EU 13 (15.01.4) Flashcards

1
Q

Legitimität nach Max Weber

A

Legitimität bezeichnet den Glaube der Beherschten in ihrer Herrschaft als rechtens.

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2
Q

Legitimität nach Fritz Scharpf

A

Unterscheidung zwischen Input- (Prozessebene) und Output-Legitimität (Ergebnisebene)
In EU:
Parlamentarisch:
Input: - Europawahlen, nationale Wahlen
Output: - effektive Umsetzung des Wählerwillens im Parlament
direkt:
Input: - europäischer Volksentscheid, Konsultationsverfahren
Output: - Beteiligung der Bürger:innen an der Politikimplementation
technokratisch:
Input: - Einbezug von Expertise
Output: - Effizienz

Beobachtung: Input-Legitimität zu schwach, EU-Legitimierungskette zu lang

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3
Q

Das Demokratiedefizit europäischen Regierens

A

Strukturelle Kritik:
- bemängelt wird die Abwesenheit elementarer Voraussetzungen für die Verwirklichung einer europäischen Demokratie
- EU kann gar keine Demokratie sein, ist von vornerein zum Scheitern verurteilt

Institutionelle Kritik:
- bemängelt werden Verfassungsrecht und Verfassungswirklichkeit europäischen Regierens
- EU kann demokratisch organisiert werden, VVL nicht ausreichend demokratisch, man muss Institutionen ändern

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4
Q

Frage des Souveränitätsproblems?

A
  • in allen Staaten der EU dominiert die Zuordnung der Menschen zum Nationalstaat gegen der Zuordnung als EU Bürger
  • inwieweit wollen wir Souveränität auf EU übertragen?
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5
Q

Argumentationsmuster struktureller Kritiker

A
  • zentrale Legitimierungsgrundlage einer supranationalen Demokratie fehlt, weil es kein einheitliches Staatsvolk gibt
  • zur Verwirklichung einer europäischen Demokratie bräuchte man folgende Aspekte, die die EU nicht hat:

kollektive Identität
- geteilte Wertvorstellungen, Sitten und Gebräuche
- gemeinsame Erinnerungskultur und „Vergessenskultur“
- EU steht über Nationen, in Nationalstaaten gibt es aber unterschiedliche Wertvorstellungen

politische Diskursfähigkeit
- Lingua Franca
- europäisches Mediensystem
- in EU gibt es keine europäischen Medien und dadurch fast nur nationalen Diskurs

Überwindung des Nationalstaates als Hauptbezugskategorie
- Parteien, Verbände, Interessengruppen, Medien, Kultur
- Abkehr vom europäischen Elitendiskurs (Leute, die sich mit Arbeitsweise der EU auskennen, haben meist studiert, Elite arbeitet in Brüssel)

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6
Q

5 institutionelle Standardvorwürfe 1/5)

A
  • europäische Integration hat zu Zunahme von Exekutivbefugnissen und Verminderung parlamentarischer Kontrollmöglichkeiten in den Mitgliedstaaten geführt
  • Politik verschoben von Legislative auf Exekutive
  • in Mitgliedstaaten ist Nationalparlament eine Wahl- und Kontrollinstanz für die Regierung
  • in EU dominieren Akteure aus nationalstaatlicher Exekutive (u.a. Mitglieder der Kommission und des Ministerrates)
  • nationale Parlamente haben hier kaum Kontroll- und Einflussmöglichkeiten
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7
Q

5 institutionelle Standardvorwürfe (2/5)

A
  • das EU Parlament kann nationalparlamentarische Kontrollmöglichkeiten nicht kompensieren
  • Machtverlust nationalstaatlicher Parlamente ging nicht mit Stärkung des EU Parlaments einher
  • stattdessen Stärkung der auf europäischer Ebene agierenden nationalstaatlichen Exekutiven
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8
Q

5 institutionelle Standardvorwürfe (3/5)

A
  • Die Distanz zwischen Wahlvolk und EU ist zu groß
  • EU als politisches System „sui generis“ für Normalbürger unverständlich
  • positive Identifikation mit EU schwierig, weil kaum vergleichbare Strukturen zum Nationalstaat erkennbar sind
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9
Q

5 institutionelle Standardvorwürfe (4/5)

A
  • es besteht ein massiver Unterschied zwischen Policy-Input und Policy-Output
  • Großteil des Policy-Makings der EU erfolgt ohne Mehrheit der EU Bürger - es werden Entscheidungen getroffen, die nie Teil der politischen Debatte waren
  • EU-Ebene dient den nationalstaatlichen Regierungen oft dazu mittels eines „Spiel über Bande“ im eigenen Land unpopuläre Politik zu legitimieren und zu implementieren z.B. Währungspolitik, Privatisierungen, Beihilfen in Landwirtschaft, Einwanderungsbeschränungen
  • Wirtschaftsinteressen können aufgrund besserer finanzieller Möglichkeiten auf EU-Ebene effizienter lobbyiert werden als beispielsweise Verbraucherinteressen
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10
Q

5 institutionelle Standardvorwürfe (5/5)

A
  • trotz wachsender Kompetenzen des EU Parlaments kein demokratischen Wettbewerb um politische Ämter
  • Wahlen zum EU Parlament keine Abstimmungen über europäische Ämter, Parteien oder Politikagenden
  • Vielmehr sind Wahlen zum Europaparlament Abstimmungen über nationale Agenden und Regierungen; die europäische Ebene spielt nur eine sekundäre Rolle.
  • Was die Prozessebene angeht, ist die EU zwar demokratisch strukturiert (u.a. freie und faire Wahlen, aktives und passives Wahlrecht etc.).
  • ABER: Die inhaltliche Ausgestaltung der Politics‐Ebene ist defizitär.
  • Es gibt keinen politischen Wettbewerb auf der EU‐Ebene, der es den Bürger:innen ermöglichen würde, politische Alternativen gegeneinander abzuwägen und sich dadurch wirklich an einem demokratischen Entscheidungsprozess zu beteiligen.
  • wir können EU Mitglieder nicht loswerden, nur EU Parlamentarier, aber andere Teile der EU Institutionen sind besetzt mit Politikern, egal ob Bürger diese lieber austauschen würden
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11
Q

Vorschläge zur Beilegung der Demokratiedefizite

A
  • Rückholungsrecht (Nationalstaaten können bereits abgegebene Kompetenzen wieder zu sich holen)
  • Kompetenzgerichtshof (EuGH sehr europafreundlich, deshalb braucht es vllt Gerichtshof um Kompetenzen klarer abzugrenzen)
  • sunset Legislation (Gesetze beschränkt auf z.B. 5 Jahre, danach müsste nächstes Parlament Gesetz verlängern oder auslaufen lassen, um Gesetzgeber zu zwingen zu evaluieren, ob Gesetz noch sinnvoll)
  • weitere Aufwertung des Parlaments
  • Etablierung europäischer Parteien
  • Investitionen in politische Bildung
  • Verlangsamung des Integrationsprozesses
  • Entwicklung eines Kerneuropas (bestimmte Themen wie Binnenmarkt sind für alle Mitglieder verbindlich, andere Dinge machen machen nur die Staaten mit, die das wollen)
  • aber: das strukturelle Grundproblem bleibt bestehen!
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