S&K - Kapitel 6 (Entwicklung, Sozialisation, Lernen) Flashcards
Definition: Entwicklung
zeitlich relativ überdauernde Veränderungen im Erleben & Verhalten einer Person
Was sind 4 Faktoren, die Einfluss auf die Entwicklung haben?
altersgraduierte Einflüsse (altersabhängige Reifungsprozesse; ggf. kulturell an Altersstufen gebundene Ereignisse)
kulturelle Einflüsse
nicht-normative Einflüsse (altersunabhängig, irregulär, nicht von allen erlebt)
epochale Einflüsse
Was ist ein Beispiel für einen kulturellen Einfluss auf die Entwicklung?
Auswirkung des Schuleintritts auf die Lernfreude (ggf. auch altersgraduierter Einfluss)
Was sind zwei Beispiele für nicht-normative Einflüsse auf die Entwicklung?
Besuch einer Hochbegabtenklasse
Arbeitslosigkeit
Was sind zwei Beispiele für epochale Einflüsse auf die Entwicklung?
Einfluss historisch veränderter Ernährungsgewohnheiten auf den Beginn der Pubertät
Einfluss veränderter Geschlechterrollen auf die Wahrscheinlichkeit der Berufstätigkeit von Frauen
Was sind 3 Funktions- und Leistungsbereiche der Entwicklung?
neurologisch-körperlich (z.B., altersbedingte Abbauprozesse in Gedächtnisfunktionen)
kognitiv (z.B., Fähigkeit zur Sprachnutzung)
sozio-emotional (z.B., systematische Veränderungen in der Wahl oder Gestaltung von Freundschaften oder Moralvorstellungen)
Definition: Lernen
= spezielle Form von Entwicklung
= relativ überdauernde Veränderung des Organismus, die auf Erfahrungen (selbst Erlebtes o. Wahrgenommenes) zurückgeht
==> immer ein Entwicklungsprozess! (aber nicht jede Form von Entwicklung ist ein Ergebnis von Lernen)
Definition: Sozialisation
= Prozesse, durch die das Individuum zum Mitglied einer sozialen Gemeinschaft/Gesellschaft wird
= wie kulturelle Normen & von der sozialen Umwelt bereitgestellte Entwicklungsmöglichkeiten das Individuum beeinflussen
–> Reziproker Einfluss zwischen Individuum und Umwelt/Mitglieder der Gesellschaft
Was meint die Person-Umwelt-Interaktion?
Personen übernehmen in steter Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt gesellschaftliche Normen, Werte & Anforderungen und wirkt ihrerseits gestaltend auf die Umwelt ein
Welche Quellen menschlicher Entwicklung gibt es?
Genetisch festgelegte, biologische Reifungsprozesse
Umwelt- oder Sozialisationseinflüsse
–> nature-nurture Debatte
Epigenetische Ansätze: wechselseitiger Einfluss von Erbanlagen & Umwelt
Entwicklungstheorien: Kontinuität vs. Diskontinuität
Diskontinuität - Revolution:
- Phasen- & Stufentheorien
- altersabhängige Entwicklungsstufen; abgrenzbare, qualitativ verschiedene Zustände
- häufig festgelegte Reihenfolge
Kontinuität - Evolution:
- Quantitative Veränderungen, mit Phasen relativ schneller quantitativer Veränderung
- z.B., Erweiterung des Wortschatzes eines Kindes
Was meint “Plastizität”?
= menschliche Fähigkeit, über die gesamte Lebensspanne hinweg adaptiv auf wechselnde Anforderungen oder Umweltbedingungen reagieren zu können, also veränderbar/formbar zu bleiben
–> Unterschiede zwischen Personen und in Abhängigkeit vom Lebensalter
Was betonen die Phasen- & Stufentheorien?
Interindividuelle Gemeinsamkeiten im Entwicklungsverlauf –> Annahme: Entwicklung folgt gleichem Muster
Wofür interessieren sich Vertreter der “Lebensspannenperspektive” besonders?
interessieren sich dafür, wie es bei unterschiedlichen Personen zu unterschiedlichen Entwicklungsverläufen kommt (durch Gene, Umwelt, Verhalten)
Was eint Freuds & Eriksons Entwicklungstheorien?
psychodynamische Ansätze
Stufentheorien
Mensch durchläuft verschiedene Phasen, in denen er spezifische Konflikte lösen muss, um die nächste Entwicklungsstufe zu erreichen
Basis: Strukturmodell von Freud
Freuds Strukturmodell (Instanzen)
Geburt: Es (biologischen Triebe/Bedürfnisse)
Frühe Kindheit: Ich (Vermittler zwischen Es und Anforderungen der Realität)
3-6 J.: Über-Ich (repräsentiert Gewissen, Normen oder Moral –> Ich dann als Vermittler zwischen Es und Über-Ich)
Was sind die 5 Stufen (=erogenen Zonen) der psychosexuellen Entwicklung von Freud?
Stufe = Konflikt zwischen biologischen Trieben und Anforderungen der Umwelt, der bewältigt werden muss
oral
anal
phallisch
Latenzphase
Genitale Phase
Was impliziert Freuds biologischer Entwicklungsbegriff in Bezug auf Entwicklung?
Dass die Entwicklung der Persönlichkeit mit Eintritt in das Erwachsenenalter abgeschlossen ist
Wie konzeptualisiert Erikson Entwicklung?
als lebenslangen Prozess
Was determiniert laut Erikson die biologische Reifung & was die kulturelle/soziale Umwelt in Bezug auf Entwicklung?
Biologische Reifung: determiniert generellen Zeitplan, in dem Menschen die 8 Stufen der psychosozialen Entwicklung durchlaufen
Umwelt: determiniert in welchen Situationen & wie die Konflikte gelöst werden müssen
Was sind die 8 Stufen der psychosozialen Entwicklung von Erikson?
- Urvertrauen vs. Urmisstrauen
- Autonomie vs. Selbstzweifel
- Initiative vs. Schuld
- Kompetenz vs. Minderwertigkeit
- Identität vs. Identitätsdiffusion
- Intimität vs. Isolierung
- Generativität vs. Stagnation
- Ich-Integrität vs. Verzweiflung
Was hat eine zentrale Bedeutung in Eriksons Theorie der psychosozialen Entwicklung?
“Ich-Identität”
Ich= organisiertes System von Einstellungen, Motiven & Bewältigungsleistungen
Was wird laut Erikson mit der Ausbildung der “Ich-Identität” aufgebaut?
Selbstkonsistenz = man weiß, wer man ist und worin über Zeit, Situationen & soziale Kontexte hinweg die Einheitlichkeit & Unverwechselbarkeit der eigenen Person begründet ist
Welche Phase hat die größte Bedeutung bei Eriksons Theorie?
Phase der Adoleszenz –> Identitätsfindung
Welche Prozesse haben bei Erikson eine höhere Bedeutung als bei Freud?
bewusste Prozesse
Was ist der Fokus & die Grundannahme psychobiologischer Ansätze?
biologische Grundlagen der Entwicklung
solche Verhaltensmuster/Lerndispositionen haben sich evolutionär herausgebildet, die für die jeweilige Art besonders adaptiv waren
angeborenen Verhaltensweisen sind genetisch verankert und können durch Lernerfahrungen nicht modifiziert werden
Was ist die Grundannahme der Soziobiologie?
Jedes Individuum strebe danach, zur Sicherung seiner Art, seine Gene weiterzugeben
Verhaltensweisen aus Säuglings- und Krabbelalter haben starke biologische Fundierung, gehen auf wenige Lernerfahrungen zurück; komplexe Verhaltensweisen besser durch Zusammenspiel biologischer und sozialisatorischer Einflüsse zu erklären
Wie konzeptualisiert die “Lebensspannenperspektive” ontogenetische Entwicklung?
als einen lebenslangen Prozess
lebenslanges Zusammenspiel von Gewinnen & Verlusten (multidirektional)
hohe intraindividuelle Plastizität
Welche Annahme ist die Grundlage jedes pädagogischen Handelns?
Plastizität
Wie dient pädagogisches Handeln der Veränderung von Menschen?
durch das Bereitstellen von Maßnahmen zur Förderung ihrer Kompetenzen, Fertigkeiten o. sozial-emotionalen Entwicklung
In welchen der drei Veränderungsbereiche lässt sich die Systemtheorie von Bronfenbrenner am ehesten einordnen?
Sozialisation
Was sind die 5 Systeme d. ökologischen Systemtheorie von Bronfenbrenner?
Mikrosystem
Mesosystem
Exosystem
Makrosystem
Chronosystem
Was beschreibt die ökologische Systemtheorie von Bronfenbrenner?
Die 5 Komponenten zusammen bilden das Ökosystem und konstituieren die Person-Umwelt-Interaktion. Im Zusammenspiel der verschiedenen Beziehungssysteme vollzieht sich die Entwicklung.
Entwicklung ist gekennzeichnet durch
- Übergänge einer Person von einem Beziehungssystem in ein anderes
- die At des Zusammenwirkens der Beziehungssysteme
Definition: Mikrosystem
soziale Beziehungen in unmittelbarer Umgebung (z.B. Familie und Peers), individuelle Gegebenheiten; aktive Gestaltung durch eigenes Handeln von Anfang an (auch beeinflusst durch biologisch determinierte Merkmale, wie Temperament)
Definition: Mesosystem
Verbindungen zwischen den sozialen Beziehungen der Mikrosysteme, Wechselwirkungen zwischen Kontexten (z.B. Beziehungen d. Eltern oder Eltern, die sich mit LehrerInnen austauschen oder Kinder, die gemeinsam die Schule besuchen und, weil sie in der Nachbarschaft wohnen, auch ihre Freizeit zusammen verbringen)
Definition: Exosystem
Beziehungen, in die Person nicht direkt einbezogen ist, die aber Verhalten, Erleben und Entwicklung mit beeinflussen (z.B. Einführung der Elternzeit für Väter; Erfahrungen auf der Arbeit, die die familiäre Interaktion verändern; Papa wird arbeitslos; Bekannte, Arbeitsplatz und entfernte Verwandte))
Definition: Makrosystem
Beziehungen und Institutionen in einer
Gesellschaft, die auf die anderen Systeme wirken; durch kulturspezifische Normen, Werte und Konventionen bestimmt und vermittelt über Erziehungsziele & -praktiken, außerfamiliäre Kinderbetreuung, Bildungssystem etc. (z.B. Gesetze, Gebräuche, Gesundheits- & Sozialdienste, Wertvorstellungen)
Definition: Chronosystem
zeitliche Dimension der Entwicklung; Veränderung der System über die Zeit und Übergänge zwischen den Systemen; variierende Gewichtung einzelner Systeme über Lebensspanne hinweg
Z.B.:
Eintritt in den Kindergarten: Mesoebene - Verbindung zwischen Mikrosystem Familie und Mikrosystem Kindergarten - gewinnt erstmalig an Bedeutung
Ausscheiden aus dem Berufsleben: Exosystem erfährt möglicherweise eine Einengung
Was wirkt sich laut Bronfenbrenners ökologischer Systemtheorie günstig auf die Entwicklung aus?
Wenn die verschiedenen Systeme miteinander vereinbar sind & wenn Erfahrungen + Verhaltensweisen, die in einem System gelernt werden, auch in anderen Systemen anwendbar sind –> weil der Mensch über die Zeit hinweg zwischen verschiedenen Beziehungssystemen hin- und hergeht & diese lebensphasenabhängig eine unterschiedlich starke Bedeutung erfahren
Was besagt die Theorie der soziokulturellen Entwicklung / des soziokulturellen Kontextualismus von Wygotski über die (kognitive) Entwicklung des Kindes?
Kind eignet sich Wissen, Traditionen & Glaubenssysteme einer Kultur im kooperativen Austausch mit Menschen an, die sich der Kultur bereits angenommen haben (z.B. in Spiel-, Lehr-, o. Instruktionssituationen)
Was ist die “Zone der nächsten Entwicklung/ ZNE” in der Theorie der soziokulturellen Entwicklung von Wygotski?
Bereich, der unmittelbar oberhalb des aktuell in einem bestimmten Leistungs- oder Funktionsbereich erworbenen Entwicklungsstandes des Kindes liegt & bei angemessener Unterstützung von außen bald erreicht werden kann
Wie sollte laut Wygotskis Konzept der “Zone der nächsten Entwicklung” Unterstützung aussehen?
qualitätsvolle soziale Beziehungen & Umweltbedingungen (z.B. Bücher, Spielzeug, Umgang mit kenntnisreicheren Personen)
Wie erreichen Kinder laut Wygotskis Theorie der soziokulturellen Entwicklung neue Problemlöseniveaus?
Wenn sie Aufgaben bewältigen müssen, die sie wegen der Schwierigkeit herausfordern & die ihnen die Grenzen des Verbleibs auf der vorherigen Entwicklungsstufe verdeutlichen
Was ist das Kind laut der Theorie der kognitiven Entwicklung von Piaget?
aktiver Konstrukteur seines Wissens
Was betont Piaget in seiner Theorie der kognitiven Entwicklung?
eigenständiges Bemühen des Kindes, seine soziale Umwelt zu erkunden und verstehen
Inwieweit ist Piagets Theorie eine Sozialisationstheorie?
Bemühungen des Kindes dienen einer zunehmend guten Passung (Adaption) an seine Umwelt
Wozu führt laut Piaget ein steter Austausch zwischen Person & Umwelt?
Bildung kognitiver Schemata, die im Laufe der Entwicklung fortlaufend erweitert & ausdifferenziert werden
Woraus besteht laut Piaget der kognitive Adaptionsprozess?
aus zwei komplementären Mechanismen: Assimilation & Akkommodation
Assimilation: wenn ein Objekt oder Ereignis unter Zuhilfenahme bereits vorhandener Schemata interpretiert wird
Akkommodation: wenn ein vorhandenes Schema sich als nicht mehr geeignet erweist, einen neuen Sachverhalt zu verstehen –> neue oder erweiterte Schemata werden erworben
–> zunächst Assimilation, dann Diskrepanz, dann Akkommodation
Was sind die 4 Stadien der kognitiven Entwicklung von Piaget?
Sensomotorisches Stadium (0-2 J.)
Präoperationales Stadium (2-7 J.)
Konkret-operationales Stadium (7-12 J.)
Formal-operationales Stadium (ab 12 J.)
Piaget: Sensomotorisches Stadium (0-2 J.)
Erste Schemata der Sensorik & Motorik
Objektpermanenz: Objekte sind noch da, auch wenn man sie mal nicht sehen kann –> Suchverhalten von 4-8 M; ab 12 M dann systematisches Suchen
Piaget: Präoperationales Stadium (2-7 J.)
Vorstellungs- & Sprechvermögen
Egozentrismus: Unfähigkeit der Perspektivübernahme
Statisches Denken: Fehlende Invarianz (z.B., fehlende Vorstellung, dass Mengen erhalten bleiben) und Reversibilität (z.B., fehlende Vorstellung, dass manche Vorgänge wieder rückgängig gemacht werden können) –> Beispiel mit zwei Bechern unterschiedlicher Durchmesser, aber selber Menge an Wasser
Unzureichende Berücksichtigung mehrerer Dimensionen: Schwierigkeiten bei multipler Klassifikation/Seriation und Klasseninklusionsaufgaben; z.B., ein Hund ist ein Tier und ein Tier ist ein Lebewesen
Konkret-operationales Stadium (7-12 J.)
Prozesshaftes Denken und Fähigkeit zu formal-logischem Denken
Formal-operatives Stadium (ab 12 J.)
zunehmend abstraktes Denken & Fähigkeit zu hypothetisch-deduktivem (formal-logischem) Denken
Was sind (pädagogische) Implikationen von Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung?
Durchschreiten der einzelnen Stufen kann durch das Erzeugen von kognitiven Konflikten beschleunigt & somit die mentale Weiterentwicklung unterstützt werden –> Anregung von Akkommodationsprozessen
Was ist eine Kritik bezüglich der Stufenkonzeption von Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung?
keine universelle Gültigkeit –> Kinder können durch gezielte Lernförderung zu formalen Denkoperationen befähigt werden
Wie wird Entwicklung in Havighursts Konzept der Entwicklungsaufgaben konzeptualisiert?
= Ergebnis der Bewältigung von Aufgaben, denen Menschen sich typischerweise in bestimmten Entwicklungsphasen gegenüberstehen
Inwieweit ist Havighursts Konzept der Entwicklungsaufgaben eine Sozialisationstheorie?
nicht nur altersgraduierte Reifungsprozesse, sondern auch bezogen auf Anforderungen der Umwelt (z.B. Schuleintritt, Volljährigkeit)
Von wem werden Entwicklungsaufgaben gestellt und können diese variieren (Havighurst)?
von Umwelt & Person selbst gestellt
variieren mit epochalen Einflüssen u. kulturellen Normen
Was ist eine Gemeinsamkeit von Eriksons Theorie der psychosozialen Entwicklung & Havighursts Konzept der Entwicklungsaufgaben?
erfolgreiche Bewältigung einer Herausforderung erhöht Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Bewältigung zukünftiger Anforderungen
Was sind 2 Unterschiede zwischen Eriksons Theorie der psychosozialen Entwicklung & Havighursts Konzept der Entwicklungsaufgaben?
Erikson: Stufentheorie
Havighurst: Art & Abfolge von Entwicklungsaufgaben können interindividuell variieren
Erikson: Nichtlösung einer Krise hat unmittelbare negative Auswirkungen auf die Entwicklung
Havighurst: angemessener Umgang mit Entwicklungsaufgabe –> Bewältigungsmechanismen, auf die später zurückgegriffen werden kann
Was spezifizieren Anforderungs-Bewältigungs-Theorien?
unter welchen Bedingungen das Nichtbewältigen einer Anforderung zu Belastungserleben führt
Wann wird laut Anforderungs-Bewältigungs-Theorien eine Belastung erlebt? Und wann wird laut Anforderungs-Bewältigungs-Theorien eine erfolgreiche Bewältigung erlebt?
Belastung:
wenn Anforderung als stresserzeugend (primäre Bewertung) & Bewältigungsressourcen (sekundäre Bewertung) als nicht ausreichend erlebt wird
Erfolgreiche Bewältigung –> Neubewertung der Ausgangssituation (tertiäre Bewertung)
Wann steigt laut Anforderungs-Bewältigungs-Theorien die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen Entwicklungsaufgaben als positive Herausforderungen & nicht als Belastungen erleben?
mit den Bewältigungsmöglichkeiten (personale & soziale Ressourcen)
Inwieweit kann die Theorie der moralischen Entwicklung nach Kohlberg als Sozialisationstheorie verstanden werden?
beschreibt Prozesse durch die moralbezogenen Normen zu inneren Verhaltensstandards werden
Inwieweit kann ein Bezug zu Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung zu Kohlbergs Theorie der moralischen Entwicklung hergestellt werden?
Voraussetzung für moralische Entwicklung: Erreichen der Stufe des präoperationalen Denkens & der Perspektivübernahme
Wie heißen die 3 Stadien der moralischen Entwicklung nach Kohlberg?
- Präkonventionelles Stadium:
–> alles was zur Belohnung führt ist gut, alles was zur Bestrafung führt ist schlecht
Stufe 1: heteronorme Moralität -> Standpunkt des anderen wird noch nicht erkannt (wenn man nicht erwischt wird, darf man es auch tun)
Stufe 2: kann verschiedene Perspektiven unterscheiden, aber Entscheidung basiert auf Eigeninteresse (wenn ich etwas davon habe, darf ich es auch tun) - Konventionelles Stadium:
Stufe 3: Einhaltung moralischer Regeln mit Aufrechterhaltung positiver Beziehungen zu konkreten anderen Personen begründet
Stufe 4: … mit gesellschaftlicher Ordnung begründet
–> “Was denken die anderen darüber?”
–> starke Orientierung an Autoritäten & festen Regeln - Postkonventionelles Stadium
Stufe 5: moralische Werte & Prinzipien, die unabhängig von Autorität anderer gültig sind (was normal ist, ist noch lange nicht richtig)
Stufe 6: kategorischer Imperativ (Kant) -> Handeln liegt universalen ethischen Prinzipien
Wie werden Geschlechtsrollen laut Sozialisation erworben?
Eltern agieren mit Töchtern & Söhnen unterschiedlich –> vermitteln Kindern sozial geteilte Geschlechtsstereotype
universelle geschlechtsdifferenzierte Erwartungen von Erwachsenen an Kinder
Kinder konstruieren auch selbst aktiv ihre Geschlechtsrolle
Medien: traditionelle Geschlechtsrollen (Bücher, Werbung)
Wann ist eine pädagogische Einflussnahme beim Erwerb von Geschlechtsrollen notwendig?
Wenn Geschlechtssozialisation mit Einschränkung des Potentials des Kindes einhergeht
Was für 5 übergeordnete Lerntheorien gibt es?
- Behavioristisch (Betonung äußerer Einflüsse als Ursache für Verhaltensänderungen)
- Sozial-kognitiv (Person-Umwelt Interaktion ändern Kognition & Verhalten)
- Informationsverarbeitung (Lernen als Ergebnis der Informationsverarbeitung durch Aufmerksamkeit , Gedächtnis & Denkprozesse)
- Kognitiv-konstruktivistisch (Lernen kognitive Konstruktion von Wissen & Verständnis)
- Sozial-konstruktivistisch (Lernen als Ergebnis sozialer und kooperativer Konstruktion von Wissen & Verständnis –> Interaktion mehrerer Lernenden)
Grundprinzip der klassischen Konditionierung
UCS –> UCR
Kopplung von UCS mit NS
NS wird zu CS
CS –> CR
Was sind Voraussetzungen für das klassische Konditionieren?
Kontiguität = zeitliche, räumliche Nähe von UCS und NS
Kontingenz = bedingte Wahrscheinlichkeitsbeziehung zwischen Ereignissen (NS und UCS)
Was bedeuten Reizgeneralisierung, Reizdiskrimination, Extinktion und Spontanerholung im Kontext der klassischen Konditionierung?
Reizgeneralisierung = einmal gelernte Verbindungen werden auf ähnliche Reize übertragen
Reizdiskrimination = Unterscheidung zwischen verschiedenen (teils sehr ähnlichen) Reizen
Extinktion = Abschwächen der konditionierten Reaktion durch wiederholte Abwesenheit des unkonditionierten Stimulus
Spontanerholung = verlernte Stimulus-Reaktions-Verbindungen können unerwartet wieder aktiviert werden
Grundprinzip der operanten Konditionierung
Häufigkeit eines Verhaltens wird durch positive oder negative Konsequenzen erhöht bzw. verringert
Thorndikes Law of Effect = Konsequenzen eines Verhaltens erhöhen oder senken die Wahrscheinlichkeit der Ausführung des Verhaltens
Welche Formen von Verstärkung und Bestrafung gibt es bei der operanten Konditionierung?
Positive Verstärkung = Hinzufügen eines angenehmen Reizes
Negative Verstärkung = Weglassen eines unangenehmen Reizes
Direkte Bestrafung = unerwünschter Reiz dargeboten
Indirekte Bestrafung = erwünschter Reiz entfernt
Primäre vs. sekundäre Verstärker
Primär: von bio-physiologischer Bedeutsamkeit (z.B., Nahrung, Sex)
Sekundär: Bedeutung muss gelernt werden (z.B., Geld, Schulnoten)
Diskriminativer Stimulus im Kontext operanter Konditionierung
Reiz, der ankündigt, wann ein Verhalten zu einer positiven Verstärkung führen wird (z.B., richtige Antwort gibt nur Lob, wenn SchülerIn sich meldet)
Verstärkerpläne und ihre Effekte (operantes Konditionieren)
kontinuierlich: jedes erwünschte Verhalten wird verstärkt
–> schnelles Lernen und Verlernen des Verhaltens
intermittierend: gewünschtes Verhalten wird nur manchmal verstärkt
- Quotenpläne: Verstärkung je nach Anzahl gewünschter Verhaltensweisen (feste vs. variabel)
- Intervallpläne: Verstärkung je nach Zeitintervall, in dem gewünschtes Verhalten gezeigt wird (feste vs. variabel)
–> stabilere und stärkere Verhaltensreaktion
Wie wird die sozial-kognitive Theorie des Beobachtungslernen auch genannt?
Modelllernen, Imitationslernen o. soziales Lernen
Wovon geht Bandura in seiner sozial-kognitiven Lerntheorie aus?
Merkmale der Person (kognitive Faktoren wie Erwartungen, Überzeugungen, Intelligenz) & Umweltfaktoren bestimmen in reziproker Zusammenwirkung das Verhalten des Individuums
Was sind 3 Grundannahmen der sozial-kognitiven Theorie des Beobachtungslernen?
- Umwelt kann nicht nur direkt, sondern auch vermittelt über die Kognitionen der Person (Art der Wahrnehmung & Interpretation der Umwelt) ihr Verhalten bestimmen
- Die Person wird nicht nur durch die Umwelt geprägt, sondern gestaltet umgekehrt auch die Umwelt
- Lernen kann nicht nur in beobachtbaren Verhaltensweisen sichtbar werden, sondern auch in der Veränderung der Kognitionen o. kognitiven Repräsentationen d. Person
Was ist das Prinzip des Beobachtungslernen?
= Verhalten einer Modellperson wird beobachtet –> beobachtende Person erhält dadurch das Potenzial, das Verhalten selbst auszuführen
stellvertretende Verstärkung = nur wenn das Modell für ihr Verhalten bekräftigt wird, wird das Verhaltenspotenzial in manifestes Verhalten übersetzt
stellvertretende Bestrafung = lernende Person beobachtet, dass das Modell für sein Verhalten bestraft wird
Was ist eine Voraussetzung für Beobachtungslernen?
dass die beobachtende Person sich mit dem Modell identifiziert
Was sind die 4 Teilprozesse des Beobachtungslernen?
Beobachtung (Beobachtende Person muss Modell Aufmerksamkeit schenken & den Ablauf registrieren)
Speicherung (Aufmerksam Beobachtete wird im Gedächtnis gespeichert –> kognitive Repräsentation & Integration in vorhandene kognitive Strukturen)
Reproduktion (gedankliches Probehandeln oder Abgleich zwischen Verhalten des Modells & dem eigenen beabsichtigtem Verhalten)
Motivation (ob tatsächlich Verhalten ausgeführt wird kommt auf Konsequenzen der Modellpersonen an (verstärkt oder bestraft?)
auch: Selbstverstärkungsprozesse =Abgleich mit einem selbst gesetzten Standard)
Wie entstehen Geschlechtsunterschiede aus lernpsychologischer Sicht nach der Theorie des operanten Lernens?
bei Jungen werden systematisch Verhaltensweisen verstärkt, die aus ihrer Sicht zu einem “typischen Jungen” gehören & “mädchenhafte” Verhaltensweisen sanktioniert & das Umgekehrte bei Mädchen
Schule: schlechte Leistung eines Mädchens in Mathe oder eines Jungen in Frz. werden von Lehrkraft (verbal o. nonverbal) als Selbstverständlichkeit quittiert & nehmen damit Einfluss auf Motivation
Wie entstehen Geschlechtsunterschiede aus lernpsychologischer Sicht nach der Theorie des Beobachtungslernens?
Kinder imitieren z.B. mediale Personen mit höherer Wahrscheinlichkeit, wenn diese Modelle für ihr Verhalten bekräftigt werden
Verhalten der Peers: Kinder mit geschlechtsuntypischem Verhalten werden nicht gerne als Spielpartner ausgewählt & halten sich selbst für unbeliebt