VL5a: Kognitive Theorien Flashcards
Kognitive Wende
Kritik am Verzicht auf kognitive Prozesse klassischer behavioristischer Theorien
Betonung kognitiver Prozesse:
- Setzen von Zielen
- Orientierung an antizipierten Verhaltenskonsequenzen
- Erstellung komplexer langfristiger Handlungspläne (im Gegensatz zu Behaviorismus: kurze Handlungspläne in operanter Konditionierung)
- > Fokus auf “Erwartung”
Julian Rotters sozial-kognitive Theorie
Vorhersage von Verhalten auf Basis kognitiver Prozesse, die durch Erfahrungen (=bilden Erwartungen, Bewertungen an/von Situationen/der eigenen Person) und durch die Wahrnehmung der Situation geprägt sind
- Person=System an Verhaltensmöglichkeiten
- Persönlichkeit=System von Erfahrungen, in das neue integriert werden
- > sehr stark veränderlich (im Gegensatz zu Freuds psychodynamischer Theorie zB)
- > Persönlichkeit steuert Wahrnehmung der Situation
Julian Rotters “Erwarung x Wert”-Theorie der Verhaltensvorhersage
VPx,s,v = f( Ex,s,v & VWv,s )
VPx,s,v = Verhaltenspotential (VP) ist die Wahrscheinlichkeit, dass Verhalten X in einer Situation S mit der Aussicht auf einen Verstärker V (=Ziel) auftritt
Ex,s,v = Erwartung (E) ist Antizipation der Wahrscheinlichkeit, mit der das Verhalten X in Situation S zu Verstärkung V (=Ziel) führt
->vergleichbar mit Banduras SWE
VWv,s = Verstärkerwert (VW) gibt an, wie attraktiv/salient ein Verstärker V in Situation S eingeschätzt wird (subjektive Bewertung)
Julian Rotters allgemeines Konzept der “Erwartung”
- situationsspezifisch, auf der Basis konkreter Erfahrungen gelernt (“wenn ich mich verhalte, wird folgendes passieren”)
- situationsspezifisch für “neue” Situationen, auf der Basis bisheriger Erfahrungen generalisiert (Banduras SWE?)
- Unterscheidung in:
- -Problemlösefähigkeit/-erwartungen
- -Erwartungen über Ort der Verhaltenskontrolle von Verstärkern
- -Erwartungen über zwischenmenschliches Vertrauen (hinsichtlich Vertrauenswürdigkeit anderer)
Julian Rotters Konzept der “Problemlösefähigkeit/-erwartung” (Teil der “Erwartung”)
- Überwinden von Hindernissen auf dem Weg der Zielerreichung
- > je öfter, desto öfter/genauere Erwartung in neuer Situation
- Personen mit hoher Problemlösefähigkeit erproben neue Strategien, wenn alte nicht mehr funktionieren
-ähnlich zu SWE bei Bandura
Julian Rotters Konzept der “Erwartung über den Ort der Verhaltenskontrolle” (Teil der “Erwartung”)
- Annahmen über Ursachen von Verstärkern (interne vs. externe Kontrollüberzeugung: Wer hat Kontrolle über Verstärker)
- > interne Kontrollüberzeugung korreliert mit positiven Erfahrungen Eigenschaften
- förderlich für Entwicklung interner Kontrollüberzeugung: Handlungsspielraum, vertrauensvolles, soziales Umfeld, das dem Kind keine Angst vor Fehlern macht, sogar eher motiviert
->ähnlich bei Bandura: Verstärkungs- und Motivationsprozesse
Julian Rotters Konzept der “Erwartung über zwischenmenschliches Vertrauen” (Teil der “Erwartung”)
- Ausmaß, in dem man sich auf andere verlässt
- > wenn viel, dann weniger Energienutzung durch alleinige Kontrolle (“Arbeits-“/Kontrollleitung; Entlastung der Informationsverarbeitung)
Ähnlichkeit von Rotter und Bandura
- SWE und Erfolgserwartung (Bandura) bei Rotter als Ex,s,v zusammengefasst
- bei Rotter noch zusätzliche Bewertung des Verstärkers (VWv,s)
- ähnliche Konzeption der Kontrollüberzeugung (internal/external bzw. Verstärkungs-/Motivationsprozesse)
- zusätzlich ähnlich ist Spezifität/Unspezifität von SWE und Ex,s,v
Wie erklärt Julian Rotter individuelle Differenzen ?
Resultat der bisherigen Lernerfahrungen (individuelle Lerngeschichte)(Sozialisationsbedingungen)
->wie bei Lerntheoretikern
Wie erklärt Julian Rotter psychische Probleme ?
Psychische Probleme durch Diskrepanz zwischen hohem Bedürfniswert und niedriger Bewegungsfreiheit
- Bedürfnispotential: “Verhaltenspotential” komplexerer Verhaltenseinheiten (zB Liebesbeziehung)
- Bedürfniswert: Wert des mit Bedürfnis verbundenen Ziele (Verstärkerwert einer komplexen Verhaltenseinheit/Bedürfnisses)
- Bewegungsfreiheit: “Erwartung” über Vielfalt/Ausmaß an Verhaltensweisen, mit denen komplexe Ziele erreicht werden können
- > wenn Bewegungsfreiheit immer gering, dann immer Erwartung von Misserfolg und Unfähigkeit
Therapie von psychischen Problemen, wenn nach Julian Rotter
- Erwartungen korrigieren (Bewegungsfreiheit erhöhen)
- Situationen diskriminieren
- Situation/Umwelt ändern
Bewertung Julian Rotters
Pro:
- Beschreibung des Zusammenwirkens von Person und Situation (interaktionistischer Ansatz)
- Vergangenheitsbezogene Erklärung und zukunftsbezogene Vorhersage von Verhalten
- empirische Fundierung
Contra:
- Konzentration auf einige wenige Konstrukte
- keine Annahmen zur Entwicklung der Persönlichkeit
- nur teilweise geeignet, um Persönlichkeitsunterschiede zu erklären (Vernachlässigungh von Erblichkeit, preparedness etc.)
Georges Kellys Theorie der persönlichen Konstrukte - Annahmen
- beliebig viele Interpretationen der Realität möglich (Subjektivität)
- subjektive Realität durch Erkennen von Gesetzmäßigkeiten (Korollarium)
- Prozesse einer Person werden psychologisch durch die Art gelenkt, in der die Person die Ereignisse antizipiert (Grundpostulat)
- Mensch agiert dabei wie ein Wissenschaftler: Hat Konstruktsystem, welches die Theorie der aktuell relevanten Realität widerspiegelt, darin enthalten sind gewisse Hypothesen/Erwartungen über (un)erwünschte Ereignisse
- > dementsprechendes Verhalten und Erleben, wenn unpassende Antizipation dann Veränderung (s. C-P-C-Zyklus)
- > Verhalten entsteht aus Antizipation und Bewertung von Konsequenzen eines Verhaltens und Antizipation erfordert Informationsverarbeitung von situationsspezifischen Informationen (Reizkonstellation) und personenspezifischen Informationen (Gedächtnis, Konstrukte)
George Kellys Konzept des “(persönlichen) Konstrukts”
Baustein der individuellen Realitätskonstruktion
->Abstraktionen von Erfahrungen, die Menschen mit Personen, Gegenständen und Situationen machen (fassen diese zsm. und beschreiben sie; eine Art Kategorisierung)
- Konstruktsystem besteht aus Konstrukten, die wiederum aus weiteren bestehen
- > Netz/System entsteht
- gewisse Kulturen/Subkulturen und Familienumstände (=Sozialisationsbedingungen) führen zu Ähnlichkeiten und zu Unterschieden der individuellen Konstruktsysteme
Je nach Lerngeschichte können Konstrukte:
- mehr oder weniger leicht veränderbar sein (s. Durchlässigkeit)
- mehr oder weniger auf unterschiedlich weite Bereiche zutreffen
- mehr oder weniger unterschiedlich gut vereinbare Subsysteme umfassen
- mehr oder weniger denen anderer Personen ähneln
Kellys Konstruktionskorollarium
Antizipation von Ereignissen durch Vergleichbare (aus Erfahrung)