VL8a: Interaktionismus - W. Mischel Flashcards
Wie wirken Eigenschaften ?
Allport:
-funktionale Äquivalenz von Person und Situation
-Wahrnehmung steuert Reizverarbeitung
(ängstliche Menschen nehmen pot. gefährlichere Reize sensitiver wahr)
Gray:
- BIS/BAS-Sensitivität
- Neurotransmitter steuern selektive Reizverarbeitung
Aber auch über Situationen hinweg ?
Führen Eigenschaften und Biologie wirklich zu konsistentem Verhalten ?
Harthorne & May (1928): Studie zum moralischen Charakter
-850 Kinder in 7 verschiedenen Situationen
->amoralisches Verhalten sagt kein amoralisches Verhalten in anderer vor ! (r=.19)
(Erste Konsistenzdebatte)
Walter Mischel (1968): “Personality and Assessment”
- Überblick über Studien zur Vorhersagbarkeit von Verhalten aus Persönlichkeitseigenschaften
- > Korrelation: r=.30 (9% erklärte Varianz)
- > Ausnahme: Intelligenz (teilweise auch Temperament; d.h. genetischer Einfluss auf Konsistenz recht groß)
Endler & Hunt (1966)
Wie viel Varianz im Verhalten durch Persönlichkeit bzw. durch Situation zu erklären ?
- S-R-Inventar der Ängstlichkeit
- > 11 potentiell bedrohliche Situationen
- > 14 Indikatoren für Angst bzw. Aufregung
->wenn Ängstlichkeit ein Faktor, dann gibt es eine Korrelation zwischen Situationen und jeweiligen Indikatoren
Metaanalyse von Richard, Bond & Stokes-Zoota (2003): Effekt der Person und der Situation auf Verhalten
-16000 Studien
- Persönlichkeitseffekt: r=.19
- Situationseffekt: r=.22
->ungefähr gleich; Interaktion ist maßgebend !
(Bei Murray ohne Prozessbeschreibungen, beim Interaktionismus mit!)
Reaktive Interaktion
- Personen nehmen Reize in Situationen unterschiedlich wahr
- große Unterschiede im Verhalten zwischen Personen in mehrdeutigen Situationen, geringere in eindeutigen
Evokative Interaktion
- Personen rufen (unbewusst) bei Interaktionspartnern unterschiedliche Reaktionen hervor ->diese wirken zurück
- leistungsorientiertes Verhalten evoziert ähnliches Verhalten bei anderen
- > Leistungssituatiom wird geschaffen
->Gestaltung des Systems, sodass Interaktion entsteht
Proaktive Interaktion
- Personen wählen Situation aktiv aus
- zB Vermeidungsverhalten bei Ängstlichkeit
Manipulative Interaktion
- bewusst
- Personen gestalten Umwelt aktiv danach, dass sie der Person entspricht
Synergistische Interaktion
- Wahrnehmung von Situationen durch Stärke einer Eigenschaft geprägt
- Endler und Spielbergers Theorien zu Angst und Ärger als Beispiel
Endler (1975) und Spielberger (1972): Theorien zu Angst und Ärger
- habituell wenig ängstliche Personen haben habituell geringere Anspannung und zeigen geringeren Anstieg der Zustandsangst (state) bei Steigen der Bedrohlichkeit der Situation
- habituell sehr ängstliche Personen haben habituell hohe Anspannung und zeigen schnellen Anstieg der Zustandsangst
(Genauso bei Ärger)
-Erklärung der Interaktion: hohe Trait-Angst und hohe State-Angst bei hoher Bedrohlichkeit: stärkere Vernetzung der Erinnerungen an Angstsituationem (Aktivierungsausbreitung)
KRITIK:
-bei sehr hoher Situationsbedrohlichkeit sollten beide eigentlich eine ähnliche Zustandsangst verspüren
TASS-Modell (Marshall & Brown, 2008)
Traits As Situational Sensitivities Modell
-Anpassung von Endlers (1975) und Spielbergers (1972) Theorien zu Angst und Ärger
- zusätzlich moderate Bedrohlichkeit der Situation
- > bei dieser großer Unterschied in Zustandsangst zwischen sehr ängstlichen bzw. wenig ängstlichen Personen
- bei hoher und geringer Situationsbedrohlichkeit ca. gleiche Zustandsangst
Walter Mischel (1930)
- Selbstkontrolle (Marshmallow-Experiment)
- stieß zweite Konsistenzdebatte an
- > Korrelation Eigenschaft-Verhalten ca. .30
- > Verhalten als Funktion aus Person und Situation
Walter Mischels Konzept der “Situation”
Verhalten als Funktion aus Situation und Person
Unterscheidung in stark oder schwach
Stark:
- Konsens über Normen zur Angemessenheit von Verhalten (zB Rote Ampel)
- Konsens über Verhaltenskonsequenzen
- Verhalten erfordert entweder keine hohen oder sehr spezielle Kompetenzen
- > viele können diesem Normen gerecht werden (bzw. nur spezielle Menschen)
Schwach:
- breiter Interpretationsspielraum angemessenen Verhaltens (zB gelbe Ampel)
- interindividuell variierende Verhaltenskonsequenzen
- unterschiedliche Kompetenzen entscheiden über Verhalten
- > Menschen unterscheiden sich bei schwachen Situationen, geben Rückschlüsse auf Persönlichkeit
Walter Mischels Konzept der “Person” (Verhalten als Funktion aus Person und Situation)
-v.a. in mittelschweren und schwachen Situationen (Situationen mit Interpretationsspielraum) wichtig
Bestehend aus 5 Personenvariablen:
- Kompetenzen: bestimmen Verhaltensspielraum (Handlungspläne, Verhaltensalternativen, richtige Einschätzung der eigenen Kompetenzen für Situation)
- Kodierstrategien und persönliche Konstrukte (s. Kelly: Individualitätskorollarium und persönliche Konstrukte): Verhalten geprägt durch Konstrukte zur Interpretation (interindividuelle Variation)
- Erwartungen: s. Rotter, Situationsergebniserwartung (=Annahmen, was in Situation passieren wird ohne Eigenbeteiligung), Handlungsergebniserwartung (= antizipierte Folgen eigener Aktionen)
- Ereignisbewertung: s. Rotter, Erwartung x Wert-Modell; Bewertung von Situationsergebniserwartung und Handlungsergebniserwartung
- Selbstregulation: s. Bandura (Selbstregulationstheorie: Selbstbeobachtung, Selbstbewertung an inneren Standards, Selbstreaktionen der Person (zB Selbstverstärkung, Selbstwirksamkeitsbewertung bzw. -einschränkung/erweiterung)); Bewertung der Zielferfüllung in Situation
- Personenvariablen als Treiber des individuellen Verhaltens in schwachen Situationen (Personenvariablen verhaltenswirksamer als -eigenschaften)
- Lernen von Wenn-Dann-Verhaltensschemata (wenn genug ausgeprägt)