8. Persönlichkeit und Gesundheit Flashcards
Zusammenhänge (Groß & Kohlmann, 2018)
- Verhalten hat einen Einfluss auf die Gesundheit
- Verhalten selbst wird neben der Umwelt auch durch Persönlichkeit beeinflusst
- Dementsprechend naheliegend: Analyse der Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und Gesundheit
- Seit Beginn der Gesundheitspsychologie fester Teil der Forschung
- Gut gesichert: Persönlichkeit in vielfältiger Weise mit Fähigkeit verbunden, Verhalten auszuüben oder zu unterlassen
Persönlichkeit und Gesundheit (Abbildung aus Faltermaier, 2017)
Mögliche Wirkmechanismen (Faltermaier, 2017)
Direkte Wirkung
-Persönlichkeitsmerkmale wirken direkt über Auswirkungen/Prozesse auf Gesundheit
physiologische
- Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale begünstigen
beispielsweise Ausschüttung von Cortisol oder einen erhöhten Blutdruck
-Alternativ sind Auswirkungen dieser Merkmale auf Immunsystem vorstellbar
Mögliche Wirkmechanismen (Faltermaier, 2017)
Indirekte Wirkung
- Persönlichkeitsmerkmale begünstigen Auftreten von Risiko- verhaltensweisen
- Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen Ablauf des Stressprozesses bzw. Stressbewältigung
- Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen soziale Interaktionen
Mögliche Wirkmechanismen (Faltermaier, 2017)
- Interaktive Mechanismen noch ungenügend untersucht (allerdings durchaus wahrscheinlich)
- Wichtiger Unterschied zu situativen Belastungen ist permanente Beeinflussung des Organismus durch relevante Persönlichkeits- merkmale
Typ A-Verhalten (Knoll, Scholz & Rieckmann, 2017)
- Bekanntestes Typenmodell: Typ A-Verhaltensmuster (Friedman & Rosenman, 1974)
- Konzept entwickelt von zwei Kardiologen (Meyer Friedman und Ray Rosenman)
- Typ A-Verhaltensmuster sollte gewichtigen Anteil an Entstehung koronarer Herzkrankheiten (KHK) haben bzw. erklären
- Verhaltensmuster wurde an betroffenen (KHK-)Patienten beobachtet
Typ A-Verhalten (Groß & Kohlmann, 2018; Knoll et al., 2017) Typ A-Verhaltensmuster gekennzeichnet durchC
- Streben nach Anerkennung
- starken Antrieb, Hektik, Ungeduld, Erregbarkeit
- Aggressivität bzw. Feindseligkeit, Reizbarkeit C Ehrgeiz
- Wettbewerbsverhalten, Konkurrenzdenken
- Erledigen mehrerer Aufgaben gleichzeitig
Typ A-Eigenschaften (Knoll et al., 2017)
-Körperliche Komponenten: Laute Stimme, schnelle Sprache, psychomotorische Aktivität, Anspannung der Gesichtsmuskulatur
- Einstellungen und Emotionen: Feindseligkeit, Ungeduld, Ärger, Aggression
-Motivationale Faktoren: Hohe Leistungsmotivation, Konkurrenz- streben, Erfolgsstreben und Ambition
-Kognitive Faktoren: Bedürfnis nach Kontrolle und entsprechender Attributionsstil
-Sichtbares Verhalten: Hohe Aufmerksamkeit, Schnelligkeit,
Hyperaktivität, hohes Arbeitsengagement
Typ B-Verhalten (Knoll et al., 2017)
- Gegenpol: Typ B-Verhalten
- Kennzeichen: Geringe Ausprägungen auf genannten Typ A- Eigenschaften
Typ C-Verhalten (Knoll et al., 2017; Faltermaier, 2017)
-Annahme eines Risikotypen für Entstehung von Krebserkrankungen („C“ steht für „Cancer“, Temoshok, 1987)
Typ C-Verhaltensmuster gekennzeichnet durchC
-extreme Freundlichkeit, Kooperationsbereitschaft, Geduld
- Konfliktscheue, Nachgiebigkeit
- aufopferndes Verhalten (Zurückstellung eigener Bedürfnisse zugunsten derer anderer Menschen)
- Tendenz sich selbst zu beschuldigen, für Dinge die außerhalb des eigenen Verantwortungsbereichs liegen
Typ C-Verhalten (Knoll et al., 2017)
Typ C-Verhaltensmuster begünstigt
- Unterdrückung negativer bzw. sozial unerwünschter Emotionen (wie z.B. Ärger und Feindseligkeit)
- eine Tendenz zur Hoffnungslosigkeit
- einen Mangel an effektiven Bewältigungskompetenzen (z.B. über fehlende soziale Unterstützung, da Personen mit Typ C-Verhalten niemanden zur Last fallen wollen und andere von den eigenen Emotionen eher „abschirmen“)
Typ D-Verhalten (Groß & Kohlmann, 2018)
-Neuere Typologie: Typ D-Verhalten (Mols & Denollet, 2010)
- „D“ steht für „Distressed Personality“
Typ D-Verhaltensmuster gekennzeichnet durchC
- häufiges Erleben negativer Emotionen
- soziale Gehemmtheit
-Vermuteter Zusammenhang des Typ D-Verhaltens zur Genese kardiovaskulärer Erkrankungen (wie Bluthochdruck und Herzinfarkt nach Faltermaier, 2017)
Persönlichkeitstypologien und Gesundheit (Faltermaier, 2017)
- Große konzeptuelle und methodische Probleme der Typologien
- Oft Beobachtungen bei Patienten (retrospektiv)
- Einfluss der Erkrankung auf die beobachteten Merkmale nicht auszuschließen und Rückschluss auf „Situation vorher“ kaum möglich
- Unklar, welche Komponenten der Verhaltensmuster für Effekte auf die Gesundheit verantwortlich sind (nach aktuellem Kenntnisstand für Typ A-Verhalten vor allem Ärger und Feindseligkeit, für Typ C- und Typ D-Verhalten vor allem negative Affektivität)
- TypologienehervonhistorischerBedeutung(Groß&Kohlmann,2018)
Big Five und Gesundheit (Groß & Kohlmann, 2018)
- Grundlage des Ansatzes: Fünf-Faktoren-Modell (McCrae & Costa, 1997; zitiert nach Groß & Kohlmann, 2018, S. 183)
- Neurotizismus (nervös, unsicher vs. entspannt)
- Extraversion (gesellig vs. zurückhaltend, reserviert)
- Offenheit für Erfahrungen (fantasievoll, aktive Vorstellungskraft)
- Verträglichkeit (Tendenz andere zu kritisieren vs. anderen Vertrauen zu schenken)
- Gewissenhaftigkeit (Gründlichkeit vs. Bequemlichkeit)
- Für drei der fünf Faktoren Relevanz für Gesundheit empirisch belegt
- Neurotizismus (stärker ausgeprägte negative Zusammenhänge zu Gesundheit)
- Extraversion (geringer ausgeprägte positive Zusammenhänge zu Gesundheit)
- Gewissenhaftigkeit (stärker ausgeprägte positive Zusammenhänge zu Gesundheit)
Neurotizismus und Gesundheit (Groß & Kohlmann, 2018)
- Neurotizismus assoziiert mit häufigerem Auftreten von psychischen Erkrankungen (Depressionen, Angststörungen und Sucht) und mit einer höheren Prävalenz von körperlichen Erkrankungen (Faltermaier, 2017)
-Zusammenhänge von Neurotizismus und gesundheitlich riskanten Verhaltensweisen (Marks et al., 2000; zitiert nach Faltermaier, 2017, S. 137) - Hinsichtlich der Stressbewältigung zeigte sich in einer Metaanalyse (Connor-Smith & Flachsbart, 2007), dass Neurotizismus mit maladaptiven Coping-Strategien (z.B. destruktiver Emotions-
regulation, sozialem Rückzug und Substanzkonsum) assoziiert war