VL9 Erhebungsmethoden: Beobachten Flashcards

1
Q

Welche Besonderheit psychologischer Erhebungen wird durch den „Hawthorne-Effekt“ illustriert? Beschreiben Sie kurz die Studie und die erzielten Befunde.

A

Der Hawthorne-Effekt ist eine Beobachtung in der Psychologie, die besagt, dass das Verhalten von Personen sich ändern kann, wenn sie wissen, dass sie beobachtet werden oder Teil einer Studie sind.

Die Hawthorne-Studie, die in den 1920er und 1930er Jahren durchgeführt wurde, sollte ursprünglich die Auswirkungen von Änderungen in den Arbeitsbedingungen auf die Produktivität untersuchen. Die Forscher änderten Faktoren wie Beleuchtung, Pausen und Arbeitszeit und beobachteten die Auswirkungen auf die Produktivität der Arbeiter.
Die Forscher stellten fest, dass unabhängig von den veränderten Bedingungen die Produktivität der Arbeiter zunahm. Es wurde angenommen, dass sich das Verhalten der Arbeiter veränderte, nicht aufgrund der spezifischen Änderungen, sondern weil sie sich bewusst waren, dass sie Teil einer Studie waren und beobachtet wurden.

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Q

Welches Problem psychologischer Untersuchungen ist gemeint, wenn man von „Reaktivität“ der Probanden spricht? Nennen Sie mindestens drei Möglichkeiten, wie sich Reaktivität verhindern lässt.

A

Reaktivität/ Anforderungscharakteristika/ Demand effects sind Veränderungen bzw. Verzerrungen der erhobenen Daten aufgrund der Kenntnis der untersuchten VP darüber, dass sie Gegenstand einer Untersuchung sind.

Verhinderung von Reaktiviert:
1. Untersuchte in Unkenntnis darüber lassen, dass sie untersucht werden (Bsp. Feldstudien/ Internetstudien)
2. Verwendung nicht-reaktiver Messverfahren => biopsychologische Maße (Bsp. Hautleitfähigkeit, Cortisolspiegel)
3. Einsatz indirekter/ impliziter Verfahren (Bsp. IAT)

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Q

Was sind Vor- und Nachteile von Beobachtungen im Rahmen von Feldstudien und bei Beobachtungen im Rahmen von Experimenten? Welches Verfahren ist besser? Begründen Sie Ihre Antwort.

A

Feldstudie:
Vorteile:
• Natürlichkeit: Die Beobachtungen finden in einem natürlichen Umfeld statt, was die Repräsentativität der Ergebnisse erhöht.
• Hohe externe Validität: Die Ergebnisse können auf reale Situationen übertragen werden.
• Ermöglicht die Untersuchung komplexer Phänomene, die in einem experimentellen Setting möglicherweise nicht repliziert werden können.
Nachteile:
• Geringe Kontrolle: Forscher haben weniger Kontrolle über Variablen im Vergleich zu einem Experiment, was die interne Validität beeinträchtigen kann.
• Störende Variablen: Es kann schwierig sein, störende Variablen zu identifizieren und zu kontrollieren, die die Ergebnisse beeinflussen könnten.
• Beobachter-Bias: Die Interpretation der Ergebnisse kann durch die subjektive Wahrnehmung des Beobachters beeinflusst werden.

Experimente:
Vorteile:
• Hohe interne Validität: Durch Kontrolle über Variablen können Ursache-Wirkungs-Beziehungen mit größerer Sicherheit festgestellt werden.
• Kontrollierte Bedingungen: Forscher können die Bedingungen genau kontrollieren und variieren, um spezifische Hypothesen zu testen.
• Minimierung von Störfaktoren: Durch Randomisierung und Kontrolle können störende Variablen minimiert werden.

Nachteile:
• Künstliche Umgebung: Die Bedingungen in einem Experiment sind oft künstlich und möglicherweise nicht repräsentativ für reale Lebenssituationen.
• Geringere externe Validität: Die Ergebnisse können möglicherweise nicht auf reale Situationen außerhalb des Experiments übertragen werden.
• Ethik: In einigen Fällen können Experimente ethisch bedenklich sein, insbesondere wenn sie Personen bewusst einer potenziellen Gefahr oder einem Risiko aussetzen.

Welches dieser beiden Verfahren besser ist ist abhängig von der jeweiligen Fragestellung steht zum Beispiel häufiges, natürlich vorkommendes Verhalten im Fokus oder seltenes Verhalten?

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4
Q

Welches Problem bei Beobachtungen als Forschungsmethode wird durch den „Rosenthal- Effekt“ illustriert? Beschreiben Sie dazu kurz Vorgehen und Ergebnisse der Untersuchung von Rosenthal (1964). Wie lassen sich derartige Effekte verhindern?

A

Der Rosenthal-Effekt, auch als “Pygmalion-Effekt” bekannt, illustriert das Problem der Erwartungshaltung des Beobachters und wie diese die Ergebnisse von Beobachtungen beeinflussen kann.

Vorgehen: In der Studie von Rosenthal und Jacobson aus dem Jahr 1964 wurden Grundschullehrer informiert, dass bestimmte Schüler aufgrund eines IQ-Tests als besonders begabt identifiziert worden seien, obwohl die Schüler tatsächlich zufällig ausgewählt worden waren. In Wirklichkeit wurde kein IQ-Test durchgeführt, und die “begabten” Schüler unterschieden sich in keiner Weise von ihren Klassenkameraden.
Ergebnisse: die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die “begabten” Schüler am Ende des Schuljahres im Vergleich zu ihren Klassenkameraden signifikante Verbesserungen in ihren Leistungen aufwiesen. Diese Verbesserungen wurden auf die positiven Erwartungen der Lehrer zurückgeführt, die aufgrund der Information über die vermeintliche Begabung der Schüler entstanden waren. Die Lehrer behandelten die “begabten” Schüler anders und gaben ihnen mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung, was letztendlich zu den beobachteten Verbesserungen führte.

Verhinderung des Effekts:
Gegenmaßnahmen sind Doppel-Blind Studien= Weder Teilnehmende noch Versuchsleitende wissen, welche Ergebnisse erwartet werden und wer in welcher Bedingung ist.

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5
Q

Wann spricht man von „offener“, wann von „verdeckter Beobachtung“? Beschreiben Sie zunächst beide Beobachtungsarten. Nennen Sie danach Vor- und Nachteile jeder Methode.

A

Offene Beobachtung: bezieht sich auf eine Situation, in der die zu beobachtenden Personen wissen, dass sie beobachtet werden.

Vorteile:
Ehrliche Reaktionen: Die beobachteten Personen verhalten sich möglicherweise natürlicher, da sie sich ihrer Beobachtung bewusst sind.
Einholen von Einverständniserklärungen: Es ist einfacher, die Zustimmung der Teilnehmer einzuholen, da sie wissen, dass sie beobachtet werden.
Direkter Zugang: Der Beobachter hat direkten Zugang zu den beobachteten Personen und kann sie gegebenenfalls um zusätzliche Informationen bitten.

Nachteile:
Verzerrte Ergebnisse: Die beobachteten Personen könnten ihr Verhalten aufgrund der Beobachtung ändern, was zu verzerrten Ergebnissen führen kann => Hawthorne-Effekt und Reaktiviert.
Ethik: Offene Beobachtungen erfordern oft die Zustimmung der Teilnehmer, was ethische Fragen aufwerfen kann, insbesondere wenn sensible Themen beobachtet werden.

Verdeckte Beobachtung: bezieht sich auf eine Situation, in der die zu beobachtenden Personen nicht wissen, dass sie beobachtet werden

Vorteile:
Natürliches Verhalten: Die beobachteten Personen verhalten sich wahrscheinlich natürlicher, da sie sich nicht bewusst sind, dass sie beobachtet werden.
Eliminierung von Beobachter-Bias: Da die beobachteten Personen nicht wissen, dass sie beobachtet werden, können die Ergebnisse weniger durch die Erwartungen des Beobachters beeinflusst werden.
Vermeidung von Verzerrungen: Die Ergebnisse sind weniger anfällig für den Hawthorne-Effekt oder andere Formen der Verzerrung durch das Wissen über die Beobachtung

Nachteile:
Ethik: Verdeckte Beobachtungen können ethische Bedenken hervorrufen, insbesondere wenn die Teilnehmer nicht informiert werden und möglicherweise in ihr Privatleben eingegriffen wird.
Risiko der Entdeckung: Es kann schwieriger sein, verdeckte Beobachtungen durchzuführen, da der Beobachter seine Anwesenheit verbergen muss, was logistische Herausforderungen mit sich bringen kann.

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6
Q

Was versteht man unter dem „Halo-Effekt“?
Wie kann man seinen Einfluss in einer Beobachtungsstudie reduzieren?

A

Halo-Effekt= ist ein Phänomen, bei dem die Wahrnehmung einer bestimmten Eigenschaft einer Person dazu führt, dass andere Eigenschaften dieser Person automatisch positiv oder negativ bewertet werden, unabhängig von ihrer tatsächlichen Relevanz.

Gegenmaßnahmen:
• Standardisierte Bewertungsmaßnahmen
• Beobachter trainieren und über Fehler im Vorfeld aufklären
• (Blindbewertungen)

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7
Q

Erläutern Sie, inwiefern Kontrasteffekte und Ankereffekte Beobachtungen systematisch verzerren können. Sind beide Effekte nicht eigentlich dasselbe? Begründen Sie Ihre Antwort.

A

Kontrasteffekte= treten auf, wenn die Wahrnehmung oder Bewertung eines Objekts oder einer Person durch vorherige Erfahrungen oder durch den direkten Vergleich mit anderen Objekten oder Personen beeinflusst wird.

Ankereffekte= treten auf, wenn eine Entscheidung oder Bewertung stark von einem vorherigen Wert oder einer vorherigen Information beeinflusst wird, auch wenn diese Information irrelevant ist

Der Kontrasteffekt bezieht sich auf die Wahrnehmung im Vergleich zu vorherigen Erfahrungen oder zu anderen Objekten, während der Ankereffekt darauf abzielt, wie eine Entscheidung oder Bewertung durch eine vorherige Information beeinflusst wird, selbst wenn diese irrelevant ist.

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