Glossar Patho Flashcards
Abszess
Durch die Körperabwehr begrenzte Form der akuten ►Entzündung.
Es handelt sich um einen von ►Leukozyten (Eiter, Pus) und Gewebedetritus gefüllten Gewebedefekt. Durch Einwirkung von Proteasen und Toxinen aus Mikroorganismen (z.B. Staphylokokken) Radikalen, Mediatoren und hydrolytischen Enzymen der Entzündungsreaktion (►Entzündung, ►Komplement), v. a. durch in den eingewanderten Leukozyten enthaltene Proteasen kommt es zu einer ►Nekrose mit Gewebeauflösung (Kolliquationsnekrose). Wichtig ist die Abgrenzung des Entzündungsgeschehens gegenüber unbeschädigtem Gewebe durch ►Hämostasemechanismen und mit der Zeit durch ein Granulationsgewebe (Abszessmembran, ►Wundheilung).
Ätiologie
Auslöser bzw. Ursache einer Krankheit. Abzugrenzen von der ►Pathogenese, welche die Entstehungsweise bzw. mechanistische Krankheitsprozesse beschreibt. Beispiele: M. tuberculosis als ätiologisches Agens der Tuberkulose; Endothelschäden durch Bestandteile des Tabakrauchs, bei Einwirkung einer Hypertonie, durch immunologische Prozesse oder durch toxische Metabolite als ätiologische Faktoren der Atherogenese.
Adaptation
Vorgänge auf Niveau von Zellen, Geweben und Gesamtorganismus, die der Anpassung von biologischen Prozessen an veränderte „Umweltbedingungen“ dienen. Beispiele: Thermoregulation auf Niveau Organismus bei Kälte oder Hitze; Durchblutungssteigerung bei Muskelbetätigung auf Niveau Gewebe; Zunahme bestimmter Zellorganelle, die der Entgiftung dienen, in Leberzellen (glattes endoplasmatisches Retikulum, Peroxisomen) auf Niveau Zelle. ►Atrophie, ►Hyperplasie, ►Hypertrophie usw. sind Phänomene der Adaptation. Grundsätzlich ist von Reversibilität der Anpassungsreaktionen auszugehen.
Cave: Dysplasie ist keine Anpassungsleistung sie gehört nicht hierhin, obwohl sie in einigen Lehrbüchern mit den Anpassungen genannt wird!
Adhäsion
Haften von Zellen aneinander (z.B. Epithelien) oder an extrazellulären Gewebebestandteilen (extrazelluläre ►Matrix, Fibrin, Basalmembranen) wird durch mehr als 50 bisher bekannte Adhäsionsmoleküle auf der Zelloberfläche vermittelt. In der Pathologie spielt Adhäsion bei verschiedenen Prozessen eine Rolle: Die Neigung von Krebs ►Metastasen zu bilden beruht u. a. auf einer mangelhaften Ausbildung von Adhäsionsmolekülen. Adhäsionsmoleküle dienen ►Leukozyten zum Anhaften an Gefässendothelien in entzündeten Regionen (►Entzündung). Im Entzündungsgebiet dienen Adhäsionsmoleküle als Anker für die Fortbewegung und Funktion der beteiligten Zellen. Bei ►Regeneration oder ►Reparation leiten und ankern Adhäsionsmoleküle die Reparaturzellen.
Die vielen verschiedenen Adhäsionsmoleküle gestatten nicht nur individuelle Interaktionen, z.B. bestimmter Zellen untereinander, sie können auch dem Auffinden bestimmter Orte beispielsweise in einer Läsion dienen, da sie oft eine hohe Spezifität für erkannte Liganden aufweisen (z.B. für Fibrin, ►Hämostase, ►Thromben).
Agenesie
Fehlen eines Organs, interpretiert als Fehlen der embryonalen Anlage.
Altern
Alle Prozesse, die in einem Organismus unvermeidbar ablaufen und zu irreversiblen Funktionseinbussen führen. Altern ist teilweise genetisch determiniert (unterschiedliche Maximalalter der verschiedenen Säugerspezies); teilweise beruht Altern aber auf der Summation von Schäden, denen ein Organismus im Laufe des Lebens ausgesetzt ist (Lungenalterung durch Sauerstoff und Radikale in der Atemluft, Akkumulation von ►Zellschäden, die nicht repariert werden können oder bei denen die Reparaturmechanismen versagt haben). Das menschliche Maximalalter beträgt in Abwesenheit von erworbenen oder genetischen Krankheiten ca. 100 Jahre, erst dann kommt es zu Erschöpfung regenerativer Prozesse (z.B. Immunsystem) und zur Kumulation von Schäden, die vitale Funktionen beeinträchtigen (v.a. Lunge und Arbeitskapazität). Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass einzelne Systeme durch Erschöpfung der funktionellen Reserven klinische Störungen zeigen, bevor das Individuum als Ganzes stirbt, deshalb sind gewisse Krankheiten als Alterskrankheiten einzustufen (Neurodegeneration mit Demenz oder Parkinson, Linsentrübung (Katarakt), Gelenksdegeneration (Arthrose) u.v.a.m.). Auch hier spielen genetische Einflüsse eine wichtige Rolle (Disposition). Schädliches Verhalten (Essgewohnheiten, Rauchen, körperliche Aktivität) lässt wegen der zur Entwicklung und Manifestation nötigen Exposition (►CxT Produkt) gewisse Krankheiten in höherem Lebensalter häufiger erscheinen, hier sollte man aber nicht von eigentlichen Alterskrankheiten sprechen. Ziel der präventiven und therapeutischen Medizin sollte es sein, möglichst vielen Individuen das Erreichen eines hohen Lebensalters mit intakten vitalen und kognitiven Funktionen zu gestatten.
Amyloid
Im Extrazellulärraum (Interstitium) in Form von Fibrillen abgelagerte, denaturierte und deshalb unlöslich gewordene Proteinfragmente, die gegen proteolytischen Abbau weitgehend resistent geworden sind.
Amyloide entstehen durch partielle Proteolyse globulärer (alpha-Helix Koonformation) bzw. gut löslicher Proteinabschnitte, eventuell begünstigt durch genetisch bedingte Protease-resistente abnorme Aminosäuresequenzen oder infolge Überproduktion einzelner Ketten komplexer Proteine (z. B. von Immunglobulinen). Die abbauresistenten, meist an hydrophoben Aminosäuren reichen Fragmente nehmen eine thermodynamisch günstige beta-Faltblatt- Struktur ein infolgedessen welche schlecht löslich ist und eine fibrilläre Zusammenlagerung begünstigt.
Lichtmikroskopisch ist Amyloid als eosinophile, homogene (hyaline) Masse im Extrazellulärraum erkennbar. Ultrastrukturell können die feinen Fibrillen dargestellt werden. Mittels Kongorot kann die Isotropie von Amyloid als gelblich- grüne Doppelbrechung im polarisierten Licht oder mittels Thioflavinen im Fluoreszenzmikroskop dargestellt werden. Amyloidablagerungen (Amyloidose) können je nach Lokalisation eine restriktive Kardiomyopathie, eine Proteinurie odereine Gefässfragilität (Blutungen) sowie andere Organstörungen bewirken. Primäre Amyloidose: AL-Amyloid aus leichten Ketten von Immunglobulinen bei Plasmozytom. Sekundäre Amyloidose: AA-Amyloid aus Akutphasenprotein der systemischen Entzündungsreaktion bei Patienten mit chronischer oder wiederholter Stimulation des Immunsystems (chron. Osteomyelitis, rheumatoide Arthritis, Tuberkulose, Autoimmunkrankheiten). Die senile Amyloidose betrifft Herz und Gefäße Hochbetagter (Transthyretin-Amyloid), eine familiäre Amyloidose entsteht wenn das Transthyretin-Gen mutiert ist auch bei jüngeren Individuen. Wichtig sind die Amyloide im ZNS (z.B. -Amyloid) sie spielen bei der Neurodegeneration vom Alzheimer Typ eine wesentliche pathogenetische rolle, andere sind für die kongophile Angiopathie verantwortlich, welche Hirnblutungen verursacht.
Anämie
Blutarmut, Hämoglobin < 12 g/dl, charakteristisch ist Blässe von inneren Organen bei der Autopsie (anämisches Erscheinungsbild). Siehe Hämatologie!
Aneurysma
Erweiterung von Herz oder Blutgefässen durch den arteriellen Blutdruck und die Pulswellenkräfte wegen Schwäche der ganzen Wand (verursacht durch Herz/Gefässkrankheiten oder konstitutionelle lokal Wandschwäche). Durch den erhöhten Durchmesser besteht Gefahr der Ruptur (Gesetz von Laplace: Wandspannung steigt proportional zum Radius). Aneurysmen des Herzens führen aus den gleichen physikalischen Gründen zur Verminderung der Pumpleistung (►Herzinsuffizienz). Aneurysmen werden durch arterielle Hypertonie gefördert.
Sonderformen: Arterio-venöse Fistel/Mißbildung; hier wird wegen fehlendem arteriolärem Widerstand die konstitutionell schwache Venenwand durch den unverminderten Blutdruck aneurysmatisch erweitert. Falsches Aneurysma: Zerstörung der Media durch Infektion (mykotisches Aneurysma) oder Trauma.
Angiogenese
Neubildung von Gefässen (Neoangiogenese) oder Gefässbildung im Rahmen von ►Adaptation und Krankheitsprozessen. Angiogenese wird durch verschiedene Wachstumsfaktoren wie z. B. VEGF (►Wundheilung) induziert. Bei der Entwicklung von Geschwülsten (►Neoplasie) spielt Angiogenese eine wichtige Rolle, da die Geschwulst eine eigene Blutversorgung braucht und deshalb oft induziert. In diesem Fall ist Hemmung der Angiogenese eine therapeutische Option. Krankhafte Angiogenese spielt z. B. bei Netzhauterkrankungen eine Rolle, ►Zuckerkrankheit.
Antikörper
Immunglobuline verschiedener Bauart. Ihre Bindungsstellen erkennen und binden Antigene. Sie werden von B-Zellen und Plasmazellen gebildet. Polyvalente IgM können von B-Zellen, ohne komplizierte Interaktion mit weiteren Immunzellen rasch gebildet werden, sie aktivieren bei Bindung (z.B. an Bakterien) ►Komplement, das u. a. zur Anlockung (►Chemotaxis) von Leukozyten führt. IgG werden durch Interaktion von Antigen-präsentierenden Zellen, T-Tellen und B-Zellen gebildet (ca. innert 7-14 Tagen); sie opsonisieren Erreger, die dadurch über den Fc-Teil des Moleküls für Leukozyten erkenn- und fressbar (►Phagozytose) werden, Komplement kann ebenfalls aktiviert werden. Weitere Antikörpertypen: IgA, IgE u.a.m. (siehe Kursteil Immunologie).
Neben seltenen genetischen Antikörpermangelzuständen mit rezidivierenden Infektionen spielen erworbene Mangelfunktionen der humoralen Immunantwort eine wichtige Rolle (z.B. nach Splenektomie oder bei funktioneller Asplenie bei Leberzirrhose begünstigt Sepsis mit Streptococcus pneumoniae).
Aplasie
Fehlende (Agenesie), zumindest deutlich ungenügende Bildung/Anlage eines Gewebes/Organs. Im medizinischen Jargon wird beispielsweise auch eine schwer verminderte Blutbildung durch Schädigung des Knochenmarks (nach Chemotherapie u.s.w.) als Aplasie (Knochenmarksaplasie) bezeichnet.
Apoptose
Form des Zelltodes: Programmierter, aktiver Prozess, ausgelöst durch irreparable ►Zellschäden oder äussere Signale z.B. ausgehend von Immunzellen. Mikroskopisch erkennt man fragmentierte Zellkernteile bei erhaltener Zellmembran. Durch Aktivierung von Enzymen
werden wichtige Zellbestandteile, am Ende sogar die DNS abgebaut.
Atherosklerose
Krankheit der grossen und mittelgrossen Arterien ausgelöst durch mechanische (►Hypertonie), toxische (Rauchen, Stoffwechselprodukte) und immunbiologische (►Entzündung) Schädigung des Endothels. Führt zur Cholesterineinlagerung in die Arterienwand (begünstigt durch Ernährungsfehler und Stoffwechselstörungen). Es bilden sich aus Zelltrümmern und Blutlipiden (Cholesterin) bestehende, von ►Narben überzogene Polster (Plaques), die aufbrechen und dadurch die Gerinnung aktivieren, zu lokalen ►Thromben führen oder später grössere Narben bilden können, die das Gefäss einengen. Durch Aufbrüche von Polstern (Plaqueruptur) in mittelgroßen Arterien wie z. B. den Koronarien kommt es durch Thromben zusammen mit ins Gefässlumen vorragenden Polsterbestandteilen zu akuten Gefässverschlüssen. Diese lösen ►Infarkte aus. Daneben sind rupturierte Plaques Quellen von arterio-arteriellen ►Embolien. Infolge Gefässwandschwäche durch Atherosklerose entstehen außerdem ►Aneurysmen (insbesondere in der Bauchaorta und den Iliakalgefässen).
Andere Gefässkrankheiten (Vaskulitis, Arterienschäden durch ►Hypertonie) können ebenfalls zu Gefässnarben führen.
Solche Veränderungen und die Atherosklerose werden auch gemeinsam unter dem Begriff Arteriosklerose (►Narbe) zusammengefasst. Arteriosklerose ist damit zum Oberbegriff geworden.
Atrophie
Verkleinerung eines Organs oder Gewebes durch Abnahme der Zellzahl oder der Zellgrösse infolge Wegfalls von Reizen (Nichtgebrauch, z. B. Ausfall der Geschlechtshormone) oder bei Mangel an Aufbaustoffen oder Energieträgern bei Ernährungsstörungen (Hunger ►Kachexie). Numerische Atrophie: Abnahme der Zellzahl. Einfache Atrophie: Abnahme der Zellgrösse.
Chemotaxis
Gerichtete Zellwanderung entlang einem chemischen Gradienten. Chemotaxine sind bakterielle Produkte und aktivierte Komponenten des ►Komplementsystems, deshalb werden bei lokalem Eindringen von Mikroorganismen oder ►Fremdkörpern Leukozyten angelockt.
Ähnlich wirken die Chemokine, die aktiv von geschädigten ortsständigen Zellen oder eingewanderten Leukozyten gebildet werden. Mit diesen kann der Organismus selektiv bestimmte Arten von ►Leukozyten zu einem Krankheitsprozess mobilisieren.
Chromosomenstörung
Numerische oder strukturelle Anomalien der Chromosomen (normal: 46 Autoso- men, xx, xy Chromosom) spielen bei angeborenen Missbildungssyndromen (Beispiel: Trisomie 21 = dreifaches Chromosom 21, Down Syndrom) und bei der Krebsentstehung (Translokationen von einem Chromosom auf ein anderes, Deletion von Chromosomenarmen) eine Rolle.
Polyploidie nennt man Vermehrungen des Chromosomensatzes um Vielfache, unter Aneuploidie versteht man Verminderungen oder Vermehrungen der Chromosomenzahl um Teile eines ganzen Chromosomensatzes. Durch
Ausfall oder Vermehrung von Genen entstehen Zellfunktionsstörungen, die sich u.a. in abnormem Wachstumsverhalten äussern können (►Neoplasie).
CxT Produkt
Experimentell bestimmbare Grösse für das Auftreten einer Schädigung, die von der Stärke oder Konzentration (C) eines schädlichen Einflusses sowie deren Einwirkungszeit (T) abhängig ist. Kann für chemische (►Vergiftung) oder physikalische (►Strahlenschäden, ►Hitzeschäden) Schadensarten (Noxen) zur Anwendung kommen. Beispiele: Sonnenbrand (UV-Beleuchtungsstärke, Dauer des Sonnenbades); Magengeschwür (►Ulkus), in Abhängigkeit von der Dosis und der Behandlungsdauer mit gewissen Entzündungshemmern).
Diabetes
Eigentlich Name für das ►Symptom aufgenommene Flüssigkeit durch Ausscheidung sofort wieder zu verlieren (Durchlauf von Wasser). Diabetes mellitus tritt auf bei ►Zuckerkrankheit, der Urin schmeckt süss (mellitus). Diabetes insipidus bei Ausfall des Hypophysenhinterlappenhormons Adiuretin, wodurch die Wasserrückgewinnung in der Niere grossenteils nicht mehr erfolgen kann.
DIG
Disseminierte, intravasale (in Gefässen ablaufende) Gerinnung. Lebensbedrohlicher Zustand mit Verlegung zahlreicher kleiner Blutgefässe durch Gerinnsel (►Thrombose, ►Thrombus) wegen einer systemweiten Aktivierung der ►Gerinnung.. Ursachen sind Schädigung der Gefässinnenhaut (Endothel) durch bakterielle Toxine sowie eine unkontrollierte Gerinnungsaktivierung bei sytemischer akuter Entzündungsreaktion ►Sepsis, ►Schock) oder wegen Fremdmaterial im Blut (Fruchtwasserembolie (Hornschuppen)) unter erschwerter Geburt, massive Fettembolie bei schweren Weichteil und Knochenverletzungen (Fettmark)).
Dysplasie
Gestörte Bildung, Fehlentwicklung. Zwei unterschiedliche Bedeutungen (!): Ein dysplastisches Organ mit gestörtem Feinbau (Histoarchitektonik) ist Folge einer Entwicklungsstörung (z. B. dysplastische Nieren). Dysplasie im engeren Sinn wird indessen für die Beschreibung einer Reihe von lichtmikroskopischen Veränderungen verwendet, die auf eine mögliche Entwicklung einer ►Neoplasie in einem Gewebe hinweisen (in Epithelien z.B. Störung der Schichtung, der Zellgrösse, –form und - differenzierung, Auftreten von Kernanomalien, Zunahme der Mitosehäufigkeit und abnorme Lage von Mitosen in höheren Epithelschichten verglichen mit deren üblichen basalen Lage.
Embolie
Auf dem Blutweg verschlepptes Material, das ein in einem weiter entfernten Gefäss, in der Regel einer Arterie stecken bleibt und diese verschliesst. Handelt es sich um ein Gerinnsel (►Thrombus) spricht man auch von ►Thromboembolie. Gas/Luftembolien durch Eindringen von Luft bei Verletzung von herznahen Venen (Unterdruck), durch Injektionen, beim Dekompressionsunfall (Caisson Krankheit; Bildung von Blasen bei raschem Druckabfall im Gewebe und Blut wenn durch lange Druckeinwirkung viel Gas v.a. N2 gelöst wurde: Störungen des zentralen Nervensystems durch von Blasen verlegte Kapillaren. Fettembolien entstehen durch Eindringen von Körperfett in Venen bei Verletzungen (v.a. bei ►Frakturen oder Knocheneingriffen). Weitere Embolien: Fremdkörperembolie (Junkies, Implantate), Tumorembolie (►Metastasen).
Emphysem
Eigentlich „Überblähung mit Luft“. Das chronische Lungenemphysem stellt die
häufigste Lungenkrankheit überhaupt dar. Die Vorgänge, die dazu führen sind
komplex. Einerseits bewirkt eine chronische Bronchitis (entstanden durch
Rauchen, Staubinhalation, Infektionen) eine Behinderung der Entleerung der
Lungenbläschen (Alveolen). Diese werden dadurch (ungleichmässig) überdehnt,
wodurch andere Lungenbläschen oder kleine Bronchien bei der (forcierten)
Ausatmung zusammengedrückt werden. Chronisch entzündete Bronchien
haben andererseits die Neigung sich durch Kontraktion (Zusammenziehen) ihrer
glatten Muskulatur zu verengen, was ebenfalls zur Ausatmungsbehinderung
beiträgt. Schliesslich können die Wände der Lungenbläschen einreissen bzw.
abgebaut werden, hierbei spielen oxydative Schäden durch Komponenten der
Atemluft (Ozon, Radikale, toxische Substanzen sowie Mikro- und Nanopartikel)
und unvermeidbare Alterungsprozesse (Altersemphysem) eine wesentliche
pathogenetische Rolle. Das Resultat ist eine verminderte Lungenfunktion, die
sich v.a. durch eine Ausatmungsstörung (Obstruktion) bemerkbar macht. Das
echte Asthma und die asthmoide Bronchitis beruhen z. T. auf der Kontraktion
der muskulären Luftwege, die durch Medikamente behoben werden kann. Die
Ventilationsstörung der Lungenbläschen mit Absinken des
Sauerstoffpartialdrucks führt zur Kontraktion der Lungenarterien, wodurch der
Blutdruck im kleinen Kreislauf ansteigen muss, um genügend Blut durch die
Lungen zu transportieren. Dies kann über Jahre zu Hypertrophie und Versagen
der rechten Herzkammer führen (►Herzinsuffizienz). Luftaustritt ins Gewebe,
z.B. durch eine Verletzung oder therapeutische Massnahme wird ebenfalls als
„Emphysem“ bezeichnet (Mediastinalemphysem bei Überdruckbeatmung).
Entzündung
Gesamtheit der Reaktionen des Organismus auf eine gewebeschädigende
Einwirkung (Verletzung, Eindringen eines Infektionserregers, eines Fremdkörpers). Demnach gehören Anpassungsreaktionen (►Adaptation) nicht
zur Entzündung. Sinnvolle Einteilungen der Enzündungsformen unterscheiden
lokale Prozesse ►Abszess, ►Phlegmone von systemischen
Entzündungsformen (►Sepsis, ►Fieber usw.), ferner werden der zeitliche
Ablauf und die Art des Geschehens zur Einteilung verwendet. Die klassischen
Zeichen der lokalen, akuten E. sind Schmerz (dolor), Rötung (rubor),
Überwärmung (calor), Schwellung = Ödem (tumor), Schmerz (dolor) und
Funktionsstörung (functio laesa). Die akute Entzündung am Modell der
chirurgischen Wunde beginnt innerhalb von Sekunden nach Schadeneintritt
(Schnitt) mit einer neuralen und humoralen Phase, sie ist nach ca. 10 Tagen
durch ►Reparation teilweise beendet oder sie geht bei Komplikationen in eine
chronische Entzündung (siehe unten) über. Schmerzfasern und im Gewebe
vorhandene Mastzellen vermögen als lokale „Wächter“ als erste zu reagieren.
Eine Gefässzusammenziehung (Vasokonstriktion, ►Vasotonus) von kurzer
Dauer ermöglicht bei Wunden eine bessere ►Hämostase. Diese und die
nachfolgende, auf vielen ►Mediatoren beruhende Gefässerweiterung
(Vasodilatation, ►Vasotonus), die in der Nachbarschaft der Schädigung eine
Durchblutungssteigerung bewirkt (Rötung, Erwärmung) und damit Abwehrstoffe
und
–zellen des Blutes herbeiführt, ermöglichen eine Abriegelung des
„Schadenplatzes“. Ein Teil der Mediatoren bewirkt ausserdem eine Zunahme
der Permeabilität (Durchlässigkeit) der Endgefässe (Kapillaren). Die in der Folge
in das Gewebe austretende Blutflüssigkeit lässt dieses Anschwellen (Ödem,
Tumor). Diese entzündliche Gewebeflüssigkeit nennt sich Exsudat. Unter den
austretenden Bluteiweissen befinden sich ►Komplement- und ►Gerinnungs-
Faktoren sowie ►Antikörper die zur weiteren Eingrenzung oder Abwehr von
eingedrungenen Erregern führen. Diese Phase der Entzündung läuft innert
weniger Minuten an. Über Stunden erscheinen hierauf für die wenige Tage
dauernde zelluläre Phase der akuten Entzündung ►Leukozyten (vorerst
Granulozyten gefolgt von Monozyten und anderen) im Entzündungsgebiet.
Leukozyten werden angelockt durch chemotaktische Faktoren (►Chemotaxis).
Zwischen den ebenfalls durch Entzündungsmediatoren aktivierten
Endothelzellen, die ►Adhäsionsmoleküle zum andocken präsentieren, wandern
Leukozyten zur Läsion, wo sie vielfältige Aufgaben wahrnehmen: Aufnahme
(Phagozytose) und Abtöten von Mikroorganismen, Abbau von beschädigten
Gewebeanteilen, Vorbereitung der ►Wundheilung. Mit letzterer, die ab dem
dritten Tag einsetzt und innert weniger Wochen abgeschlossen ist, wird im
günstigen Fall die akute Entzündung unter Mitwirkung von Leukozyten beendet
(primäre ►Heilung). Bei der chronischen Entzündung, die Wochen (ab ca. 2
Wochen) bis Jahre andauern kann, dominieren zelluläre Vorgänge das
Geschehen. In der Regel ist die spezifische Immunität (siehe Kursteil
Immunologie) mit ihren Reaktionen besonders involviert. Für die Pathologie
sind das mikroskopische Entzündungsbild mit spezifischen Immunzellen
(Lymphozyten und Plasmazellen) sowie das Resultat (►Nekrose, Bildung von
►Granulomen, ►Fibrose (Vernarbung)) oder eine oft allmählich fortschreitende
Zerstörung von normalem Gewebe charakteristisch. Allerdings gibt es auch
rasche Verläufe von Entzündungsreaktionen mit Beteiligung der spezifischen
Immunität (im Rahmen von Virusinfektionen, Autoimmunkrankheiten,
Transplantatabstossung) so dass der Begriff der „chronischen“ Entzündung
zeitlich und morphologisch nicht eindeutig zu definieren ist. Die gestörte
Funktion als Ausdruck einer Entzündung beruht auf Schmerz, Schwellung und
echter Funktionseinbusse oder –steigerung (Versiegen einer Speicheldrüse
während der Entzündungsphase, Schilddrüsenüberfunktion bei Thyreoiditis)
sowie natürlich auch auf der eventuellen Zerstörung des Organs, an welcher die
Entzündungsreaktionen wesentlich beteiligt sind.
Fieber
Entsteht durch Steigerung des Stoffwechsels, ausgelöst durch exogene (z.B.
bakterielle Lipopolysaccharide und Zellwandbestandteile) und endogene
(►Zytokine IL-1, TNFα) Pyrogene (Feueranfacher). Exogene Pyrogene
induzieren bei einer bakteriellen Infektion die Bildung und Freisetzung der
endogenen Pyrogene. Die endogenen Pyrogene werden u.a. durch
►Leukozyten gebildet, v.a. durch Makrophagen. Als Effektoren werden durch
die endogenen Pyrogene Prostaglandine gebildet, die im Hypothalamus den
Regelpunkt des Temperaturzentrums hochsetzen.
Fraktur
Ärztliche Bezeichnung für Knochenbruch. Jede Knochenverletzung löst eine
►Entzündung aus, in der Folge vermehren sich im Unterschied zur ►Wundheilung der Weichteile - aber in durchaus vergleichbarem zeitlichem
Rahmen - Osteoblasten oder Stammzellen des verletzten Knochens und bilden
einen Kallus als erstes vorläufiges Reparaturgewebe, Anfänglich gleichen die
Reparaturzellen eher Fibroblasten und unreifen Knorpelzellen, nach wenigen
Wochen haben diese Elemente genügend ►Matrix gebildet, die unter
Mineralisation zu einem ersten, noch wenig belastbaren „Reparaturknochen“
führen ( Faserknochen). Dieser Faserknochen wird über weitere Wochen
allmählich vollständig in lamellären Knochen umgebaut, d.h. Osteoklasten
bauen den Faserknochen ab und weitere Osteoblasten bilden reguläre
Knochenbälkchen, so dass der Defekt allmählich belastbar überbrückt wird. Eine
mechanische Belastung begünstigt die folgerichtige Organisation und
Verfestigung des definitiven Reparaturknochens. Die Dauer der Konsolidation
hängt entscheidend von der Grösse des Defektes ab, der überbrückt werden
muss. Diese Erkenntnis bildet die Basis für die Osteosynthese, die zum Ziel hat
mittels innerer und äusserer Schienung alle Knochenfragmente möglichst
passgenau, unbeweglich und somit rascher belastbar zu stabilisieren.
Fremdkörper
Ob ein dem Organismus ausgesetztes Material als fremd oder eigen erkannt
wird, hängt nicht nur von der Erkennung durch das spezifische Immunsystem
anhand von chemisch definierten Eigenschaften ab. Auch völlig inerte oder
unbelebte Materialien (edle Legierungen, Silikone, Dornen) rufen eine
Fremdkörperreaktion hervor. Diese wird durch Oberflächeneigenschaften wie
mangelnde Benetzbarkeit, Ladung oder Strukturbesonderheiten ausgelöst.
Entsprechende Oberflächen werden durch Blut- und Gewebeeiweisse, die
denaturieren, rasch überzogen, zudem werden die ►Gerinnung und das
►Komplement(system) aktiviert (nicht zuletzt wegen Fehlens von Inhibitoren),
was eine ►Entzündung auslöst. Im Verlauf des entzündlichen Geschehens wird
der Fremdkörper durch ein ►Granulom eingeschlossen und abgegrenzt.
Gendefekte
Sammelbezeichnung für alle bekannten Formen von Veränderungen der
kodierenden DNS (Genom), die erkennbare Auswirkungen nach sich ziehen.
Punktmutationen führen zum Austausch einzelner Aminosäuren im
Genprodukt, wodurch sich die biologischen Wirkungen eines Eiweisses ändern
können. Verschiebungen, Verdoppelungen, Verlagerungen, ausgelassene
Sequenzteile und andere relevante Änderungen innerhalb eines Gens haben
u.U. folgenschwere Auswirkungen wie Fehlen des Genprodukts, unwirksames
Genprodukt, Genprodukt mit paradoxer Wirkung. Wegen der auf den 2
Chromosomensätzen meist doppelt vorhandenen Information (Allelie), können
sie allerdings unterscheidlich ausgeprägt sein. Punktmutationen treten auch
spontan auf (z. B. Spontanmutationen in Mikroorganismen, die unter
selektierenden Bedingungen, z.B. in Anwesenheit von Antibiotika, zur Auslese
überlebensfähiger Formen führen; in der Medizin ist dies unerwünscht
(Antibiotikaresistenz). Das HI-Virus (und viele andere Viren) mutiert sehr häufig,
so dass Behandlung mit nur 1 Medikament in kurzer Zeit zu Resistenz führt.
Viele Gendefekte sind Folge einer mutagenen Einwirkung (►Mutagenese).
Siehe auch Kursteile Biochemie (1./2. Jahr, Molekularbiologie,
Mikrobiologie£££).
Gerinnung
Bildung eines Fibringerinnsels aus Fibrinogen durch Einwirkung der Protease
Thrombin. Die Thrombinaktivierung erfolgt über Faktorkaskaden einerseits als
intrinsische Kontaktaktivierung von Blutplasma über „unphysiologische“
Oberflächen (hydrophobe, kationische), andererseits extrinsisch über
Gewebsthrombokinase, die bei Gewebeverletzungen gebildet wird. Eine
Gerinnung auf „Sparflamme“ läuft beständig ab. Damit es nicht spontan (u. A. in
der Blutbahn), sondern nur bei Verletzungen zur „autokatalytischen“ Bildung von
Gerinnseln kommt, kontrollieren verschiedene Systeme die Gerinnung: Die
Fibrinolyse durch Plasmin (aktivierbar durch Plasminogenaktivator) beseitigt
effizient Gerinnsel in der Blutbahn. Antithrombin-3 und die Proteine C (aPC) und
S inaktivieren Thrombin und andere Gerinnungsfaktoren. Krankhafte
Gerinnungsprozesse (►Thrombose, ►DIG) sind oft Folge des Verbrauchs der
antithrombotischen Prinzipien. Auch bei der physiologischen Blutstillung z.B. bei
Verletzungen scheint eine effiziente Gerinnung zumindest teilweise durch
lokalen Verbrauch der Gerinnungsantagonisten zustande zu kommen. Siehe
auch Kursteil Hämatologie
Granulationsgewebe
Aus Endothelzellsprossen, die zu neuen Blutgefässen werden (►Angiogenese),
Fibroblasten und Leukozyteninfiltraten unterschiedlicher Zusammensetzung
(►Leukozyten) bestehendes Reparaturgewebe. Initiiert wird das G. durch Entzündungsprozesse, wobei die Reparaturzellen z. T. lokal rekrutiert werden
(aus Gefässen und dem überall vorhandenen Stütz- und Bindegewebe) z. T.
können wohl auch zirkulierende mesenchymale Stammzellen zum G. beitragen.
Das G. entsteht ca. innerhalb einer Woche. Es bildet nach dieser Zeit eine
mechanisch immer belastbarere ►Narbe, die etwa nach 6 Wochen reift und
später sehr langsam in Rückbildung übergeht.
Granulom
Eigentlich knotiger oder körniger (lat. granulum) kleiner ►Tumor. Lokalisierte
Form der (chronisch) entzündlichen Eingrenzung einer Läsion. Markant ist die
Rolle von aus Monozyten (►Leukozyten) entstandenen Makrophagen, die als
Phagozyten Zelltrümmer, Fremdkörper oder Mikroorganismen phagozytieren
(►Phagozytose) und einschliessen. In der Folge entstehen Narbenknötchen
unter Mitwirkung von Fibroblasten (►Granulationsgewebe).
Fremdkörpergranulome schliessen alle exogenen (Kunststoffe, Metalle,
Dornen usw.) und endogenen (Harnsäurekristalle bei Gicht,
Cholesterinkristalle/Fetttropfen bei Zelluntergängen) „Fremdmaterialien“ ein.
Charakteristisch sind mehrkernige Femdkörperriesenzellen, die durch Fusion
aus Makrophagen entstehen. Diese Riesenzellen können relativ grosse
Fremdkörper wie chirurgische Fäden oder Glassplitter vollständig umschliessen.
Dadurch wird der Entzündungsgrund weggeschlossen und eine weitere
Produktion von proinflammatorischen Faktoren wird gebremst. Dies begünstigt
dann den ultimativen Einschluss durch ein Narbengewebe. Eine besondere
Form des Fremdkörpergranuloms ist das Lipogranulom mit schaumigen (Lipid-
haltigen) Makrophagen und den typischen Touton-Riesenzellen, die ebenfalls
Fettvakuolen aufweisen.
Epitheloidzellgranulome, Synonyme: tuberkuloide oder epitheloidzellige
Granulome bestehen aus eindrücklich vergrösserten Makrophagen, die unter
der Einwirkung von durch bestimmte Antigene aktivierten T-Lymphozyten
entstehen. Diese sogenannten Epitheloidzellen haben sekretorische Funktionen
(►Zytokine). Sie sind durch Aktivierung des oxydativen Stoffwechsels mit
Bildung von (Sauerstoff)radikalen zum Abtöten von „hartnäckigen“, oft
intrazellulären Mikroorganismen befähigt (z.B. bei Tuberkulose aber auch bei
anderen intrazellulären Erregern, deren Elimination eine T-Zell Stimulation der
die Erreger beherbergenden Makrophagen voraussetzt). Den
eingeschlossenen Mykobakterien wird durch zentrale Nekrose des Granuloms
(käsige Nekrose) die Lebensgrundlage entzogen. Auch diese Reaktion dient
somit der örtlichen Eingrenzung eines schädigenden Agens. Auch im
Epitheloidzellgranulom finden sich mehrkernige Riesenzellen, diese zeigen eine
hufeisenförmige Anordnung der zahlreichen Kerne um eine riesige Golgizone.
Diese sog. Langhans-Riesenzellen sind ebenfalls sekretorisch aktiv (Zytokine,
andere Mediatoren und Effektoren). Kleine, nicht verkäsende
Epitheloidzellgranulome findet man bei der Sarkoidose, einer viele Organe
befallenden chronisch entzündlichen Krankheit unbekannter Ursache
Hämorrhagie
Blutung; hämorrhagisch: blutdurchtränkt
Hämostase
Gesamtheit der Vorgänge die zum Versiegen einer Blutung führen und die eine
normale Gerinnungsbereitschaft des Blutes aufrechterhalten. Beteiligt sind:
►Vasokonstriktion, ►Gerinnung, ►Plättchen(aggregation), ►Entzündung.
Heilung
Nach Ablauf aller Reparaturprozesse (Reparation) in einer Läsion vorliegender
Zustand. Wenn sich keine Folgen mehr erkennen lassen spricht man von
vollständiger Heilung (restitutio ad integrum). Oft sind dabei regenerative
Prozesse am Werk (Leber, Epithelien). Meist wird aber ein das Aussehen und
die Funktion störendes Ersatzgewebe nach einer Verletzung oder einem
anderen Gewebeschaden gebildet, es kommt zur Defektheilung. Dies betrifft
neben den Weichteilen v. a. die Organe mit fehlender Regenerationskapazität
(Herz, ZNS u.a.m.). Eine Sonderstellung nimmt der Knochen ein hier erfolgt
nach einer „vorübergehenden“ Defektheilung eine Remodelliereung ►Fraktur.