VL8b: Theorie der Persönlichkeit-System-Interaktion (PSI) Flashcards
Julius Kuhl: PSI-Theorie (Persönlichkeit-System-Interaktionen)
Basisannahme: Verhalten als Resultat von vier Systemen der Informationsverarbeitung
- Intuitives Verhaltenssteuerungssystem (IVS)
- Intentionsgedächtnis (IG)
- Objekterkennungssystem (OES)
- Extensionsgedächtnis (EG)
- > variieren auf Kontinuum zwische bewusst-unbewusst und positiver-negativer Affekt
- Affekte modulieren Systeme und entstehen aus erfolgreicher bzw. -loser Verhaltenssteuerung
- Versuch der Integration von allgemeinpsychologischen, biopsychologischen, differentiell- und persönlichkeitspsychologischen und kognitivpsychologischen Sichtweisen
Das Intuitive Verhaltenssteuerungssystem (IVS) (Julius Kuhls PSI-Theorie)
Aufgabe: Umsetzen eigener Absichten/Ziele
- automatisierte Handlungsabläufe
- vorprogrammierte Verhaltensroutinen
- unbewusst
- Absichten des IG umsetzen und an gegebene soziale, materielle und räumliche Verhältnisse anpassen
(IVS als Navigationssystem, das die Verhaltenssteuerung/-route vom Piloten IG vorgegeben bekommt)
- dominantes IVS
- > Impulsivität (Aufträge des IG voreilig, undifferenziert und schematisch umsetzen)
Spezielles Wahrnehmungssystem:
- arbeitet parallel (viele Infos)
- Umgang mit unvollständigen Infos (assoziativ)
- rechthemisphärisch, posterior
Elementares System:
- angeborene, früh gelernte, viel geübte Inhalte
- > begleitet von pos./neg. Affekten
Das Intentionsgedächtnis (IG) (Julius Kuhls PSI-Theorie)
Aufgabe: Beibehalten “schwieriger” Absichten (Abspeicherung)
- Aktivierung bei Schwierigkeiten des IVS bzw. wenn Lösung eines Problems nicht automatisch (über IVS) geschehen kann
- bewusst
- wenn passende Situation, dann Aktivierung der Handlungspläne und Umsetzung durch IVS
Informationsverarbeitung:
- beinhaltet Absichten
- sequenziell
- analytische Bearbeitung (Bewertung bzgl. Zielerfüllung)
- sprachnahe Verarbeitung (Verbalisierung)
- linkshemisphärisch, präfrontal
Antagonistisches System zum IVS:
-Hemmung des IVS bei Problemen
Das Objekterkennungssystem (OES) (Julius Kuhls PSI-Theorie)
Aufgabe: Registrieren einzelner Sinneseindrücke
- Aktivierung durch negative Affekte
- bewusst
- Wächter; überwacht Umgebung kontinuierlich auf Probleme für Zielerreichung
- stoppt das IVS bei Gefahr und gibt Verhaltenssteuerung ans IG
- > IG macht Problemanalyse
Informationsverarbeitung:
- Neuartiges, Unerwartetes, Fehler
- dekontextualisiert, isoliert
- linkshemisphärisch, posterior
Elementares System:
- angeboren
- antagonistisch zum Extensionsgedächtnis
-wenn zu sensibel: Schwierigkeiten bei Kommunikation (zB viel Misstrauen)
Extensionsgedächtnis (EG) (Julius Kuhls PSI-Theorie)
Aufgabe: Überblick über alle, in der momentanen Situationen relevanten Lebenserfahrungen liefern (Blick aufs Ganze)
- Netzwerk von Handlungsoptionen, Gefühlen und Erlebtem
- vorbewusst
- das, was ich bin; Selbstkonzept
- Abgleich von aktuellen Zielen mit grundliegenden Werthaltungen/Selbstkonzepten
Informationsverarbeitung:
- vigilant, “fühlend”
- > intuitives Gefühl, was gut/schlecht ist; vgl. Rogers’ Selbstaktualisierung
Integrierendes System:
-“Selbstsystem”
Interaktion der Systeme (Julius Kuhls PSI-Theorie)
- OES: Fokus auf einzelne Störvariablen, die negativ sind und das IVS verhindern; einzelne Variablen werden bewusst; gibt Kontrolle an IG
- IG: Fokus auf komplexe Handlungspläne und verbundene Probleme; Willenssteuerung, steuert IVS; aktiviert durch OES und durch Stoppen des positiven Affekts des IVS
- > bewusste Selbstkontrolle
- EG: Relativierung vom negativen Affekt (der durch OES bewusst wird); Bewältigung durch Selbst, Selbstbewusstsein etc.
- IVS: Ausführen automatischer Prozesse, die in Verbindung mit positivem Affekt stehen
- > implizite Selbstregulation
Modulationsannahmen der PSI-Theorie (Julius Kuhl)
- Welche Rolle spielen die mit den Systemen verbundenen Affekten ?
- durch Affekt weiß man, welches System arbeitet (positiv da: IVS; positiv weg: IG; negativ da: OES; negativ weg: EG)
- Positiver Affekt aktiviert IVS
- > für Willensbahnung
- Negativer Affekt aktiviert OES und verstärkt dadurch Herauslösung einzelner Objekte aus ihrem Zusammenhang und die Beachtung von Unstimmigkeiten und Fehlern
- > Wachstumshemmung durch Rumination
- > EG nötig (Affektregulation)
Affektregulation nach Julius Kuhls PSI-Theorie
-Basis von Selbstverwirklichung und Selbstbewusstsein und Willenskraft
Prozesse: -Selbstmotivierung: Positiver Affekt weg ->Aktivierung des IG ->Aktivierung des EG ->negativer Affek weg
-Selbstberuhigung: Negativer Affekt da ->Aktivierung des OES ->Aktivierung des EG ->negativer Affekt weg
Voraussetzungen von Affektregulationskompetenz:
- Modelllernen (zB positive Kindheit)
- Verstehen (selbst und andere)
- Akzeptieren (selbst und andere)
- > Integration des Gelernten und Erfahrenen ins EG und damit ins Selbst
Julius Kuhls “Eigenschaftstheorie” (Handlungs- vs. Lageorientierung)
Unterschiedliche Ansprechbarkeit der Systeme der PSI-Theorie führen zu spezifischer Orientierung:
- lageorientierte Personen (verbunden mit vielen psych. Problemen):
- -gründliches IG, sensibles OES
- ->dadurch oft Tendenz, in einer Problemlage grübelnd zu verharren, statt eine Lösung zu suchen (Rumination)
- -begleitet und verstärkt durch negativen Affekt
- handlungsorientierte Personen:
- -entschlussfreudiges IG (bzw. nicht zu gründlich; Mut zur Lücke; spontan), tolerantes OES
- ->dadurch bleiben OES und IVS von kleineren Störungen verschont und IVS kann Handlungsplan des IG auf Situation abstimmen und umsetzen
- ->Lösungsorientierung
- -begleitet und verstärkt durch positiven Affekt
Wie erklärt die PSI-Theorie (Julius Kuhl) individuelle Differenzen ?
Unterschiedliche Ansprechbarkeit der Systeme
->Persönlichkeitsstile
Wie erklärt die PSI-Theorie (Julius Kuhl) psychische Störungen ?
Extreme Ausprägungen der Persönlichkeitsstile
- Dominanz einzelner Systeme über andere
- hohe affektive Sensibilität
Bewertung der PSI-Theorie (Julius Kuhl)
Pro:
- differenzierte Beschreibung psychischer Prozesse
- Integration von emotionalen und kognitiven Prozessen
- Integration verschiedener Bewusstseinsebenen
- Empirische Belege für Teilprozesse
Contra:
- Komplexität der Theorie erschwert Akzeptanz und Rezeption
- Prüfung der Theorie in Gesamtheit unmöglich