Posttraumatische Belastungsstörung Flashcards
1
Q
Symptomatik und Klassifikation
AK
A
- ICD-10: Traumatisches Erlebnis darf bei Beginn der Störung höchstens 6 M zurückliegen (AK)
=> Kodierung als F43.1 - Liegt Ereignis länger zurück, soll auf Diagnose F62.0 (andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung) zurückgegriffen werden
=> Praxis: Wird häufig nicht getan, und F62.0 wird im ICD-11 auch nicht mehr aufgeführt - Störung geprägt durch wiederholtes Erleben des Traumas durch sich aufdrängender Erinnerungen (Flashbacks) / Gedanken (Intrusionen), andauerndem Gefühl von betäubt sein, emotionaler Stumpfheit, Gleichgültigkeit, Teilnahmslosigkeit, Anhedonie, Vermeidung von Aktivitäten & Erinnerung an Trauma auslösen (“triggern”) könnten
- Zustand vegetativer Übererregung und Wachsamkeit (schreckhaft)
- Weitere Symptome: Schlaflosigkeit, Angst, depressive Symptome, Suizidgedanken und häufig Drogen- / Medikamenteneinnahme zur
Linderung anderer Symptome
2
Q
DSM-5 Diagnosekriterien
A
- Kodierung mit F43.10
- Kriterien zur Diagnostik:
A) Konfrontation mit traumatischem Ereignis, entweder direkt persönlich miterlebt / durch Erzählungen erfahren (ausgenommen durch elektronische Medien, es sei
denn diese Konfrontation sei berufsbedingt)
B) Vorhandensein eines / mehrerer der folgenden Symptome des Wiedererlebens: Intrusionen, Albträume, Flashbacks, intensive / anhaltende psych Belastung / deutl körperl Reaktion bei Konfront mit Hinweisreizen
C) Vermeidung von Reizen, die mit traumatischem Erlebnis zu tun haben / Situationen, die solch Konfrontation verursachen würden
D) Negative Veränderungen des Denkens und der Stimmung im Zshang mit traumatischem Ereignis => ua teilweise Amnesie in Zshang mit Trauma, negative Überzeugungen / Erwartungen an sich selbst / andere, verzerrte Kognitionen bzgl Ursachen / Folgen des Traumas (zB Schuldüberzeugungen), andauernder negativer emotionaler Zustand, vermindertes Interesse an wichtigen Aktivitäten, Gefühl des abgetrennt / entfremdet seins, Anhedonie
E) Nach Trauma gab es deutl Veränderung des Erregungsniveaus und Reaktivität
=> Reizbarkeit, selbstzerstörerisches Verhalten, Wachsamkeit, Schreckreaktionen, Konzentrationsschwierigkeiten / Schlafstörungen
F) Kriterien B, C, D und E dauern länger als 1 Monat an
G) Störungsbild verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leid /
Funktionseinschränkung
H) Störungsbild ist nicht besser durch Substanzen / somat Erkrankungen zu
erklären
3
Q
Erklärungsmodelle
A
- Sehr komplexer Prozess: Umfasst
physiolog, neurolog, psychosoziale sowie operante Lernmechanismen - Therapeutisch und va verhaltenstherapeutisch wichtiges Modell zur Entstehung der PTBS: Zwei-Faktoren-Modell der Angstentstehung nach Mowrer
1) Durch klassische Konditionierung wird best Reiz (zB Mann, der nach Zigarettenrauch riecht) mit intensiver Angst bzw Furchtreaktion verbunden
2) Lernen die konditionierte Angstreaktion zu vermeiden, indem sie auslösenden Reizen ausweichen
=> Verstärkung des Verhaltens durch
Angstreduktion bzw Ausbleiben der Angst - Konditionierung eines ganzen Gefühls- bzw Angstnetzwerk
=> Physiolog, emotionaler, kognitiver Erregungszustand - Abspeicherung traumatischer Erinnerungen im Gehirn ist während eines Traumaerlebnisses verändert
4
Q
Diagnostik
A
- Primär: Feststellung des Vorhandenseins eines Traumas
(Bei Trauma handelt sich um Ereignis, nicht um Störung)
=> Erhebung durch Befragung des Patienten durch Therapeuten
==> Ggü Patienten äußerst behutsam sein, auch Erzählen des dramatischen Erlebnisses kann Symptome der PTBS auslösen (triggern) - Häufig sind Patienten ängstlich / schamhaft was Trauma angeht, und
möchten dieses nicht erzählen - Traumapatienten geben sich oft Schuld an Ereignissen, was Scham zusätzlich verstärkt
- Manchmal für Patienten einfacher, Erzählung des Traumas mit Fragebogen durchzuführen, da hier nicht selbst erzählt, sondern nur angekreuzt werden muss
- Zur Erhebung von Schweregrad und Auswirkungen der Störung gibt es versch, im allg gut akzeptierte Fragebogenverfahren (zB DIPS)
- Vorhandensein komorbider Störung (häufig als Depression / Burn-Out-Depression) eher Regel als Ausnahme
=> Komorbiditätsrate von rund 80% - Differenzialdiagnostik zu Angststörung wäre hier notwendig
5
Q
Therapeutisches Vorgehen
A
- Vielzahl verschiedener
Behandlungstechniken: Kognitiv behaviorale Verfahren, EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), psychodynamische Verfahren, IRRT (Imaginery Rescripting & Reprocessing Therapy) - - Grundprinzip: fast aller dieser Verfahren ist weitgehend identisch: Erlebtes Trauma immer wieder erlebt => Wird erzählt, aufgeschrieben, auf Kassette aufgenommen und wieder abgespielt, in Form eines Films in sensu angesehen / sonst wie neu erlebt wird
- Gedanke dahinter: Durch wiederholte Konfrontation stellt sich Habituation ein
=> Trauma wird mit geringerer emotionaler Valenz wieder erlebt - Hierdurch wird Verknüpfung von unkonditioniertem Reiz mit Angstreaktion abgeschwächt
=> Reduzierung von Flashbacks
und Intrusionen - Mögl Folge: Restliche Symptome der Störung können sich bessern
=> Wichtig: Konfrontation nicht darauf abzielt, Flashbacks und Intrusionen zu
erzeugen, und die Angst möglichst zu maximieren, wie es bei anderen Angststörungen eher
üblich ist, sondern das Trauma zu habituieren und die Angst zu reduzieren. Eine klassische
Exposition würde den Patienten unnötig leiden lassen, und keine Besserung bringen.
Bei der Vielzahl möglicher Verfahren und der nicht ganz trivialen Durchführung würde es den
Rahmen dieses Learning Guides sprengen, hier eine vollständige Vorstellung durchzuführen