VL3: Entstehung von Emotionen Flashcards

1
Q

Was ist die Funktion von Emotionen aus evolutionärer Sicht?

A

Erhöhung der Fitness:
- Emotionserleben erhöht die Fitness der Spezies im Sinne des “Survival of the fittest”
- Entwicklung funktional spezialisierter Emotionssysteme (z.B. Furcht, Eifersucht), die sich in der Bewältigung bedeutsamer Ereignisse bewährt haben

Adaptive Reaktionen:
- Positive Emotionen begleiten Verhaltensweisen zur Selbst- und Arterhaltung (z.B. Aufnahme kalorienreicher Nahrung)
- Negative Emotionen begleiten schädliche Verhaltensweisen (z.B. Ekel bei giftigen Stoffen oder Ansteckungsgefahr)

Verhaltensvorbereitende Funktion:
- Mimischer Ausdruck von Emotionen als adaptive und verhaltensvorbereitende Reaktion des Organismus
- Beispiele: Zähnefletschen zur Vorbereitung eines Bisses, Ekelausdruck zum Ausspucken ungenießbarer Nahrung

Diese evolutionären Funktionen haben dazu beigetragen, dass bestimmte emotionale Reaktionen genetisch angelegt und durch die Evolution entstanden sind.
Zudem sind wir prepared, also wir besitzen eine biologisch angeborene Lernbereitschaft. Observation Conditioning beschreibt den Vorgang, wenn man ein Furchtverhalten bei anderen Individuen betrachtet und dieses dann adaptiert (z.B. Affe1 sieht Video, wo anderer Affe2 Angst vor Spinne aber nicht vor Blume hat -> Affe1 hat nun auch Angst vor Spinnen, aber nicht vor Blumen)

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2
Q

Wie erklärt die James-Lange-Theorie die Entstehung von Emotionen?
In welcher Beziehung stehen Emotionserfahrung und physiologische Prozesse nach dieser Theorie?

A

Nach der James-Lange-Theorie sind körperliche Veränderungen nicht die Folge, sondern die Ursache emotionalen Erlebens.

Prozess der Emotionsentstehung:
1. Wahrnehmung einer erregenden Tatsache löst unmittelbar und reflexartig emotionsspezifische körperliche Veränderungen aus
- Unwillkürliche Verhaltensreaktionen
- Unwillkürliche viszerale Reaktionen (z.B. Herzrate, Atmung, Blutdruck)
2. Diese körperlichen Veränderungen werden von der Person als Emotion wahrgenommen

Beziehung zwischen Emotionserfahrung und physiologischen Prozessen:
- Bewusste Emotionserfahrung ist nicht Voraussetzung, sondern Konsequenz physiologischer Prozesse
- Emotion = Empfindung der viszeralen und verhaltensmäßigen Veränderungen

“[…] we feel sorry because we cry, angry because we strike, afraid because we tremble, and [it is] not that we cry, strike, or tremble, because we are sorry, angry, or fearful.”

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3
Q

Welche Kritikpunkte und empirischen Befunde brachten Cannon und Bard gegenüber der James-Lange-Theorie an?
In welcher Beziehung stehen Emotionserfahrung und physiologische Prozesse nach der Theorie?

A

Cannon und Bard brachten folgende Kritikpunkte und empirische Befunde gegen die James-Lange-Theorie vor:
1. Unspezifität der physiologischen Reaktionen:
- Dieselben viszeralen Veränderungen treten bei verschiedenen Emotionen auf.
2. Unabhängigkeit von Viszera:
- Die künstliche Abtrennung der Viszera (Eingeweide) vom zentralen Nervensystem führt zu keiner Veränderung der emotionalen Reaktion (basierend auf tierexperimentellen Daten).
3. Zeitliche Diskrepanz:
- Viszerale Veränderungen sind zu langsam, um die schnell erfolgenden emotionalen Reaktionen zu erklären.
4. Künstliche Induktion:
- Künstliches Herbeiführen viszeraler Veränderungen (z.B. durch Gabe von Adrenalin) führt nicht zu Emotionen.

Nach der Cannon-Bard-Theorie sind physiologische und psychologische Reaktionen unabhängig voneinander und entstehen in separaten Prozessen.

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4
Q

Schildern Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung von Strack et al. (1988) zur
Facial-Feedback-Hypothese.
Welcher Theorie zur Emotionsentstehung kann man die Befunde der Originalstudie am ehesten zuordnen? Begründen Sie Ihre Antwort.

A

In de Facial-Feedback-Hypothese wird angenommen, dass Emotionen durch die sensorische Rückmeldung aus der Anspannung der Gesichtsmuskeln entstehen.
In der Untersuchung von Strack et al. sollen Personen die Witzigkeit von Comics beurteilen, während die einen Stift entweder mit den Lippen oder mit den Zähnen festhalten. Befunde hierbei waren, dass Comics als witziger empfunden werden, wenn die aktivierten Gesichtsmuskeln ein „Lächeln“ suggerieren (Stift wird mit den Zähnen festgehalten -> Gesichtsmuskeln suggerieren Lächeln -> Comic wird als witziger empfunden).

Diese Befunde kann man am ehesten der James-Lange-Theorie zuordnen, welche annimmt, dass unsere Emotionen eine Folge von körperlicher Veränderung ist. Genauso wird auch hier angenommen, dass wir etwas als witzig empfinden, da unsere körperliche Veränderung (hier: Gesichtsmuskeln suggerieren Lächeln) von uns als Emotion wahrgenommen wird.

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5
Q

Was kennzeichnet lerntheoretische Erklärungsansätze zur Entstehung von
Emotionen?

A

Fokus auf beobachtbare Ursachen und Indikatoren: Der Behaviorismus konzentriert sich auf messbare Aspekte von Emotionen, nicht auf subjektive Komponenten.

Erwerb durch Konditionierung: Emotionen werden durch klassisches und instrumentelles Konditionieren im Laufe des Lebens erlernt.

Zwei-Faktoren-Theorie:
- Klassische Konditionierung bestimmt, wovor man sich fürchtet
- Instrumentelle Konditionierung formt die Flucht- oder Vermeidungsreaktion

Anwendung in der klinischen Psychologie: Lernprozesse spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Behandlung von Angststörungen, z.B. durch Expositionstherapie

Obwohl der Fokus heute mehr auf kognitiven und neurophysiologischen Prozessen liegt, bleiben Lernprozesse zentral für das emotionale Erleben.

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6
Q

Erläutern Sie die Zwei-Faktoren-Theorie von Mowrer (1947) und Miller (1948) zur
Entstehung von Emotionen.

A

Nach Mowrer und Miller ist die Furchtreaktion eine Kombination aus klassischem und instrumentellem Konditionieren.
Klassisch konditioniert wird, wovor man sich fürchtet (Schock, Lärm, etc. = aversive Reize).
Instrumentell (operant) konditioniert wird die auf den Reiz folgende Flucht- oder Vermeidungsreaktion: Verhalten wird aufrecht erhalten durch negative Verstärkung (entfernen eines unangenehmen Reizes -> Auftretenswahrscheinlichkeit Verhalten steigt).

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