VL07_ Kontext und Kultur Flashcards
Warum können Risikowahrnehmungen in Gruppen noch einmal zusätzlich verzerrt werden?
Gruppeneffekte: In Gruppensituationen können mehrere Faktoren zu Verzerrungen in der Risikowahrnehmung führen:
- Gruppenkonformität: Menschen passen ihre Urteile oft an die Meinungen der Gruppe an, um Zugehörigkeit zu signalisieren oder Konflikte zu vermeiden.
- Social Proof: Einzelne Mitglieder neigen dazu, ihre Entscheidungen auf der Basis dessen zu treffen, was sie bei anderen als “korrektes” Verhalten wahrnehmen.
- Informationsaustausch: Gruppen diskutieren häufig Informationen, die allen bekannt sind, anstatt einzigartige Informationen auszutauschen, was zu einer suboptimalen Risikobewertung führt.
- Polarisierung: Diskussionen in Gruppen führen oft zu extremeren Entscheidungen (riskanter oder vorsichtiger) als ursprünglich individuelle Einschätzungen, bekannt als “risky shift”.
Welche Gegenmaßnahmen können in Gruppensituationen und -diskussionen getroffen werden, um die gruppenbedingten Verzerrungen von Risikowahrnehmungen zu vermeiden?
- Einführung von Minderheitenperspektiven
- Brainwriting statt Brainstorming
- Anonymität in Abstimmungen
- Moderation durch eine neutrale Person
Beschreibe die Maßnahmen zur Vermeidung von Verzerrungen
- Einführung von Minderheitenperspektiven: Die Anwesenheit und Berücksichtigung von abweichenden Meinungen kann Gruppenkonformität reduzieren und kreativeres Denken fördern.
- Brainwriting statt Brainstorming: Individuelles Niederschreiben von Ideen vor einer Gruppendiskussion kann den Einfluss von sozialer Hemmung und Leistungsabfall verringern.
Beschreibe die Maßnahmen zur Vermeidung von Verzerrungen
Anonymität in Abstimmungen: Anonyme Meinungsabgaben können den Druck zur Konformität verringern und ehrliche Rückmeldungen fördern.
Moderation durch eine neutrale Person: Eine unvoreingenommene Moderation kann dazu beitragen, dass alle Perspektiven gehört werden und die Diskussion weniger polarisiert verläuft.
Was sind die Annahmen der kulturellen Risikotheorie?
Diese Theorie basiert auf der Annahme, dass Risikowahrnehmungen stark von kulturellen Weltanschauungen und Wertorientierungen beeinflusst werden, die in sozialen Kollektiven vorherrschen
Was sind die beiden Hauptdimensionen der kulturellen Risikotheorie?
- Grid-Dimension: Diese beschreibt die soziale Struktur und den Grad der Hierarchisierung in einer Gesellschaft. Eine hohe Grid-Dimension bedeutet klare und dauerhafte soziale Rollen und Autoritätsstrukturen.
- Group-Dimension: Diese bezieht sich auf den Grad der kollektiven Kontrolle und der sozialen Integration in eine Gruppe. Hohe Group-Dimensionen betonen kollektive Werte und gemeinschaftliches Handeln.
Wie unterscheiden sich die vier Orientierungen der kulturellen Risikotheorie in ihren Wahrnehmungen von Risiko?
Hierarchisch (high Grid, high Group): Vertrauen auf Autorität und Fachwissen, geringere Wahrnehmung von Risiken, wenn diese durch Experten als sicher eingestuft werden.
Individualistisch (low Grid, low Group): Betonung von individueller Freiheit und Selbstregulierung, tendenziell niedrigere Risikowahrnehmung, Optimismus bezüglich Technologie.
Egalitär (low Grid, high Group): Fokus auf Gleichheit und Fairness, hohe Risikowahrnehmung, insbesondere bei Umwelt- und sozialen Risiken.
Fatalistisch (high Grid, low Group): Skepsis gegenüber Kontrolle und Vorhersagbarkeit, Gleichgültigkeit gegenüber Risiken, es sei denn, sie betreffen das Individuum direkt.
“Wenn in Deutschland Atomkraftwerke länger am Netz gelassen werden, so geht ist das in Ordnung, weil die zuständigen Behörden das vorher geprüft haben.“ Um welche kulturelle Weltanschauung handelt es sich hier?
Hierarchische Weltanschauung: Diese Aussage reflektiert ein Vertrauen in Autoritäten und Fachwissen, was typisch für eine hierarchische Orientierung ist. Hierarchische Denker akzeptieren Risiken, solange sie von Experten und offiziellen Stellen als kontrollierbar und sicher eingestuft werden
Wie würden Sie die kulturelle Risikotheorie kritisieren?
Vereinfachung: Die Theorie vereinfacht komplexe kulturelle Dynamiken, indem sie Menschen in klare Kategorien einteilt, obwohl viele Individuen sich nicht eindeutig in eine der vier Orientierungen einordnen lassen.
Überbetonung von Kultur: Die Theorie könnte den Einfluss individueller und kontextueller Faktoren auf die Risikowahrnehmung vernachlässigen, indem sie Kultur als den dominanten Einflussfaktor betrachtet.
Fehlende empirische Beweise: Es gibt begrenzte empirische Unterstützung dafür, dass alle Menschen einer Kultur immer die gleichen Risikowahrnehmungen teilen, wie von der Theorie vorgeschlagen.
Nennen sie die Hauptbestandteile des SARF-Ansatzes
- Risikoidentifizierung
- Verstärkung/Abschwächung
- Risikokommunikation
- Ausstrahlungseffekte (Ripple Effects)
- Auswirkungen
Charakterisieren Sie die Hauptbestandteile des SARF-Ansatzes: Risikoidentifizierung
Risikoidentifizierung: Ein Risikoereignis wird erkannt, was das Interesse und den Informationsbedarf auslöst.
Charakterisieren Sie die Hauptbestandteile des SARF-Ansatzes: Verstärkung/Abschwächung
Durch die Interaktion mit psychologischen, sozialen, institutionellen und kulturellen Prozessen kann ein Risiko in seiner Wahrnehmung verstärkt oder abgeschwächt werden.
Charakterisieren Sie die Hauptbestandteile des SARF-Ansatzes: Risikokommunikation
Risiken werden in Signale (z.B. Bilder, Symbole) übersetzt und durch verschiedene Kanäle verbreitet.
Charakterisieren Sie die Hauptbestandteile des SARF-Ansatzes: Ausstrahlungseffekte (Ripple Effects)
Die verstärkte oder abgeschwächte Wahrnehmung eines Risikos kann sich auf andere Teile der Gesellschaft ausbreiten, wie z.B. lokale Gemeinschaften, Unternehmen oder politische Entscheidungsträger.
Charakterisieren Sie die Hauptbestandteile des SARF-Ansatzes: Auswirkungen
Diese Effekte können politische, soziale, wirtschaftliche oder kulturelle Folgen haben, wie z.B. Änderungen in Gesetzen, Stigmatisierung oder finanzielle Verluste.