12. sexuelle gesundheit Flashcards

1
Q

Definition nach WHO, 2015

A

⚫ Sexuelle Gesundheit ist untrennbar mit Gesundheit insgesamt, mit Wohlbefinden und
Lebensqualität verbunden.
⚫ nicht nur das Fehlen von Krankheit, Funktionsstörungen oder Gebrechen
⚫ ein Zustand des körperlichen, emotionalen, mentalen und sozialen Wohlbefindens in
Bezug auf die Sexualität
⚫ die Sexualität wird mit Lustempfinden, Befriedigung und Intimität positiv assoziiert
⚫ Beinhaltet: sexuelle Selbstbestimmung, sexuelle Bildung, sexuelle Zufriedenheit und
Wohlbefinden, die Möglichkeit, eine sexuelle Identität zu entwickeln und zu leben
⚫ Voraussetzungen für sexuelle Gesundheit: positive und respektvolle Haltung zur Sexualität
und sexuellen Beziehungen sowie die Möglichkeit, angenehme und sichere sexuelle
Erfahrungen zu machen, einschließlich Gewalt- und Diskriminierungsfreiheit

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2
Q

Sexuelle Rechte

A

⚫ Sexuelle Rechte nach der WHO beinhalten Rechte:
⚫ auf Gleichheit und Nichtdiskriminierung
⚫ frei von Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe zu sein
⚫ auf Privatsphäre
⚫ auf den höchstmöglichen Gesundheitsstandard (einschließlich sexueller Gesundheit) und soziale Sicherheit
⚫ auf Eheschließung und Familiengründung und Eheschließung mit freier und voller Zustimmung der
künftigen Ehegatten sowie auf Gleichberechtigung in und bei der Auflösung der Ehe
⚫ die Zahl und den Abstand der eigenen Kinder zu bestimmen
⚫ auf Information sowie Bildung
⚫ auf Meinungs- und Ausdrucksfreiheit
⚫ auf einen wirksamen Rechtsbehelf bei Grundrechtsverletzungen

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3
Q

Sexuelle Orientierung

A

⚫ Geschlechtsidentität: jemand identifiziert sich selbst mit dem ihm/ihr zugewiesenen Geschlecht, ob
das Geschlecht ihn/ihr passend und ausreichend beschreibt
⚫ Sexuelle Orientierung: zu Menschen welchen Geschlechts sich eine Person hingezogen fühlt, mit
wem sie sexuelle Kontakte pflegt und ob dies auch einen Teil ihrer Identität ausmacht
⚫ drei Dimensionen
⚫ die sexuelle Identität (z.B. hetero-, bi- oder homosexuell)
⚫ die sexuelle Attraktion oder Anziehung
⚫ das sexuelle Verhalten
⚫ die 3 Dimensionen übereinstimmen nicht immer, wandelbar, unterschiedlich in den
Lebensphasen, z.B. in BZgA-Studien: junge erwachsene Frauen begreifen sich in 9 % lesbisch
oder bisexuell, berichten in 14% über gleichgeschlechtlichen Sexualkontakt

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4
Q

Sexualleben

A
  • Sexualität: in festen Beziehungen, Dauerhaftigkeit und Treue in einer
    Partnerschaft in allen Lebensphasen hoch bewertet.
  • Über die Lebensspanne: Phasen mit mehr und weniger ausgeprägtem
    sexuellen Verlangen; in längeren Beziehungen oftmals eine Abnahme
    sexueller Lust
  • in der heutigen Zeit: Druck auf beiden Geschlechtern, im Sinne einer
    sexuellen Selbstoptimierung sexuell kompetent und erfolgreich zu sein
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5
Q

Sexuelles Risikoverhalten
Unprotected sexual behaviour

A

⚫ alle sexuellen Verhaltensweisen, die sich negativ auf die Gesundheit oder soziale
Interaktionen auswirken
⚫ Folgen: sexuell übertragbare Krankheiten und ungewollte Schwangerschaft
⚫ Anzahl der Sexualpartner, bzw. Partnerwechsel, ungeschützer Geschlechtsverkehr
⚫ Expositionsrisiko: Risiko, auf eine/n infizierte/n Sexualpartner/in zu treffen
⚫ Transmissionsrisiko: Wahrscheinlichkeit, dass dieser Kontakt auch zu einer Ansteckung führt

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6
Q

Sexuell übertragbare Krankheiten, Infektionen
Sexually Transmitted Diseases, Infections (STD/STI)

A

⚫ Übertragung: durch Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten
⚫ Übertragung: in erster Linie durch den Austausch von Körperflüssigkeiten und
Schleimhautkontakt
⚫ Symptomatik: unterschiedliche Schweregrade, Krankheitsverläufe und damit verbundene
physische Symptome, hängen von der spezifischen Infektion ab
⚫ Prävention: safer Sex
⚫ Frühzeitige Erkennung→ sehr gute Heilungschancen, wenngleich Anzeichen einer
Geschlechtskrankheit meist relativ spät erkennbar sind

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7
Q

Sexuell übertragbare Krankheiten, Infektionen

A

Wichtigste und häufigste Erkrankungen:
⚫ Syphilis (Lues venerea oder Harter Schanker)
⚫ Gonorrhoe (Tripper)
⚫ Ulcus Molle (Weicher Schanker)
⚫ Venerische Lymphknotenentzündung (Lymphogranuloma venereum, Lymphogranulomatosis inguinalis)
⚫ Genitalherpes (Herpes genitalis)
⚫ Hepatitis B (Leberentzündung durch Hepatitis-B-Viren ausgelöst)
⚫ Genitalwarzen (übertragen durch humanen Papillomvirus)
⚫ Chlamydieninfektion (Infektion durch Chlamydia trachomatis)
⚫ Pilzinfektionen (Candidose)
⚫ Trichomoniasis (Infektion durch Trichomonas vaginalis)
⚫ AIDS (durch HI-Virus ausgelöst)

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8
Q

Syphilis

A

⚫ Bakterielle Infektion
⚫ Symptomatik:
⚫ Nur bei der Hälfte der Fälle
⚫ Typisches Merkmal: ein schmerzloses Geschwür mit einem harten Rand (Harter Schanker) an der Stelle der
Schleimhaut (Schamlippen, Penis, Scheide, Mundhöhle, Afterregion) + extrem infektiöse, farblose
Flüssigkeit
⚫ Nach kurzer Zeit: Schwellungen der Lymphknoten
⚫ Nach Abheilung des Geschürs: grippenartigen Beschwerden, Hautschlag
⚫ Ohne Behandlung: latente Phase → Organschädigungen→ nach Jahren: gravierende neurologische Schäden
(Neurosyphilis)
⚫ Behandlung: Antibiotika, Penicillin

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9
Q

Gonorrhoe (Tripper)

A

⚫ Bakterielle Infektion
⚫ Symptomatik:
⚫ Fieber
⚫ Brennen, Schmerzen und Ausfluss beim Urinieren
⚫ gelblich weißer Ausfluss aus Gebärmutterhals bzw. Penis
⚫ Befallen: Geschlechtsorgane / Mundhöhle / Enddarm
⚫ Unbehandelt → Unfruchtbarkeit bei Frauen und Männern
⚫ Therapie: spezielle Antibiotika, auch für den/die Partner:in bei festen Partnerschaften

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10
Q

Genitalherpes

A

⚫ Erreger: Herpes-Simplex-Viren (HSV) vom Typ 2, durch engen Schleimhautkontakt übertragen
⚫ Symptomatik:
⚫ mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen im äußeren und inneren Genital- oder im Afterbereich - sich
nach der Infektion bilden und nach ein paar Tagen verkrusten
⚫ Brennen, Juckreiz
⚫ Bei Erstinfektion: Fieber und Abgeschlagenheit
⚫ Therapie: keine
⚫ Herpesviren in den Nervenganglien im Körper überdauern, von der Immunabwehr nur
unterdrückt → die Herpesinfektion immer wieder auftritt

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11
Q

Chlamydia

A

⚫ Bakterielle Infektion, weltweit am häufigsten verbreitete sexuell übertragbare Erkrankung bei
Frauen und Männern
⚫ Symptomatik:
⚫ Meist beschwerdefrei
⚫ wenn merkbar: Brennen, Schmerzen und Ausfluss beim Urinieren
⚫ Unbehandelt: kann zu chronischen Krankheiten bzw. auch zu Unfruchtbarkeit bei Frauen führen
⚫ Therapie: spezielle Antibiotika, auch für den/die PartnerIn bei festen Partnerschaften

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12
Q

Genitalwarzen

A

⚫ Erreger: Humane Papillomviren (Human Papilloma Virus, HPV)
⚫ Symptomatik:
⚫ abnormales Gewebe- und Zellwachstum,
⚫ führt zur Entwicklung von Genitalwarzen und Krebs am Zervix, im Genitalbereich, im Rachenraum
“high-risk” Typen: HPV–16, HPV–18 → verantwortlich für 50-70% aller Zervixkrebs
“low-risk” Typen: HPV–6, HPV–11 → Genitalwarzen, die sich nicht zum Krebs weiterentwickeln
⚫ Prävention
⚫ Impfung
⚫ Kondome– nur teilweise, da sich Virus im ganzen Genitalbereich befindet und übertragbar bei
Kondomnutzung
⚫ Therapie
⚫ Selbstbehandlung durch Cremen
⚫ Arztapplizierte chirurgische Verfahren

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13
Q

AIDS – acquired immune deficiency syndrome
Erworbenes Immundefizienzsyndrom

A

⚫ eine der gefährlichsten sexuell übertragbaren Krankheiten, durch das Human Immunodeficiency
Virus (HIV) ausgelöst
⚫ Symptomatik:
⚫ Zuerst keine, 10-20% grippenähnliche Symptomen, Schwellungen der Lymphdrüsen
⚫ Jahrelang: keine Symptome→ erschwächtes Immunsystem
⚫ das Virus in allen Körperflüssigkeiten, sehr konzentriert im Blut, im Vaginalsekret und im Sperma
⚫ Eintrittspforten für den AIDS-Erreger kleine, meist nicht sichtbare Verletzungen
⚫ Infektionswege: Vaginal- und Analverkehr (am häufigsten: homosexuelle Männer), Nutzung von
gemeinsamem Spritzbesteck bei Drogenabhängigen
⚫ Behandlung: nicht heilbar, aber die hochaktive antiretrovirale Therapie (highly active anti-retroviral
therapy, HAART) verhindert einen Ausbruch bzw. eine weitere Ausbreitung der Viren im Körper von
Infizierten für viele Jahre bis Jahrzehnte

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14
Q

Prävention

A

⚫ Safer Sex, „geschützter Sex”:
Verhalten bei Sexualkontakten, das verhindert, dass Scheidenflüssigkeit, Sperma, Blut, Blutspuren (z. B.
Menstruationsblut) oder Sekret aus dem Darm (Sekret auf der Darmschleimhaut) in den Körper des
Sexualpartners oder der Sexualpartnerin gelangen kann bzw. der eigene Körper davor geschützt wird
→ Infektionen mit STD/STI sowie HIV vermeiden, Wahrscheinlichkeit sich anzustecken sehr stark reduzieren
⚫ Kondome benutzen:
⚫ verhindert die Übertragung von Bakterien oder Viren, die sich möglicherweise in den Körperflüssigkeiten
befinden
⚫ Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft
⚫ Häufig bei Partnermehrzahl– bei high-risk Personen
⚫ Mit einem/einer neuen Partner:in– In einer Partnerschaft nach 6 Monaten seltener verwendet

⚫ Barriere der Kondombenutzung:
⚫ Persönlichkeit– wenig Gewissenhaftigkeit
⚫ Alkohol-
, Drogenkonsum
⚫ Kulturelle Faktoren (Kontrolle), interpersonelle Faktoren (Kommunikation)
⚫ Attitüde (“Kondome senkt die Spontaneität”, unrealistischer Optimismus bezüglich STI)
⚫ Drei Voraussetzungen bei der Vorbereitung (Sheeran, 2002):
⚫ der Kauf von Kondomen
⚫ sie verfügbar zu halten
⚫ das Gespräch mit dem Sexualpartner über die Verwendung der Kondome

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15
Q

Gewalt gegen Frauen

A

⚫ Jede 5. Frau erlebt ab ihrem 15. Lebensjahr physische
und/oder sexuelle Gewalt
⚫ Jede 3. Frau wird ab ihrem 15. Lebensjahr sexuell belästigt
⚫ Frauenmorde: überwiegend Beziehungs- oder familiäres
Verhältnis (z.B. Partner oder Ex-Partner oder
Familienmitglied) zwischen Täter und Opfer

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16
Q

Typen der häuslichen Gewalt

A

⚫ Männliches Privileg: kulturelle Überzeugungen, dass Männer über Frauen dominieren müssen
⚫ Sexuell: zum ungewollten sexuellen Aktivitäten zwingen, sexuelle Übergriffe, Vergewaltigungen, erniedrigende
Verhaltensweisen, Untreue, Ausbeutung
⚫ Körperlich: Verhaltensweisen, die körperlich direkt schaden, Körperverletzung oder Zurückhaltung von
Bedürfnissen wie Essen, Schlaf, Unterkunft
⚫ Isolation: verbieten Familie, Freunde zu treffen, Veranstaltungen aufzusuchen
⚫ Kontrolle: Freiheit behindern, wobei eigene Entscheidungen des Opfers kontrolliert, Kleidungswahl bestimmt,
Kinder als Druckmittel eingesetzt werden
⚫ Emotional: Unsicherheit, Schwäche des Opfers vergrößern, “brainwashing”, “gaslighting”
⚫ Verbal: Mit Worten bedrohen, beschuldigen oder erniedrigen; schreien und in Wut geraten
⚫ Finanziell: Kontrolle über Ausgabe und Einnahme des Opfers, das Geld wird für Unwesentliches ausgegeben

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17
Q

Ursachen der häuslichen Gewalt

A

⚫ Übertreibende Bedürfnisse nach Macht und Kontrolle durch verschiedene individuelle
Faktoren:
⚫ Kulturelle Einstellungen
⚫ Geschlechterideologien
⚫ Niedriges Bildungsniveau
⚫ Persönlichkeitsstörung
⚫ Substanzkonsum
⚫ Probleme mit der Emotionsregulierung
⚫ Niedrige Selbstbewertung, Unsicherheit

18
Q

Menstruation

A
  • Menstruationszyklus: eine spezifisch weibliche Erfahrung für Frauen im gebärfähigen Alter
  • Gebärfähiges Alter: erste Regelblutung (Menarche) im Alter von 9-16 Jahren -> letzte Regelblutung
    (Menopause) im Alter von ca. 50 Jahren während den Wechseljahren (Klimakterium)
  • Problemen aus den gynäkologischen Praxen:
  • Eine zu starke, zu häufige oder unregelmäßige Menstruation
  • Beschwerden im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus
  • Infektionen der Scheide (Pilzinfektionen – candida albicans)
  • Infektionen der Harnwege
  • Sexuelle Schwierigkeiten (weniger ausgeprägtes sexuelles Verlangen; Abnahme sexueller Lust)
  • Sexuelle Funktionsstörungen (ein vermindertes sexuelles Verlangen, sexuelle Aversion, sexuelle
    Erregungsstörung, Orgasmusstörung, Schmerzstörungen wie Vaginismus und Dyspareunie)
19
Q

Weibliche Wechseljahre

A
  • Ein natürlicher Prozess im Leben von Frauen mit hormonellen Umstellungen
  • Verringerte Produktion des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen -> die Regelblutungen
    unregelmäßig werden und schließlich ganz aufhören
  • Gesundheitsverhaltensfaktoren, die den Eintritt der Menopause beeinflussen:
  • Rauchen mit einem früheren Eintritt assoziiert (Sapre & Thakur, 2014)
  • moderater Alkoholkonsum mit einem späteren Eintritt (WHO, 2010)
  • Zusammenhang mit sportlicher Aktivität und BMI nicht eindeutig (Schoenaker, 2014)
  • Als natürliche Lebensphase wahrgenommen mit mehr oder weniger starken Beeinträchtigungen:
  • vasomotorische Symptome (Hitzewallungen, Schweißausbrüche)
  • Schlafstörungen
  • Niedergeschlagenheit, Stimmungsschwankungen
  • Ängste
  • sexuelle Probleme
  • Gelenkbeschwerden
20
Q

Beschwerden im Bezug Menstruation und Wechseljahre

A

Menstruationsstörungen (N92):
in den Altersgruppen zwischen
20 und 49 Jahren auf einem
ähnlichen Niveau
Menstruationsschmerzen (N94):
Am höchsten sind die Fallzahlen
bei Frauen im Alter von 20 bis 29
Jahren; mit zunehmendem Alter
– kontinuierliche Abnahme
Klimakterische Störungen (N95):
bei den 50- bis 59-jährigen die
höchsten Fallzahlen, mit Alter
rückgängig, aber auch im Alter
über 70 Jahre immer noch
diagnostisiert

21
Q

Schwangerschaft und Geburt

A
  • 2022: Lebendgeburten in Österreich: 82.198; in Deutschland: 739.000
  • Aufgabe der Gesundheitsversorgung: diese natürlichen Prozesse möglichst optimal
    zu unterstützen
  • 2017: Deutschland:
  • Etwa 98 % aller Geburten im Krankenhaus
  • 30,5 % der Klinikgeburten 2017 waren Kaiserschnitte
  • Frühgeburtenrate: 8,5 % im europäischen Vergleich eher hoch
  • Präventionspunkte :
  • Vorbeugen der Frühgeburten
  • Stillförderung
  • Erkennen von Depressionen im Wochenbett
22
Q

Gesundheitsverhalten in der Schwangerschaft

A
  • pränatale (der Geburt vorausgehende) und frühe postnatale (nach der Geburt auftretende)
    Einwirkungen -> Risiko für kindliche Gesundheitsproblemen wie Adipositas oder
    Atemwegserkrankungen
  • Adipositas, ca. 15% beim Schwangerschaftsbeginn
  • -> ein höheres Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und HKE während der
    Schwangerschaft
  • -> kindliche Fehlbildungen
  • Schwangerschaftsdiabetes
  • Schwangerschaftshypertonie
  • Rauchen, ca. 10%
  • häufiger mit niedrigem SES, beim mütterlichen Alter <25 Jahre
  • -> ein niedrigeres Geburtsgewicht
  • -> ein höheres Risiko für Frühgeburtlichkeit sowie angeborene Fehlbildungen
  • Alkoholkonsum, ca. 14% gelegentlich
  • häufiger beim hohem SES (Unterschätzung)
  • -> Wachstumsstörungen, Fehlbildungen und Störungen des zentralen Nervensystems
  • -> Verhaltensstörungen und intellektuelle Beeinträchtigungen
  • -> fetale Alkoholspektrumstörung (Fetal Alcohol Spectrum Disorder, FASD): oben
    beschriebene Folgen zusammen
  • -> fetales Alkoholsyndrom (FAS): die schwerste Ausprägungsform
23
Q

Gesundheitsverhalten in der Schwangerschaft

Vorsorgeuntersuchungen

A

Perinatalstatistik Deutschland: 2017:
* durchschnittlich 11.3 Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen
* 1.7% der Schwangeren <5 VU -> unterversorgt
* Österreich: 5 Vorsorgeuntersuchungen für Bezug des vollen Kinderbetreuungsgelds verbindlich
* 37.7% der Schwangeren >12 VU -> überversorgt

24
Q

Pränataldiagnostik

A
  • Untersuchungen, mit denen gezielt nach Hinweisen auf Fehlbildungen oder Störungen beim
    ungeborenen Kind gesucht wird
  • Ultraschalluntersuchungen: Fehlbildungen von Organen wie Herz, Nieren oder dem zentralen
    Nervensystem
  • Genetische Tests (z.B. Ersttrimester-Screening, nichtinvasiver Bluttest, Fruchtwasseruntersuchung):
    Chromosomenabweichungen
25
Q

Kinderwunsch

A

Der Anteil der Mädchen und jungen Frauen,
die sich irgendwann im Leben ein Kind
wünschen, liegt bei über 90% (bei sicheren
Antworten).
Überwiegender Wunsch nach einer Zwei-
Kind-Familie

Kinderwunschanteil (blaue Farben) nimmt mit dem
Alter ab: vom ca. 90% der 20-24-Jährigen auf ca. 25%
der 40-44-Jährigen.
Die erste Geburt häufig in ein höheres
Alter aufgeschoben -> niedriges Geburtenniveau
und verbreitete Kinderlosigkeit geprägt.
In den vergangenen Jahren:
* ein leicht ansteigender Trend beim Geburtenniveau
* eine steigende Geburtenhäufigkeit bei Frauen ab 40
Jahren

26
Q

Frühgeburt

A
  • Geburt: zwischen der vollendeten 37. und 42. Schwangerschaftswochen– ca. 90% der Fälle
  • Frühgeburt: vor der vollendeten 37. SSW – 8.2% in D, 7.4% in Ö 2019 (europeristat.com)
  • Sehr Frühgeburt: vor der 32. SSW
  • Extrem Frühgeburt: vor der 28. SSW
  • Zu früh geborene Kinder:
  • Kurzzeitig: erhöhtes Risiko für neonatale Komplikationen, langer Aufenthalt im
    Krankenhaus nach der Geburt (NICU – neonatal intensive care unit)
  • Langzeitig: erhöhtes Risiko für körperliche und kognitive Beeinträchtigungen
  • die Familien nach der Geburt: häufig besonderen Unterstützungsbedarf
27
Q

Geburtsart

A
  • 2017 in Deutschland:
  • 63,2 % Spontangeburt (vaginale Entbindung)
  • 30,5 % Kaiserschnitt
  • 6,3 % vaginal-operative Methoden (Saugglocke oder Geburtszange)
  • Leitlinie: Förderung der Spontangeburt
  • absolute Indikation für Kaiserschnitt
    Wenn Leben oder Gesundheit von Mutter und Kind gefährdet sind
    z.B. bei Querlage des Kindes, (drohendem) Riss der Gebärmutter
  • relative Indikation für Kaiserschnitt
    nach Abwägung der geburtshilflichen Risiken für Mutter und Kind
    z.B. vorhergehende Entbindungen durch Kaiserschnitt, Beckenlage des Kindes
28
Q

Stillen

A

WHO-Leitlinie: eine Gesamtstilldauer von bis zu 24 Monaten oder darüber hinaus,
nach entsprechender Beikosteinführung ab 6. Lebensmonat
Gesundheitliche Vorteile:
* für die Mutter:
* fördert es die Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt
* senkt das Risiko für Brustkrebs, Eierstockkrebs und Typ-2-Diabetes
* für das Kind verringert das Risiko z.B. für Adipositas und allergische Erkrankungen
* fördert die Bindung zwischen Mutter und Kind

29
Q

Postpartum Depression

A
  • Häufigste Erkrankung im Wochenbett (12 Wochen nach der Geburt)
  • etwa 10 % bis 15 % der Mütter betroffen
  • Symptomatik:
  • ähnlich wie bei Depressionen in andere Lebensphasen
  • typischerweise Symptome mit Bezug zur Mutterschaft hinzu, z.B. das Gefühl,
    keine gute Mutter zu sein oder keine „richtigen“ Muttergefühle zu empfinden
  • Folgen:
  • eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität der Mütter
  • negative Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Beziehung und die psychische
    Gesundheit der Kinder
  • Erkennung: Hebamme, Frauenarzt
30
Q

Unbeabsichtigte Schwangerschaft

A

⚫ 2 Kategorien
⚫ Zeitlich unbeabsichtigt: prinzipiell gewollt, aber nicht zum Zeitpunkt (zuerst Karriere,
dann Kinder)
⚫ Nicht gewollt: zum Zeitpunkt der Empfängnis keine Kinder (mehr)
* Unbeabsichtigte Schwangerschaften: ca. ein Drittel aller Schwangerschaften (Faghihzadeh
et al. 2003) – mehr als vollendete Schwangerschaftsabbrüche
* Ursachen
* Gesteigerte Erregung, Lust vs Schutzverhalten
* Verantwortung meistens bei der Frau
* Nicht ausreichendes Wissen über Verhütungsmöglichkeiten
* Unterschichtzugehörigkeit

31
Q

Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland

A

Medizinische Konsequenzen:
* Tod der Mutter – in Entwicklungsländern (Faghihzadeh et al. 2003)
Grund für den Abbruch (BZgA, 2016):
* „schwierige Partnerschaftssituation“ (34,0%)
* „berufliche oder finanzielle Unsicherheit“ (20,3%)
* „gesundheitliche Bedenken“ (19,7%), „in Ausbildung oder Studium“ (17,6%) und „jung, unreif“
(16,4%)
Psychische Konsequenzen:
* 20-30% verarbeiten die Abruptio problematisch (Barnett et al. 1986; Barnow et al. 2001; Kero et al. 2004):
* Unterschichtszugehörigkeit
* finanzielle Schwierigkeiten
* kein oder eine schlechte Paarbeziehung
* psychische Störungen im Vorfeld der Abruptio

32
Q

Prävention

A
  • eingebettet in die Sexualerziehung; Rolle der Lehrer:innen, Ärzt:innen
  • Ansätze
  • Aufklärung und Information:
  • Wissen um unterschiedliche Verhütungsmethoden
  • Erhöhung der Vertrautheit im Umgang mit den einzelnen
    Verhütungsmethoden
  • Wissen um die Risiken und Nebenwirkungen der Verhütungsmethoden
  • Steigerung der Kommunikationsfertigkeiten:
  • Bereitstellung von Informationsmaterial, das Kommunikationsbeispiele
    beinhaltet
  • Einsatz von Rollenspielen
33
Q

Verhütung

A
  • Über drei Viertel der Frauen in Deutschland wenden Methoden zur Empfängnisverhütung an
  • Gründe dagegen: das Fehlen einer Beziehung oder sexueller Kontakte, ein Kinderwunsch oder eine
    Schwangerschaft
  • Am häufigsten verwendete Methoden: Kondom, Pille oder beide kombiniert (beide in ca. 40-45%
    genutzt)
  • Spirale ab 40 Jahren ein Anteil von 20%
  • Notfallverhütung bei 30% bei 18-31-jährigen Frauen mit Geschlechtserfahrung (KiGGS Welle 2)
34
Q

Fertilitätsstörungen

A

Infertilität
⚫ Eine Krankheit, wobei
⚫ nach einem Jahr
⚫ trotz regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs
⚫ oder aufgrund einer Beeinträchtigung der Reproduktionsfähigkeiten einer Person oder
beider Parteien
⚫ Keine klinische Schwangerschaft entsteht
⚫ Typen:
⚫ Primäre Infertilität: noch nie eine Schwangerschaft bewiesen
⚫ Sekundäre Infertilität: eine Schwangerschaft, oder auch eine Geburt geschehen

Häufigkeit (Boivin et al, 2007; Mascarenhas et al, 2012):
⚫ Nach Einschätzungen, ca. 10-20% der Paaren im reproduktiven Alter haben Fertilitätsstörungen
weltweit.
Ursachen (Vonder Borght & Wyns, 2018; Agarwal et al, 2021):
⚫ Nur weibliche Faktoren: 50%
⚫ Nur männliche Faktoren: 20-30%
infertile Männer: 2-10%, männliche Faktoren: 20-70%
⚫ Paarbezogene Faktoren: 20-30%
Problemen bei beiden Personen, ungeklärte Ursachen

35
Q

Fertilitätsstörungen

weibliche Faktoren

A

⚫ Resultat: hormonale Störungen, organische Veränderungen (Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter)
⚫ prämature Ovarialinsuffizienz (POI): Funktionsverlust des Eierstocks vor Menopause
⚫ Polyzystisches Ovar-Syndrom (PCOS): Ungleichgewicht des reproduktiven Hormons → keine
korrekte Regulierung des Menstruationszyklus
⚫ Endometriosis: Auftreten und Wachstum von Endometriumgewebe außerhalb der Gebärmutter
(Eierstöcke, hinter der Gebärmutter, Gebärmutterbändern, Harnblase, Darm)
⚫ Uterusmyom
⚫ Endometriale Polypen

36
Q

Fertalitätsstörungen

Männliche Faktoren

A

⚫ Resultat: Mangel an Menge, Form, oder Beweglichkeit der Spermien, keine Spermien im Ejakulat
⚫ Testikuläre Ursachen: Hodenstörungen→ insuffizienter Spermatogenesis
⚫ angeborene Fehlbildungen; Toxine und Medikamente; Systemerkrankungen wie Varikozelle,
Niereninsuffizienz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen; Operation
⚫ Posttestikuläre Ursachen: Ejakulationsstörung oder Behinderung der Spermienabgabe
⚫ angeborene Fehlbildungen, Vasektomie

37
Q

Faktoren, die beide Parteien betreffen können

A

⚫ hypogonadotroper Hypogonadismus: Mangel an GnRH → Mangel an Hormone FSH, LH →
Unterfunktion der Keimdrüsen (z.B bei Anorexia Nervosa, Konsum von anabolischen Steroiden)
⚫ Hyperprolaktinämie: erhöhter Prolaktinspiegel→ Mangel an GnRH
⚫ primäre ciliäre Dyskinesie: sehr selten, autosomale-rezessiv vererbte Erkrankung, Schädigungen in
haarähnlichen Strukturen z.B. in Spermienwegen, Eileitern
⚫ Mukoviszidose (zystische Fibrose): autosomale-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung
⚫ Chronische Erkrankungen: z.B. Schilddrüsenunterfunktion, schlechte Diabeteswerte
⚫ Alter
⚫ Gesundheitsverhalten
⚫ Infektionen: Chlamydia, Tripper

38
Q

Fruchtbarkeit schädigendes Verhalten

A

⚫ Diätitische Einschränkungen– Untergewicht
⚫ Übergewicht + mangelnde physische Aktivität
⚫ Übertrainieren– z.B. Berufssportler, anabolische Steroide
⚫ Stress – Arbeitsstress, schwere Depression
⚫ Rauchen
⚫ Marihuanakonsum
⚫ Alkoholkonsum (?)
⚫ Kaffeinkonsum (?) (energy drinks)

39
Q

Psychologisch verursachte
Fertilitätsstörungen

A

⚫ wenn ein Paar trotz Kinderwunsch und Aufklärung durch den Arzt weiterhin Fruchtbarkeit
schädigendes Verhalten praktiziert
⚫ wenn ein Paar keinen Geschlechtsverkehr an den fruchtbaren Tagen praktiziert, bzw. wenn eine
nicht organisch bedingte sexuelle Funktionsstörung vorliegt,
⚫ wenn ein Paar eine aus medizinischer Sicht notwendige Kinderwunschtherapie zwar bewusst
bejaht, diese dann aber– auch nach langer Bedenkzeit– doch nicht beginnt

40
Q

Psychologische Interventionen – Erfolgsrate
in der Reproduktionsmedizin

A

Ergebnisse: Rückgängige Angst- und Depressionsstörungen + teilweise oder eindeutig
verbesserte Schwangerschaftsrate
* Mind-body Interventionen, Mindfulness-based Programme
* Psychosoziale Interventionen: die effektivste Methode: kognitive Verhaltenstherapie
* Expressive writing: bessere Stressbewältigung
* Psychoeducation: wichtige Rolle bei der Kontaktaufnahme