8. Persönlichkeit Flashcards
Persönlichkeit
- ‘dynamic organization within the individual of those psychophysical systems that determine
his characteristic behavior and thought’ (Allport, 1961: 28) - besteht
- aus Charakteristiken, in denen die Person sich von anderen unterscheidet, z. B. in ihrem
Wertesystem, ihren Einstellungen, Motiven, Eigenschaften, Fähigkeiten - Aus zeitlich überdauernden und ziemlich stabilen Merkmalen
- nicht direkt beobachtbar, sondern über das Verhalten indirekt erschlossen werden
Trait
zeitlich stabile und transsituativ konsistente Merkmale, über unterschiedliche Situationen (z.B.
Ängstlichkeit)
State
kurzfristiger Zustand – situationsbedingt entsteht (z.B. Ängstlichkeit)
Persönlichkeitstheorien
- Eysenck (1970,1991): 3 Dimensionen:
- Neurotizismus, Extroversion, Psychotizismus
- Big 5 – 5 Faktor-Modell (McCrae and Costa, 1987, 1990; Costa and McCrae, 1992a, 1992b):
- Neurotizismus (neuroticisim, N): ängstlich, pessimistisch
- Extraversion (extraversion, E): positive, assertive, aktiv, gesellig
- Offenheit für neue Erfahrungen bzw. Intellekt bzw. Kultur (openness, O): fantasievoll,
neugierig - Soziale Verträglichkeit (agreeableness, A): kooperativ, zutraulich, nachgiebig;
- Gewissenhaftigkeit (conscientiousness, C): verantwortungsbewusst, aufstrebend
Ansätze zum Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und
Gesundheit
- Persönlichkeit ist ein Prädiktor beim Entstehen einer Krankheit – krankheitsanfällige
Persönlichkeit (z.B. Friedman and Booth-Kewley, 1987) - spezielle Persönlichkeitsgruppen predisponieren spezielle Krankheiten (z.B. Type A - KHK)
- Persönlichkeit fördert gesundheitsriskantes Verhalten → Krankheit (z.B. geringe
Gewissenhaftigkeit – Alkoholkonsum): indirekter Effekt (z.B. Bogg and Roberts, 2004; O’Connor et al., 2009) - Persönlichkeit beeinflusst, wie man individuell Stresssituationen, Krankheit bewertet und
bewältigt (z.B. neurotische Personen reagieren überanstrengend auf Stressoren): indirekter
Effekt
Gesundheitsbezogene Persönlichkeitskonstrukte
:(
- Typ A / Feindseligkeit
- Typ C
- Typ D/ Negative Affektivität/ Depression
Gesundheitsbezogene Persönlichkeitskonstrukte
:)
- Gewissenhaftigkeit
- Dispositioneller Optimismus
- Kohärenzerleben
- Intelligenz
Typ A / Feindseligkeit (hostility)
historische Messungen
Typ A (Rosenman & Friedman, 1959):
Eigenschaften
* Terminnot, Ungeduld, Eile
* Wettbewerbsorientierung, Ehrgeiz
* exzessiver Antrieb, Aggressivität, Feindseligkeit
* Zu KHK führt
* Western Collaborative Group Study (WCGS)
1960-69, 1982-83
* geringe Interkorrelationen zwischen Typ A und KHK (r = .34)!
Typ A - Fazit
- Typ A: Keinen eigenständigen Risikofaktor der
KHK darstellt - Der in der WCGS gefundene Zusammenhang:
keine Replizierung in einer großen Zahl
prospektiver Untersuchungen (schwache Evidenz:
P = 0.003 bei 74.326 Teilnehmenden ) - Diese Feststellung gilt unabhängig von der
verwendeten Methode (SI oder Fragebogen)
Feindseligkeit
hostility
Eigenschaften
Feindseligkeit besteht aus emotionalen, kognitiven und verhaltensrelevanten Komponenten:
* Emotional: Wut, Zorn, was die Person erlebt → Manifestation im agressiven Verhalten
* Kognitiv: Zynismus, Misstrauen, negative Einstellungen und Erwartungen gegenüber der
Welt - Annahme: andere haben egoistische Motivationen und wollen sie absichtlich
verletzen– feindselige Personen verhalten sich deswegen wütend und agressiv
Mögliche Mechanismen im Feindseligkeit-KHK-Zusammenhang
* Riskantes Gesundheitsverhalten
* Starkes Rauchen, Alkoholkonsum (Whiteman, 2006)
* Wenig Profitierung von psychosozialen Ressourcen, sozialer Unterstützung in
Stresssituationen (Miller et al, 1996)
* Erhöhte Stress-Reaktivität -> erhöhter Blutdruck -> erhöhte Empfindlichkeit für KHK
Feindseligkeit und Wut
erhöhen das Risiko für ein
kardiovaskuläres Event
mit 20% bei gesunden
und verschlechtern die
Prognose bei einer KHK
mit 20%.
Die Mortalitätschancen
sind für Feindselige mit
13% höher bei gesunden
Personen und mit 18%
höher für KHK-Patienten.
Die Zusammenhänge
sind ausgeprägter für die
Männer.
Typ C
Typ C – cancer-prone personality (Temoshek &Dreher, 1992) :
* Unterdrücken negativer Emotionen (insbesonders Ärger)
* Nachgiebig, passiv, beschwichtigend, stoisch
* Zögerlich und selbstbeschuldigend
Metaanalysen
* Vermeidendes, repressives Coping (g = .38), Verlusterlebnisse (g = .29) und
konfliktvermeidendes Coping (g = .19) sind moderate Prädiktoren von Krebs (McKenna et al.,
1999)
* Repressives Coping: erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen (OR = 1.51), die Effekte nur
nachweisbar, wenn Coping nach der Diagnose erfasst wurde! (Mund & Mitte, 2012)
* Problem: meistens Querschnittstudien!
Typ D
Typ D (Distressed)
Persönlichkeitscluster aus negativer Affektivität und sozialer Hemmung; bei sozialen
Interaktionen die Ablehnung zu vermeiden (Kupper and Denollet, 2018; Denollet, 1998)
-> schlechte Prognose bei HKE, auch Tod durch HKE
- in beiden Geschlechtern, wenn vorher HKE
Negative Affektivität – Neurotizismus
Negative Affektivität (Watson and Clark, 1984):
* generalisierte negative Einstellung
gegenüber Umwelt, andere Personen
* negatives Selbstbild
* pessimistische Lebenseinstellung, Klagen
* negative Emotionen wie Anspannung,
Gereiztheit, Besorgtheit oder Nervosität
Neurozitismus in Eysenck- und Big Five-Theorien:
* negative Emotionen, wie Anspannung,
Gereiztheit, Besorgtheit, Nervosität; Rückzug;
Angst (Costa and McCrae, 1987; McCrae, 1990)
* ängstliche Überzeugungen, unangemessenes
Verhalten in einer Situation
Neurotizismus
- assoziiert mit Tod in kardiovaskulärer Erkrankung (Shipley et al, 2007) und in Krebs (Nakaya et
al, 2006) - Vermutete Mediatoren: soziodemographische, physiologische Faktoren,
Gesundheitsverhalten - neurotische Menschen scheinen häufiger zu rauchen, viel Alkohol zu trinken
und weniger Obst zu essen (vgl. Lesmos-Giraldez & Fidalgo-Aliste, 1997) - Rolle des SES
→ Tod in kardiovaskulärer Erkrankung nur bei Frauen mit niedrigem SES
→ protektiver Faktor gegen Tod in kardiovaskulärer Erkrankung bei Frauen
mit hohem SES - Im Hintergrund: Gesundheitsverhalten verbunden mit SES
Negative Affektivität
- größere Empfänglichkeit für negative Situationen
- Selbstreport: auf negative Aspekte konzentrieren, Gesundheitsbeschwerde,
Distress „aufblasen“ (Watson and Pennebaker, 1989) - Coping: mehrere Bewältigungsstrategien verwenden, diese eher maladaptiv und
emotionsfokusiert (Semmer, 2006; Karimzade & Besharat, 2011) - psychophysiologische Ergebnisse: z.B. erhöhtes Kortisol-Level