Schlaganfall Flashcards
Definition
- Als Schlaganfall bezeichnet man eine plötzlich beginnende Funktionsstörung des Zentral-Nerven-Systems durch eine Störung der Blutversorgung (Minderdurchblutung / Einblutung)
- Akutes neurologische Syndrom, welches vaskulär bedingt ist und
mehr als 24 Stunden anhält; wenn <24h = TIA (Transitorische ischämische Attacke) -> Im klinischen Alltag meist TIA keine sichtbaren Schäden in Bildgebung und wenn ja dann Schlaganfall - Ursache: 20% Blutung, 80% Ischämie durch Thrombembolus
- häufigste neurologische Erkrankung (sogar häufiger als Herzinfarkt)
- Häufigste Ursache für dauerhafte Pflegebedürftigkeit
-> 25% dauerhaft Pflegebedürftig; 50% nicht arbeitsfähig - Etwa 40 % aller Betroffenen versterben innerhalb eines Jahres
Risikofaktoren
Nicht modifizierbare:
Alter
Geschlecht
Familienhistorie
Modifizierbare: Bewegungsmangel Bluthochdruck -> Wichtigster Risikofaktor Diabetes mellitus Cholesterinerhöhung Rauchen Alkoholmissbrauch Herzrhythmusstörungen -> VHF steigt das Risiko am höchsten an Gefäßstenosen
Pathogenese
- normale Blurversorgung des Gehirns ist 58ml/100mg, wenn es unter 22ml/100mg sinkt kommt es zur relativen Ischämie die aber noch reversibel ist bei zeitnaher Versorgung des Gefäßes (Penumbra)
- wenn totale Ischämie kommt es zur irreversiblen Hirnschädigung die nach 10-12 Sekunden zur Bewusstlosigkeit führt (wenn ganzes Gehirn betroffen), nach 30-40 Sekunden im EEG keine Aktivität -> da dann auch die Na/Ka Pumpe nicht mehr funktioniert kommt es zum intrazellulärer Ansammlung der Elektrolyte und Wassernachstrom -> Zytotoxisches Ödem! -> Blut-Hirn-Schranke bricht zusammen -> Proteine strömen ein -> vasogenes Ödem
Subtypen und arterielle Versorgung -> Symptomatik
Kardioembolisch 23% makroangiopath. 21% mikroangiopath. 21% andere Ursachen 35% bekannt 3% mehrere 7% unbekannt 25% -> (man geht davon aus dass Mehrheit dieser auch kardioembolisch durch VHF !)
→ Häufigste Symptome: • Sprachstörungen • Sehstörungen • Hemiparese • Hemihypästhesie
- das betroffene Gefäß bestimmt die Symptome
-> MCA: (A. cerebri media) Häufigste Symptome: • Hemiparese (armbetont) • Hemihypästhesie • Sprachstörungen/Aphasie (links)
-> ACA: (A. cerebri anterior)
Häufigste Symptome:
• Hemiparese (beinbetont)
• Hemihypästhesie
-> PCA: (A. cerebri posterior) Häufigste Symptome: • Homonyme Hemianopsie -> ist eine Sehstörung mit Gesichtsfeldausfall (Skotom), bei der ein gleichseitiger Teil des Gesichtsfelds beider Augen abgeschwächt wird oder ausfällt. • Sprachstörungen (links) • Handparesen (Thalamus)
-> Vertebrobasilär Häufigste Symptome: • Schwindel • Bewusstseinsstörung • Doppelbilder • Komplexe Blickmotorik- Störung • Atemstörung
Broca-Aphasie (motorische Aphasie)
- Broca-Areal, Frontallappen
- Sprachproduktion: Expressive Sprachstörung mit telegrammartiger, agrammatikalischer Sprache und verzögertem Sprachduktus
Sprachverständnis meist intakt
Wernicke-Aphasie (sensorische Aphasie)
- Wernicke-Areal, Temporallappen
- Fließende Rede ohne sinnhaften Zusammenhalt
Häufig Neologismen
Stroke Unit
- 5% Bessere Chance auf ein Überleben ohne Behinderung
- 2% Geringeres Risiko dauerhaft in einem Pflegeheim betreut werden zu müssen
- 3% Risikoreduktion zu sterben
Diagnostik
- Klinisch ist Ischämie und Blutung nicht differenzierbar ->
Vor Diagnostik keine spezifische Therapie ! - Präklinisch im Notarztwagen
-> Wichtig:
Anamnese, Symptombeginn, Angehörige
Moderate Basis-Therapie der Vitalparameter
Adäquate Oxygenierung
Normoglykämie
Normothermie
Unbedingt vermeiden:
Gerinnungshemmende Substanzen
(Heparin, Aspirin…)
Starke Blutdrucksenkung, -hebung - In der Klinik:
Ischämie: MRI signifikant besser als CT (Ischämische Areale sind beim MRT deutlich früher zu erkennen
ICH: MRI und CT zumindest gleichwertig
Zuerst immer Schädel-CT -> Ausschluss der Blutung als Ursache
Labor -> Entzündliche Erkrankungen, Blutbild etc.
Ggfs Angio-MRT zur besseren Darstellung der Stenose, Herzultraschall (Emboliequelle?), Langzeit-Ekg - Verfahren:
Vitalparameter und Blutabnahme (POC INR falls fraglich) 5min (3min)
Kurzanamnese 3min (2min)
NIHSS (standardisierte Untersuchung) 5min (2min)
CT (mit z.B. Koffer oder rt-PA Flaschen in der Hand)
Zum CT 5min (2min)
CT 5min (4min)
Beurteilung 3min (1min)
Intrakranielle Blutung ?
Großer und/oder demarkierter Infarkt ?
Gewicht schätzen 1min (0min)
rt-PA auflösen, aufziehen, spritzen 3min (1min)
Therapie bei Ischämischer Ursache
- Sofortige intravenöse Thrombolyse sobald Hirnblutung als Ursache ausgeschlossen ist ! (Pro Minute sterben 2.Millionen Neurone ab) (4.5 Stunden Zeitfenster), intraarteriell bis zu 6 Stunden, mechanische Thrombektomie per Intervention bis zu 8 Stunden
- Einzige durch Studien nachgewiesene und zugelassene
Akut-Therapie des Schlaganfalls (4.5 Stunden Zeitfenster)
-> Auflösung gefäßverschließender Blutgerinnsel
-> Wiederherstellung der Blutversorgung
-> Wiederherstellung der Funktion - Hoher Blutdruck belassen (bis zu 200/110 mmHg tolerierbar)-> um Versorgung des Hirnareals zu gewährleisten
- Behandlung anderer Symptome wie Herzrhytmusstörungen, ausreichende Hydration, Herzinsuffizenz
- Behandlung einer Hyper- und oder Hyperglykämie da Gehirn schlecht mit schwankendem Blutzucker umgehen kann
- Time is Brain, aber Penumbra bei jedem Menschen unterschiedlich deshalb kann ein Patient noch große Areale z.b 8 Stunden nach Schlaganfall haben die reversibel zu retten sind!
-> Kontraindikationen für eine Lysetherapie:
Aktive oder anamnestisch stattgehabte intrazerebrale Blutung
Gerinnungsparameter: Thrombozyten <100.000, INR >1,7, Quick <50%
Erkrankungen mit erhöhtem Blutungsrisiko (Malignom, akute Pankreatitis, Ösophagusvarizen)
Gewebedefekte: OP oder Trauma innerhalb der letzten 2 Wochen, nicht komprimierbare Punktionen (Organ-, Gefäß- oder Lumbalpunktion) innerhalb der letzten Woche
Schwangerschaft/Entbindung/Wochenbett
Epilepsie bei Symptombeginn
Fixierte arterielle Hypertonie >185/110mmHg
Bakterielle Endokarditis
Einteilung nach Größe des Gefäßes
- Territorialinfarkt: Meist thromboembolischer Verschluss großer Gefäße
- Lakunäre Infarkte: Multiple, kleine Herde aufgrund mikroangiopathischer Veränderungen
- Hämodynamisch-bedingte Infarkte: Drosselung der Durchblutung und des Blutdrucks führt zu einer Perfusionsminderung in Kapillargebieten (Ischämie der “letzten Wiese”)
- Endstrominfarkt: Perfusionsminderung in einem nicht durch Kollateralen versorgten Endstromgebiet einer großen zerebralen Arterie
- Grenzzoneninfarkt (Wasserscheideninfarkt): Perfusionsminderung an der Grenze zwischen zwei Versorgungsgebieten großer Gefäße
Mismatch-Konzept
- dient zur Darstellung des bereits untergegangenen Hirnareals und der Penumbra !
- DWI = Indikator des ischämischen Zellschadens
- PWI = Indikator des ischämischen Gewebes
- Mismatch (Drohender Zelluntergang) = PWI -DWI