8 Jivaka: der Arzt Flashcards

1
Q

Warnung vor falscher Handhabung des Dharma

A

Gotama betont, dass der Dharma gefährlich sein kann und mit Geschick und Sorgfalt behandelt werden muss. Falsch angewendet, kann er schädlich sein.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Der Dharma hat keine automatische Schutzfunktion, die verhindert, dass er missbraucht wird.

A

Er kann leicht in ein Glaubenssystem oder eine starre Identität verwandelt werden.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Der Dharma wird mit einer Kobra (giftigen Schlange) verglichen

A

Wenn man sie falsch anfasst, kann sie tödlich sein. Ebenso kann der Dharma, wenn er als Dogma statt als befreiende Praxis genutzt wird, schädlich wirken.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Dharma und Stagnation

A

Ein starrer Platz, an dem man sich erfreut, ist vergleichbar mit dem Tod. Der Dharma sollte nicht statisch werden, sondern eine Quelle des Lebens bleiben

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Der Buddha vergleicht den Dharma mit einer medizinischen Behandlung

A

Der Buddha vergleicht den Dharma mit einer medizinischen Behandlung. Reaktivität wird mit einem vergifteten Pfeil verglichen, der durch Achtsamkeit (Pali: sati) und Weisheit (Pali: paññā) entfernt werden kann.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Reaktivität und Heilung

A

Reaktivität wird mit einem vergifteten Pfeil verglichen, der durch Achtsamkeit und Weisheit entfernt werden kann.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Symbolik der Schlange (Kobra)

A

Die Schlange symbolisiert das Leben mit all seinen Gefahren, und das Gift steht für die Herausforderungen, die überwunden werden müssen. Der Dharma kann wie ein Gift wirken, wenn er falsch angewendet wird.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Paradox der Dharmapraxis

A

Śāntideva erklärt in seiner Schrift Bodhicaryavatara, dass leidenschaftliche Geisteszustände (Pali: kilesa) wie Gier (Pali: lobha) und Hass (Pali: dosa) manchmal durch ähnliche Geisteszustände überwunden werden können. Dies zeigt das Paradox, dass man eigennützige Wünsche und Abneigungen nutzen kann, um andere eigennützige Wünsche und Abneigungen zu überwinden.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Drei Gifte

A

Der Buddha bezeichnete Gier, Hass und Verblendung (Pali: moha) als die “drei Feuer”, die später als “drei Gifte” bekannt wurden. Diese Gifte müssen in der richtigen Dosis angewendet werden, um die Krankheit der Reaktivität zu heilen.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Symbolik der Hitze

A

Die Hitze der Schlange repräsentiert instinktiven Aerger
Die Hitze des Buddha repräsentiert die Meisterung der eigenen Psyche

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Symbolik der Hitze in Bezug auf Nirvana

A

Nirvana wird häufig als das Erlöschen der drei Feuer verstanden: Gier (Pali: lobha), Hass (Pali: dosa) und Verblendung (Pali: moha).

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Feuer: Regulation statt Löschung

A

Die Parabel der Schlange impliziert, dass diese Feuer nicht gelöscht, sondern reguliert werden sollten. Statt an eruptiven Feuern zu leiden, können wir lernen, unsere Emotionen zu regulieren, sodass sie ruhig brennen wie die blaue Flamme eines Bunsenbrenners.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Achtsame Loslösung

A

Sich bewusst zu machen, wie das Leben entflammt und brennt, ist der erste Schritt zur achtsamen Loslösung. Dies führt zur Nicht-Reaktivität und zum Bewusstsein: “Ich bin befreit.” Nirvanische Freiheit ist der Beginn des achtfachen Pfades, nicht das Ziel

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Drei Feuer

A

Das Problem mit den drei Feuern - Gier (Pali: lobha), Hass (Pali: dosa) und Verblendung (Pali: moha) - liegt nicht in ihrer Hitze, sondern in dem Schaden, den sie anrichten, wenn sie ausser Kontrolle geraten. Die Parabel der Schlange impliziert, dass diese Feuer reguliert werden sollten, nicht gelöscht

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Regulation der Emotionen

A

Statt an eruptiven Feuern zu leiden, können wir lernen, unsere Emotionen zu regulieren, sodass sie ruhig brennen wie die blaue Flamme eines Bunsenbrenners. Dies ermöglicht es, auf die Welt aus der Perspektive des Nirvana zu antworten, statt von Reaktivität und Schmerz getrieben zu sein.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Vielfalt der Ursachen für Erfahrungen

A

Gotama erklärt, dass Erfahrungen nicht nur das Resultat vergangener Taten (Karma) sind, sondern auch durch Galle, Schleim, Wind, Jahreszeiten, mangelnde Pflege, plötzliche Angriffe und andere Faktoren verursacht werden können. Dies widerspricht der Ansicht, dass alle Gefühle (Pali: vedanā) die Auswirkungen vergangener Taten sind

17
Q

Gotamas pragmatischer Ansatz basiert worauf

A

Gotamas pragmatischer Ansatz basiert auf der genauen Beobachtung des menschlichen Lebens und nicht auf metaphysischen Glaubensvorstellungen. Er stellt das Dogma infrage, dass alles Leiden aus Verlangen entsteht, und betont, dass vergangene Handlungen nur ein Faktor unter vielen sind, die zum Wohlbefinden oder Leiden beitragen.

18
Q

Buddha und Fleischkonsum

A

Der Buddha erklärte, dass Fleisch nur in drei Fällen gegessen werden dürfe: wenn man nicht sieht, nicht hört und nicht vermutet, dass das Tier für einen geschlachtet wurde. Dies ist die Standardeinstellung zum Thema Fleischkonsum im gesamten Kanon.

19
Q

Kernprinzipien eines ethischen Lebens

A

Der Buddha betonte die Wichtigkeit von liebender Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut. Diese Prinzipien sollten das Verhalten der Mendikanten leiten, unabhängig von den spezifischen Regeln.

20
Q

Situative Herangehensweise an den Fleischkonsum

A

Der Buddha betrachtete viele Faktoren, bevor er eine Entscheidung traf, wie z.B. die Nutzung des Landes, die Behandlung der Tiere, die Notwendigkeit von tierischem Eiweiß für die Gesundheit und die kulturellen und religiösen Ansichten. Seine Haltung zum Fleischkonsum war geprägt von einem Abwägen verschiedener Bedürfnisse und Auffassungen.
Ablehnung von Dogmatismus: Gotama lehnte es ab, eine starre, dogmatische Position zum Fleischkonsum einzunehmen. Er betonte, dass seine Anhänger sich von Dogmatismus befreien sollten, wie es Devadatta vorschlug, dass alle Buddhisten Vegetarier sein müssten.

21
Q

Dogmatismus

A

Dogmatismus beschreibt das unveränderte und unkritische Festhalten an Überzeugungen, Wertvorstellungen oder Weltanschauungen. Es bedeutet, dass jemand seine Ansichten als absolut wahr ansieht und sich gegen jede rationale Kritik oder Veränderung abschirmt. Der Begriff kann je nach Kontext neutral oder abwertend verwendet werden.
Das dazugehörige Adjektiv ist “dogmatisch”, und es wird oft verwendet, um Kritik am starren Festhalten an bestimmten Überzeugungen auszudrücken.

22
Q

Leiden umfassend verstehen bedeutet:

A

das Befinden derer, denen es nicht gut geht, zu umarmen. Dies umfasst das hilflose Neugeborene, die kranke Person, den alten Mann und die unheilbar kranke Frau. Diese Menschen offenbaren den Dharma ebenso wirkungsvoll wie der Buddha selbst.

23
Q

Reaktion auf Leiden

A

In der Gegenwart von Leiden gibt es keinen Platz für theoretische Überlegungen. Man muss auf die akute Situation reagieren, ohne von gewohnten Reaktionen bestimmt zu sein.

24
Q

Achtsamkeit und Heilung

A

Viele Menschen begegnen dem Dharma durch Achtsamkeit, die als effektives Mittel zur Behandlung medizinischer Beschwerden dient. Diese Menschen suchen nicht nach buddhistischer Philosophie, sondern finden in der Meditation Hilfe und Unterstützung.

25
Q

Todloses Sehen

A

Direkte Erfahrung: “Todloses Sehen” bedeutet, Nirvana direkt zu erfahren, nicht nur intellektuell zu verstehen. Es ist eine tiefgreifende spirituelle Erkenntnis, die durch intensive Meditation und die Praxis des achtfachen Pfades erreicht wird.

26
Q

Befreiung und Verstehen

A

Diese Erfahrung führt zu einem tiefen Verstehen der wahren Natur der Realität und zur Befreiung von allen Anhaftungen und Leiden. Es ist ein Zustand des vollkommenen Friedens und der inneren Freiheit.

27
Q

Nirvana

A

Nirvana ist der Zustand der völligen Befreiung von Leiden, Begierde und Unwissenheit. Es ist das endgültige Ziel der buddhistischen Praxis und wird als das “Todlose” bezeichnet, weil es das Ende des Kreislaufs von Geburt und Tod (Samsara) darstellt.

28
Q

Praktische Anwendung – Todloses Sehen

A

Für jemanden wie Jivaka bedeutete das “Todlose Sehen”, dass er diese tiefgreifende Erkenntnis inmitten seines täglichen Lebens und seiner Arbeit als Arzt erlangte. Es zeigt, dass spirituelle Erfüllung und weltliche Pflichten miteinander vereinbar sind.

29
Q

Der Buddha verwendet den Ausdruck ,,ein Seher des Todlo-
sen”, um Jivaka zu beschreiben. Was verstehen Sie in diesem
Zusammenhang unter diesem Ausdruck?

A

In der buddhistischen Lehre wird oft das Konzept
des Nirvana oder des Zustands jenseits von
Geburt und Tod als das “Todlose” bezeichnet.
Ein “Seher” wäre demnach jemand,
der diese Wahrheit erkannt oder erfahren hat.
Es könnte also bedeuten, dass Jivaka
eine erleuchtete Person ist, die die wahre Natur
der Existenz und das Ende des Leidens
verstanden hat.

30
Q

Im Markus-Evangelium gibt es eine Stelle, an der sich Jesus mit
einem grossen Arzt vergleicht:
,,Aber als einige der jüdischen religiösen Führer ihn mit diesen Männern von schlechtem Ruf essen sahen, sagten sie zu seinen Jüngern,,,Wie kann er es ertragen, mit solchem Abschaum zu essen?” Als Jesus hörte, was sie sagten, sagte er ihnen: ,,Kranke Menschen brauchen den Arzt, nicht die gesunden! Ich bin nicht gekommen, um guten
Menschen zu sagen, sie sollen Buße tun, sondern schlechten”.” (Mk 2,16-1,7)
Wie ist Ihre Auffassung von Jesus, dem großen Arzt, im Vergleich zu Gotama, dem großen Arzt?

A

Jesus und Gotama (Buddha) werden
beide als “große Ärzte” bezeichnet,
aber ihre Ansätze und Lehren
unterscheiden sich erheblich.

Jesus als großer Arzt:
Jesus verwendet die Metapher des Arztes, um seine Mission zu erklären:
Er ist gekommen, um die Sünder zu retten, nicht die Gerechten.
Dies zeigt seine Rolle als Heiler der Seele und als Retter der Menschheit.
Er betont die Notwendigkeit der Buße
und der Vergebung der Sünden,
um Heilung und Erlösung zu erlangen.
Jesus’ Heilung ist sowohl physisch
als auch spirituell, und er zeigt Mitgefühl und Liebe
für alle, besonders für die Ausgestoßenen und Sünder.

Gotama (Buddha) als großer Arzt:
Buddha wird oft als “großer Arzt” bezeichnet, weil er die Lehre des Dharma als Heilmittel gegen das Leiden der Welt anbietet.
Seine Lehren konzentrieren sich auf
die Ursachen des Leidens (Dukkha) und den Weg zur Befreiung davon durch das Erkennen der Vier Edlen Wahrheiten und das Praktizieren des Edlen Achtfachen Pfades.
Buddha betont die Selbstverwirklichung und die innere Transformation als Mittel zur Überwindung des Leidens und zur Erreichung des Nirvana.

Beide Figuren bieten Heilung an, aber während Jesus’ Heilung durch Glauben und göttliche Gnade erfolgt,
basiert Buddhas Heilung auf
Selbsterkenntnis und praktischen Übungen zur Überwindung des Leidens.

Beide Ansätze haben ihre eigene
Tiefe und Bedeutung, abhängig von
den spirituellen Bedürfnissen und
Überzeugungen der jeweiligen Anhänger.

31
Q

Passen sie den Textabschnitt über die Schlange mit einer zeitgemäßen Metapher so an, dass diese in ihrer spezifischen Umgebung und zu Ihrer Zeit besser verstanden werden kann.
Nachdem sie das Gleichnis nun aufgefrischt haben, hat Ihre aktualisierte Geschichte, mehr zu bieten, als man auf den ersten
Blick erkennen kann? Inwiefern hilft Ihnen die veränderte Metapher, die Folgen eines falschen Umgangs mit dem Dharma zu
verstehen?

A

Sie
Passen sie den Textabschnitt über die Schlange mit einer zeitgemäßen Metapher so an, dass diese in ihrer spezifischen Umgebung und zu Ihrer Zeit besser verstanden werden kann.
Nachdem sie das Gleichnis nun aufgefrischt haben, hat Ihre aktualisierte Geschichte, mehr zu bieten, als man auf den ersten
Blick erkennen kann? Inwiefern hilft Ihnen die veränderte Metapher, die Folgen eines falschen Umgangs mit dem Dharma zu
verstehen?
Copilot
Stell dir vor, der Dharma ist wie ein leistungsstarker Computer. Wenn du ihn richtig benutzt, kann er dir helfen, unglaubliche Dinge zu erreichen und dein Leben zu verbessern. Aber wenn du ihn falsch benutzt, kann er abstürzen, deine Daten verlieren oder sogar Schaden anrichten.

Diese moderne Metapher zeigt, dass der Dharma, wie ein Computer, mit Sorgfalt und Wissen behandelt werden muss. Ein falscher Umgang kann zu Missverständnissen und negativen Konsequenzen führen. Es verdeutlicht, dass der Dharma nicht automatisch vor Missbrauch schützt und dass es wichtig ist, ihn mit Weisheit und Achtsamkeit zu nutzen.

Durch diese Metapher wird klar, dass der Dharma, wenn er als starres Dogma statt als lebendige Praxis verwendet wird, schädlich sein kann. Es erinnert uns daran, dass wir den Dharma als Werkzeug zur Befreiung und nicht als festgelegtes Glaubenssystem sehen sollten.

32
Q

Auf welcher ,,moralisch überlegenen Ebene” stehen Sie? Können Sie sehen, auf welcher absoluten Regel diese Anhöhe errichtet ist? Was ist das Gegenstück zu dieser absoluten Regel?
Können sie ermessen, inwiefern es aus ethischer Sicht vorzuziehen wäre, einem mittleren Weg zwischen diesen beiden Extremen zu folgen?

A

Die Idee einer “moralisch überlegenen Ebene” könnte auf der Annahme beruhen, dass es eine absolute moralische Regel gibt, die als Maßstab für richtiges Verhalten dient. Diese Regel könnte beispielsweise das Prinzip der universellen Liebe und des Mitgefühls sein, wie es in vielen religiösen und philosophischen Traditionen betont wird.

Das Gegenstück zu dieser absoluten Regel könnte der moralische Relativismus sein, der besagt, dass moralische Prinzipien und Werte von kulturellen, sozialen und individuellen Faktoren abhängen und daher variabel sind.

Ein mittlerer Weg zwischen diesen beiden Extremen könnte die Anerkennung universeller moralischer Prinzipien beinhalten, während gleichzeitig die spezifischen Kontexte und Umstände berücksichtigt werden, in denen diese Prinzipien angewendet werden. Dies könnte zu einer flexibleren und pragmatischeren Ethik führen, die sowohl universelle Werte respektiert als auch die Vielfalt menschlicher Erfahrungen und Situationen anerkennt.

Dieser mittlere Weg könnte ethisch vorzuziehen sein, weil er sowohl die Notwendigkeit universeller moralischer Orientierung als auch die Komplexität und Vielfalt des menschlichen Lebens berücksichtigt. Er ermöglicht es, moralische Prinzipien auf eine Weise anzuwenden, die sowohl gerecht als auch kontextsensitiv ist.

33
Q

Fällt Ihnen ein konkretes Beispiel für ein ethisches Prinzip ein, bei dem man mit blindem Gehorsam gegenüber den Regeln
schlecht beraten wäre? Fällt lhnen ein konkretes Beispiel ein, wo man mit blindem Gehorsam gegenüber den Regeln gut beraten wäre? Inwiefern werden Regeln durch die Sprache, die
Sie bei ihrer Formulierung benutzen, limitiert?

A

Ein Beispiel für ein ethisches Prinzip, bei dem blinder Gehorsam schlecht beraten wäre, ist das Prinzip der absoluten Ehrlichkeit. Stell dir vor, jemand fragt dich nach einer Information, die, wenn sie bekannt wird, jemandem ernsthaften Schaden zufügen könnte. In diesem Fall wäre es ethisch vertretbarer, die Wahrheit zu verschweigen oder zu lügen, um Schaden zu verhindern.

Ein Beispiel, wo blinder Gehorsam gegenüber den Regeln gut beraten wäre, ist das Prinzip der Nicht-Gewalt. In Situationen, in denen Gewaltanwendung eine Option sein könnte, ist es oft besser, strikt an der Regel der Nicht-Gewalt festzuhalten, um Eskalationen und weitere Gewalt zu vermeiden.

Regeln sind durch die Sprache, die bei ihrer Formulierung verwendet wird, limitiert, weil Sprache oft mehrdeutig und kontextabhängig ist. Wörter und Sätze können unterschiedlich interpretiert werden, was zu Missverständnissen führen kann. Außerdem kann die Sprache nicht alle möglichen Situationen und Nuancen abdecken, was bedeutet, dass Regeln oft flexibel und situationsabhängig angewendet werden müssen.

34
Q

Finden Sie in Hinblick auf das Grundprinzip, in der medizinischen Praxis pragmatisch zu handeln, ein medizingeschichtliches Beispiel für eine Weiterentwicklung, die zu besseren Ergebnissen für den Patienten führte, aber seinerzeit auf Widerstand stiess. Was waren aus lhrer Sicht die Gründe für den Widerstand? Lassen sich diese Gründe auf ein Dogma, eine absolute Annahme, eine Tradition zurückführen, die sich verändernden Bedingungen gegenüber nicht aufgeschlossen waren?

A

Ein klassisches Beispiel ist die Einführung der antiseptischen Chirurgie durch Joseph Lister im 19. Jahrhundert. Lister erkannte, dass viele postoperative Infektionen durch Bakterien verursacht wurden und begann, Karbolsäure (Phenol) zur Desinfektion von Wunden und chirurgischen Instrumenten zu verwenden. Diese Praxis führte zu einer drastischen Reduktion der Infektionsraten und rettete viele Leben.

Trotz dieser Erfolge stieß Lister auf erheblichen Widerstand von seinen Kollegen. Viele Ärzte und Chirurgen lehnten seine Methoden ab, weil sie die Existenz von Mikroorganismen nicht akzeptierten oder die zusätzlichen Schritte als unnötig und zeitaufwendig betrachteten. Der Widerstand basierte oft auf traditionellen Überzeugungen und einem Mangel an Verständnis für die wissenschaftlichen Grundlagen der Keimtheorie1
.

Diese Gründe lassen sich auf ein Dogma und eine absolute Annahme zurückführen, die sich verändernden Bedingungen gegenüber nicht aufgeschlossen waren. Die medizinische Gemeinschaft hielt an alten Praktiken fest und war skeptisch gegenüber neuen Ideen, die ihre etablierten Methoden infrage stellten. Es dauerte Jahre, bis Listers Methoden allgemein akzeptiert wurden und die Vorteile der antiseptischen Chirurgie anerkannt wurden.

1
: Wikipedia

Dennoch zeigt dieses Beispiel, wie wichtig es ist, pragmatisch zu handeln und offen für neue Erkenntnisse zu sein, um den medizinischen Fortschritt voranzutreiben und die Patientenversorgung zu verbessern.

35
Q

Ein letzter Vergleich mit den christlichen Evangelien: Im
Gleichnis vom ,,Weltgericht” [Matthäus 25), sagt der König, der
zu Gericht sitzt, den Gerechten, dass sie unter anderem für ihn
gesorgt haben, als er krank war. Die Rechtschaffenen wollen
wissen, wann sie den König jemals krank gesehen haben und
er antwortet: ,,lch sage euch die Wahrheit, als ihr es für die geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, habt ihr es für mich getan!” wie lässt sich diese Geschichte von Jesus Ihrem Verständnis nach mit der Auseinandersetzung zwischen
dem Buddha und der Klostergemeinschaft in Beziehung setzen,
die den kranken Mann allein, hilflos und in seinen Exkrementen liegend im Stich gelassen hatte? Sind diese beiden Geschichten moralische Geschichten

A

Beide Geschichten, sowohl die von Jesus im Matthäus-Evangelium als auch die des Buddha und der Klostergemeinschaft, sind tief moralische Geschichten, die Mitgefühl und Verantwortung gegenüber den Bedürftigen betonen.

Jesus’ Gleichnis vom Weltgericht:

Jesus betont, dass wahre Rechtschaffenheit darin besteht, den Bedürftigen zu helfen. Er identifiziert sich mit den Geringsten und zeigt, dass jede Handlung der Nächstenliebe gegenüber den Bedürftigen als Handlung gegenüber ihm selbst betrachtet wird.

Diese Geschichte unterstreicht die Wichtigkeit von Mitgefühl, Nächstenliebe und der aktiven Hilfe für die Schwächsten in der Gesellschaft.

Buddhas Auseinandersetzung mit der Klostergemeinschaft:

In der buddhistischen Geschichte wird ein kranker Mönch von der Klostergemeinschaft im Stich gelassen. Der Buddha tadelt die Mönche und betont, dass sie sich um ihre kranken Mitbrüder kümmern müssen.

Der Buddha lehrt, dass Mitgefühl und Fürsorge für andere zentrale Aspekte der buddhistischen Praxis sind. Er zeigt, dass die Gemeinschaft eine Verantwortung hat, sich um ihre Mitglieder zu kümmern, besonders um die Schwächsten.

Gemeinsame moralische Botschaft:

Beide Geschichten lehren, dass wahre Spiritualität und Rechtschaffenheit nicht nur in rituellen Praktiken oder Glaubensbekenntnissen bestehen, sondern in der aktiven Fürsorge und dem Mitgefühl für andere.

Sie betonen, dass das Wohl der Gemeinschaft und die Unterstützung der Bedürftigen zentrale Aspekte eines ethischen Lebens sind.

Diese Geschichten erinnern uns daran, dass Mitgefühl und Fürsorge universelle Werte sind, die in verschiedenen religiösen und spirituellen Traditionen hochgehalten werden. Sie fordern uns auf, über unsere eigenen Bedürfnisse hinauszuschauen und aktiv zum Wohl anderer beizutragen.

36
Q
A