Antinukleäre Antikörper (ANA) in 30% der Fälle erhöht.

Apparative Diagnostik:
Früh: Arthrosonografie und MRT -> frühzeitige Gelenkergüsse, Synovialishypertrophie, Erosionen.
Konventionelles Röntgen: Dorsopalmare konventionelle Röntgen-Aufnahme beider Hände und beider Füße mit typischen Befunden: Periartikuläre Weichteilschwellung,
periartikuläre Osteoporose, Gelenkspaltverschmälerung,
marginale Erosionen.
Im Verlauf: Subchondrale Zysten, Gelenkdestruktionen mit Subluxationen und Ankylosen.

Weitere Diagnostikmöglichkeiten:
Sonografie v.a. für frühe Stadien,
MRT: Sensitiver als Röntgen für die Detektion inflammatorischer Veränderungen,
evtl. Gelenkpunktion mit anschließender Synovialanalyse (gelblich-trübes, steriles Punktat durch Leukozytose mit hohem Anteil von Granulozyten und Rhagozyten),
evtl. Pleurapunktion.

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4
Q

Rheumatoide Arthritis - Therapie

A

Physikalisch:
Im akuten Schub: Kälteanwendungen, bspw. Kryotherapie.
Bewegungstherapie, Lagerung von Extremitäten in Funktionsstellung.

Medikamentöse:
Akut: Glukokortikoide systemisch ggf. intraartikulär (bis zum Einsetzen der Basistherapie), wenn keine Symptomverbesserung + NSAR + Coxibe (ACHTUNG! Ulkusprophylaxe mit PPI).

Langfristige Therapie mit Basistherapeutika: DMARD (Disease-Modifying Anti-Rheumatic Drugs):
Methotrexat (MTX) + zeitversetzte Einnahme von Folsäure 24-48 h -> vermindert die Nebenwirkungsrate.

Weitere:
Leflunomid, Sulfasalazin, Hydroxychloroquin, Azathioprin, Cyclophosphamid, Ciclosporin A, alle eher Reservemittel.
Was NICHT mehr genutzt wird: D-Penicillamin, Goldpräparate.

Biologicals als Ergänzung nicht Ersatztherapie!
Hemmstoffe des Tumornekrosefaktors-α: Adalimumab, Infliximab, Etanercept u.a.
NW: Schwere Infektionen inklusive einer Reaktivierung einer latenten Tuberkulose → vor Beginn der Medikation latente Tuberkulose ausschließen!
Weitere: Rituximab sowie Interleukin-1-Rezeptorantagonist Anakinra (vor allem bei Morbus Still).

Interventionell:
Radiosynoviorthese,
Synovektomie.

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5
Q

Rheumatoide Arthritis - Komplikationen

A

“Rheumahand”:
Schwanenhalsdeformität: Überstreckung im Fingermittelgelenk und Beugestellung im Fingerendgelenk: Schädigung des Kapselbandapparats der langen Strecksehnen.

Knopflochdeformität: Beugestellung im Fingermittelgelenk und Überstreckung im Fingerendgelenk: Schädigung des Kapselbandapparats.

90-90-Deformität des Daumens (Daumenbeugekontraktur): Streckdefizit im Daumengrundgelenk mit Überstreckung im Endgelenk.

Ulnarer Deviation der Finger: Subluxation der Fingergrundgelenke in den Handwurzelgelenken.

Komplikationen der unteren Extremität:
Baker-Zyste durch Ergussbildung bei Entzündung des Gelenks.

Fußdeformitäten („Rheumafuß“): U.a. Pes planovalgus (Knickplattfuß), Hallux valgus, Hammerzehen oder Krallenzehen.

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6
Q

Morbus Bechterew - Fakten

A

Fakten: Synonym: Spondylitis ankylosans.
Lebenszeitprävalenz in Mitteleuropa: ca. 0,5%,
Geschlecht: ♂ > ♀ (3:1),
Alter: Der Häufigkeitsgipfel für den Krankheitsbeginn liegt zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr.

Genetische Prädisposition:
90–95% HLA-B27 positiv,
HLA-B27 liegt (wie alle HL-Antigene) auf dem Chromosom 6!

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7
Q

Morbus Bechterew - Klinik

A

Klinik:
Vor allem bei später Krankheitsmanifestation: Müdigkeit, Fieber, Gewichtsverlust.

Spezielle Symptome:
Hauptmanifestationsort: Iliosakralgelenke (Sakroiliitis) und die Wirbelsäule,
entzündliche Enthesiopathien,
stammnahe Arthritis: Hüft-, Schulter- und Kniegelenk (etwa 25–35%).

Weitere Manifestationsorte:
Auge: Akute einseitige Uveitis anterior (etwa 25%).
Magen-Darm-Trakt: Entzündliche, meist asymptomatische Veränderungen des Kolons oder Ileums (etwa 60%),
Chronisch-entzündliche Darmerkrankung (etwa 5–10%).
Urogenital: Prostatitis.

Selten:
Kardial: Aortenklappeninsuffizienz, AV-Blockierungen.
Niere: IgA-Nephropathie.

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8
Q

Morbus Bechterew - Diagnostik

A

Druck- oder Kompressionsschmerz der Iliosakralgelenke: Mennell-Zeichen.

Maß für die Beweglichkeit der LWS: Schober-Maß (10+4cm).

Maße für die Beweglichkeit der BWS: Ott-Maß (30+2cm), Thoraxumfangdifferenz in Exspiration und Inspiration.

Maße für die Beweglichkeit der HWS:
Flèche-Maß (Hinterkopf-Wand-Abstand),
Kinn-Sternum-Abstand.

Blutuntersuchung:
Unspezifisch: CRP und BSG nach Krankheitsaktivität erhöht, evtl. leichte Anämie.
Hohe Sensitivität: Antigen HLA-B27 zu 90–95% positiv!

MRT:
Goldstandard zur Diagnosestellung!
Geeignet zur Darstellung akuter, entzündlich-ödematöser Prozesse in Iliosakralgelenken und angrenzenden knöchernen Strukturen.
Erlaubt sowohl Früh- als auch Verlaufsdiagnostik.

Konventionelles Röntgen:
Indikation: Zur Darstellung knöcherner Strukturveränderungen infolge der Entzündungsprozesse.

Was ist hochverdächtig?
Syndesmophyten (durch Verknöchern des Anulus fibrosus), später Bambusstabwirbelsäule.
Spondylitis anterior bzw. Romanus-Läsionen mit Bildung von Kasten- und Tonnenwirbeln.
Sterile Spondylodiszitis bzw. Anderson-Läsionen.

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9
Q

Morbus Bechterew - Therapie

A

Wichtigste Therapiesäule:
Konsequente Physiotherapie mit selbstständiger Durchführung der Übungen!

Medikamentös:
NSAR bei Bedarf oder vorübergehend kontinuierlich.
Glucocorticoide nur vorübergehend bei schweren Schüben.

Bei peripherer Gelenkbeteiligung:
Konventionelle Basistherapeutika wie MTX, Sulfasalazin.

Biologicals als Reservemittel bei schweren Verläufen: Hemmstoffe des Tumor-Nekrose-Faktors-α (beispielsweise Etanercept).

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10
Q

Morbus Bechterew - Differentialdiagnosen

A

Wirbelsäulenbeschwerden anderer Genese:
Osteoporose,
Bandscheibenvorfall,
Spondylitis.

Andere Spondyloarthritiden (z.B. reaktive Arthritis, Psoriasisarthritis).

Morbus Forestier (diffuse idiopathische Skeletthyperostose, Spondylosis hyperostotica):
Kurzbeschreibung: Degenerative Erkrankung der Wirbelsäule (hauptsächlich BWS und LWS), die durch ausgeprägte Osteophytenbildung charakterisiert ist und vor allem ältere Männer betrifft!

Epidemiologie:
Keine HLA-B27-Assoziation, häufig bei Diabetikern.

Klinik:
Bewegungseinschränkung, oftmals nicht oder nur gering schmerzhaft.

Diagnostik:
Konventionelles Röntgen der Wirbelsäule zeigt
Spondylophytenbildung (seitliche knöcherne Ausziehung, DD Syndesmophyten!) → “Zuckergussartige“ Sklerosierungen des vorderen Wirbelsäulenbandes → Blockwirbelbildung mit benachbarten Wirbelkörpern,
Keine Sakroiliitis.

Therapie:
Symptomatisch (Analgesie, Physiotherapie).

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11
Q

Rheumatoide Arthritis - Prognose

A

Allgemeine Parameter, die mit einer schlechten Prognose assoziiert sind:
Später Therapiebeginn,
Beginn der Erkrankung nach dem 60. Lebensjahr,
Geschlecht: ♀,
Rauchen,
Soziale Faktoren (z.B. schlechte ökonomische Bedingungen, niedriges Bildungsniveau und weitere).

Frühzeitiger Übergang in eine erosive Verlaufsform mit entsprechenden Veränderungen der Gelenke,
zahlreiche betroffene Gelenke.

Laborparameter, die bei Erhöhung mit einer schlechten Prognose assoziiert sind:
CRP, BSG, Anti-CCP-AK, RF-Titer.

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12
Q

Systemischer Lupus erythematodes - Definition und Ätiologie

A

Definition:
Der Lupus erythematodes ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung aus der Gruppe der Kollagenosen. Er beruht auf der Bildung von Autoantikörpern gegen Zellkernbestandteile, die zu einer entzündlichen Schädigung des Gefäßbindegewebes führen. Die Ursache der Erkrankung ist unbekannt.

Ätiologie:
Ursache weitestgehend unbekannt.
Am ehesten multifaktorielle Genese:
Genetische Veränderungen (Assoziation zu HLA-codierenden Regionen),
hormonelle Faktoren (z.B. Östrogene),
gestörte Immunregulation (z.B. T-Zell-gesteuerte B-Zell-Aktivierung),
Umweltfaktoren,
Infektionen (z.B. EBV),
Exposition gegenüber UV-Licht.
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13
Q

SLE - Klinik

A

Häufigste Symptome:
Allgemeinsymptome: Fieber, Müdigkeit, Gewichtsverlust (bei ca. 95%).

Befall des Bewegungsapparats (bei ca. 95%):
Arthralgien (bei ca. 95%),
Myalgien (bei ca. 70%),
nicht-erosive Arthritis (bei ca. 60%) -> Jacoud-Arthritis mit ausgeprägter Luxationsneigung und 90°/90°-Deformität -> Z-Daumen.

Befall der Haut (bei ca. 80%):
Photosensitivität (bei ca. 70%),
Schmetterlingserythem (bei ca. 50%).

Weitere Symptome:
Dermatologisch: Diskoides Erythem, makulöses Exanthem, periunguale Teleangiektasien, Effluvium oder diffuse Alopezie, Raynaud-Syndrom (selten).

Nervensystem: Kognitive Veränderungen, Psychosen, Kopfschmerzen.

Lunge: Pleuritis mit rezidivierenden Pleuraergüssen bei 50 – 70% der Fälle im Krankheitsverlauf.

Herz: Perikarditis mit Perikarderguss, Myokarditis, Beteiligung der Koronarien.

Niere: Lupusnephritis mit Proteinurie.

Gastrointestinal: Allgemeinsymptome (Übelkeit, Diarrhö), Cheilitis, Ösophagitis, Hepatitis.

Augen: Sicca-Syndrom, Konjunktivitis.

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14
Q

SLE - Diagnostik

A

Diagnostik:
Allgemein:
Oft schleichender Beginn mit unspezifischen Symptomen, wodurch sich Diagnosestellung und Therapiebeginn häufig verzögern.

Bei anamnestischem oder klinischem Verdacht: Bestimmung des ANA-Titers OBLIGAT >1:80.
Im Anschluss:
Einteilung der Symptome anhand der Klassifikationskriterien.

ACR/EULAR-Kriterien (Update 2018): Nachweis von ANA-Titern (OBLIGAT >1:80) + Evaluation anhand eines neuen Punktesystems (betrachtet dermatologische Aspekte, systematische Aspekte wie Arthritiden, Nierenbeteiligung, neurologische Beteiligung, Fieber und laborchemische Aspekte nach AK und Komplement).
SLICC-Kriterien (ebenso diese Kriterien).

Laborchemische Diagnostik:
Hämatologische Parameter:
Leukopenie, Lymphozytopenie, Thrombozytopenie.
Anämie: Anemia of chronic disease (entzündungsbedingter Eisenmangel) oder Coombs-positive hämolytische Anämie.

Entzündungsparameter:
Divergenz von CRP und BSG: Die BSG ist meist erhöht, bei normwertigem CRP.
Anämie.
Erhöhung der γ-Globulinfraktion in der Elektrophorese,
Zeichen für Immunkomplexerkrankung: Komplementfaktoren↓ (C3, C4),
Zeichen für Nierenbeteiligung: Kreatinin↑.

Weitere:
Photoprovokation mit UV-Licht: UV-Licht-Exposition führt zu einem Erythem.
Hautbiopsie (Lupusband),
Nierenbiopsie: Bei Verdacht auf Lupusnephritis (Proteinurie, Erythrozytenzylinder oder Akanthozyten im Urinsediment).

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15
Q

SLE- Antikörperdiagnostik

A
Antinukleäre Antikörper (ANA):
Anti-dsDNA-Antikörper,
Anti-SM-Antikörper,
SS-A(=Ro)-Antikörper,
Anti-U1 RNP-Antikörper.
Weitere:
Antiphospholipid-Antikörper,
Anti-C1q-Antikörper (Krankheitsaktivität),
Thrombozyten-Antikörper,
Faktor-VIII-Antikörper.

ACHTUNG!
Anti-Histon-AK bei medikamenteninduziertem Lupus!

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16
Q

SLE - Therapie

A

Lichtexposition meiden, Lichtschutzsalbe.

Medikamentös:
Bei leichtem Verlauf ohne Beteiligung lebenswichtiger Organe:
NSAR,
Antimalariamittel (Hydroxychloroquin),
Glucocorticoide bei entzündlichen Schüben.

Bei schwerem Verlauf mit Beteiligung lebenswichtiger Organe:
Glucocorticoide,
evtl. zusätzlich Azathioprin, alternativ
Methotrexat (off-label-use).
Weitere Immunsuppressiva (z.B. Cyclophosphamid, Ciclosporin, Mycophenolatmofetil),
Biological: Belimumab.

17
Q

SLE - Komplikationen

A

Kurzbeschreibung: Häufige (fast 50%) und prognosebestimmende Organmanifestation, klassischerweise als Immunkomplex-Glomerulonephritis.

Klinik:
Asymptomatische Hämaturie bis hin zur rapid-progressiven Glomerulonephritis.
Asymptomatische Proteinurie bis hin zum nephrotischen Syndrom.

Diagnostik:
Eine Nierenbiopsie ist bei Verdacht zur Therapieplanung immer notwendig.

Therapie:
Abhängig vom Schweregrad werden Glucocorticoide, Zytostatika und allgemeine nierenprotektive Maßnahmen (wie z.B. eine Blutdruckeinstellung) eingesetzt.

18
Q

Vaskulititden

A

Definition: Entzündung von Arterien (auch Venen) aufgrund von dirketer immunologischer Schädigung oder indirekter Schädigung.
Einteilung nach Größe der betroffenen Gefäße.

Pathomechanismus:
Trigger führt zur Entzündung, Gefäße werden umgebaut: Fibrinablagerungen verändern die Matrix des Gefäßes, an verdünnten Stellen treten Aneurysmata auf. Geschädigtes Endothel kann so schwach sein, dass es einblutet. Ischämie durch Lumenverlegung kann auch die Folge sein!

Generelle Klinik:
Als Antwort auf die immunologische Reaktion:
Fieber, Gewichtsverlust, Erschöpftheit.

Konkrete Klinik:
Riesenzellarteriitis: Vor allem ältere Frauen >50 Jahre.
Kopfschmerz, Sehstörung, Claudicatio masticatoria. BSG deutlich erhöht! Biopsie (Granulome im elastischen Anteil der Arterie, segmentaler Befall).
Therapie: Kortikosteroide!! ACHTUNG ERBLINDUNGSGEFAHR!

Takayasu-Arteriitis:
Vor allem asiatische Frauen unter 40 Jahre. Betroffen sind die Abgänge der Aorta.
Klinik: Pulsdifferenzen (wenn A. subclavia betroffen), neurologische Störungen wie Sehverlust (wenn Carotiden betroffen). Histologie: ebenso Riesenzellgranulome. BSG hoch, Therapie Kortikosteroide.

Mittelgroße Arterien, vor allem muskuläre Arterien betroffen, die Organe versorgen.
KAWASAKI-Syndrom -> Koronarien.

Polyarteriitis nodosa:
Hier greift das Immunsystem sofort das Endothel an, denkt es sei ein Hepatitis-Virus B (Molekular Mimikry).
Folge: Transmurale Entzündung! Es folgt die fibrinoide Nekrose und Aneurysmata. PROBLEME: Blutdruck, Ischämie der Organe: Haut, Neurologie, Mesenterialischämie etc.
Therapie: Kortikosteroide.

Thrombangiitis obliterans:
Vor allem Finger und Zehen betroffen. IdR junge Männer (20-40 Jahre), Tabak als der verursachende Faktor! Häufig Amputationsgefahr.

Kleine Gefäße: Betroffen sind Arteriolen, Kapillaren, Venolen.
Antikörper gegen ANCA -> IgG gegen ANCA (anti-neutrophilic cytoplasmatic antibodies) der eigenen Granulozyten!

Granulomatose mit Polyangiitis (Wegener-Krankheit):
c-ANCA (cytoplasmatic-anti-neutrophilic cytoplasmatic antibodies) richtiet sich gegen Proteinase 3 -> Granulozyten werden angegriffen und setzen Radikale frei -> Radikale schädigen das Endothel!
Klinik: Ulzera in der Nase (Sattelnase), Sinusitis, Lungenbeteiligung, Nierenbeteiligung.
Therapie: Cyclophosphamid und/oder Corticosteroide.

Mikroskopische Polyangiitis:
NUR Niere und Lunge betroffen (Hypertonie, Urin, Hämophtysen)! Hier p-ANCA (perinuclear-anti-neutrophilic-cytoplasmatic antibodies) -> reagiert mit Myeloperoxidase der Granulozyten.
Rest wie Granulomatose mit Polyangiitis.

Churg-Strauss-Syndrom:
p-ANCA (Sinusitis, Lunge, Niere, Haut, GIT, Nerven betroffen). Labor: Eosinophile!! Missverstanden für Allergie (Risiko vorhanden). Hier werden auch Granulome gebildet!

Purpura-Schönlein-Henoch:
KEINE ANCA! Dafür IgA-Antikörper -> meist aufgrund von einem GIT oder pulmonalem Infekt -> IgA-Bildung (Molekular Mimikry) greift direkt Mukosaendothel an!
Klinik: Palpable Purpura, abdominale Beschwerden, Hämaturie (IgA-Nephropathie).
Therapie: Steroide.

19
Q

Reaktive Arthritis - Definition und Klinik

A

Nach Urethritis: Nach Gonorrhö (durch Gonokokken) und nicht-gonorrhoischer Urethritis (z.B. Chlamydia trachomatis, Ureaplasma urealyticum).
Nach Enteritis: Nach Infektion durch Shigellen, Yersinien, Salmonellen, Campylobacter.
Assoziation zu HLA-B27.

Latenz:
Symptome wenige Tage bis sechs Wochen nach Urethritis oder Enteritis.

Leitsymptome (Reiter-Trias; Reiter-Tetrade):
Arthritis:
Oft asymmetrische, evtl. wandernde Oligoarthritis der unteren Extremität (Kniegelenk häufig betroffen).

Sterile Urethritis.

Konjunktivitis/Iritis (Uveitis anterior) .

Reiter-Dermatitis:
Psoriasisähnliche Veränderung der Eichel (Balanitis circinata), übermäßige Verhornung der Fußsohlen und der Handinnenflächen (Keratoma blenorrhagicum).

Mögliche Begleitsymptome:
Fieber,
Sakroiliitis,
schmerzhafte Enthesiopathien (z.B. Achillodynie).

Therapie:
Infektsanierung (wenn nötig):
→ Bakterielle Durchfallerkrankungen,
→ Urethritis.
Symptomatisch:
Physikalisch: Kryotherapie.
Nichtsteroidale Antirheumatika,
Basistherapie:
Bei hoch akutem Verlauf oder Iridozyklitis: Glucocorticoide,
bei chronischem Verlauf: Sulfasalazin.
20
Q

Hyperurikämie und Gicht - Pathophysiologie und Klinik

A

Plötzlicher Anstieg der Harnsäurekonzentration oder Überschreiten der Löslichkeitsgrenze von Harnsäure → Ausfallen von Uratkristallen → Einwandern von Leukozyten → Freisetzung lysosomaler Entzündungsmediatoren und Anreichern von Laktat → kristallinduzierte Synovitis und pH-Wert↓ → Löslichkeitsgrenze von Harnsäure↓ → Uratkristalle fallen vermehrt aus.

Häufige Auslöser für eine symptomatische Hyperurikämie (ab 6,5mg/dl):
Stark purinhaltige Nahrungsmittel (bspw. Fleisch, Innereien, Hülsenfrüchte, Fisch und Meeresfrüchte),
Alkoholexzess,
Fasten,
lokale Unterkühlung.

Chronische Gicht:
Chronische Gichtarthropathie: Wiederkehrende Gichtanfälle und die Ablagerung von Uratkristallen in Gelenknähe führen zu einer fortschreitenden Gelenkdestruktion.
Gichttophi: Uratablagerungen innerhalb und außerhalb der Gelenke.
Weichteiltophus: Uratablagerung in Ohrmuschel, Subkutis, Sehnenscheiden und Schleimbeuteln.
Multiple, schmerzlose, harte, weißlich durchschimmernde Knoten.
Knochentophus: Uratablagerung im Knochen.
Renale Manifestationen: Urat-Nephrolithiasis, Uratnephropathie: Chronische interstitielle Nephritis durch Ablagerungen von Natriumurat-Kristallen im Interstitium bzw. akute Verlegung der Nierentubuli und Ureteren durch große Mengen Harnsäure.

21
Q

Hyperurikämie und Gicht - Diagnostik und Therapie

A

Klinisch:
Die Diagnose eines Gichtanfalls wird in der Regel anhand der Anamnese und Symptomatik gestellt.

Gelenkpunktion mit Synovialanalyse:
Indikation: Verdacht auf akuten Gichtanfall, insb. bei unklarer Differentialdiagnose
Befunde: Leukozytose + Nachweis negativ doppelbrechender Natriumuratkristalle in der Polarisationsmikroskopie.

Ggf. Bildgebung wenn Punktion nicht möglich,
Bestimmung der Harnsäurespiegel im Serum (Colchizin-Test. Promptes Ansprechen spricht für Gicht).

Therapie:
Allgemeine Maßnahmen bei Hyperurikämie:
Normalisierung des Körpergewichts,
purinarme Kost (<300 mg Purin pro Tag),
Reduktion des Alkoholkonsums und fruktosehaltiger Getränke.
Ausreichend hohe Flüssigkeitszufuhr (mind. 1,5 Liter pro Tag), ggf. medikamentöse Harnsäuresenkung.

Akuter Gichtanfall:
NSAR oder Glucocorticoide, wenn das nicht hilft niedrig dosiert Colchizin. ACHTUNG NICHT ASS: vermindert Uratausscheidung aus Niere.
Lokale Kryotherapie.

Langfristige Therapie (Ziel Harnsäurespiegel <6mg/dl):
1. Wahl: Urikostatika wie Allopurinol in einschleichender Dosierung oder Febuxostat.
Wirkmechanismus: Reversible Hemmung der Xanthinoxidase → Hypoxanthin und Xanthin werden nicht mehr zu Harnsäure abgebaut. ACHTUNG Knochenmarkstoxizität.
  1. Wahl: Urikosurika wie bspw. Benzbromaron, Probenecid in einschleichender Dosierung.
    Zu Beginn Anfallsprophylaxe mit Colchicin in niedriger Dosierung da durch Allopurinol das Löslichkeitsprodukt verändert wird und es vermehrt zu Gichtanfällen kommen kann.
22
Q

Rheumatoide Arthritis - Methotrexat

A
ACHTUNG zwar Mittel der 1. Wahl aber 
teratogen, Aborte und Missbildungen +
gastrointestinale Beschwerden,
Transaminasenerhöhung,
Stomatitis,
Leukopenie mit erhöhter Ifektanfälligkeit,
Pneumonitis.

Daher regelmäßige Blutbildkontrollen nötig!

Spätestens 24 Stunden nach MTX Gabe -> Folsäuregabe 5-10mg/Woche, um Nebenwirkungsprofil zu senken.

ACHTUNG! Bei Niereninsuffizienz absolut kontrainditiert! 80-90% reale Ausscheidung! Deswegen Umstellung auf Azathioprin oder Leflunomid.

23
Q

Spondylarthritiden - Welche gibt es?

A
Spondylitis ankylosans,
Psoriasisarthritis,
reaktive Arthritiden,
enteropathische Arthritis,
undifferenzierte Spondylarthritis.

Gemeinsamkeiten:
Potenzielle Wirbelsäulenbeteiligung,
periphere Gelenkbeteiligung mit asymmetrischer Oligoarthritis,
Enthesiopathien mit Befall der Sehnen und Sehnenansätze,
genetische Disposition durch HLA-B27 Assoziation.

IdR keine Autoantikörper nachweisbar! “Seronegative Spondylarthritiden”

24
Q

Psoriasisarthritis

A

Verschiedene Beifallsmuster der Gelenke möglich!
Asymmetrische Oligoarthritis,
symmetrische Polyarthritis,
axialer Befall mit Sakroiliitis und Spondylitis,
distale interphalangeale Arthritis (transversal oder im Strahl),
Arthritis mutilans mit rascher Zerstörung der Gelenkstruktur -> Pencil-in-Cup-Phänomen, Teleskopenfinger.

Psoriatische Hautveränderungen:
Behaarte Kopfhaut,
Streckseiten der Extremitäten,
Sakral- und Anlagern,
Handflächen und Fußsohlen,
äußerer Gehörgang.

Nägel:
Tüpfel- und Krümelnägel, Querrillen, Weißfleckung, subunguale Keratosen, Onycholysen.

Therapie:
NSAR, wenn nicht hilfreich, dann Behandlung wie rheumatoide Arthritis mit MTX.

SAPHO-Syndrom:
Synovitis,
Akne,
Psoriasis,
sternoklavikuläre Hyperostose,
Osteitis.
25
Q

Sjögren-Syndrom - Ätiologie und Klinik

A

Das Sjögren-Syndrom ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die hauptsächlich die Tränen- und Speicheldrüsen betrifft und meist bei Frauen auftritt.

Primär idiopathisch, sekundär vor allem durch andere Kollagenosen oder Rheumatiker Arthritis sowie Hepatitiden.

Lokale Symptome:
Verminderte Drüsensekretion durch Entzündung der Speicheldrüsen.
Verminderte Speichelproduktion → Xerostomie (trockener Mund) → vermehrte Kariesbildung!
Parotisschwellung,
Entzündung der Tränendrüsen: Verminderte Tränensekretion → Xerophthalmie (trockene Augen) → Keratokonjunktivitis sicca.

Entzündung weiterer Drüsen:
Verminderte Produktion von Scheidensekret (trockene Scheide) → Vaginitis sicca → Störung der Sexualfunktion.

Systemische Symptome:
Arthritis (ca. 70%),
sekundäres Raynaud-Syndrom (ca. 40%),
Fatigue, Leistungsminderung, „Brain Fog“,
Depression (ca. 30%),
Neurologische Manifestation (ca. 25%).
Vaskulitis der kleinen und mittleren Gefäße (ca 10%).
Glomerulonephritis,
generalisation mit Lymphknotenbeteiligung (Pseudolymphom).
Lungenbeteiligung: Interstitielle Pneumonie, Bronchiolitis.

26
Q

Sjögren-Syndrom - Diagnostik

A

Blutuntersuchung:
Allgemein: BSG↑.
Fakultativ: Anämie, Leukopenie, Thrombozytopenie.
Immunologische Befunde:
SS-B (=La)-Antikörper und SS-A (=Ro)-Antikörper (ca. 70% der Fälle). Autoantikörper gegen a-Fodrin (Alpha-Fodrin wird als 240-kD Protein auf der Membran der meisten Zellen exprimiert, es ist an der Exocytose und Sekretion beteiligt.)
Antikörper gegen Epithelzellen der Speicheldrüsen.

Unspezifisch:
Erhebliche Hypergammaglobulinämie,
Rheumafaktoren positiv (etwa 50% der Fälle),
erhöhte ANA-Titer.

Augenkonsil, HNO-Konsil.

Histologie:
Biopsie aus der inneren Lippenschleimhaut (oder vergrößerter Speicheldrüse): Sialadenitis mit dichten lymphozytären Infiltraten.

Parotis-Sonographie:
Wolkenartige Struktur mit abwechselnd echoreichen und zystisch-echoarmen Strukturen.

Komplikationen:
Hornhautulzeration,
erhöhte Lymphominzidenz (B-Zell-Lymphom, MALT-Lymphom).

27
Q

Dermatomyositis und Polymyositis - Definition und Klink

A

Polymyositis: Entzündliche Erkrankung der Skelettmuskulatur.
Dermatomyositis („Lila-Krankheit“): Polymyositis mit Hautbeteiligung.

Klinik:
Polymyositis:
Muskelschwäche, Muskelkater und Schmerzen.
Initial proximale Muskelschwäche an Schulter- und Beckengürtel bis hin zu proximal betonter Tetraparese → Heben der Arme über die Horizontale und Aufstehen vom Stuhl erschwert.
Im Verlauf aufsteigend → kraniale und bulbäre Symptomatik (Dysphagie, Dysarthrie).

Keine Denervierungszeichen: Reflexe unverändert, keine Faszikulationen!

Weitere Symptome:
Häufig geschwollenes Zahnfleisch,
Raynaud-Syndrom möglich,
Assoziation zu Tumoren (seltener als bei Dermatomyositis, siehe unten).

Wenn Hautbeteiligung, dann Dermatomyositis:
Gesicht: Hellrotes bis bläulich-rotes Erythem („Lila-Krankheit“).
Livide Rötung und Ödem periorbital → „verheulter Gesichtsausdruck“.

Hände: Schuppende Erytheme an den Fingergelenken.
Gottron-Papeln: Weiße bis hellrote Papeln der Fingerstreckseiten.
Subkutane Kalzifikationen.

Herz, Lunge etc können auch beteiligt sein. Hohe Malignomrate also nach Malignomen suchen (Ovarial-, Mamma-, Kolon-CA, Melanom)!!!

28
Q

Dermatomyositis und Polymyositis - Diagnostik und Therapie

A

Labor:
Erhöhung der Muskelenzyme: CK, Myoglobin, Aspartat-Aminotransferase (AST), Laktatdehydrogenase (LDH).

Entzündungsparameter: BSG↑, CRP↑, Leukozytose.
Erhöhte γ-Globuline in der Proteinelektrophorese.

Autoantikörper:
Unspezifisch: ANA.
Spezifisch, aber selten: 
Mi-2-Antikörper,
Histidyl-tRNA-Synthetase-Antikörper = anti Jo-1.

Bildgebende Verfahren:
MRT: Signalanhebung der befallenen Muskeln in T2-gewichteten Aufnahmen.

Elektromyographie (EMG): Myopathische Potentiale: Häufig Fibrillationspotentiale, scharfe Wellen.

Muskelbiopsie:
Lymphohistiozytäre Infiltrate im Interstitium um die einzelnen Muskelfasern und perivasal -> Muskelfasernekrosen durch Gefäßverschlüsse +
perifaszikuläre Atrophie von Muskelfasern.

Therapie:
Primäres Ziel ist die Verbesserung der Muskelkraft!
Initiale Therapie der Wahl ist ein orales Glucocorticoid.
Immunsuppressiva sind zusätzlich bei etwa 75% der Patienten notwendig: Azathioprin, Cyclophosphamid, Methotrexat.
Bei Therapieresistenz: Hochdosierte intravenöse Immunglobuline.

29
Q

Differentialdiagnosen Myalgien

A
Polymyositis,
Polymyalgia rheumatica,
Myasthenia graves,
Muskeldystrophie,
parasitäre Erkrankungen: Trichinellose,
medikamentös: Statine, Fibrate, Steroide.
30
Q

Systemische Sklerodermie (Sklerodermie)

A

Systemische Sklerose (bzw. Sklerodermie): Autoimmunerkrankung aus der Gruppe der Kollagenosen, bei der es über eine Bindegewebsvermehrung zur Sklerose von Haut und/oder inneren Organen kommt.

Zirkumskripte Sklerodermie: Auf die Haut und hautnahe Strukturen begrenzte sklerosierende Erkrankung ohne Organbeteiligung.
Sonderform CREST-Syndrom:
Calcinosis cutis, Raynaud-Syndrom, Eosophagushypomotilität, Sklerodaktylie, Teleangiektasien.

31
Q

Systemische Sklerose - Klinik

A

Frühsymptome:
Sekundäres Raynaud-Syndrom.

Unspezifische Symptome:
Reduzierter Allgemeinzustand mit Abgeschlagenheit, subfebrilen Temperaturen und depressiver Verstimmung,
Kälteempfindlichkeit, Akrozyanose, Gelenksteifigkeit.

Kutane Symptome:
Sklerodaktylie, 
Livide Verfärbung und Ödeme,
Fingerkuppennekrosen mit Indurationen und Atrophie, 
im Verlauf Madonnenfinger.

Gesicht:
Maskenhafter Gesichtsausdruck durch fehlende Mimik,
verkürztes Zungenbändchen durch Frenulumsklerose,
Tabaksbeutelmund: Kleiner Mund (Mikrostomie) mit perioraler, radiärer Hautfältelung,
spitze Nase, schmale Lippen, glatte Zunge.

Stamm:
Teleangiektasien, Hyper- und Hypopigmentierungen.

Extrakutane Manifestation:
Gastrointestinaltrakt (ca. 90%):
Hypomotilität des Ösophagus → Dysphagie, Globusgefühl und Refluxösophagitis.
Hypomotilität des Dünndarms → Meteorismus, Obstipation und Bauchkrämpfe.
Lunge (ca. 70%): Lungenfibrose, Alveolitis, pulmonale Hypertonie, Thoraxschmerz.
Nieren (ca. 45%): Arterielle Hypertonie, Niereninsuffizienz, Niereninfarkt.
Speicheldrüsen (ca. 15%): Sekundäres Sjögren-Syndrom (Sicca-Symptomatik).
Herz: Myokardfibrose, Myokarditis, evtl. Perikarditis, Tachykardie.
Bewegungsapparat: Arthralgien oder Arthritis, Myalgien, symmetrische Synovitis, Tendovaginitis.

32
Q

Sklerodermie - Diagnostik

A

Antikörperdiagnostik:
γ-Globuline↑ in der Serumelektrophorese,
Antinukleäre Antikörper (ANA) zu etwa 90%!
Anti-Scl-70 (= Anti-Topoisomerase I) -> SYSTEMISCHE SKLERODERMIE!
Antizentromere Antikörper (ACA) -> LIMITIERTE SKLERODERMIE!
Anti-RNA-Polymerase III,
Rheumafaktor bei ca. ⅓ der Patienten positiv.

Weitere Untersuchungen:
Kapillarmikroskopie der Nagelfalz,
Histologie,
bildgebende Diagnostik: Röntgen der Hände, CT-/Röntgen-Thorax, Ösophagus-Breischluck, Sonographie.
Ösophagusmanometrie,
Lungenfunktionsprüfung,
EKG, evtl. Rechtsherzkatheter (zum Ausschluss einer pulmonalen Hypertonie),
Bei Augenbeteiligung: Regelmäßige augenärztliche Kontrollen.

Therapie:
Systemische Sklerose: Immunsuppresiv! MTX oder Azathioprin.
Wenn interstitielle Fibrose -> Cyclophosphamid-Pulstherapie. Akrale Nekrosen: Prostaglandin E2 Infusionen.