V12 Flashcards

1
Q
  1. Populärwissenschaftliche Medien beschreiben das limbische System als „ein Gehirnareal, das der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten dient“. Diskutieren Sie diese Aussage kritisch.
A

Das Limbisches System ist kein einheitliches Gehirnareal, weder im histologischen Aufbau noch in den Funktionen: von Gedächtnisbildung (Hippocampus) über emotionale Steuerung (Amygdala) bis hin zu komplexen assoziativen Funktionen. Also ist das limbische System als einheitliches „emotionales Gehirn“ fragwürdig. Stattdessen wurden emotionsspezifische Netzwerke gefunden, die weite Teile des Gehirns umspannen… Die Amygdala als Sitz der Angst mit starken Verbindungen zum Hypothalamus und in den Neocortex ist sicher eine zentrale Struktur für diese Emotion, aber auch nur im Netzwerk eingebunden ist die Funktion möglich. Andere Emotionen werden von verschiedenen Studien in allen Teilen des Gehirns gefunden…

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2
Q
  1. Was ist mit Reaktionskohärenz gemeint und wie wurde diese überprüft? Wie ist der aktuelle Forschungsstand bezüglich einer emotionalen Reaktionskohärenz einzuschätzen? Nehmen Sie hierfür Bezug auf die Metaanalyse von Lensch et al. (2011).
A

Annahme, dass die verschiedenen Komponenten einer Emotion gemeinsam auftreten (Reaktionssyndrom); die unterschiedlichen Reaktionsebenen, die sich in der Bewältigung eines Ereignisses besonders bewährt haben. Bei der Metaanalyse von Lensch gibt es gemischte Resultate: Die Emotionskomponenten Verhalten und Erleben korrelieren überhaupt nicht mit der Kognition, aber zwischen Verhalten und Erleben und Physiologie gibt es in dieser Studie mittelstarke Korrelationen. Gesamtbefunde sprechen eher für einen losen Zusammenhang zwischen den einzelnen Reaktionssystemen. (Ein größerer Zushang könnte eine Ebene weiter unten bei den Emotionen zu finden sein: Angst – Erwartungsängste, Bedrohungsängste…)

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3
Q
  1. Grenzen Sie die drei wichtigsten theoretischen Ansätze in der Emotionspsychologie voneinander ab. In welchen Grundannahmen unterscheiden sie sich? Welche Stärken und Schwächen haben die einzelnen Ansätze?
A

Biologische Ansätze: Emotionen = angeborene Merkmale durch
natürliche Selektion entstanden
E.Ursache: Biologische Schlüsselreize und emotional gelernte Reize, Entstehung durch Emotionsmodule
Stärken: evolutionsbiologische Perspektive, universeller Emotionsausdruck, Analogien im Tierreich
Schwächen: Unterschiede zwischen und innerhalb von Personen, unklare Def. Von Basisemotionen, unklare Auslöser, geringe Reaktionskohärenz
Kognitive Ansätze: kognitive Einschätzungen in Bezug auf das eigene Wohlergehen und Wohlbefinden
E.Ursache: Situationseinschätzung (Appraisal), Entstehung durch kognitive Prozesse
Stärken: alltagsplausibel, Unterschiede zwischen und innerhalb von Personen, hohe Vorhersagegenauigkeit
Schwächen: kognitive Verursachung von nicht-kognitiven Erlebnissen(Gefühlen), nicht-kognitive Emotionsursachen, geringe Reaktionskohärenz

Konstruktivistische Ansätze: sozio-kulturell geprägte, emotionale Kategorisierung von diffusen affektiven Zuständen
E.Ursache: Veränderung von Basisaffekten, Entstehung durch Kategorisierung von Basisaffekten
Stärken: soziale und kulturelle Einflüsse, Unterschiede zwischen und innerhalb von Personen, breiter Erklärungsanspruch
Schwächen: Auslöser von Basisaffekt unklar, universeller Ausdruck von Emotionen, bislang wenig überprüft

unterschiedliche Grundannahmen: Ursache und Entstehung von Emotionen, Emotionsanzahl (biologisch begrenzt, kognitiv + konstruktivistisch unbegrenzt), diskrete Reaktionsmuster (biolog + kogn. Ja, konstruktivistisch nein) jede einzelne Emotion hat ein eigenes Reaktionsprofil
Übereinstimmung im Komponentenmodell

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4
Q
  1. Beantworten Sie aus der Sicht von biologischen Emotionstheorien folgende Fragen: Was ist eine Emotion? Was verursacht eine Emotion? Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?
A

Emotionen sind angeborene Merkmale, die durch natürliche Selektion entstanden sind – Bewältigung von fundamentalen und wiederkehrenden Herausforderungen, die für Überleben und Reproduktion wichtig sind…
Emotion wird durch Situationsmerkmale (angeborene perzeptuelle Schemata (Höhle, Schlange…)) ausgelöst und dient dem Überleben, einer adäquaten Reaktionssteuerung… Durch den Reiz werden alle Komponenten einer Emotion (Erleben, Kognition, Motivation, Physiologie, Ausdruck) auf einmal ausgelöst.
Unterschiedliche Emotionen entstehen in separaten informationsverarbeiten Systemen, den Emotionsmodulen, die hoch automatisiert und spezifisch sind. Laut Mischtheorien (Plutchick 1980) entstehen sekundäre Emotionen durch Vermischung, also gemeinsames Auftreten von primären Emotionen.

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5
Q
  1. Was sind Emotionsmodule?
A

biolog. Ursprung von Emotionen in funktional spezialisierten Emotionsmodulen:
* seperate, informationsverarbeitende Systeme: (5 Punkte)
genetisch festgelegte Schaltkreise (affect circuits), Domänenspezifität (spez. Thema, z.B. Bedrohung), funktionale Spezialisierung (Schutz, Exploration), hoch automatisierte Funktionsweise, Enkapsulation (Modul ist abgeschirmt von höheren Kognitionen)
* Direkte Emotionsauslösung durch Situationsmerkmale (angeborene perzeptuelle Schemata)
* Lernen von emotionalen Reaktionen auf neue Hinweisreize und Situationen
- Furchtkonditionierung (Watson), vorbereitetes Lernen (Seligman 1970)

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6
Q
  1. Beschreiben Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung des kleinen Albert (Watson & Rayner, 1920). Welche Bedeutung haben diese Ergebnisse für biologische Emotionstheorien?
A

Kleiner Albert (11mon), Furchtkonditionierungsprozedur:
zeigte anfangs keine Angst vor Tieren mit Fell, mehrfache (7x) Kombination weiße Ratte als Neutraler Stimulus mit lautem Geräusch (Hammer auf Eisenstange hinter ihm) (UCS Unkonditionierter Stimulus)
Ergebnis: Ratte (CS, ist jetzt konditionierter Stimulus) löst Furcht aus, Generalisierung auf Kaninchen, Hund, Seehundfell, Nikolausbart, Angst vor Ratte auch noch einen Monat später.
In der biologischen Emotionstheorie erklärt diese Konditionierung die Entstehung emotionaler Reaktionen auf neue Hinweisreize und Situationen durch LERNEN. Erklärt die Entwicklung von Angst und Angststörungen.

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7
Q
  1. Beschreiben Sie die Studie von Rakinson & Derringer (2008). Welche Aussage macht diese Studie über die Wahrnehmung von „emotionalen“ Reizen?
A

Säuglingen (5 Monate) wurden Bilder gezeigt: spinnenähnliche schematische Reize
AV visuelle Fixationsdauer wurde gemessen, Ergebnis: die schematische Spinne wurde am längsten betrachtet, Erklärung: die „Bedrohung“ zieht die Aufmerksamkeit auf sich, daher beachten die Babys das Spinnenbild am längsten. die Wahrnehmung von emotionalen Reizen ist laut dieser Studie angeboren, es gibt demnach angeborene perzeptuelle Schemata.

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8
Q
  1. Was ist „vorbereitetes Lernen“? Wie wurde es experimentell nachgewiesen?
A

Angeborene Lernbereitschaften, die ein emotionales Lernen in bestimmten Situationen begünstigen; preparedness = biologisch vorbereitetes Lernen
(Phobien entwickeln sich vorwiegend gegenüber gefährlichen Situationen z.B. offene Plätze, Dunkelheit, Höhen, Tiere wie Schlangen und Insekten, aber nicht gegenüber Waffen, Autos,… obwohl heute gefährlicher…)
Experimentell: Cook & Mineka 1989:
In Gefangenschaft aufgewachsene Laboraffen
UV: Affe in Video zeigt Angst vor Spielzeugkrokodil/ Spielzeughase
AV: Furcht vor Spielzeugkrokodil/Spielzeughase
Ergebnis: Angst vor Krokodil viel größer und auch schon nach einmaliger Beobachtung, Furchtkonditionierung entwickelt sich sehr schnell doch nicht vor allen Gegenständen, sondern spezifisch vor evolutionär gefährlichen Situationen/Tieren…

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9
Q
  1. Beantworten Sie aus der Sicht von kognitiven Emotionstheorien folgende Fragen: Was ist eine Emotion? Was verursacht eine Emotion? Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?
A

Emotion = kognitive Einschätzung in Bezug auf das eigene Wohlergehen und Wohlbefinden (und das Muster von physiologischen, motivationalen und expressiven Veränderungen)

Ursache einer Emotion: Reiz und die subjektive Einschätzung
Emotionen sind abhängig von der subjektiven Einschätzung (appraisal) einer Situation/eines Ereignisses
- Einschätzung im Hinblick auf Werte, Ziele und Normen der Person

unterschiedliche Emotionen ergeben sich als Kombination unterschiedlicher Einschätzungen: unterschiedl. Einschätzungsmuster lösen unterschiedl. Muster von physiologischen, expressiven und motivationalen Veränderungen aus (Reaktionsprofil = Emotion= Bewertung (Kognition)+ Handlungsbereitschaft(Motivation)+Physiologie+Verhalten (Ausdruck+Handlung))

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10
Q
  1. Erläutern sie die vier Hauptgruppen von „Stimulus Evaluation Checks“ (SEC) im Komponenten-Prozess-Modell von Klaus Scherer. In welcher Reihenfolge werden SECs vorgenommen?
A

4 Hauptgruppen Appraisals:
1. Relevanz (Neuigkeitssbewertung, intrinsische Angenehmheit, Relevanz für Ziele und Bedürfnisse)
2. Implikationen (kausale Attribution(wer hat was warum getan), Ergebniswkeit + Disprepanz zu Erwartung + Dringlichkeit, Zuträglichkeit bzw Abträglichkeit zu eigenen Zielen und Bedürfnissen)
3. Bewältigungspotential (Kontrolle, Macht, Anpassungspotential)
4. Normative Signifikanz (interne und externe Standards)
Appraisalprozesse erfolgen durch Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Motivation, logisches Denken und Selbst
SEC immer in dieser Reihenfolge, nur wenn Einschätzung dass Reiz Relevant, können Emotionen entstehen.

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11
Q
  1. Erklären Sie die Grundzüge der klassischen Zwei-Faktoren-Theorie der Emotionsentstehung und ihre experimentelle Überprüfung in der Studie von Schachter & Singer (1962). Welches Ergebnis wurde in dieser Studie beobachtet und wie wurde es interpretiert?
A

Grundzüge:
1 unspezifischer physiologischer Erregungszustand
2 kognitive Erklärung der Erregung mit einer emotionalen Ursache
Studie Schachter & Singer:
UV Hervorrufen einer körperlichen Erregung (Adrenalin vs Placebo)
Erklärungsbedürfnis: vorhanden (korrekte Nebenwirkungen) vs falsch vs nicht vorhanden
Emotionale Kategorisierung / Kognition (Strohmann): Ärger vs Freude
AV: Beobachtung des VH der VP und Fragebogen
Ergebnis: Erwartung einer Angleichung der emotionalen Reaktion an die Reaktion des Strohmanns bei erklärungsbedürftigem Erregungszustand, zeigt sich auch bei Adrenalin falsche + keine Erklärung im Unterschied zur informierten Gruppe, aber keine bedeutsamen Unterschiede zur Placebogruppe…
Die Notwendigkeit der Erregung (physiologische Komponente) ist somit fragwürdig.

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12
Q
  1. Was ist Erregungstransfer? Beschreiben Sie dazu das Ergebnis von mindestens einer Studie.
A

Erregungstransfer = Fehlattribution einer Resterregung aus Situation A auf eine emotionale Erregung in Situation B, z.B. körperliche Ertüchtigung (Sport) vor Sehen einer erotischen Filmszene intensiviert die sexuelle Erregung (Cantor, Zillmann & Bryant, 1976)

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13
Q
  1. In welchen Annahmen unterscheiden sich moderne konstruktivistische Emotionstheorien von der klassischen Zwei-Faktoren-Theorie? Wie werden durch diese Unterschiede Einwände gegen den klassischen Ansatz ausgehebelt?
A

Moderne konstruktivistische Ansätze: Emotionen entstehen durch Kategorisierung von emotionsunspezifischen affektiven Zuständen mit Emotionskonzepten
vorher: Emotionen sind die kognitive Erklärung (Attribution) eines unspezifischen Erregungszustandes
modifizierte Grundannahmen:
1. positive und negative Basisaffekte (anstelle Erregung), Mix aus Valenz und Erregung
= objektungerichtetes affektives Signal
2. emotionale Kategorisierung (anstelle Attribution): Emotionskonzepte (Angst, Ärger) als interpretative Schemata, automatische Kategorisierung über Ähnlichkeitsbestimmungen
= objektgerichteter emotionaler Zustand
Aushebelung:
neuer Ansatz 1. Teil ist nicht nur physiologisch, sondern kognitiv-physiologisch, das Erleben von Basisaffekten, (es muss keine physiologische Erregung vorliegen!)
2. Teil Emotionale Kategorisierung = Kognition nicht Attribution, Emotionale Kategorisierungen ordnen affektive Zustände in einen Sinnzusammenhang ein, geht über reine Benennung von Gefühlszuständen hinaus. Emotionen sind somit nicht von der Natur vorgegeben, sondern werden psychologisch konstruiert, je mehr eine Gefühlsreaktion unserem Bild von einer typischen emotionalen Reaktion entspricht, umso wahrscheinlicher ist ihre Kategorisierung als emotionale Reaktion. (Müssen sich nicht ähnlich sein, muss keine Überschneidung in ausgelösten Reaktionen da sein…)

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14
Q
  1. Was sind Basisaffekte? Wodurch werden sie ausgelöst und wie hängen Sie mit Stimmungslagen einer Person zusammen?
A

Basisaffekte können positiv oder negativ sein, sind kognitiv-physiologische Reaktion auf Ereignisse, Mix aus Valenz und Erregung (dimensionales Modell) = objektungerichtetes affektives Signal
Buch: Basisaffekte sind Rohgefühle (core effect). (Emotionen beruhen auf emotionalen Kategorisierungen von diffusen Rohgefühlen. Diese Kategorisierungen werden von unserem Wissen über Emotionen geleitet.)
Basisaffekten fehlt ein Objektbezug und ihre Verursachung ist der Person häufig nicht bewusst. Milde und lang anhaltende Basisaffekte können ein „affektives Hintergrundrauschen“ bilden, das die aktuelle Stimmung einer Person wiedergibt. Basisaffekte und ihre Veränderungen werden wie andere sensorische Empfindungen (Sehen, Hören) fortwährend registriert und unter Einbezug von interpretativen Schemata kategorisiert.

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15
Q
  1. Welche Bedeutung schreiben konstruktivistische Emotionstheorien emotionalen Kategorisierungsprozessen zu? Was ist unter einer emotionalen Kategorisierung zu verstehen?
A

Emotionen beruhen auf emotionalen Kategorisierungen von unspezifischen affektiven Zuständen. Diese Kategorisierungen werden von unserem Wissen über Emotionen geleitet, erfolgt nach interpretativen Schemata: Emotionskonzepte (Angst, Ärger,…). Automatische Kategorisierung erfolgt aufgrund von vagen Ähnlichkkeitsbestimmungen, wie ähnlich ist dies einer typischen emotionalen Reaktion, ohne notwendige Merkmale für eine konkrete Emotion zu bestimmen. So können unterschiedliche Zustände als Angst erlebt werden, ohne dass sie einen Überschneidungsbereich in den von ihnen ausgelösten Reaktionen haben müssen.

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16
Q
  1. Beantworten Sie aus der Sicht von modernen konstruktivistischen Emotionstheorien folgende Fragen: Was ist eine Emotion? Was verursacht eine Emotion? Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?
A

Emotion: Emotional kategorisierter Basisaffekt; Emotionen entstehen durch Kategorisierungen von emotionsunspezifischen affektiven Zuständen mit Emotionskonzepten.
Emotionsursache: Veränderung von Basisaffekten
unterschiedliche Emotionen: unterschiedliche Kategorisierung von Basisaffekten