10. soziodemographische Faktoren Flashcards

1
Q

Gesundheitsunterschiede

⚫ Biopsychosoziales Modell

A

⚫ Biologische Faktoren: Cholesterin, Bluthochdruck
⚫ Psychologische Faktoren: Attitüde, wahrgenommene Normen, Selbstwirksamkeit →
Gesundheitsverhalten (z.B. Diät, physische Aktivität)
⚫ Soziale Faktoren: sozioökonomischer Status (SÖS), Ethnizität, Geschlecht, Arbeitsbedingungen, Alter
⚫ Gesundheitsunterschiede (health differentials): Unterschiede im Gesundheitszustand und in der
Lebenserwartung zwischen den unterschiedlichen sozialen Gruppen
* Finanziell Bessergestellte leben länger als finanziell Benachteiligte
* Minderheiten und soziale Randgruppen erkranken häufiger und versterben früher
* Frauen leben länger als Männer aufgrund verschiedener sozialer, psychologischer und biologischer
Faktoren

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2
Q

Gesundheit in der Welt

A
  • Fast alle Länder mit den größten gesundheitlichen Beeinträchtigungen: in Afrika
  • Die beste Gesundheit ist in Europa und besonders in Skandinavien zuhause
  • Gesunde Lebensjahre (healthy life expectancy at birth): Daten aus 2019
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3
Q

Sozioökonomischer Status (SÖS)
Socioeconomic status (SES)

A

die Position einer Einzelperson oder einer Gruppe auf der sozioökonomischen Skala,
in sozialen Ebenen, sozialen Schichten; die durch eine Kombination sozialer und
wirtschaftlicher Faktoren bestimmt wird.
Die meisten verwendeten Messverfahren:
* Höhe und Art der Bildung
* Einkommen
* Art und Prestige des Berufs
* Wohnort
* Soziale Deprivation
* Ethnische Herkunft / Minderheitsstatus
* Religion

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4
Q

SÖS und Gesundheit

A
  • Modell sozialer Verursachung: niedriger SÖS verursacht schlechtere Gesundheit
  • Modell des sozialen Drifts: Durch gesundheitliche Probleme kann die Person ihre
    Arbeit / ihr Arbeitspensum nicht aufrecht erhalten und rutscht daher sozial ab
  • Eine Vielzahl von Studien kommt zu dem Schluss, dass die Wirkrichtung vom SÖS
    zur Gesundheit stärker ist als anders herum
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5
Q

Bildung und Lebenserwartung in Österreich

A
  • Frauen mit Hochschulabschluss gegenüber Frauen mit Pflichtschulabschluss einen
    Überlebensvorteil von 3.7 Jahren aus, für Männer einen Vorteil von 6.5 Jahren
  • Der Unterschied in der Zahl gesunder Lebensjahre für beide Geschlechter beträgt
    sogar 14-17 Jahre
  • Arbeitslosigkeit und niedriger SÖS in Österreich das Sterblichkeitsrisiko verdoppeln
    (Biffl, 2005), Personen mit höchster Ausbildung (Akademiker/innen) überleben die
    Gesamtbevölkerung um etwa 6 Jahre
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6
Q

Bildung, Einkommen und Bluthochdruck in Österreich

A

ausgeprägte Unterschiede unter Frauen:
* Bluthochdruckrisiko:
* finanziell sehr schlecht gestellten Frauen
zweifach im Vergleich zur Einkommenskategorie
„≥ 150 %“
* Zweifach bei Pflichtschule vs. Hochschule

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7
Q

Bildung, Einkommen und Diabetes in Österreich

A

Sehr stark ausgeprägte Unterschiede unter Frauen:
* Diabetesrisiko: finanziell sehr schlecht gestellten
Frauen fünffach im Vergleich zur
Einkommenskategorie „≥ 150 %“
* Akademiker:innen: 2-3mal weniger Chance für
Diabetes im Vergleich mit niedrigeren
Bildungsniveaus

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8
Q

Arbeitsstress

A

*Arbeitsstress hängt von 3 Hauptfaktoren ab (Karasek & Theorell, 1990):
* Arbeitsanforderung (demand of the job)
* Arbeitsautonomie (job autonomy): Freiheit bei den Entscheidungen, wie man
mit den Arbeitsanforderungen bewältigt
* Soziale Unterstützung auf dem Arbeitsplatz
*Große Anforderung, aber große Autonomie und soziale Unterstützung –>
Stress-Level nicht erhöht
*Große Anforderung mit weniger Autonomie –> erhöhtes Stress-Level

  • Bestätigung für große Anforderung und
    geringe Entscheidungsfreiheit:
  • Erhöhtes Risiko für KHK (Kuper and Marmot, 2003)
  • Durchschnittlicher Blutdruck auf dem
    Arbeitsplatz, zu Hause, während
    Schlafen am höchsten
  • Ungleichgewicht zwischen wahrgenommenem Aufwand und Belohnung (Siegrist et al, 1990)
  • Hoher Aufwand mit hoher Belohnung: akzeptierbar
  • Hoher Aufwand mit weniger Belohnung: emotionaler Distress,
    gesundheitsschädigende Wirkung
  • Beeinträchtige Immunfunktionen (Bosch et al, 2009)
  • Herzprobleme (Dragano et al, 2017)
  • Work-home spillover: Arbeitsbedingte Aspekte (z. B. Arbeitsstress) beinflussen das
    Privatleben (Familie, Freizeit); Interferenz, Einmischung
  • Stärker Betrifft Frauen als Männer (Mennino et al, 2016), Mütter mit SÖS (Devine et al, 2006)
  • Konsequenzen: z. B. schlechtere Gesundheit, Ängstlichkeit, Depression,
    Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen
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9
Q

Arbeitslosigkeit und Gesundheit

A

*Arbeitslosigkeit und finanzielle Unsicherheit – vermehrte psychiatrische
Symptome und Gesundheitsbeschwerde (Ferrie et al., 2001)
*Bedingt Arbeitslosigkeit eine schlechtere Gesundheit oder umgekehrt?
* Italienische Kohortenstudie über 10 Jahre (N = 127,384) (Cardano et al., 2004):
* Schlechte Gesundheit erhöht die Gefahr eines Ausstiegs aus dem Arbeitsleben
um 48% bei Männern und um 43% bei Frauen
* Gesunde Personen zeigten nach Arbeitslosigkeit eine schlechtere Gesundheit.
* Vorzeitige Todesfälle bei Männern ließen sich zu 13% durch einen negativen
sozialen Drift erklären (bei Frauen kein Effekt).

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10
Q

Soziale Deprivation und Gesundheit in UK

A

Wichtiger Faktor in
industrialisierten
Ländern: Soziale
Deprivation
(sehr viele Personen in
einem Haushalt,
Arbeitslosigkeit,
niedrige soziale Klasse,
kein Autobesitz)
Ca. 35% Unterschied im
Überleben ohne
Beeinträchtigung!

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11
Q

Soziale Minderheiten und Gesundheit

A
  • Ethnische Minderheiten sind häufig einem höheren Erkrankungsrisiko ausgesetzt.
  • Risiko für Erkrankung und Streben an COVID-19: größer in der schwarzen
    Population in den USA als bei den weißen (Sapey et al., 2020)
  • Kein gleicher Zusammenhang in der LGBTQ+-Community: eher an
    psychologischen Problemen ausgesetzt als Konsequenz der Pandemie, wegen
    fehlender sozialer Unterstützung, Zunahme an diskriminierenden Attitüden (Phillips et
    al., 2020)
  • Die Befunde häufig mit einem geringeren SÖS konfundiert!
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12
Q

Erklärungsansätze

A
  1. Gesundheitsverhaltensweisen
  2. Stress
  3. Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen
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13
Q

SÖS und Gesundheitsverhaltensweisen

A
  • Weniger Gesundheitsverhalten, mehr Risikoverhalten in niedrigen
    sozioökonomischen Schichten: Rauchen, Alkohol, Ernährung, Sport (Choiniére et al., 2000)
    – schwierig diese zu verändern
  • statistischer Zusammenhang von SÖS und Gesundheit besteht, auch nach
    Kontrolle dieser Risikoverhaltensweisen ein
  • Selbst mangelndes Wissen ist nicht unbedingt für Risikoverhalten verantwortlich
    –> Eine spezifische Kosten-Nutzen-Rechnung (Graham, 1994)
  • Rauchen als Bewältigungsverhalten (Kobayashi & Kondo, 2019)
  • Arbeitende Mütter welche Ernährung der Familie anbieten (Wood et al., 2010):
  • Leitlinien der Regierung bez. gesunder Ernährung ist nur ein Teil bei der
    Entscheidung
  • andere Aspekte: geschmackvoll, herzhaft, warm, emotionale Unterstützung
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14
Q

Bildung, Minderheiten und Rauchen in Österreich

A
  • Tägliches Rauchen mit steigendem
    Bildungsniveau weniger verbreitet.
  • Minderheitsstatus (aus dem ehemaligen
    Jugoslawien, der Türkei, EU-Staaten ab 2004) –
    Risiko für das Rauchen zweimal so hoch wie für
    die Österreicher
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15
Q

Bildung, Einkommen und körperliche Inaktivität in
Österreich

A
  • Körperliche Aktivität mit Einkommen und
    Bildungsabschluss abnimmt (bei Minderheiten
    aus dem ehem. Jugoslawien und der Türkei)
  • (Nur 15% der Frauen, 20% der Männer aus der
    untersten Einkommensstufe erfüllen die WHO-
    Empfehlungen (oberste Stufe: 31%, 37,4%))
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16
Q

Rolle der Umweltfaktoren

A
  • Gesundheitskompromittierende Umwelt
  • z.B. gefährlichere Arbeitsplätze, Unfälle (Acheson, 1998)
  • Z. B. Behausung, Umweltverschmutzung (Bashir, 2002)
  • Überbevölkerung (z.B. in Ballungsräumen) als Stressor (Baum et al., 1999)
  • Mieter:innen – Wohnraumeigentümer:innen:
  • Risiko für KHK eineinhalb-zweifach höher (Woodward et al, 2003)
  • Risiko für einen vorzeitigen Tod bei Mieter/innen um 25% höher (Filakti & Kox, 1995)
  • Erklärungen: Feuchtigkeit (Raumklima), Belüftung, Infrastruktur (Freizeitaktivitäten
    etc.), Einkommen, psychologische Faktoren (Kontrollerleben etc.).
17
Q

Psychosoziale Faktoren

A
  • Personen mit niedrigem SÖS:
  • mehr Stressoren ausgesetzt (Diskriminierung, Vorurteile, kulturelle
    Spannungsfelder) (Marmot et al., 1997)
  • wenigere persönliche Ressourcen verfügbar (Finkelstein et al., 2007)
  • Stresssituationen (z.B. Auto reparieren, chronische Krankheit des Kindes)
    → emotionelle, finanzielle Belastung
18
Q

Folgen gesellschaftlicher Ungleichheit

A
  • eine größere Kluft zwischen arm und reich in westlichen Ländern mit einer
    insgesamt schlechteren Gesundheit der Gesamtbevölkerung einhergeht (Wilkinson,
    1990)
  • Geringes Sozialkapital: Misstrauen, Unzufriedenheit, hohe Kriminalität bei
    Ungleichverteilung von Wohlstand
  • Untersuchung in 39 US-Staaten; Sozialkapital: „Kann man den meisten Leuten
    vertrauen oder würden sie dich ausnutzen, wenn sie die Möglichkeiten dazu
    hätten?“ (Kawachi et al. (1997)
  • Niedriges Sozialkapital –> Ungleichverteilung des Einkommens –> Mortalität
19
Q

SÖS und Zugang zu den Gesundheitsdienstleistungen

A
  • Studie aus den USA (Institute of Medicine et al., 2002): Afroamerikaner/innen und hispanische
    Minderheiten – weniger Zugang zur hochqualitativen medizinischen Versorgung –>
    Ungleichbehandlung in Spitälern –> höhere Mortalität!
  • Befunde nicht beschränkt auf die USA, sondern in Neuseeland (Maori) und UK berichtet.
  • Österreich, Deutschland?
  • USA: sozioökonomisch benachteiligten Personen -> geringere Inanspruchnahme
    von Gesundheitsdienstleitungen -> sehr stark ausgeprägte Effekte (Rahimi et al.,
    2007);
  • UK: 1. Zusammenhang mit der schlechteren Gesundheit dieser
    Bevölkerungsgruppen 2. weite Teile der ärmeren Gebiete bei bestimmten
    Erkrankungen unterversorgt
20
Q

Geschlecht und Gesundheit

A
  • Geschlechtsunterschiede in der Lebenserwartung: In Österreich leben Frauen etwa
    5.5 Jahre länger als Männer (79.3 vs 84);
  • Etwa ¾ aller Todesfälle durch Herzinfarkt vor dem 65. Lebensjahr betreffen Männer
    (American Heart Association, 1995); Männer/Frauen-Verhältnis für CVD-bedingte Mortalität: 1.5
    (UK Office for National Statistics)
  • Vorzeitige Todesrisiken sind bei Männern grundsätzlich erhöht (Reddy et al., 1992)
  • Männer bewerten ihre Gesundheit besser und wenden sich seltener zu Ärzt:innen
21
Q

Geschlecht und Gesundheit

Biologische Unterschiede:

A

Der weibliche Organismus hat Überlebensvorteile (z.B. größere
Resistenz gegenüber Infektionen);
* Der Vorteil weiblicher, bzw. der Nachteil männlicher Geschlechtshormone wird
kontrovers diskutiert
* Männer scheinen stärker auf Stress zu reagieren (Stresshormone, Blutdruck).
Allerdings scheinen hier psychologische Variablen einflussreich zu sein
(Dominanzstreben etc.)

22
Q

Geschlecht und Gesundheit

Verhaltensunterschiede:

A
  • Männer weisen mehr Risikoverhaltensweisen und weniger
    Gesundheitsverhaltensweisen auf als Frauen (Powell-Griner et al., 1997).
  • Der einzige Lebensstilvorteil bei Männern: körperliche Aktivität (Steffen et al., 2006)
  • Frauen sind hingegen recht häufig sexuellen Risiken ausgesetzt (Abbott, 1988; Chacham et al., 2007)
  • Männer konsultieren weniger häufig medizinische Dienste
  • Diese Unterschiede sind in niedrigeren sozialen Schichten noch stärker
    ausgeprägt!
  • Unterschiede durch Geschlechterrollen sozial vermittelt (Courteney, 2000)
  • Maskulinische Einstellungen -> riskantes Gesundheitsverhalten: Rauchen, starker
    Alkoholkonsum; bessere Prädiktoren als Bildung und Einkommen (Mahalik et al., 2007)
  • Das männliche Selbstbild lässt es mitunter nicht zu, um Hilfe anzusuchen
23
Q

Geschlecht und Gesundheit

Unterschiede in der Umwelt und im sozialen Umfeld:

A
  • Frauen empfangen weniger häufig die Vorteile, die mit bezahlter Beschäftigung in
    höheren Positionen einhergehen (Prestige, Geld, Gestaltungsspielraum)
  • Altersarmut trifft zum großen Teil Frauen
  • Soziale Isolation bei Frauen häufiger, besonders im höheren Lebensalter
24
Q

Geschlechtsspezifische Medizin

A

⚫ Wie Geschlecht Erkrankungen, die medizinische Behandlung, Forschung und
Prävention beeinflußt
⚫ Geschlecht als Kontinuum betrachtet, Weiblichkeit und Männlichkeit besteht aus:
⚫ genetischem oder Kerngeschlecht (Geschlechtschromosomen)
⚫ gonadalem Geschlecht (Keimdrüsenfuktion)
⚫ genitalem Geschlecht (äußere Geschlechtsmerkmalen)
⚫ psychischem Geschlecht (sexuelle Selbstidentifikation)
⚫ sozialem Geschlecht (soziale Rollenzuweisung)