Glossar Patho Flashcards

1
Q

Abszess

A

Durch die Körperabwehr begrenzte Form der akuten ►Entzündung.
Es handelt sich um einen von ►Leukozyten (Eiter, Pus) und Gewebedetritus gefüllten Gewebedefekt. Durch Einwirkung von Proteasen und Toxinen aus Mikroorganismen (z.B. Staphylokokken) Radikalen, Mediatoren und hydrolytischen Enzymen der Entzündungsreaktion (►Entzündung, ►Komplement), v. a. durch in den eingewanderten Leukozyten enthaltene Proteasen kommt es zu einer ►Nekrose mit Gewebeauflösung (Kolliquationsnekrose). Wichtig ist die Abgrenzung des Entzündungsgeschehens gegenüber unbeschädigtem Gewebe durch ►Hämostasemechanismen und mit der Zeit durch ein Granulationsgewebe (Abszessmembran, ►Wundheilung).

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2
Q

Ätiologie

A

Auslöser bzw. Ursache einer Krankheit. Abzugrenzen von der ►Pathogenese, welche die Entstehungsweise bzw. mechanistische Krankheitsprozesse beschreibt. Beispiele: M. tuberculosis als ätiologisches Agens der Tuberkulose; Endothelschäden durch Bestandteile des Tabakrauchs, bei Einwirkung einer Hypertonie, durch immunologische Prozesse oder durch toxische Metabolite als ätiologische Faktoren der Atherogenese.

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3
Q

Adaptation

A

Vorgänge auf Niveau von Zellen, Geweben und Gesamtorganismus, die der Anpassung von biologischen Prozessen an veränderte „Umweltbedingungen“ dienen. Beispiele: Thermoregulation auf Niveau Organismus bei Kälte oder Hitze; Durchblutungssteigerung bei Muskelbetätigung auf Niveau Gewebe; Zunahme bestimmter Zellorganelle, die der Entgiftung dienen, in Leberzellen (glattes endoplasmatisches Retikulum, Peroxisomen) auf Niveau Zelle. ►Atrophie, ►Hyperplasie, ►Hypertrophie usw. sind Phänomene der Adaptation. Grundsätzlich ist von Reversibilität der Anpassungsreaktionen auszugehen.
Cave: Dysplasie ist keine Anpassungsleistung sie gehört nicht hierhin, obwohl sie in einigen Lehrbüchern mit den Anpassungen genannt wird!

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4
Q

Adhäsion

A

Haften von Zellen aneinander (z.B. Epithelien) oder an extrazellulären Gewebebestandteilen (extrazelluläre ►Matrix, Fibrin, Basalmembranen) wird durch mehr als 50 bisher bekannte Adhäsionsmoleküle auf der Zelloberfläche vermittelt. In der Pathologie spielt Adhäsion bei verschiedenen Prozessen eine Rolle: Die Neigung von Krebs ►Metastasen zu bilden beruht u. a. auf einer mangelhaften Ausbildung von Adhäsionsmolekülen. Adhäsionsmoleküle dienen ►Leukozyten zum Anhaften an Gefässendothelien in entzündeten Regionen (►Entzündung). Im Entzündungsgebiet dienen Adhäsionsmoleküle als Anker für die Fortbewegung und Funktion der beteiligten Zellen. Bei ►Regeneration oder ►Reparation leiten und ankern Adhäsionsmoleküle die Reparaturzellen.
Die vielen verschiedenen Adhäsionsmoleküle gestatten nicht nur individuelle Interaktionen, z.B. bestimmter Zellen untereinander, sie können auch dem Auffinden bestimmter Orte beispielsweise in einer Läsion dienen, da sie oft eine hohe Spezifität für erkannte Liganden aufweisen (z.B. für Fibrin, ►Hämostase, ►Thromben).

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5
Q

Agenesie

A

Fehlen eines Organs, interpretiert als Fehlen der embryonalen Anlage.

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6
Q

Altern

A
Alle Prozesse, die in einem Organismus unvermeidbar ablaufen und zu irreversiblen Funktionseinbussen führen. Altern ist teilweise genetisch determiniert (unterschiedliche Maximalalter der verschiedenen Säugerspezies); teilweise beruht Altern aber auf der Summation von Schäden, denen ein Organismus im Laufe des Lebens ausgesetzt ist (Lungenalterung durch Sauerstoff und Radikale in der Atemluft, Akkumulation von ►Zellschäden, die nicht repariert werden können oder bei denen die Reparaturmechanismen versagt haben). Das menschliche Maximalalter beträgt in Abwesenheit von erworbenen oder genetischen Krankheiten ca. 100 Jahre, erst dann
kommt es zu Erschöpfung regenerativer Prozesse (z.B. Immunsystem) und zur Kumulation von Schäden, die vitale Funktionen beeinträchtigen (v.a. Lunge und Arbeitskapazität). Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass einzelne Systeme durch Erschöpfung der funktionellen Reserven klinische Störungen zeigen, bevor das Individuum als Ganzes stirbt, deshalb sind gewisse Krankheiten als Alterskrankheiten einzustufen (Neurodegeneration mit Demenz oder Parkinson, Linsentrübung (Katarakt), Gelenksdegeneration (Arthrose) u.v.a.m.). Auch hier spielen genetische Einflüsse eine
wichtige Rolle (Disposition). Schädliches Verhalten (Essgewohnheiten, Rauchen, körperliche Aktivität) lässt wegen der zur Entwicklung und Manifestation nötigen Exposition (►CxT Produkt) gewisse Krankheiten in höherem Lebensalter häufiger erscheinen, hier sollte man aber nicht von eigentlichen Alterskrankheiten sprechen. Ziel der präventiven und therapeutischen Medizin sollte es sein, möglichst vielen Individuen das Erreichen eines hohen Lebensalters mit intakten vitalen und kognitiven Funktionen zu gestatten.
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7
Q

Amyloid

A

Im Extrazellulärraum (Interstitium) in Form von Fibrillen abgelagerte, denaturierte und deshalb unlöslich gewordene Proteinfragmente, die gegen proteolytischen Abbau weitgehend resistent geworden sind.
Amyloide entstehen durch partielle Proteolyse globulärer (alpha-Helix Koonformation) bzw. gut löslicher Proteinabschnitte, eventuell begünstigt durch genetisch bedingte Protease-resistente abnorme Aminosäuresequenzen oder infolge Überproduktion einzelner Ketten komplexer Proteine (z. B. von Immunglobulinen). Die abbauresistenten, meist an hydrophoben Aminosäuren reichen Fragmente nehmen eine thermodynamisch günstige beta-Faltblatt- Struktur ein infolgedessen welche schlecht löslich ist und eine fibrilläre Zusammenlagerung begünstigt.
Lichtmikroskopisch ist Amyloid als eosinophile, homogene (hyaline) Masse im Extrazellulärraum erkennbar. Ultrastrukturell können die feinen Fibrillen dargestellt werden. Mittels Kongorot kann die Isotropie von Amyloid als gelblich- grüne Doppelbrechung im polarisierten Licht oder mittels Thioflavinen im Fluoreszenzmikroskop dargestellt werden. Amyloidablagerungen (Amyloidose) können je nach Lokalisation eine restriktive Kardiomyopathie, eine Proteinurie odereine Gefässfragilität (Blutungen) sowie andere Organstörungen bewirken. Primäre Amyloidose: AL-Amyloid aus leichten Ketten von Immunglobulinen bei Plasmozytom. Sekundäre Amyloidose: AA-Amyloid aus Akutphasenprotein der systemischen Entzündungsreaktion bei Patienten mit chronischer oder wiederholter Stimulation des Immunsystems (chron. Osteomyelitis, rheumatoide Arthritis, Tuberkulose, Autoimmunkrankheiten). Die senile Amyloidose betrifft Herz und Gefäße Hochbetagter (Transthyretin-Amyloid), eine familiäre Amyloidose entsteht wenn das Transthyretin-Gen mutiert ist auch bei jüngeren Individuen. Wichtig sind die Amyloide im ZNS (z.B. -Amyloid) sie spielen bei der Neurodegeneration vom Alzheimer Typ eine wesentliche pathogenetische rolle, andere sind für die kongophile Angiopathie verantwortlich, welche Hirnblutungen verursacht.

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8
Q

Anämie

A

Blutarmut, Hämoglobin < 12 g/dl, charakteristisch ist Blässe von inneren Organen bei der Autopsie (anämisches Erscheinungsbild). Siehe Hämatologie!

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9
Q

Aneurysma

A

Erweiterung von Herz oder Blutgefässen durch den arteriellen Blutdruck und die Pulswellenkräfte wegen Schwäche der ganzen Wand (verursacht durch Herz/Gefässkrankheiten oder konstitutionelle lokal Wandschwäche). Durch den erhöhten Durchmesser besteht Gefahr der Ruptur (Gesetz von Laplace: Wandspannung steigt proportional zum Radius). Aneurysmen des Herzens führen aus den gleichen physikalischen Gründen zur Verminderung der Pumpleistung (►Herzinsuffizienz). Aneurysmen werden durch arterielle Hypertonie gefördert.
Sonderformen: Arterio-venöse Fistel/Mißbildung; hier wird wegen fehlendem arteriolärem Widerstand die konstitutionell schwache Venenwand durch den unverminderten Blutdruck aneurysmatisch erweitert. Falsches Aneurysma: Zerstörung der Media durch Infektion (mykotisches Aneurysma) oder Trauma.

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10
Q

Angiogenese

A

Neubildung von Gefässen (Neoangiogenese) oder Gefässbildung im Rahmen von ►Adaptation und Krankheitsprozessen. Angiogenese wird durch verschiedene Wachstumsfaktoren wie z. B. VEGF (►Wundheilung) induziert. Bei der Entwicklung von Geschwülsten (►Neoplasie) spielt Angiogenese eine wichtige Rolle, da die Geschwulst eine eigene Blutversorgung braucht und deshalb oft induziert. In diesem Fall ist Hemmung der Angiogenese eine therapeutische Option. Krankhafte Angiogenese spielt z. B. bei Netzhauterkrankungen eine Rolle, ►Zuckerkrankheit.

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11
Q

Antikörper

A

Immunglobuline verschiedener Bauart. Ihre Bindungsstellen erkennen und binden Antigene. Sie werden von B-Zellen und Plasmazellen gebildet. Polyvalente IgM können von B-Zellen, ohne komplizierte Interaktion mit weiteren Immunzellen rasch gebildet werden, sie aktivieren bei Bindung (z.B. an Bakterien) ►Komplement, das u. a. zur Anlockung (►Chemotaxis) von Leukozyten führt. IgG werden durch Interaktion von Antigen-präsentierenden Zellen, T-Tellen und B-Zellen gebildet (ca. innert 7-14 Tagen); sie opsonisieren Erreger, die dadurch über den Fc-Teil des Moleküls für Leukozyten erkenn- und fressbar (►Phagozytose) werden, Komplement kann ebenfalls aktiviert werden. Weitere Antikörpertypen: IgA, IgE u.a.m. (siehe Kursteil Immunologie).
Neben seltenen genetischen Antikörpermangelzuständen mit rezidivierenden Infektionen spielen erworbene Mangelfunktionen der humoralen Immunantwort eine wichtige Rolle (z.B. nach Splenektomie oder bei funktioneller Asplenie bei Leberzirrhose begünstigt Sepsis mit Streptococcus pneumoniae).

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12
Q

Aplasie

A

Fehlende (Agenesie), zumindest deutlich ungenügende Bildung/Anlage eines Gewebes/Organs. Im medizinischen Jargon wird beispielsweise auch eine schwer verminderte Blutbildung durch Schädigung des Knochenmarks (nach Chemotherapie u.s.w.) als Aplasie (Knochenmarksaplasie) bezeichnet.

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13
Q

Apoptose

A

Form des Zelltodes: Programmierter, aktiver Prozess, ausgelöst durch irreparable ►Zellschäden oder äussere Signale z.B. ausgehend von Immunzellen. Mikroskopisch erkennt man fragmentierte Zellkernteile bei erhaltener Zellmembran. Durch Aktivierung von Enzymen
werden wichtige Zellbestandteile, am Ende sogar die DNS abgebaut.

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14
Q

Atherosklerose

A

Krankheit der grossen und mittelgrossen Arterien ausgelöst durch mechanische (►Hypertonie), toxische (Rauchen, Stoffwechselprodukte) und immunbiologische (►Entzündung) Schädigung des Endothels. Führt zur Cholesterineinlagerung in die Arterienwand (begünstigt durch Ernährungsfehler und Stoffwechselstörungen). Es bilden sich aus Zelltrümmern und Blutlipiden (Cholesterin) bestehende, von ►Narben überzogene Polster (Plaques), die aufbrechen und dadurch die Gerinnung aktivieren, zu lokalen ►Thromben führen oder später grössere Narben bilden können, die das Gefäss einengen. Durch Aufbrüche von Polstern (Plaqueruptur) in mittelgroßen Arterien wie z. B. den Koronarien kommt es durch Thromben zusammen mit ins Gefässlumen vorragenden Polsterbestandteilen zu akuten Gefässverschlüssen. Diese lösen ►Infarkte aus. Daneben sind rupturierte Plaques Quellen von arterio-arteriellen ►Embolien. Infolge Gefässwandschwäche durch Atherosklerose entstehen außerdem ►Aneurysmen (insbesondere in der Bauchaorta und den Iliakalgefässen).
Andere Gefässkrankheiten (Vaskulitis, Arterienschäden durch ►Hypertonie) können ebenfalls zu Gefässnarben führen.
Solche Veränderungen und die Atherosklerose werden auch gemeinsam unter dem Begriff Arteriosklerose (►Narbe) zusammengefasst. Arteriosklerose ist damit zum Oberbegriff geworden.

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15
Q

Atrophie

A

Verkleinerung eines Organs oder Gewebes durch Abnahme der Zellzahl oder der Zellgrösse infolge Wegfalls von Reizen (Nichtgebrauch, z. B. Ausfall der Geschlechtshormone) oder bei Mangel an Aufbaustoffen oder Energieträgern bei Ernährungsstörungen (Hunger ►Kachexie). Numerische Atrophie: Abnahme der Zellzahl. Einfache Atrophie: Abnahme der Zellgrösse.

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16
Q

Chemotaxis

A

Gerichtete Zellwanderung entlang einem chemischen Gradienten. Chemotaxine sind bakterielle Produkte und aktivierte Komponenten des ►Komplementsystems, deshalb werden bei lokalem Eindringen von Mikroorganismen oder ►Fremdkörpern Leukozyten angelockt.
Ähnlich wirken die Chemokine, die aktiv von geschädigten ortsständigen Zellen oder eingewanderten Leukozyten gebildet werden. Mit diesen kann der Organismus selektiv bestimmte Arten von ►Leukozyten zu einem Krankheitsprozess mobilisieren.

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17
Q

Chromosomenstörung

A

Numerische oder strukturelle Anomalien der Chromosomen (normal: 46 Autoso- men, xx, xy Chromosom) spielen bei angeborenen Missbildungssyndromen (Beispiel: Trisomie 21 = dreifaches Chromosom 21, Down Syndrom) und bei der Krebsentstehung (Translokationen von einem Chromosom auf ein anderes, Deletion von Chromosomenarmen) eine Rolle.
Polyploidie nennt man Vermehrungen des Chromosomensatzes um Vielfache, unter Aneuploidie versteht man Verminderungen oder Vermehrungen der Chromosomenzahl um Teile eines ganzen Chromosomensatzes. Durch
Ausfall oder Vermehrung von Genen entstehen Zellfunktionsstörungen, die sich u.a. in abnormem Wachstumsverhalten äussern können (►Neoplasie).

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18
Q

CxT Produkt

A

Experimentell bestimmbare Grösse für das Auftreten einer Schädigung, die von der Stärke oder Konzentration (C) eines schädlichen Einflusses sowie deren Einwirkungszeit (T) abhängig ist. Kann für chemische (►Vergiftung) oder physikalische (►Strahlenschäden, ►Hitzeschäden) Schadensarten (Noxen) zur Anwendung kommen. Beispiele: Sonnenbrand (UV-Beleuchtungsstärke, Dauer des Sonnenbades); Magengeschwür (►Ulkus), in Abhängigkeit von der Dosis und der Behandlungsdauer mit gewissen Entzündungshemmern).

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19
Q

Diabetes

A

Eigentlich Name für das ►Symptom aufgenommene Flüssigkeit durch Ausscheidung sofort wieder zu verlieren (Durchlauf von Wasser). Diabetes mellitus tritt auf bei ►Zuckerkrankheit, der Urin schmeckt süss (mellitus). Diabetes insipidus bei Ausfall des Hypophysenhinterlappenhormons Adiuretin, wodurch die Wasserrückgewinnung in der Niere grossenteils nicht mehr erfolgen kann.

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20
Q

DIG

A

Disseminierte, intravasale (in Gefässen ablaufende) Gerinnung. Lebensbedrohlicher Zustand mit Verlegung zahlreicher kleiner Blutgefässe durch Gerinnsel (►Thrombose, ►Thrombus) wegen einer systemweiten Aktivierung der ►Gerinnung.. Ursachen sind Schädigung der Gefässinnenhaut (Endothel) durch bakterielle Toxine sowie eine unkontrollierte Gerinnungsaktivierung bei sytemischer akuter Entzündungsreaktion ►Sepsis, ►Schock) oder wegen Fremdmaterial im Blut (Fruchtwasserembolie (Hornschuppen)) unter erschwerter Geburt, massive Fettembolie bei schweren Weichteil und Knochenverletzungen (Fettmark)).

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21
Q

Dysplasie

A

Gestörte Bildung, Fehlentwicklung. Zwei unterschiedliche Bedeutungen (!): Ein dysplastisches Organ mit gestörtem Feinbau (Histoarchitektonik) ist Folge einer Entwicklungsstörung (z. B. dysplastische Nieren). Dysplasie im engeren Sinn wird indessen für die Beschreibung einer Reihe von lichtmikroskopischen Veränderungen verwendet, die auf eine mögliche Entwicklung einer ►Neoplasie in einem Gewebe hinweisen (in Epithelien z.B. Störung der Schichtung, der Zellgrösse, –form und - differenzierung, Auftreten von Kernanomalien, Zunahme der Mitosehäufigkeit und abnorme Lage von Mitosen in höheren Epithelschichten verglichen mit deren üblichen basalen Lage.

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22
Q

Embolie

A

Auf dem Blutweg verschlepptes Material, das ein in einem weiter entfernten Gefäss, in der Regel einer Arterie stecken bleibt und diese verschliesst. Handelt es sich um ein Gerinnsel (►Thrombus) spricht man auch von ►Thromboembolie. Gas/Luftembolien durch Eindringen von Luft bei Verletzung von herznahen Venen (Unterdruck), durch Injektionen, beim Dekompressionsunfall (Caisson Krankheit; Bildung von Blasen bei raschem Druckabfall im Gewebe und Blut wenn durch lange Druckeinwirkung viel Gas v.a. N2 gelöst wurde: Störungen des zentralen Nervensystems durch von Blasen verlegte Kapillaren. Fettembolien entstehen durch Eindringen von Körperfett in Venen bei Verletzungen (v.a. bei ►Frakturen oder Knocheneingriffen). Weitere Embolien: Fremdkörperembolie (Junkies, Implantate), Tumorembolie (►Metastasen).

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23
Q

Emphysem

A

Eigentlich „Überblähung mit Luft“. Das chronische Lungenemphysem stellt die
häufigste Lungenkrankheit überhaupt dar. Die Vorgänge, die dazu führen sind
komplex. Einerseits bewirkt eine chronische Bronchitis (entstanden durch
Rauchen, Staubinhalation, Infektionen) eine Behinderung der Entleerung der
Lungenbläschen (Alveolen). Diese werden dadurch (ungleichmässig) überdehnt,
wodurch andere Lungenbläschen oder kleine Bronchien bei der (forcierten)
Ausatmung zusammengedrückt werden. Chronisch entzündete Bronchien
haben andererseits die Neigung sich durch Kontraktion (Zusammenziehen) ihrer
glatten Muskulatur zu verengen, was ebenfalls zur Ausatmungsbehinderung
beiträgt. Schliesslich können die Wände der Lungenbläschen einreissen bzw.
abgebaut werden, hierbei spielen oxydative Schäden durch Komponenten der
Atemluft (Ozon, Radikale, toxische Substanzen sowie Mikro- und Nanopartikel)
und unvermeidbare Alterungsprozesse (Altersemphysem) eine wesentliche
pathogenetische Rolle. Das Resultat ist eine verminderte Lungenfunktion, die
sich v.a. durch eine Ausatmungsstörung (Obstruktion) bemerkbar macht. Das
echte Asthma und die asthmoide Bronchitis beruhen z. T. auf der Kontraktion
der muskulären Luftwege, die durch Medikamente behoben werden kann. Die
Ventilationsstörung der Lungenbläschen mit Absinken des
Sauerstoffpartialdrucks führt zur Kontraktion der Lungenarterien, wodurch der
Blutdruck im kleinen Kreislauf ansteigen muss, um genügend Blut durch die
Lungen zu transportieren. Dies kann über Jahre zu Hypertrophie und Versagen
der rechten Herzkammer führen (►Herzinsuffizienz). Luftaustritt ins Gewebe,
z.B. durch eine Verletzung oder therapeutische Massnahme wird ebenfalls als
„Emphysem“ bezeichnet (Mediastinalemphysem bei Überdruckbeatmung).

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24
Q

Entzündung

A

Gesamtheit der Reaktionen des Organismus auf eine gewebeschädigende
Einwirkung (Verletzung, Eindringen eines Infektionserregers, eines Fremdkörpers). Demnach gehören Anpassungsreaktionen (►Adaptation) nicht
zur Entzündung. Sinnvolle Einteilungen der Enzündungsformen unterscheiden
lokale Prozesse ►Abszess, ►Phlegmone von systemischen
Entzündungsformen (►Sepsis, ►Fieber usw.), ferner werden der zeitliche
Ablauf und die Art des Geschehens zur Einteilung verwendet. Die klassischen
Zeichen der lokalen, akuten E. sind Schmerz (dolor), Rötung (rubor),
Überwärmung (calor), Schwellung = Ödem (tumor), Schmerz (dolor) und
Funktionsstörung (functio laesa). Die akute Entzündung am Modell der
chirurgischen Wunde beginnt innerhalb von Sekunden nach Schadeneintritt
(Schnitt) mit einer neuralen und humoralen Phase, sie ist nach ca. 10 Tagen
durch ►Reparation teilweise beendet oder sie geht bei Komplikationen in eine
chronische Entzündung (siehe unten) über. Schmerzfasern und im Gewebe
vorhandene Mastzellen vermögen als lokale „Wächter“ als erste zu reagieren.
Eine Gefässzusammenziehung (Vasokonstriktion, ►Vasotonus) von kurzer
Dauer ermöglicht bei Wunden eine bessere ►Hämostase. Diese und die
nachfolgende, auf vielen ►Mediatoren beruhende Gefässerweiterung
(Vasodilatation, ►Vasotonus), die in der Nachbarschaft der Schädigung eine
Durchblutungssteigerung bewirkt (Rötung, Erwärmung) und damit Abwehrstoffe
und
–zellen des Blutes herbeiführt, ermöglichen eine Abriegelung des
„Schadenplatzes“. Ein Teil der Mediatoren bewirkt ausserdem eine Zunahme
der Permeabilität (Durchlässigkeit) der Endgefässe (Kapillaren). Die in der Folge
in das Gewebe austretende Blutflüssigkeit lässt dieses Anschwellen (Ödem,
Tumor). Diese entzündliche Gewebeflüssigkeit nennt sich Exsudat. Unter den
austretenden Bluteiweissen befinden sich ►Komplement- und ►Gerinnungs-
Faktoren sowie ►Antikörper die zur weiteren Eingrenzung oder Abwehr von
eingedrungenen Erregern führen. Diese Phase der Entzündung läuft innert
weniger Minuten an. Über Stunden erscheinen hierauf für die wenige Tage
dauernde zelluläre Phase der akuten Entzündung ►Leukozyten (vorerst
Granulozyten gefolgt von Monozyten und anderen) im Entzündungsgebiet.
Leukozyten werden angelockt durch chemotaktische Faktoren (►Chemotaxis).
Zwischen den ebenfalls durch Entzündungsmediatoren aktivierten
Endothelzellen, die ►Adhäsionsmoleküle zum andocken präsentieren, wandern
Leukozyten zur Läsion, wo sie vielfältige Aufgaben wahrnehmen: Aufnahme
(Phagozytose) und Abtöten von Mikroorganismen, Abbau von beschädigten
Gewebeanteilen, Vorbereitung der ►Wundheilung. Mit letzterer, die ab dem
dritten Tag einsetzt und innert weniger Wochen abgeschlossen ist, wird im
günstigen Fall die akute Entzündung unter Mitwirkung von Leukozyten beendet
(primäre ►Heilung). Bei der chronischen Entzündung, die Wochen (ab ca. 2
Wochen) bis Jahre andauern kann, dominieren zelluläre Vorgänge das
Geschehen. In der Regel ist die spezifische Immunität (siehe Kursteil
Immunologie) mit ihren Reaktionen besonders involviert. Für die Pathologie
sind das mikroskopische Entzündungsbild mit spezifischen Immunzellen
(Lymphozyten und Plasmazellen) sowie das Resultat (►Nekrose, Bildung von
►Granulomen, ►Fibrose (Vernarbung)) oder eine oft allmählich fortschreitende
Zerstörung von normalem Gewebe charakteristisch. Allerdings gibt es auch
rasche Verläufe von Entzündungsreaktionen mit Beteiligung der spezifischen
Immunität (im Rahmen von Virusinfektionen, Autoimmunkrankheiten,
Transplantatabstossung) so dass der Begriff der „chronischen“ Entzündung
zeitlich und morphologisch nicht eindeutig zu definieren ist. Die gestörte
Funktion als Ausdruck einer Entzündung beruht auf Schmerz, Schwellung und
echter Funktionseinbusse oder –steigerung (Versiegen einer Speicheldrüse
während der Entzündungsphase, Schilddrüsenüberfunktion bei Thyreoiditis)
sowie natürlich auch auf der eventuellen Zerstörung des Organs, an welcher die
Entzündungsreaktionen wesentlich beteiligt sind.

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25
Fieber
Entsteht durch Steigerung des Stoffwechsels, ausgelöst durch exogene (z.B. bakterielle Lipopolysaccharide und Zellwandbestandteile) und endogene (►Zytokine IL-1, TNFα) Pyrogene (Feueranfacher). Exogene Pyrogene induzieren bei einer bakteriellen Infektion die Bildung und Freisetzung der endogenen Pyrogene. Die endogenen Pyrogene werden u.a. durch ►Leukozyten gebildet, v.a. durch Makrophagen. Als Effektoren werden durch die endogenen Pyrogene Prostaglandine gebildet, die im Hypothalamus den Regelpunkt des Temperaturzentrums hochsetzen.
26
Fraktur
Ärztliche Bezeichnung für Knochenbruch. Jede Knochenverletzung löst eine ►Entzündung aus, in der Folge vermehren sich im Unterschied zur ►Wundheilung der Weichteile - aber in durchaus vergleichbarem zeitlichem Rahmen - Osteoblasten oder Stammzellen des verletzten Knochens und bilden einen Kallus als erstes vorläufiges Reparaturgewebe, Anfänglich gleichen die Reparaturzellen eher Fibroblasten und unreifen Knorpelzellen, nach wenigen Wochen haben diese Elemente genügend ►Matrix gebildet, die unter Mineralisation zu einem ersten, noch wenig belastbaren „Reparaturknochen“ führen ( Faserknochen). Dieser Faserknochen wird über weitere Wochen allmählich vollständig in lamellären Knochen umgebaut, d.h. Osteoklasten bauen den Faserknochen ab und weitere Osteoblasten bilden reguläre Knochenbälkchen, so dass der Defekt allmählich belastbar überbrückt wird. Eine mechanische Belastung begünstigt die folgerichtige Organisation und Verfestigung des definitiven Reparaturknochens. Die Dauer der Konsolidation hängt entscheidend von der Grösse des Defektes ab, der überbrückt werden muss. Diese Erkenntnis bildet die Basis für die Osteosynthese, die zum Ziel hat mittels innerer und äusserer Schienung alle Knochenfragmente möglichst passgenau, unbeweglich und somit rascher belastbar zu stabilisieren.
27
Fremdkörper
Ob ein dem Organismus ausgesetztes Material als fremd oder eigen erkannt wird, hängt nicht nur von der Erkennung durch das spezifische Immunsystem anhand von chemisch definierten Eigenschaften ab. Auch völlig inerte oder unbelebte Materialien (edle Legierungen, Silikone, Dornen) rufen eine Fremdkörperreaktion hervor. Diese wird durch Oberflächeneigenschaften wie mangelnde Benetzbarkeit, Ladung oder Strukturbesonderheiten ausgelöst. Entsprechende Oberflächen werden durch Blut- und Gewebeeiweisse, die denaturieren, rasch überzogen, zudem werden die ►Gerinnung und das ►Komplement(system) aktiviert (nicht zuletzt wegen Fehlens von Inhibitoren), was eine ►Entzündung auslöst. Im Verlauf des entzündlichen Geschehens wird der Fremdkörper durch ein ►Granulom eingeschlossen und abgegrenzt.
28
Gendefekte
Sammelbezeichnung für alle bekannten Formen von Veränderungen der kodierenden DNS (Genom), die erkennbare Auswirkungen nach sich ziehen. Punktmutationen führen zum Austausch einzelner Aminosäuren im Genprodukt, wodurch sich die biologischen Wirkungen eines Eiweisses ändern können. Verschiebungen, Verdoppelungen, Verlagerungen, ausgelassene Sequenzteile und andere relevante Änderungen innerhalb eines Gens haben u.U. folgenschwere Auswirkungen wie Fehlen des Genprodukts, unwirksames Genprodukt, Genprodukt mit paradoxer Wirkung. Wegen der auf den 2 Chromosomensätzen meist doppelt vorhandenen Information (Allelie), können sie allerdings unterscheidlich ausgeprägt sein. Punktmutationen treten auch spontan auf (z. B. Spontanmutationen in Mikroorganismen, die unter selektierenden Bedingungen, z.B. in Anwesenheit von Antibiotika, zur Auslese überlebensfähiger Formen führen; in der Medizin ist dies unerwünscht (Antibiotikaresistenz). Das HI-Virus (und viele andere Viren) mutiert sehr häufig, so dass Behandlung mit nur 1 Medikament in kurzer Zeit zu Resistenz führt. Viele Gendefekte sind Folge einer mutagenen Einwirkung (►Mutagenese). Siehe auch Kursteile Biochemie (1./2. Jahr, Molekularbiologie, Mikrobiologie£££).
29
Gerinnung
Bildung eines Fibringerinnsels aus Fibrinogen durch Einwirkung der Protease Thrombin. Die Thrombinaktivierung erfolgt über Faktorkaskaden einerseits als intrinsische Kontaktaktivierung von Blutplasma über „unphysiologische“ Oberflächen (hydrophobe, kationische), andererseits extrinsisch über Gewebsthrombokinase, die bei Gewebeverletzungen gebildet wird. Eine Gerinnung auf „Sparflamme“ läuft beständig ab. Damit es nicht spontan (u. A. in der Blutbahn), sondern nur bei Verletzungen zur „autokatalytischen“ Bildung von Gerinnseln kommt, kontrollieren verschiedene Systeme die Gerinnung: Die Fibrinolyse durch Plasmin (aktivierbar durch Plasminogenaktivator) beseitigt effizient Gerinnsel in der Blutbahn. Antithrombin-3 und die Proteine C (aPC) und S inaktivieren Thrombin und andere Gerinnungsfaktoren. Krankhafte Gerinnungsprozesse (►Thrombose, ►DIG) sind oft Folge des Verbrauchs der antithrombotischen Prinzipien. Auch bei der physiologischen Blutstillung z.B. bei Verletzungen scheint eine effiziente Gerinnung zumindest teilweise durch lokalen Verbrauch der Gerinnungsantagonisten zustande zu kommen. Siehe auch Kursteil Hämatologie
30
Granulationsgewebe
Aus Endothelzellsprossen, die zu neuen Blutgefässen werden (►Angiogenese), Fibroblasten und Leukozyteninfiltraten unterschiedlicher Zusammensetzung (►Leukozyten) bestehendes Reparaturgewebe. Initiiert wird das G. durch Entzündungsprozesse, wobei die Reparaturzellen z. T. lokal rekrutiert werden (aus Gefässen und dem überall vorhandenen Stütz- und Bindegewebe) z. T. können wohl auch zirkulierende mesenchymale Stammzellen zum G. beitragen. Das G. entsteht ca. innerhalb einer Woche. Es bildet nach dieser Zeit eine mechanisch immer belastbarere ►Narbe, die etwa nach 6 Wochen reift und später sehr langsam in Rückbildung übergeht.
31
Granulom
Eigentlich knotiger oder körniger (lat. granulum) kleiner ►Tumor. Lokalisierte Form der (chronisch) entzündlichen Eingrenzung einer Läsion. Markant ist die Rolle von aus Monozyten (►Leukozyten) entstandenen Makrophagen, die als Phagozyten Zelltrümmer, Fremdkörper oder Mikroorganismen phagozytieren (►Phagozytose) und einschliessen. In der Folge entstehen Narbenknötchen unter Mitwirkung von Fibroblasten (►Granulationsgewebe). Fremdkörpergranulome schliessen alle exogenen (Kunststoffe, Metalle, Dornen usw.) und endogenen (Harnsäurekristalle bei Gicht, Cholesterinkristalle/Fetttropfen bei Zelluntergängen) „Fremdmaterialien“ ein. Charakteristisch sind mehrkernige Femdkörperriesenzellen, die durch Fusion aus Makrophagen entstehen. Diese Riesenzellen können relativ grosse Fremdkörper wie chirurgische Fäden oder Glassplitter vollständig umschliessen. Dadurch wird der Entzündungsgrund weggeschlossen und eine weitere Produktion von proinflammatorischen Faktoren wird gebremst. Dies begünstigt dann den ultimativen Einschluss durch ein Narbengewebe. Eine besondere Form des Fremdkörpergranuloms ist das Lipogranulom mit schaumigen (Lipid- haltigen) Makrophagen und den typischen Touton-Riesenzellen, die ebenfalls Fettvakuolen aufweisen. Epitheloidzellgranulome, Synonyme: tuberkuloide oder epitheloidzellige Granulome bestehen aus eindrücklich vergrösserten Makrophagen, die unter der Einwirkung von durch bestimmte Antigene aktivierten T-Lymphozyten entstehen. Diese sogenannten Epitheloidzellen haben sekretorische Funktionen (►Zytokine). Sie sind durch Aktivierung des oxydativen Stoffwechsels mit Bildung von (Sauerstoff)radikalen zum Abtöten von „hartnäckigen“, oft intrazellulären Mikroorganismen befähigt (z.B. bei Tuberkulose aber auch bei anderen intrazellulären Erregern, deren Elimination eine T-Zell Stimulation der die Erreger beherbergenden Makrophagen voraussetzt). Den eingeschlossenen Mykobakterien wird durch zentrale Nekrose des Granuloms (käsige Nekrose) die Lebensgrundlage entzogen. Auch diese Reaktion dient somit der örtlichen Eingrenzung eines schädigenden Agens. Auch im Epitheloidzellgranulom finden sich mehrkernige Riesenzellen, diese zeigen eine hufeisenförmige Anordnung der zahlreichen Kerne um eine riesige Golgizone. Diese sog. Langhans-Riesenzellen sind ebenfalls sekretorisch aktiv (Zytokine, andere Mediatoren und Effektoren). Kleine, nicht verkäsende Epitheloidzellgranulome findet man bei der Sarkoidose, einer viele Organe befallenden chronisch entzündlichen Krankheit unbekannter Ursache
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Hämorrhagie
Blutung; hämorrhagisch: blutdurchtränkt
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Hämostase
Gesamtheit der Vorgänge die zum Versiegen einer Blutung führen und die eine normale Gerinnungsbereitschaft des Blutes aufrechterhalten. Beteiligt sind: ►Vasokonstriktion, ►Gerinnung, ►Plättchen(aggregation), ►Entzündung.
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Heilung
Nach Ablauf aller Reparaturprozesse (Reparation) in einer Läsion vorliegender Zustand. Wenn sich keine Folgen mehr erkennen lassen spricht man von vollständiger Heilung (restitutio ad integrum). Oft sind dabei regenerative Prozesse am Werk (Leber, Epithelien). Meist wird aber ein das Aussehen und die Funktion störendes Ersatzgewebe nach einer Verletzung oder einem anderen Gewebeschaden gebildet, es kommt zur Defektheilung. Dies betrifft neben den Weichteilen v. a. die Organe mit fehlender Regenerationskapazität (Herz, ZNS u.a.m.). Eine Sonderstellung nimmt der Knochen ein hier erfolgt nach einer „vorübergehenden“ Defektheilung eine Remodelliereung ►Fraktur.
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Herzinsuffizienz
Definiert als ungenügende Pumpleistung des Herzens, die sich durch mangelnde Blutversorgung der Organe und/oder Blutrückstau klinisch bemerkbar macht. Auf Niveau des Organismus bewirkt der Sauerstoffmangel wegen H. Atemnot sowie akute und chronische Funktionsstörungen der besonders sauerstoffempfindlichen Organe. Beispiel: Nierenversagen bei akuter Herzinsuffizienz. Der Blutrückstau bei ungenügendem Abtransport des Blutes aus den Vorhöfen und grossen herznahen Venen erhöht den hydrostatischen Druck in den Kapillaren, wodurch mehr Gewebeflüssigkeit aus letzteren abgepresst wird. Auf diese Weise entstehen ►Ödeme. Bei Linksherzinsuffizienz kommt es zum Lungenödem (Flüssigkeitsaustritt in die Lungenbläschen), bei Rechtsherzversagen zu Ödem der Weichteile, z.B. der abhängigen Körperpartien (Beinödeme). Herzinsuffizienz tritt bei Erschöpfung der ►Anpassungsreaktion (Herzhypertrophie), bei Herzinfarkt oder bei Versagen der Ventilfunktion der Herzklappen auf. Bei der chronischen Herzinsuffizienz treten strukturelle Alterationen der Herzmuskelzellen auf, die mit wenig effizientem Energiestoffwechsel der Zelle, Muskelzellapoptosen und Fibrose im myokardialen Interstitium einhergehen. Neben einer übermässigen Aktivität des kardialen Sympathikus spielen eine Gefügedilatation des Herzmuskels und eine Herzkammererweiterung mit erhöhter Wandspannung eine wesentliche Rolle. Nach dem Gesetz von Laplace steigt die wandspannung mit zunehmendem Radius linear an. Folge ist eine Wandischämie, welche vor allem die Innenschichten schädigt („letzte Wiese“ in der Endstrombahn).
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Hitzeschäden
Die biologischen Funktionen lebender Systeme sind optimiert für gewisse Temperaturbereiche. Bei Mensch und Säugern etwa zwischen 35 und 40 Grad Celsius. Eine Temperaturerhöhung wesentlich über 40 Grad führt zur Inaktivierung von vielen Biomolekülen (vor allem Proteine, Enzyme). Bei Temperaturen ab 50 Grad führt die Denaturierung von Proteinen zur Koagulation durch schwerwiegende Veränderung der Tertiärstruktur. Ähnliche Denaturierungsphänomene finden sich auch bei ►Nekrose (Koagulationsnekrose). Neben der akzidentellen Verbrennung spielen lokale Hitzeschäden bei medizinischen Massnahmen (Elektrokauter zur Blutstillung, Laserchirurgie) eine bedeutende Rolle. Auf für Hitzeschäden müssen ►„C x T- Produkt“- Überlegungen angestellt werden. Dies ist beispielsweise wichtig für die Entwicklung von Lasern für unterschiedliche medizinische Anwendungen (Gewebezerstörung bei Tumortherapie durch kontinuierliche oder langpulsige Laser, Gewebeschonung bei Schneideverfahren und Formkorrektur der Hornhaut des Auges mittels Femtosekundenlaserpulse).
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humoral
Auf „Säften“ beruhend; meint, dass gelöste Faktoren eine Rolle spielen.
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Hyperplasie
Organvergrösserung oder Gewebezunahme durch Zellvermehrung mit oder ohne Zellvergrösserung (Hypertrophie) (Beispiele: Prostatahyperplasie im Alter durch Androgene, gesteigerte Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark Zunahme der Erythroblasten) bei Sauerstoffmangel oder durch exogenes Erythropoietin.
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Hypertonie
Bluthochdruck, eigentlich besser arterielle Hypertonie. Darunter versteht man eine über mindestens eine gewisse Zeit feststellbare Erhöhung des intraarteriellen Druckes über Werte, von denen man annimmt, dass sie zu Gefäss- oder Organschäden führen (► C x T – Produkt). Im grossen Kreislauf würde eine anhaltende Überschreitung der Werte von 140/90 mm Hg eine Hypertonie bedeuten. Im kleinen Kreislauf (Lungenkreislauf) entsprechen bereits Werte über 20 mm Hg einer Hypertonie. H. entfaltet ihre schädigende Wirkung in den kleinen Arterien (Arteriolen, Widerstandsgefässe), da in diesen praktisch die gesamte mechanische Energie (Pulswelle, Druck) auf die Gefässwand übertragen wird (Gesetze von Bernoulli, Poiseuille). Langdauernde H. schädigt in erster Linie die stark durchbluteten Organe mit vielen durchströmten Arteriolen (Nieren, Gehirn). Das Aufrechterhalten eines hohen Blutdruckes führt zur Herzhypertrophie (► Adaptation, ► Herzinsuffizienz). Weil die Niere massgeblich an der Regulierung des Blutdrucks beteiligt ist, führt die Nierenschädigung durch H. zu einer weiteren Zunahme der H. (circulus vitiosus).
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Hypertrophie
Organvergrösserung oder Gewebezunahme durch Vergrösserung der Zellen. Beispiele: Herzhypertrophie bei Mehrbelastung (Hypertonie), Muskeltraining (vorwiegend teilungsunfähige Zellen). Hypoplasie Mangelentwicklung. Eine hypoplastische
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Hypoplasie
Mangelentwicklung. Eine hypoplastische Niere ist zu klein, eventuell aber völlig normal gebaut. Gelegentlich wird der Begriff auch eingesetzt um eine mangelhafte Regeneration zu beschreiben (Knochenmarkshypoplasie bei vorgängigem Schaden, z.B. durch Zytostatika).
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Infarkt
Meist umschriebene Organ-/Gewebenekrose (► Nekrose) infolge mangelnder Blutzufuhr. Beispiele: anämischer Myokardinfarkt bei Verschluss einer Kranzarterie; Grenzzoneninfarkte bei Blutdruckabfall im gemeinsamen Versorgungsgebiet zweier Blutgefässysteme (z.B. zwischen Aa. cerebri anterio und media im Gehirn bei Blutdruckabfall (Bild der „letzten Wiese“ in einem Bewässerungssystem)), ► Infarkttypen.
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Infarkttypen
Weisser (anämischer ►Anämie) Infarkt bei Verschluss einer Arterie (Endarterie), Beispiele: Herz, Niere, Milz, ZNS. Roter (hämorrhagischer ►Hämorrhagie) Infarkt entweder durch Drosselung des Blutabflusses wegen eines Venenverschlusses, Beispiel: Dünndarminfarkt bei Mesenterialvenenthrombose (►Thrombose) oder bei doppelter Blutversorgung durch nachträgliches Einbluten aus dem zweiten Kreislauf, Beispiel: Lungeninfarkt bei Lungenembolie (Blutung aus den Bronchialarterien, welche aus der Aorta versorgt werden. Sekundär hämorrhagische Infarkte werden aber auch beobachtet, wenn das zuführende arterielle Gefäss bei einem primär anämischen Infarkt erneut durchgängig wird (spontan durch Fibrinolyse oder durch therapeutische Interventionen).
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Kachexie
Infolge auszehrender Krankheiten (Infektionen, metastasierende Geschwülste (►Neoplasie)) auftretender Gewichtsverlust mit Atrophie der inneren Organe, Verlust der Leistungsfähigkeit (BMI<18). Eventuell werden nicht wesentliche Zell-, Gewebe- und Organteile abgebaut, um den Stoffwechsel aufrecht zu erhalten (►Phagozytose). Der Abbau von körpereigenen Proteinen bei genereller Mangelernährung wird als Marasmus bezeichnet.
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Karzinogenese
Auch Kanzerogenese. Mechanistische Beschreibung der Prozesse, die zur Entstehung einer malignen (bösartigen) Geschwulst (►Krebs) führen. Da solche Tumore (►Tumor, ►Neoplasie) auf einer gestörten Kontrolle des Zellwachstums- und oft auch Zelltodes beruhen, verwundert es nicht, dass diesen ►Gendefekte (Mutationen) oder chromosomale Anomalien (►Chromosomen) zugrunde liegen. Am Beginn der Krebsentstehung steht die Initiation; dies ist die Phase der Bildung von Mutationen (►Mutagenese) oder Chromosomendefekten (Klastogenese), die ein abnormes Wachstum der Zellen begünstigen können (►Onkogene). Eine so veränderte Zelle muss nun nicht unbedingt in einen Krebs übergehen, im Gegenteil, infolge der durch die Veränderungen der genetischen Information erlittenen Defekte hat sie oft sogar eine geringere Chance zu überleben, sie wird in ►Wechselgeweben durch lebenstüchtigere, normale Zellen verdrängt, oder durch das Immunsystem eliminiert. Stoffe, die zur Initiation befähigt sind heissen Karzinogene (z.B. Komponenten von Tabakrauch, Anilin, Benzol, Teerbestandteile, Nitrosamine). Damit eine Neoplasie entsteht braucht es zusätzlich die Phase der Promotion, d.h. mutierten Zellen muss ermöglicht werden, sich zu vermehren, um so die Überlebenschancen zu steigern. Promotoren sind alle Reize, die eine solche Vermehrung bewirken; z.T. handelt es sich um definierte Stoffe (u.a. auch Alkohol) oder um Wachstumsfaktoren, die eigentlich bei einer Gewebeschädigung wie z.B. einer andauernden Entzündung zur Regeneration führen sollen (Beispiel: Karzinom des Gebärmutterhalses bei chronischer Entzündung dieser Region, infolge einer persistierenden Infektion). Meist treten in dieser Phase weitere Mutationen oder Defekte im Genom auf, die erst den Krebszellen gegenüber den normalen Zellen Überlebensvorteile verschaffen. Nicht alle Individuen sind gleich empfindlich gegenüber karzinogenen Einflüssen. Dies beruht auf einer individuellen, genetisch fixierten Disposition. Gene, die der Kontrolle des ►Zellzyklus dienen oder Systeme, die fehlerhafte DNS reparieren, können unterschiedlich effizient sein. In Familien mit Krebs kennt man vererbte Gendefekte in solchen Genen, die eine Initiation wahrscheinlicher machen. Man vermutet allerdings , dass die Mehrzahl der menschlichen Krebse auf Umweltfaktoren beruhen (Lebensgewohnheiten wie Ernährung, Rauchen u.a.m.). Unter epigenetischer Karzinogenese versteht man das häufigere Auftreten von Neoplasien bei vermehrter und nicht durch exogene karzinogene Reizung bedingter Zellteilung. Da bei jeder Zellvermehrung bei der Kopie der DNS oder der Teilung von Chromosomen mit einer gewissen, wenn auch kleinen Wahrscheinlichkeit Fehler auftreten, die eventuell durch Reparatursysteme nicht korrigiert werden, sind schliesslich Neoplasien die Folge, da der Progressionsschritt (s.o.) in Form des beständigen Reizes zur Wirkung kommt (Beispiel: Leberzellkarzinome kommen meist bei chronischer Leberschädigung mit anhaltender ►Regeneration der Leberzellen vor – fast immer findet sich bei solchen Patienten eine ►Leberzirrhose).
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Komplement
Wichtiger Teil des unspezifischen, angeborenen Abwehrsystems mit mehr als 9 Plasmaproteinen, die sich durch kaskadenartig ablaufende proteolytische Spaltung und Komplexbildungen „aktivieren“ lassen und selbst verstärken. Die Aktivierung über den klassischen Weg erfolgt durch an antigene Strukturen gebundenes IgM bzw. mehrere Moleküle IgG (►Antikörper), der alternative Weg wird u.a. durch Kontakt mit gram-negativen Bakterien oder unphysiologischen Oberflächen (►Fremdkörperreaktion) eingeleitet. Der Lektin-Weg erkennt natürlicherweise nicht auf menschlichen Zelloberflächen exprimierte Zucker, er spielt bei bakteriellen Infekten und eventuell bei Nekrosen eine Rolle. Folgende Effekte sind wichtig: Faktor c3b bindet an IgM-/IgG beschichtete Strukturen, die dadurch von Phagozyten erkannt und gefressen werden können (►Phagozytose) ferner ist er zentral für die Bildung von c5a. Faktor c5a ist ein potentes ►Chemotaxin. Die Kombination der Faktoren 5d -9 bildet den sog. lytischen Komplex („membrane attack complex“), der Zellmembranen permeabel macht, indem ein röhrchenförmiges aus sechs solcher Einheiten (Hexamer) bestehendes Gebilde in Zellmembranen eingefügt wird, wodurch die Zellen (auch Mikroorganismen) die Kontrolle über ihren Flüssigkeitshaushalt verlieren und u.U. zerstört werden. Die löslichen Komponenten c2b, c3a, c4a sind potente Entzündungsmediatoren man nennt sie Anaphlatoxine. Eine Zusammenfassung der komplexen Vorgänge findet man hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Komplementsystem
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Läsion
Praktische Bezeichnung für jede Form von Schädigung, die sich strukturell und/oder als Funktionsstörung nachweisen lässt.
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Leberzirrhose
Eigentlich Verhärtung der Leber. Viele chronische Krankheiten der Leber, die zum fortwährenden Absterben von Leberzellen führen bewirken zweierlei: 1) Die abgestorbenen Leberzellen (Hepatozyten) müssen durch ►Regeneration ersetzt werden. Diese erfolgt nicht symmetrisch, so dass im Lauf der Zeit das zentrale Blutgefäss des Leberläppchens an den Rand desselben verlagert werden kann. 2) Zelluntergänge und die mit diesen meist verbundene chronische ►Entzündung führen zu Vernarbungen, die Gallenwege in der Leber und v.a. Blutgefässe komprimieren, dadurch kommt es zu Galleabflusstörungen und Durchblutungsstörungen. Diese nur beschränkt rückbildungsfähigen Veränderungen sind einerseits verantwortlich für chronisches Leberversagen (Entgiftungs-funktionen, Synthese der Gerinnungsfaktoren, Synthese von Albumin) sowie andererseits wegen Umbau der Leberstruktur mit Obliteration der kleinen intrahepatischen Blutgefässe für Umgehungskreisläufe (die Leber wird hauptsächlich durch das Niederdrucksystem der Pfortader mit Blut versorgt. Versagt letzteres geht das Blut über Umgehungskreisläufe u. A. an der Speiseröhre und am Enddarm zurück in die Venen des grossen Kreislaufs). Neben Blutungen aus den Umgehungskreisläufen (Oesophagusvarizen- Blutung; Varize = erweiterte Vene), die durch Mangel an Gerinnungsproteinen begünstigt werden, kommt es zu Störungen der Organe deren Blut über die Leber abfliessen sollte, v.a. Darmtrakt und Milz. Die durch verlangsamten Blutdurchfluss geschädigte Milz kann weniger gut mit Antikörperbildung auf gewisse bakterielle Infektionen reagieren (Pneumokokken), während der Abbau von roten und weissen Blutkörperchen sowie Plättchen gesteigert wird (Hypersplenismus). Ursachen der Leberzirrhose: Toxische Schädigung (häufig Alkohol, seltener Medikamente), virale Infektionen (Hepatitis B und C), Autoimmunkrankheiten.
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Leukozyten
Weisse Blutkörperchen, deren Bildung im Knochenmark (Granulozyten, Monozyten, einige Lymphozyten) oder in lymphatischen Organen (Lymphozyten aus Thymus, Peyer Platten, Lymphknoten, Milz u. a. m.) erfolgt. Als professionelle Phagozyten sind die neutrophilen Granulozyten und Monozyten zu bezeichnen. Neutrophile Granulozyten sind Endzellen, die sich nicht mehr teilen; bei der Ausübung ihrer Funktion werden sie „verbraucht“. Monozyten sind befähigt, sich an Entzündungsprozesse anzupassen (►Granulom); im Gewebe entstehen aus Monozyten Makrophagen. Siehe auch Kursteil Immunologie.
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Extrazelluläre Matrix
Gesamtheit der zwischen Zellen liegenden unbelebten Strukturen/Moleküle: Knorpel-(Proteoglykane), Knochenmatrix (Hydroxyapatit und Kollagen), Kollagen der Sehnen und Faszien, Elastin der Arterien, Basalmebranen auf denen Epithelien haften (Laminin, Fibronektin, spezielle Kollagene) sind nur grobe Beispiele. Zellen sind oft über ►Adhäsionsmoleküle mit der ECM verbunden. Fibrin aus Blutplasma und Fibronektin von Makrophagen (►Leukozyten) und Reparaturzellen gebildet, können als temporärer Ersatz der Matrix bei Reparaturprozessen dienen (►Wundheilung). Kollagene und andere ECM wichtig für den Erhalt der entsprechenden Gewebehomöostase (Zelldifferenzierung und –überleben, Organisation der mechanisch wichtigen Faserorientierung (Matrix- oder Gerüstfunktion). Bei entzündlichen Prozessen wird die Matrix durch Hydrolasen/Proteasen gelockert. Gendefekte, die atypische ECM-Komponenten oder Mangel an solchen zur Folge haben führen zu schweren Krankheitsbildern (Marfan-, Ehlers-Danlos-Syndrome, Glasknochen-Krankheit usw.) Komponenten sind gewebespezifisch, neben strukturellen Aufgaben sind sie
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Mediatoren
Weitere Bezeichnung für lösliche Substanzen, die Signale übermitteln. Die begriffliche Abgrenzung gegenüber (Gewebe)hormonen, Faktoren, ►Zytokinen usw. ist willkürlich. Beispiele Entzündungsmediatoren wie Histamin, Serotonin, Prostaglandine, Leukotriene, Kinine, Anaphylatoxine, PAF usw.
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Metastase
Könnte man mit Ableger übersetzen. Im allgemeinen Sinn ein Prozess, der durch Verschleppung oder Ausbreitung ausgehend von einem Entstehungsort oder einer Eintrittspforte an entfernter Stelle einen Krankheitsherd auslöst. Die Ausbreitung kann auf dem Lymphweg (lymphogen), dem Blutweg (hämatogen) oder innerhalb eines vorgebildeten Raumes (kanalikulär auf serösen Häuten) erfolgen. So spricht man von septischen Metastasen bei einer Infektion (►Sepsis) oder Tumormetastasen bei einer ►Neoplasie. Tumormetastasen entstehen durch Loslösung von einzelnen Tumorzellen vom Primärtumor. Diese Zellen wandern oder werden vom Säftestrom oder in Gewebespalten weitergetragen. Sie gelangen mit Hilfe von proteolytischen Enzymen durch Gefässwände, wodurch eine weitere Verschleppung auf dem Lymph- oder Blutweg möglich ist. Mit Hilfe der gleichen proteolytischen Enzyme gelangen Tumorzellen aus Endgefässen, in denen sie unter Umständen unter Thrombusbildung steckengeblieben sind, in ein neues Gewebe, wo sich eine Tochterkolonie der Neoplasie entwickeln kann. Auch bei septischen Metastasen spielen ähnliche Vorgänge eine Rolle, wobei natürlich Enzyme von Erregern und Entzündungszellen eine entsprechende Rolle spielen.
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Mutagenese
Physikalische und chemische Prozesse, die zu Änderungen der Erbinformation führen. (►Chromosomen, ►Gendefekte, ►Karzinogenese). Mutagen wirken ionisierende Strahlen über Bildung von chemisch reaktiven Radikalen sowie weiteren chemisch reaktiven Substanzen, die spontan mit zellulären Makromolekülen, insbesondere der DNS reagieren. Viele chemische Stoffe sind indirekte Mutagene, d.h. sie werden erst durch Verarbeitung über körpereigene Enzymsysteme (CYP450) zu Mutagenen. Auf andere Weise mutagen wirken viele Metallionen; diese bewirken Fehler bei der DNS-Synthese. Der mutagenen Wirkung entgegen wirken Biomoleküle und Enzymsysteme, die Radikale abfangen, chemisch reaktive Mutagene anderer Art binden und vor allem die verschiedenen DNS Reparatur- und Korrektur-Systeme. Ionisierende Strahlen können überdies durch direkte Treffer zu DNS-Strangbrüchen mutagen und besonders bei Doppelstrang-brüchen klastogen (chromosomenspaltend) wirken (Deletionen und Translokationen ►Chromosomen).
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Narbe
Form der Defektheilung mit Fibroblasten/Fibrozyten, die eine extrazelluläre ►Matrix gebildet haben, die v.a. aus Kollagenen besteht. Diese Kollagene vermitteln mechanische Stabilität, füllen Defekte und schliessen krankhafte Prozesse nach aussen ab. Andererseits schaffen N. kosmetische Probleme, versteifen ursprünglich bewegliche Strukturen (Herzmuskelschwielen bei Herzinfarkt) und schnüren durch Narbenkontraktion (►Wundheilung) Organe ab (z.B. Darmverschluss durch Briden). Der Vorgang der Vernarbung heisst auch Fibrose. Fibrose wird eher für flächige (z.B. Peritonealfibrose oder diffusere (interstitielle Lungenfibrose) Vernarbungsprozesse verwendet. Unter Sklerose versteht man die Verhärtung durch Narbenprozsse (z.B. Arteriosklerose). Grosse umschriebene Narben nennt man auch Schwielen (z.B. Myokardschwielen nach Infarkt).
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Nekrose
Morphologisch erkennbares Absterben oder Tod von Gewebe (eigentliche Nekrose) oder von Zellen (Einzelzellnekrose). Als nekrotisch bezeichnet man Gewebe oder Zellen, von denen man aufgrund des lichtmikroskopischen Erscheinungsbildes annehmen muss, dass eine Erholung nicht mehr möglich ist. Als untrügliches Zeichen für den Tod einer Zelle gilt eine extreme Verdichtung des Zellkerns (Pyknose) oder eine Auflösung des Zellkerns (Karyorhexis). Ein besonderes Erscheinungsbild bietet dagegen die ►Apoptose welche als aktive Zelltodform von der Nekrose unterschieden wird. Bei der Koagulationsnekrose werden die Zytoplasmaproteine stark denaturiert, proteasen. Bei Kolliquationsnekrose verflüssig sich das abgestorbene Gewebe unter der Einwirkung von in diesem enthaltenen Proteasen oder durch Proteasen von ►Leukozyten vor allem wenn es im nekrotischen Gewebe an koagulierbaren Proteinen mangelt (z.B. im ZNS). Nekrosen, welche nicht abgebaut werden, gehen in Gangrän über, trockene Gangrän entsteht durch Wasserverlust, feuchte Gangrän bedeutet Zersetzung des abgestorbenen Gewebes durch Besiedlung mit Fäulnisbakterien. Die wichtigsten Nekrosen (und Nekrosemodelle) werden durch hypoxische Schäden bzw. Unterbruch der Blutversorgung erzeugt. Hierbei ist die Empfindlichkeit unterschiedlicher Zellen oder Gewebe gegenüber Schäden oder Mangel an Sauerstoff ist stark verschieden. Bei fehlender Blutzufuhr von wenigen Minuten werden Nervenzellen des Gehirns unausweichlich nekrotisch. Eine Herzmuskelnekrose tritt nicht vor 45 Minuten Durchblutungsunterbrechung auf. Andere Körperzellen können noch sehr viel länger ohne Blutversorgung überleben (Knorpel, Bindegewebezellen, auch Stammzellen) ► Infarkt. der Abbau erfordert eine starke Entzündungsreaktion mit der durch Leukozyten-
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Neoplasie
Zu übersetzen mit Neubildung. Wissenschaftlicher Begriff, der die (gutartigen und bösartigen) Gewächse (►Tumor) umfasst. Die Zellen einer Neoplasie weisen gegenüber ihrer Ursprungszelle (Mutterzelle) abnorme Wachstumseigenschaften auf. Bösartige Neoplasien wachsen, indem sie in benachbarte Gewebestrukturen eindringen (infiltratives, destruktives Wachstum) und metastasieren (►Metastase). Gutartige Neoplasien wachsen nur lokal und verdrängen umgebende Gewebestrukturen. Man unterscheidet Neoplasien hauptsächlich nach ihrem Ursprungsgewebe. Sarkome entstammen den Weich- und Stützgeweben, Karzinome den Epithelien, Drüsen und parenchymatösen Organen. Mittels lichtmikroskopischer Kriterien und anhand von klinischer Erfahrung wird die Bösartigkeit in Graden (Gradierung, "Grading") mittels klinischer Untersuchungstechniken und makroskopischer Untersuchung von Operationspräparaten die Ausdehnung (Stadieneinteilung, "Staging") beurteilt. Siehe auch ►Karzinogenese.
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Ödem
Definiert als Vermehrung der zwischen den Zellen liegenden Gewebeflüssigkeit (interzelluläre Flüssigkeit). Entzündliche Ödeme (►Entzündung) beruhen auf einer vermehrten Durchlässigkeit der Endgefässe. Ödeme durch Mangel an Bluteiweissen sind bedingt durch verminderte Wasserrückhaltefähigkeit des Blutes (Kolloid-onkotischer Druck). Stauungsödeme entstehen durch Erhöhung des hydrostatischen Drucks in den Endgefässen, was ebenfalls zum Wasseraustritt führt.
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Phagozytose
Fressvorgang durch Zellen. Eigentlich ein Umfliessen eines korpuskulären Materials durch Zellfortsätze, die über dem Gegenstand verschmelzen (fusionieren) und diesen so einschliessen. Die Aufnahme flüssiger Proben aus dem umgebenden Milieu durch eine Zelle wird Pinozytose genannt. Beides sind aktive, energieverbrauchende Prozesse. Bei der Phagozytose liegt das aufgenommene Objekt in einer Vakuole. Mit dieser verschmelzen Lysosomen mit abbauenden (hydrolysierenden) Enzymen wie Proteasen und Lipasen. Das phagozytierte Material wird dadurch abgebaut; handelt es sich um einen Mikroorganismus kann dieser auch abgetötet werden. Durch eine Protonenpumpe wird der Inhalt des Phagolysosoms stark angesäuert, wodurch die abbauenden Enzyme aktiviert werden. Die professionellen Phagozyten (►Leukozyten) verfügen über weitere Mechanismen phagozytierte Mikroorganismen abzutöten, sie bilden mikrobizide Radikale. Autophagozytose ist der Prozess der intrazellulären Bildung eines Phagosoms mit dem geschädigte Zellorganelle (z.B. durch Medikamente) aus dem Verkehr gezogen und abgebaut werden können. Bei ►Kachexie (z.B. bei Hungerzuständen ) wird Autophagozytose vom Organismus zur Verminderung der energiezehrenden, verzichtbaren Zellmasse eingesetzt, dadurch werden Energieträger und Bausteine für die Synthese lebensnotwendigerer Stoffe frei. Der Abbau besonders der Zellmembran- oder Zellorganellenbestandteile ist unvollständig. Es bleiben Residualkörper zurück, die eine Eigenfarbe aufweisen (Lipofuszin, ►Pigmente)
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Phlegmone
Form der Entzündung mit Ausbreitung des entzündlichen Geschehens in Weichteilkompartimenten, ohne dass es zu einer erfolgreichen Abgrenzung durch Fibrin und Abwehrzellen kommt (in Kontrast zum ►Abszess). Bei Streptokokkeninfektionen sind es die Enzyme der Mikroorganismen, die eine Fibrinolyse bewirken und die Interzellulärsubstanz (►Matrix) auflösen. Infektionen dieser Art können sehr rasch fortschreiten und zu ►Sepsis (Blutvergiftung) führen. Die bei Phlegmonen innerhalb von anatomisch begrenzten Kompartimenten auftretende entzündliche Schwellung kann via Gewebedruck zu Nekrosen führen (Kompartimentsyndrom).
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Plättchenaggregation
Blutplättchen verkörpern die zelluläre Komponente der Hämostase. Sie aggregieren bei Kontakt mit Kollagen, anderen Komponenten des Extrazellulärraums und natürlich Wundflächen u. a. wegen Beschichtung mit von Willebrand Faktor. Eine Plättchenaggregation wird auch ausgelöst durch Entzündungsmediatoren (gewisse Prostaglandine, aktivierte Komponenten des Gerinnungssystems, PAF usw.). Die Plättchenaggregation ist ein mehrphasiger, komplexer, aktiver Prozess der Blutplättchen, bei dem diese ihre Form verändern, an bestimmten Oberflächen und untereinander haften, sich mit Fibrin verbinden und mit letzterem schliesslich ein verfestigtes Gerinnsel (►Thrombus) bilden. Plättchenaggregation vermittelt eine rasche vorübergehende Reparatur von Endotheldefekten, allerdings mit dem Risiko, dass ein grösserer, das Gefäss verschliessender Thrombus entsteht. Die Plättchen-vermittelte Thrombose spielt bei der ►Atherosklerose und ihren Komplikationen eine grosse Rolle. Auf Fremdmaterialien wie Endoprothesen haften Plättchen in der Regel gut. Durch Beschichtung mit Plättchenaggregations-hemmenden Substanzen (hydrophile und negativ geladene Moleküle wie Heparin) lässt sich experimentell eine verminderte Plättchenaggregation erzielen. Ein Mangel an Blutplättchen führt zur Blutungsneigung mit vielen kleinen, oft punktförmigen Blutungen (Petechien bei Purpura, dies im Unterschied zum Mangel an Gerinnungsfaktoren, welcher zu grossen, oft direkt lebensbedrohlichen Blutungen führen kann).
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Pigmente
Exogene oder endogene korpuskuläre und meist gefärbte Stoffe. Unter den endogenen Pigmenten ist das Hämosiderin wichtig, welches in Phagozyten (►Phagozytose) gespeichertem braunem, an Eiweiss gebundenem Eisen entspricht. Das Auffinden dieses Pigmentes verweist auf eine abgelaufene Blutung. Weitere Pigmente sind Gallepigment in der Leber bei Galleabflussstörungen, Lipofuszin als Überbleibsel von ►Phagozytosevorgängen (es handelt sich um das nicht abbaubare Restmaterial, das oft lange in Zellen weiter bestehen kann, Alterspigment), Melanin, (Melanom, Hyperpigmentierung unter ACTH/MSH), Pseudomelanin in Makrophagen der Dickdarmmukosa von obstipierten Individuen Melanosis coli ferner hämatogenes Malariapigment in Endothelien. Das bekannteste exogene Pigment ist die durch die Haut sichtbare Tusche bei Tätowierungen. Andere Formen der Tätowierung entstehen durch korrodierte Metalle/Legierungen (z.B. am Zahnfleisch durch Abbau von Zahnersatzmaterial). Weitere wichtige exogene Pigmente, die Krankheitswert haben sind inhalierte Stäube oder Rauchpartikel. Sie führen zur Schwarzfärbung der Lunge (Anthrakose) oder im Fall der farblosen aber lichtbrechenden Quarzkristalle zur Silikose, einer Form von Lungenfibrose (Pneumokoniose), die zu gestörter Lungenfunktion führt.
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Pyknose
Lichtmikroskopischer Begriff für eine irreversibel geschädigte Zelle mit kleinem und sehr dicht angefärbtem Kern (Verklumpung des Chromatins).
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Regeneration
Ersatz von verlorengegangenen Zellen durch Zellteilung aus Vorläuferzellen oder Stammzellen. Sogenannte Wechselgewebe wie das blutbildende Knochenmark, Haarwurzeln, Haut und Schleimhäute (Epithelien) werden ständig erneuert, sie befinden sich sozusagen in Dauerregeneration (Zellerneuerungssysteme im „steady state“). In diesen Geweben und in anderen Organen kommt es nach Schäden durch Regeneration zum Auffüllen des verlorengegangenen Zellkompartiments. Bei Wechselgeweben wird bei erhöhtem Bedarf (z. B. bakterielle Infektion, Knochenmark) der Vorgang des physiologischen Zellersatzes beschleunigt, wobei unter Umständen mehr Stamm- bzw. Vorläuferzellen rekrutiert und zusätzliche, amplifizierende Zellteilungen eingeschaltet werden. Eine hohe Regenerationsfähigkeit weist die Leber auf, von der ein grosser Teil entfernt und anschliessend durch Regeneration wieder ersetzt werden kann. Regenerationsprozesse stehen wie die üblichen Zellteilungsvorgänge unter der Kontrolle von Wachstumsfaktoren, die z.T. von den regenerierenden Zellen selbst, z.T. aber durch übergeordnete Regelmechanismen gebildet werden.
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Reversibilität
Darunter versteht man die weitgehende Wiederherstellung des Zustandes vor Einwirkung eines Stimulus oder Schadens (►Adaptation bzw. ►Heilung). Der Gegenbegriff Irreversibilität kennzeichnet entsprechend Schäden, welche mit Apoptose, Nekrose sowie teilweise mit einer Entzündung und Vernarbung einhergehen.
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Schwellendosis
Es geht u.a. um die Schädigungsschwelle. Man kann das Problem von zwei Seiten betrachten. Die grösste Dosis und Einwirkungszeit eines schädigenden Agens, das gerade noch keinen Schaden verursacht oder toleriert wird, ist interessant (NOEL; no observable effect level). Der NOEL wird unter Zuhilfenahme von willkürlichen Sicherheitsfaktoren (10x oder 1000x) herangezogen um regulatorische Entscheide zu fällen (Produktesicherheit). Andererseits kann man die minimale Dosis, die einen bestimmten schädigenden Effekt auslöst definieren. Viele Vorgänge, um die es in der Pathologie geht, kennen das Konzept einer Schwellendosis. Am einfachsten ist das Beispiel der Toleranz von ultraviolettem Licht (Sonnenlicht) heranzuziehen. Die maximal tolerierte Dosis wäre die, welche gerade noch keine Hautrötung am Abend verursacht, während die minimale hautschädigende Dosis der Expositionszeit oder Expositionsintensität entsprechen würde, die eine minimale, möglichst rasch abheilende Hautrötung verursacht. Für Strahlenbelastung und die Exposition gegenüber Mutagenen und Teratogenen wird aus Sicherheitsüberlegungen oft auf die Anwendung einer Schwellendosis verzichtet. Bei Substanzen, die giftig sind und auch bei solchen, die die normale Weiterentwicklung der Organe eines Embryos stören (Embryotoxizität aber nicht Teratogenität) werden demgegenüber oft Sicherheitsabstände toleriert.
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Schock
Unter dem medizinischen Schockbegriff fasst man die Zustände mit Verminderung von Blut- und Sauerstoffzufuhr an die Körpergewebe zusammen. Als kardinales Zeichen des Schockzustandes gilt der Blutdruckabfall (Hypotonie), dieser kann auf einer verminderten Füllung der Gefässe (bei Blutung; hämorrhagischer Schock) oder einer Gefässlähmung (bei Vergiftungen oder Entzündungsreaktionen, die im ganzen Körper ablaufen, vasomotorischer Schock) beruhen. Als kardiogenen Schock bezeichnet man eine Minderzirkulation in den Geweben, welche durch Pumpversagen derr Herzens (Herzinfarkt, Myokarditis usw.) bedingt ist. Wird ein Schock nicht in wenigen Stunden z. B. durch Zufuhr von Flüssigkeit behoben oder lässt er sich wegen einer allgemeinen Entzündungsreaktion des Körpers mit Durchlässigkeit fast aller Kapillargebiete (►Entzündung, ►Sepsis) nicht beheben, kommt es zu multiplen (u.a. hypoxischen) Organschädigungen. Bewusstseinsstörungen, frühzeitiges Nierenversagen, Leberdurchblutungsstörungen mit Leberfunktionsverlust, vor allem bei systemischen Entzündungsreaktionen Austritt von Flüssigkeit und Bluteiweissen in die Lungenbläschen (Schocklunge) sind die wichtigsten Läsionen. Bei diesem schweren (historisch irreversiblen) Schock versagen oft die aufwendigsten therapeutischen Massnahmen auf der Intensivstation (Hämodialyse, Gabe von Gerinnungsfaktoren, Kreislaufunterstützung u.s.w.). Eine Komplikation eines nicht rechtzeitig behobenen Schocks stellt die Endotoxinvergiftung dar, die wegen einer schockbedingten Durchblutungsstörung des Darms auftritt. Im Darm des Gesunden leben Billiarden von Endotoxin-produzierenden, an sich harmlosen Darmbakterien. Endotoxin wird beim normalen Absterben dieser Bakterien im Darmlumen verfügbar und kann bei Darmschädigung in den Kreislauf übertreten, wo es eine generalisierte Entzündungsreaktion gleich wie bei einer ►Sepsis verursacht. ►Komplement und ►Zytokine sind an dieser Reaktion massgeblich beteiligt. Eine ►DIG ist wegen endothelialer Dysfunktion und Hypoxie eine weitere Komplikation des fortgeschrittenen Schocks.
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Sepsis
Unter einer Sepsis im engeren Sinne versteht man eine sich auf dem Blutweg im ganzen Organismus ausbreitende Infektion. Ein solcher Zustand tritt auf, wenn die lokale Abwehr (►Entzündung, ►Abszess, ►Phlegmone) entweder durch Abwehrschwäche oder einen besonders aggressiven Keim überwunden wird. Bei direkten Verbindungen zwischen der Körperoberfläche, die immer als bakteriell besiedelt zu betrachten ist und der Blutbahn wird die Möglichkeit der lokalen Abwehr natürlich kurzgeschlossen. So kann es beim Liegenlassen von intravenösen Kathetern zur Katheter-Sepsis kommen. Da die Abwehrprozesse bei Verteilung von Bakterien im ganzen Organismus sich systemweit ausdehnen, tritt ein ernsthafter Krankheitszustand des Gesamtorganismus auf, der mit ►Fieber, Schüttelfrösten, schlechtem Allgemeinbefinden und schliesslich mit einem ►Schock verbunden sein kann (septischer Schock, ev. mit ►DIG).
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Stoffwechselkrankheiten
Darunter versteht man Folgen abnormer Abläufe von Stoffwechselprozessen. Ein Beispiel ist bei Gicht bei Überproduktion von Harnsäure, die nicht in Lösung bleiben kann und in kristallisierter Form an kalten Körperstellen ausfällt, was eine sterile aber besonders unangenehme ►Entzündung hervorruft, bei der ►Komplementaktivierung eine wichtige Rolle spielt. Auch die ►Zuckerkrankheit kann als Stoffwechselkrankheit verstanden werden. Daneben kennen wir Störungen des Fettstoffwechsels und angeborene Stoffwechseldefekte, die meist im Kindesalter manifest werden und die häufig darauf beruhen, dass bestimmte Schritte des Stoffumsatzes gehemmt sind weil Enzyme fehlen oder nicht aktiv sind. Viele hormonale Störungen betreffen direkt oder indirekt den Stoffwechsel, da sie in dessen Steuerung ganz erheblich eingreifen. Sekundäre Stoffwechselkrankheiten treten natürlich auch auf, wenn wichtige Organfunktionen den Erfordernissen nicht genügen z.B. bei ►Leberzirrhose und Nierenstörungen.
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Strahlenschäden
Darunter sind die Effekte ionisierender Strahlen zu verstehen, die imstande sind durch chemische Prozesse (Radikalbildung) und durch direkte Veränderung Zellfunktionen zu beinträchtigen, Zellen zu töten oder das Erbgut zu schädigen (►Mutagenese). Strahlenschäden werden oft erst wirksam, wenn sich die bestrahlte Zelle teilt. Dieser Umstand wird in der Behandlung von ►Neoplasien ausgenützt. Die Vorstellung ist die, dass erst bei einer DNS-Synthese und den Syntheseleistungen für die vorzubereitende Zellteilung der Zellstoffwechsel so inkompetent wird, dass Apoptosesignale ausgelöst werden (►Apoptose). Nicht teilungsfähige oder nicht notwendigerweise in Teilung gehende Zellen können so geschont werden, während die Wechselgewebe durch die ionisierende Strahlung genauso geschädigt werden wie neoplastische Zellen (►Regeneration).
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Symptom
Klinisches Zeichen, Phänomen
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Syndrom
Typisches Krankheitsbild, das durch in ähnlicher Zusammensetzung auftretende Symptome oder Befunde charakterisiert ist. Beispiel: Potter-Syndrom: funktionslose Nieren (Zysten, Dysplasie, Agenesie), Fruchtwasser-Mangel, Verkrümmungen der Arme und Beine, kleiner Brustkorb, zu kleine Lunge, Atemnotsyndrom bei Geburt. Wenn wie in diesem Beispiel alles auf eine Ursache, nämlich eine mangelnde Fruchtwasserbildung (Urin des Fetus) zurückgeführt werden kann spricht man auch von Sequenz (also Potter- Sequenz).
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Thromben
Intravital, in Gefässen oder im Herzen entstandene Gerinnsel (►Hämostase). Folgen sind Gefässverschlüsse (►Infarkt) oder ►Thromboembolien.. Thromben können durch Fibrinolyse oder Organisation (d.h. Auflösung durch phagozytären (►Phagozytose) unter Bildung von Granulationsgewebe abgebaut werden. Rote Thromben (Stagnationsthromben) entstehen durch ►Gerinnung von Blut (mit Erythrozyten) in Gebieten mit niedriger Fliessgeschwindigkeit, z.B. in Venen (Phlebothrombose, Beinvenethrombose). Weisse Thromben (Abscheidungsthromben) entstehen durch ►Plättchenaggregation an geschädigte Gefässwände, Fibrin tritt später hinzu, Erythrozyten fehlen. Weisse Thromben können v.a. in Arterien entstehen. Als Voraussetzung für eine Thrombusbildung (►Thrombose) wird die Virchow Trias (Zusammenfallen dreier Faktoren) als Merkhilfe gebraucht (1. Gefäß- Wandschaden, 2. Gestörte Zirkulation des Blutes (Stagnation), 3. Erhöhte Gerinnungs-Bereitschaft des Blutes; ►Hämostase, ►Gerinnung, ►Plättchenaggregation).
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Thromboembolie
Prozess der Verschleppung eines ►Thrombus von seinem Entstehungsort in ein entferntes Gefäss (►Embolie). Wichtigstes Beispiel: Lungenembolie nach Beinvenenthrombose (►Thrombus).
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Thrombose
VOrgang der die Bildung eines Thrombus beschreibt
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Tumor
Jede Form einer Schwellung oder Raumforderung durch ein Plus an Gewebe. Ein Milztumor ist z.B. eine vergrösserte Milz. Eine geschwollene Backe bei einem Zahnabszess kann man auch als Tumor bezeichnen (entzündlicher Tumor). Im Jargon und durch Laien (!!) wird unter Tumor oft eine ►Neoplasie verstanden.
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Ulkus = Geschwür
Defekt in einer Organoberfläche, der tiefer als die Deckschicht reicht. Beispiel: Magenulkus = Magengeschwür; ulzerierte atherosklerotische Plaque (►Atherosklerose). Weniger tiefe Defekte (z.B. nur des Oberflächenepithels heissen Erosionen. Ursache sind Durchblutungsstörungen, chemische oder physikalische Schäden, sterile oder infektiöse Entzündungsprozesse. Cave: Laien verstehen unter „Geschwür“ oft fälschlicherweise Neoplasien. Erosionen heilen ohne Defekt, Ulzera in der Regel mit Narbenbildung.
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Vasotonus
Spannungszustand der Gefässe zur Regulierung von Durchfluss und Druckabfall. Die Komponenten sind einerseits Vasokonstriktion (Gefässzusammenziehung/-verengerung) durch die glatten Muskelzellen der Gefässwand, ausgelöst durch ►Mediatoren wie Noradrenalin aus sympathischen Nervenfasern. Angiotensin II, Endothelin, Acetylcholin, Thromboxan (Prostaglandine) aus Plättchen; andererseits Vasodilatation (Gefässerweiterung) durch Erschlaffung der Gefässwandmuskulatur, ausgelöst durch Adenosin, AMP, ADP, Hypoxie, NO, Serotonin, Bradykinin und Prostazyklin sowie weitere Prostaglandine der akuten ►Entzündung. Vasotonus als Begriff umfasst somit die Gesamtheit der den Durchfluss regulierenden Faktoren. Bei Arteriolen, welche die Hauptwiderstandsgefässe darstellen und die deshalb für die Pathogenese des Bluthochdrucks entscheidend sind, ist diese Regulation besonders gut untersucht. Mit Hilfe dieser Kenntnise lassen sich Pathogenese und Pharmakologie der arteriellen ►Hypertonie verstehen.
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Vergiftung
Funktionsstörungen und Läsionen, die auf einer chemischen Einwirkung beruhen. Bei der akuten Vergiftung stehen eher unspezifische Allgemeinerscheinungen des Gesamtorganismus im Vordergrund (Bewusstseinsverlust, Lähmungen, Krämpfe, Störungen der Herz- und Kreislauffunktion). Bei der chronischen Vergiftung treten spezifischere Veränderungen auf; sind diese mikroskopisch oder makroskopisch als Veränderungen feststellbar spricht man von chemischer Läsion. Die Toxikologie befasst sich mit der Risikoabschätzung der Effekte von Chemikalien (aber auch von Fremdmaterialien) auf den Organismus durch Abklärung des Schicksals aufgenommener Fremdsubstanzen in den Körper (Toxokinetik) sowie der Schädigungsmechanismen (Toxodynamik). Zur Risikoabschätzung gehören auch Vorstellungen über die Exposition gegenüber einem Agens. Bei der Bewilligung einer Anwendung von Medikamenten oder des Einbringens von Fremdmaterialien in den Organismus sind in aller Regel Tierversuche vorgeschrieben, die die erwähnten Punkte befriedigend klären (►Schwellendosis, ►CxT Produkt).
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Wechselgewebe
Gewebe, die einen hohen Zellumsatz (►Zellkinetik) zur Aufrechterhaltung ihrer Funktion benötigen. Eine Darm- oder Hautepithelzelle lebt lediglich einige Wochen, sie geht durch Abschilferung (Zellmauserung) verloren und muss deshalb ersetzt werden. Gleiches gilt für die Blutbildung; die nicht teilungsfähigen roten Blutkörperchen leben ca. 90 Tage, die neutrophilen Granulozyten (►Leukozyten) nur wenige Tage.
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Wundheilung
Vorgang der ►Heilung eines Gewebedefekts. Der Verlauf der W. wird entscheidend durch Ausmass und Art der den Defekt begleitenden ►Entzündung beeinflusst. Bei der „unkomplizierten Heilung“ (primäre Heilung) tritt im Anschluss an die initiale, obligate akute Entzündung vom dritten Tag an eine Einsprossung von Blutgefässen und Fibroblasten ins Wundgebiet auf, es bildet sich ein ►Granulationsgewebe. Als chemotaktische (►Chemotaxis) und die Zellteilung (►Zellkinetik) befördernden Faktoren für diese Reparaturzellen wirken von Plättchen und Entzündungszellen freigesetzte „Gewebehormone“ = Wachstumsfaktoren und Abbauprodukte der durch die Wunde aktivierten Gerinnung. Auch die Reifung der Reparaturzellen, die bald nach der Einwanderung mit der Synthese von Kollagen und anderen ►Matrix- Bestandteilen (z.B. Fibronektin als vorübergehendes Initialgerüst) beginnen, wird durch solche Faktoren gesteuert. Mit der Zeit bildet sich durch die Syntheseleistung der Wundheilungszellen eine tragfähige ►Narbe. Medizinisch von Bedeutung ist die gestörte Wundheilung. Bei ►Kachexie oder Durchblutungsstörungen („offene“ Beine, ulcus cruris), durch Entzündungsprozesse, die sich hinziehen und im Alter dauert die Wundheilung länger, die Qualität der Narbe lässt eventuell zu wünschen übrig. Bei heftigen und verlängerten Wundentzündungen (bei Gewebezertrümmerung oder Infektion wird die Proliferation (Vermehrung) der Reparaturzellen zuungunsten der Produktion von Matrix gefördert („sekundäre Heilung“). Dafür sind proinflammatorische ►Zytokine wie TNF (Tumornekrosefaktor) verantwortlich. Da bei dieser Form der Wundheilungsstörung mehr Granulationsgewebe gebildet wird, bildet sich – allerdings mit Verzögerung – später eine viel grössere ►Narbe (hyperplastische Narbe). Die Produktion von Kollagen setzt richtig erst nach Beendigung der Entzündungsreaktion ein, die durch antiinflammatorische ►Zytokine wie TGF (transformierender Wachstumsfakor) auf das Granulationsgewebe einwirkt. Unter einem Keloid (Narbenkeloid) versteht man eine hyperplastische Narbe (►Hyperplasie), die bei genetischer Prädisposition zustande kommt.
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Zellkinetik
Beschäftigt sich mit Zellumsatzfragen (Zellteilung, Zellebensspanne, Zelltod). Zellkinetische Parameter umfassen Vorstellungen über die Zahlen von DNS- synthetisierenden, sich auf eine Zellteilung vorbereitenden, in Teilung (Mitose) befindlicher und zugrundegehender (►Pyknose/►Apoptose) oder sich in Ruhe (bzw. Arbeit) befindlicher Zellen. Diese Parameter gestatten im Sinne einer Bilanz Aussagen über das Verhalten eines Gewebes (Zunahme, Abnahme). Besonders wichtig sind solche Vorstellungen bei ►Neoplasien. Man bestimmt häufig die Wachstumsfraktion, d.h. den Anteil der Zellen einer Zellpopulation, der sich vermehrt. Um eine Bilanz und damit Aussagen über die Wachstumsgeschwindigkeit machen zu können muss man aber noch die Sterberate bzw. Lebensdauer der Zellen eines Gewebes kennen. Es gibt beispielsweise Neoplasien, die eine geringe Wachstumsfraktion aufweisen, bei denen aber die Lebensspanne der neoplastischen Zellen sehr hoch ist, weil vielleicht kein Zelltod eintritt (chronische lymphatische Leukämie) oder Neoplasien, die eine vergleichsweise hohe Mitoserate aufweisen aber die nicht entsprechend schnell wachsen, weil viele Zellen in Apoptose gehen. Zellkinetische Eigenschaften einer Neoplasie bestimmen u.a. den Erfolg bestimmter therapeutischer Massnahmen.
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Zellschäden
Läsionen, die zu funktionellen Störungen der Zelle oder Zelltod führen (im Unterschied zur ►Adaptation). Manchmal treten Adaptation und Zellschäden gleichzeitig oder durch unterschiedlich starke Einwirkung des gleichen Agens auf (Leberzellen adaptieren sich bei Entgiftungsprozessen von Fremdstoffen, indem die Zellorganelle, die den Entgiftungsprozess vornehmen, an Zahl zunehmen, das Gift selbst oder seine Abbauprodukte führen aber zu Zellschäden (Verfettung, Vakuolisierung, Funktionseinbusse). Der ultimative Zellschaden ist der ►Zelltod. Angriffspunkte für Zellschäden sind der Energiehaushalt der Zelle (z.B. durch Hypoxie). Die Zell- und Organellenmembranen, die die Trennung zwischen Kompartimenten aufrechterhalten (Oxidation durch Radikale). Besondere Situationen entstehen auch, wenn für die Zelle überlebenswichtige Funktionen spezifisch getroffen werden (Das Gift des Knollenblätterpilzes hemmt die Proteinsynthese, Zytostatika interferieren mit der Synthese und Reparatur der DNS). Viele Zellschäden münden in ►Apoptose, da eine Schadensbehebung von den zellulären Regulationsmechanismen als nicht mehr „sinnvoll“ erkannt wird.
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Zelltod
Für den Pathologen ist die endgültige Feststellung des Zelltodes geknüpft an irreversible Formveränderungen, v.a. des Zellkerns (►Pyknose, ►Apoptose).
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Zuckerkrankheit
►Diabetes mellitus oder im Jargon auch nur Diabetes. Fehlende (Typ I, Insulin- abhängiger Diabetes) oder mangelhafte Einwirkung des Hormons Insulin auf Fett- und Muskelzellen wegen Insulinresistenz (Typ II oder „Altersdiabetes“). Wegen fehlender Insulinwirkung kann Glukose nicht effizient in diese Zellen transportiert werden, weshalb diese sich im Blut anhäuft. Die resultierende Hyperglykämie ist schädlich und für viele Folgeschäden (Nervensystem, Augen, Nieren, Mikrozirkulation) mitverantwortlich (nichtenzymatische Glykosylierung der ECM und von Proteinen). Allerdings sind fast alle Diabetiker schwere Hypertoniker wodurch sie eine beschleunigte Arteriolosklerose und damit eine Nierenschädigung erleiden. Gleichzeitig treten weitere Entgleisungen des Stoffwechsels (Hypertriglyceridämie, -cholesterinämie) auf, die für eine gesteigerte Atherogenese bei Diabetikern angeschuldigt werden.
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Zytokine
Von Leukozyten (z.T. auch anderen Zellen) synthetisierte, die Entzündungsreaktion fördernde oder auch hemmende Proteine (Peptide). Wie Hormone wirken Z. auf Rezeptoren der Zielzellen (Zytokinrezeptoren). Die Nomenklatur der Interleukine (Il1 – Il >>12), der Chemokine (►Chemotaxis) und anderer Faktoren (CSF, TNF, TGF, u.v.a. mehr) ist durch Neuentdeckungen ständig im Fluss. Die biologischen Wirkungen sind vielfältig und z.T. antagonistisch. Teilweise induzieren und hemmen Z. die Bildung weiterer Z. oder von sich selbst. Die proinflammatorischen Z. induzieren Proliferation von Leukozyten, v.a. auch der antigenerkennenden Zellen (siehe Immunologie).