V9 Flashcards
- Definieren Sie den Begriff “Ziel”. Auf welche Weise regulieren Ziele menschliches Handeln?
Ziel = spezifische, kognitive (bewusste?) Repräsentationen von Handlungsergebnissen, die Handlungsleitend sind.
Ziele als proximale Determinanten des Handelns
- sie bestimmen erwünschte Handlungsergebnisse, sie sind Basis von Handlungsplänen und Bewertungsgrundlage von Handlungsergebnissen (Erfolg, Misserfolg), sie steuern Aufmerksamkeit, Bewertung, Denken und Handeln und VH.
- Skizzieren Sie ein einfaches kybernetisches Regelkreismodell der Handlungssteuerung durch
Ziele. Erläutern Sie die verschiedenen Komponenten dieses Modells
Regelstrecke = Situation
-> Messfühler = Wahrnehmung der Situation
Sollwert = Ziel, Anspruch
-> Ist-Soll-Vergleich = Bewertung
-> Korrektive Einwirkung = Handlung
-> Regelstrecke = (geänderte Situation)
Ziele als Führungsgrößen in einem Regelkreis, wie Regelung der Raumtemperatur, Handlung als Korrektive Einwirkung, z.B. etwas Essen bei Hunger, einen Freund treffen bei Einsamkeit
(mit 2 Verhaltensprinzipien: Hedonismus und Homöostase)
(TOTE-Schleife = Test-Operate-Test-Exit-Schleife: Test=Ziel als Sollwert mit akt. Situation vergleichen, Operate=bei Abweichung Verhalten, das auf Diskrepanzbeseitigung gerichtet ist, Test= hat sich Situation durch Handlung verändert, ist noch Diskrepanz vorhanden? Wenn ja, Ziel erreicht, Kontrollschleife verlassen = Exit (BUCH)
- Was ist der Unterschied zwischen einer positiven und einer negativen Feedbackschleife?
Handlungsregulation durch Ziele in der Kybernetik:
bei der Zielverfolgung ist eine negative Feedbackschleife die Annäherung an ein Ziel, Reduktion der Diskrepanz zu einem angestrebten Sollwert (negativ: es ist etwas abwesend)
positive Feedbackschleife ist die Vermeidung eines Antiziels, Erhöhung der Diskrepanz zu einem abgelehnten Referenzwert.
- Erläutern Sie die Begriffe “Selbstaufmerksamkeit” und “Optimismus”. An welchen Stellen beeinflussen diese Variablen Prozesse der Handlungsregulation im Modell von Carver und Scheier? Schildern Sie die Ergebnisse der Untersuchung von Carver, Blaney & Scheier (1979), mit denen der Einfluss von Selbstaufmerksamkeit und Optimismus auf die Hartnäckigkeit der Zielverfolgung untersucht wurde.
Selbstaufmerksamkeit (SAM) = meine Normen, Standards, wie sehr hört man auf die innere Stimme,
hohe SAM= ständige, regelmäßige Überwachung pers. Ziele, so wird Diskrepanz leichter wahrgenommen
Optimismus = hoch oder niedrig, (geringer Optimismus – motivationsmindernde Wirkung, frühe Zielablösung) Kontrollüberzeugung, wichtig für die Zielverfolgung, Umgang mit
Scheitern, chronisches Blicken in die Zukunft…, Bewertungstendenz
Modell Kontrollprozesse (Carver & Scheier, 1986)
SAM ist zuständig für den Soll-Ist-Vergleich, durch den bei Diskrepanz der Regelkreis beginnt und eine Handlung erfolgt um die Diskrepanz zu reduzieren. Treten Schwierigkeiten auf, kommt es zu einer
VHunterbrechung und SAM und Optimismus setzen ein. Sie haben einen großen Einfluss auf die Einschätzung der Zielerreichungsmöglichkeiten. Durch SAM und Kontrolle fällt die Entscheidung, ob das Ziel weiter verfolgt wird oder Disengagement erfolgt.
Untersuchung von Carver, Blaney & Scheier (1979)
VP Aufgabe: Anagramme, einige unlösbar
UV1: SAM hoch vs niedrig (Spiegel im Raum)
UV2: Kontrollerwartung hoch niedrig (Aufgaben als leicht oder schwierig dargestellt)
AV Zeit (Hartnäckigkeit) für die Bearbeitung der unlösbaren Anagramme
Ergebnisse: optimistische Kontrollerwartungen (leichte Aufgabe) beeinflusst Hartnäckigkeit nur bei erhöhter SAM, geringe Kontrollerwartung (schwere Aufgabe) führen zu frühzeitigem Disengagement.
bei niedriger SAM ist kein Unterschied, ob schwere oder leichte Aufgabe.
Kontrollerwartungen (hoch/niedrig) wirken sich ohne SAM nicht auf die Dauer der Problemlösungsversuche aus, da die korrektiven Versuche in der Problemlöseschleife nicht bewusst überwacht werden.
- Erläutern Sie den Begriff des “disengagement”. Welche beiden Formen des “disengagement” werden im Modell von Carver & Scheier unterschieden? Unter welchen Umständen ist ein “disengagement” wahrscheinlich?
Disengagement = Ablösung von dem ursprünglich gesetzten Ziel, obwohl Ziel nicht erreicht
zwei Formen:
- offener, behavioraler Rückzug
- mentaler Rückzug (offener Rückzug nicht möglich wegen äußeren Zwängen, halbherzige Versuche, den Schein weiterer Zielverfolgungsbemühungen aufrechtzuerhalten…
Umstände: Lösungsmöglichkeiten werden als gering eingeschätzt (z.B. nach wiederholtem Misserfolg)
kann durch geringen Optimismus früh geschehen, ist bei ehrgeizigen, langfristigen Zielen, die nicht erreicht werden können, aber Schutz vor dauerhafter Frustration
notwendige Voraussetzung für eine Zielanpassung oder für eine Neuorientierung auf andere Ziele
- Welche Emotionen entstehen nach dem Modell von Carver und Scheier während der Zielverfolgung und wie hängen diese Emotionen mit der Rate der Annäherung an ein (Anti-)Ziel zusammen?
Affekte / Emotionen sind das Resultat der Überwachung einer Ist-Soll Diskrepanz und der Rate der Zielannäherung
Zielerwartungszeit wird beurteilt. Es entsteht
- kein Affekt, wenn es standardmäßig vorwärts geht,
- ein positiver Affekt, wenn es schneller oder besser läuft als erwartet
- ein negativer Affekt bei langsamerer Annäherung zum Ziel als es Standard ist
- Ziele unterscheiden sich in ihrer Schwierigkeit und im Grad ihrer Konkretheit. Was ist damit genau gemeint und wie wirken sich diese Variablen auf die Effizienz der Zielverfolgung aus?
Zielschwierigkeit (Anspruchsniveau): anspruchsvolle Ziele – höhere Leistung
(zu leichte Ziele werden nicht effizient verfolgt, sind langweilig)
Zielspezifität: hohe Spezifität ist Voraussetzung für Feedback und das ist essentiell für Handlungsregulation – effizientere Zielverfolgung
- Was versteht man unter “commitment” bei der Zielverfolgung? Von welchen Variablen hängt das “commitment” zu einem Ziel ab? Erläutern Sie die Aussage, dass “commitment” eine Moderatorvariable für Prozesse der Zielverfolgung darstellt.
Commitment = Zielbindung, wie sehr fühle ich mich diesem Ziel verpflichtet
= Moderator des Zusammenhangs zwischen Zielen und Leistungen
Variablen: Motivation während der Zielverfolgung hervorgerufen durch Erwartungen, Attraktivität und situativen Einflussgrößen, Ziele und Leistung
- Erläutern Sie die Studie von Latham & Seijts (1999). Warum führt das Setzen von Unterzielen zu einer besseren Leistung?
VP mussten in Wirtschaftssimulation mit unterschiedlichen Zielen wirtschaftlich arbeiten
1. Gruppe „Do your Best“
2. Gruppe „Distal Goal“ anspruchsvoll
3. Gruppe „proximal+distal goal“
Ergebnis: Gruppe 2 verdiente am wenigsten, Gruppe 1 mittel und Gruppe 3 ist am erfolgreichsten
Erklärung: Unterziele sind motivierend weil sie zeitnahes Leistungsfeedback geben (Info und Selbstwirksamkeit) und zeitnahe Belohnung (Anreiz)
(schnellere Evalutation, dass man auf dem richtigen Weg ist, günstige Einschätzung, höchste Motivation)
- Was versteht man unter “possible selves”? Welche unterschiedlichen Typen von “possible selves” gibt es? Wie wirken sich “possible selves” auf das Handeln einer Person aus? Illustrieren Sie Ihre Antworten anhand eines Alltagsbeispiels.
Possible selves = Komponenten des Selbst, erwünschte und unerwünschte possible selves als unmittelbare Motivationsquelle und interpretativer Rahmen
als Sollwert für uns, passt mein VH zu meinem erwünschten Selbst – Selbstregulation und VHanpassung…
Hunger – Essen – possible selve mit Abnehmvorhaben – Vhänderung, nichts essen?!?
(Buch: beide Komponenten erforderlich für hinreichend starke und stabile Motivation für aktives Handeln
ausgewogene Kombination ergibt beste Motivation, starke Dominanz unerwünschter possible selves ohne realistische positive Optionen lähmt das VH, fehlen von unerw.ps = mögliche persönliche Fehlentwicklungen und Misserfolge -> Tendenz zu angenehmen Tagträumen ohne aktiv zu werden
- In der Theorie der regulatorischen Foki von Higgins werden zwei unterschiedliche Arten von Selbstdiskrepanzen unterschieden. Welche Arten der Selbstdiskrepanz sind das? Welche Auswirkungen hat das Erleben solcher unterschiedlichen Diskrepanzen auf die Handlungsregulation und auf das emotionale Erleben? (Higgins, 1997)
Real-Selbst
Idel-Selbst: Optimum, beste Form
Soll-Selbst: von Normen geprägt
Selbstdiskrepanzen: rufen unterschiedliche Emotionen und Motivationen hervor
Real-Ideal: Fokus auf Nutzen von Chancen -> Promotion Focus -> Freude bzw Traurigkeit
Real-Soll: Fokus auf Vermeiden von Fehlern -> Prevention Focus -> Ruhe bzw Angst (ich sollte besser sein…)
Fokus: Handlungsregulation -> Name Fokus -> Emotionen
Real-Soll Diskrepanz (Higgens) sagt soziale Ängstlichkeit voraus
Real-Ideal Diskrepanz sorgt eher für depressive Erkrankungen
- Erläutern Sie unterschiedliche Arten von Selbstaufwertungsprozessen, mit denen das Selbstkonzept einer Person stabilisiert und gegen selbstwertbedrohliche Information geschützt werden kann.
Selbstaufwertungsprozesse: (self-enhancement)
- defensive Prozesse:
Self-handicapping, attributional bias, excuse making
Self-enhancement – aktive Prozesse:
sich selbst positiver wahrnehmen im Vergleich zu anderen, Selbstaufwertung besonders stark bei Kritik/neg. Feedback, wenn Selbstkonzept infrage gestellt wurde, Selbstaufwertung dient Wiederherstellung der Integrität des Selbst, ist also Selbstregulationsprozess
(Buch: aktive Suche nach bestätigender Evidenz, Vermeidung von selbstwertbedrohlichen Situationen, strenge Prüfung negativer Infos im Vergleich zu positiven Ergebnissen, automatische Ausrichtung der Aufmerksamkeit, selektiver Abruf selbstkonsistenter Infos aus Gedächtnis =
= erwünschte Situationsdeutungen kommen uns überzeugender vor als selbstwertbedrohl. Interpret.)
Sicherung der personalen Identität?!? Gehört nicht dazu?
Self-verification (Swann, 1983) (Aufsuchen von selbstbestätigenden Umgebungen, Suche von pos. Feedback bei pos. Selbstbild; Aber auch umgekehrte Tendenz bei negativem Selbstbild)
Symbolische Selbstergänzung (Wicklung & Gollwitzer, 1982)
(Instabiles Selbstbild, Ausgleich von Unvollständigkeitserfahrungen (selbstrelevanter Misserfolg, Manel an relevanten Symbolen) durch Zuschaustellen alternativer Symbole; -> Fixierung auf Symbolausgleich unter Vernachlässigung der sozialen Umwelt (z.B. gewonnene Preise als Symbole für Können, keine Preise -> andere Symbole werde mehr betont, wird oft als Angeberei bezeichnet)
- Schildern Sie die Ergebnisse der Studie von Rosenfield & Stephan (1978) zum selbstwertdienlichen Attributionsbias. Welcher Aspekt der Ergebnisse belegt, dass es sich bei diesem Bias nicht um einen generellen Mechanismus der Selbstaufwertung, sondern um einen spezifischen Mechanismus der Selbstbildstabilisierung handelt?
VP mussten Aufgaben bearbeiten
UV 1: Aufgaben typisch männlich/weiblich
UV2: unabhängig von Leistung pos/neg Rückmeldung
AV: Gründe für Ergebnis sollten VP in Skala einschätzen:
hohe Werte = internal (eigene Anstrengung), niedrige Werte external (Zufall, Glück)
Ergebnis: Männer selbstwertdienlicher Attributionsbias: internale Attribution von Erfolg, externale A. von Misserfolg, vor allem bei „Männeraufgaben“; Frauen bei „Frauenaufgaben“ selber Bias, also werden selbstwertdienliche Attributionen v.a. dann vorgenommen, wenn die Ergebnisse für das Selbstkonzept der Person relevant sind. (Ich bin ein Mann, das sollte ich eigentlich gut können)
unpassender Aspekt: Frauen attribuieren internal bei Männeraufgaben, passt nicht in die generelle Selbstaufwertung, spricht für spezifischen Mechanismus bei relevanten Aufgaben.
- Was versteht Swann unter “self-verification”? In welchen Fällen decken sich die Vorhersagen der Theorie der Selbstverifikation mit der Theorie der Selbstaufwertung, in welchen Fällen macht die Theorie der Selbstaufwertung eine gegensätzliche Vorhersage? Schildern Sie die Studie und die Ergebnisse von Swann & Pelham (2002), mit deren Untersuchung die Theorie der Selbstverifikation gestützt wurde.
Self-verification (Swann, 1983) (Aufsuchen von selbstbestätigenden Umgebungen, Suche von pos. Feedback bei pos. Selbstbild; Aber auch umgekehrte Tendenz bei negativem Selbstbild)
= Bestreben, alle zum Selbstkonzept gehörigen Überzeugungen zu bestätigen, unabhängig davon ob diese Überzeugungen pos oder neg sind
- im Falle positiver Rückmeldungen stimmen beide Theorien überein: Bevorzugung von Infos und Situationen, die positive Selbstsicht nahelegen
- im Falle negativer entgegengesetzte Vorhersagen: Selbstaufwertung: pos Rückmeldung generell bevorzugt, Selbstverifikation: auch neg. Selbstkonzeptelemente wollen bestätigt werden.
Studie (Swann & Pelhem 2002)
Quasi-Experiment in Studentenheim UV1: Selbstbild pos/neg; UV2: Bewertung von Zimmergenossin; AV: Möchte mit Zimmergenossin im Zimmer bleiben ja/nein
Ergebnis: self-verification bei stabilen und wichtigen Selbstbildern, pos. Selbstbild wollten mit WGPartnern zusammenbleiben, die auch ein pos. Bild von ihnen haben und umgekehrt: neg. Selbstbild neg Einschätzung
Belegen Streben nach Bestätigung selbstbezogener Überzeugungen, selbst bei neg. Eigenschaften.
Inhaltliches Bild der eigenen Person aufrechterhalten, das dem eigenen Leben Orientierung und Sinn verleiht.
- Erläutern Sie die Begriffe der “incompleteness”-Erfahrung und der Kompensation auf der Grundlage der Theorie der symbolischen Selbstkomplettierung. In welchem funktionalen Zusammenhang stehen “incompleteness”-Erfahrungen und Prozesse der Kompensation?
Incompleteness-Erfahrung = Unvollständigkeitserfahrung
= selbstrelevante Misserfolg, öffentliche Kritik, Hinweis auf Mangel an relevanten Symbolen, Erfolgen
Kompensation durch Handlungen zum Beweis der angestrebten Identität, Betonen der Identität (ich als Psychologe…), Hinweis durch Symbole (Uniform, Orden,…) oder Zuschaustellen alternativer Symbole
funktionaler Zusammenhang: Kompensationsprozesse werden vor allem dann ausgeführt, wenn die persönliche Identität vorher infrage gestellt wurde durch incompleteness-Erfahrung und sehr spezifisch für bedrohte Identitätselemente