12. Soziales Handeln und soziale Macht II Flashcards
Elias: Gesellschaftsstrukturen
= Ebene der Soziogenese
zunehmende soziale Komplexität
—> längere und komplexere Handlungsketten
—> Herausbildung von Machtmonopolen
Elias: auf der Ebene von Gesellschaftsstrukturen
Verlängerung der Interdependenzketten
… von feudalen Gesellschaftsstrukturen
… über absolutistische Herrschaftsstrukturen
… bis zu demokratischen Herrschaftsformen
Elias: Persönlichkeitsstrukturen
= Ebene der Psychogenese
fortschreitende Veränderung der Formen sozialer Kontrolle:
- in früheren Gesellschaften: typischerweise durch äußere Gewalt
= Fremdzwang
- im Zuge der Entwicklung von modernen Gesellschaften:
steigende Anforderungen an die individuelle Kontrolle von Trieben und Affekten
= Selbstzwang
Elias: auf der Ebene der Persönlichkeitsstrukturen
Wandel von Formen äußerer Kontrolle zu Formen der Selbstregulierung, der Affektkontrolle im Sinne gesellschaftsspezifischer Muster (Habitusentwicklung)
Elias: Zivilisationstheorie als sozio-historische Prozessanalyse
(Entwicklungstheorie)
… der fortschreitenden wechselseitigen Veränderungen
… von Gesellschafts- und Persönlichkeitsstrukturen
… aufgrund ungeplanter, wenngleich gerichteter Trends
Elias: Zivilisationstheorie
theoretische Perspektiven
- Prozessdynamiken
- Nebenfolgen
- Disziplinierung, Subjektivierung
Elias: Zivilisationstheorie
Prozessdynamiken
= Akteurkonstellationen, die aus sich heraus immer weitere Folgen gleichartiger
Interaktionsketten nach sich ziehen: sozio-strukturelle (sozio-historische) Dynamiken
(Eigendynamiken)
Stichworte:
- Interaktions- und Kompositionseffekte
- Wechselwirkungen, Handlungsverkettungen
- Verflechtungen, Figurationen
- (Steigerungs-) Dynamiken
- Emergenz
Elias: Zivilisationstheorie
Nebenfolgen
= nicht-intendierte Effekte, nicht geplante Folgen individuellen Handelns, des handelnden
Zusammenwirkens Mehrerer sowie Geschichte als ungeplanter, aber geordneter Prozess
mit einer Entwicklungsrichtung
Stichworte:
- nicht-intendierte Folgen, paradoxe Effekte
- „self-fulfilling / self-deafeating-prophecy“ Mechanismus
- Nebenfolgendynamik
Elias: Zivilisationstheorie
Disziplinierung, Subjektivierung
= Prozesse der Formung der Individuen, Subjekte im Zuge ihrer Vergesellschaftung
entsprechend der Regeln etc. der jeweils herrschenden Kultur
—> Max Weber
—> Norbert Elias
—> Michel Foucault
Elias: Königsmechanismus
Menschengeflecht in dem relativ viele Einheiten miteinander konkurrieren, neigt dazu diese Gleichgewichtslage zu verlassen.
—> neue Gleichgewichtslage: immer weniger Einheiten können miteinander
konkurrieren
d.h. Eine Lage, bei der eine gesellschaftliche Einheit durch Akkumulation ein Monopol
über die umstrittenden Machtchancen erlangt
Elias: Königsmechanismus
allgemeine theoretische Schlussfolgerung
Kokurrenzbeziehung = allgemeinere und umfassendere soziale Erscheinung als nur
im ökonomischen Sinn
Konkurrenzsituationen entstehen überall wo sich mehrere Menschen um dieselben Chancen bemühen und mehr Nachfragende als Chancen zur Befriedigung sind.
Elias: Königsmechanismus
Zentralgewalt
die Stunde der Zentralgewalt innerhalb einer reich differenzierten Gesellschaft rückt heran
… wenn die Interessenambivalenz der wichtigsten Funktionsgruppen so groß wird
… und die Gewichte zwischen ihnen sich so gleichmäßig verteilen
… dass es weder zu einem entschiedenen Kompromiss
… noch zu einem entschiedenen Kampf und Sieg zwischen ihnen kommt
Elias: Königsmechanismus
Wie erhält das Zentralorgan die eigene Stellung aufrecht?
Prinzip „teile und herrsche“:
- Effekt der ausgeprägten Spannungen zwischen den relevanten gesellschaftlichen Gruppen
—> keine Koalitionsbildung - Effekt der fortgeschrittenen wechselseitigen funktionalen Abhängigkeit
—> keine markanten sozialen Konflikte —> keine weiter Gruppe etabliert
Bsp. Louis XIV:
- stützte sich auf Menschen deren Stellung abhängig von ihm war (Maitresse, Bastarde)
Elias: Was macht Geschichte aus?
Wodurch wird die Struktur der Gesellschaft bestimmt?
Zivilisationsprozess macht die Geschichte aus
= Soziogene + Psychogenese
—> Figurationen bestimmen die Struktur der Gesellschaft
Kritik an Elias Analyse des Zivilisationsprozesses
- Kriege können nicht theoretisch integriert werden
- Bsp.: Holocaust diametral entgegen Selbstzwang
- Königsmechanismus erfordert feste Reihenfolge
Berger & Luckmann: Gesellschaftliche Dialektik
Mensch als Produzent:
Menschliche Existenz ist fortgesetzte Externalisierung. Indem sich der Mensch äußert, konstruiert er die Welt.
Produzent und Produkt:
Beziehung zwischen Mensch, als Hervorbringer, und gesellschaftlicher Welt, als Hervorbringung, ist dialektisch.
Berger & Luckmann: Gesellschaftliche Dialektik
fundamentale Dialektik sozialer Wirklichkeit
Mensch und seine gesellschaftliche Welt stehen in Wechselwirkung
—> Produkt wirkt auf Produzenten
- Gesellschaft = menschliches Produkt
- Gesellschaft = objektive Wirklichkeit
- Mensch = gesellschaftliches Produkt
Berger & Luckmann: Dialektik sozialer Wirklichkeit
dialektische Prozesselemente des Entstehens „gesellschaftlicher Wirklichkeit“
- Externalisierung = Entäußerung von subjektiv gemeintem Sinn
—> Gesellschaft als menschliches Produkt - Objektivierung = Vergegenständlichung durch Historizität
—> Gesellschaft als objektive Wirklichkeit - Internalisierung = Einverleibung im Zuge der Sozialisation
—> Gesellschaft als subjektive Wirklichkeit
Berger & Luckmann: Dialektik sozialer Wirklichkeit
Gesellschaft ist ein menschliches Produkt
- Externalisierung
- Habitualisierung
- Typisierung
Berger & Luckmann: Dialektik sozialer Wirklichkeit
Gesellschaft ist eine objektive Wirklichkeit
- Institutionalisierung (u.a. intersubjektive Deutungen, kulturelle Selbstverständnisse)
- Legitimierung
- Objektivierung (primäre und sekundäre)
Berger & Luckmann: Dialektik sozialer Wirklichkeit
Menschen sind ein gesellschaftliches Produkt
- Internalisierung (Sozialisation, Subjektivierung)
Berger & Luckmann: Gesellschaft als objektive Wirklichkeit
Institutionalisierungsprozesse
= primäre Objektivierung sozialer Wirklichkeit
Weltoffenheit des Menschen - Frage nach sozialer Ordnung
Berger & Luckmann: Gesellschaft als objektive Wirklichkeit
Institutionalisierungsprozesse: Schritte
- Externalisierung
- Habitualisierung
- reziproke Typisierung (zwei)
- (transsubjektive) Typisierung (mindestens drei)
- Sedimentierung und Traditionsbildung
- Ausbildung und wechselseitige Abstimmung von Rollen, Rollenkomplexen und
rollenförmigen Erwartungen
Berger & Luckmann: Gesellschaft als objektive Wirklichkeit
Strukturen prägen das Handeln
- Institutionalisierung
- Typisierung
- Habitualisierung
- Externalisierung
Berger & Luckmann: Gesellschaft als objektive Wirklichkeit
Erzeugen von Strukturen durch Handeln
- Externalisierung
- Habitualisierung
- Typisierung
- Institutionalisierung
Don Corleone-Prinzip: Strukturlogik
Interessen Gefälligkeiten Reziprozitätsannahmen Gesetz des Wiedersehens „Vertrauen“ (Pakt)
—> Struktur von Leistung und Gegenleistung
Don Corleone-Prinzip: Handlungsprinzip
„eine Hand wäscht die andere“
Methode: auf unmittelbare Gegenleistung verzichten
—> strukturelle Unbestimmtheit (um was geht es)
—> strukturelle Unpersönlichkeit (wer ist betroffen)
—> strukturelle Unendlichkeit (wann wird es sein)
Don Corleone-Prinzip: strukturelle Voraussetzung
klare Machtgefälle (Asymmetrien)
Logik: „Freundschaften“ als Tauschverhältnisse
Folge: Tauschbeziehungen als Form der Verhaltenssteuerung
Techniken:
- Ansammlung informeller Beziehungsmacht
- Auftreten als Vertreter Benachteiligter
Don Corleone-Prinzip: Netz nützlicher Beziehungen
= Machtgenerierungsprinzip über eine hierarchisch fixierte Position hinaus
Prämisse:
Akteure handeln in Organisationen primär wegen Interesse an eigener Machtsteigerung