VL3a Psychologie & Pädagogik Flashcards

1
Q

Gemeinsamkeiten zwischen Pädagogik und Psychologie

A
  1. Unsicheres Wissen
    - Einzigartigkeit von Individuen
    - Unterschiedliche Positionen und Perspektiven
    - Anwendungsbereich von Theorien muss stets neu ausgelotet und angepasst werden
  2. Therapeutisches/beraterisches Handeln
    - Verantwortliches Handeln erfordert Vergleiche, Überprüfen und Abwägen von Argumenten und Befunden –> eigenes Urteil
    - Allgemeine Aussagen auf spezifische Situationen übertragen
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2
Q

“Geburtsdaten” der Pädagogik und Psychologie

A

Pädagogik - 1779: Ernst Christian Trapp als 1. Professor der Pädagogik (Halle)
Psychologie - 1879: Institut für experimentelle Psychologie von Wilhelm Wundt und Gustav Theodor (Leipzig)

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3
Q

Was zeichnete die Zeit aus, zu der die Wissenschaft der Pädagogik entstand?

A

“Sattelzeit”: 1730-1830
- Veränderungen im wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Wirklichkeit in Europa
- Politisch-sozial: Feudale Ständegesellschaft –> bürgerliche Gesellschaftsordnung
- Gesellschaftlich-philosophisch: Aufklärung
- Pädagogisches Jahrhundert –> Auffassung von Erziehung und praktische Organisation von Erziehung etablieren sich

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4
Q

Was bedeutet “Aufklärung”?

A
  • Verurteilung des Mittelalters als rückständige Epoche mit Aberglauben im Vergleich zur Antike
  • Lichtmetaphorik: Licht der Erkenntnis und Klarheit der Begriffe als Wahrheitsmaßstab
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5
Q

Was waren die gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen des Aufklärungs-Gedankens?

A

Gesellschaftlich: rationales Denken & Vernunft als Urteilsinstanz (religiöse Toleranz, Naturwissenschaften, Emanzipation (persönliche Handlungsfreiheit), Bürgerrechte)

Politisch: Vorbereitung eines modernen Verfassungsstaates und Regierungsorganisation, Gemeinwohl als Staatspflicht

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6
Q

Natürliche Freiheit vs. bürgerliche Freiheit

A

Durch den Gesellschaftsvertrag GV verliert der Mensch seine natürliche Freiheit und ein unbegrenztes Recht auf alles, wonach ihm gelüstet und was er erreichen kann. Die natürliche Freiheit ist nur begrenzt durch die Stärke des Individuums.
Rousseau (1712-1778): “Der Mensch ist frei geboren und überall liegt er in Ketten.”

Der Mensch erhält im Gegenzug die bürgerliche Freiheit und das Eigentum.
Die bürgerliche Freiheit ist begrenzt durch den Gemeinwillen und das Recht.
“Das Gehorsam gegen das selbst gegebene Gesetz ist Freiheit.”

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7
Q

Freiheit als Autonomie durch Selbstgesetzgebung

A

Politisch: Volkssouveränität - das Volk ist der Gesetzgeber

Moralisch: Handeln nach selbst gesetzten Regeln, die die Ansprüche Anderer nicht verletzen dürfen

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8
Q

Rousseau zur natürlichen und moralischen Freiheit

A

Politische Freiheit kann mit den Mitteln der Erziehung nicht erreicht werden –> Fokus auf natürliche und moralische Freiheit

Natürliche Freiheit des Kindes = “unvollkommene Freiheit”, die durch Erziehung vervollkommnet werden muss mit dem Ziel, dass das Kind Herr:in über sich selbst wird

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9
Q

Aufklärung nach Kant

A

Aufklärung = Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit

Unmündigkeit = Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines Anderen zu bedienen

Selbstverschuldet dann, wenn die Ursache der Unmündigkeit nicht in einem Mangel des Verstandes begründet liegt, sondern am Mangel der Entschließung und des Mutes, sich des eigenen verstands ohne Leitung eines Anderen zu bedienen. (Faulheit und Feigheit als Gründe für selbstverschuldete Unmündigkeit)

Befreiung: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

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10
Q

Merkmale des Autonomie-Denkstils und Bedeutung für die Pädagogik

A

Freies Handeln heißt einen neuen Anfang zu setzen (Befreiung) und erfolgt nicht willkürlich, sondern nach selbst gesetzten Regeln

Emanzipation = Ende der Erziehung freier Wesen

–> In der Pädagogik beinhaltet der Autonomie-Denkstil das Bestreben, Heranwachsende zu zurechnungsfähigen Wesen zu erziehen (Personen im rechtlich-moralischen Sinne).

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11
Q

Perspektivwechsel bei der Beschreibung von Pädagogik durch Humboldt

A

Von Erzieherperspektive zu Selbstperspektive:

Nicht was der Erzieher tut (= psychische Dispositionen des Zöglings beeinflussen), sondern was der Zu-Erziehende selbst tut (= sich bilden in der Auseinandersetzung mit der Welt)

Vernünftige Selbstbestimmung –> Individualität und Persönlichkeit

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12
Q

Humboldts Bildungsideal

A

“Soviel Welt als möglich in die eigene Person zu verwandeln, ist im höheren Sinn des Wortes Leben.”

Mensch bildet sich zum Subjekt durch umfassendes Abarbeiten an der Welt:
“Zum Weltbürger werden, heißt sich mit den großen Menschheitsfragen auseinandersetzen: sich um Frieden, Gerechtigkeit, um den Austausch der Kulturen, andere Geschlechterverhältnisse oder eine andere Beziehung zur Natur zu bemühen.”

–> Bildung richtet sich nicht auf Berufsausübung, sondern auf die Entfaltung der ganzen Persönlichkeit.

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13
Q

Was meint die höchste und proportionierlichste Verwirklichung und was ist das Problem dabei?

A

Wahrer Zweck des Menschen = höchste und proportionierlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen

4 Bestimmungsstücke:
- Kräftebildung
- höchste Entfaltung
- proportionierliche Entfaltung
- Ganzheitsperpsektive

Problem: Ideal der menschliches Vollkommenheit nicht im Individuum, sondern nur gesellschaftlich möglich

–> Bildung als gesellschaftlicher Prozess, der staatlich und privat organisiert sein will
–> Gründung der Universität in Berlin & Schulstruktur des Gymnasiums (~ 1808/9)

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14
Q

Aktivität als Merkmal von Bildung

A

Kein rezeptives Geschehen auf der Seite des Subjektes, sondern aktive Auseinandersetzung mit der Welt (materielle, soziale und kulturelle Umwelt)

Welt kein passives Übungsfeld, sondern reagiert auf Einwirkungen

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15
Q

Was beinhaltet die Allgemeinheit von Bildung?

A

Vielfältige und abwechslungsreiche Umgebung und Anforderungen, die alle Kräfte beanspruchen sollen

Kein Bereich darf aus der Wechselwirkung ausgeschlossen werden.

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16
Q

Vergleich Erziehung vs. Bildung auf 3 Ebenen

A

Leitung durch Andere:
Erziehung ja, Bildung nein

Lebenslang:
Erziehung nein, Bildung ja

Emanzipation:
Erziehung ja: Entlassung aus dem Erziehungsverhältnis zu einer bestimmten Zeit
Bildung ja: Permanenter Prozess der Befreiung aus subjektiven Sichten

17
Q

Bildung nach Gelhard, 2019

A

“Bildung ist ein permanenter Prozess der Befreiung - von kulturellen Prägungen, individuellen Überzeugungen, eingespielten Verhaltensmustern -, der uns erlaubt, ein Leben in einer Vielzahl verschiedenen Lebensformen zu leben. Da die genannten Prägungen, Überzeugungen und Muster auch an der Ausbildung unserer Individualität beteiligt sind, bedeutet Bildung immer auch eine Befreiung von sich.”

Bildung definiert sich über das Ineinander-Greifen von Gegenstandswissen und Reflexion in der sozialen Realität.