12. sexuelle gesundheit Flashcards
Definition nach WHO, 2015
⚫ Sexuelle Gesundheit ist untrennbar mit Gesundheit insgesamt, mit Wohlbefinden und
Lebensqualität verbunden.
⚫ nicht nur das Fehlen von Krankheit, Funktionsstörungen oder Gebrechen
⚫ ein Zustand des körperlichen, emotionalen, mentalen und sozialen Wohlbefindens in
Bezug auf die Sexualität
⚫ die Sexualität wird mit Lustempfinden, Befriedigung und Intimität positiv assoziiert
⚫ Beinhaltet: sexuelle Selbstbestimmung, sexuelle Bildung, sexuelle Zufriedenheit und
Wohlbefinden, die Möglichkeit, eine sexuelle Identität zu entwickeln und zu leben
⚫ Voraussetzungen für sexuelle Gesundheit: positive und respektvolle Haltung zur Sexualität
und sexuellen Beziehungen sowie die Möglichkeit, angenehme und sichere sexuelle
Erfahrungen zu machen, einschließlich Gewalt- und Diskriminierungsfreiheit
Sexuelle Rechte
⚫ Sexuelle Rechte nach der WHO beinhalten Rechte:
⚫ auf Gleichheit und Nichtdiskriminierung
⚫ frei von Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe zu sein
⚫ auf Privatsphäre
⚫ auf den höchstmöglichen Gesundheitsstandard (einschließlich sexueller Gesundheit) und soziale Sicherheit
⚫ auf Eheschließung und Familiengründung und Eheschließung mit freier und voller Zustimmung der
künftigen Ehegatten sowie auf Gleichberechtigung in und bei der Auflösung der Ehe
⚫ die Zahl und den Abstand der eigenen Kinder zu bestimmen
⚫ auf Information sowie Bildung
⚫ auf Meinungs- und Ausdrucksfreiheit
⚫ auf einen wirksamen Rechtsbehelf bei Grundrechtsverletzungen
Sexuelle Orientierung
⚫ Geschlechtsidentität: jemand identifiziert sich selbst mit dem ihm/ihr zugewiesenen Geschlecht, ob
das Geschlecht ihn/ihr passend und ausreichend beschreibt
⚫ Sexuelle Orientierung: zu Menschen welchen Geschlechts sich eine Person hingezogen fühlt, mit
wem sie sexuelle Kontakte pflegt und ob dies auch einen Teil ihrer Identität ausmacht
⚫ drei Dimensionen
⚫ die sexuelle Identität (z.B. hetero-, bi- oder homosexuell)
⚫ die sexuelle Attraktion oder Anziehung
⚫ das sexuelle Verhalten
⚫ die 3 Dimensionen übereinstimmen nicht immer, wandelbar, unterschiedlich in den
Lebensphasen, z.B. in BZgA-Studien: junge erwachsene Frauen begreifen sich in 9 % lesbisch
oder bisexuell, berichten in 14% über gleichgeschlechtlichen Sexualkontakt
Sexualleben
- Sexualität: in festen Beziehungen, Dauerhaftigkeit und Treue in einer
Partnerschaft in allen Lebensphasen hoch bewertet. - Über die Lebensspanne: Phasen mit mehr und weniger ausgeprägtem
sexuellen Verlangen; in längeren Beziehungen oftmals eine Abnahme
sexueller Lust - in der heutigen Zeit: Druck auf beiden Geschlechtern, im Sinne einer
sexuellen Selbstoptimierung sexuell kompetent und erfolgreich zu sein
Sexuelles Risikoverhalten
Unprotected sexual behaviour
⚫ alle sexuellen Verhaltensweisen, die sich negativ auf die Gesundheit oder soziale
Interaktionen auswirken
⚫ Folgen: sexuell übertragbare Krankheiten und ungewollte Schwangerschaft
⚫ Anzahl der Sexualpartner, bzw. Partnerwechsel, ungeschützer Geschlechtsverkehr
⚫ Expositionsrisiko: Risiko, auf eine/n infizierte/n Sexualpartner/in zu treffen
⚫ Transmissionsrisiko: Wahrscheinlichkeit, dass dieser Kontakt auch zu einer Ansteckung führt
Sexuell übertragbare Krankheiten, Infektionen
Sexually Transmitted Diseases, Infections (STD/STI)
⚫ Übertragung: durch Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten
⚫ Übertragung: in erster Linie durch den Austausch von Körperflüssigkeiten und
Schleimhautkontakt
⚫ Symptomatik: unterschiedliche Schweregrade, Krankheitsverläufe und damit verbundene
physische Symptome, hängen von der spezifischen Infektion ab
⚫ Prävention: safer Sex
⚫ Frühzeitige Erkennung→ sehr gute Heilungschancen, wenngleich Anzeichen einer
Geschlechtskrankheit meist relativ spät erkennbar sind
Sexuell übertragbare Krankheiten, Infektionen
Wichtigste und häufigste Erkrankungen:
⚫ Syphilis (Lues venerea oder Harter Schanker)
⚫ Gonorrhoe (Tripper)
⚫ Ulcus Molle (Weicher Schanker)
⚫ Venerische Lymphknotenentzündung (Lymphogranuloma venereum, Lymphogranulomatosis inguinalis)
⚫ Genitalherpes (Herpes genitalis)
⚫ Hepatitis B (Leberentzündung durch Hepatitis-B-Viren ausgelöst)
⚫ Genitalwarzen (übertragen durch humanen Papillomvirus)
⚫ Chlamydieninfektion (Infektion durch Chlamydia trachomatis)
⚫ Pilzinfektionen (Candidose)
⚫ Trichomoniasis (Infektion durch Trichomonas vaginalis)
⚫ AIDS (durch HI-Virus ausgelöst)
Syphilis
⚫ Bakterielle Infektion
⚫ Symptomatik:
⚫ Nur bei der Hälfte der Fälle
⚫ Typisches Merkmal: ein schmerzloses Geschwür mit einem harten Rand (Harter Schanker) an der Stelle der
Schleimhaut (Schamlippen, Penis, Scheide, Mundhöhle, Afterregion) + extrem infektiöse, farblose
Flüssigkeit
⚫ Nach kurzer Zeit: Schwellungen der Lymphknoten
⚫ Nach Abheilung des Geschürs: grippenartigen Beschwerden, Hautschlag
⚫ Ohne Behandlung: latente Phase → Organschädigungen→ nach Jahren: gravierende neurologische Schäden
(Neurosyphilis)
⚫ Behandlung: Antibiotika, Penicillin
Gonorrhoe (Tripper)
⚫ Bakterielle Infektion
⚫ Symptomatik:
⚫ Fieber
⚫ Brennen, Schmerzen und Ausfluss beim Urinieren
⚫ gelblich weißer Ausfluss aus Gebärmutterhals bzw. Penis
⚫ Befallen: Geschlechtsorgane / Mundhöhle / Enddarm
⚫ Unbehandelt → Unfruchtbarkeit bei Frauen und Männern
⚫ Therapie: spezielle Antibiotika, auch für den/die Partner:in bei festen Partnerschaften
Genitalherpes
⚫ Erreger: Herpes-Simplex-Viren (HSV) vom Typ 2, durch engen Schleimhautkontakt übertragen
⚫ Symptomatik:
⚫ mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen im äußeren und inneren Genital- oder im Afterbereich - sich
nach der Infektion bilden und nach ein paar Tagen verkrusten
⚫ Brennen, Juckreiz
⚫ Bei Erstinfektion: Fieber und Abgeschlagenheit
⚫ Therapie: keine
⚫ Herpesviren in den Nervenganglien im Körper überdauern, von der Immunabwehr nur
unterdrückt → die Herpesinfektion immer wieder auftritt
Chlamydia
⚫ Bakterielle Infektion, weltweit am häufigsten verbreitete sexuell übertragbare Erkrankung bei
Frauen und Männern
⚫ Symptomatik:
⚫ Meist beschwerdefrei
⚫ wenn merkbar: Brennen, Schmerzen und Ausfluss beim Urinieren
⚫ Unbehandelt: kann zu chronischen Krankheiten bzw. auch zu Unfruchtbarkeit bei Frauen führen
⚫ Therapie: spezielle Antibiotika, auch für den/die PartnerIn bei festen Partnerschaften
Genitalwarzen
⚫ Erreger: Humane Papillomviren (Human Papilloma Virus, HPV)
⚫ Symptomatik:
⚫ abnormales Gewebe- und Zellwachstum,
⚫ führt zur Entwicklung von Genitalwarzen und Krebs am Zervix, im Genitalbereich, im Rachenraum
“high-risk” Typen: HPV–16, HPV–18 → verantwortlich für 50-70% aller Zervixkrebs
“low-risk” Typen: HPV–6, HPV–11 → Genitalwarzen, die sich nicht zum Krebs weiterentwickeln
⚫ Prävention
⚫ Impfung
⚫ Kondome– nur teilweise, da sich Virus im ganzen Genitalbereich befindet und übertragbar bei
Kondomnutzung
⚫ Therapie
⚫ Selbstbehandlung durch Cremen
⚫ Arztapplizierte chirurgische Verfahren
AIDS – acquired immune deficiency syndrome
Erworbenes Immundefizienzsyndrom
⚫ eine der gefährlichsten sexuell übertragbaren Krankheiten, durch das Human Immunodeficiency
Virus (HIV) ausgelöst
⚫ Symptomatik:
⚫ Zuerst keine, 10-20% grippenähnliche Symptomen, Schwellungen der Lymphdrüsen
⚫ Jahrelang: keine Symptome→ erschwächtes Immunsystem
⚫ das Virus in allen Körperflüssigkeiten, sehr konzentriert im Blut, im Vaginalsekret und im Sperma
⚫ Eintrittspforten für den AIDS-Erreger kleine, meist nicht sichtbare Verletzungen
⚫ Infektionswege: Vaginal- und Analverkehr (am häufigsten: homosexuelle Männer), Nutzung von
gemeinsamem Spritzbesteck bei Drogenabhängigen
⚫ Behandlung: nicht heilbar, aber die hochaktive antiretrovirale Therapie (highly active anti-retroviral
therapy, HAART) verhindert einen Ausbruch bzw. eine weitere Ausbreitung der Viren im Körper von
Infizierten für viele Jahre bis Jahrzehnte
Prävention
⚫ Safer Sex, „geschützter Sex”:
Verhalten bei Sexualkontakten, das verhindert, dass Scheidenflüssigkeit, Sperma, Blut, Blutspuren (z. B.
Menstruationsblut) oder Sekret aus dem Darm (Sekret auf der Darmschleimhaut) in den Körper des
Sexualpartners oder der Sexualpartnerin gelangen kann bzw. der eigene Körper davor geschützt wird
→ Infektionen mit STD/STI sowie HIV vermeiden, Wahrscheinlichkeit sich anzustecken sehr stark reduzieren
⚫ Kondome benutzen:
⚫ verhindert die Übertragung von Bakterien oder Viren, die sich möglicherweise in den Körperflüssigkeiten
befinden
⚫ Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft
⚫ Häufig bei Partnermehrzahl– bei high-risk Personen
⚫ Mit einem/einer neuen Partner:in– In einer Partnerschaft nach 6 Monaten seltener verwendet
⚫ Barriere der Kondombenutzung:
⚫ Persönlichkeit– wenig Gewissenhaftigkeit
⚫ Alkohol-
, Drogenkonsum
⚫ Kulturelle Faktoren (Kontrolle), interpersonelle Faktoren (Kommunikation)
⚫ Attitüde (“Kondome senkt die Spontaneität”, unrealistischer Optimismus bezüglich STI)
⚫ Drei Voraussetzungen bei der Vorbereitung (Sheeran, 2002):
⚫ der Kauf von Kondomen
⚫ sie verfügbar zu halten
⚫ das Gespräch mit dem Sexualpartner über die Verwendung der Kondome
Gewalt gegen Frauen
⚫ Jede 5. Frau erlebt ab ihrem 15. Lebensjahr physische
und/oder sexuelle Gewalt
⚫ Jede 3. Frau wird ab ihrem 15. Lebensjahr sexuell belästigt
⚫ Frauenmorde: überwiegend Beziehungs- oder familiäres
Verhältnis (z.B. Partner oder Ex-Partner oder
Familienmitglied) zwischen Täter und Opfer
Typen der häuslichen Gewalt
⚫ Männliches Privileg: kulturelle Überzeugungen, dass Männer über Frauen dominieren müssen
⚫ Sexuell: zum ungewollten sexuellen Aktivitäten zwingen, sexuelle Übergriffe, Vergewaltigungen, erniedrigende
Verhaltensweisen, Untreue, Ausbeutung
⚫ Körperlich: Verhaltensweisen, die körperlich direkt schaden, Körperverletzung oder Zurückhaltung von
Bedürfnissen wie Essen, Schlaf, Unterkunft
⚫ Isolation: verbieten Familie, Freunde zu treffen, Veranstaltungen aufzusuchen
⚫ Kontrolle: Freiheit behindern, wobei eigene Entscheidungen des Opfers kontrolliert, Kleidungswahl bestimmt,
Kinder als Druckmittel eingesetzt werden
⚫ Emotional: Unsicherheit, Schwäche des Opfers vergrößern, “brainwashing”, “gaslighting”
⚫ Verbal: Mit Worten bedrohen, beschuldigen oder erniedrigen; schreien und in Wut geraten
⚫ Finanziell: Kontrolle über Ausgabe und Einnahme des Opfers, das Geld wird für Unwesentliches ausgegeben