Informationsverarbeitung bei Depressiven: Theorien und empirische Befunde Flashcards

1
Q

Welche Untersuchungsergebnisse gibt es bezüglich den Stimmungsgebundenen Erinnerungsleistungen (Mood - State - Dependant - Memory) nach Bower?

A
  • > Gedächtnisinhalte werden dann am besten erinnert, wenn sich Probanden beim Erinnern in demselben emotionalen Zustand befinden, wie beim Lernen

Lernmodus (z.b.traurig) = Erinnerungsmodus (z.b.traurig) -> bessere Ergebnisse

(unabhängig von den inhalten des gelernten, geht z.b. auch bei vokabeln, auswendiglernen von städtenamen etc.)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Was sind die Kernaussagen des Assoziativen Netzwerkmodells der Emotionen (Bower, 1981)?

A
  1. EMOTIONEN sind als KNOTEN in einem NETZWERK gespeichert
  2. Es bestehen ASSOZIATIVE VERBINDUNGEN zu Ereignissen mit derselben Emotion
    - > z.T. angeboren, z.T. gelernt oder gemäß individueller Erfahrungen verstärkt
  3. Beim Erleben eines affektiven Zustands werden Knoten sowie assoziativ verknüpfte Inhalte AKTIVIERT (Erregungsausbreitung)
  4. Wenn die Aktivierung einen SCHWELLENWERT überschreitet, werden entsprechende autonome Reaktionen AUSGELÖST
  5. GEGENSÄTZLICHE Emotionen (z.B. Angst vs. Freude) HEMMEN sich
  6. Gleichzeitige Aktivierung nicht gegensätzlicher Emotionen (z.B. Traurigkeit + Überraschung) führt zu MISCHBILDER (hier: Enttäuschung)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Wodurch kann ein “Emotionsknoten” beispielsweise aktiviert werden?

A

> Aktivierung eines Emotionsknotens durch eine Vielzahl von Reizen möglich

  • phyiologische Empfindungen
  • Gerüche
  • verbales Material
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Nenne Elemente des Verbindungsnetzwerks eines “Emotionsknotens”

A
> Ausdrucksverhalten
> typische autonome Reaktionsmuster
> andere Situationen/Ereignisse (Zeit, Ort, Handelnde,...)
> verbale Labels
> andere Emotionen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Wie erklärt das Assoziative Netzwerkmodell der Emotionen die Aufrechterhaltung einer Emotion?

A

1.) Aktivierung eines Emotionsknotens (z.B. Trauer)
(durch eine Vielzahl von Reizen mögl.)
-> Erregungsausbreitung
2.) Unterschwellige Aktivierung verbundener Gedächtnisinhalte
-> Hinweisreize
3.) Bewusstwerden der Erinnerung
-> dies verstärkt wiederum die Aktivierung des Emotionsknotens (z.B. Trauer), wodurch diese Emotion aufrechterhalten wird

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Was besagt die so genannte “Mood congruency”?

A

Mood congruency: affektiv getöntes Material kann leichter in der dem Material entsprechenden Stimmung gespeichert oder abgerufen werden

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Was für Aussagen kann man bezüglich des Effekts der “Mood congruency” für Depressive treffen?

A

-> Depressive erinnern vermehrt negative Ereignisse

  • Experiment: Depressive mit Schwankungen in der Stimmung sollen autobiografische Erinnerungen produzieren, während sie wenig vs. sehr depressiv sind
  • Ergebnis: bei depressiver Stimmung werden mehr “unglückliche” autobiografische Ereignisse erinnert
  • Bei Remission werden wieder mehr glückliche Ereignisse erinnert
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Was lässt sich bezüglich dem Zusammenhang von Gedächtnisverzerrungen und negativen Selbst - Schemata bei Depressiven sagen? (Bradley & Methews, 1983)

A

-> Depressive erinnern selektiv negative Informationen über sich selbst

  • Probanden sollten pos. + neg. Eigenschaften bei sich selbst und bei unbekannten Personen einschätzen
  • danach expliziter Gedächtnistest
  • Ergebnis: depr. Pat. erinnern bevorzugt negative Beschreibung ihrer eigenen Person
  • KG: in beiden Bed. mehr pos. Eigenschaften

-> Gedächtnisverzerrungen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Erweiterung des Netzwerkmodells (Teasdale, ‘83)

-> Warum entwickeln einige Presonen leichte, kurze depressive Stimmung und andere schwere, längerfristige Depressionen/ Wie kommt es zur Verschlechterung bzw. Aufrechterhaltung der Symptomatik?

A
Teufelskreis:
erhöhte Aktivierbarkeit negativer Erinnerungen (globaler Art)
->
negative Interpretation von Erfahrungen
-> 
Depressive Stimmung
-> 
erhöhte ...
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Grenzen der Netzwerktheorie

A

> nicht alle empirischen Befunde können vollständig erklären/ausreichend repliziert

> Hauptkritik:

  • Emotionen stehen in Verbindung zu mehreren Ereignissen -> Übererregung
  • Erinnern & Sprechen über emotionale Zustände ist ohne Empfindung (cold) möglich
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Theorie der “Begrenzten Kognitiven Kapazität” (Ingram, 1984)

A

> Gefühlszustand/Gedanken beanspruchen kognitive Ressourcen -> LEISTUNGSDEFIZITE
je schwerer die Depression & je mehr Kapazität für die externen Anforderungen verlangt wird, desto mehr Leistungseinbußen
empirisch belegt

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Wie manifestieren sich die (empirisch abgesicherten) Leistungseinbußen, die bei Depressiven zu verzeichnen sind?

A
> beeinträchtigte kognitive Leistungen
> Verlangsamung psychomotorischer Reaktionen
> Verlangsamung bei Entscheidungen
> schlechteres freies Erinnern
> Schwierigkeiten beim Problemlösen
> ...
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Begrenzte Kognitive Kapazität: Experiment zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit bei Depressiven.

  • > Kann das Experiment die Leistungsdefizite bestätigen?
  • > Wenn ja, lässt sich die herabgesetzte Leistung Depressiver verbessern & wie?
A
  1. Bestätigung der Leistungsdefizite (erinnern weniger, mehr Fehler)
  2. Die Leistung Depressiver verbessert sich, wenn sie zusätzlich einfache, kognitive Aufgaben zu bewältigen haben: Ablenkung verbessert die Performanz.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Fazit: begrenzte kognitive Kapazität

A
  • > negative Gedanken beanspruchen Kapazitäten in der Informationsverarbeitung und können zu Leistungsdefiziten beitragen
  • > durch konkrete Aufgaben kann die Stimmung (+Leistung?) verbessert werden
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Theorie: Prioritäten in der Reizverarbeitung (Williams et al., 1988)

> Fragestellung
Welche Stadien der Informationsverarbeitung werden unterschieden?

A

Frage: Welche kognitiven Prozesse & Inhalte werden primär verarbeitet?

> 2 Stadien der Informationsverarbeitung

  1. Vor - Aufmerksamkeits - Stadium
  2. Elaborationsstadium
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Wodurch ist das Vor - Aufmerksamkeits - Stadium gekennzeichnet?

A

> automatische Aktivierung
vor der Aufmerksamkeitszuwendung
implizit

17
Q

Wodurch ist das Elaborationsstadium gekennzeichnet?

A

> tiefere Verarbeitung der Bedeutung
Verbindung zu anderen Gedächtnisinhalten wird hergestellt
explizit (bewusst/strategisch)

18
Q

Was ist unter der “DOT - Probe” zu verstehen?

A

> Dotprobe-Aufgaben werden zur Messung von selektiver Aufmerksamkeit auf bestimmte Reize in der Umwelt herangezogen
Vermeidung/Aufmerksamkeitszuwendung bzgl. bestimmter Stimuli (hier: bedrohliches/negatives Material)
—-
A: Depressive Pat.
B: Angstpatienten
C: KG

Hinwendung zu neg. Worten:
1. unterschwellig (Phase 1: Vor - Aufmerksamkeits - Phase)
2. überschwellig (Phase 2: Elaborationsstadium)

19
Q

Ergebnisse “DOT - Probe” -> Empirische Befunde zur Prioritäten in der Reizverarbeitung

-> Lässt sich die Priorität der Verarbeitung & der Stimmungskongruenzeffekt bestätigen?

A

(I) Vor - Aufmerksamkeits - Stadium

  • implizites Gedächtnis wird NICHT durch depressive Stimmung beeinflusst
  • keine erhöhte Vor - Aufmerksamkeitszuwendung auf bedrohliches/negatives Material

(II) Elaborationsstadium

  • Depressive zeigen AUFFÄLLIGKEITEN im Elaboriationsstadium
  • z.B. Depressive erinnerten mehr traurige Wörter
  • > negative stimmungskongruente Informationen werden mit höherer Priorität verarbeitet

-> Bestätigung: Priorität der Verarbeitung & Stimmungskongruenzeffekt

20
Q

Erweiterung des Elaboriationsstadiums (Williams et al., 92)

A

> Fokus auf autobiographisches Gedächtnis

  1. Defizite beim Abruf:
    - Depressive benötigen LÄNGERE ZEIT, um pos. Erlebnisse zu erinnern
    - Depressive erinnern sich sehr GLOBAL, VERNACHLÄSSIGUNG SPEZIFISCHER INFORMATIONEN
  2. Vermutete Defizite beim Endokieren:
    - Depressive verarbeiten bevorzugt die EMOTIONALE BEDEUTUNG einer Situation -> VERNACHLÄSSIGUNG SPEZ. UMSTÄNDE
21
Q

Welche Implikationen für die Therapie lassen sich aus den erweiterten Erkenntnissen zu veränderten Prozessen im Elaborationsstadium bei Depressiven (-> Spezifität) ableiten?

A

-> Training spezifischer Erinnerungen

22
Q

Allgemeine Zusammenfassung aller Theorien/Befunde zur Informationsverarbeitung bei Depressiven (7 Pkt.)

A
  1. Depressive Patienten erinnern bevorzugt negative Beschreibungen ihrer eigenen Person
  2. Depressive erinnern bevorzugt negative Ereignisse
  3. Negative Gedanken im Rahmen einer Depression beanspruchen kognitive Kapazitäten und führen zu Leistungseinbußen
  4. Depressive Verstimmung bessert sich durch Ablenkung
  5. Negative stimmungskongruente Informationen werden mit höherer Priorität verarbeitet
  6. Erinnerungen sind eher globaler Art
  7. Depressive zeigen Defizite beim Enkodieren, Abrufen & Problemlösen