Nephrologie Flashcards

1
Q

Urin - Quantität und Qualität

A

Quantität:
Polyurie = > 2000 mL Harnproduktion/Tag,
Oligurie = < 500 mL Harnproduktion/Tag,
Anurie = < 100 mL Harnproduktion/Tag.

Beschwerden:
Pollakisurie = häufiger Harndrang,
Algurie = schmerzhaftes Wasserlassen,
Dysurie = erschwertes, oft schmerzhaftes Wasserlassen,
Strangurie = permanentes, schmerzhaftes Bedürfnis zu miktieren ohne adäquate Miktion,
Ischurie = Harnverhalt.

Qualität:
Isosthenurie = Verlust der Fähigkeit der Niere, den Harn zu konzentrieren oder zu verdünnen → Urin-Osmolalität nähert sich der Plasma-Osmolalität an.
Glucosurie = Auftreten von (>15mg/dl) Glucose im Harn,
Proteinurie = Auftreten von > 150 mg Protein/24h im Harn,
Leukozyturie = Auftreten von (> 10/μL) Leukozyten im Harn,
Pyurie = Leukozyturie mit sichtbarer gelblicher Trübung des Harns,
Bakteriurie = Keimzahl von ≥ 10hoch5/mL (bei Mittelstrahlurin),
Hämaturie = Auftreten von (> 5/μL) Erythrozyten im Harn,
Mikrohämaturie = Hämaturie ohne sichtbare Rotfärbung des Harns,
Makrohämaturie = Hämaturie mit sichtbarer Rotfärbung des Harns (siehe auch Rotfärbung des Urins),
Hämoglobinurie,
Myoglobinurie.

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2
Q

Nierenuntersuchung - Laborbestimmungen

A

Labor:
Bestimmung von Natrium und Kreatinin (in Serum und Urin).

Fraktionelle Natriumexkretion:
Ziel: Differenzierung zwischen prärenalem und intrarenalem Nierenversagen:
Berechnung: (NatriumUrin x KreatininSerum) / (NatriumSerum x KreatininUrin) x 100 (Angabe in Prozent).

Interpretation: <1% spricht für eine prärenale Genese; >1% spricht für eine intrarenale Genese.
Renales Nierenversagen: Natriumkonzentration im Harn↑,
Prärenales Nierenversagen: Natriumkonzentration im Harn↓.

Blutuntersuchungen
Harnpflichtige Substanzen:
Kreatinin: Indirektes Maß für die glomeruläre Filtrationsrate,
Harnstoff: Abbauprodukt von Ammoniak, Proteinen (erhöht auch bei Katabolismus),
Harnsäure: Abbauprodukt der Purinbasen (DNA-Bestandteil),
Cystatin C: Genaueres (geringerer blinder Bereich), indirektes Maß für die glomeruläre Filtrationsrate.

Clearance-Bestimmung (Nierenfunktion):
Kreatinin-Clearance → entspricht näherungsweise der glomerulären Filtrationsrate = eGFR (estimated GFR).
Abschätzung der Kreatinin-Clearance bzw. der GFR mittels der Cockcroft-Gault-Formel aus Kreatinin, Alter, Körpergewicht und Geschlecht möglich.
Formel: ((140−Alter) × Körpergewicht (kg)) / (72 × Kreatinin (mg/dL)) -> bei Frauen muss das Ergebnis zusätzlich mit 0,85 multipliziert werden.

Weitere Bestimmungen, besonders bei zunehmender Niereninsuffizienz: Na+, K+, Ca2+, Phosphat, Vitamin D, Parathormon.

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3
Q

Akutes Nierenversagen - Stadien nach KDIGO

A

Diagnosekriterien für ein akutes Nierenversagen nach KDIGO. Vereint Merkmale der ehemaligen RIFLE-Kriterien und AKIN-Stadien:

Stadium 1:
Anstieg des Serumkreatinins um ≥0,3 mg/dL (26,5 μmol/L) innerhalb von 48 Stunden ODER
Anstieg des Serumkreatinins auf das ≥1,5-Fache ODER
neu aufgetretene Reduktion der Urinmenge <0,5 mL/kgKG/h über 6 Stunden.

Stadium 2:
2- bis 2,9-facher Anstieg (innerhalb von 7 Tagen) ODER <0,5 mL/kgKG/h für ≥12 h.

Stadium 3: 
≥3-facher Anstieg (innerhalb von 7 Tagen) ODER Anstieg auf ≥4 mg/dL (353,6 μmol/L) ODER Beginn einer Nierenersatztherapie ODER 
Patienten <18 Jahre: 
Abfall der eGFR auf <35 mL/min/1,73 m2,
<0,3 mL/kgKG/h für ≥24 h ODER
Anurie für ≥12 h.

Ätiologie:
Prärenal (ca. 60%): Renale Minderperfusion.
Intrarenal (ca. 35%): Direkte Schädigung der Nephrone.
Postrenal (ca. 5%).

Verlaufs- und Sonderformen:
Kontrastmittel-Nephropathie (KIN) aufgrund von jodhaltigem Kontrastmittel!

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4
Q

Akutes Nierenversagen - Diagnostik und Therapie

A
  1. Diagnosesicherung:
    Anhand des Kreatininwertes bzw. der ausgeschiedenen Urinmenge.
  2. Staging anhand der KDIGO-Stadien.
  3. Ursachensuche!
    Anamnese+
    körperliche Untersuchung und Messung der Vitalparameter+
    Blutentnahme: Retentionsparameter, Blutbild, BGS, Kreatinkinase (Rhabdomyose?), LDH (Hämolyse, Cholesterinembolie), Lpiase, Amylase (Pankreatitis), Blutkultur. Bei V.a. Vaskulitis (Antikörperdiagnostik), bei V.a. Mikroangiopathien (Fragmentozyten im Blutausstrich) +
    Urinuntersuchung mit Urinstatus und Urinsediment (bei renalem Nierenversagen braune granulierte Zylinder), fraktionelle Natriumexkretion +
    Bildgebung: Sonografie +
    Biopsie (v.a. bei Verdacht auf rapid-progressive Glomerulonephritis).

Fraktionierte Natriumausscheidung: Natriumausscheidung in Relation zur glomerulären Filtrationsrate.
>1% renales Nierenversagen,
<1% prärenales Nierenversagen.

Therapie:
Absetzen nephrotoxischer Medikamente: Sartane, ACE-Hemmer, NSAID, Diuretika (diese sind bei ANV kontraindiziert!).

Kontrolle des Wasser-, pH- und Elektrolythaushalts:
Bei Oligurie/Anurie: Balancierte Volumengabe (Flüssigkeitssubstitution mit kristalloiden Lösungen).
Management bei Überwässerung (nur bei prä- und intrarenalen Ursachen) ->
Therapieversuch mit Schleifendiuretika zum kurzfristigen Volumenmanagement.
Begleitend immer, insb. bei ausbleibendem Erfolg von Diuretika auf hämodynamische Ursache hin prüfen, ggf. Katecholamingabe (Dobutamin, Noradrenalin).
Bei ausbleibendem Effekt auf die Überwässerung: Indikationen zur Akutdialyse prüfen!

Blutzuckereinstellung zur Vermeidung einer sog. Stress-Hyperglykämie!

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5
Q

Akutes Nierenversagen - Ursachenbehebung

A

Ursachenbehebung:
Prärenale Genese:
Flüssigkeitssubstitution und Bilanzierung der Ein- und Ausfuhr.
Ggf. Transfusion von EK bei hämorrhagischem Schock.

Renale Genese:
Glomerulonephritis: Immunsuppressive Therapie.
Ischämische Genese: Ggf. Revaskularisation,
toxische Genese: Ausreichende Hydrierung, ggf. Dialyse,
Cholesterinembolie-Syndrom: Absetzen von Antikoagulantien, Gabe von Statinen,
Tumorlyse-Syndrom: Gabe von Rasburicase.

Postrenale Genese:
Entfernung des Abflusshindernisses,
ggf. künstliche Harnableitung.

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6
Q

Chronisches Nierenversagen - Ursachen und Stadieneinteilung

A

Vor allem Diabetiker! In Deutschland gibt es >60.000 Dialysepatienten!

Ätiologie:
Diabetische Nephropathie (= Glomerulosklerose Kimmelstiel-Wilson) 40%,
Hypertensive Nephropathie ca. 20%
Glomerulonephritidenca. 10–15% (häufigster Grund bei jungen Erwachsenen),
Polyzystische Nierenerkrankungen 10%.

Stadieneinteilung nach GFR (National Kidney Foundation, NKF):
1* ≥90 mL/min, ggf. Proteinurie.
2* 60–89 mL/min, Polyurie, Nykturie, Retentionswerte normal.
3 30–59 mL/min, renale Anämie, Hypertonie, sekundärer Hyperparathyreoidismus, metabolische Azidose.
4 15–29 mL/min, dekompensierte NI! Überwässerung und beginnende Urämie.
5 <15 mL/min, terminale NI! Schwere Urämie!

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7
Q

Chronisches Nierenversagen - Klinik

A

Klinik:
Exkretorische Störung:
„Überwässerung“: Hypertonie, periphere Ödeme, Lungenödem.

Urämie:
Allgemeinsymptome: Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen.
Typische Zeichen: Urämischer Foetor, Hautflecken (Café-au-lait-Farbe, „schmutziges Hautkolorit“), häufig Pruritus.

Weitere:
Hämolyse durch Urämietoxine (Hautblässe, Anämie),
Urämische Pleuritis und Perikarditis,
Urämische Enzephalopathie, Polyneuropathie, Gastroenteropathie.
Thrombopenie bzw. -dysfunktion, Leukozytendysfunktion.

Elektrolyte und pH:
Elektrolytstörungen: Kalium, Phosphat↑, Calcium↓, Natrium↓/↑.
pH-Haushalt: Insbesondere Gefahr der Azidose!

Inkretorische Störung:
Renale Anämie:
Hauptursache: Erythropoetin-Mangel, urämische Hämolyse, Blutverluste aufgrund urämischer Blutungsneigung, Hemmung der Erythropoese durch Urämietoxine.

Renale Osteopathie:
Bedeutsam ist v.a. die Genese über einen sekundären Hyperparathyreoidismus („high-turnover-Osteopathie“).

  • > verminderte Vitamin-D-Synthese -> verminderte renale Kalzitriolbildung -> verminderte intestinale und renale Calciumresorption.
  • > kein Kalzitriol = keine hemmende Wirkung auf die Parathormonsekretion -> vermehrte Parathormon-Sekretion.
  • > Osteoklasten werden aktiviert und Knochen abgebaut.
  • > zusätzlich: Überschreitet die Phosphatretention das Löslichkeitsprodukt bildet es Calciumphosphatkomplexe, was wiederum das ionisierte Calcium senkt.
  • > das erhöhte Phosphat hemmt die renale Aktivierung des Vitamin D.
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8
Q

Chronisches Nierenversagen - Therapie

A

Renale Anämie:
Gabe von synthetischem Erythropoetin +
eventuell parallele Eisengabe je nach Serum-Ferritin und Transferrinsättigung.

Sekundärer Hyperparathyreoidismus (renale Osteopathie):
Diätische Phosphatrestriktion (u.a. Vermeidung von Schmelzkäse, Nüssen),
Phosphatbinder: Calciumacetat, Calciumcarbonat.
Vitamin-D-Substitution (aktives 1,25(OH)2-Vitamin D oral)
Bei Therapierefraktärität: Operative Entfernung der Nebenschilddrüsen.

Terminale dialysepflichtige Niereninsuffizienz:
Behandlungsmethode der Wahl: Nierentransplantation,
Übergangslösung: Nierenersatzverfahren.

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9
Q

Hyponaträmie - Defintion

A
Definitionen der Hyponatriämie:
Nach Serum-Natrium:
Mild: 135–130 mmol/L,
Moderat: 129–125 mmol/L,
Schwer: <125 mmol/L.

Nach zeitlicher Dynamik des Auftretens:
Akute Hyponatriämie: Innerhalb der letzten 48 h,
chronische Hyponatriämie: Seit >48 h bestehend.

Nach Symptomen:
Moderat symptomatische Hyponatriämie: Übelkeit, Kopfschmerzen, leichte Verwirrtheit.
Schwer symptomatische Hyponatriämie: Vigilanzstörung, Koma, Krampfanfall.

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10
Q

Hyponaträmie - Formen

A

Hypervolämische Formen (häufig) mit Verdünnungseffekt ohne Natriumverlust („Wasservergiftung“)!

  • > Herzinsuffizienz, nephrotisches Syndrom, Leberzirrhose. Es besteht ein intravasaler Mangel an Wasser (durch Ödeme) -> Gegenregulation: ADH und RAAS -> Rückresorption von Na und H2O, dafür weniger Ausscheidung durch den Urin!
  • > Chronischer Alkoholismus (durch massive Flüssigkeitsaufnahme), Hypothyreose (Mechanismus ungeklärt), psychogene Polydipsie.

Hypovolämische Formen mit (echtem) Natrium- und Wasserverlust (mehr Natrium als Wasserverlust!) (→ Urin-Natrium-Konzentration↑, >30 mmol/L):
Renale Usachen:
Diuretika, insb. Thiazide,
Nebennierenrindeninsuffizienz (Cortisonmangel, Aldosteronmangel),
zerebrales Salzverlust-Syndrom,
renal-tubuläre Azidose.

Extrarenal (→ Urin-Natrium-Konzentration↓, <30 mmol/L)
Erbrechen,
Diarrhö,
Pankreatitis,
Peritonitis.

Normovolämische Formen bzw. Mischformen:
ADH-vermittelt:
Schwartz-Bartter-Syndrom (SIADH, Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion)

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11
Q

Hypernaträmie - Ursachen

A

Hypernatriämie:
Häufig: Wasserverlust mit Konzentrierung, ohne Natriumüberschuss: Hypovolämisch!
Exsikkose jeglicher Ursache (extrarenal), bspw. bei Fieber/Schwitzen, Verbrennungen u.a. (siehe dazu auch: Dehydratation).

Renal:
Diabetes insipidus,
osmotische Diurese (z.B. bei Hyperglykämie, Mannitoltherapie).

Gastrointestinal: Wässrige Diarrhöen.

Iso- oder Hypervolämisch: Echter Natriumüberschuss!
Gesteigerte orale Natriumzufuhr (z.B. Trinken von Meerwasser).
Iatrogen (Übermäßige Gabe von NaCl oder Natriumbicarbonat).
Primärer Hyperaldosteronismus.
Funktionsstörungen des Hypothalamus jeglicher Ursache.

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12
Q

Hypo-/Hypernaträmie - Symptome

A

Symptome/Klinik:
Hypo- und Hypernatriämie äußern sich beide(!) in zahlreichen neurologischen Symptomen, wobei leichte Formen durchaus asymptomatisch bzw. subklinisch verlaufen können.

Leichte Symptome:
Übelkeit, Zephalgien, kognitive Funktionsstörungen, Verwirrtheit.

Schwere Symptome:
(Wiederholtes) Erbrechen,
Koma bzw. schwere Vigilanzstörung (Muskeleigenreflexe meist↑),
Auftreten von Krampfanfällen,
Kardiopulmonale Dekompensation (z.B. respiratorische Insuffizienz).

Milde „asymptomatische“ Hyponatriämie: Ab Werten um 125 mmol/L können insb. bei älteren Patienten mit chronischen Hyponatriämien häufig fehlgedeutete unspezifische Beschwerden auftreten.
Vermehrte Sturzneigung bei Gangunsicherheit,
kognitive Defizite (z.B. Verschlechterung im MMST),
weiterhin Symptome der zugrundeliegenden Erkrankung.

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13
Q

Natriumhaushalt - Diagnostik

A

Anamnese und körperliche Untersuchung,
Labor: Elektrolyte und Hämatokrit,
Urinuntersuchung:

Untersuchungsmaterial: Einmalurin ausreichend.
Urinosmolalität und Urin-Natriumkonzentration: Kann bei Elektrolytstörungen des Natriums die ätiologische Zuordnung erleichtern.

Urinuntersuchung bei Hyponatriämie:
Urinosmolalität ≤100 mosmol/kg: Am ehesten Polydipsie bzw. Aufnahme größerer Mengen elektrolytarmer Flüssigkeit (z.B. auch TUR-Syndrom).

Urinosmolalität ≥100 mosmol/kg: Weitere Einordnung nach Bestimmung des Urin-Natriums:
Urin-Natrium ≤30 mmol/L: Hinweis auf erniedrigtes effektives arterielles Blutvolumen.

Bei Hypervolämie: Am ehesten bei Herzinsuffizienz, Leberzirrhose und nephrotischem Syndrom.

Bei Hypovolämie: Am ehesten bei gastrointestinalen Verlusten

Urin-Natrium >30 mmol/L: Häufig bei Diuretikaeinnahme und bei chronischer Niereninsuffizienz, daher im Zweifel schlecht zu beurteilen.

Urinosmolalität > Plasmaosmolalität: Am ehesten Ausdruck eines SIADH.

Urinuntersuchung bei Hypernatriämie:
Urinosmolalität ≥800 mosmol/kg: I.d.R. extrarenaler Wasserverlust.
Urin-Natrium <30 mmol/L: Wasserverlust bspw. über Perspiratio insensibilis oder gastrointestinal.
Urin-Natrium >60 mmol/L: Echte Salzüberladung.
Urinosmolalität ≥1000 mosmol/kg: I.d.R. nach Gabe osmotischer Diuretika.
Urinosmolalität ≤800 mosmol/kg: I.d.R. renaler Wasserverlust.

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14
Q

Natriumhaushalt - Therapie

A

Vorsichtiger Ausgleich!
In den ersten Stunden: Steigerung/Senkung des Serumnatriums um maximal 1 mmol/L stündlich!

In den folgenden Tagen: Bis zum Erreichen eines Serumnatriums von 130 mmol/L (Hyponatriämie) bzw. 150 mmol/L (Hypernatriämie) sehr vorsichtige Steigerung/Senkung des Serumnatriums um max. 6–8 mmol/L je 24 Stunden!

Hohes Komplikationspotential:
Durch zu raschen Natriumanstieg kann eine zentrale pontine Myelinolyse entstehen.
Eine zu schnelle Senkung des Natriumwertes kann ein Hirnödem auslösen.

Kausale Therapie anstreben: Ätiologische Zuordnung der vorliegenden Elektrolytstörung und Einleitung entsprechender Gegenmaßnahmen (z.B. Absetzen der auslösenden Medikation).

Therapie der Hyponatriämie:
Hypovolämische Formen: Infusion isotoner Kochsalzlösung, ggf. unter Nutzung der Formeln und Größen zur Therapie von Störungen des Natriumhaushalts.

Normovolämische Formen: Trinkmengenbeschränkung auf 500–800 mL/24 h, Beseitigung der auslösenden Ursache, bei symptomatischem Leidensdruck Gabe von isotonischer Kochsalzlösung wie bei hypovolämischen Formen möglich.

Hypervolämische Formen: Trinkmengenbeschränkung auf 500 mL/24 h, Furosemid zur Erzielung einer Wasserausscheidung erwägen, dabei Hypokaliämie-Risiko beachten.

Therapie der Hypernatriämie:
Hypo- oder normovolämisch: Halbisotone Lösungen (z.B. NaCl 0,45%) zum Ausgleich des Volumendefizits bzw. zur Dilution einer Hypernatriämie.

Hypervolämisch: Furosemid mit 5%iger Glucoselösung als natriumfreier Träger.

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15
Q

Komplikationen - Natriumausgleich

A

Osmotische Myelinolyse
Definition: Zerstörung der Myelinscheiden bei zu schneller Korrektur einer Hyponatriämie, insb. in der zentralen Region des Pons (sog. „zentrale pontine Myelinolyse“) oder auch deutlich weniger häufig z.B. im Thalamus, Putamen oder Marklager (sog. „extrapontine osmotische Myelinolyse“).

Stadienhafter Verlauf:
Bewusstseinseintrübung und Koma,
ggf. kurzfristige Erholung.
Nach einigen Tagen: Zunehmende Tetraparese,
Störung der Hirnstammfunktion mit Ausfall der Hirnnerven.

Diagnostik: Veränderungen im MRT häufig erst nach Wochen nachweisbar, daher klinische Diagnosestellung.
Prävention: Maximaler Anstieg der Natriumkonzentration im Serum um 6–8 mmol/L je 24 h!

Hirnödem bei Ausgleich einer Hypernatriämie!
Im ZNS ist der zu schnelle Ausgleich aufgrund der räumlichen Enge gefährlich → Gefahr des Hirnödems!

Prävention:
Langsame Korrektur des Serumnatriums bei langsam entwickelter Hypernatriämie (max. 0,5 mmol/L stündlich)
Initial stündliche Kontrollen der Natriumkonzentration im Serum.

Ausnahme: Die hochakute Entstehung einer Natriumwert-Entgleisung erfordert einen schnellen Ausgleich, da sonst die genannten Komplikationen drohen.

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16
Q

Kaliumhaushalt - Gründe für Differenz

A

Hypokaliämie
Kaliumverluste:
Renal durch Hyperaldosteronismus, Hypercortisolismus,
Medikamentös: Diuretika, Glucocorticoide etc.
Gastrointestinal: Erbrechen, Diarrhö,
Medikamentös: Laxantien,
Schwitzen.
Geringe Zufuhr mit der Nahrung: Bspw. bei Essstörung, Fehlernährung und Mangelernährung.
Umverteilung: Alkalose, Insulintherapie.

Hyperkaliämie
Bilanzstörung:
Renale Ausscheidungsstörung: Akutes Nierenversagen und chronische Niereninsuffizienz.
Endokrin: Hypocortisolismus, Hypoaldosteronismus, Insulinmangel.
Medikamentös: Heparin, kaliumsparende Diuretika,
ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptor-Blocker,
NSAID etc.
GI-Trakt: Übermäßige Zufuhr (z.B. Verzehr großer Mengen von Bananen und Trockenfrüchten),
erhöhte Kaliumfreisetzung: Rhabdomyolyse, Hämolyse, Tumorlyse-Syndrom, Verbrennungen, Traumata,
Massentransfusionen bzw. Transfusion inadäquat gelagerter Erythrozytenkonzentrate.
Umverteilung: Azidose, Coma diabeticum.

17
Q

Kaliumhaushalt - Klinik/Symptomatik

A
Hypokaliämie
Erhöhtes Ruhepotential = Erregbarkeit↓:
Herzrhythmusstörungen: Extrasystolen, Neigung zur Rhythmusinstabilität, bspw. Auftreten einer Tachyarrhythmia absoluta, Notfall Kammerflimmern.
Muskelschwäche, Obstipation,
Muskeleigenreflexe↓, Paresen,
Ermüdung,
Polyurie (ADH-Resistenz),
Digitalis-Unverträglichkeit (die Digitaliswirkung beruht auf einer Hemmung der Na+/K+-ATPase. Dabei konkurriert Digitalis mit Kalium um die Bindungsstelle an der ATPase. Verstärkte Digitaliswirkung).

Hyperkaliämie
Erniedrigtes Ruhepotential = Erregbarkeit↑,
Herzrhythmusstörungen,
Parästhesien,
Muskelschwäche, Muskelzuckungen,
Langfristig: Paresen (durch gestörte Repolarisation).

EKG
EKG bei Hypokaliämie:
Abflachung der T-Welle,
ST-Senkung und andere ST-Streckenveränderungen,
betonte U-Welle, evtl. TU-Verschmelzungswelle.
Selten: QT-Zeit verlängert.

EKG bei Hyperkaliämie:
Hohe und spitze T-Welle,
QRS-Verbreiterung ≥0,11 s,
ST-Streckenveränderungen mit ST-Senkung und ST-Verschmelzungen (Sinuswelle) möglich.
P-Abflachung, Verlängerung der PQ-Zeit, Bradykardie, ventrikuläre Tachykardie, Asystolie, PEA.

Bei beiden Elektrolytstörungen sind Herzrhythmusstörungen bis Kammerflimmern möglich!

18
Q

Kaliumhaushalt - Therapie

A

Therapie der Hypokaliämie:
Kaliumsubstitution: Ernährung, Gabe von Kaliumsalz-Präparaten (p.o. oder i.v.) je nach Ausprägung:
Kaliumsubstitution p.o.,
Kaliumchlorid: Vorteilhaft bei Bestehen einer Alkalose,
Kaliumcitrat: Wirkt zusätzlich alkalisierend bei Azidose.
Kaliumsubstitution i.v.,
Kaliumchlorid-Lösung.

Da Kalium venentoxisch ist und Herzrhythmusstörungen auslösen kann, sollte es bei intravenöser Applikation stets langsam (max. 20 mmol/h) verabreicht werden! Wenn möglich, ist die Gabe p.o. immer sicherer!

Therapie der Hyperkaliämie:
Leichte Formen der Hyperkaliämie → Therapie erforderlich, jedoch i.d.R. keine Notfallsituation!
Ausreichende Hydratation gewährleisten, kaliumarme Ernährung, Medikation prüfen!
Kationenaustauscherharze (Natrium- oder Calciumsalze des Polystyrolsulfonats).

Mittelgradige (Serumkalium 6,0–6,4 mmol/L) und schwere Hyperkaliämie (Serumkalium >6,5 mmol/L) → Notfalltherapie!
Kardioprotektion: Calciumgluconat i.v.,
Verschiebung von Kalium nach intrazellulär: Glucose-Insulin-Infusion, β2-Sympathomimetika inhalativ, Natriumbikarbonat i.v.

Elimination von Kalium: Eigentliche Therapie der Hyperkaliämie!
Furosemid und isotone Kochsalzlösung,
Polystyrol (Kationenaustauscher) p.o. oder rektal,
Hämodialyse.

19
Q

Calciumhaushalt - Ätiologie

A

Ätiologie:
Hypokalzämie:
Echte Hypokalzämie: Ionisiertes Calcium↓!
Endokrin: Hypoparathyreoidismus, bzw. Pseudohypoparathyreoidismus.
Vitamin-D-Mangel jedweder Genese (Nieren- und Leberinsuffizienz, geringe Sonnenexposition, Alkoholismus, Maldigestion und -absorption),
Medikamente: Schleifendiuretika, Glucocorticoide.

Weitere Ursachen:
Nekrotisierende Pankreatitis,
Hyperventilation → Aufgrund einer Umverteilung!
Rhabdomyolyse,
Hyperphosphatämie (Tumorlyse, Rhabdomyolyse, massiv vermehrte Aufnahme),
Renal-tubuläre Azidose.

Pseudohypokalzämie: Gesamtcalcium ↓, ionisiertes Calcium ↔︎ i.d.R. asymptomatisch.
Hypoalbuminämie jeglicher Ursache, z.B. bei Leberzirrhose.
Seltene syndromale Ursachen:
Idiopathische infantile Hypokalzämie,
DiGeorge-Syndrom.

Hyperkalzämie:
Endokrin: Primärer Hyperparathyreoidismus: 80%!
Tertiärer Hyperparathyreoidismus,
Hyperthyreose (vermehrter Knochenstoffwechsel),
Nebennierenrindeninsuffizienz (Morbus Addison),
Akromegalie.

Tumorinduzierte Hyperkalzämie:
Paraneoplasie (häufigste tumorbedingte Ursache): Bildung von PTHrP durch Tumorzellen (insb. bei Bronchialkarzinom, Nierenzellkarzinom, Ovarialkarzinom).

Osteolyse: Multiples Myelom, Knochenmetastasen.

Sonstige:
Granulomatöse Erkrankungen, insb. Sarkoidose bzw. Lymphome.
Medikamente (insb. Thiazide und Lithium),
Östrogenantagonisten wie Tamoxifen etc.
Lange Immobilisation,
familiäre hypocalciurische Hyperkalzämie.

20
Q

Calciumhaushalt - Auswirkung neuromuskulär und kardial sowie Sonderformen

A

Ruhemembranpotential:
Das ionisierte Calcium stabilisiert das Ruhemembranpotential!

Hypokalzämie (Extrazelluläres Ca2+↓):
Leichtere Erregbarkeit neuromuskulär aber
schwerere Erregbarkeit kardial!

Hyperkalzämie (Extrazelluläres Ca2+↑):
Schwerere Erregbarkeit neuromuskulär (umgekehrt zur extrazellulären Kaliumkonzentration) aber
leichtere Erregbarkeit kardial!

Freie Ca2+-Konzentration↑ ←Bindungskonkurrenz→ freie H+-Ionen↑ = pH↓,
freie Ca2+-Konzentration↓ ←Bindungskonkurrenz→ freie H+-Ionen↓ = pH↑.

Verlaufs- und Sonderformen:
Paradoxe intrazerebrale Kalzifikationen bei Hypokalzämie: Hypoparathyrepoidismus -> Hyperphosphatämie -> Überschreitung des Löslichkeitsprodukts von Kalciumphsophat -> Auskristallisierung in den Basalganglien.

Differentialdiagnosen:
Familiäre hypokalzurische Hyperkalzämie:
Ätiologie: Autosomal-dominante Vererbung.
Klinik: I.d.R. keine Beschwerden (Zufallsbefund).
Diagnostik: Hyperkalzämie im Serum bei gleichzeitiger Hypokalzurie, in 10–15 % ist das Parathormon leicht erhöht (DD primärer Hyperparathyreoidismus).
Therapie: Keine Therapie erforderlich.

21
Q

Hypokalzämie - Symptome

A

Symptome der Hypokalzämie:
Leitsymptom: Tetanie (wenn bedingt durch respiratorische Alkalose = Hyperventilationstetanie) bei gesteigerter neuromuskulärer Erregbarkeit:
Kribbelparästhesien (typischerweise perioral),
Karpopedalspasmen: Pfötchenstellung der Hände und Spitzfußstellung.

Generalisierte Hyperreflexie,
kardiale Symptome,
Herzrhythmusstörungen infolge einer QT-Zeit-Verlängerung (z.B. Torsade de pointes).

Neurologisch: Epileptischer Anfall (alle Formen möglich),
Gastrointestinal: Diarrhö,
Bei chronischer Hypokalzämie: Störungen von Haar- und Nagelwuchs, schlechter Zahnstatus.
Psychische Veränderungen (Depression, Angst).

Provokation von Tetaniezeichen bei Hypokalzämie:
Chvostek-Zeichen = Mundwinkelzucken bei Beklopfen des N. facialis (im Wangenbereich, ca. 2 cm ventral des Ohrläppchens),
Trousseau-Zeichen = Nach Anlegen einer Blutdruckmanschette mit einem Druck oberhalb des systolischen Drucks kommt es nach mehreren Minuten zu einer Pfötchenstellung der Hand.
Fibularis-Zeichen = Beklopfen des Fibularandes führt zu Pronation.

22
Q

Hyperkalzämie - Symptome

A

Symptome der Hyperkalzämie:
Symptome treten meist ab höheren Werten (>3 mmol/L) und bei raschem Anstieg der Calciumkonzentration auf.

Generell: Sehr variable Symptomatik, teilweise auch asymptomatisch!
Verringerte neuromuskuläre Erregbarkeit: Muskelschwäche, Obstipation, Paresen
Kardiovaskulär: Herzrhythmusstörungen, insb. Bradykardien und AV-Block.

Renal: Polyurie, erhöhte Anfälligkeit für Harnwegsinfektionen, Urolithiasis, Nephrokalzinose.

Neurologisch bzw. Psychiatrisch: Lethargie, Verwirrtheit, kognitive Beeinträchtigungen, Angststörung, Depression, Psychose. Bewusstseinsstörung: Somnolenz, Koma (hyperkalzämische Krise!).

Gastrointestinal: Übelkeit, Erbrechen, gastroduodenale Ulzera, Pankreatitis.

23
Q

Calciumhaushalt - Therapie

A

Therapie der Hypokalzämie:
Bei klinisch symptomatischer Hypokalzämie bzw. Notfall (z.B. Tetanie, Herzrhythmusstörung): Gabe von Calcium i.v..

Zur längerfristigen Substitution:
Tägliche Gabe von Calcium p.o., ggf. zusätzlich Vitamin D bei Mangel, auch Kombinationstherapie in Form von Calcium-Cholecalciferol-Brausetabletten möglich.
Medikationsprobleme bedenken: Bspw. Thiazid statt Schleifendiuretikum.
Bei Hyperventilation: Beruhigen, Tütenatmung unter ärztlicher Kontrolle.

Bei digitalisierten Patienten niemals Calcium i.v.! Gefahr Kammerflimmern!

Therapie der Hyperkalzämie:
Notfall: Bei Serumcalcium ≥ 3,5 mmol/L ist die sofortige Einleitung einer stationären Therapie erforderlich!

Reduktion der Calciumzufuhr: Bspw. von Milch und Milchprodukten, angereichertem Mineralwasser usw.
Elimination:

Forcierte Diurese (unter Berücksichtigung des Hypokaliämierisikos!) bis zu 5 L/Tag und mehr.
Volumengabe und Schleifendiuretikum Furosemid,
bei Anurie bzw. Misserfolg der diuretischen Therapie: Dialyse mit calciumfreiem Dialysat.

Zusätzliche mögliche Maßnahmen:
Bisphosphonate (bei tumorinduzierter Hyperkalzämie), z.B. Zoledronsäure, Calcitonin (Hemmung der Osteoklasen aber nur kurzfristig).

24
Q

Calciumhaushalt - physiologische Regulation

A
  1. „Der Serumcalciumgehalt wird hauptsächlich über Parathormon (PTH) geregelt“.
    -> Parathormon stellt Calcium frei aus dem Knochen und fördert die Rückresorption in der Niere. Stellt auch Phosphat aus dem Knochen frei, dieser wird über die Niere ausgeschleust.
    Stimulation: Erniedrigtes Calcium, Calcitriolmangel, hohe Phosphatkonzentration, leichte Hypomagnesiämie.
  2. „Vitamin D steigert zwar auch den Serumcalciumgehalt durch Effekte auf Nieren und Darm, fördert aber im Gegensatz zu PTH die Knochenmineralisation“.

Ausgangssubstanz:
Cholecalciferol → Nahrung oder Einwirkung der Sonne in der Haut aus 7-Dehydrocholesterol -> Zwischensubstanz: 25-Hydroxycholecalciferol → Hydroxylierung in der Leber.
Endsubstanz/aktive Form von Vitamin D: Calcitriol → durch Hydroxylierung in der Niere.

  1. „Calcitonin kann als Gegenspieler von PTH gesehen werden“.
    Hemmt den Knochenabbau und führt somit zu einer Erniedrigung des Serumcalciums.
25
Q

Calciumhaushalt - physiologische Regulation

A
  1. „Der Serumcalciumgehalt wird hauptsächlich über Parathormon (PTH) geregelt“.
    -> Parathormon stellt Calcium frei aus dem Knochen und fördert die Rückresorption in der Niere. Stellt auch Phosphat aus dem Knochen frei, dieser wird über die Niere ausgeschleust.
    Stimulation: Erniedrigtes Calcium, Calcitriolmangel, hohe Phosphatkonzentration, leichte Hypomagnesiämie.
  2. „Vitamin D steigert zwar auch den Serumcalciumgehalt durch Effekte auf Nieren und Darm (Rückresorption), fördert aber im Gegensatz zu PTH die Knochenmineralisation“.

Ausgangssubstanz:
Cholecalciferol → Nahrung oder Einwirkung der Sonne in der Haut aus 7-Dehydrocholesterol -> Zwischensubstanz: 25-Hydroxycholecalciferol → Hydroxylierung in der Leber.
Endsubstanz/aktive Form von Vitamin D: Calcitriol → durch Hydroxylierung in der Niere.

  1. „Calcitonin kann als Gegenspieler von PTH gesehen werden“.
    Hemmt den Knochenabbau und führt somit zu einer Erniedrigung des Serumcalciums. Fördert die Rückresorption von Phosphat und Calcium in der Niere und Darm.
26
Q

Diabetes insipidus - Pathophysiologie, Klinik, Diagnostik und Therapie

A

Dabetes insipidus centralis/neurohormonalis (häufigste Form):
Verursacht durch ungenügende oder fehlende Synthese bzw. Sekretion von Antidiuretischem Hormon (ADH) im Hypothalamus (Ort der Synthese) bzw. Hypophysenhinterlappen (Speicherort).

Diabetes insipidus renalis (seltene Erkrankung, ADH-Rezeptoren im distalen Tubulus und Sammelrohr sind nicht sensibel):
Hereditär, erworben (Hypokaliämie, Hyperkalzämie).

Symptome/Klinik:
Klassische Symptomtrias: Polyurie (Aquaporine werden nicht eingebaut), zwanghafte Polydipsie, Asthenurie.
Weitere Symptome: Schlaflosigkeit, Tagesmüdigkeit.

Diagnostik:
Osmolalität im Blut: ↑,
Osmolalität im Urin: (↓).

Test: Durstversuch, dann ADH-Test (Desmopressin-Test). Hyperosmolarer Kochsalzinfusionstest (nach Carter-Robbins), um psychogene Polysipsie zu demaskieren.
Apparative Diagnostik: Zum Ausschluss eines Hirntumors muss beim Diabetes insipidus centralis eine Bildgebung des Kopfes (cCT, cMRT) erfolgen.

Therapie:
Diabetes insipidus centralis/neurohormonalis: Desmopressin, Applikation: Nasal, subkutan oder oral
Wichtige Nebenwirkung: Hyponatriämie.

Diabetes insipidus renalis:
Versuch mit Thiaziddiuretika (HCT) und NSAR.

27
Q

Nephrotisches Syndrom - Definition, Pathophysiologie und Therapie

A
Kriterien:
>3,5 g/1,73 m2/24 h,
Hypoproteinämie,
Hypalbuminämische Ödeme,
Hyperlipoproteinämie.

Häufigste Ursachen:
Glomerulonephritis (GN):
Minimal-Change-Glomerulonephritis (MCGN),
membranöse Glomerulonephritis (MGN),
fokal-segmentale Glomerulonephritis (FSGN).
Diabetische Nephropathie, Amyloidose, Leichtkettenerkrankung.

Pathopysiologie:
Minimal-Change-Glomerulonephritis: Strukturdefekt der Podozyten mit Verlust der Fußfortsätze.

Membranöse Glomerulonephritis: Antikörper-Ablagerungen zwischen Podozyten und der Basalmembran (subepitheliale Ablagerungen, „Humps“), Verdickungen der Basalmembran („Spikes“).

Fokal-segmentale Glomerulonephritis: Podozytendefekt und Untergang.

Klinik: siehe nephrotisches Syndrom im Kindesalter.

Therapie allgemein:
Kochsalzarme Diät (aber Malnutrition vermeiden),
Keine Eiweißrestriktion!
Ggf. antihypertensive Therapie mit ACE-Hemmern oder Sartanen.
Ggf. Diuretika,
Statine bei Hypercholesterinämie,
Substitution eines möglicherweise vorliegenden Vitamin-D-Mangels.
Thromboseprophylaxe.

Speziell:
Je nach zugrundeliegendem Krankheitsbild hilft der Einsatz von Glucocorticoiden.
Bei bedrohlicheren Erkrankungen, Ausbleiben von Besserung und schweren Verläufen erfolgt eine Ausweitung der immunsuppressiven Therapie (Cyclophosphamid, Ciclosporin).

Prognose:
Bei Minimal-Change-GN: Meist gut.
Bei idiopathischer membranöser GN: In ca. 20–30% der Fälle Spontanremission, bei ca. 30–40% bleibende Proteinurie mit stabiler Nierenfunktion, bei 20–30% Verschlechterung der Nierenfunktion.
Viele Formen führen bei unterschiedlichem Ansprechen auf eine Therapie zu fortschreitender Niereninsuffizienz mit Notwendigkeit der Dialyse.

28
Q

Akutes Nierenversagen - 4 Stadien

A
  1. Schädigung der Niere durch Ischämie oder toxische Substanzen. Die Urinproduktion ist normal.
  2. Oligurie und Anurie, GFR und Urinmenge reduziert.
  3. Polyurie! Glomerulumfiltrat steigt aber die tubuläre Rückresorption ist gestört!
  4. Normurie!
29
Q

Akutes Nierenversagen - Indikationen zur Hämodialyse

A

Hyperkaliämie >7mmol/l,
diuretikaresistente Überwässerung mit Lungenödem, Herzinsuffizienz und beginnendem Hirnödem.
Urämiezeichen (Perikarditis, Gastroenteritis).

-> Kreatininwert nicht ausscheidend!

30
Q

Nephrotoxische Substanzen

A

Endogen:
Freies Hämoglobin, Myoglobulin, Harnsäure, Leichtketten.

Exogen:
Röntgenkontrastmittel, Methotrexat, NSAR, Aminoglykoside, Cisplatin, Ciclosporin, Amphoterecin B, Cephalosporine.

31
Q

Differenzierung der Proteinurie

A

Prärenale Proteinurie “Überlauf-Proteinurie”:
Hämoglobin, Myoglobin, Leichtketten.

Renale Proteinurie:
Glomerulär-selektiv: Albumin.
Glomerulär-unselektiv: Albumin + IgG.
Tubulär: b2-Mikroglobulin (wird nicht rückresorbiert).
Gemischt glomerulärtubulär: Albumin + b2-Mikroglobulin.

Postrenale Proteinurie:
a2-Makroglobulin -> aktive tubuläre Sezernierung bei Infektionen oder Blutungen der ableitenden Harnwege.

32
Q

Nephritisches Syndrom

A

Erythrozyturie + Proteinurie + arterielle Hypertonie.

Erythrozyturie:
Prärenal: Gerinnungsstörung, Marcumar, Heparin.
Renal: Glomerulonephritis, Nierenzellkarzinom, Pyelonephritis, Niereninfarkt.
Postrenal: Urolithiasis, HWI, Prostatakarzinom, Trauma.
Kontamination: Menstruation.