9 Lerntheoretische und kognitive Theorien Flashcards
Soziale Lerntheorien
Kern-Annahme:
Geschlechtstypisches Verhalten wird gelernt über
- Beobachtung und Nachahmung von Modellen
- Differenzielle Bekräftigungen (unterschiedlich nach Geschlecht)
-> Jungen erwerben mehr maskuline und Mädchen mehr feminine Verhaltensweisen
Was ist Modeling oder Oberservational Learning überhaupt?
”.. is the tendeny for a person to reproduce the actions, attitudes and emotional responses exhibitet by real-life or symbolic models”
Wie funktioniert Beobachtungs-Lernen bei Geschlechterunterschieden?
Jungen beobachten primär männliche Modelle - imitiert selektiv: p (maskulines Verhalten) steigt
Mädchen primär weibliche Modelle - Imitiert selektiv: p (feminines Verhalten) steigt
Wie funktioniert Bekräftigendes Lernen bei Geschlechterunterschieden?
Junge zweigt maskulines Verhalten -> wird belohnt: p (maskulines Verhalten) steigt
Junge zeigt feminines Verhalten: Bestrafung/Ignorieren: p (feminines Verhalten) sinkt
Weitere Annahmen soziales Lernen
- Geschlechtstypisches Verhalten variiert innerhalb eines Individuums (intraindividuell) und zwischen Individuen, da die Bekräftigungskontingenz, situative Bedingungen und die Verfügbarkeit von Modellen nach Verhalten variieren
- Zuerst Annahme, dass soziale Umgebung wichtiger als kognitive Entwicklungsniveau oder Konzepte, doch mittlerweile auch dabei (Fähigkeit zur Geschlechterkategorisierung, kognitives Wissen über Geschlechter etc.)
Empirische Befunde Soziale Lerntheorie
Metaanalyse elterlicher Erziehungsverhaltens
Lytton & Romney 1991
- 172 Studien
Eltern erziehen Kinder geschlechtsspezifisch
- Die meisten Effektgrößen nicht signifikant oder nur sehr klein
- In NA in nur einem Sozialisationsbereich signifikant: Geschlechtstypische Aktivitäten (Spiele, Sport) differentiell bekräftigt
(vor allem Väter) bekräftigen positiv oder negativ nach geschlechtstypischen Aktivitäten- d (Mütter) = .34, Väter d=.49
(und nicht Interaktion, encourage achievement, Wärme, restrictivness, Disziplin…)
- d (Mütter) = .34, Väter d=.49
- In anderen westlichen Ländern: physische Bestrafung mehr gegen Jungs (nur wenig Studien)
- d(Mutter) = .32, d(Vater) = .51
Methodik Studien als Moderatorvariablen
bei Metaanalyse elterlichen Erziehungsverhaltens
- bei objektiveren Methoden (Experimente, Beobachtungen) haben sich größere Unterschiede gezeigt, wie Eltern jungs und Mädchen behandeln
- Bei subjektiveren Methoden (Fragebogen, Interview) weniger
- > Eltern geben selbst an, Kindern nicht anders zu behandeln, verhalten sich aber anders
- Je höher die Qualität der Studie, desto größere Geschlechterunterschiede
Bewertung von sozialer Lerntheorie
reichen nicht aus, um Entwicklung geschlechtstypischen Verhaltens zu erklären
- Vorwiegend Kinder und im Grundschulalter und elterlicher Einfluss -> keine vollständige Erfassung
- Bsp. Peer education könnte wichtig sein
- Sind möglicherwiese eher Erklärung interindividueller Unterschiede in Geschlechtstypisierung
Die zwei Kulturen der Kindheit Maccoby, E. (2001): Psychologie der Geschlechter
Eltern haben beinahe keinen Effekt auf die Entwicklung von der Persönlichkeit von Kindern, sondern das Umfeld - vor allem die peer group ist entscheidend
- Interaktion mit Menschen gleichen Alters in verschiedenen Phasen des Lebenszyklus
-> Notwendige Erweiterung zu klassische Sozialisierungsmodell (Geschlechtsdifferenzen durch Sozialisation durch Erwachsene) - nicht Individuum, sondern Dyade/soziale Gruppe
Thesen Maccoby, E: Psychologie der Geschlechter
- ein Großteil der beobachteten stabilen Verhaltensunterschiede zwischen Männern und Frauen von Gruppenkontext abhängig
- weitgehende Geschlechtertrennung in Kindheit Ursache für Geschlechtsunterschiede im psychischen Erleben und Verhalten von Erwachsenen
Impact of Peers on Gender Development
Geschlechtstypisches Verhalten von sozialem Umfeld im eigenen Alter belohnt oder bestraft
- Stärkere negative Sanktionen für “weibliches” Verhalten bei Jungen
- Anwesenheit anderer Jungen reicht, um Präferenzen von Vorschuljungen für “männliche” Aktivitäten zu steigern (Banerjee, Lintern (2000)
- Peers als Produkt und Beitrag von Geschlechtsunterschieden (Bussey, Bandura)
Kognitive Entwicklungstheorien
Kind als aktiver Interpreter seines Umfelds
Lernen = Kind organisiert kognitiv was gesehen wird - freiwillig, nicht gezwungen oder konditioniert
Kognitive Entwicklungstheorie und Geschlechterunterschiede
Zusammenhang zwischen allgemeiner kognitiver Entwicklung und Entwicklung der Geschlechterrollenkonzpte
Mehrere Stufen bei Erlernung Rollen
- Geschlechtsidentität (Unterscheidung Jungs und Mädchen, kognitive Selbstkategorisierung eigene Person)
- Geschlechterkonstanz (invariante Erhaltung des Geschlechts unabhängig von äußeren Merkmalen)
-> Erlangung Geschlechtsidentität mit hoher Motivation konsistent zu verhalten
Entwicklung Geschlechterkonstanz nach Lawrence Kohlberg (1966)
Identität (2-3 Jahre)
Selbstkategorisierung
Typische Frage: Bist du ein Junge oder Mädchen?
Stabilität (ab 4 Jahre)
Wenn du groß bist, bist du dann ein Mann oder eine Frau
(Volle) Konstanz (ab 7)
Bleibst du ein Jungem wenn du dir ein Klein anziehst?
Selbstsozialisierung - Streben nach kognitiver Konsistenz
Soziales Lernen: Ich will Belohnungen, weil ich belohnt werde, wenn ich mich wie ein Junge benehme, will ich ein Junge sein
Kognitive Theorie: Ich bin ein Junge, daher möchte ich mich wie ein Junge benehmen, deswegen ist die Gelegenheit, wo ich das kann, selbst belohnend
Sozial kognitive Theorie
Grundannahmen
Albert Bandura
- neben kognitiven Faktoren spielen soziale Einflüsse eine Rolle
- Menschen als self-regulatory und self-reflective und nicht nur reakativ
- triadisch reziprokale Kausalität von Umwelt, Wissenstruktur des Kindes und kognitiven Fähigkeiten und Verhalten -> produzieren geschlechtsbasierte Standards
- Menschen als Produzenten und Produkte ihrer Umwelt
sozial-kognitive Theorie
Entwicklung über Lebensspanne
Im Laufe der Entwicklung von externen Sanktionen graduelle Entwicklung hin zu internalen Sanktionen und Mandaten, die in der Person verankert sind
- lifespan Perspektive
sozial-kognitive Theorie
Unterschied in Umwelt
Wenige Einflüsse (wie in egalitärem sozialen System mit Chancengleichheit) -> Persönlichkeitsfaktoren entscheidend
Eingeschränkte Möglichkeiten -> Weniger Persönlichkeitsfaktoren, weil diese sich nicht frei entfalten können
sozial-kognitive Theorie
3 Haupteinflüsse auf Entwicklung von Geschlechtsunterschieden
- Social Modeling ( Eltern, Peers, Medien)
- Performance experiences (gendered Umgang verbunden mit sozialen Reaktionen)
- Direct tutelage (Instruktionen nach geschlechterangebrachtem Verhalten) - am effektivsten, wenn auf geteilten Werten aufbaut und verbreitete sozialen Support hat; Effekt wird abgeschwächt, wenn die Instruktion von Verhalten von Modellen abweicht
sozial-kognitive Theorie
weiterer Einfluss
gender linked social sanctions
- vorsehendes WIssen über Verhaltenseffekte durch
- Beobachtung von Folgen, die andere erfahren haben
- Folgen, die ihnen selbst passieren
- Was erzählt wird
- normative Sanktionen sind sozial konstruiert
Entwicklungspsychologischer Ansatz
- Hauptannahme
Prof. Trautner
Nicht nur Entwicklung von Geschlechtsunterschieden im beobachtbaren Verhalten, in kognitiven Fähigkeiten oder Persönlichkeitsmerkmalen von Interessen - sondern Wahrnehmung und Verarbeitung von Männern und Frauen von eigener Geschlechtstypisierung und Typisierung Umwelt
Entwicklungspsychologischer Ansatz - kognitive Entwicklung von Kindern
gekennzeichnet durch zunehmende Fähigkeit zur Differenzierung, Dezentrierung und Reversibilität des Denkens
-> starre Geschlechtsrollenstereotype werden immer flexibel
Entwicklungspsychologischer Ansatz
Längsschnittstudie Trautner et al.
Aufbau
1981 - 1989
- N= 43 M und 39 J jährlich befragt und parallel Eltern befragt
- Beurteilung 38 Aussagen zu Aktivitäten und Persönlichkeitseigenschaften (nach Vorversuchen als „maskulin“ oder
„feminin“ klassifiziert) - nur für Angehörige eines Geschlechts (8 : 0),
- mehr Angehörige des einen oder des anderen Geschlechts
(6 : 2, 2 : 6), - beide Geschlechter in gleichem Maße zutreffen
(4 : 4) - Anschließend Begründungen stereotype
Zuordnungen - Verfügt die ausgeschlossene Geschlechtsgruppe über die
Fähigkeit (Können), die Erlaubnis (Dürfen) und die Motivation
(Wollen) zur Äußerung des betreffenden Merkmals?
Entwicklungspsychologischer Ansatz
Annahmen verschiedene Phasen Geschlechtsrollenetwicklung
- Beginning awareness: Relatrive Unkenntnis bzw. Unsicherheit bezüglich der Zuordnung von Fähigkeiten, Interessen und Persönlichkeitsmerkmalen zu einem Geschlecht
- Rigidity: Zunehmendes Wissen über die kulturell vorherrschenden Geschlechtsrollenstandards; rigide Stereotypisierung: exklusive Merkmalszuordnung und eindeutige Bevorzugung der eigenen Geschlechtsrolle -gruppe
- Flexibility: Flexiblere Stereotypisierung
Entwicklungspsychologischer Ansatz
Längsschnittstudie Trautner et al. - Ergebnisse
Wenn Kinder in die Schule kommen werden sie flexibler gegen Normen und Erwartungen; Gegenstereotypische Zuordnung irgendwann nicht mehr, weil Wissen, was soll vorhanden ist
Begründung:
Jüngere Kinder häufig Kompetenzunterschiede (Können) + bestehende Normen (Dürfen) als Ursache; ältere Kinder häufiger individuelle Willensabsicht (Wollen)
-> Gehen von größerer Ablehnung Jungs und feminin, als Mädchen und maskulin aus (also wie im sozialen Umfeld)
Entwicklungspsychologischer Ansatz
Längsschnittstudie Trautner et al.
Rigidität kindlicher Geschlechterstereotypen vorübergehend universelles Entwicklungsstadium oder stabiles individuelles Personmerkmal?
Rigidität und flexibilität haben bleibe sehr gleiche Muster, egal zu welchem Alter
Ist ein vorübergehend universelles Merkmal
Entwicklungspsychologischer Ansatz
Längsschnittstudie Trautner et al.
Diskrepanz Elternerwartungen und Elternverhalten
Problematisch für Kind
- elterliche Erwartungen (von Kind perzipiert) - wollen geschlechtsloses Kind
- familiäres Unfeld: deutlich geschlechtsstypische Rollenzuweisung