14. Soziales Handeln und soziale Ungleichheit II Flashcards

1
Q

Historisches Legitimationsprofil sozialer Ungleichheit

A

Vom ungleichheitsspezifischen Statuszuweisungsprinzip „Geburt“ zur „Leistung“

  1. natürliche Ordnung (unhinterfragte Legitimität)
  2. gottgewollte Ordnung; Schöpfung (unhinterfragte Legitimität)
  3. geburtsrechtliche Ordnung: Kasten, feudale Ständeordnung (statisch)
  4. soziale Ordnung als „abhängig“ von „Leistung“ begriffen; „Erfolg“ (dynamisch)
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2
Q

Ambivalenz von Leistung

A
  1. ungleiche Startchancen zur Realisierung von Leistung
  2. Distinktionspraktiken herrschender Eliten zur Durchkreuzung von Leistungskriterien
    (Vererbung, Vitamin-B)

—> Differenz zwischen gesellschaftlicher Statuszuweisung („Etikettierung“) und der
dieser entsprechenden Verdienste (Leistungen)

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3
Q

Pierre Bourdieu: Methodik

A

klassenanalytisch angelegte Untersuchung sozialer Ungleichheit

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4
Q

Bourdieu: Kapitalanalytik

A
  1. Kapitalarten
  2. Erscheinungsweisen der Kapitalarten
  3. Kapitaldimensionen
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5
Q

Bourdieu: Kapitalarten

A
  • ökonomisch
  • sozial
  • kulturell
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6
Q

Bourdieu: Erscheinungsweisen der Kapitalarten

ökonomisches Kapital

A

objektiviert: Geld, Aktien, Grundstücke
institutionalisiert: Eigentumsrechte
inkorporiert: /

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7
Q

Bourdieu: Erscheinungsweisen der Kapitalarten

soziales Kapital

A

objektiviert: Beziehungen, Netzwerke
institutionalisiert: Berufsstände, Gruppenzugehörigkeit
inkorporiert: (Benimm, Stil)

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8
Q

Bourdieu: Erscheinungsweisen der Kapitalarten

kulturelles Kapital

A

objektiviert: Kulturgüter, Wissen
institutionalisiert: Bildungstitel
inkorporiert: Bildung, Geschmack

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9
Q

Bourdieu: Kapitaldimensionen

A
  1. Kapitalvolumen (quantitativ)
    = Gesamtumfang des Kapitals
  2. Kapitalstruktur (qualitativ)
    = spezifisches Gewicht der einzelnen Kapitalarten in der Zusammensetzung des
    Kapitalvolumens
  3. Kapitallaufbahn (zeitlich; u.a. Auf- und Absteiger)
    = individuelle oder kollektive Entwicklung von Kapitalvolumen und -struktur im Zuge
    von Entwicklungen im sozialen Raum
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10
Q

Bourdieu: Anerkennungsform der drei Kapitalarten

A

symbolisches Kapital

= die Form die eine der drei Kapitalsorten annimmt, wenn sie über Wahrnehmungskategorien
wahrgenommen wird, die seine spezifische Logik anerkennen

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11
Q

Bourdieu: Habitus

A

= Bündel von Handlungs-, Denk- und Wahrnehmungsmustern

= klassenspezifischer/struktureller Mechanismus der Erzeugung situativ-konkreter
Praktiken

Alois Hahn: „das nicht gewählte Prinzip aller Wahlen“

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12
Q

Bourdieu: Reproduktion sozialer Ungleichheit

Grundlage

A

die bewusste und unbewusste Weitergabe des klassenspezifischen Habitus

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13
Q

Bourdieu: Hysteresis-Effekt

A

Ungleichheitsstrukturen weisen ein ausgeprägtes Beharrungsvermögen, bemerkenswerte Stabilität im Zeitverlauf auf
—> jeder etablierte Habitus zeigt ausgeprägte Trägheitseffekte

= „Don Quijote-Effekt“

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14
Q

Bourdieu: Reproduktion sozialer Ungleichheit

Fehlanpassungen

A

Habitus kann stabil bleiben, obwohl sich die sozialen Verhältnisse geändert haben

—> Fehlanpassung bzw. das Nicht-Wahrnehmen von sich objektiv möglicherweise
ergebenden Handlungschancen

—> Chancengleichheit ist eine Illusion

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15
Q

Sozialisation und soziale Ungleichheit:

Worauf konzentrieren sich Untersuchungen schichtspezifischer Sozialisationsprozesse?

A
  1. welche sozialen Merkmale welche sozialen Effekte auf Lebenschancen haben
  2. wie diese in typischen Sozialisationskontexten erzeugt werden und die Identität
    der Individuen prägen
  3. wie Sozialisationsprozesse soziale Ungleichheit reproduzieren
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16
Q

Becker: Typen abweichenden Verhaltens

A

als abweichend empfunden:

  • gehorsames Verhalten: fälschlich beschuldigt
  • regelverletzendes verhalten: rein abweichend

nicht als abweichend empfunden:

  • gehorsames Verhalten: konform
  • regelverletzendes Verhalten: heimlich abweichend
17
Q

Becker: 3 Phasen der Laufbahn eines Marihuana-Nutzers

A
  1. Erlernen der Technik
  2. Wahrnehmen der Wirkungen
  3. Genießen der Wirkungen
18
Q

Becker: relationale Logik

A

Abweichendes Verhalten wird von der Gesellschaft geschaffen

Gruppen stellen Regeln auf, welche verletzt werden können —> abweichendes Verhalten

19
Q

Becker: Möglichkeiten der Etikettierung einer Handlung

A
  1. fälschlich beschuldigt
  2. konform
  3. rein abweichend

4- heimlich abweichend

20
Q

Becker: Phasen der Ausbildung einer devianten Laufbahn

A
  1. Begehen einer Handlung
  2. Festnahme
  3. Abstempeln als Abweichler (Stigmatisierung)
  4. Eintritt in eine organisierte Gruppe Abweichender
  5. Selbstidentifizierung
21
Q

Hirschman: Tunneleffekt

Hintergundannahme

A

„Das Wohlergehen eines Individuums hängt vom gegenwärtigen und vom erwarteten Grad seiner Zufriedenheit ab“

= relationale Logik
—> Einschätzung der Veränderung der eigenen Situation hängt von der Wahrnehmung der
Veränderungen der Situationen anderer ab

22
Q

Hirschman: Tunneleffekt

Logik/Prozess

A

gemachte Erfahrungen (Erfahrungsraum)

—> Situationsdeutungen (Erinnern, Erleben, Erwarten)

  —> strukturierte Erwartungen (Erwartungshorizont)

         —> gemachte Erfahrungen
23
Q

Hirschman: Tunneleffekt

relationale Perspektive

A

Verhältnis zwischen objektiver sozialer Lage und subjektiver Deutung dieser Lage

24
Q

Hirschman: Tunneleffekt

Modi

A
  1. Hoffnung:
    Verbesserung der Lage anderer als positives Vorzeichen eigener zukünftiger Verbesserung
  2. Sorge:
    Verbesserung der Lage anderer als Beunruhigung und Sorge möglichen eigenen
    Abgehängt-Werdens bzw. des Verlusts von Chancen
  3. Zukunftsangst:
    Verschlechterung der Lage anderer als Vorbote des eigenen Abstiegs
25
Q

Hirschman: Tunneleffekt

Wirkung von subjektiv angenommener Homogenität

A

langfristigere Duldung erheblicher sozialer Ungleichheit

Logik: Vertröstung auf das Paradies

26
Q

Anwendung von Berger und Luckmanns Differenzierung der Prozesse der Institutionalisierung und der Legitimierung auf Hirschmans Tunneleffekt

A

Legitimationen/Erklärungen Betroffener für späteren/ausbleibenden Aufstieg:

  1. Zufall: Dezentral/zentral (soziale Nähe)
    —> TE
  2. Protektion, Betrug u.ä. (Unmoral)
    —> kein TE
  3. Leistungen, Fähigkeiten der Anderen
    —> ?; eher TE
  4. Fehler der Anderen
    —> ?; eher TE
27
Q

Wirkungen sozialer Ungleichheit: Tocqueville-Paradox

Erfahrungen, Erwartungen und Handlungen

A

Abbau von Ungerechtigkeiten schärft paradoxerweise die Wahrnehmung von Ungerechtigkeiten

gefährlichster Moment für eine Regierung: wenn sie sich zu reformieren beginnt
—> Gestaltbarkeit sozialer Ordnung wird vorstellbar
—> potentielle Mobilisierung von Handlungspotential

28
Q

Wirkungen sozialer Ungleichheit: Tocqueville-Paradox

Logik

A

Relationalität:

  1. Definition der Situation mit daraus folgende Deutungen, Verhaltensweisen und Handlungen
  2. eigene Erwartungen
  3. soziale Lagen/Situationen vergleichbar angesehener Akteure
29
Q

Tocqueville-Paradox und Tunneleffekt

A

Tocqueville-Paradox: Zukunftsbezug

Tunneleffekt: Vergangenheitsbezug

—> Bezug auf unterschiedliche Erwartungshorizonte aber jeweils strukturell analoge Effekte

30
Q

Tocqueville-Paradox und Tunneleffekt: Wie kommt es zum Umsturz?

A

Tocqueville-Paradox: offene Zukünfte, Aussichten auf Verbesserungen

Tunneleffekt: enttäuschte Erwartungen