VL7: Motivation als Kraft Flashcards

1
Q

Warum heißt Lewins Motivationstheorie „Feld“-Theorie?

A

Der Name ist eine Übertragung des physikalischen Begriffs des Kräftefelds. Dabei stellt das Kräftefeld die Gesamtheit aller gerichteten Kräfte (Vektoren), die zu einem Zeitpunkt auf eine Person wirken dar. Das Zusammenspiel dieser Kräfte entscheidet über die Richtung und Stärke des Verhaltens.

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2
Q

Wie ist das Personmodell in Lewins Feldtheorie aufgebaut?

A

In Lewins Personenmodell versteht man die Person als differenzierte Struktur mit unterschiedlichen, voneinander abgegrenzten Bereichen.
Diese Bereiche präsentieren Bedürfnisse, Ziele und Absichten. Je ähnlicher sich diese sind, desto näher sind sie aneinander.

IP = Innerpersonaler Bereich
P = Periphere Bereiche: Spezifische Ziele und Absichten in bestimmten Situationen („Quasi-Bedürfnisse“)
Z = Zentrale Bereiche: Grundlegende Allgemeine Bedürfnisse (Anerkennung, Sicherheit, physiologische Bedürfnisse, etc.)

s.h. Abbildung

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3
Q

Wie kann ein in der Person herrschender Spannungszustand abgebaut werden? Nennen Sie unterschiedliche Möglichkeiten auf der Basis der Feldtheorie.

A

Ein Spannungszustand entsteht durch unbefriedigte Bedürfnisse und unerledigte Zielvorhaben. Diese Spannung aktiviert wiederum entsprechende, inhaltlich passende Verhaltensweisen zur Spannungsreduktion.
Spannung wird reduziert, wenn:
Bedürfnis befriedigt ist
Sie auf benachbarte Bereiche überspringt (Ersatzhandlung, Ersatzbefriedigung)

Möglichkeiten des Spannungsabbaus auf Basis der Feldtheorie:
Zugang zu sensumotorischer Zone -> Handeln
Diffusion zu Nachbarbereichen -> Ersatzhandlungen (funktionale Äquivalenz)

Beispiel: Ich möchte meine körperlichen Geschicklichkeit trainieren -> Spannung
Ich klettere auf einen Baum.
Ich gehe zum Fußballtraining.

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4
Q

Beschreiben Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchungen von Zeigarnik (1927). Wie erklärt man das Ergebnis auf der Basis der Feldtheorie?

A

Zeigarnik untersuchte die empirische Evidenz anhand des Zeigarnik-Effekts. Hierbei sollten Kinder verschiedene Aufgaben durchführen. Sie wurden dabei grundlos bei der Hälfte der Aufgaben unterbrochen durch VL (UV) und zum Schluss fand eine Abfrage der Erinnerung an die Aufgaben statt (AV).
Befunde: Die unerledigten Aufgaben wurden besser erinnert. Das kann durch die Feldtheorie erklärt werden. Eine Unterbrechung einer Aufgabe verhindert den Spannungsabbau. Erhöhte Spannung führt wiederum zu höherer Zugänglichkeit.

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5
Q

Beschreiben Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung von Marrow (1938) zum „umgekehrten Zeigarnik-Effekt“. Wie kann man den Befund mit der Feldtheorie erklären?

A

In der Untersuchung von Markow mussten Kinder verschiedene Aufgaben durchführen. Sie wurden bei der Hälfte der Aufgaben unterbrochen (UV), mit dem Grund, dass die Versuchsleitung mit der Bearbeitung der Aufgaben zufrieden sei (d.h. Unterbrechung als Erfolgssignal). Zuletzt wurde die Erinnerung an die Aufgaben abgefragt (AV).
Befunde: Es besteht eine schlechtere Gedächtnisleistung für unterbrochene Aufgaben, als für nicht unterbrochene Aufgaben. Das liegt daran, dass bei unterbrochenen Aufgaben keine Spannung mehr vorhanden ist, weil die Kinder gelobt wurden, wodurch die Spannung, welche durch die Unterbrechung normalerweise vorhanden wäre, abgebaut werden konnte. Somit erinnern sich die Kinder eher an die Aufgaben, durch die noch Spannung bestehen bleibt.

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6
Q

Was versteht man unter Wiederaufnahmetendenzen? Schildern Sie hierzu Ablauf und Ergebnis der Untersuchung von Ovsiankina (1928) und erklären Sie das Ergebnis auf der Basis der Feldtheorie.

A

Unter „Wiederaufnahmetendenzen“ versteht man die Tendenz einer Person eine Aufgabe weiterführen zu wollen.
In der Untersuchung von Ovsiankina bearbeiten Teilnehmer kleinere Aufgaben, wobei sie bei einem Teil der Aufgaben durch den Versuchsleiter unterbrochen (UV) werden (entweder mit neuen Aufgaben oder durch Störung z.B. Gespräch, Stecknadeln).
Befund: Teilnehmer zeigten eine starke Wiederaufnahmetendenz für die unterbrochenen Aufgaben (z.B. sogar heimlich unter dem Tisch). In mehr als 80% der Fälle wurde die erste Gelegenheit nach der Unterbrechung genutzt, um die ursprüngliche Tätigkeit fortzusetzen.
Erklärung durch die Feldtheorie: Die Spannung wird aufrecht erhalten, wenn die Aufgabe nicht vollendet wird. Die Spannung führt zur Aktivierung des spannungsreduzierenden Verhaltens bei erster Gelegenheit.

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7
Q

Wovon wird das Verhalten einer Person beeinflusst: von der positiven/negativen Valenz, die eine Situation oder ein Objekt für eine Person besitzt, oder von der Kraft, die von diesem Objekt bzw. dieser Situation ausgeht? Begründen Sie Ihre Antwort.

A

Das Verhalten wird mehr von der Kraft beeinflusst. Die Kraft ergibt sich aus Valenz und der psychologischen Distanz. Valenz allein ist nicht ausreichend. Ein attraktives Ziel ist weniger motivierend wenn es weit weg ist. Distanz modifiziert die Wirkung der Valenz, nahe Objekte entfalten größere Kraft. Verhalten wird aus der Interaktion zwischen Valenz und Distanz bestimmt, was die motivationale Dynamik erklärt.

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8
Q

Definieren Sie die unterschiedlichen von Lewin postulierten Konflikttypen. Welche Konflikte lassen sich vergleichsweise leicht auflösen, welche sind dagegen schwieriger aufzulösen? Warum?

A

1) Annäherungs-Annäherungs-Konflikt
Zwei positiv valente Objekte mit gleicher Anziehungskraft
Verfolgung schließt sich jeweils gegenseitig aus
Bsp: Zwei Zusagen für Masterstudiumsplatz in unterschiedlichen Städten
Auflösung: (zufällige) Annäherung an eine Option verschiebt Kräfteverhältnis zugunsten
der dann (psychologisch) näheren Option

2) Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikt
Zwei negativ valente Objekte mit gleicher Abstoßungskraft
Vermeidung beider ist unmöglich
Schwierig aufzulösen: Wird eine Alternative wahrscheinlicher (und abstoßender), reduziert
sich die psychologische Distanz der anderen Alternative (und erscheint weniger
abstoßend…)
• Können zu dauerhafter Lähmung und Unentschlossenheit führen
Bsp: Zahnschmerz vs. Zahnarzt

3) Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt
Einziges Objekt besitzt sowohl anziehende und abstoßende Wirkung
Verhalten wechselt zwischen Aufsuchen und Meiden, resultiert in gewisser Distanz von dem Objekt
Bsp: Mutprobe; Geburt
Lewin: Abstoßende Kräfte nehmen in Zielnähe stärker zu als anziehende
Verschiebung des Konflikts auf Ersatzobjekt möglich

4) Doppelter Annäherungs-Vermeidungskonflikt (Hovland & Sears, 1938)
Zwei Ziele mit jeweils anziehenden und abstoßenden Kräften
Jede Alternative hat sowohl Vor- als auch Nachteile
Wohl im täglichen Leben häufigster Konflikt

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9
Q

Worin besteht eine Versuchungssituation? Wie kann man erklären, dass man einer Versuchung nachgibt? Welcher Zeitraum ist besonders kritisch?

A

Eine Versuchssituation ist eine Entscheidung zwischen:
1) SS (smaller-sooner reward): Ein kleinerer Anreiz, der sofort verfügbar ist.
2) LL (larger-later reward): Ein größerer Anreiz, der erst später erreichbar ist.

Warum gibt man einer Versuchung nach?
Die motivationale Kraft eines Anreizes hängt von dessen Valenz (Attraktivität) und der Distanz (zeitliche Nähe) ab. Sobald die Versuchung (SS) unmittelbar verfügbar ist, entfällt die zeitliche Abwertung. Ihre Kraft übersteigt dann die des größeren, aber entfernten Ziels (LL). Dies führt zum sogenannten Präferenzwechsel: Die Entscheidung fällt zugunsten des sofort verfügbaren SS.

Kritischer Zeitraum:
Besonders kritisch ist der Moment, in dem der SS-Anreiz zeitlich nah rückt, da seine Kraft stark ansteigt und den LL-Anreiz verdrängt.

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10
Q

Erklären Sie, was mit Präferenzwechsel (preference reversal) gemeint ist, und geben Sie ein Alltagsbeispiel.

A

Präferenzwechsel beschreibt, dass Menschen sich eher für den SS statt den LL entscheiden, je näher die Versuchssituation ist. Das lässt sich besonders gut bei Suchterkrankungen, wie beispielsweise Spielsucht, beobachten. Die Kraft des Anreizes aufzuhören hängt nicht nur an der Wertigkeit, sondern auch an der zeitlichen Distanz:
T1: SS und LL beide weit entfernt. Wert des LL liegt über SS.
T2: Nähert sich die Entscheidungssituation, ist der SS sofort verfügbar, der LL ist aber weiterhin erst später verfügbar.
Präferenzwechsel: Der Versuchung wird nachgegeben (Wahl des SS, trotz seiner geringen Wertigkeit gegenüber dem LL)

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11
Q

Wofür stehen die Begriffe SS und LL in Versuchungssituationen? Skizzieren Sie graphisch den Verlauf von Präferenzen in Abhängigkeit von der zeitlichen Entfernung in einer Situation, in der ein SS und LL Anreiz miteinander konkurrieren.

A

SS = smaller-sooner reward
LL = larger-later reward

s.h. pages

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