Gastroenterologie Flashcards

1
Q

Blut im Stuhl - Was kann es sein?

A

Ösophagusvarizenblutung, U. ventriculi, U. duodeni, M. Crohn, Colitis ulcerosa, infektiöse Gastroenteritis, akute Divertikulitis, kolorektales Karzinom, Hämorrhoiden, Analfissur.

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2
Q

Welche Medikamente machen Blut im Stuhl?

A

NSAR, ASS, SSRI, Kortikoide, Fe, Antikoagulanzien.

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3
Q

Gastroösophageale Refluxkrankheit - Klinik, Diagnostik und Stadieneinteilung

A

Typische Klinik:
Sodbrennen,
Regurgitationen (Erbrechen ist weniger typisch!).

Ebenso möglich:
Atypische thorakale Schmerzen,
Husten, insb. nächtlich/morgens,
asthmaähnliche Beschwerden, 
Zahnerosionen,
Foetor ex ore,
Halsschmerzen.

Diagnostik: Stufendiagnostik!
1. Anamnese und Untersuchung, wenn hier sehr typisch dann PPI ad juvantibus.

  1. ÖGD (Ösophagogastroduodenoskopie): Suche nach refluxtypischen Erosionen, Ausschluss von Komplikationen (Barrett-Ösophagus, Dysplasien, Malignome). Wenn unauffällig dann 3.
    -> Indikationen für eine Biopsie:
    Verdacht auf eosinophile Ösophagitis, dann Stufenbiopsien auch aus dem proximalen Ösophagus,
    Verdacht auf Barrett-Ösophagus,
    Ulzera, exophytische Läsionen und/oder Stenosen (zum Malignomausschluss).
  2. Langzeit-pH-Metrie (saures Refluxereignis bei pH ≤4 wird gemessen) und intraluminale Impedanzmessung (zusätzlich Nachweis von erhöhtem schwach-saurem oder nicht-saurem Reflux): Nachweis von sauren und nicht-sauren Refluxereignissen mit Symptomkorrelation.

Zur Differentialdiagnostik:
Ösophagusmanometrie: Diagnose von Motilitätsstörungen.

Stadien nach Savory und Miller:
Stadium 0 Reflux ohne Schleimhautveränderungen,
Stadium I isolierte Schleimhauterosionen,
Stadium II longitudinal konfluierende Erosionen entlang der Schleimhautfalten,
Stadium III zirkulär konfluierende Erosionen,
Stadium IV Komplikationsstadium (Ulzerationen, Strikturen, Zylinderzellmetaplasien).

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4
Q

Gastroösophageale Refluxkrankheit - DD und Therapie

A
Differentialdiagnosen:
Retrosternale/thorakale Schmerzen:
DaCosta-Syndrom (Herzneurose),
Angina Pectoris etc.
diffuser Ösophagusspasmus,
Achalasie.

Gastroskopisch:
Soorösophagitis,
CMV-Ösophagitis,
eosinophile Ösophagitis:
Ringförmige Schleimhautdefekte („Baumringaspekt“),
leicht blutende Mukosa („Krepppapier-Mukosa“),
histologisch: Eosinophile Granulozyten intraepithelial.
-> hier hilft nur Budenosid!

Therapie:
Allgemeine Lebesstilfaktoren, Oberkörper hoch gelagert schlafen, kleine eiweißreiche Mahlzeiten.

Medikamentös:
1. Wahl: PPI (Protonenpumpeninhibitoren) -> kein abruptes Absetzen! Verzögerter Wirkungseintritt, Gabe mit Abstand (30–60 min) vor dem Essen. Omeprazol-Generika bevorzugen, Wirtschaftlichkeit, da alles gleiche Wirkung/NW.

  1. Wahl: H2-Rezeptorantagonisten: Ranitidin.
Operativ, wenn:
Therapieresistenz unter PPI,
fortgeschrittenes Stadium,
rezidivierende Aspiration,
Medikamentenunverträglichkeit.
Operation: Fundopliktio nach Nissen.
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5
Q

Barret-Ösophagus

A

Pathophysiologie:
Barrett-Metaplasie: Refluxösophagitis → Schädigung des Plattenepithels durch die Magensäure → Ersatz durch Zylinderepithel vom intestinalen Typ mit Becherzellen.

Entwicklung eines Karzinoms abhängig von Ausbreitung und Histologie (spezialisiertem intestinalem metaplastischem Zylinderepithel):
Short-Segment-Barrett-Ösophagus (max. 3 cm Zylinderepithelausläufer).

Long-Segment-Barrett-Ösophagus (>3 cm Zylinderepithelausläufer): Hohes Entartungsrisiko!
Präkanzerose für Adenokarzinom mit ca. 10% Entartungsrisiko!

ÖGD: Chromoendoskopie (Essigsäure oder Methylenblau).

Therapie:
Überwachungstherapie mit konsequenter fortführung der PPI-Therapie.

Unauffälliger Befund: Keine Ablation oder Resektion, Kontrolle zunächst nach einem Jahr, dann alle 3–4 Jahre.

Low-grade-intraepitheliale Neoplasie (LGIN):
Ohne makroskopisch sichtbare Veränderungen: Kontrolle nach 6 Monaten, dann jährlich oder Radiofrequenzablation des Barrett-Segments.
Mit makroskopisch sichtbaren Veränderungen: Endoskopische Resektion der Läsion mit photodynamischer Lasertherapie.

High-grade-intraepitheliale Neoplasie (HGIN):
Endoskopische Resektion der Läsion (endoskopische Mukosaresektion) oder endoskopische Submukosadissektion.
Ablative Therapieverfahren sind als Primärtherapie nicht geeignet.
Mediastinale Ösophagusresektion wenn Submukosa infiltriert.

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6
Q

Chronische Gastritis

A

Typ-A-Gastritis: ca. 5%, autoimmun.
Typ-B-Gastritis: ca. 60%, bakteriell v.a. durch H. pylori.
Typ-C-Gastritis: ca. 30%, chemisch.

Wiederholung Magen:
Übergang des Ösophagus in den Magen an der Kardia, Epithelwechsel an der Z-Linie.
-> An der Kardia liegen die Nebenzellen (Mucine).

Kranial liegt der Fundus, zeigt sich im Röntgen als Magenblasen.

Corpus gastricum: Hier liegen die Hauptdrüsen mit undifferenzierten Stammzellen, Nebenzellen (Mucine), Parietalzellen (Belegzellen, machen HCl, Intrinsic-Factor und Histamin und Gastrin) und enteroendokrine Zellen (Histamin) sowie Hauptzellen (Pepsinogen).

Pars pylorica mit Antrum und Pylorus (Übergang ins Duodenum): Hier liegen die Pylorusdrüsen und Nebenzellen (Mucine), sowie enteroendokrine Zellen (Histamin).

Warum nachts besonders schlimm? Nächtlich erhöhter Vagotonus -> fördert gastrale Säuresekretion.

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7
Q

Typ-A-Gastritis - Pathophysiologie, Klinik und Therapie

A

Pathophysiologie:
Typ-A-Gastritis:
Autoimmune Zerstörung der Belegzellen im Magenfundus bzw. -korpus (HCl, Intrinsic-Factor, Histamin und Gastrin).

Atrophie der Magenschleimhaut → Achlorhydrie (auch Anazidität genannt) → erhöhtes Risiko für Magenkarzinome.

Achlorhydrie → erhöhte Gastrinausschüttung → Hyperplasie enteroendokriner Zellen → erhöhtes Risiko für Karzinoidtumoren da enthemmte Gastrinausschüttung aus G-Zellen (liegen im Antrum!).

Mangel an Intrinsic-Faktor → Vitamin-B12-Mangel → Vitamin-B12-Mangelanämie (=perniziöse Anämie).

Klinik:
Bei schwerem Vitamin-B12-Mangel: Trias aus hämatologischer, neurologischer und gastrointestinaler Störung.

Therapie:
Vitamin B12-Substitution parenteral,
bei Erstdiagnose höhere Dosierung zum Auffüllen der Vitamin-B12-Speicher,
falls Helicobacter pylori positiv: Eradikationsversuch → kann zur Ausheilung führen.

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8
Q

Typ-B-Gastritis (Antrumgastritis) - Pathophysiologie, Klinik und Therapie

A

Pathophysiologie:
HP-Besiedlung → verminderte Muzinproduktion → erhöhte Säureproduktion → Entzündung des Antrums → aufsteigende Ausbreitung → Verschiebung der Antrum/Korpus-Grenze → Atrophie der Magendrüsen bei Chronifizierung → Hypochlorhydrie (keine Achlorhydrie) und intestinale Metaplasien → Erhöhtes Risiko für Magenkarzinome.

Klinik:
Viele Jahre asymptomatisch, relativ häufig erst durch Blutung bei Ulcus ventriculi oder duodeni symptomatisch.
Mikrozytäre Anämie bei Blutung.

Therapie:
Mindestens 7 (bzw. 10) Tage, anschließend weitere Gabe eines PPI in Standarddosierung, Kontrolle des Eradikationserfolges.

Französische Tripletherapie: PPI + Clarithromycin + Amoxicillin.
Italienische Tripeltherapie: PPI + Clarithromycin + Metronidazol.
Bismuth-Quadrupeltherapie: PPI + Bismuth + Tetracyclin + Metronidazol.

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9
Q

Typ-C-Gastritis - Pathophysiologie, Klinik und Therapie

A

Pathophysiologie:
Wechselwirkung zwischen direkten Schleimhautnoxen und einem verstärkten duodenogastralen Reflux → vereinzelte Infiltration der Magenschleimhaut durch Lymphozyten und Plasmazellen → Ödem der Magenschleimhaut → bei Überschreiten der Regenerationsfähigkeit der Schleimhaut Ausbildung von Erosionen und Ulzera der Magenschleimhaut und Atrophie der Korpusdrüsen mit verminderter Säure- und Pepsinsekretion → Hypochlorhydrie, ggf. Metaplasien und Dysplasien.

Klinik:
Häufig Beschwerden wechselnder Intensität.
Mikrozytäre Anämie bei Blutung.

Therapie:
Noxen reduzieren (NSAR absetzen, Rauchkarenz, Alkoholkarenz),
PPI-Therapie, zeitlich limitiert, ausreichend dosiert.
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10
Q

Differentialdiagnosen Gastritis

A

Non-Ulcer-Dyspepsie („Reizmagen“, funktionelle Dyspepsie),
Crohn-Gastritis bzw. Crohn-Duodenitis,
eosinophile Gastritis,
lymphozytäre Gastritis,
Riesenfaltengastritis (Morbus Ménétrier).

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11
Q

Chronische Gastritis - Diagnostik

A

Ösophagogastroduodenoskopie mit Biopsien aus Magenantrum und -korpus, ggf. auch Fundusbiopsien.

Helicobacter pylori Diagnostik:
Zwei Verfahren miteinander kombinieren!

  1. Für die Histologie: Je 2 Biopsien aus Magenantrum (peripylorisch und Angulusfalte) und Magenkorpus (an der kleinen und großen Kurvatur).
  2. Für den Urease-Schnelltest: Je 1 Biopsie aus Magenantrum und Magenkorpus -> Nachweis einer Ammoniakbildung durch Urease des Helicobacter pylori als indirekter Nachweis.

Weitere Möglichkeiten:
Kultur und Resistogramm: Die kulturelle Anzucht von Helicobacter erfordert eine spezielle Nährbouillon und etwa 14 Tage Zeit und kann mit dem Ziel einer Resistenztestung erfolgen (Ausnahmefälle!).

Nicht invasive Möglichkeiten:
HP-Antigennachweis im Stuhl (ELISA-Testung mit monoklonalen Antikörpern),
13C-Atemtest: Gabe von 13C-Harnstoff → Spaltung durch HP über eine Urease → 13CO2 in der Ausatemluft messbar,
Serum-IgG-Antikörper gegen HP.

Bei Typ-A-Gastritis:
Autoantikörper gegen Parietalzellen (90% der Fälle) und Intrinsic-Faktor (70% der Fälle),
evtl. Vitamin B12-Spiegel↓, makrozytäre Anämie,
evtl. Hypergastrinämie.
-> Verlust der Belegzellen und Hauptzellen des Magens
Hyperplasie enteroendokriner Zellen.

Typ-C-Gastritis:
Ödeme, Hyperämie und Proliferation von glatter Muskulatur in der Mukosa.

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12
Q

Gastroduodenale Ulkuskrankheit - Ätiologie und Klinik

A

Ulkus: Gewebedefekt, der die Lamina muscularis mucosae überschreitet und auch tiefere Wandschichten betrifft.

In Deutschland: ca. 200/100.000 Einwohner pro Jahr.
Ulcus duodeni 2–3× häufiger als Ulcus ventriculi,
Ulcus duodeni: ♂ > ♀,
insgesamt durch verbreitete PPI-Einnahme rückläufiger.
Wo? Kleine Kurvatur des Antrums oder präpylorisch vrs. Vorderwand des Bulbus Duodeni -> kissing ulcers.

Ätiologie:
Helicobacter-pylori-(HP‑)positive Ulkuskrankheit,
HP-negativ; Noxen, Medikamente etc.
akutes Stressulkus,
chronische Gastritis anderer Ursache.

„Die Belegschaft ist sauer und intrigiert, weil die Hauptmänner Pepsi trinken und die Nebenmänner rumschleimen.“

Klinik:
Allgemeine Symptome:
Epigastrische Schmerzen,
evtl. Blutungszeichen (Anämie, Hämatemesis, Meläna),
Besserung durch Antazida,
asymptomatische Verläufe sind möglich.

Spezifische Symptome:
Ulcus ventriculi:
Schmerzen unmittelbar nach Nahrungsaufnahme oder
Schmerzen unabhängig von Nahrungsaufnahme.

Ulcus duodeni:
Nüchternschmerzen (insbesondere nachts),
Linderung der Schmerzen durch Nahrungsaufnahme.

Sonderform: Ulcus Dieulafoy -> große fehlangelegte Arterie.

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13
Q

Gastrointestinale Ulkuskrankheit - Diagnostik, Therapie und Komplikationen

A

Diagnostik:
Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (ÖGD) mit Biopsien,
Helicobacter pylori-Diagnostik,
Wenn HP-negativ und keine NSAR-Einnahme: Bestimmung von Gastrin (Gastrinom, Zollinger-Ellison-Syndrom), Bestimmung von Serumcalcium und Parathormon.

Therapie:
HP-Eradikationstherapie wenn HP-positiv,
wenn HP-negativ: Meidung von Noxen und PPI-Gabe.
Nach 4-6 Wochen Kontrolle des Therapieerfolgs.

Interventionell: Endoskopische Blutstillung: Unterspritzung mit verdünnter Adrenalinlösung, Clip (Hämoclip), Fibrinkleber etc.

Operation bei Komplikationen (endoskopisch nicht beherrschbare Blutung, Perforation):
Magenteilresektion (nach Billroth),
Vagotomie.

Prophylaxe? Ulkusprophylaxe mit PPI bei Helicobacter-negativem Ulkus, längerfristigen NSAR-Einnahme, Prophylaxe eines akuten Stressulkus.

Komplikationen:
Blutung (Klassifikation nach Forrest) -> vor allem Bulbushinterwand oder kleine Kurvatur da Beblutung durch A. gastroduodenalis oder A. gastrica sinistra,
Perforation von Magen/Duodenum,
Magenausgangsstenose,
karzinomatöse Entartung beim Ulcus ventriculi.

Nachsorge:
Kontrollendoskopie:
Ulcus ventriculi: Immer nach 4–6 Wochen.
Ulcus duodeni: Kontrollendoskopie nach 2–4 Wochen bei Komplikationen.

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14
Q

Forrest-Klassifikation der Blutung

A

I Aktive Blutung:
Ia spritzende arterielle Blutung ca. 85–100%, REZIDIV!
Ib Sickerblutung ca. 25–55%.

II Inaktive Blutung:
IIa Läsion mit sichtbarem Gefäßstumpf ca. 20–50%, REZIDIV!
IIb Koagelbedeckte Läsion ca. 20–40%,
IIc Hämatinbelegte Läsion ca. 5–10%.

III Läsion ohne Blutungszeichen.

EURO-Konzept: Endoskopieren, Unterspritzen/Fibrinkleber/Klipping, Rezidivgefahr abschätzen, Operieren.

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15
Q

Gastrointestinale Blutungen - Ätiologie

A

Obere GI-Blutung (90%!)
Ursache proximal des Treitz-Bandes:
Ulcus ventriculi/duodeni (in 50% aller Fälle, häufigste Ursache),
Ösophagusvarizenblutung,
Mallory-Weiss-Syndrom,
Tumorblutungen (Ösophaguskarzinom, Magenkarzinom),
erosive Gastritis bzw. erosive Duodenitis,
schwere Refluxösophagitis, Sonderform: Soor-Ösophagitis,
Hiatushernie,
Angiodysplasie.

Untere GI-Blutung: 10%
Vaskuläre Ursachen: Hämorrhoiden, Angiodysplasien,
Rektale Varizen (bei portaler Hypertension), Ischämien.
Tumoren (benigne und maligne): Kolorektales Karzinom, Analkarzinom, Kolonpolypen, Karzinoide des Dünndarms.
Entzündliche Ursachen: CED (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn).
Divertikulose.

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16
Q

Gastrointestinale Blutung - Klinik und Diagnostik

A

Allgemeinsymptome:
Chronischer Blutverlust:
Blässe der Haut und Schleimhäute,
Schwäche und Abgeschlagenheit.

Bei akuten Blutungen stehen die Symptome einer Kreislaufinsuffizienz bzw. eines hypovolämischen Schocks im Vordergrund:
Tachykardie,
Hypotonie,
Schwindel, Kollaps, Schock,
Vigilanzminderung.

Obere GI-Blutung: Meläna (Teerstuhl), Hämatochezie (rotes Blut), Hämatemesis (Bluterbrechen).

Untere GI-Blutung: Meläna (Teerstuhl), Hämatochezie (rotes Blut), Kolon (dunkelrot, geleeartig), Rektum (frisch, streifenförmig).

Diagnostik:
Anamnese, körperliche Untersuchung (Vitalparameter und digital-rektale Untersuchung), klinische Chemie, an Kreuzblut denken!

Apparativ:
(Notfall‑)Endoskopie zur Lokalisation der Blutungsquelle:
Ösophagogastroduodenoskopie ODER Koloskopie.

Bei Verdacht auf Dünndarmblutung bzw. nicht lokalisierbarer Blutungsquelle:
Kapselendoskopie, Push-and-pull-Endoskopie“ (Doppelballonendoskopie) (Intestinoskopie).
Kontrastmittel-CT, CT-Angio.

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17
Q

Gastrointestinale Blutung - Therapie

A

Therapie:
Stationäre Überwachung (wenn indiziert),
Kontrolle und Stabilisierung der Vitalparameter (z.B. Flüssigkeitssubstitution, evtl. Bluttransfusion).

Kausale Therapie:
Bei relevanter Blutung: Notfallendoskopie +
intravenöse PPI-Gabe +
Unterspritzung, Sklerosierung, Ligatur oder Koagulation einer identifizierten Blutungsquelle.
Blutender Polyp (z.B. im Kolon) → Abtragung.

Bei endoskopisch nicht beherrschbarer Blutung: Chirurgisches Vorgehen.

Möglichkeiten der endoskopische Blutstillung:
Injektionsverfahren mit Adrenalinlösung,
thermische Koagulationsmethoden (mit Argon-Plasma oder elektrisch),
Clips (over the scope clip),
Gewebekleber,
Kombination mehrerer Verfahren.

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18
Q

Morbus Crohn - Pathophysiologie und Symptome

A

Epidemiologie: 7/100.000, Alter: Häufigkeitsgipfel: 15.–35. Lebensjahr. Risikofaktoren: Nikotinabusus, familiäre Disposition (z.B. Mutation des NOD2-Gens).

Klassifikation: Aktivitätsindex nach Rai -> Anzahl der täglichen Stuhlgänge, Bewertung der abdominellen Schmerzen, Bewertung des Allgemeinzustandes etc.

Heute nicht mehr als Autoimmunkrankheit gewertet, sondern als “komplexe Barriereerkrankung”:
1. Verminderte Fähigkeit bestimmter Zellen zur Bakterienerkennung und -bekämpfung.
2. Veränderte Schleimschicht auf Darmmukosa.
3. Gesteigerte Permeabilität des Darmepithels.
Folge: Veränderung der Darmflora -> Auslösung einer Entzündungsreaktion mit lokaler Gewebeschädigung.

Symptome:
Meist unblutige, chronische Diarrhö,
Appendizitis-ähnliche Symptome,
Schmerzen im rechten Unterbauch,
evtl. subfebrile Temperaturen,
Tenesmen,
Konglomerattumor im Unterbauch,  
Fisteln, Abszesse, Fissuren, Marisken, ekzematöse Herde,
intestinale Stenosen und Strikturen. 

Zusätzlich:
Malabsorptionssyndrom (Wachstumsverzögerung, Anämie, chologene Diarrhö, Gallenverlustsyndrom).
Durch Zinkmangel Hautveränderungen -> Acrodermatitis enteropathica.
Gelenke: Enteropathische Arthritis (symmetrisch, Knie- und Sprunggelenk).
Auge: Uveitis, Iritis, Episkleritis.
Leber/Gallengänge: Primär sklerosierende Cholangitis (seltener als bei Colitis ulcerosa).
Hautveränderungen: Erythema nodosum, Pyoderma gangraenosum.
Oral: Aphthöse Ulzerationen der Mundschleimhaut
Stomatitis.

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19
Q

Morbus Crohn - Diagnostik

A

Bei typischen Beschwerden: Stuhldiagnostik.
Histologische Bestätigung durch Biopsie.
Ausbreitungsdiagnostik: Abdomensono, MRT-Enteroklysma (insb. bei Erstdiagnose).

Klinische Chemie:
Blut:
Entzündungsparameter, Anämie, ASCA positiv (ca. 60%).

Stuhl:
Calprotectin: Protein aus neutrophilen Granulozyten,
Sensitivität >90% für Morbus Crohn.
Laktoferrin: Multifunktionales, eisenbindendes Protein mit antibakterieller Wirkung, erhöht bei Darmentzündung.

Apparativ:
Sonografie (ödematöse Schleimhautverdickung, Kokarden…),
Röntgen nach Sellink (sog. Enteroklysma, Fistelgänge und Stenosen),
MRT des Dünndarms nach Sellink (sog. Hydro-MRT oder MRT-Enteroklysma),
Knochen-Röntgen bei Wachstumsstörung im Kindesalter.

Endoskopie:
Ileokoloskopie mit typischem segmentartigem Befall, Pflastersteinrelief und Schneckenspuren.
Ösophagogastroskopie.

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20
Q

Morbus Crohn - Therapie

A

Lebensstilfaktoren bessern

Medikamentös bei akutem Schub:
Leichte Entzündungsaktivität -> Budenosid p.o., alternativ Mesalazin (5-Aminosalicylsäure).

Mäßige bis hohe Entzündungsaktivität, kein Ansprechen auf Budesonid, ausgedehnter Dünndarmbefall und/oder extraintestinale Manifestationen: Prednisolon p.o.

Steroid-refraktärer Verlauf: Immunsuppressiva -> Medikamentöse TNF-α-Hemmung („Biologicals“),
ggf. in Kombination mit Azathioprin oder 6-Mercaptopurin.

Remissionserhaltung:
Dauertherapie mit Azathioprin, 6-Mercaptopurin oder TNF-α-Hemmern (wie Infliximab, Adalimumab).
Reservemittel: Methotrexat.

Bei infektiösen Komplikationen:
Metronidazol in Monotherapie oder in Kombination mit Ciprofloxacin oder Ceftriaxon.

Interventionell/chirurgisch wenn Fisteln, Abszesse oder Stenosen, Perforationen.

Prognose:
Rezidive und Komplikationen sind ohne Behandlung häufig.
70% der Patienten mit Komplikationen müssen innerhalb von 15 Jahren operiert werden.
Normale Lebenserwartung bei optimaler Behandlung.

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21
Q

Akute Pankreatitis - Ätiologie und Pathophysiologie

A

Ätiologie:
Gallenwegserkrankungen = „Biliäre Pankreatitis“ (z.B. Choledocholithiasis, Gallensteinabgang, Stenose der Papilla duodeni major): ca. 45%,
Alkoholinduziert: ca. 35%,
idiopathisch: ca. 15%.

„I GET SMASHED“: I = Idiopathisch, G = Gallensteine, E = Ethanol, T = Trauma, S = Steroide, M = Mumps, A = Autoimmun, S = Skorpiongift, H = Hyperkalzämie, Hypertriglyzeridämie, E = ERCP, D = Drugs!

Atlanta-Klassifikation:
Leichte akute Pankreatitis: Ohne lokale (Nekrosen) und systemische Komplikationen (Organversagen).
Mittelschwere akute Pankreatitis: Mit lokalen oder systemischen Komplikationen oder passagerem Organversagen (z.B. Nierenversagen), welches sich binnen 48 h bessert.
Schwere Pankreatitis: Mit anhaltendem (länger als 48 h) Organversagen oder Multiorganversagen.

Pathophysiologie:
Intrapankreatische Aktivierung von Verdauungsenzymen → Autodigestion des Organs durch proteolytische Enzyme -> Blutung, Vasodilatation, Ödeme, in sehr schweren Fällen Sepsis.
Durch die Autodigestion: Fettgewebsnekrosen! Freies Calcium wird gebunden durch freiwerdende Fettsäuren -> Verseifung zu Kalkseifen.
Intravasale Volumendepletion -> Vasodilatation und Kapillarleckage -> Hypotonie, Minderperfusion der Organe.

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22
Q

Akute Pankreatitis - Klinik und Diagnostik

A
Klinik:
Leitsymptome:
Plötzlich einsetzender Oberbauchschmerz,
evtl. gürtelförmig mit Ausstrahlung in den Rücken,
bei Gallensteinen kolikartig,
Übelkeit, Erbrechen.

Häufig: Meteorismus, paralytischer (Sub‑)Ileus mit spärlichen Darmgeräuschen,
prall-elastisches Abdomen („Gummibauch“).
Hautzeichen -> Fortleitung an den Ligamenti und Faszien!
Cullen-Zeichen: Periumbilikal,
Grey-Turner-Zeichen: Flankenregion,
Fox-Zeichen: Leistenregion.

Diagnostik:
Pankreasenzyme im Serum↑
Lipase und Elastase: Über dreifach der Norm. Sensitivster und spezifischster Parameter (>180U/L), Amylase sehr unspezifisch.
ALT↑ spricht für eine Pankreatitis biliären Ursprungs,
γ-GT↑ und MCV↑ spricht für eine äthyltoxische Genese.
Erheblicher LDH-Anstieg,
CRP↑, Leukozytose, ggf. Procalcitonin-Bestimmungen.
Calcium↓, Kreatinin↑, Harnstoff↑.
Hyperglykämie >125 mg/dL bei Diagnosestellung.

Apparativ:
Sonografie: Zustand des Pankreas, Stein?
Endosonografie: Bessere Auflösung.

ERCP (endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikographie): Darstellung des Gallen- und Pankreasgangsystems mit gleichzeitiger Interventionsmöglichkeit (z.B. Steinextraktion und/oder Gallengangs-Stent bei Cholestase) -> bei bakterieller Cholangitis umgehend durchzuführen.
NICHT VERGESSEN: Periinterventionelle Antibiotikatherapie.

Computertomographie mit Kontrastmittel: Darstellung des gesamten Pankreas und seinen Veränderungen (am besten erst im Verlauf, da Ausmaß besser beurteilbar).

Weitere Möglichkeiten:
MRT/MRCP: Weiterführende Diagnostik, insb. zur Klärung der Gallengangsmorphologie und zum Konkrementnachweis bei V.a. Choledocholithiasis.

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23
Q

Akute Pankreatitis - Therapie und Prognose

A

Jede akute Pankreatitis muss stationär überwacht werden!

Ausgiebige Flüssigkeitssubstitution, insbesondere in den ersten 48 h nach Aufnahme (Einschränkung bei Herzinsuffizienz).
Enterale Ernährung: Sobald der Patient dies toleriert, eine Nahrungskarenz ist allgemein nicht zu empfehlen.

Medikamentös:
Analgetikagabe (ACHTUNG Spasmus Sphinkter Oddi bei Morphin!),
Thromboseprophylaxe,
Protonenpumpenhemmer bei schwerem Verlauf (z.B. Pantoprazol zur Stressulkusprophylaxe),
ggf. Antibiotikagabe, insb. bei Cholangitis und/oder infizierten Nekrosen (Carbapeneme wie z.B. Meropenem und Imipenem/Cilastatin sind nachweislich wirksam sowie pankreas- und nekrosegängig).

Interventionell/Operativ:
Bei Cholangitis: Sofortige ERCP.

Bei biliärer Pankreatitis (obstruktive Choledocholithiasis): Antibiotikagabe + Abwarten für Steinabgang. Wenn nach 48h nicht erfolgt -> ERCP + Papillotomie: Spaltung der Papilla duodeni major mitsamt des Sphinkterapparates (Sphincter oddi).

Bei nicht infizierten (sterilen) Nekrosen: Keine Intervention, primär konservative Behandlung.

Zahlreiche Komplikationen von Abszessen, Blutungen, Thrombisen, Verbrauchskoagulopathie, Sepsis…

Prognose:
Unkomplizierte Pankreatitis: 1 %
Nekrotisierende Pankreatitis: 10–25 %.

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24
Q

Chronische Pankreatitis

A

Ätiologie:
Chronischer Alkoholabusus (ca. 80%),
Rauchen als Progressionsfaktor,
Idiopathisch oder sekundär wie Cystische Fibrose etc.

Symptome:
Leitsymptom: Gürtelförmiger, anhaltender Oberbauchschmerz mit Ausstrahlung in die Seiten und in den Rücken!
Übelkeit, Erbrechen,
Gewichtsverlust aufgrund von Maldigestion bei Zerstörung von 90% des Pankreasgewebes → exokrine Insuffizienz!
Diarrhö, Steatorrhö bei Fettmalabsorption → konsekutiver Mangel an fettlöslichen Vitaminen:
Vitamin-D-Mangel → Osteomalazie, Osteoporose,
Vitamin K-Mangel → Gerinnungsstörung (Quick↓, INR↑, Mangel an Gerinnungsfaktoren II,VII,IX,X),
Vitamin A-Mangel → Nachtblindheit,
Meteorismus,
Endokrine Insuffizienz → Diabetes mellitus,
ggf. rezidivierender Ikterus.

Diagnostik:
Bei akutem Schub Erhöhung der Pankreasenzyme (ähnlich wie bei akuter Pankreatitis):
Lipase↑,
Amylase↑ (extrapankreatische Amylasämien beachten!),
Elastase-1↑.

Einschätzung der exokrinen Pankreasfunktion im Stuhl:
Goldstandard: Messung der Elastase-1-Konzentration im Stuhl.
Elastase-1-Konzentration <200 μg/g Stuhl → exokrine Pankreasinsuffizienz,
Elastase-1-Konzentration <100 μg/g Stuhl → schwere exokrine Pankreasinsuffizienz.
Auch möglich: Chymotrypsin-Konzentration im Stuhl, Bestimmung der Fettausscheidung im Stuhl.

Einschätzung des Schweregrads und Einordnung in Cambridge-Kriterien:

Sonographie:
Vergröberte Organkontur und Organvergrößerung, Nachweis von Pankreasverkalkungen beweisend.
MRT und CT mit Kontrastmittel.

Interventionell:
Endosonographie ODER ERCP (endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikographie).

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25
Q

Chronische Pankreatitis - Therapie und Komplikation

A

Strikte Alkohol- und Rauchkarenz!

Kleine und häufige Mahlzeiten, kohlenhydratreich und fettarm.

Substitution von Triglyzeriden mit mittelkettigen Fettsäuren (MCT).

Medikamentös:
Im Schub: Therapie entsprechend akuter Pankreatitis:
PPI + Analgesie.

Substitution pankreatischer Enzyme bei exokriner Pankreasinsuffizienz zu den Mahlzeiten (Lipase, Amylase, Protease).

Bedarfsgerechte Insulingabe bei endokriner Insuffizienz (sehr schwer einstellbar).

Bei nachgewiesener Hypovitaminose parenterale Zufuhr von fettlöslichen Vitaminen (E, D, K, A).

Operativ/interventionell:
Endoskopische Therapie:
Stenosen und Strikturen des Pankreasganges → Ballondilatation, Stents,
Pankreasgang-Konkremente → Papillotomie, Bergung (evtl. Stoßwellenlithotripsie).

Operative Sanierung von Komplikationen.

Komplikationen:
Pankreaspseudozysten (CT-gesteuerte, endoskopische oder operative Drainage).

Bei entzündlichem Pankreaskopftumor: 
Passagestörung, therapieresistenter Schmerz,
Cholestase,
Abszess,
Pfortaderthrombose mit Aszites bei portaler Hypertension,
Milzvenenthrombose,
pankreoptiver Diabetes Mellitus, 
Pankreaskarzinom als Spätkomplikation.
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26
Q

Pakreaskarzinom - Klassifikation und Risikofaktoren

A
Risikofaktoren: (Ätiologie unklar)
Rauchen,
Adipositas,
hoher Alkoholkonsum,
chronische Pankreatitis,
langjähriger Diabetes mellitus Typ 2.
Lokalisation: 
Häufigste Lokalisation Pankreaskopf (70%).
Histologische Einteilung: 
Meist duktale Adenokarzinome,
selten azinäre Adenokarzinome,
selten neuroendokrine Tumoren (NET):
Insulinom,
Gastrinom,
VIPom,
Glucagonom.
TNM-Klassifikation:
T1	maximaler Tumordurchmesser ≤2 cm,
T2	maximaler Tumordurchmesser ≤4 cm,
T3	maximaler Tumordurchmesser >4cm,
T4	Infiltration des Truncus coeliacus, der A.hepatica communis o. der A. mesenterica superior,
N1	1-3 regionäre Lymphknotenmetastasen,
N2	≥4 regionäre Lymphknotenmetastasen,
M1	Fernmetastasen.
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27
Q

Pankreaskarzinom - Symptome

A

Symptome: Keine Frühsymptome!
Oberbauchschmerzen,
im Verlauf des Tumorprogresses häufig unerträgliche Schmerzen,
schmerzloser Ikterus,
Übelkeit, Erbrechen,
Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Schwäche.

Courvoisier-Zeichen: Prallelastische, schmerzlose Gallenblase + Ikterus (durch Verschluss des Ductus choledochus).

Unspezifische Rückenschmerzen,
selten pathologische Glucosetoleranz,
Hyperkoagulabilität (paraneoplastisches Syndrom).

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28
Q

Pankreaskarzinom - Diagnostik

A

Blut:
Tumormarker zur Verlaufskontrolle: CA 19-9 und CEA,
evtl. Lipase↑ bei Begleitpankreatitis.

Bildgebung:
Wegweisender Befund und nahezu beweisend für ein Pankreaskopfkarzinom: „Double-Duct-Sign“ in Sonographie, ERCP oder MRCP: Tumoren des Pankreaskopfes können bei zunehmender Größe sowohl den Gallen- als auch den Pankreasgang verschließen.

Strategien der Bildgebung:
Abdomensonographie und Endosonographie,
CT-Abdomen mit Kontrastmittel.
Oberbauch-MRT + MRCP + MR-Angiographie (Globale MRT-Diagnostik - “one-stop-shop”): In einer einzigen Sitzung wird ein maximaler Informationsgewinn angestrebt.

Endoskopie:
ERCP und CT-Abdomen mit Kontrastmittel.

Endosonographische Feinnadelpunktion (EUS-FNP): Indiziert zur histologischen Sicherung bei nicht resektablen Befunden bzw. nicht operablen Patienten; allerdings kritische Indikationsstellung erforderlich, da das Risiko einer Stichkanalmetastasierung besteht.

29
Q

Pankreaskarzinom - Therpie

A

Kurativ:
Pankreaskopfkarzinom:
Pyloruserhaltende partielle Duodenopankreatektomie (nach Traverso-Longmire): Methode der Wahl.
Partielle Duodenopankreatektomie (“Whipple-OP”).
Lymphadenektome (entlang des Ligamentum hepatoduodenale und entlang der A. hepatica propria bis zum Truncus coeliacus).

Karzinome des Pankreaskorpus und -schwanzes:
Pankreaslinksresektion mit Splenektomie ODER
totale Duodenopankreatektomie.

Adjuvante Chemotherapie (kurativer Ansatz): 4-8 Wochen nach OP -> 6 Monate mit Gemcitabin oder 5-FU/Folinsäure.

Palliative Chemotherapie:
Gemcitabin als Monotherapie: Standard in der Erstlinientherapie,
Gemcitabin und der Tyrosinkinase-Inhibitor Erlotinib (akneiformer Ausschlag bewesit Wirkung) weisen in Kombination eine bessere Wirksamkeit auf.

Weitere palliative Ansätze:
Analgesie nach WHO-Stufenschema.

Strahlentherapie: Bei symptomatischen Metastasen, vor allem in Knochen und Gehirn.

Blockade des Ganglion coeliacum (Plexus coeliacus).

Bei Tumor-bedingter Cholestase: ERCP mit Stenteinlage,
Perkutane transhepatische Cholangiodrainage (PTCD),
biliodigestive Anastomose.

Bei Tumorbedingten Passagestörungen:
PEG als Entlastungssonde etc.

Bei exokriner Pankreasinsuffizienz bzw. Zeichen der Fett-Malabsorption: Substitution pankreatischer Enzyme.

Prognose:
5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit (aller Pankreaskarzinome): <2%.

Letalität nach operativer Karzinomentfernung:
30-Tage-Letalität: 3–10% je nach OP-Zentrum,
1-Jahres-Letalität: 25%.

30
Q

Leberzirrhose - Ätiologie, Klassifikation und Pathophysiologie

A

Ätiologie:
Toxisch (Alkohol, Medikamente, nicht alkoholisch Adipositas),
entzündlich (Hepatitis, PBC, PSC, autoimmun),
Stoffwechselerkrankungen (Hämochromatose, a1-Antitrypsinmangel, M. Wilson),
chronische Stauung der Lebervenen bzw. Gefäßanomalien,

Child-Pugh-Klassifikation
Albuminkonzentration im Serum in g/dL,
Bilirubinkonzentration im Serum in mg/dL,
Quick-Wert in %,
Aszites (sonographisch),
hepatische Enzephalopathie.

Child A 5-6 Punkte (5JÜR 100%), Child B 7-9 Punkte (5JÜR 85%), Child C 10-15 Punkte (5JÜR 50%!)

Merkspruch: Albumin, Quick, Bilirubin, Enzephalopathie und Aszites → „ALter QUark BILdet ENteral ASZITES“.

Pathophysiologie:
Leberfunktionsstörung:
Schädigung führt zur verminderten Synthese von:
Gerinnungsfaktoren → Blutungsneigung,
Harnstoff → Ammoniak↑ → Hepatische Enzephalopathie,
Albumin → Aszites,
Gallensäuren → Aufnahme fettlöslicher Vitamine↓,
Transportproteinen für Hormone (Schilddrüsenhormose oder Steroidhormone zugunsten von Östrogenen!).

Weitere:
Mangelhafte Arzneimittel-Metabolisierung → Kumulation.
Gesteigerte Insulinresistenz (hepatogener Diabetes mellitus),
Eingeschränkte Hydroxylierung von Vitamin D3 → Sekundärer Hyperparathyreoidismus.

31
Q

Leberzirrhose - Klinik und Diagnostik

A
Unspezifische Allgemeinsymptome:
Müdigkeit, Leistungsminderung,
Druck- und Völlegefühl im Oberbauch,
Pruritus,
Ikterus,
Bauchumfangszunahme.

Leberhautzeichen:
Kopf: Lacklippen, Lackzunge,
Teleangiektasien: Am häufigsten als Spider naevi,
Periumbilikale Erweiterung der subkutanen Venen: „Caput medusae“.

Extremitäten:
Palmar- und Plantarerythem,
Milchglasnägel/Weißnägel, 
Dupuytren-Kontraktur,
Uhrglasnägel,
generell: Pergamentartige Hautatrophie.

Hormonstörungen:
Gynäkomastie, Bauchglatze und Brustglatze,
Libido-/Potenzstörungen,
Amenorrhö.

Knotige, höckrige Leber vergrößert tastbar.

Blut:
Leberparenchymschaden:
Transaminasen↑, GLDH↑, alkalische Phosphatase↑, γ-GT↑,
evtl. Bilirubin↑, Ammoniak↑.

Synthesestörung:
INR↑, Quick-Wert↓, Gesamteiweiß bzw. Albumin↓, Cholinesterase↓.
Thrombozytopenie bei Hypersplenismus infolge der Splenomegalie.

Makrozytäre Anämie durch Vitaminmangel (B12,Folsäure).
Mikrozytäre Anämie durch chronischen Blutverlust bei Gerinnungsstörung.

Apparativ:
Sonografie, Leber-Elastografie (Verfahren: Scherwellen-Elastographie (z.B. ARFI ) und transiente Elastographie),
Computertomografie (v.a. zur Diagnostik von Differentialdiagnosen).

Biopsie bei unklarer Ätiologie und möglicher therapieutischer Konsequenz. ACHTUNG vorher immer Gerinnungsdiagnostik!

32
Q

Leberzirrhose - Therapie

A

Therapie der Grunderkrankung und Reduktion der toxischen Auswirkungen.

Allgemeinmaßnahmen:
Alkoholabstinenz, keine toxischen Medikamente, kalorische Ernährung.

Medikamentöse Maßnahmen zur Therapie der Leberzirrhose:

Senkung des portalen Drucks bei Nachweis von Ösophagusvarizen bzw. klinischer Erscheinung der portokavalen Anastomosen: Nicht-selektive Betablocker, z.B. PROPRANOLOL!

Aszitestherapie und Therapie der oft begleitenden generalisierten Ödeme bei Hypalbuminämie: SPIRONOLACTON, ggf. + Schleifendiuretikum.

Bei Mangel an Gerinnungsfaktoren, ggf. kombiniert mit Thrombozytopenie → Koagulopathie mit Auftreten einer diffusen Blutungsneigung, z.B. disseminierte Marklagerblutungen, diffuse Blutung bei erosiver Gastritis:
VITAMIN-K substituieren!

Interventionell:
Verfahren: Senkung des portalen Drucks durch TIPS-Anlage (Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt).

Operativ:
Lebertransplantation als Ultima ratio.

33
Q

Leberzirrhose - Komplikation: Hepatische Enzephalopathie

A

Die Hepatische Enzephalopathie ist eine Funktionsstörung des Gehirns, die durch eine unzureichende Entgiftungsfunktion der Leber und konsekutive Akkumulation von neurotoxischen Stoffwechselprodukten (z.B. Ammoniak und g-Aminobuttersäure) entsteht. Zusätzlich wird durch die Shunts das Blut an der Leber vorbei geführt.

Trigger sind v.a. Blutungen, da optimales Nährmedium für Bakterien und Blut ist sehr eiweißreich. Stichwort Eiweißkatabolismus (GIT-Blutungen, proteinreiche Ernährung, fieberhafte Infektionen, GABA-Agonisten, metabolische Alkalose, Elektrolytentgleisung wie Hypokaliämie und -naträmie).

Klinik:
Bewusstseinsstörung bis hin zum Koma („Leberzerfalls- oder -ausfallskoma“),
multiple neuropsychiatrische Auffälligkeiten von Konzentratsionsschwäche bis hin zu Schläfrigkeit, Verwirrung, Asterixis (zeichnet sich durch unregelmäßiges, grobschlägiges Zittern bei ausgestrecktem Arm und extendierter Hand aus und findet sich häufig bei metabolischen (v.a. alkoholtoxischen) Enzephalopathien).

1: Prodromalstadium.
2: drohendes Koma.
3: Stupor.
4: Leberausfallskoma.

Therapie:
Wenn nur leicht oder moderat: Gabe von Laktulose (-> defäkierende Wirkung und pH-Senkung durch Entstehung von Laktat, NH3 wird zu NH4 und das ist schwerer resorbierbar! Bakterielle Urease gemindert, ammoniakbildende Bakterien verringert),
Alternative: Gabe von Ornitinaspartat (Ornithin beschleunigt die Reaktionen des Harnstoffzyklus, bei dem Ammoniak zu Harnstoff verstoffwechselt wird).

Bei schweren Formen: Stationäre Behandlung.
Lactulose, Ornitinaspartat (Ammoniakabbau durch Stimulation der Harnstoff und Glutaminsynthese), Antibiotikum (Vancomycin, um Bakterien zu reduzieren). Blutung stillen, Restriktion der Proteinzufuhr für einige Tage.

34
Q

Leberzirrhose - Komplikation: Hepatorenales Syndrom

A

Definition: Potentiell reversible Nierenfunktionsstörung durch renale Vasokonstriktion mit konsekutiv verringerter Nierenperfusion bei schweren Lebererkrankungen.

Triggerfaktoren sind Volumenverluste!
Abpunktion großer Aszitesmengen,
gastrointestinale Blutung,
forcierte Diurese,
übermäßiger Einsatz von Laxantien (Lactulose).

Pathophysiologie:
Relative Hypovolämie im Systemkreislauf (Gefäßpooling im Splanchnikusgebiet, Ödeme, Aszites) -> Aktivierung RAAS und Sympathikus -> Vasokonstriktion glomerulärer Arteriolen -> renale Durchblutung und GFR nehmen ab. ADDITIONSEFFEKT: Leber kann vasokonstriktorische Mediatoren nicht abbauen, renale Synthese der vasodilatierenden Substanzen ist ebenfalls eingeschränkt!

Diagnostische Kriterien:
Leberzirrhose bzw. Leberinsuffizienz mit portaler Hypertension und Aszites + Serumkreatinin >1,5 mg/dl (nicht anders erklärbar).
-> Klinik: Nierenversagen!

Diagnostik:
Hyponaträmie bei relativem Natriummangel (da vermehrte Rückresorption freien Wassers),
erniedrigte Natriumausscheidung im Urin (<10 mmol/L).

Therapie:
Lebertransplantation als einzige kurative Option!
Intensivmedizinische Therapie mit Gabe von Terlipressin (Vasopressin-Analogon) und Albumin.
Anlage eines transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS).

35
Q

Portale Hypertension - Klassifikation und Klinik

A

Zahlreiche Gründe!
Normaler Pfortaderdruck 2-5 mmHg, Siewert <10 mmHg;
portale Hypertension 6-9 mmHg, ab 10 mmHg Aszites, Ösophagusvarizen etc.
Druckanstieg im Pfortaderstromgebiet 18 mmHg.

Paquet-Klassifikation von Ösophagusvarizen:
Grad 1: Varizen überragen das Schleimhautniveau,
Grad 2: Kaum in das Lumen vorgewölbte Varizen (≤ 1/3 des Ösophaguslumens),
Grad 3: Deutlich in das Lumen vorgewölbte Varizen (≤ 1/2 des Ösophaguslumens), die sich teils gegenseitig berühren,
Grad 4: Varizen füllen das Ösophaguslumen aus und ragen häufig bis ins obere Ösophagusdrittel.

Folgen des erhöhten Pfortaderdrucks:
Ausbildung portokavaler Anastomosen:
Venen des Magenfundus und unteren Ösophagus -> Blutung möglich → Bluterbrechen, Aspiration, Teerstühle, akute Lebensgefahr!

Rektumvenen: Hämorrhoidenartige Erweiterung bzw. Varizen,
Paraumbilikale Venen: Caput medusae,
Folgen: Reduktion des First-pass-Effektes,
erhöhtes Blutungsrisiko,
Splenomegalie mit der klinisch fassbaren Folge eines Hypersplenismus,
Aszites (portales Stauungstranssudat).

36
Q

Portale Hypertension

A

Diagnostik:
Umfasst die Anamnese mit Bezug auf vorliegenden Erkrankungen,
körperliche Untersuchung (Leberhautzeichen, Stauungszeichen).

Bildgebend:
Sonografie -> Darstellung der dilatierten Pfortader (>13mm), Thrombise, Splenomegalie, Aszites.
CT-Abdomen (Nachweis einer Pfortaderthrombose).
Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (ÖGD): Abklärung von Ösophagusvarizen.

Invasive Messung des Lebervenenverschlussdruckes: WHPV (wedged hepatic vein pressure), korreliert sehr gut mit dem portalvenösen Druck, erlaubt die Bestimmung des portosystemischen Druckgradienten (HVPG).

Therapie:
Medikamentöse Senkung des portalen Drucks:
Präparat: Mittel der 1. Wahl: Propranolol (nicht-selektiver β-Blocker).
Wirkung: Drucksenkung in der Pfortader vor allem durch β2-Inhibition.

Interventionell/operativ:
Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt (TIPS) -> Transjuguläres Einführen eines Katheters
„Anastomosierung“ von Lebervene und Pfortaderast innerhalb der Leber → senkt portalen Druck durch Gewährleistung des Abflusses.

Alternative operative portosystemische Shuntverfahren: Komplette oder selektive Umleitung des Pfortaderblutes in die V. cava über
portokavale End-zu-Seit-Anastomose (PCA) ODER
portokavale Seit-zu-Seit-Anastomose ODER
partielle Umleitung des Pfortaderbluts:
Mesenterico-cavaler H-Shunt,
distaler splenorenaler Shunt („Warren-Shunt“),
proximaler splenorenaler Shunt (“Linton Shunt”).

37
Q

Portale Hypertension - Komplikation: Ösophagusvarizenblutung

A

Akute Therapie:
Kreislaufstabilisation (Schocklage, Flüssigkeitssubstitution)
(Schutz‑)Intubation zur Aspirationsprophylaxe und Sicherung der Atemwege!
Magensonde → Ableiten des Blutes,
Legen von (mindestens) zwei großlumigen Venenverweilkanülen,
intensivstationäre Überwachung,
Bluttransfusion bzw. Transfusion von Blutprodukten zur Stabilisierung der Blutgerinnung.

Medikamentös:
Terlipressin für 3–5 Tage!
Wirkung: Vasokonstriktiv → portale Drucksenkung durch Reduzierung der Splanchnikusdurchblutung → ggf. bewirkt dies schon eine Blutstillung.

Alternativ: Somatostatin oder Octreotid für 3–5 Tage (exakter Wirkmechanismus nicht geklärt).

Gabe von Vitamin K bei Gerinnungsstörung,
Protonenpumpenhemmer hochdosiert, z.B. Pantoprazol,
Antibiotikagabe.

Endoskopisch:
Erythromycin (starkes Prokinetikum) vor der Gastroskopie (Off-label).
Verfahren: Endoskopische Ösophagusvarizenligatur (Gummibandligatur): Mittel der 1. Wahl.
Alternative: Injektion von Histoacryl in blutende Varizen, insb. in den Magenfundus übergehende Varizen.

Reserveverfahren:
Ballontamponade der Ösophagusvarizen (ACHTUNG alle paar Stunden entblocken, sonst Gefahr der Nekrose). Welche gibt es?
Sengstaken-Blakemore-Sonde oder Linton-Nachlas-Sonde (Fundusvarizen).
Interventionell-radiologisch: Anlage eines TIPS.

Therapie nicht-blutender Ösophagusvarizen:
Primärprophylaxe:
Medikamentöse Senkung des portalen Drucks (s.o.) in allen Stadien (Propranolol) UND/ODER
Endoskopische Ösophagusvarizenligatur (Gummibandligatur).

38
Q

Aszites - Ätiologie und Klinik

A

Ätiologie:
Hepatisch (75 %), kardial (Rechtsherzinsuffizienz, Pericarditis constrictiva), Malignome (Peritonealkarzinose), entzündlich (Peritonitis, Pankreatitis), Hypalbuminämie jeglicher Genese, Lymphfisteln und Lymphabflussstörungen.

Pathophysiologie:
Hydrostatischer Druck↑ (z.B. durch portale Hypertension oder Rechtsherzinsuffizienz),
intravasaler kolloidosmotischer Druck↓ (z.B. durch Hypalbuminämie).

Folge: Transsudat oder Exsudat!
Transsudation von Flüssigkeit aus den Blutgefäßen bei Hypalbuminämie und erhöhtem hydrostatischem Druck!

Exsudation bei Sekretion von eiweißhaltigem Material im Rahmen entzündlicher und maligner Prozesse → osmotischer Druckgradient nimmt nach intravasal ab, sekundär strömt Wasser aus dem Intravasalraum in die Peritonealhöhle.

Klinik:
Abdomen: Meteorismus, distendiert,
Schmerzen selten, evtl. bewegungsabhängig,
evtl. Hernien der Bauchwand (Nabel, Leiste, Narben) durch erhöhten intraabdominellen Druck,
verminderte gastrointestinale Resorption.

Weitere Symptome:
Evtl. periphere Ödeme und Anasarka,
Dyspnoe bei Zwerchfellhochstand und restriktiver Ventilationsstörung infolge eines massiven Aszites.

39
Q

Aszites - Diagnostik

A

Diagnostik:
Undulation: Seitliches Anstoßen des Bauches erzeugt kontralateral eine Welle,
Wechsel des Klopfschalls bei Lageänderung.

Evtl. Verdünnungshyponatriämie durch Überwässerung trotz normaler oder erhöhter Natriummenge im Körper.
Hypalbuminämie.

Sonografie:
Methode der Wahl: Erlaubt zuverlässig den Nachweis auch kleiner Mengen Aszites (Nachweisgrenze ca. 50 mL).

Computertomografie:
Flüssigkeitsisodense Areale in tiefergelegenen Regionen des Abdomens, evtl. auch an den Flanken perihepatisch/perisplenisch.

Diagnostische Aszitespunktion (sonographisch gesteuert):
Jeder neu diagnostizierte Aszites sollte diagnostisch punktiert und untersucht werden!
-> Zellzahl, Eiweißgehalt, mikrobiologische Untersuchung.

Bewertung:
Transsudat bei Aszites:
Eiweißgehalt <2,5 g/dl (<30g/l),
Serum-Aszites-Albumin-Gradient (SAAG, in g/dL) >1,1.

Exsudat verhält sich gegensätzlich!

Weitere Bestimmungen: Bestimmung der Zellzahl und Zelldifferenzierung + mikrobiologische Untersuchung.
Interpretation: Hohe Zellzahlen (>500/μL) weisen auf spontane bakterielle oder sekundäre Peritonitis hin!

Spontan bakterielle Peritonitis ab >250 Granulozyten/Mikroliter.

40
Q

Aszites - Therapie

A

Behandlung der Grunderkrankung,
regelmäßige Gewichtskontrolle,
Flüssigkeitsrestriktion bzw. Vermeidung einer Überwässerung bei Aszites und Hyponatriämie (<125 mmol/L) → Trinkmenge 1,5–2 L täglich,
Natriumrestriktion.

Transsudat-Typ: Diuretische Therapie mit Spironolacton evtl. + Schleifendiuretikum, wenn therapierefraktär: Aszitespunktion oder TIPS (transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt). ACHTUNG! Nicht mehr als 500g/d da sonst hepatorenales Syndrom!

Exsudat-Typ: Diuretische Therapie nicht effektiv, vordergründig ist die Behandlung der zugrundeliegenden Ursache.

Im Falle einer großvolumigen Parazentese (>5 Liter): Intravenöse Infusion von 6–8 g Albumin/L Aszites zur Vermeidung eines intravasalen Volumenmangels.

Spontan-bakterielle Peritonitis (SBP):
Erreger: Meist E. coli, ebenfalls häufig sind Klebsiella spp. und Streptokokken.

Klinik:
Häufig symptomarm,
gelegentlich Anstieg des Kreatinins, Bauchschmerzen, gespannte Bauchdecke, Fieber,

Diagnostik:
Diagnostische Aszitespunktion vor Gabe von Antibiotika als Goldstandard: >250 Granulozyten/μL Aszites → per Definition eine SBP.

  1. Wahl: Cephalosporine der 3. Generation i.v. oder ein Fluorchinolon (Ciprofloxacin).
41
Q

Glutensensitive Enteropathie - Pathophysiologie und Klink

A

Genetische Disposition mit Assoziation zu HLA-Antigenen,
häufig: HLA-DQ2 (>90%), alternativ: HLA-DQ8.

Multiple assoziierte Erkrankungen, u.a.:
Turner-Syndrom, Down-Syndrom,
Diabetes mellitus,
Schilddrüsenerkrankungen,
Autoimmunhepatitis,
Rheumatoide Arthritis,
Sarkoidose,
Vitiligo.

Pathophysiologie:
Mischung aus Elementen der Allergie (Unverträglichkeit gegenüber Gliadin/Gluten) und Autoimmunerkrankung (Autoantikörper)
-> Gewebstransglutaminase fungiert als Autoantigen → Bildung von Autoantikörpern (Endomysium- und Transglutaminase-Antikörper) → Zottenatrophie, Kryptenhyperplasie, Bürstensaum geht verloren → gestörte Resorptionsleistung des Dünndarms → Malabsorption.

Klinik:
Antriebslosigkeit,
Trommelbauch (inkonstant!),
Stuhlveränderungen: Diarrhö, Steatorrhö, Flatulenz.
Selten auch Obstipation.
Appetitlosigkeit und Malabsorption mit all den Mangelerscheinungen:

Gewichtsverlust, Gedeihstörung bei Kindern,
Eiweißmangelödeme, Infektanfälligkeit, Zahnschmelzdefekte/Aphthen,
Muskelatrophie, geringes Unterhautfettgewebe („Tabaksbeutelgesäß“),
Vitamin-B12- und Folsäuremangel,
Vitaminmangel: Vitamin-K-Mangel → Ekchymosen,
Eisenmangelanämie (besonders bei Erwachsenen): Zungenbrennen, Blässe, Rhagaden.
Calciummangel → Hypokalzämie, Tetanie (Chvostek-Zeichen), Knochenschmerzen, Osteoporose.
Nausea/Erbrechen.

Häufig auch sekundärer Laktasemangel! H2-Atemtest!

Extraintestinale Symptomatik auch möglich:
Misslaunigkeit/psychische Auffälligkeiten,
Chronische Hepatitis,
Arthropathie: Nicht-erosive symmetrische Polyarthritis mit Betonung der großen Gelenke,
Eisenmangelanämie (Blässe),
Dermatitis herpetiformis Duhring (Erythem, Plaques, Bläschen).

42
Q

Glutensensitive Enteropathie - Diagnostik und Therapie

A

Anamnese und körperliche Untersuchung:
Stuhlanamnese und -inspektion (Fettstühle, gelblich),
ggf. Wachstumsstörungen.

Blut:
Nachweis von IgA-Antikörpern gegen
Gewebstransglutaminase (Transglutaminase-Antikörper, tTG-AK ) ODER
Endomysium (Endomysium-Antikörper, EmA-AK) ODER
Gliadin (Antigliadin-Antikörper, AGA).

Dünndarmbiopsie:
Mind. sechs duodenale Biopsien.
Zöliakietypische histologische Veränderungen:
Zottenatrophie,
Kryptenhyperplasie,
Intraepitheliale Lymphozyteninfiltration (IEL).

Bei Kindern kann auf die Biopsie verzichtet werden wenn Antikörper und HLA-DQ8 positiv, “Diagnosis ex juvantibus”: Glutenfreie Diät führt zu klinischer Besserung.

Therapie:
Lebenslange glutenfreie Diät.
Was kann gegessen werden?
Reis, Mais, Kartoffeln, Sojabohnen, Buchweizen, Hirse, ggf. Hafer.

Komplikationen:
Sekundärer Laktasemangel,
refraktäre Zöliakie (RCD),
Enteropathie-assoziiertes T-Zell-Lymphom,
Adenokarzinom des Dünndarms.

Prävention:
Werden Säuglinge zunächst glutenfrei ernährt und erst zwischen der 17. und 26. Lebenswoche mit der Beikost kleine Mengen an Gluten eingeführt, so scheint dies protektive Effekte zu haben.

43
Q

Colitis ulcerosa - Risikofaktoren, Klinik und Verlauf

A

Risikofaktoren:
Genetische Prädisposition
Positive Familienanamnese: Wichtigster unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung einer Colitis ulcerosa
Genloci: Aktuell über 160 bekannt.
NSAR, Kontrazeptiva, postmenopausale Hormone.

Protektive Faktoren:
Appendektomie,
Nikotinkonsum.

Pathophysiologie:
Aktivierung lymphatischer Zellen in der Darmwand ->
Entzündungsreaktion mit lokaler Gewebsschädigung, meist Beginn im Rektum und kontinuierlicher Aufstieg im Colon.

Klinik:
Leitsymptom: Blutige, schleimige Durchfälle (bis zu 20-mal am Tag).
Weitere mögliche Symptome:
Bauchschmerzen, Tenesmen (schmerzhafter Stuhldrang)
Fieber.

Endoskopie-Befund:
Leicht vulnerable, gerötete Schleimhaut, blutet schnell bei Kontakt mit dem Endoskop, unscharf begrenzte Ulzerationen und Pseudopolypen.
Histo: Auf Schleimhaut begrenzte chronische Entzündung, Kryptenabszesse, später atrophisch.

Extraintestinale Manifestationen:
Leber/Gallengänge: Primär sklerosierende Cholangitis (PSC) (75%)!
Gelenke: Arthritis, Spondylitis ankylosans, Sakroiliitis.
Hautveränderungen: Erythema nodosum, Pyoderma gangraenosum, Pyostomatitis vegetans.
Auge: Iritis, Episkleritis, Uveitis.

Verlaufsformen:
chronisch-intermittierend (häufigste Form!),
chronisch-progredient,
akut-fulminant.

Sonderform: Backwash-Ileitis: Entzündung des terminalen Ileums bei einer Colitis ulcerosa.

44
Q

Colitis ulcerosa - Diagnostik

A

Anamnese: Alles zur Symptomatik + sämtliche DD!

Körperliche Untersuchung: Alles ansehen mit besonderem Augenmerk auf die extraintestinalen Erkrankungsmöglichkeiten!

Blut: Entzündungsparameter, Anämie-Diagnostik, Nierenfunktion, Leberfunktion, Antikörper (im Einzelfall, keine Routinediagnostik! pANCA↑ (60–70%)).

Stuhldiagnostik: Erstdiagnostik -> bakteriologische Stuhluntersuchung zur Ausschlussdiagnostik, Verlaufsdiagnostik für Schleimhautentzündung: Calprotectin und Lactoferrin.

Bildgebung:
Sonographie -> Kolonwandverdickungen.
Röntgen mit Doppelkontrasteinlauf -> Verlust der Haustrierung.
Toxisches Megakolon (>6cm Durchmesser und fehlende Haustrierung!).

Ileokoloskopie bei Colitis ulcerosa inklusive Stufenbiopsie.
Ösophagogastroduodenoskopie wenn DD Morbus Crohn.

45
Q

Colitis ulcerosa - Therapie

A

I. Medikamentöse Therapie: Basiert auf Immunsuppression, viele verschiedene Optionen.

ALLGEMEINES VORGEHEN:
Remissionsinduktion:
Stufentherapie, bis klinische Remission erreicht ist
Beispiel: Prednisolon i.v. bei einem schweren CU-Schub.
Wenn nur mäßig aktiv: Mesalazin und Steroide oral und topisch (Klysmen, Schaumpräparate, Suppositorien).

Remissionserhaltung:
Beispiel: Langsame Reduktion von Prednisolon, zeitgleich Beginn einer Therapie mit Azathioprin oder 5-ASA (5-Aminosalicylate).

Dann zur Erhaltung:
Beispiel: Alleinige Therapie mit Azathioprin.

Bei erneutem Schub:
Beispiel: Erneute Induktion mit Prednisolon, danach Wechsel von Azathioprin auf Infliximab.

SCHUBTHERAPIE:
1. Lokale Präparate: Mesalazin, ggf. in Kombination mit topischen Steroiden: Erstlinientherapie bei leichter bis mittelschwerer CU.

  1. Systemische Steroide: Erstlinientherapie bei schwerer CU.
  2. TNF-α-Blocker oder Ciclosporin A: Erste Wahl bei unzureichender Wirkung von systemischen Steroiden.
  3. Vedolizumab: Zweite Wahl bei unzureichender Wirkung von systemischen Steroiden.
  4. Tofacitinib oder Tacrolimus: Reservemedikamente.

II. Chirurgische Therapie: Entfernung der betroffenen Darmanteile bis zur totalen Kolektomie.

  • > Restaurative Proktolektomie: Resektionsausmaß -> Gesamtes Kolon und Rektum unter Erhalt des Sphinkters. Durchführung: Proktokolektomie mit ileoanaler Pouch-Anastomose, i.d.R. mit protektiver Ileostomie.
  • > Subtotale Kolektomie: Durchführung -> Resektionsausmaß: Gesamtes Kolon unter Erhalt des (unteren) Rektums.

III. Auswahl der konkreten Therapieoption: Nach Schweregrad der CU und Befallsmuster nach Montreal-Klassifikation.

IV. Konsequente Mitbehandlung extraintestinaler Manifestationen, bspw. physikalische Therapie bei Arthritiden, ophthalmologische Mitbehandlung bei Uveitis,
Dokumentation und Wundbehandlung bei Hautveränderungen.

46
Q

Achalasie

A

Pathophysiologie:
Störung folgender Regulation: Die Koordination des Schluckaktes ist durch das Zusammenwirken exzitatorischer (Acetylcholin, Substanz P) und inhibitorischer neurohumoraler Einflüsse (NO, VIP) auf die Ösophagusmuskulatur reguliert.
Degeneration der vorwiegend inhibitorischen Neurone des Plexus myentericus (Auerbach) → mangelnde Erschlaffung sowie erhöhter Ruhedruck des unteren Ösophagussphinkters und Störung der Peristaltik.

Klinik:
Dysphagie,
typisch: Erleichterung des Schluckaktes durch Nachtrinken.
Regurgitation unverdauter, nicht saurer Speisen.
Selten krampfartige retrosternale Schmerzen bei hypermotiler Achalasie.
Rezidivierende Aspirationen nach Regurgitation.
Gewichtsverlust durch gestörte Nahrungsaufnahme.

Apparative Diagnostik:
Endoskopie:
Ösophagoskopie mit obligater Biopsie zum Karzinom-Ausschluss.
Geweiteter Ösophagus mit segmentaler Kontraktion.

Manometrie:
Inkomplette oder fehlende Erschlaffung des unteren Ösophagussphinkters,
erhöhter Ruhedruck.
Unterscheidung in hyper-, hypo- oder amotile Form.

Ösophagusbreischluck:
„Sektglasform“: Trichterförmige Engstellung des Kardiasegments und Erweiterung des prästenotischen Ösophagus.

Therapie:
Medikamentös: Nifedipingabe vor/zu den Mahlzeiten.

Interventionell:
Ballondilatation (pneumatisch): Methode der Wahl! ACHTUNG Perforationsgefahr, deswegen danach immer Gastrografinbreischluck.
Injektion von Botulinumtoxin in den unteren Ösophagussphinkter unter endoskopischer Kontrolle: 2. Wahl!
Offene oder laparoskopische extramuköse Myotomie der Kardia und des unteren Ösophagussphinkters (modifiziert nach Gottstein und Heller) + Antirefluxplastik.

Komplikation:
Nächtliche Aspiration, rezidivierende Ösophagitiden, Gewichtsabnahme, Plattenepithelkarzinom.

47
Q

Ösophagus-Karzinom - Ätiologie

A

Adenokarzinom (50–60%): Zunehmende Inzidenz von Adenokarzinomen in Westeuropa, v.a. aus Barret-Ösophagus! V.a. unteres Ösophagusdrittel.

Plattenepithelkarzinom (40–50%):
Risikofaktoren: Alkoholabusus, insb. bei Bevorzugung hochprozentiger alkoholischer Zubereitungen, Rauchen,
Nitrosamine, Achalasie. Bevorzugt im mittleren Ösophagusdrittel (50%).

Problem: Frühe lymphogene Metastasierung, da nur der abdominale Anteil von einer Serosa überzogen ist (da intraperitoneal). Späte hämatogene Metastasierung.

48
Q

Ösophagus-Karzinom - TNM-Klassifikation

A

TX Primärtumor kann nicht beurteilt werden.
T0 Kein Anhalt für Primärtumor.
Tis Carcinoma in situ.

T1
T1a: Infiltration der Lamina muscularis mucosae.
T1b: Infiltration der Submukosa.

T2 Infiltration der Muscularis propria.

T3 Infiltration der Adventitia/Serosa.

T4
T4a: Infiltration von Pleura, Perikard, Zwerchfell.
T4b: Infiltration anderer Nachbarstrukturen (Z.B. Aorta, Wirbelkörper, Trachea).

NX Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden.
N0 Keine regionären Lymphknotenmetastasen.
N1 1–2 regionäre Lymphknoten.
N2 3–6 regionäre Lymphknoten.
N3 ≥7 regionäre Lymphknoten.

M0 Keine Fernmetastasen.
M1 Hämatogene Fernmetastasen oder nicht-regionäre Lymphknoten, z.B. supraklavikuläre LK.

49
Q

Ösophagus-Karzinom - Staging

A

Staging-Untersuchungen bei Ösophaguskarzinom:
Endoskopische Sonographie (EUS): Obligat bei möglicher kurativer Therapieoption!
Am besten geeignetes Verfahren für die Beurteilung der lokalen Infiltrationstiefe des Tumors +
außerdem Beurteilung des Befalls regionärer Lymphknoten.

Computertomographie von Abdomen/Thorax (Multidetektor-Computertomographie, MDCT): Erhebung des Lymphknotenstatus.

Abdomensonographie: Ausschluss von Lebermetastasen.

Zervikale Sonographie: Ausschluss zervikaler Lymphknotenmetastasen bei hochsitzenden Tumoren.

Ggf. weitere Untersuchungen:
Röntgen-Breischluck-Untersuchung: Ausschluss lokaler Komplikationen (z.B. Fisteln) oder auf ausdrücklichen Patientenwunsch! Wird standardmäßig nicht mehr gemacht.

50
Q

Ösophagus-Karzinom - Therapie

A

Endoskopische Resektion:
Indikation: Tumorstadien bis T1, N0, M0!
-> Für Adenokarzinome: Ablation verbliebener Barrett-Mukosa im Anschluss (sog. Zweistufentherapie): Bei Vorliegen eines Barrett-Ösophagus wird nach erfolgreicher endoskopischer Resektion einer Neoplasie die verbliebene, nicht-neoplastische Barrett-Mukosa thermisch ablatiert, um die Entstehung weiterer Neoplasien zu verhindern!

Wie?
Radio-Frequenz-Ablation (RFA): Einsatz v.a. beim Long-Segment-Barrett-Ösophagus.
APC-Ablation (Argon-Plasma-Coagulation): Einsatz v.a. beim Short-Segment-Barrett-Ösophagus.

Bei Plattenepithelkarzinomen und Adenokarzinomen:
Nach Möglichkeit En-bloc-Resektion mittels endoskopischer Mukosaresektion (= EMR) oder endoskopischer Submukosadissektion (= ESD).

Chirurgische Resektion:
Indikation: Tumorstadium T2 als alleinige Therapie,
bei Tumorstadien T3 und T4 oder bei N+, M0 nach neoadjuvanter Chemotherapie (Adenokarzinom) bzw. Radiochemotherapie (Plattenepithelkarzinom) – sofern Operabilität und Resektabilität gegeben!

Ziel: Vollständige Entfernung des Tumors und der regionären Lymphknoten, 3-4 cm Sicherheitsabstand.

51
Q

Ösophagus-Karzinom - Chirurgische Optionen

A

Karzinome des distalen Ösophagus (inkl. AEG Siewert Typ I): Transthorakale subtotale Ösophagektomie mit Resektion des proximalen Magens, Magenhochzug und intrathorakaler Anastomose.

Karzinome des gastroösophagealen Übergangs Siewert Typ II: Transhiatale erweiterte Gastrektomie mit distaler Ösophagusresektion, alternativ transthorakale Ösophagektomie und obere Magenresektion.

Karzinome des oberen thorakalen Ösophagus: Subtotale Ösophagektomie mit Ausweitung des Resektionsmaßes nach oral.

Thorakale Plattenepithelkarzinome: Transthorakale Ösophagusdissektion.

Rekonstruktionsverfahren:
Magenhochzug:
Dabei können die A. gastrica sinistra und die A. gastroomentalis sinistra nicht erhalten bleiben. Der Magen wird postoperativ durch die A. gastroomentalis dextra arteriell versorgt.
Alternativen: Koloninterponat oder Jejunuminterponat.
Zusätzlich bei der OP: Lymphadenektomie
I.d.R. Durchführung einer Zweifeld-Lymphadenektomie.

52
Q

Ösophagus-Karzinom - Chemotherapie

A

Indikation: Adenokarzinome und AEGs der Kategorie T3 und resektable T4-Tumoren (alternativ präoperative Radiochemotherapie).

Durchführung: Standard für eine perioperative Chemotherapie ist bei Fehlen von Kontraindikationen die Kombination von 5-FU und Cisplatin.

Präoperative Radiochemotherapie:
Kurzbeschreibung: Kombination aus neoadjuvanter Chemo- und Radiotherapie.

Indikation:
Plattenepithelkarzinome der Kategorie T3 und resektable T4-Tumoren: Präoperative Radiochemotherapie, im Anschluss komplette operative Resektion („Soll“).
Adenokarzinome und AEGs der Kategorie T3 und resektable T4-Tumoren.

Chemotherapie mit 5-FU und Cisplatin +
Radiotherapie mit 40–50 Gy in konventioneller Fraktionierung.

Definitive Radiochemotherapie des Ösophaguskarzinoms.
Kurzbeschreibung: Kombination von Radio- und Chemotherapie (potentiell kurativ).

Indikation:
Vorliegen von Kontraindikationen für eine Operation (unabhängig vom histologischen Typ des Karzinoms).

Alternative zur chirurgischen Therapie.
Vorzugsweise und als Therapie der Wahl bei lokalisierten Plattenepithelkarzinomen des zervikalen Ösophagus („Soll“).

Palliative Chemotherapie
Indikationen: Plattenepithel- und Adenokarzinome, die aufgrund der lokalen Ausbreitung oder aufgrund von Fernmetastasierung nicht kurativ behandelt werden können.
Adenokarzinom: Bestimmung des HER2-Status vor Beginn der palliativen Chemotherapie -> wenn positiv: Dreifachkombination aus Cisplatin, einem Fluoropyrimidin und Trastuzumab.

Bei Plattenepithelkarzinom: Chemotherapie, aber meist frustran.

Palliative Radiochemotherapie bei Stenosen, Kompression und Blutungen.

Tumorbedingte Passagestörung:
Implantation eines selbstexpandierenden Metallstents ODER
Ablation einer Stenose mittels Argon-Plasma-Coagulation (APC), evtl. kombiniert mit einer Bestrahlung (Brachytherapie) UND
Ernährung mittels PEG-Sonde.

Die 5-Jahresüberlebensrate beträgt weniger als 10%!

53
Q

Zollinger-Ellison-Syndrom

A

Gatrinproduzierender Tumor -> Säuresekretion massiv erhöht!

-> Multiple Ulzera an untypischen Stellen!

54
Q

Magen-Karzinom - TNM

A

Tis Carcinoma in situ: Basalmembran wird nicht überschritten. Keine Metastasierung, rein epithelialer Tumor!
T1 Auf Mukosa (T1a) und Submukosa (T1b) begrenzt (nicht in Muscularis propria infiltrierend).
T1 = Magenfrühkarzinom (Metastasierung möglich, da Basalmembran durchbrochen!)

T2 Infiltration der Muscularis propria.

T3 Infiltration der Subserosa.

T4 Durchbruch Serosa (T4a) mit Infiltration benachbarter Strukturen (T4b).

N1 1–2 regionäre Lymphknoten.
N2 3–6 regionäre Lymphknoten.
N3 ≥ 7 regionäre Lymphknoten (N3a: 7–15 Lymphknoten, N3b: >15 Lymphknoten).

M1 Fernmetastasen, Peritonealkarzinose.

55
Q

Magen-Karzinom - Metastasierung

A

Metastasierung:

Lymphogen:
Alle lokalen Lymphknoten (große/kleine Kurvatur),
Lymphknoten im Bereich des Truncus coeliacus, paraaortal, mesenterial.
Bei Kardiakarzinomen auch mediastinale Lymphknotenstationen!

Hämatogen: 
Leber, Lunge, Skelettsystem, Gehirn.
Infiltration von Nachbarstrukturen,
Peritonealkarzinose.
Ösophagus, Colon transversum, Pankreas etc.

Abtropfmetastasen:
In den Ovarien (Krukenberg-Tumor),
im Douglas-Raum.

56
Q

Magen-Karzinom - Staging

A

Abdomen-Sonographie,
Endosonographie:
Einschätzung der Tiefenausdehnung des Tumors und Beurteilung lokaler Lymphknoten (T-Klassifikation),
CT-Abdomen und -Becken mit intravenösem Kontrastmittel und Magenfüllung mit oralem Kontrastmittel,
CT-Thorax.
Laparoskopie: Insb. bei lokal fortgeschrittenen Befunden.

57
Q

Magen-Karzinom - Grading

A
Grading nach Laurén:
Intestinaler Typ (ca. 50%): Polypöses, drüsig differenziertes Wachstum, klar begrenzt.

Diffuser Typ (ca. 40%): Infiltratives Wachstum mit diffuser Ausbreitung in der Magenwand, schlecht begrenzt! Schlechtere Prognose!

Mischtyp (ca. 10%).

Histologisch (WHO):
Adenokarzinome (90%): Papillär, tubulär, muzinös, Siegelringzellkarzinom.

Adenosquamöses Karzinom.
Squamöses Karzinom (Plattenepithelkarzinom).
Undifferenziertes Karzinom.

Tumormarker zur Primärdiagnostik nicht geeignet; aber zur Verlaufskontrolle verwertbar, wenn bei Erstdiagnose Erhöhungen bestanden: CA 72-4, CA 19-9, CEA.

58
Q

Magen-Karzinom - Therapie

A

Therapieoptionen: Kurativer, potentiell kurativer und palliativer Ansatz.

Grundvoraussetzung für einen kurativen Ansatz ist die vollständige Entfernung des Tumors durch chirurgische oder endoskopische Resektion (→ R0-Resektion!)

Perioperative chemotherapeutische (+ ggf. strahlentherapeutische) Behandlungen bezwecken:
Neoadjuvant durchgeführt die Herstellung einer kurativen Resektabilität.
Adjuvant durchgeführt die Sicherung des Behandlungserfolgs und eine Verminderung von Rezidiven.

Palliative onkologische Behandlungen mit Chemotherapie, medikamentöser Tumortherapie und Strahlentherapie können das progressionsfreie Überleben verlängern und die Lebensqualität steigern.

59
Q

Magen-Karzinom - Chirurgische Therapie

A
Endoskopische Resektion:
Bis T1a (N0M0): Endoskopische Resektion in kurativer Intention.
Möglichst En-bloc-Resektion mittels endoskopischer Mukosaresektion (EMR) oder endoskopischer Submukosadissektion (ESD), Rezidive können erneut endoskopisch reseziert werden.

Rest siehe chirurgische Karte.

60
Q

Malassimilationssymptomatik

A

Was passiert, wenn nicht ausreichend absorbiert wird?

Proteine:
Gewichtsabnahme, Muskelschwund, hypoproteinämische Ödeme, Aszites, Pleuraergüsse.

Kohlenhydrate:
voluminöse Diarrhö (da osmotisch wirksam), Flatulenz, Meteorismus (durch bakteriellen Abbau).

Fette:
Fettstühle, Gewichtsverlust.

Fettlösliche Vitamine:
A: Nachtblindheit, Trockenheit von Haut und Schleimhäuten.
D: Rachtitis, Osteomalazie.
E: Anämie, neurologische Symptome.
K: erhöhte Blutungsneigung.

Gallensäuren:
Störung der Fett- und Vitaminabsorption, chologene Diarrhö, Cholesteringallensteine.

Eisen:
Mikrozytäre Anämie, Hunter-Glossitis, Mundwinkelrhagaden.

Vitamin-B12:
Makrozytäre Anämie, funikuläre Myelose.

Folsäure:
Makrozytäre Anämie.

Elektrolyte:
Kalzium: Sek. Hyperparathyreoidismus, Knochenschmerzen, Oxalatsteine in der Niere.
Kalium: Muskelschwäche.

61
Q

Morbus Crohn - Diagnostik, endoskopischer Befund und Histologie

A

40% der Patienten fallen mit perianalen Fisteln als Erstsymptom auf!

Diagnostik:
Anamnese, etc.
Koloskopie mit Biopsieentnahme (bei M. Crohn kann auch Ösophagus und Magen betroffen sein -> ÖGD, Doppelballon-Enteroskopie, Kapselendoskopie und Hydro-MRT).
Laborwert: Calprotectin und Lactoferrin im Stuhl zeigen die Entzündungsaktivität an.

Typische endoskopische Befunde:
Pflastersteinrelief: Diskontinuierlicher Befall von nebeneinander liegenden ödematösen, aphthösen und ulzerösen Läsionen.
Schneckenspuren: Länglich verlaufende scharf begrenzte Ulzera.
Fistelbildung möglich, da M. Crohn die gesamte Darmwand durchdringt.
Strikturen und Stenosen im fortgeschrittenen Stadium.

Histologie:
Diskontinuierliche, transmurale Entzündung,
Epitheloidzellgranulome, mehrkernige Riesenzellen.
Hyperplastische Lymphknoten.
Fibrotische Wandverdickungen.

62
Q

Morbus Crohn - Extraintestinal Manifestationen

A
Auge -> Episkleritis, Skleritis etc.
Gelenke -> Arthritis, Spondylitis.
Haut -> Akrodermatitis enteropathica, Apththen, Erythema nodosum.
Lunge -> fibrosierende Alveolitis.
Herz -> Perimyokarditis.
63
Q

Morbus Crohn - Therapie

A

Geeignete Therapie abhängig von Krankheitsaktivität und extraintestinaler Manifestation:
Durchfallfrequenz, Schmerzintensität, Allgemeinzustand, Gelenkbeteiligung etc.

Krankheitsaktivität nach CDAI: Crohn´s Disease Activity Index. <70 Remission, >450 schwerer Krankheitsverlauf.

Medikamente:
Remissionsinduktion: topische Steroide wie Budesonid u/o Klysma, wenn proximal oder extraintestinal zusätzlich systemische Steroide.

Remissionserhaltung: Azathioprin u/o Mercaptopurin u/o Anti-TNFa-AK (Infliximab). Möglichst keine Steroide.

Fisteltherapie:
Antibiotisch: Metronidazol oder Ciprofloxacin.
Bei Chronofizierung: operative Fadendrainage oder Behandlungsversuch mit anti-TNFa-AK (Infliximab).

Morbus Crohn so wenig wie möglich operieren!

64
Q

Was ist eine chologene Diarrhö?

A

Gallensäuren werden nicht im terminalen Ileum aufgenommen, sondern gehen direkt über in den Dickdarm. Dort steigern sie die Motilität, es kommt zu einer chologenen Diarrhö.
Nebeneffekt: Steatorrhö, Cholesterin-Gallensteine, Oxalat-Nierensteine.

Therapie:
Cholestyramin. Bindet im darm Gallensäuren und scheidet diese aus.

65
Q

Toxisches Megacolon

A

Operative Therapie!
Subtotale Kolektomie mit Ileostomaanlage zur Darmentlastung, der belassene Rektumstumpf wird verschlossen.
Adäquate intensivmedizinische Betreuung mit Elektrolyt- und Volumenausgleich.
Breitbandantibiose mit hochdosierter intravenöser Steroidtherapie.

Im entzündungsfreien Intervall: Entfernung der verbliebenen Rektumschleimhaut und Vernähung des Sphinkterapparats mit einem Dünndarmpouch.

66
Q

Chronisch habituelle Obstipation

A

Faserarme Ernährung + unzureichende Bewegung + mangelnde Flüssigkeitsaufnahme.
Vor allem ältere Menschen sind betroffen!

67
Q

Parameter der schweren nekrotisierenden Pankreatitis

A

SIRS: Puls >90/min, Atemfrequenz >20/min, Temperatur <36• oder >38•, Leukozyten <4000/Mikroliter oder >12.000/Mikroliter.

CRP >120mg/dl,
LDH >350U/l,
Hypokalzämie <2mmol/l,
Hyperglykämie >200mg/dl,
Anstieg der Retentionsparameter,
Vigilanzstörung.

Fakt Calcium:
Greift die Entzündung auf das peripankreatische Fettgewebe über, so werden Fettsäuren freigesetzt an die das Calcium bindet (Kolliquationsnekrose). Es entstehen Kalkspritzer in den Nekrosearealen.

68
Q

Akute Pancreatitis - Flüssigkeitsbedarf

A

Ein erhöhter Flüssigkeitsbedarf wird notwendig durch:
Blutung aus arrodierten Gefäßen,
Flüssigkeitsverschiebung Aszites, Pleuraerguss, Ileus, Erbrechen und die Freisetzung vasoaktiver Substanzen.

Bei akuter nekrotisierender Pankreatitis bis zu 10l/d!