VL22 Evaluationsforschung Flashcards
Welche Methoden werden in der Evaluationsforschung eingesetzt?
- Quantitative Methoden: Diese beinhalten die Erhebung und Analyse numerischer Daten. Zu den Techniken zählen standardisierte Fragebögen, Tests und Experimente, die durch statistische Verfahren ausgewertet werden.
- Qualitative Methoden: Diese Methoden fokussieren sich auf nicht-numerische Daten wie Texte, Interviews oder Beobachtungen. Die Analyse erfolgt durch inhaltsanalytische Verfahren, um tiefere Einblicke in die Einstellungen, Meinungen oder Verhaltensweisen der Beteiligten zu erhalten.
- Mixed-Methods: Eine Kombination aus quantitativen und qualitativen Methoden, um sowohl breitere als auch tiefere Erkenntnisse zu gewinnen. Diese Methode erlaubt es, verschiedene Aspekte eines Forschungsgegenstands umfassend zu beleuchten.
- Experimentelle Designs: Hierzu zählen unter anderem Randomisierte Kontrollstudien (RCTs), die als Goldstandard für die Prüfung von Kausalitäten gelten. Weitere Designs sind z.B. Quasi-Experimente, bei denen keine randomisierte Zuweisung möglich ist, aber dennoch Vergleiche zwischen verschiedenen Gruppen gezogen werden können.
- Kosten-Nutzen-Analysen: Diese dienen dazu, die Effizienz einer Maßnahme zu bewerten, indem das Verhältnis von Kosten zu Nutzen untersucht wird
Welche verschiedenen Funktionen von Evaluation gibt es?
1.Erkenntnisfunktion: Diese Funktion zielt darauf ab, wissenschaftliche Erkenntnisse über die Eigenschaften und Wirkungen von Evaluationsgegenständen zu gewinnen. Sie dient der Erweiterung des Wissens der Beteiligten und Betroffenen (Stakeholder)
2. Lern- und Dialogfunktion: Evaluationen fördern den Austausch und Dialog zwischen verschiedenen Beteiligtengruppen. Dies geschieht, indem relevante Stakeholder aktiv in den Evaluationsprozess eingebunden werden, was zu einem besseren Verständnis und einer engeren Zusammenarbeit führen kann .
3. Optimierungsfunktion: Diese Funktion hat das Ziel, den Evaluationsgegenstand zu verbessern. Der Fokus liegt darauf, konkrete und umsetzbare Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten, um die Qualität und Effizienz zu steigern.
4. Entscheidungsfunktion: Evaluationsergebnisse liefern wichtige Informationen für Entscheidungen, beispielsweise in Bezug auf die Finanzierung von Maßnahmen durch Krankenkassen. Diese Funktion erfordert klare Praxisempfehlungen, auch wenn die endgültige Entscheidung oft nicht vom Evaluationsteam selbst getroffen wird.
5. Legitimationsfunktion: Die Durchführung und die Ergebnisse von Evaluationen tragen zur Legitimation und Kontrolle von Maßnahmen bei. Dies ist besonders wichtig, um die Transparenz und Überparteilichkeit sicherzustellen, beispielsweise bei der Verwendung öffentlicher Gelder
Was ist ein Solomon-Vier-Gruppen-Plan? Erläutern Sie dabei auch, welche Vergleiche gezogen werden und was diese offenbaren können.
Der Solomon-Vier-Gruppen-Plan ist ein experimentelles Design, das zur Evaluierung der Wirkung von Interventionen und zur Kontrolle von Vortest-Effekten eingesetzt wird. Dieses Design umfasst vier Gruppen:
Gruppe 1: Erhält einen Vortest, eine Intervention und einen Nachtest.
Gruppe 2: Erhält keine Vortest, nur eine Intervention und einen Nachtest.
Gruppe 3: Erhält einen Vortest und einen Nachtest, jedoch keine Intervention.
Gruppe 4: Erhält keine Vortest und keine Intervention, nur einen Nachtest.
Die Vergleiche in diesem Design sind wie folgt:
Vergleich von Gruppe 1 und Gruppe 2 im Nachtest: Ermöglicht die Einschätzung der Wirkung des Vortests. Wenn sich diese Gruppen im Nachtest unterscheiden, kann dies auf den Einfluss des Vortests zurückgeführt werden.
Vergleich von Gruppe 3 und Gruppe 4 im Nachtest: Dient ebenfalls zur Bewertung des Vortest-Effekts. Unterschiede hier können ebenfalls auf den Vortest zurückgeführt werden.
Vergleich von Gruppe 1 und Gruppe 3 im Nachtest: Zeigt die Wirkung der Intervention auf, da beide Gruppen einen Vortest hatten, aber nur eine die Intervention erhielt.
Vergleich von Gruppe 2 und Gruppe 4 im Nachtest: Zeigt ebenfalls die Wirkung der Intervention, wobei hier keine Gruppe einen Vortest hatte, was eine zusätzliche Kontrolle für Vortest-Effekte bietet.
Der Solomon-Vier-Gruppen-Plan bietet somit eine umfassende Methode zur Kontrolle für verschiedene mögliche Störfaktoren, insbesondere für Vortest-Effekte, und liefert eine robustere Schätzung der reinen Interventionseffekte .
Welche experimentellen Evaluationsdesigns gibt es, um die Wirksamkeit von psychologischen Maßnahmen zu prüfen? Wodurch unterscheiden sich diese Designs und was sind ihre jeweiligen Vor- und Nachteile?
Eingruppen-Posttest-Design (One-Shot-Case Study):
Beschreibung: Evaluation nach der Maßnahme ohne Vorher-Nachher-Vergleich oder Kontrollgruppe.
Vorteile: Einfach und kostengünstig durchzuführen.
Nachteile: Es fehlt ein Vergleichsmaßstab; keine Aussagen über Veränderungen durch die Maßnahme möglich .
Eingruppen-Prä-Posttest-Design:
Beschreibung: Vergleich der Ergebnisse vor und nach der Maßnahme innerhalb derselben Gruppe.
Vorteile: Zeigt Veränderungen innerhalb der Gruppe.
Nachteile: Zwischenzeitliche Einflüsse oder andere Störfaktoren können die Ergebnisse beeinflussen; keine Kontrollgruppe .
Prä-Post-Kontrollgruppen-Design:
Beschreibung: Vorher-Nachher-Vergleich in einer Experimental- und einer Kontrollgruppe. Probanden sollten randomisiert oder parallelisiert werden.
Vorteile: Kontrolliert für externe Störfaktoren und ermöglicht kausale Aussagen.
Nachteile: Aufwendiger und teurer; ethische Probleme bei der Vorenthaltung der Behandlung in der Kontrollgruppe .
Scheinintervention als Vergleich:
Beschreibung: Die Kontrollgruppe erhält eine Scheinintervention, die der eigentlichen Intervention möglichst ähnlich ist, aber keinen therapeutischen Effekt hat.
Vorteile: Isoliert den angenommenen Wirkmechanismus; kontrolliert für Placeboeffekte.
Nachteile: Schwieriger zu implementieren; ethische Bedenken bei der Täuschung der Probanden .
Solomon-Vier-Gruppen-Plan:
Beschreibung: Kombination aus zwei Gruppen, die jeweils einen Prä-Posttest durchlaufen, und zwei Gruppen, die nur den Posttest durchlaufen. Dadurch kann der Einfluss des Vortests überprüft werden.
Vorteile: Ermöglicht die Kontrolle des Effekts des Vortests; sehr robust gegen verschiedene Arten von Störfaktoren.
Nachteile: Sehr aufwendig und teuer; erfordert eine große Stichprobe .
Diese Designs unterscheiden sich in ihrer Fähigkeit, interne und externe Validität sicherzustellen und haben jeweils spezifische Vor- und Nachteile hinsichtlich Aufwand, Kosten und ethischen Überlegungen.
Auch alternativen und Varianten zu Kontrolldesigns?