VL 6: Fragen an die Kommunikationstheorie Flashcards
35. Welche Grundprinzipien berücksichtigt das konstruktivistische Verständnis der „Sinnbildung“?
- Der Mensch erfährt nur über Kommunikation, was die Umwelt für sein Leben bedeutet
- Wir können die Handlungen anderer beobachten, um deren Kommunikation zu verstehen
- Wie die Kommunikation zu verstehen ist, muss der Mensch aber selbst für sich entscheiden als Ergebnis einer Erfahrung
- Ebenfalls muss er für sich selbst entscheiden, was er lernt und welchen Sinn es für ihn macht.
- Individuelle Sinnbildung kann der Mensch also nur selbst und für sich gestalten
36. Welche Grundbestandteile, formalen Bausteine und Eigenschaften werden zur Beschreibung sozialer Kommunikationssysteme herangezogen?
Grundbestandteile:
- 1) Kommunikationszwecke eines Kommunikationssystems
- 2) Wertprinzip (Verständigung auf Zusammenhänge über die kommuniziert wird)
- 3) Formalität (Kommunikation im System immer formal, nicht inhaltlich)
Bausteine:
- 1) Information: Institutionalisierung in Form der allgemeinen Akzeptanz einer gemeinsamen Orientierung oder Sprache
- 2) Medium: Orientierungs- & Verbindungssymbol, sowie auch Sprachelement der Beteiligten
- 3) Code: binär/responsiv, muss eindeutig sein
Eigenschaften
- 1) Wiederholung: Kommunikation entsteht durch Einordnung wiederkehrender Ereignisse
- 2) Operative Geschlossenheit: System kann auf Umwelt nur mit eigenen Verhaltensweisen reagieren
- 3) Autopoiesis: auch soziale Systeme reagieren auf ihre Umwelt mittels eigener Verhaltensweise
- 4)Selbstreferentielle Kommunikation: Kommuniaktion eines Systems bezieht sich nur auf eigene Operation
- 5) Binäre Codierung: Reduziert die Operation auf Aktionen und Nicht-Aktionen
- 6) Sinn: entsteht nur innerhalb eines Systems und innerhalb einer Operation
- 7) Steuerung: nur als Versuch der Irritation relevant
37. Welche Operationen können Kommunikationssysteme vornehmen?
a. Lose Kopplung:
- Lose Kopplungen entstehen, wenn ein System einzelne Signale anderer Systeme als repräsentativ für Veränderung der Umwelt heranzieht und vom „Rauschen“ aller anderen übrigen Signale abgrenzt („Signal to noise ratio“)
- Das System entscheidet selbst, welchen Signalen es vertraut, unabhängig davon, ob diese Signale in den anderen Systemen relevant sind
b. Strukturelle Kopplung:
- Wegen der operativen Geschlossenheit der Systeme kann das System auf diese losen Kopplungen nur mit seinen eigenen Strukturen reagieren, woraus dann strukturelle Kopplungen werden.
- (Also: Wirtschaft kann nur mit Zahlungen und Preisen auf die Bedürfnisse der Gesellschaft reagieren, Finanzen können nur mit Krediten und Risikoaufschlägen auf die Geldbedürfnisse der Wirtschaft reagieren.)*
- Wenn das jeweilige System Erwartungsstrukturen aufbaut wird es für bestimmte Irritationen sensibler gemacht.
c. Structural Drift:
* Solange durch strukturelle Kopplungen die Veränderungen der Umwelt den Erwartungen eines Systems entspricht, befindet sich dieses System im „structural drift“
d. Irritationen:
* Bestehen dann, wenn die Veränderungen eines Systems von den anderen Systemen nicht erwartet werden und deshalb eine strukturelle Kopplung verschwindet
38. Welche gesellschaftlichen Kommunikationssysteme mit bedeutenden Auswirkungen auf die Finanzindustrie werden unterschieden und wie sind ihre jeweiligen Kennzeichen?
- Wirtschaft: Allokation von Ressourcen über Zahlungen
- Wissenschaft: Umgang mit Wahrheit
- Finanzen: Bewertung von Zahlungsversprechen über Profit und Rendite
- Politik: Machtkoordination und Herstellung kollektiv bindender Entscheidungen
- Recht: Richten in konfliktären unterschiedlichen Handlungsvorstellungen
- Moral: Kommunikation von Werturteilen als “gut” oder “schlecht”