1. Einführung: Grundlage, Grundbegriffe Flashcards
Definition Krankheit
Biologischer Zustand
- Störungen im Organismus, Abweichung von regelhaften körperlichen Funktionen:
Überschießen einer Funktion, Unterfunktion, Funktionsdefizit, -ausfall - Medizinisch definiert, objektiv messbar
Definition Krankheit
Psychologischer Zustand
- Subjektiv wahrgenommen, krank zu sein
- Abweichendes Erleben und Verhalten
Schmerzen und Beschwerden + Ängste, Belastungen, andere Gefühle - Bemühungen der Betroffenen, die körperlichen und psychischen Veränderungen zu bewältigen
Definition Krankheit
Sozialer Zustand
- Abweichung von sozialen Normen
- fehlende Funktionsfähigkeit im sozialen System – Krankenrolle
Definition Gesundheit
„Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und
sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder
Gebrechen.“
„Gesundheit ist ein positiver funktioneller Gesamtzustand im Sinne eines
dynamischen bio-psycho-sozialen Gleichgewichtszustandes, der erhalten bzw.
immer wieder neu hergestellt werden muss.“
Aspekte der Gesundheit
- ganzheitliches Phänomen: auf körperlichen, psychischen, sozialen Ebenen
beschreibbar - ein körperlicher und/oder psychischer Zustand des Individuums
- dynamisches Gleichgewicht zwischen Person (Organismus) und ihre (soziale,
ökologische) Umwelt, variiert in zeitlich kurzen und längeren Verläufen - Gesundheit-Krankheit-Kontinuum (Salutogenese)
Somatisch
- Fehlen von Krankheit(en)
- Freiheit von Symptomen
Müdigkeit, Schmerzen, Schwindel - Relative Freiheit von
Risikofaktoren
Übergewicht, Bluthochdruck, Stress,
Schlafprobleme - Statistische Normen erfüllen
Gewicht, HK-System, Blutbild,
Hormonstatus - Körperliche Fitness
Psychisch
- subjektive Befindlichkeit,
körperliches/psychisches
Wohlfühlen, Lebensqualität - Psychische / physische
Energie
Antrieb, Ausdauer, Aktivität - Funktions- und
Leistungsfähigkeit
Produktivität, Kreativität - Selbstbestimmung, positives
Selbstwertgefühl,
Selbstverwirklichung
Sozial
- Erfüllung sozialer
Rollenerwartungen
Familie – Eltern, Kind, Geschwister,
Partner
Beruf – Student, Arbeiter,
Vorgesetzter
Aktivitäten – Sportler, Schachspieler - Leistungsfähigkeit und
Belastbarkeit - Von herrschenden
Lebensvorstellungen und
Anforderungen der
Gesellschaft abhängig
Definition Gesundheitspsychologie
„Gesundheitspsychologie ist die Zusammenfassung spezifischer
erzieherischer, wissenschaftlicher und professioneller Beiträge der Psychologie
zur Förderung und Aufrechterhaltung von Gesundheit,
zur Prävention und Behandlung von Krankheiten,
zur Identifizierung ätiologischer und diagnostischer Korrelate von Gesundheit,
von Krankheiten und damit zusammenhängenden Fehlfunktionen sowie
zur Analyse und Verbesserung des Gesundheitswesens.“
„Gesundheitspsychologie ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten
des Menschen im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit.
Dabei stehen vor allem riskante und präventive Verhaltensweisen,
psychische und soziale Einflussgrößen sowie deren Wechselwirkungen auf
körperliche Erkrankungen und Behinderungen im Mittelpunkt.“
Modell der Psychosozialen Krankheitsätiologie
Psychologische Faktoren (Stressoren, Persönlichkeit)
und soziale Einflüsse wirken auf die physiologischen
Reaktionen, sowie auf die Gesundheitsverhalten aus.
Diese beide beeinflussen die Entstehung der
Krankheiten.
Der Zusammenhang zwischen psychologischen
Faktoren und der körperlichen Gesundheit besteht in
beide Richtungen: physiologische Reaktionen,
Gesundheitsverhalten und Krankheiten können auch
die psychologischen Faktoren beeinflussen.
(Folie 21)
Grundsteine bei der Entstehung der
Gesundheitspsychologie
- Verbreitung der chronischen Krankheiten
- Ablösung des biomedizinischen vom biopsychosozialen
Krankheitsmodell - Struktur- und Finanzierungskrise im Gesundheitssystem
- Ergänzung einer vorwiegend medizinisch-kurativen Behandlung von
Krankheit um verhaltensmodifikatorische sowie präventive
Maßnahmen
Das biomedizinische Modell
- Alle Erkrankungen können auf körperliche Prozesse (z.B. Infektionen,
pathogene Substanzen) oder genetische Defekte zurückgeführt werden. - Therapie: Entdeckung des pathogenen Agenten und Erforschung der
Umstände, die seiner Verbreitung und Wirksamkeit günstig sind bzw.
entgegenstehen.
Ergreifen entsprechender Maßnahmen (z.B. Verbesserung der Hygiene,
Abtötung des pathogenen Agenten). - Das biomedizinische Modell konnte sich – nicht zuletzt – aufgrund des
enormen technischen Fortschritts in der Medizin bis heute halten!
Technischer Fortschritt in der Medizin
- Rapide steigende Lebenserwartung
→ Leben mit chronischen Erkrankungen wird zur Normalität! - 2 Herausforderungen:
1. Lebensstile, -gewohnheiten und –bedingungen (z.B. Rauchen,
Fehlernährung, körperliche Inaktivität, Lärm, soziale Isolation) als Antezedenzen von Erkrankungen;
2. Bewältigung / Umgang mit chronischen Erkrankungen
Das biopsychosoziale Modell
Dynamische Wechselwirkung zwischen
biologischen, psychologischen und
sozialen Einflüssen
bei der Entstehung von Krankheiten,
beim Aufrechterhalten der Gesundheit
(Folie 34)
Vergleich der Krankheitsmodelle
Biomedizinisches Modell
Reduktionistisch:
Erkrankungen werden auf
Prozesse niedriger Ebene
zurückgeführt. Einfaktor-Modell: Aufbau einer
einfachen Kausalkette.
Leib-Seele-Dualismus
Konzentration auf Bedingun-
gen von Krankheit. Gesund-
heit als die Abwesenheit von
Krankheit
Biopsychosoziales Modell
Bei Betrachtung von Erkrankungen
werden Prozesse aus unterschied-
lichen Ebenen herangezogen. Systemischer Ansatz: Multiple
Faktoren und Konsequenzen
„Leib“ und „Seele“ als
einheitliches System Betrachtung der Bedingungen von
Krankheit wie von Gesundheit.
„Positiver“ Gesundheitsbegriff.
Das Salutogenese-Modell
- Antonovsky, 1979, 1987
- eine Konzeption für das Entstehen und Aufrechterhalten des Gesundseins
- „Gesundheits-Krankheits-Kontinuum“ („HEDE-Kontinuum„) mit zwei
Endpunkten: vollständige Gesundheit und vollständige Krankheit - man bewegt sich immer dynamisch auf diesem Kontinuum, und neigt zu
einem Pole - Flussmetafer
- Strömungen von psychischen, sozialen, physischen und biochemischen
Stressoren (z. B. Wettbewerbs- und Leistungsdruck im Berufsleben, Lärm,
Existenzängste) -> Spannungszustand für das Organismus - Gesundheitsressourcen : Wie man mit den Stressoren bewältigt und schließlich
wo sich auf dem Gesundheitskontinuum befindet - Personal-psychische Ressourcen – Persönlichkeitsmerkmale,
Handlungskompetenzen - Körperlich-konstitutionelle Ressourcen – Immunkompetenz, körperliche
Fitness - Sozial-interpersonale Ressourcen – soziale Unterstützung
- Sozio-kulturelle Ressourcen – kulturelle Stabilität
- Materielle Ressourcen – Vermögen, Dienstleistungen
Das biopsychosoziale Modell:
Schlussfolgerungen
- Biologische, psychologische und soziale Faktoren (z.B. medizinische Werte,
Persönlichkeitsdispositionen, soziale Unterstützung) müssen bei Diagnose,
Prävention und Therapie gleichermaßen herangezogen werden. Dies setzt ein
Team von Fachleuten mit entsprechend unterschiedlichen Qualifikationen
voraus. - Gesundheit wird verstanden als ein positiver körperlich-psychosozialer
Zustand, der beeinflussbar ist durch die Art und Weise, wie wir mit uns selbst
umgehen, Risikoverhaltensweisen unterlassen, externe und interne
Anforderungen bewältigen und persönliche und soziale Ressourcen aufbauen
(siehe Ottawa-Charta der WHO, 1986).
Struktur- und Finanzierungskrise im Gesundheitssystem
- Beitragssteigerungen, Kostenexplosion („Spitzenmedizin für
Jedermann“), Pflegenotstand/Pflegeregress, Zwei-Klassen-Medizin etc.; - Betonung der technischen Seite medizinischer Praxis (neue
diagnostische Verfahren etc.) bei gleichzeitiger Abwertung der
persönlichen Seite; - Ausführliches persönliches Gespräch (etwa 30 Minuten) => 35 EUR vs.
Serie medizinischer Tests (5 Minuten) => 170 EUR.
Grundsteine bei der Entstehung der
Gesundheitspsychologie
- Verschiebung der Krankheitsentstehungsbedingungen, des
Krankheitsspektrums und der häufigsten Todesursachen; - Ablösung des biomedizinischen vom biopsychosozialen
Krankheitsmodell; - Struktur- und Finanzierungskrise im Gesundheitswesen;
- Ergänzung einer vorwiegend medizinisch-kurativen Behandlung von
Krankheit um verhaltensmodifikatorische sowie präventive
Maßnahmen
Interventionsformen
- Medizinisch-kurativ (klassische medizinische Behandlung);
- Verhaltensmodifikatorisch (Veränderung ungünstiger
Gesundheitsverhaltensweisen, Wiederherstellung
gesundheitsfördernden Verhaltens); - Präventiv (Verhältnisprävention, Verhaltensprävention);
- Kognitiv (theoretische Modelle des Gesundheitsverhaltens)
Gesundheitsverhalten
- Koos (health behavior, 1954):
– Alle Reaktions- und Verhaltensweise, die mit Gesundheit und Krankheit zu tun
haben - Carmody (health-related behavior, 1997):
– Gesundheitsbezogenes Verhalten: Jegliches Verhalten, das in einer positiven
oder negativen Beziehung zur Gesundheit steht - Schwarzer (2005):
– Eine präventive Lebensweise, die Schäden fernhält, die Fitness fördert und
somit auch die Lebenserwartung verlängern kann
– Risikoverhaltensweisen werden auch unter dem Oberbegriff
Gesundheitsverhalten zusammengefasst
Gesundheitsverhalten
Eher gesundheitsfördernd
- Gesunde Ernährung
- Körperliche Aktivität
- Kondombenutzung bei neuen
Sexualpartnern - Anlegen von Sicherheitsgurten
- Zahnpflege
- Schutzimpfungen
- Sonnencreme
Gesundheitsverhalten
Risikoverhalten
- Alkohol-, Drogenkonsum
- Rücksichtloses Autofahren
- Fehlernährung
- Mangel an körperlicher Aktivität
- Riskantes Sexualverhalten
Prävention
- Vorbeugende Maßmahnen
→ um unerwünschtes Ereignis zu vermeiden
→ um ungewollte Entwicklung zu verhindern
Ziele:
* Krankheitsauslösende Faktoren
* Risikofaktoren (z.B. ungesunde Lebensweise)
→ Krankheit und Tod reduzieren
- Verhaltensprävention
– Individuelles Risiko- oder Gesundheitsverhalten
- Verhältnisprävention
– Universelle Kontrolle, Verminderung, Beseitigung von Risikofaktoren
im Lebens- und Arbeitsumfeld
Die Macht der Prävention – Beispiele
- Rauchentwöhnung: 25% weniger Todesfälle aufgrund von Krebs, 350.000
Herzanfälle weniger pro Jahr (Schätzungen für die USA). - 10% Gewichtsreduktion bei Männern zwischen 35 und 55 Jahren: 20%
Abnahme von koronaren Herzerkrankungen, deutlich weniger
Schlaganfälle, Krebserkrankungen und Diabetes. - Regelmäßige sportliche Aktivität: Reduktion des Blutdrucks um etwa 4
mm/Hg (systolisch) und Reduktion des relativen Risikos für die
Gesamtmortalität und kardiovaskuläre Vorfälle um 20 bis 35%.
Gesundheitsförderung
„Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an
Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung
ihrer Gesundheit zu befähigen.
Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen,
ist es notwendig, dass sowohl einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen,
ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt
meistern bzw. verändern können. …
Die Verantwortung für die Gesundheitsförderung liegt nicht nur beim
Gesundheitssektor, sondern bei allen Politikbereichen und zielt über die Entwicklung
gesünderer Lebensweisen hinaus auf die Förderung von umfassendem Wohlbefinden
hin.
“
Gesundheitskompetenz
- umfasst Kompetenzen, Wissen und Motivation der Bevölkerung
- um auf Informationen zuzugreifen (finden)
- sie zu verstehen,
- zu beurteilen
- und anzuwenden (umsetzen)
- um ein Urteil zu bilden
- und Entscheidungen in Bezug auf Therapie und Gesundheitsversorgung,
Prävention und Gesundheitsförderung im Alltag zu treffen - und die Lebensqualität während der gesamten Lebensspanne zu
fördern und zu verbessern
Empowerment
Ziel: den Menschen die Fähigkeit entwickeln und verbessern, ihre soziale Lebenswelt
und ihr Leben selbst zu gestalten
Empowerte Personen, Gruppen, Organisationen:
* kompetenter Umgang mit der eigenen Gesundheit
* ein positives Selbstbild besitzen und Stigmatisierungen überwunden haben
* einen verbesserten Zugang zu Ressourcen und Informationen haben
* mehr Wahlmöglichkeiten und Handlungsalternativen besitzen
* entscheidungsfähig
* kritisch denken
* Handlungsgefühl – Handlungsfähigkeit
* soziale Unterstützung erfahren