2. Zentrale Konzepte und Paradigmen der Gesundheitspsychologie Flashcards

1
Q

Krankheit versus Gesundheit

A

Beschreibung von Krankheit
-Fällt üblicherweise leichter, z.B. über Benennung von Symptomen bzw. der Beschwerden eines Krankheitsbildes (Faltermaier, 2017)

Beschreibung von Gesundheit
- Nach wie vor kein einheitlicher und allgemeingültiger
Gesundheitsbegriff (Faltermaier, 2017)
-„Negativdefinition“ (Gesundheit als Nicht-Kranksein) nach Brinkmann (2021)
- Negativdefinition für Gesundheit reicht nicht aus (Faltermaier, 2017)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Klassifikationssysteme

A
  • Beschreibung von Krankheiten über die internationalen normierten Klassifikationssysteme (Faltermaier, 2017)
  • Einordnung der Krankheitsbilder erfolgt mit der International Classification of Diseases (ICD) oder das Diagnostic and Statistical Manual (DSM)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Definitionen Krankheit

A
  • „im weiteren Sinn Fehlen von Gesundheit, im engeren Sinn Vorhandensein von subjektiv empfundenen bzw. objektiv feststellbaren körperlichen, geistigen bzw. seelischen Veränderungen bzw. Störungen“ (Pschyrembel, 1990; zitiert nach Faltermaier, 2017, S. 40).
  • „Zusammenfassend können wir die Krankheit als einen Zustand der Störung des „normalen“ Funktionierens des Menschen bezeichnen, sowohl was den Zustand des Organismus als auch was seine individuellen und sozialen Anpassungen angeht“ (Parsons, 1958, S. 12).
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Definitionen von Gesundheit

A
  • „Zustand der optimalen Leistungsfähigkeit eines Individuums für die Erfüllung der Aufgaben und Rollen, für die es sozialisiert wurde“ (Parsons, 1968, S. 344).
  • „Gesundheit ist der Zustand eines vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen“ (Weltgesundheits- organisation, WHO, 1948; zitiert nach Faltermaier, 2017, S. 41).
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Multidimensionale Bestimmung von Gesundheit (Faltermaier, 2017)

A
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Multidimensionale Bestimmung von Gesundheit (Faltermaier, 2017)

A
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Multidimensionale Bestimmung von Gesundheit (Faltermaier, 2017)

A
  • Ebene 1: Befinden (z.B. körperliches oder psychisches Wohlbefinden, Eingebundensein in befriedigende soziale Beziehungen)
  • Ebene 2: Aktionspotential (körperliche Fitness, geistige Leistungs- fähigkeit oder Erfüllung sozialer Rollen)
  • Ebene 3: Fehlen oder ein geringes Ausmaß von Störungen (z.B. von körperlichen oder psychischen Beschwerden, im Grad der Einschränkungen in der Erfüllung sozialer Rollen)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Weitere Merkmale von Gesundheit (Faltermaier, 2017)

A
  • Ganzheitliches Phänomen (beschreibbar auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene)
  • Ist eine soziale Konstruktion (abhängig vom sozialen Kontext, basiert auf der Grundlage herrschender Lebensvorstellungen, abhängig vom historischen Kontext)
  • Ist keineswegs statisch, sondern dynamisch, muss als Prozess verstanden werden
  • Ständige dynamische Interaktion zwischen Person (Organismus) und ihrer (sozialen, ökologischen) Umwelt
  • Muss vom Organismus immer wieder aktiv hergestellt werden
  • Impliziert Normen, an denen sie gemessen wird (z.B. soziale Norm von Gesundheit bezüglich soziale Erwartungen / funktionale Norm von Gesundheit hinsichtlich Arbeits- und Leistungsfähigkeit / statistische Norm von Gesundheit, beispielsweise festgelegte Normbereiche des Blutdrucks)
  • Gesundheit und Krankheit sind aufeinander bezogen; stehen in Kontrast, schließen sich aber nicht aus (man kann krank sein, sich dabei aber gesund fühlen, und umgekehrt, d.h., Übergangsbereich zwischen Gesundheit und Krankheit ist breit und fließend)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Kennzeichen des Biomedizinischen Modells (Faltermaier, 2017)

A
  • Naturwissenschaftlicher Zugang (objektive Messung von körperlichen Phänomenen und Funktionen, kausale Erklärung, daraus abgeleitete Behandlung)
  • Körper gilt weitgehend als ein biologischer Organismus, der analog einer Maschine funktioniert („Maschinen-Metapher“)
  • Krankheit ist Störung im normalen Funktionieren des Organismus (Defekt, Krankheit als Abweichung von der Norm messbarer biologischer Variablen, entscheidend sind biochemische und physiologische Prozesse)
  • Jede Krankheit hat spezifische Ursachen (spezifische Ätiologie bzw. Pathogenese, Pathogene verursachen spezifische körperliche Reaktionen, erkennbar als Symptome einer Krankheit)
  • Körperlich-somatischer und psychischer Teil des Menschen werden getrennt betrachtet (medizinische Analyse beschränkt sich auf den Organismus, psychische Prozesse spielen dabei keine Rolle)
  • Mensch ist passiver Träger von Krankheit (Objekt einer ärztlichen Behandlung)
  • Beziehung zwischen Arzt und Patient spielt keine Rolle (kausale Therapie des somatischen Defektes oder symptomatische Therapie)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Kennzeichen des Biomedizinischen Modells (Faltermaier, 2017)

A
  • Naturwissenschaftlicher Zugang (objektive Messung von körperlichen Phänomenen und Funktionen, kausale Erklärung, daraus abgeleitete Behandlung)
  • Körper gilt weitgehend als ein biologischer Organismus, der analog einer Maschine funktioniert („Maschinen-Metapher“)
  • Krankheit ist Störung im normalen Funktionieren des Organismus (Defekt, Krankheit als Abweichung von der Norm messbarer biologischer Variablen, entscheidend sind biochemische und physiologische Prozesse)
  • Jede Krankheit hat spezifische Ursachen (spezifische Ätiologie bzw. Pathogenese, Pathogene verursachen spezifische körperliche Reaktionen, erkennbar als Symptome einer Krankheit)
  • Körperlich-somatischer und psychischer Teil des Menschen werden getrennt betrachtet (medizinische Analyse beschränkt sich auf den Organismus, psychische Prozesse spielen dabei keine Rolle)
  • Mensch ist passiver Träger von Krankheit (Objekt einer ärztlichen Behandlung)
  • Beziehung zwischen Arzt und Patient spielt keine Rolle (kausale Therapie des somatischen Defektes oder symptomatische Therapie)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Kritik am Biomedizinischen Modell (Engel, 1977)

A

-Krankheit als rein körperliches Phänomen betrachtet, vernachlässigt unzulässigerweise psychische und soziale Aspekte
- Überholter Leib-Seele-Dualismus (Trennung von Körper und Psyche)
-Modell ist reduktionistisch (nur physikalische und biochemische
Wirkmechanismen werden berücksichtigt)
-Krankheit wird im Individuum lokalisiert, ohne dessen Umwelt oder seine Einbindung zu berücksichtigen
-Modell ist dogmatisch (alle Arten von Krankheit werden gleich behandelt, widersprechende Daten werden nicht berücksichtigt)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Biopsychosoziales Modell (Faltermaier, 2017)

A
  • Somatische Faktoren alleine sind nicht ausreichend, es bedarf der Einbeziehung von psychischen, sozialen und kulturellen Faktoren
  • Wissenschaftlicher Zugang zu psychosozialen Daten notwendig (Patientenbericht, ergänzend zur somatischen Diagnostik)
  • Lebensumstände eines Menschen haben einen bedeutsamen Einfluss auf den Ausbruch einer Krankheit und auf ihren Verlauf
  • Krankheitswahrnehmung und Krankheitsverhalten wichtig (selbst bei Vorliegen von biochemischen Abweichungen unterscheiden sich Menschen darin, wann sie sich als krank betrachten)
  • Psychologische und soziale Variablen sind in der Behandlung zu berücksichtigen (Beseitigung eines biochemischen Defektes reicht oft für den Erfolg einer Behandlung nicht aus)
  • Verhalten des Behandlers und seine Beziehung zum Patienten beeinflussen in starkem Maße den Erfolg einer Therapie (Auswirkungen auf Krankheitserleben, aber auch auf biochemische Prozesse)
  • Individuum hat eine aktive Rolle bei der Erhaltung und Förderung der eigenen Gesundheit sowie im Genesungs- und Rehabilitations- prozess (Knoll, Scholz & Rieckmann, 2017)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Krankheitsmodelle (VI, Abbildung aus Knoll et al., 2017)

A
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Krankheitsmodelle (VI, Abbildung aus Knoll et al., 2017)

A
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Krankheitsmodelle (VII, Abbildung: Wolf-Kühn & Morfeld, 2016)

A
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Krankheitsmodelle (VII, Abbildung: Wolf-Kühn & Morfeld, 2016)

A
16
Q

Bedeutung Salutogenese (Brinkmann, 2021)

A

Bedeutung Salutogenese (Brinkmann, 2021)

  • „Gegenstück“ zur Pathogenese von Aaron Antonovsky (1979)
  • Begriff „Salutogenese“ (Neologismus aus dem lateinischen Wort „Salus“ und dem griechischen Wort „Genese“)
  • Salutogenese = „Entstehung von Gesundheit“
17
Q

Zentrale Fragen der Salutogenese (Brinkmann, 2014)

A
  • Was erhält Menschen gesund?
  • Was unterstützt den Prozess der Genesung?
  • Weshalb erkranken manche Menschen, wenn sie Bedingungen ausgesetzt sind, die ihre Gesundheit gefährden, andere in gleicher Situation aber nicht?
  • Wie schafft es ein Individuum gesünder zu sein und damit weniger oft krank?
18
Q

Kernaussage Salutogenese (Brinkmann, 2021, S. 34)

A
  • Das Salutogenese-Modell orientiert sich nicht an Gesundheitsrisiken oder gesundheitsschädlichen (pathogenen) Einflüssen, sondern an gesundheitsförderlichen (salutogenen) Kräften.
19
Q

Hintergrund Salutogenese (Faltermaier, 2018)

A
  • Antonovsky war Soziologe und Stressforscher
  • Zunächst in den USA und später in Israel beruflich tätig
  • Zunehmend galt sein Interesse der Bedeutung von (Widerstands-) Ressourcen
  • Untersuchung der Gesundheit von israelischen Frauen in den Wechseljahren
  • Viele der Frauen hatten vorher (während des 2. Weltkriegs) in Europa gelebt und waren in Konzentrationslagern eingesperrt gewesen
  • Insgesamt 29% der Frauen, die in Konzentrationslagern gewesen waren und äußerst traumatische Erfahrungen erlitten hatten, waren trotz extremer Belastungen gesund geblieben
  • Antonovsky fragte sich, welche Bedingungen, die Gesundheit dieser Frauen erhalten haben (Ausgangspunkt der Salutogenese)
  • Dabei zu berücksichtigen: Frauen hatten den Holocaust überlebt und waren in der Lage an der Studie teilzunehmen
20
Q

Zentrale Aspekte der Salutogenese (Faltermaier, 2018)

A
  • Gesundheit keine dichotome Kategorie mehr, sondern wird eingeordnet auf einem Kontinuum zwischen den extremen Polen absolute Gesundheit und absolute Krankheit
  • Salutogenese-Modell berücksichtigt damit alle Menschen
  • Alle Menschen haben gesunde und kranke Anteile
  • Stressprozess spielt eine zentrale Rolle
  • Konfrontation mit Stressoren versetzt Menschen in psychischen und körperlichen Spannungszustand
  • Entscheidend ist die Bewältigung dieses Spannungszustands
  • Nicht-erfolgreiche Bewältigung für zu Stressreaktionen (potentiell
    gesundheitsschädlich)
  • Erfolgreiche Bewältigung allerdings führt in „positive Richtung“ auf dem Gesundheitskontinuum
  • Entscheidend für die Bewältigung sind im Modell der Salutogenese die sogenannten allgemeinen Widerstandsressourcen („generalized resistance ressources“)
  • Allgemeine Widerstandsressourcen = Merkmale, die die Bewältigung von Belastungssituationen erleichtern (z.B. Wissen, Intelligenz, präventive Orientierung, materielle Ressourcen, Einbindung in soziale Netzwerke, Verfügbarkeit von sozialer Unterstützung)
  • Allgemeine Widerstandsressourcen entstehen im Laufe des Lebens

-Viele Widerstandsressourcen führen nach dem Modell zur Entstehung von Kohärenzgefühl („sense of coherence“)
-Kohärenzgefühl ist eine Form von Lebensorientierung und besteht aus drei Komponenten
(1) Verstehbarkeit (Ereignisse im Lauf des Lebens sind vorhersehbar, strukturiert und erklärbar)
(2) Bewältigbarkeit (Ressourcen sind verfügbar, um Anforderungen zu meistern)
(3) Sinnhaftigkeit (Herausforderungen sind es wert sich dafür
einzusetzen und sich zu engagieren)

21
Q

Relevanz der Salutogenese (Faltermaier, 2018)

A
  • Ressourcenorientierung hat sich in vielen Gebieten etabliert und ist ein sehr wichtiger Ansatz zur Förderung von Gesundheit geworden
  • Gesundheitsorientierung der Salutogenese wichtige Grundlage für die Entstehung neuer Forschungsfragen und Ansätze in der Gesundheitspraxis
  • „Bestentwickeltster Theorieansatz zur Erklärung von Gesundheit“ (Bengel, Strittmatter & Willmann, 1998; zitiert nach Brinkmann, 2014, S. 34)
22
Q

Risikofaktorenmodelle Hintergrund (Brinkmann, 2021)

A
  • Annahme, dass Krankheiten nicht nur eine einzelne Ursache haben, sondern durch verschiedenen Risiken beeinflusst bzw. hervorgerufen werden
  • Entstehung von Risikofaktorenmodellen in den 1960er-Jahren
  • Begriff „Risikofaktor“ wird 1960 erstmalig in der Framingham Heart Study benutzt
  • Verschiedene Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wurden in dieser „Pionierarbeit“ (Framingham Heart Study) identifiziert
    -Somatische Risikofaktoren: Hoher Blutdruck, erhöhtes Cholesterin, Übergewicht
    -Verhaltensbezogene Risikofaktoren: Rauchen, Alkoholkonsum, Bewegungsmangel
  • Psychosoziale Risikomerkmale: Stress, Persönlichkeitsmerkmale
  • Auftreten mehrerer Risikofaktoren erhöht Wahrscheinlichkeit einer
    Erkrankung
  • Epidemiologischer Forschungsansatz
  • Untersuchung möglichst großer Bevölkerungsstichproben (Kohortenstudien)
  • Idealerweise in prospektiven Untersuchungen
  • Methodisch nicht unumstritten (Faltermaier, 2017)
23
Q

Risikofaktorenmodelle Hauptproblem (Brinkmann, 2021)

A
  • Kenntnisse der Risikofaktoren sind als alleinige Grundlage für Prävention kaum ausreichend
  • Zentral für präventive Ansätze: Entstehung der gesundheits- gefährdenden Verhaltensweisen bei Menschen
  • Oft Diskrepanz zwischen dem Wissen der Menschen über gesundes Verhalten und dem tatsächlich gezeigten Verhalten im Alltag
  • Zur Erklärung hilfreich: Modelle des Gesundheitsverhaltens