LD) Sprachlicher Anfangsunterricht Flashcards
Mit dem Übergang von der Familie in die Institution Schule betreten Kinder…
…einen neuen sozialen Raum
- der von spezifischen Interaktionsformen geprägt ist
- der das Finden einer neuen Rolle als Schüler*in erfordert
- und der ihnen mit Schriftlichkeit eine grundlegend neue Dimension des Denkens und Handelns der Entwicklung von Identität Teilhabe an Gesellschaft eröffnet
Der schriftsprachliche Anfangsunterricht wird insofern übereinstimmend angesehen als richtungsweisend für…
… die Entwicklung von Identität und für die Verwirklichung von Bildungschancen
Kurzdefinition: Early Literacy
Frühe Sozialisationserfahrungen mit Schrift
Wo erleben Kinder, die noch nicht in die Schule gehen, Schrift und erfahren ihre Funktion?
- Schilder und Zeichen regeln Abläufe.
- Etwas wird notiert, damit es nicht
vergessen wird. - Eine schriftlich fixierte Nachricht löst Emotionen aus (z.B. Freude beim Erhalt einer WhatsApp-Nachricht).
- Es wird etwas vorgelesen und aus dem Vorgelesenen entfaltet sich eine Geschichte.
- […]
Warum sind Zugänge zu Schrift unterschiedlich ausgeprägt? (Leitfragen)
- Wird einem Kind regelmäßig vorgelesen?
- Hat es Gelegenheit, Schrift als Element seines Alltags zu entdecken (z.B. den eigenen Namen auf einer Beschriftung in der KiTa?)
- Kann das Kind beobachten, dass sich Erwachsene der Schrift bedienen, um ihren Alltag zu gestalten?
Was versteht man unter “Erfahrung kultureller Teilhabe”?
Der Schriftspracherwerb nimmt seinen Anfang in der Erfahrung.
Kulturelle Teilhabe:
Kinder erfahren, erleben, erahnen, imitieren die Bedeutung von Schriftgebrauch für das Leben, für die Gemeinsamkeit, für den Austausch und die Begegnung mit anderen…
Schriftspracherwerbsverläufe sind abhängig von sozialisatorischen Bedingungen des Aufwachsens
Literarische Sozialisation als Schlüsselfunktion
Was Kinder über den Unterschied von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, über Schrift als vergegenständlichte Sprache und über den Schriftgebrauch wissen, hängt eng zusammmen mit literarischen Verläufen der Literarischen Sozialisation
Das Konzept der elementaren Schrift Kultur
Das Konzept der elementaren Schriftkultur verhandelt Fragen früher Zugänge zu Schrift und Schriftlichkeit
Es geht davon aus, “dass Teilhabe an elementaren Formen von Schriftkultur (→ literale Kompetenzen wie den Erwerb von Orthografie), Graphomotorik, Lesefähigkeit nicht nur befördert, sondern Voraussetzung dafür ist, sich den Anstrengungen, die mit dem Erwerb dieser Kompetenzen verbunden sind, zu stellen.”
Was kann man aus dem Konzept der elementaren Schrift Kultur ableiten?
Lesen- und Schreibenlernen beginnt nicht mit der Vermittlung von Buchstaben.
Lange vor Schulbeginn beobachten Kinder andere im Umgang mit Schrift, erproben sich im Gebrauch von Zeichen und tauchen gedanklich ein in literarische Welten.
Für den schulischen Schrifterwerb ist es bedeutsam, dass solche Zugänge erweitert und - für manche Kinder zuallererst - eröffnet werden.
Sozialisationsagentur Familie
Im Rahmen frühkindlicher und vorschulischer Lebensphasen trägt die primäre Sozialisationsagentur Familie in doppelter Weise zu Sozialisationserfahrungen mit Schrift
bei:
- Basale und informell vermittelte Wertungen und Prägungen werden weitergegeben
- Der Umfang des alltäglichen praktischen Umgangs mit Schrift und Texten bestimmt Erfahrungschancen
(material Ebene, Ebene der schrift- und textbezogenen Gewohnheiten, mit Schrift und Texten verbrachte gemeinsame Zeit)
best practice
für einen spontan-situativen lernförderlichen Umgang mit Heterogenität:
„Alle versammeln und einzelne begleiten” = „Balancierungsaufgabe” einer veränderten LehrerInnenrolle im inklusiven Unterricht.
Ein Unterricht, in dem das Wissen um heterogene Lernausgangslagen und die damit verbundenen individuellen Entwicklungen die Gestaltung der Lehr-Lernprozesse prägt
Was bedeutet die Berücksichtigung “Elementarer Schriftkultur” im Anfangsunterricht?
- Verzicht auf normierende Vorstellungen von Lernvoraussetzungen am Schulanfang
- Gewinn von Zutrauen in ein ‘Gelingen unter schwierigen Bedingungen’
- Jedes Kind “den Beginn von Schriftlichkeit […] entdecken [lassen], das Phänomen der Andeutung, der Spur, die es wahrzunehmen und zu entwickeln gilt” (Dehn/Hüttis-Graff 2018).
Vorlesen
Diktierendes Schreiben
Zwei besonders bedeutsame
Handlungs- und Erfahrungssituationen für Zugänge zu Elementarer
Schriftkultur im Anfangsunterricht
Diktierendes Schreiben als Modell für eine aktive Teilhabe an der Schriftkultur
- Erprobung des “Einen-Gedanken-zu-Papier-Bringens”: Erfahrung der Nicht- Flüchtigkeit geschriebener Sprache
- Erfahrungen mit der “Haltung des Schreibens” und damit mit dem Unterschied zwischen konzeptioneller Mündlichkeit und konzeptioneller Schriftlichkeit
Verschiedene Zugänge zur Schriftlichkeit:
* Beachtung des Formaspekts von Sprache (z.B. Untergliederung des Lautstroms in einzelne Wörter)
* Artikulation schrifttypischer Elemente (z.B. “einen Löwen” statt ‘n Löw’n”)
* Markierung der Figurenrede
* Identifikation und Benennung einzelner Buchstaben auf dem Papier
* Aufmerksamkeit für die Materialität des Schreibens (z.B. Aufforderung dazu, etwas durchzustreichen)
Vorlesen als Modell für eine aktive Teilhabe an der Schriftkultur
Nach Merklinger 2015 gilt Vorlesen in der Schule als
“Motor” für
* Lesemotivation
* basale Lesefertigkeiten
* literarisches Lernen
* sprachliches Lernen (besser:
sprachbildendes Lernen)
- Darin aufgehoben sind Chancen auf
Teilhabe stiftende Zugänge
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