VL12_Gestaltungsansätze der Risikokommunikation Flashcards
„Nudges wirken, weil Menschen irrtumsanfällige Entscheider*innen sind“ – Was steckt hinter dieser Aussage
Diese Aussage bezieht sich auf die Idee, dass Menschen oft Entscheidungen treffen, die nicht vollständig rational sind, sondern durch kognitive Verzerrungen beeinflusst werden. Nudges nutzen diese Verzerrungen, um das Verhalten in eine bestimmte Richtung zu lenken, ohne die Wahlmöglichkeiten einzuschränken.
Welche sozialen Einflussfaktoren begünstigen Nudges?
Informationsbasierte soziale Einflüsse: Menschen orientieren sich am Verhalten anderer, weil sie annehmen, dass dieses Verhalten richtig ist (z.B. Anschnallen im Auto, weil es alle tun).
Gruppenzwang: Menschen passen ihr Verhalten an, um von anderen positiv wahrgenommen zu werden.
Pluralistische Ignoranz: Menschen glauben fälschlicherweise, dass bestimmte Verhaltensweisen oder Überzeugungen weit verbreitet sind, obwohl dies nicht der Fall ist. Nudges können helfen, solche Fehlannahmen zu korrigieren.
Nudges wirken, weil Menschen irrtumsanfällige Entscheider*innen sind“ - welche Effekte können die menschliche Urteilsfähigkeit verzerren?
Ankerheuristik: Entscheidungen werden stark durch erste Informationen beeinflusst, die als Anker dienen.
Repräsentativitätsheuristik: Menschen beurteilen die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses anhand dessen, wie typisch oder repräsentativ es für eine bestimmte Kategorie erscheint.
Unrealistischer Optimismus: Die Tendenz, persönliche Risiken zu unterschätzen und zu glauben, dass negative Ereignisse anderen eher passieren als einem selbst.
Status Quo Bias: Die Präferenz, den aktuellen Zustand beizubehalten, anstatt Änderungen vorzunehmen.
Welches System (mit Blick auf das Dual-Process-Modell) ist anfällig für Nudges und warum?
System 1 (das schnelle, unbewusste und automatische System) ist anfällig für Nudges, weil es auf einfache, intuitive Entscheidungen ausgerichtet ist und stark durch emotionale und affektive Reaktionen beeinflusst wird. Da Nudges oft subtil und unauffällig sind, zielen sie darauf ab, das Entscheidungsverhalten zu beeinflussen, bevor das langsamere und analytische System 2 aktiv wird.
Welche Aspekte wurden am Konzept des Nudging kritisiert?
Ethische Bedenken: Es wird kritisiert, dass Nudging eine Form der Manipulation sein könnte, da die Entscheidungsfreiheit indirekt beeinflusst wird. Die Frage, wer entscheidet, was die „beste“ Entscheidung ist, wird ebenfalls aufgeworfen.
Sludge: Negative Nudges, die als „Sludges“ bezeichnet werden, erschweren bestimmte Verhaltensweisen, indem sie Hindernisse schaffen. Beispiele sind komplexe Prozesse für Rückvergütungen oder die Kündigung von Abonnements.
Reaktanz: Menschen könnten Widerstand leisten, wenn sie das Gefühl haben, dass sie in eine bestimmte Richtung gedrängt werden, was das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung haben könnte.
Sie arbeiten im Risikomanagement eines großen Produktionsbetriebs in der Industrie. Durch welche Nudges könnte die Arbeitssicherheit erhöht und Risiken wie etwa Unfälle an schweren Maschinen oder Kollisionen mit umherfahrenden Geräten minimiert werden?
Default-Nudges: Maschinen können so eingestellt werden, dass Sicherheitsvorrichtungen standardmäßig aktiviert sind, und die Mitarbeiter müssen aktiv etwas tun, um sie zu deaktivieren.
Visuelle Hinweise: Farbige Markierungen auf dem Boden, die sichere Gehwege anzeigen, oder auffällige Warnschilder an gefährlichen Maschinen können als Nudges fungieren, um sichereres Verhalten zu fördern.
Verhaltenserinnerungen: Erinnerungsschilder an stark frequentierten Orten, die auf das Tragen von Schutzkleidung oder das Einhalten von Sicherheitsabständen hinweisen, können die Arbeitssicherheit erhöhen
Welche Kennzeichen hat der narrative Ansatz?
Charakterentwicklung: Geschichten enthalten handelnde Figuren, deren Gedanken und Gefühle dargestellt werden und die mit spezifischen Konflikten konfrontiert sind.
Zeitlichkeit und Kausalität: Die Erzählung folgt einer logischen Abfolge von Ereignissen, die miteinander verknüpft sind und über einen bestimmten Zeitraum verlaufen.
Emotionalität und Identifikation: Die Geschichte soll den Leser emotional ansprechen und ihm ermöglichen, sich mit den Charakteren oder den dargestellten Situationen zu identifizieren.
Beschreiben Sie, wie die Mechanismen der Identifikation und der ‘Transportation’ zur Wirkung von Narrativen in der Risikokommunikation beitragen. Wie können diese Prinzipien die Wahrnehmung und das Verständnis von Risiken beeinflussen?
Identifikation: Menschen identifizieren sich mit den Charakteren oder den Ereignissen in einer Erzählung, was ihr emotionales Engagement erhöht. Dies kann dazu führen, dass sie die dargestellten Risiken als relevanter und realer wahrnehmen.
Transportation: Dieser Mechanismus beschreibt die intensive kognitive und emotionale Einbeziehung in die Geschichte, bei der die Person zeitweise ihre eigene Realität „verlässt“ und in die narrative Welt eintaucht. Dies verstärkt die Wirkung der Erzählung und kann das Verhalten und die Einstellungen der Person in der realen Welt beeinflussen.
Einfluss auf Risikowahrnehmung: Durch Identifikation und Transportation werden Risiken in einem emotional nachvollziehbaren Kontext vermittelt, was das Verständnis und die Wahrnehmung von Risiken verstärken kann.
Beschreibe Nudging in der RK
Nudging kann in der Risikokommunikation verwendet werden, um Verhalten in Richtung (sicherer und gesünderer) Entscheidungen zu lenken, ohne dabei Optionen zu verbieten. Die Wirkung von Nudges basiert auf dem Verständnis, wie Menschen Entscheidungen treffen und welche kognitiven Verzerrungen sie dabei beeinflussen
Beschreibe Narrative in der RK
Der narrative Ansatz nutzt Geschichten, um komplexe Risiken verständlich zu machen und das emotionale Engagement der Zielgruppe zu erhöhen. Durch das Erzählen von Geschichten, die Kausalität und Zeitlichkeit betonen, können Menschen dazu gebracht werden, Risiken ernster zu nehmen und entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Was bedeutet Libertärer Paternalismus,
Kombination aus Freiheit in Entscheidungen und leichten Beeinflussungen durch Nudges, um bessere Entscheidungen zu fördern.
Warum sind Menschen irrtumsanfällige Entscheider?
Subjektive Wahrnehmung: Verzerrungen durch Biases und Heuristiken, z.B. Ankerheuristik, Status Quo Bias, Framing-Effekte.
- Dual-Process-Modell:
- System 1: Schnell, intuitiv, emotional,
anfällig für Nudges.
- System 2: Langsam, analytisch, rational.
Was sind Nudges?
Definition: Aspekte der Entscheidungsarchitektur, die Verhalten vorhersagbar ändern, ohne Optionen zu verbieten oder wirtschaftliche Anreize wesentlich zu verändern.
- Beispiel: Obst auf Augenhöhe platzieren, um gesündere Ernährung zu fördern.
Rahmenbedingungen und Einsatz von Nudges
Entscheidungsarchitekten: Personen, die durch Gestaltung der Entscheidungsumgebung das Verhalten anderer beeinflussen.
Beispiele für Nudges:
-Platzierung von Produkten.
- Standardeinstellungen bei Druckern.
Bedingungen für effektive Nudges: Schwierige Entscheidungen, mangelnde Information, fehlende Erfahrung, fehlende Rückmeldung.
Beschreibe Soziale Einflussfaktoren und Default-Nudges
Soziale Normen: Menschen orientieren sich am Verhalten anderer (z.B. Anschnallen im Auto).
Default-Nudges: Voreinstellungen, die Menschen oft übernehmen, da sie den geringsten Aufwand erfordern (z.B. Organspende).