8. Gesundheitsökonomische Modellrechnungen Flashcards
Was versteht man unter Akupunktur?
- mechanische oder thermische Einwirkung auf bevorzugte Punkte der Körperoberfläche in therapeutischer Absicht
- nach dem Konzept der chinesischen Medizin soll Akupunktur auf die individuelle Körperenergie (Qi) einen therapeutischen Einfluss ausgeübt werden
- Ziel: Akupunktur soll:
-> Qi-Fluss harmonisieren
-> überflüssiges Qi ausleiten
Was sind Indikationen für Akupunktur?
- offizielle WHO-Indikationsliste für Akupunktur existiert nicht
- “inoffizielle Liste” herausgegeben von Therapeuten überholungsbedürftig
- meist Erfahrungsmedizin
- Hauptindikationen:
-> chron.-schmerzhafte Erkrankungen
-> funktionelle und psychosomatische Erkrankungen
-> Erkrankungen des Bewegungsapparates
Was sind Kontraindikationen für Akupunktur?
- Auszug:
-> akute- lebensbedrohliche Erkrankungen
-> Erkrankungen mit akutchirurgischer Interventionspflicht
-> erhöhte Blutungsneigung
-> Präfinalstadien
-> Punktlokalisationen in verletzten, geschädigten Hauptbereichen
-> psychische Erkrankungen
Welche dokumentierten Nebenwirkungen für Akupunktur gibt es?
- Nadeln vergessen
- Passagere Hypotonie
- Verbrennung durch Moxa
- kleinflächige Hautblutung (+/- Schmerz)
- Unwohlsein
- Verschlimmerung der Symptome
- verdächtige Hautdermatitis
- lokaler Schmerz
- Sturz aus dem Bett
Wofür gibt es Modellvorhaben?
- Modellvorhaben zur Weiterentwicklung der Verfahrens-, Organisations-Finanzierungs- und Vergütungsformen der Leistungserbringung
- Modellvorhaben zu Leistungen zur Verhütung und Früherkennung von Krankheiten sowie zur Krankenbehandlung, die kleine Leistungen der Krankenversicherung sind
Was ist das Ziel von Modellvorhaben?
- Verbesserung der Qualität und der Wirtschaftlichkeit der Versorgung
Was sind die Vereinbarungen mit Leistungserbringern von Modellvorhaben?
- Krankenkassen können auch Einzelverträge mit einzelnen Ärzten unabhängig von der Kassenärztlichen Vereinigung schließen
- Ärzteverbünde können ebenfalls Vertragspartner sein
Was ist der Charakter von Modellvorhaben?
- “Modellvorhaben”: erproben
- wissenschaftliche Begleitung und Auswertung
- unabhängiger Evaluationsbericht muss veröffentlicht werden
- Befristung i.d.R. auf max. 8 Jahre
Was sind Beispiele von Modellvorhaben?
- Erprobung der elektronischen Gesundheitskarte in Sachsen im Rahmen des Modellvorhabens “SaxTeleMed”
- BIG direkt prüft im Rahmen eines Modellvorhabens die Auswirkungen auf Behandlungsqualität und Kosten, wenn Physiotherapeut selbst über Art, Dauer und Frequenz der eingesetzten Heilmittel bestimmt
Wie wird eine Kosten-Nutzwert-Analyse durchgeführt?
- an mehreren Zeitpunkten Nutzwert von Therapie und Vergleichstherapie vergleichen
-> Berechnung QALYs
Was sind Limitationen zur Studie zum Modellvorhaben von Akupunktur?
- Anwendung des QALY-Konzeptes
- keine Verblindung
- Krankenkassendaten
- Abgrenzung Kosten / Gebühren
- Vergütungshöhe
- Studiendauer und Wartelistenkontrolle
Was ist das Fazit zur Studie zum Modellvorhaben von Akupunktur?
- erste Studie zur Kosteneffektivität in Deutschland
- hohe Fallzahlen und Randomisierung
- Durchführung im Versorgungsalltag
-> Akupunktur verursacht Zusatzkosten
-> Akupunktur führt zu erhöhter Lebensqualität
-> Akupunktur ist kosteneffektiv
Was hat der G-BA diesbezüglich getan?
- sich dafür entschieden, Akupunktur zur Behandlung von Rücken- und Knieschmerzen als Kassenleistung zuzulassen
Was sind Datenquellen für Gesundheitsökonomie?
- prospektive Studien:
-> hohe interne Validität, aber:
=> sehr teuer in der Durchführung
=> braucht viel Zeit (manchmal Jahre) - retrospektive Studien:
-> Gefahr systematischer Fehler (z.B. recall bias) - Literaturreviews
-> relativ einfach und schnell durchführbar
-> häufig fehlen Informationen (aggregierte Daten) - Sekundärdatenanalysen
-> z.B. Krankenkassendaten - Gesundheitsökonomische Modellrechnungen
Was ist ein Modell?
- eine auf Annahmen beruhende vereinfachte Darstellung der Wirklichkeit, die lediglich Haupteinflussfaktoren in ihren grundsätzlichen Wirkprinzipien beleuchtet
- dient der Hypothesengenerierung
- liefert Anhaltspunkte für die Durchführung realer Studien
- oder wird verwendet, wenn reale Studien nicht durchgeführt werden können (z.B. durch finanzielle oder methodische Restriktionen)
Wozu braucht man Modelle?
- Entscheidungsträger wollen breite Informationsbasis für ihre Entscheidungen
- Ergebnisse klinischer Studien sind limitiert
-> Wirkung vs. Nutzen
-> Studienpatienten vs. Patienten im Alltag
-> unterschiedliche Ergebnisse in Subgruppen möglich - Berücksichtigung verschiedener Datenquellen möglich
- Umgang mit Unsicherheit und Annahmen
-> extrapolieren kurzfristiger Effekte im Zeitverlauf
-> Vorhersage von Outcomes möglich, die zu Erheben unethisch wäre
Wofür werden Modelle genutzt?
- Kosteneffektivitätsforschung
-> Wie ist das Verhältnis von aufzuwendenden Kosten und Ergebnissen einer Therapie? - Kosten-Nutzen-Bewertung
-> Wie ist das Verhältnis von aufzuwendenden Kosten und möglichen Einsparungen einer Therapie? - Krankheitskostenstudien
-> Welche ökonomische Belastung geht mit einzelnen Erkrankungen einher? - Budget Impact Analysen
-> Bewertung, wie eine Erstattungsentscheidung die Gesamtausgaben der GKV beeinflusst
Was passiert vor jeder Modellentwicklung?
- Definition der Forschungsfragestellungen
-> Welche therapeutischen Handlungsalternativen?
-> Welche Population/en ist/sind relevant für die Analyse?
-> Welches sind die relevanten Kostenkategorien, die mit der betreffenden Indikation und den evaluierten Interventionen in Zusammenhang stehen? - Entwurf eines Einflussdiagramms
-> Faktoren, die einen Einfluss auf die zu modellierenden Fragestellungen haben können, und mögliche Zusammenhänge
Was sind Entscheidungsbaummodelle?
- jede Alternative wird als Zweig dargestellt
- alle Zweige haben Entscheidungsknoten
- alle Outcomes werden mit Wahrscheinlichkeiten bewertet
- alle Ereignisse und Konsequenzen werden zusammenfassend dargestellt
- relevant für eine Entscheidung ist die erwartete Konsequenz
-> Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses * Konsequenzen, falls Ereignis auftritt
Wie ist das Vorgehen bei der Durchführung des Entscheidungsbaummodells?
- Entwurf des Entscheidungsbaumes
- Bewertung der Wahrscheinlichkeiten
- Definition der Zielgrößen (Kosten der Therapie, Kosten beim Versagen der Therapie etc./ oder Zielgröße sind QALYs)
- Berechnung der Zielgröße Kosten/Effekte (z.B: QALYs)
- Entscheidung für Therapie A oder B
Was ist das Fazit zur Entscheidungsbaumanalyse?
- sind besonders geeignet:
-> in einfachen Entscheidungssituationen
-> bei kurzfristigen Zeithorizonten - Limitationen
-> Langzeitverläufe (e.g. in chronischen Erkrankungen)
-> zeitabhängige Veränderung einzelner Parameter
Was sind Charakteristika vom Markov-Modell?
- Krankheitsverlauf wird in einzelne Krankheitsstadien zerlegt
- diese Stadien werden von einer fiktiven Patientenkohorte durchlaufen
- Zeit schreitet in gleichen Zyklen voran (Markov-Zyklen), bspw. 1 Jahr
- alle Veränderungen zwischen den Stadien werden mit Übergangswahrscheinlichkeiten belegt
-> meist aus epidemiologischen/klinischen Daten berechnet, Literaturangaben, manchmal Annahmen - normalerweise gibt es für jede zu vergleichende Alternative ein einzelnes Modell
- jedes Krankheitsstadium ist mit spezifischen Kosten/Effekten assoziiert
- durch Addition der Zyklus-spezifischen Werte über den gesamten Zeithorizont der Analyse können Erwartungswerte für die Ziele bestimmt werden
Wie ist die Vorgehensweise beim Markov-Modell?
- Schritt: Definition der Krankheitsstadien
- Schritt: Definition der Zykluslänge (z.B.: 1 Jahr)
- Schritt: Bestimmung der Übergangswahrscheinlichkeit
-> Unterscheidung von Markov-Ketten (Übergangswahrscheinlichkeit in allen Zyklen gleich) und Markov-Prozessen (Übergangswahrscheinlichkeiten differieren zwischen Zyklen)
- Schritt: Bestimmung der Übergangswahrscheinlichkeit
- Schritt: Bestimmung der initialen Verteilung der Patienten über die Krankheitsstadien (Bsp. keine Symptome, milde Symptomatik, schwere Symptomatik etc.)
- Schritt: Bestimmung der Gesamtmodellaufzeit
- Schritt: Bestimmung der Zielgrößen für alle Modellstadien (Bsp. Kosten, Effekte etc.)
- Berechnung der Modellergebnisse (z.B. Verbesserung der Symptome, Gleichbleiben)
Was sind Fakten zur Diskontierung?
- auch negative Verzinsung
- Menschen beurteilen, Produkte / Dienstleistungen nach dem Zeitpunkt des Verbrauchs/Konsums (z.B. durch Inflation oder individuelle Präferenzen)
- Kosten und Nutzen einer Therapie der Regel treten die zu verschiedenen Zeiten und werden oft über deinen längeren Zeitraum verteilt
- zukünftige Kosten und Nutzen sollte niedriger bewertet werden als die derzeitigen Effekte
Was sind Folgen der Diskontierung?
- zukünftige Werte sollten erst diskontiert werden und dann in der wirtschaftlichen Analyse einbezogen werden
Was sind Fragen zur DIskontierung?
- Welchen Diskontierungszinssatz wähle ich?
- Was ist bei langen Beobachtungszeiträumen?
- Was ist mit Präventionsprogrammen?
- Was ist bei veränderlichen Zinssätzen im Zeitverlauf?