2. Soziales Handeln und Soziale Ordnung I Flashcards

1
Q

Thomas-Theorem

A

„If men define situations as real, they are real in their consequences.“

—> die subjektive Situationsdefinition ist ein wichtiger Faktor
für die Interpretation dieser Situation

—> die Situationsdefinition kann der subjektiven Vorstellung
oder der objektiven Wirklichkeit entsprechen

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2
Q

Deutungen bzw. Interpretations- oder Verstehensprozesse…

A

… sind subjektiv, wenn auch sozial geformt

… sind abhängig von Perspektiven

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3
Q

Welche Arten von Situationen gibt es nach dem Thomas-Theorem?

A
  • subjektiv gedeutete Situationen

- objektiv identifizierbare Situationen

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4
Q

Elemente jeder Situation nach dem Thomas-Theorem

A
  • objektive Bedingungen und Strukturen
  • subjektive Handlungsmotive und Einstellungen
  • Deutung der objektiven Bedingungen und das subjektive
    Bewusstsein von den eigenen Einstellungen
  • Zusammenhang/Verhältnis dieser Deutungen
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5
Q

Das Thomas-Theorem impliziert dabei…

A

… einen Zusammenhang der Deutung sozialer Situationen mit:

  • dem diesen vorausgehenden Handeln
    = Vergangenheitsbezug
  • dem in diesen sich vollziehenden Handeln
    = Gegenwart
  • dem auf dieses bezogene und dem aus diesem folgenden
    Handeln
    = Zukunft

—> Zusammenhang der drei Zeitdimensionen Vergangenheit
Gegenwart und Zukunft; sowie von Handeln und Struktur

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6
Q

Thomas-Theorem: Folgerungen

A
  1. Menschen handeln stets auf der Grundlage der Bedeutungen, die sie bestimmten Dingen zumessen
    —> strukturierend, prägend
  2. die Bedeutungen sind soziale Produkte, denn sie entstehen in Interaktionen mit anderen
    —> sozial und historisch konstruiert
  3. in sozialen Interaktionsprozessen werden diese Bedeutungen immer wieder modifiziert und/oder es entstehen neue Bedeutungen
    —> strukturiert, geprägt
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7
Q

Robert K. Merton: Self-fulfilling prophecy

A

= die trügerische Annahme/ERWARTUNG der Richtigkeit einer Behauptung,
—> HANDELN
—> führt überhaupt erst die Umstände/Situation herbei
(von der zuvor angenommen wurde, dass sie bereits eingetreten sei)
==> FOLGEN des Handelns lassen die zuvor irrige Annahme paradox als zutreffend
erscheinen

= „Herrschaft des Irrtums“

= Sonderfall des Thomas-Theorems

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8
Q

Self-fulfilling prophecy in der (Sozial-)Psychologie, im Personalwesen

A

= Andorra-Effekt

= Pygmalion-Effekt

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9
Q

Self-fulfilling prophecy in der (Mikro-)Ökonomie

A

= Mitläufereffekt

= Bandwagon-Effekt

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10
Q

Self-fulfilling prophecy:

Welche Typen unbeabsichtigter Handlungsfolgen entstehen aufgrund einer „Herrschaft des Irrtums“?

A
  1. self-defeating oder self-destroying oder suicidal prophecy (bspw. Wahlvorhersagen)
  2. self-fulfilling prophecy
    (bspw. H.S. Becker, Marihuana-Raucher)
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11
Q

Robert K. Merton: Moral-Alchemie

A

Eigengruppentugenden werden zu Fremdgruppenlastern
z.B. sparsam —> geizig
lustig —> kindisch

Lösung: gezielter institutioneller Wandel (reine Bildung reicht nicht)

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12
Q

Soziale Logik

A

= Wechselseitiges Konstitutionsverhältnis (d.h. Bedingungs- und Erzeugungsverhältnis) von Gesellschaft und Individuum bzw. von Strukturen und Handlungsvollzügen:
strukturiert und strukturierend, d.h. geprägt und prägend

d.h. soziale (gesellschaftliche, öffentliche) Konstellationen und Strukturen beeinflussen individuelles und Gruppenhandeln, welches aber die sozialen Konstellationen und Strukturen, in denen dieses Handeln vollzogen wird, erzeugt

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13
Q

Soziale Logik: Phänomene sozialer Emergenz

A

= Effekte, die Wirkungen individuellen Handelns übersteigen
= d.h. man kann keinen Einzelnen verantwortlich machen

= Struktureffekte
= Aggregationseffekte
= Kompositionseffekte
= kumulative Effekte

—> Die Effekte des bewusst oder unbewusst koordinierten
und/oder unkoordinierten Zusammenhandelns von
Menschen

—> erzeugen auch völlig neue soziale
Realitäten

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14
Q

Soziale Logik: Wo kann mann einen Zusammenhang/ein wechselseitiges Bestimmungsverhältnis feststellen?

A
  1. sozialen Strukturen
    —> ökonomisch, politisch, kulturell
  2. Deutungsmustern
    —> individuell, kollektiv
  3. Handeln und handelndem Zusammenwirken
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15
Q

self-defeating oder self-destroying oder suicidal prophecy

A

richtige Situationsdefinition
—> bestimmtes Verhalten
—> Situationsdefinition trifft nicht mehr zu

z.B. Wahlvorhersagen
akurate Wahlprognosen
—> die Wähler stimmen anders ab, weil sie
denken ein bestimmter Kandidat gewinnt
sowieso
—> Prognose trifft nicht mehr zu

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16
Q

die self-fulfilling prophecy

A

falsche Situationsdefinition
—> bestimmtes Verhalten
—> Situationsdefinition trifft zu

z.B. Black Friday
die Menschen glauben die Banken würden Bankrott gehen, obwohl das nicht stimmt
—> alle heben ihr Geld gleichzeitig ab
—> die Banken gehen tatsächlich Bankrott

17
Q

Thomas Theorem: die Bedeutung subjektiver Situationsdeutung für die Analyse

Gibt es irrationales Verhalten?

A

ein Verhalten, welches aus der Beobachtungsperspektive als „irrational“ erscheint, ist im Zuge der Rekonstruktion als „rational“ aus der für den Handelnden leitenden Situationsdefinition anzusehen

—> es gibt nicht nur eine „Rationalität“, sondern mehrere/viele/parallele Rationalitäten.

18
Q

für verschiedene Rationalitäten gilt:

A
  1. sie können miteinander in Spannung stehen, inkompatibel oder widersprüchlich sein
  2. sie sind möglicherweise Plänen geschuldet die auf unterschiedlichen Ebenen liegen
  3. sie lassen sich möglicherweise parallel, aber eben nur mit unterschiedlichen Zeitfenstern (Dauern und Tempi) verfolgen oder realisieren
19
Q

Self-Fulfilling-Prophecy:

Weshalb entstehen die beiden Typen unbeabsichtigter Handlungsfolgen?

A

durch Wechselwirkungs- und/oder Kompositionseffekte
in INTERSUBJEKTIVEN Handlungskonstellationen (sozialen Interaktionsprozessen)
aufgrund einer „Herrschaft des Irrtums“