S&K - Kapitel 9 (Lernen und Wissenserwerb) Flashcards
Wie ist Lernen definiert?
Lernen ist eine Folge von Erfahrungen mit der Umwelt und führt zu dauerhaften Veränderungen (Verhalten, Wissen, persönliche Einstellungen)
–> benötigt ein Gedächtnis (Speicherung von aufgetretenen Veränderungen)
Welcher Fokus wird bei der Betrachtung des Lernens aus der pädagogisch-psychologischen Perspektive gelegt?
Fokus auf die beim Lernen ablaufende Prozesse und die Ergebnisse dieser Prozesse
Welche sind die zwei aktuellen theoretischen Perspektiven auf das Lernen als Wissenserwerb?
Kognitiv-konstruktivistische Perspektive
Situiertheitsperspektive
Was zeichnet die kognitiv-konstruktivistische Perspektive des Wissenserwerbs aus?
Prozess des Lernenden:
1. Auswahl der Informationen
2. Ordnen der Infos
3. Integration der Infos mit dem Vorwissen
–> Ergebnis: Wissensschemata oder Skripts (Konstruktion und Ausdifferenzierung) - ermöglichen Aktionen losgelöst von der ursprünglichen Lernsituation, Unabhängigkeit
Denken, Lernen, Problemlösen als Prozesse der Informationsverarbeitung; Lernen als komplexe Konstruktion von Bedeutung
Was sind die drei grundlegenden kognitiven Prozess der Wissenskonstruktion (kognitiv-konstruktivistische Perspektive)?
Auswahl: spontan/quasi automatisch (sensorischer Speicher) oder intentional (z.B. bewusstes Lernen von bestimmten Kapiteln, Arbeitsgedächtnis)
Organisation: Ordnung von Informationen im Arbeitsgedächtnis; Informationen zueinander in Beziehung setzen
Integration: Verknüpfung von Vorwissen aus dem Langzeitgedächtnis mit Informationen im Arbeitsgedächtnis
Was ist das Ergebnis von Lernen aus der kognitiv-konstruktivistischen Perspektive?
Schemata = abstrahierte Wissensstruktur
–> abstrahiert von irrelevanten Details (Kontext)
–> Fokus auf wiederkehrende Regelhaftigkeiten
Skript = Schemata, das sich auf die regelhafte Abfolge von Ereignissen oder Handlungsmuster bezieht
–> Schemata und Skripts helfen dabei, die Menge der zur verarbeitenden oder verknüpfenden Informationen im Arbeitsgedächtnis zu reduzieren und somit das erlenen komplexer Sachverhalte zu ermöglichen.
Einzelne Informationen –> 1 Informationseinheit
Welche Arten von kognitiver Belastung gibt es und wie kann diese minimiert werden (kognitiv-konstruktivistische Perspektive)?
Nutzung von bereits erlernten Schemata & Skripts:
- Reduktion der Informationseinheiten im AG
Automatisierung von Schemata & Skripts:
- unbewusster Abruf von relevanten Schemata aus dem LZG –> Ressourcen aus dem Arbeitsgedächtnis werden frei, die zuvor dem Abruf gedient haben
Intrinsic load/ inhaltsbedingte kognitive Belastung = Belastung des AG, die aus der inhaltlichen Komplexität der Lernaufgabe resultiert (Anzahl der für das Verstehen & Bearbeiten notwendigen Informationen)
Extraneous load/ sachfremde kognitive Belastung = Belastung des AG, die aus den spezifischen Gestaltungsmerkmalen einer Lernaufgabe resultiert (lenken von Konstruktion und Automatisierung der zu erwerbenden Schemata ab)
Was zeichnet des Situiertheitsperspektive des Wisenserwerbs aus?
Lernen = Erlangung von Teilhabe an kulturellen Praktiken und Integration in soziale Gemeinschaften
Abhängigkeit des Lernens von der Situation, in der gelernt und Wissen angewendet wird; nicht Individuum ist Träger der kognitiven Leistung, sondern Individuum in Interaktion mit einer sozialen Situation (wechselseitige Beeinflussung)
Lernen = Handlungen in einer Situation erfolgreich durchführen; Aufbau sozialer Handlungsmuster
Erforderlich:
1. Erkennen von Handlungsangeboten
2. Wissen über Handlungsbeschränkungen
Lernen ist sozialer Natur & führt zu erfolgreicher Teilhabe an einer Gemeinschaft
Welche Befunde stützen die Situiertheits-Perspektive?
Probleme des Transfers von Weltwissen auf mathematischer Textaufgaben im Schulunterricht:
Schüler:innen erhalten unlösbare Textaufgabe und produzieren absurde Lösungen, da sie nicht auf die Idee kommen, dass die Aufgabe nicht lösbar sein könnte
–> Schüler:innen interpretieren mathematisches Problemlösen im Kontext einer soziokulturellen Rationalität: für den schulischen Mathematikunterricht typische kulturelle Praxis, die suggeriert, dass Mathematik primär ein formales System ohne Bezug zur realen Welt ist und mathematisches Problemlösen eine Form des Rätsellösens bzw. des Denksports ist
Befunde, dass Kinder beim Problemlösen ihre eigenen Rechenstrategien verwenden, ohne dabei auf die in der Schule vermittelten Prozeduren zurückzugreifen
–> Brasilianische Kinder verfügen über mathematische Kompetenz (Additionsstrategien) als Straßenverkäufer, aber können diese Fähigkeiten nicht auf schulische Aufgaben übertragen (situiertes Wissen)
Was bedeuten Handlungsbeschränkungen aus der Situiertheits-Perspektive?
Handlungsbeschränkung = Begrenzung der erwarteten Handlungsmöglichkeiten durch soziale Situationen, die die Vorhersagbarkeit der Situation erhöhen
Z.B.: Erfahrung, dass Testaufgaben immer genau eine richtige Lösung haben, zeichnet die Praxis des schulischen Mathematikunterrichts aus
Was bedeuten Handlungsangebote aus der Situiertheits-Perspektive?
Handlungsangebot = Handlungsoption, die durch eine bestimmte soziale Situation nahegelegt wird
Z.B.: Lösen der Textaufgabe durch Suchen nach Schlüsselwörtern in Aufgabenstellung im Mathematikunterricht vs. eigene Additionsstrategie beim Straßenverkauf
Primäre vs. sekundäre kognitive Fähigkeiten
Primär: Implizit, sparsam, quasi automatisch ablaufend; gattungsspezifisches Erbe der Menschheit, z.B. Erwerb der Muttersprache
Sekundär: Vermittlung durch Gesellschaft; keine angeborenen Wissensstrukturen, die Erwerb vereinfachen; meist große Anstrengung und Aufwand, z.B. Ausbildung zum Mediziner
Wie sollte mit beiden Perspektiven des Wissenserwerb umgegangen werden?
Empfehlung des Perspektiven-Pluralismus: Gleichberechtigte Koexistenz beider Perspektiven
Wie kann der Lernerfolg und das Bewältigen von Aufgaben im Schulunterricht aus Sicht der Situiertheits-Perspektive erleichtert werden?
Bei der Gestaltung der Lernumgebung und Aufgaben sollte es den Schüler:innen erleichtert werden, sich auf die Handlungsbeschränkungen und Handlungsangebote konstruktiv einzustellen.
–> Erwünschte Handlungsmuster
Z.B.: Wenn Schüler:innen im Mathematikunterricht lernen sollen, ihr mathematisches Wissen auf alltagsnahe Problemstellungen anzuwenden, sollte die Unterrichtspraxis so gestaltet werden, dass Schüler:innen ermutigt werden, realistische Betrachtungen anzustellen unter Heranziehung des eigenen Vorwissens.
Welche drei wichtigen Forschungsbereiche gibt es im Zusammenhang mit Fragen des Wissenserwerbs?
- Lernen als Selbstregulation
- Lernen als Erwerb komplexer Fähigkeiten
- Transfer