6. Soziales Handeln und soziale Ordnung V Flashcards
Was ist die Voraussetzung für die Bewältigung alltäglicher Begegnungssituationen?
geteiltes Hintergrundwissen über sozio-kulturelle „Selbstverständlichkeiten“
Wofür sorgt der implizite Konsens bzw. pragmatische Einverständnishorizont von Begegnungs- und Reaktionsformen?
alltäglich:
- relative Stabilität
- Sinnhaftigkeit
- Anschlussfähigkeit von Handlungen und Kommunikationen
Was sind kulturell-spezifische Bedingungen für kommunikative und pragmatische Anschlussfähigkeit?
Routinen
Konventionen
Normen
Erwartungen
Luhmann: Wie sind höhere und verlässlichere Wahrscheinlichkeiten des Übereinkommens zu erreichen?
Nur wenn man den Erwartungshorizont des je aktuellen Erlebens einbezieht und das Verhalten über Erwartungen koordiniert.
Luhmann: Wodurch lässt sich die Zahl der aufeinander abstimmbaren und der überhaupt
möglichen Handlungen immens steigern?
Durch Stabilisierung von Verhaltenserwartungen
Luhmann: Wofür ist das Erwarten von Erwartungen erforderlich?
- jedes Verhalten das Menschen als Menschen berücksichtigt
- Erhaltung und Zerstörung von Ordnungen
- Kooperation und Konflikt
—> liegt unter anderem der Normbildung zugrunde
Doppelte Kontingenz
= auf Dauer gestellte wechselseitige Unbestimmtheit
—> Erwartungen - Erwartungserwartungen
—> Handeln hängt von den Handlungsalternativen ab, die (subjektiv) zur Wahl stehen
(kontingent für den jeweils anderen)
Luhmann: Differenzierung von Erwartungen
- kognitive Erwartungen
—> können angepasst werden - normative Erwartungen
—> können nicht angepasst werden
Luhmann: kognitive Erwartungen
= signalisieren Lern- und Änderungsbereitschaft
Bezugshorizont:
Wissen und Nichtwissen
Luhmann: normative Erwartungen
= Erwartungen, die auch im Enttäuschungsfalle aufrechterhalten werden
Bezugshorizont:
konformes und abweichendes Verhalten
Luhmann: Was macht Normen aus?
die Aufrechterhaltung von Erwartungen trotz Enttäuschungen
—> Normen als kontrafaktisch stabilisierte Erwartungen
Bahrdt: Wozu dienen Normen?
Sie legen ein typisches Handeln fest, das in Situationen eines bestimmten Typs erfolgen soll
—> entlasten das Individuum
(muss nicht ständig neue situationsgerechte Handlungsweisen entwerfen)
—> tragen zur Entwicklung konsistenter Handlungssequenzen bei
—> schaffen Erwartbarkeiten
Differenzierung von Normen
- Muss-Normen (Recht)
- Soll-Normen (Sitten, Ethos)
- Kann-Normen (Gewohnheiten, Bräuche)
Einhalten —> positive Sanktionen
Übertreten —> negative Sanktionen
Wohlbring: Experiment zur Frage der Durchsetzung informeller Normen auf Rolltreppen
Frauen werden schneller und verbal häufiger und deutlicher auf Verfehlungen hingewiesen als Männer
Männer müssen mit stärkeren physischen Reaktionen rechnen
niedriger Status führt bei Männern und Frauen gleich häufig und schnell zu Reaktionen
(soziale) Rolle
= Bündel von Normen, die alle oder bestimmte Mitglieder von Gesellschaften (Gruppen) im
Unterschied zu anderen Individuen (Gruppen) positionsbezogen zu erfüllen haben
(Rechte und Pflichten).
Worauf beziehen sich (soziale) Rollen?
auf Handlungs- und Denkweisen, die von allen oder bestimmten (positionsabhängig) Mitgliedern einer sozialen Gruppe in einer bestimmten Konstellation (situationsbezogen) regelmäßig wiederholt werden (müssen)
Was bestimmen (soziale) Rollen?
Stellung des Rolleninhabers in einem sozialen Gefüge von Rollen und Rollenerwartungen
Welche Rollentheorien/Schritte der Konzeptbildung gibt es?
- klassische (=strukturfunktionalistische) Rollentheorie
= role taking
—> Ralph Linton, Talcott Parsons
—> Ralf Dahrendorf - interpretative Rollentheorie
= role making
—> George Herbert Mead, Ralph H. Turner, Erving Goffman - sozio-strukturelle Rollenanalytik
—> Robert K. Merton
klassische (= struktur-funktionalistische) Rollentheorie:
Rolle
= Gesamtheit der mit einem Status verbundenen kulturellen Muster
—> gelten als legitim und ihr Befolgen wird entsprechend wechselseitig erwartet
klassische (= struktur-funktionalistische) Rollentheorie:
Status
= Position in der Gesellschaft, verbunden mit Rechten und Pflichten
Unterscheidung:
- ascribed (zugeschriebener) status
- achieved (erworbener) status
Rolle bei Talcott Parsons
- Rolle als Schnittstelle zwischen Person und Gesellschaft
- Internalisierung von Werten und Normen im Zuge von Sozialistaionsprozessen
Parsons: normative Erwartungen
- kommen in sozialen Traditionen zum Ausdruck
- normative Erwartungen von Gruppenmitgliedern definieren die Rolle des Handelnden
- bilden einen Teil der eigenen Persönlichkeit
- werden durch Sozialisationsprozesse aufgenommen
- sind wirksame Motivierungskräfte für eigenes Verhalten
Folgen:
Belohnung (bei entsprechen); Bestrafung (bei nicht-entsprechen)