LD) Literarisches Lesen & Verstehen Flashcards

1
Q

Pragmatisch-informatorische Lesart

A

Die pragmatisch-informatorische Lesart konzentriert sich auf die klare Übermittlung von Informationen

→ Hier würde sie den Fokus auf die Handlung legen, dass Ronja in einer stürmischen Nacht geboren wurde und Lovis beim Gebären sang.

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2
Q

„Literarische” Lesart

A

Die “literarische” Lesart hingegen betrachtet den Text als Kunstwerk und achtet auf Stil, Symbolik und emotionale Nuancen.

In diesem Fall könnte sie die poetische Darstellung der Naturgewalten, die die Unholde vertreiben, und die Symbolik des Gesangs von Lovis als künstlerische Elemente hervorheben, die dazu dienen, eine Atmosphäre zu schaffen und Charaktere tiefer zu gestalten.

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3
Q

Literarizität und Poetizität (Jürgen Link 2000) vier Strukturmerkmale literarischer Texte

A

Vier Strukturmerkmale literarischer Texte:

  • Autofunktionalität (-> Auf sich selbst bezogen kein pragmatischen Nutzen (Poetische sprachfunktion ))
  • Verfremdung (-> Abwendung von Alltagssprache (Andersartigkeit))
  • Vorherrschen der Konnotation
  • Vorherrschen der Symbolik

→ Ambiguität (Mehrdeutigkeit)

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4
Q

Was muss man ‚können’, um literarische Texte verstehend zu lesen / zu rezipieren?

A

Für das Lesen literarischer Texte benötigt man literarische Rezeptionskompetenz

→ Die Fähigkeit, literarische Texte nicht nur oberflächlich zu verstehen, sondern auch künstlerische Elemente zu erkennen und
tiefgehend zu interpretieren, wird als literarische Rezeptionskompetenz bezeichnet.

Dies umfasst die Wahrnehmung von Bedeutungsebenen, emotionale Resonanz und die Berücksichtigung kultureller Kontexte.

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5
Q

[Kurzdefinition] Lesekompetenz (reading literacy)

A

= Fähigkeit und Bereitschaft zu lesen

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6
Q

[Kurzdefinition] Literarische Kompetenz

A

= Fähigkeit und Bereitschaft literarisch gestaltete (fiktive) Welten in allen medialen Darstellungs- bzw. Erscheinungsformen zu verstehen, für sich zu nutzen, zu genießen und mit anderen dazu in den Austausch zu gehen

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7
Q

Was bedeutet der Zusammenhang der Literarischen Rezeptionskompetenz für den Umgang mit Literatur in der Schule?

A

Literarische Rezeptionskompetenz zielt auf das Verstehen ästhetikfähiger Medien **

…sie […] ist mit dem Ziel verbunden,

Individuation
„Schülerinnen und Schüler an eine lustvolle, befriedigende, unterstützende und bereichernde Rezeption von Literatur heranzuführen

Sozialisation
sie zu einem medienbezogenen Dialog mit anderen einzuladen und dazu zu befähigen

Enkulturation
sowie sie am Prozess gesellschaftlicher Selbstverständigung über Literatur teilhaben zu lassen (Abraham/Kepser 2005, 55)

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8
Q

[[Gedächtnisstütze]] „ästhetikfähige Medien” und schulisches Lernen

A

Ein herausforderungsreicher Zusammenhang!!

In der Schule lernen Kinder nicht nur aus Büchern, sondern auch aus Dingen wie Kunst, Musik und Filmen - also aus verschiedenen kreativen Ausdrucksformen. Das hilft ihnen, die Welt auf verschiedene Weisen zu verstehen. Es ermutigt sie auch dazu, Schönheit und künstlerischen Ausdruck zu schätzen. Das Lernen geht über bloße Fakten hinaus und umfasst auch Gefühle, Kreativität und die Fähigkeit, klug mit verschiedenen Arten von Medien umzugehen.

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9
Q

„Der Gegenstand Literatur [ist] […] nicht objektiv zu erfassen” (Clemens Kammler 2006)

A

Die meisten Deutschlehrer/innen sind sich einig, dass es nicht ausreicht, einzelne testbare Elemente des sprachlich-literarischen Lernens unabhängig voneinander zu beschreiben, da dies die komplexe Natur des Lernens nicht angemessen widerspiegelt (Ulf Abraham 2007).

Generell gibt es in der Fachdiskussion Skepsis darüber, ob es wirklich möglich ist, das Verstehen literarischer Texte zuverlässig in Kompetenzmodellen abzubilden, trotz der Bemühungen, die in diese Richtung unternommen werden (Kaspar H. Spinner 2008).

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10
Q

Was tut/kann man, wenn man einen literarischen Text ‘versteht’? (Was ist für den kompetenten Umgang mit Literatur also zu lernen?)

A

→d.i. Frage nach dem ‘Kompetenzmodell’

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11
Q

Gegenstandsspezifisches Problem beim Erfassen (und Modellieren) literarischen Verstehens:

A

Ambiguität (Offenheit und Mehrdeutigkeit) literarischer Texte

Literarästhetische Erfahrungsqualitäten des Umgangs mit Literatur, die auf die Identitäts- und Persönlichkeitsbildung gerichtet sind.

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12
Q

Modellierungsversuch zu einem „Kanon von Kompetenzen”:

A

11 Aspekte als eine Ausformulierung der grundlegenden Fähigkeiten, die beim Umgang mit Literatur gefordert und ausgebildet werden

11 Aspekte Literarischen Lernens / 11 Aspekte literarischer Rezeptionskompetenz

→ Strukturierungsvorschlag zur Systematisierung nicht nur des literarischen Lernens, sondern auch der entsprechenden Lern- und Kompetenzbereiche

Im Zentrum eines kompetenzorientierten Literaturunterrichts sollten - laut Spinner (2006) 11 „Aspekte literarischen Lernens” stehen…

… weil diese Aspekte das abbilden, was ein kompetenter Leser/ eine kompetente Leserin ästhetisch-fiktionaler Literatur „kann”.

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13
Q

11 „Aspekte literarischen Lernens (nach Spinner)

A
  1. Beim Lesen und Hören Vorstellungen entwickeln
  2. Subjektive Involviertheit und genaue Wahrnehmung miteinander ins Spiel bringen
  3. Sprachliche Gestaltung aufmerksam wahrnehmen
  4. Perspektiven literarischer Figuren nachvollziehen
  5. Narrative und dramaturgische Handlungslogik verstehen
  6. Mit Fiktionalität bewusst umgehen
  7. Metaphorische und symbolische Ausdrucksweise verstehen
  8. Sich auf die Unabschließbarkeit von Sinnbildungsprozessen einlassen
  9. Mit dem literarischen Gespräch vertraut werden
  10. Prototypische Vorstellungen von Gattungen/ Genres gewinnen
  11. Literaturhistorisches Bewusstsein entwickeln
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14
Q

Aspekt 1: Beim Lesen und Hören Vorstellungen entwickeln

A

Literarische Texte sind darauf angelegt, dass Leser das Geschriebene in ihrer Vorstellung lebendig werden lassen. Wenn sich die Kinder bei den gedruckten Buchstaben oder beim Zuhören nichts vorstellen können, bleibt der Text für sie ohne Aussage und Wirkung. Die Fähigkeit, beim Lesen Vorstellungen zu entwickeln, ist keineswegs selbstverständlich, sondern muss unterstützt werden. Schon in Vorlesesituationen kann das geschehen, wenn in kurzen Unterbrechungen Impulse gegeben werden wie “Kennst du das auch: Angst haben” (wenn es in einer Geschichte um Angst geht) oder “Wie könnte die Geschichte weitergehen” (z.B. kurz vor dem Höhepunkt) oder durch die Anregung, ein Bild zu einer Geschichte zu malen. Bilderbücher unterstützen schon bei kleinen Kindern durch die Verbindung von Text und Bild die Vorstellungsbildung, wobei stimmungsmäßige Intensität von Bildern besonders wirksam ist.

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15
Q

Aspekt 2: Subjektive Involviertheit und genaue Wahrnehmung miteinander ins Spiel bringen

A

Zum literarischen Lesen gehört das subjektive Angesprochensein. In Geschichten findet man Eigenes widergespiegelt; “Ja, genau das habe ich auch erlebt”, “So möchte ich auch einmal sein”, “Nein, das würde ich niemals tun” – das sind Gedanken, die den Kindern und Jugendlichen beim Lesen und Hören von Geschichten durch den Kopf gehen. Literarisches Lesen ist so immer auch ein Prozess des Selbstverstehens, eine Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen, mit Leid, mit Wut, mit moralischen Konflikten. Auffällig ist, dass in der neueren Kinderliteratur die psychologische Ebene immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Zentrale Themen sind in diesem Zusammenhang z.B. die Überwindung von Minderwertigkeitsgefühlen, Mobbing, moralische Konflikte, Verarbeitung von Trennungserfahrungen (Scheidung, Tod). Das Lesen übt vor allem dann nachhaltige Wirkung aus, wenn Geschichten nicht nur als Spiegel und Resonanzraum wahrgenommen werden, sondern auch durch Irritation das Nachdenken anregen. Das setzt ein aufmerksames Lesen voraus.

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16
Q

Aspekt 3: Sprachliche Gestaltung aufmerksam wahrnehmen

A

Beim Lesen werden nicht nur eigene Emotionen angesprochen; literarische Texte laden auch dazu ein, Gefühle und Einstellungen von Figuren nachzuvollziehen, die über die eigenen Erfahrungen hinausreichen. Literatur vermittelt so Fremdverstehen und löst Empathie aus. Die literarischen Mittel, mit denen die Autorinnen und Autoren den Leserinnen und Lesern fremde Erfahrungsweisen nahebringen, sind vielfältig. Sie reichen von direkten Aussagen über Gedanken und Gefühle bis zu perspektivischem Erzählen (man spricht auch von personalem Erzählen). Letzteres sei an einem Beispiel veranschaulicht. In der Erstausgabe ist beim Märchen vom “Wolf und den sieben jungen Geißlein” die Situation, bei der die Geiß nach Hause kommt, folgendermaßen aus der Außensicht erzählt:

[…] bald darauf kam die alte Geis nach Haus. Was für ein Jammer! der Wolf war da gewesen und hatte ihre lieben Kinder gefressen. Sie glaubte sie wären alle todt, da sprang das jüngste aus der Wanduhr, und erzählte, wie das Unglück gekommen war.

In der Endfassung lautet die Stelle:

Nicht lange danach kam die alte Geiß aus dem Walde wieder heim. Ach, was musste sie da erblicken! Die Haustüre stand sperrweit auf: Tische, Stühle und Bänke waren umgeworfen, die Waschschüssel lag in Scherben, Decke und Kissen waren aus dem Bett gezogen. Sie suchte ihre Kinder, aber nirgend waren sie zu finden. Sie rief sie nacheinander bei Namen, aber niemand antwortete. Endlich als sie an das jüngste kam, da rief eine feine Stimme: “Liebe Mutter, ich stecke im Uhrkasten.” Sie holte es heraus, und es erzählte ihr, dass der Wolf gekommen wäre und die andern alle gefressen hätte. Da könnt ihr denken, wie sie über ihre armen Kinder geweint hat.

Hier wird die Situation so geschildert, wie die alte Geiß sie erlebt. So vollzieht der Leser ihre Erfahrung nach.

Viele Geschichten für Kinder und Jugendliche sind auch in der Ich-Form geschrieben; sie vermitteln den Nachvollzug einer Figurenperspektive besonders unmittelbar.

17
Q

Aspekt 4: Perspektiven literarischer Figuren nachvollziehen

A

Literarische Ausdrucksweise weicht, mal stärker, mal weniger stark, vom gewohnten Sprachgebrauch ab. Das kann Unverständnis und Ablehnung auslösen, aber auch als besonderer Reiz empfunden werden. Wortspielereien, wie sie z.B. in den Geschichten von Paul Maar zu finden sind, können Kindern ausgesprochen Vergnügen bereiten. Maria Lypp hat in ihren Publikationen immer wieder darauf hingewiesen, dass Wiederholungen, Parallelismen und Oppositionen elementare literarische Strukturen sind, mit denen Kinder schon früh in der Begegnung mit Kinderliteratur vertraut werden (z.B. Lypp 1998) und die die Basis für literarisches Lernen sind. Die Aufmerksamkeit für sprachliche Gestaltung ist auch eine Voraussetzung für die Bewertung von literarischen Texten, z.B. wenn sich Kinder und Jugendliche darüber austauschen, warum ihnen eine Geschichte oder ein Gedicht gefällt.

18
Q

Aspekt 5: Narrative und dramaturgische Handlungslogik verstehen

A

Es gibt ein Grundmodell des Erzählens, das sich als Abfolge von Komplikation und Auflösung beschreiben lässt. Kinder eignen sich dieses Grundmodell an, wenn ihnen Geschichten erzählt und vorgelesen werden. Aber auch schon in der Kinderliteratur gibt es Texte, die komplexer strukturiert sind, indem z.B. die lineare Abfolge durch Rückblenden unterbrochen wird, die Perspektive wechselt oder in eine Rahmengeschichte eine Binnengeschichte eingefügt ist. Im Roman Unter Verdacht von Joyce Carol Oates sind z.B. die einzelnen Kapitel in unregelmäßiger Reihenfolge entweder in Form einer personalen Erzählung oder einer Ich-Erzählung, Letzteres aus der Perspektive der Protagonistin Ursula, geschrieben, wobei sich Ursula als Ich-Erzählerin z.T. als Ugly Girl bezeichnet und an solchen Stellen entsprechend in personaler Form von sich erzählt. Die Identitätsentwicklung, die eines der Themen in diesem Buch ist, wird so auch durch die komplexe Erzählstruktur verdeutlicht.

19
Q

Aspekt 6: Mit Fiktionalität bewusst umgehen

A

Fiktionale Texte sind einerseits in vielfältiger Weise auf Wirklichkeit bezogen, andererseits aber nicht dem Anspruch auf korrekte Wirklichkeitswiedergabe verpflichtet. Oft treiben Autorinnen und Autoren ein raffiniertes Spiel mit der Vortäuschung von Wirklichkeitswiedergabe, z.B. wenn Erich Kästner seinen Kinderroman Das doppelte Lottchen mit den Sätzen beginnt: “Kennt ihr eigentlich Seebühl? Das Gebirgsdorf Seebühl? Seebühl am Bühlsee? Nein? Nicht? Merkwürdig […]” (Kästner 1982, 5). Dieser Romananfang tut so, als wenn es Seebühl am Bühlsee irgendwo gebe, was aber nicht der Fall ist.

Eine andere Art von Wirklichkeitsbezug ist die gleichnishafte Anspielung auf Probleme in der Realität. Dabei geht es nicht um äußere Übereinstimmung. Die “grauen Herren” in Michael Endes Momo sind z.B. unverkennbar phantastische Wesen, aber mit ihnen verdeutlicht der Autor eine reale Gefahr der heutigen Welt. Man spricht in diesem Zusammenhang von parabolischer Bedeutung.

20
Q

Aspekt 7: Metaphorische und symbolische Ausdrucksweise verstehen

A

Mit dem Fiktionscharakter von Literatur hängt ihre Symbol- und Bildhaftigkeit zusammen. Dies stellt eine besondere Herausforderung für das literarische Lernen dar. Kinder verstehen literarische Texte noch sehr wörtlich und entwickeln dazu auch lebendige Vorstellungen. Implizit verstehen auch sie symbolische Sinndimensionen, z.B. die Bedeutung des Waldes als Ort der Angst und der Bewährung im Märchen. Ein kindgemäßer Zugang zu symbolischen Sinnzusammenhängen kann z.B. darin bestehen, dass man darüber nachdenkt, welche Bedeutung ein Gegenstand oder ein Ort für eine Figur hat. Bei Henning Mankells Kinderroman Der Hund, der unterwegs zu einem Stern war (Mankell 2001) sind z.B. der Wald, das Meer (als Sehnsuchtsort des Protagonisten), der Fluss, die Brücke Orte mit hoher symbolischer Aussagekraft; durch ein Nachdenken darüber, welche Bedeutung, diese Orte für den Protagonisten haben, können schon jüngere Schülerinnen und Schüler der symbolischen Bedeutung auf die Spur kommen.

21
Q

Aspekt 8: Sich auf die Unabschließbarkeit von Sinnbildungsprozessen einlassen

A

Literarische Texte können unterschiedliche Empfindungen und Gedanken auslösen und verweigern sich oft auch einem schnellen, festlegenden Verstehen. Für Leserinnen und Leser bedeutet das, dass sie sich von Rätselhaftigkeit und Mehrdeutigkeit nicht abschrecken lassen sollen, sondern darin vielmehr die Chance sehen, dass man einen Text immer neu erfahren kann. Kinder lassen sich meist unbeschwert und ideenreich auf Sinnsuche ein. Wichtig ist, dass in Erziehung und Unterricht solche Offenheit im Deutungsspiel akzeptiert und unterstützt wird, auch in oberen Klassenstufen, wo sie oft weniger selbstverständlich ist. Ein Beispiel, wie Autoren manchmal bewusst mit rätselhaften Formulierungen arbeiten, ist Andreas Steinhöfels Buchtitel Wenn mein Mond deine Sonne wäre (Steinhöfel 2015). Ist der Mond, der nur ein blasses Licht aussendet, auf die Demenz des Großvaters zu beziehen? Ist der Titel dem Großvater in den Mund gelegt? Und warum ist der Satz im Konjunktiv formuliert?

22
Q

Aspekt 9: Mit dem literarischen Gespräch vertraut werden

A
23
Q

Aspekt 10: Prototypische Vorstellungen von Gattungen/ Genres gewinnen

A

Gattungsbezeichnungen wie Märchen, Fabel, Kurzgeschichte, Roman gehören zum literarischen Wissen, das sich Heranwachsende aneignen. Allerdings sind diese Gattungen sehr variantenreich und Definitionen nur beschränkt hilfreich. Es ist deshalb sinnvoll, wenn der Schwerpunkt nicht in einer Vermittlung von Begriffsdefinitionen gelegt wird, sondern sich die Heranwachsenden die Begriffe anhand typischer Beispiele merken. Das wäre für das Märchen z.B. Hänsel und Gretel und eher nicht Hans im Glück, für die Fabel z.B. Der Fuchs und der Rabe und eher nicht Der Kranke und der Arzt (ein Text, der auch zu den äsopischen Fabeln gehört) und für die Kurzgeschichte ein Beispiel aus Ursula Wölfels Die grauen und die grünen Felder (Wölfel 1970) und nicht ein parabelartiger Kurzprosatext von Jürg Schubiger.

24
Q

Aspekt 11: Literaturhistorisches Bewusstsein entwickeln

A

Literaturhistorische Fragestellungen zur Kinder- und Jugendliteratur spielen in der literarischen Sozialisation von Heranwachsenden kaum eine Rolle. Sie sind aber in zweierlei Hinsicht durchaus interessant. Einerseits merkt man an vielen Formulierungen und auch an einigen Motiven, dass z.B. die grimmschen Märchen nicht in der heutigen Zeit geschrieben worden sind. Andererseits finden sich in der gegenwärtigen Kinder- und Jugendliteratur viele intertextuelle Anspielungen. Bei modernen Märchen, z.B. Paul Maars Schiefe Märchen und schräge Geschichten (Maar 2016), ist das besonders deutlich der Fall – da findet sich zum Beispiel “Der gestiefelte Skater” oder “Schneewittchen und die sieben Rapunzeln”. Auch ältere und neuere Verfilmungen von Jugendbuchklassikern können, wenn sie miteinander verglichen werden, der Entwicklung eines historischen Bewusstseins dienen. Dabei können auch kulturhistorische Aspekte in den Blick kommen, z.B. die Entwicklung von Erziehungsvorstellungen oder der Wandel in der Darstellung fremder Völker und Volksgruppen (Indianer, Zigeuner – Sinti/Roma).

25
Q

Herausforderung und Unterstützung literarischen Lernens

A

Vorlesen

  1. Gestaltungselement beim Vorlesen
    * Pausen
    * Gefühlsorientierte Betonung wörtlicher und erlebter Rede
    * Hervorgehobene Betonung von Wörtern mit zentraler symbolischer Bedeutung
  2. Herausgeforderter Aspekt literarischen Lernens
    * Beim Hören Vorstellungen entwickeln
    * Perspektiven literarischer Figuren nachvollziehen
    *Metaphorische und symbolische Ausdrucksweise verstehen
26
Q

[Gedächtnisstütze] der Grüffelo

A

Literarische Texte - wie in unserem Beispiel hier das Bilderbuch Der Grüffelo fordern durch ihren je spezifischen Inhalt und ihre je spezifische Form die Aspekte literarischen Lernens in jeweils eigener Weise heraus.
Dabei gibt es Dominanzen, die dazu führen, dass ein Text für diesen oder jenen Aspekt besonders viel ‘zu leisten’ vermag. Dieser Aspekt kann dann im Lehr-Lernarrangement bewusst hervorgehoben werden (explizites Lernen) oder aber es wird auf die implizite Wirkung gesetzt.
Gut ist es in jedem Fall, wenn Lehrer*innen über eine Analysekompetenz verfügen, die ihnen ermöglicht, Potenziale literarischer Texte für bestimmte Aspekte des literarischen Lernens zu erkennen.

27
Q

Was ist ein ein guter Orientierungsrahmen für eine reflektierte Unterrichtspraxis (z.B. für die Text- und Methodenauswahl)

A
  • Bei der Methodenauswahl ist auf ‘Passung’ zu achten. Also darauf, dass die Unterrichtsmethoden auch tatsächlich die Aspekte zur Geltung kommen lassen, die im Text angelegt sind
  • Bei der Textauswahl ist auf ‘Ausgewogenheit’ zu achten

Bezogen auf unsere Beispiele:

  • Betontes Vorlesen fördert unter anderem die Aufmerksamkeit für sprachliche Gestaltung
  • Produktionsorientiertes Füllen von Gedankenblasen fördert die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme
    und die Fähigkeit zum Nachvollzug narrativer Handlungslogik
28
Q

[Gedächtnisstütze] Kindliche Zugriffe und die Rekonstruktion literarischer Kompetenz(en)

A

Ich hätt’s gern, dass das Buch noch viel länger ist! Geht doch. Die können noch treffen/ hm […] also vielleicht ein Reh und einen Hasen […] oder neeeee. Nee! das geht ja nicht! Die sind ja lieb! Die sind ja lieb! Das geht nicht. Oder können die auch welche treffen, die lieb sind? Nee, oder? […] Ah! Jetzt weiß ich: Die treffen ‘nen (.) Hai! Nen Hai. Der guckt aus’m Wasser. Geht doch. War da ja […] also Wasser/ da/ so’n Fluss. Ja! [lacht] Die treffen nen Hai. Also, die Maus trifft den. Und dann sagt der so: “Hallo, kleine Maus, komm / kommt mit/hmmm/ komm mit in die Wellen, dann zeig ich dir” […] äh, also: “Komm mit in die Wellen, dann zeig ich dir […] Ohh, weiß nicht […], was reimt sich denn auf Wellen? [Forts.]