Sitzung 10: Biologische Grundlagen der Motivation Flashcards
26.1.1 Antrieb und Verstärkung:
Trieb, homöostatische und nicht-homöostatische Triebe
- Trieb – Definition: psychologische Prozesse, die zur bevorzugten Auswahl einer Gruppe abgrenzbarer Verhaltensweisen bei Ausgrenzung andere Verhaltenskategorien führen
- Homöostatische Triebe: entstehen aus der Abweichung körperinterner stabiler Sollwerte (z.B.: Hunger, zirkadiane Periode,…)
- Nicht-Homöostatische Triebe: entstehen aus variablen Sollwerten und Deprivationszeiten, welche von Umgebungsvariablen wie Verfügbarkeit und Anreiz mitbestimmt werden (z.B.: Sexualität, Explorationstrieb, Bindungsbedürfnis, Emotionen,…)
26.1.3 Interaktion von Abtrieb und Verstärkung:
Verstärkung und Triebenergie
- Eigenschaften von Verstärkerprozessen:
a) Sie können von homöostatische Triebmechanismen unabhängig sein
b) Die Reize von einer appetitiven Reaktion stellen wichtige verstärkende Reize dar, auch ohne Bestehen eines Antriebszustands - Triebsysteme: Verstärkungs- und Triebsysteme arbeiten zusammen, um die Festigkeit der assoziativen Beziehung zwischen Reizen und Reaktion und Konsequenz zu bestimmen. Nicht nur Triebreduktion, sondern auch Triebinduktion kann verstärkend wirken
26.1.3 Interaktion von Abtrieb und Verstärkung: Appetitive und konsumatorische Reaktion
Tritt ein homöostatisches Ungleichgewicht ein, so folgt ungerichtetes appetitives Suchverhalten. Erst die Verstärkung lenkt die Triebenergie auf ein bestimmtes Verhalten
26.1.3 Interaktion von Abtrieb und Verstärkung: Anreizmotivation – Arten von Anreizen
- Arten von Anreizen:
a) Natürliche Anreize: Nahrung, Wasser, Wärme, sexual & sozial Partner, Berührung
b) Künstliche Anreize: Drogen, intrakranielle Selbstanreize die die sensorische Verarbeitung umgehen und direkt auf das neuronale Anreizsystem (Dopaminsystem) wirken - Entstehung von Anreizmotivation: durch Assoziation mit positiven oder negativen Verstärkern
- Prozesse, die das Ausmaß von Anreizmotivation bestimmen (positive Reize):
a) Neuronale Substrat: für die positive Verstärkung werden durch Konsequenzen des Verhaltens angeregt
b) Positive Empfindung: ausgelöst durch die positive Verstärkung, wird durch klassischen Konditionierung mit dem Ort, Objekt der Handlung oder dem Anlass assoziiert
c) Anreizhervorhebung: Zukünftige Wahrnehmung dieser Objekte und Handlungen werden aus den ürigen Reizen herausgehoben und werden attraktiv und erwünscht
26.1.3 Reflexhierarchien und Spontanverhalten:
Instinktverhalten – Definition
Instinktives Verhalten tritt als stereotype Reaktion auf angeborene Schlüsselreize auf und ist blind gegenüber den Konsequenzen. Seine vorgegebene Verschaltung erspart dem Organismus, Aufmerksamkeitsressourcen und Lernen zu aktivieren
26.1.3 Reflexhierarchien und Spontanverhalten: Reflexhierarchien
- Fließender Übergang: von instinktivem zu motiviertem Verhalten kann man als eine kette hierarchisch aufeinander aufgebauter Reflexe verstehen
- Erholung nach Verlust der Motivation: verläuft vom Kopf abwärts
26.1.3 Reflexhierarchien und Spontanverhalten: Spontanverhalten und körpernahe Reize
Der Aufbau von Reflexhierarchien und Spontanverhalten hängt nicht nur von den Konsequenzen eines Verhaltens ab, sondern auch von Informationen aus dem eigenen Körper über den Bewegungsablauf und den Zustand innerer Organe
26.1.3 Reflexhierarchien und Spontanverhalten: Operantes Lernen und Verhaltensflexibilität - wann ist operantes Lernen nicht möglich?
Operantes Lernen ermöglicht flexibles Verhalten in Abhängigkeit von Verhaltenszielen. Ohne Rückmeldung der Bewegung, ihrer Intention und Konsequenz und ohne körpernahe Reize von ihrer Ausführung ist operantes Lernen und damit willentlich und zielgerichtetes Verhalten nicht mehr möglich
26.2.1 Formen von Durst und Salzappetit:
Voraussetzungen von Durst
Verliert der Körper mehr als 0.5% seines Gewichtes an Wasser, entsteht Durst
1. Dehnungsrezeptoren: in den Vorhofgefäßen des Herzens melden an den Hirnstamm und darüber liegenden Hirnregionen den Füllungsstand der wichtigsten Blutgefäße
26.2.1 Formen von Durst und Salzappetit: Entstehung von Durst (WICHTIG) und Arten von Durst
- Hypovolämischer Durst:
a) Auslöser: Durch Verlust von Blut o. andere Körperflüssigkeiten (Schwitzen, Erbrechen, Durchfall, …)
b) Wirkweise:
I. Arterielle Barorezeptoren in den großen Blutgefäßen melden Druckverlust nach Flüssigkeitsverlust (das Blutvolumen nimmt ab)
II. Dadurch wird über den Nucles tractus solitarii (NTS) in der Medulla wird das Renin-Angiotensin II-System aktiviert
III. Angiostensin II steigert die Freisetzung von Aldosteron, ADH (macht Durst) und Oxytozin (reduziert Salzappetit)
c) Intra- und extrazelluläre Lösungs- und Salzbestandteile bleiben erhalten - Osmotischer Durst:
a) Entstehung: wenn das Gesamtvolumen an Wasser konstant bleibt, aber plötzlich ein starker Ansteig von extrazellulären Lösungsbestanenteilen und Salz auftritt (z.B: nach sehr salziger Nahrung)
b) Wirkweise:
I. Osmosesensoren im Gehirn melden steigende Osmolalität der Extrazellulärflüssigkeit
26.2.1 Formen von Durst und Salzappetit: Salzappetit
- Wasserverlust: löst sowohl Wasseraufnahme als auch Aufnahme von Salz auf, um Volumen (Volumenverlust = Hypovolämie) und Osmonalität der Extrazellulärflüssigkeit wieder in ein Gleichgewicht zu bringen
- Barometerrezeptormechanismus: stellt mit ADH- und verspätete Aldosteronausschüttung das Na+-Gleichgewicht durch Natruimresorption wieder her
- Oxytozin-Neuronen: Ihr Aktivierung im Hypothalamus durch Salz erfolgt verzögert sie (die Neuronen) hemmen nach Salzaufnahme jene Neuronen, die für den Salzappetit verantwortlich sind
26.2.2 Durststillung:
Präsorptive und resorptive Durststillung
- Präsorptive Durststillung:
a) Definition: das Durstgefühl erlischt (das Trinken hört auf) lange bevor der extra- und intrazelluläre Wassermangel beseitigt ist Präsorbtive Durststillung geht der resorptiven voraus & ist sehr präzise (die getrunkene Wassermenge entspricht in engsten Grenzen der benötigten)
b) Volumen- und Osmoserezeptoren des Magens und des Duodenums spielen eine Rolle
26.2.2 Durststillung: Primäres uns sekundäres Trinken
- Primäres Trinken: Folge eines absoluten oder relativen Wassermangels in einem der Flüssigkeitsräume des Körpers Notfallreaktion
- Sekundäres Trinken: Trinken ohne offensichtliche Notwendigkeit, ist eher die Regel, wenn genügend Wasser vorhanden ist
- Lernen: beim Sekundären Trinken spielt lernen eine große Rolle (wenn man mehr ist oder salzhaltige Nahrung isst, dann trinkt man mehr, wenn man gelernt hat, dass man mehr Flüssigkeit braucht)
26.2.2 Durststillung: Klinischer Durst
Folge eines abnormales Wasserverlusts (z.B.: Cholera, Erbrechen, Durchfall,…) oder Störung der Durstmechanismen / Regelung des Salz-Wasser-Haushalts
26.2.3 Hormonelle Regulation von Hunger und Sättigung:
Langzeitregulation
- Die Regulation des Fettgewebes: ist eine Langzeitregulation, die langsam und quantitativ sehr genau ist
- Hypothalamus: Kontrollzentren der Fettgeweberegulation liegen im Hypothalamus sie erhalten das Adipositassignal
- Adipositassignal: Rückkopplungssignal von Fettgewebe, dessen Konzentration im Blut quantitativ und proportional zur Größe des Fettgewebes ist wird in Form des Peptids Leptin vermittelt (Insulin spielt hier auch eine Rolle)
26.2.3 Hormonelle Regulation von Hunger und Sättigung: Kurzzeitregulation
- Die Regulation der Nahrungsaufnahme durch den Gastrointestinaltrakt (GIT) ist eine Kurzzeitregulation, die schnell und ungenau ist
- Hypothalamus: Die Regulationszentren liegen in der Medulla oblongata und im Hypothalamus. Sie erhalten das Sättigungssignal
- Sättigungssignal: multiple afferente neuronale und hormonelle Signale vom GIT, die vor allem die Beendigung der Nahrungsaufnahme kontrollieren die Hormone Gholezyokinin (CCK), glucagon-like peptide (GLP) und Ghrelin spielen hier eine Rolle
Box 26.1 Insulinresistenz im Gehirn von Adipösen
- Das Gehirn der Adipösen regiert nicht auf Insulin, was erklären könnte, warum der Hunger unterdrückende Effekt von Insulinanstieg beim Übergewichten Menschen versagt
- Auch die Aufmerksamkeitsverbessernde Wirkung von Insulin geht bei übergewichtigen Menschen verloren