2. Das Krankenversicherungswesen Flashcards
Was ist eine Versicherung?
- Solidargemeinschaft von Versicherungsnehmern, die einen Beitrag in einen Pool einzahlen und hierfür im Schadensfall aus dem Pool eine Zuwendung, im Regelfall in Höhe des Schadens, erhalten
- Versicherungsunternehmen verwalten diese Pools; die Prämien werden hierbei so kalkuliert, dass den Versicherungsunternehmen ein Gewinn bleibt (Ausnahme soziale Versicherungen)
- prinzipiell alles versicherbar
- Rechtsgrundlagen: VVG (Versicherungsvertragsgesetz); VAG (Versicherungsaufsichtsgesetz)
Wie funktioniert eine Versicherung?
- von Versicherungsunternehmen gesteuerte Zuflüsse
-> Prämienzufluss von allen Versicherungsnehmern
-> Zufluss zusätzlicher Sicherheitsreserven
=> Kollektive Reserve
-> vom Zufall gesteuerte Abflüsse (Versicherungsleistungen an einzelne Versicherungsnehmer)
Was ist eine Versicherung einfacher gesagt?
- Zusammenschluss gleichartig Bedrohter mit dem Ziel der gemeinsamen Vorsorge im Schadensfall
- schwer kalkulierbare Einzelrisiken -> Schadensausgleich im Kollektiv
Was ist das Gesetz der großen Zahlen?
- relative Häufigkeit eines Zufallsereignisses nähert sich immer weiter der theoretischen Wahrscheinlichkeit an, je größer die Zahl der beobachteten Fälle ist
Was bedeutet das Gesetz der großen Zahlen für Versicherungen?
- je größer die Zahl der versicherten Personen, Güter und Sachwerte, die von gleichen Gefahr bedroht sind, desto geringer ist der Einfluss des Zufalls
Welche Unterschiede gibt es zwischen der Individual-/Privat-Versicherung und der Sozialversicherung bezüglich des Vertragsverhältnisses?
PV:
- Prinzip der Freiwilligkeit
SV:
- Pflicht- bzw. Zwangsversicherung
Welche Unterschiede gibt es zwischen der Individual-/Privat-Versicherung und der Sozialversicherung bezüglich der versicherten Risiken?
PV:
- grundsätzliche sämtliche (versicherbare) Risiken
SV:
- definierte Grundrisiken
Welche Unterschiede gibt es zwischen der Individual-/Privat-Versicherung und der Sozialversicherung bezüglich der Prämienbemessung?
PV:
- individuelle Risikogerechtigkeit (Äquivalenzprinzip)
SV:
- wirtschaftliche Leistungsfähigkeit (Solidaritätsprinzip)
Welche Unterschiede gibt es zwischen der Individual-/Privat-Versicherung und der Sozialversicherung bezüglich der Finanzierung?
PV:
- Kapitalbildung
SV:
- Umlagesystem und Steuerfinanzierung
Welche Unterschiede gibt es zwischen der Individual-/Privat-Versicherung und der Sozialversicherung bezüglich der Gewinnorientierung?
PV:
- ist gewinnorientiert
SV:
- ist nicht gewinnorientiert
Welche Unterschiede gibt es zwischen der Individual-/Privat-Versicherung und der Sozialversicherung bezüglich der Trägerschaft?
PV:
- private Versicherungsunternehmen, öffentlich-rechtliche Versicherer (Körperschaft)
SV:
- Sozialversicherungsträger (Deutsche Rentenversicherung Bund, Deutsche Rentenversicherung Region, AOKs, Ersatzkassen, Bundesanstalt für Arbeit, Berufsgenossenschaften etc.)
Welche Unterschiede gibt es zwischen der Individual-/Privat-Versicherung und der Sozialversicherung bezüglich der Rechtsquellen?
PV:
- BGB, HGB, AGBG, VVG, VAG, u.a.
SV:
- Sozialgesetzbuch (SGB VI und SGB V), Rechtversicherungsordnung (RVO), u.a.
Welche Unterschiede gibt es zwischen der Individual-/Privat-Versicherung und der Sozialversicherung bezüglich der Gerichtsbarkeit?
PV:
- ordentliche (Zivil-) Gerichtsbarkeit
SV:
- Sozialgerichtsbarkeit
Welche Versicherungstypen gibt es?
- Personen (z.B: Leben, Krankheit, Unfall)
-> Versicherungsgegenstand ist eine Person - Sach (z.B. Feuer, Einbruch, Kfz-Kasko)
-> Versicherungsgegenstand ist eine Sache - Vermögen (z.B. Haftpflicht, Rechtschutz)
-> Versicherungsgegenstände sind Vermögenswerte
Wovon ist das Entscheiden für oder gegen einen Versicherungsschutz abhängig?
- Schadenshöhe und Schadeneintrittswahrscheinlichkeit sowie individuelles Risikoempfinden
Was sind Alternativen zur Versicherung?
- Risikoabwälzung: Risiko wird gar nicht erst eingegangen (nicht möglich bei Krankheit)
- Schadensvorsorge: Bereitstellung eigener Sparreserven um Ruinwahrscheinlichkeit zu reduzieren
- Schadensverminderung: Maßnahmen zur Verminderung der Schadenshöhe
- Schadensverhütung: Maßnahmen zur Verminderung der Schadeneintrittswahrscheinlichkeit
Welche wichtigen Versicherungsprinzipien gibt es?
- Solidaritätsprinzip & Äquivalenzprinzip
- Umlageverfahren & Kapitaldeckungsverfahren
- Sachleistungsprinzip & Kostenerstattungsprinzip
Was ist das Solidarprinzip?
- z.B: in der Sozialversicherung (außer gesetzl. Rentenversicherung)
- Grundsatz: jeder gibt nach seiner Leistungskraft (einkommensabhängige Beiträge) und empfängt nach seiner Bedürftigkeit
-> in GKV mit Kontrahierungszwang/Diskriminierungsgebot
Was ist das Äquivalenzprinzip?
- auch “Individualversicherung”
- bei jeder privaten Versicherung
- jeder gibt nach seinem individuellen Risiko und empfängt nach seiner tatsächlichen Bedürftigkeit
- niedrige Versicherungsprämie: geringes individuelle RIsiko
- hohe Versicherungsprämie: hohes individuelles Risiko
Was ist das Umlageverfahren?
- laufende Einnahmen werden für Finanzierung laufender Ausgaben herangezogen
- in Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung
- Problem: Anfangsschuld und Demographie
- Systemwechsel kostspieliger, je älter das System wird
- im hypothetischen Falle einer “letzten” Generation, die keine Kinder mehr hat, müsste diese Generation die Kosten ihres eigenen und des Ruhestandes der Vorgängergeneration finanzieren
Was ist das Kapitaldeckungsverfahren?
- jeder Versicherte spart sich im Laufe seines Lebens einen Kapitalstock an, der dann für Aufwendungen aufgelöst wird
- Beiträge werden am Kapitalmarkt angelegt und für jeden Versicherten ein Deckungskapital gebildet, das die zu zahlende Leistungen abdeckt
- laufende & zukünftige Ansprüche sind durch dieses Deckungskapital in entsprechender Höhe gedeckt
- am Kapitalmarkt erzielte Erträge werden in Form einer Verzinsung der Beiträge berücksichtigt
- weniger demographieabhängig
- Problem: Inflationsrisiko
Was für versicherungstechnische Risiken gibt es?
- ungünstige Abweichung des tatsächlichen Gesamtschadens von seinem Erwartungswert
- tatsächlicher Gesamtschaden übersteigt die Summe aus Risikobeitrag und Sicherheitskapital
- Ungewissheit über den tatsächlichen Gesamtschaden und eine daraus resultierende Zielabweichung des Versicherungsunternehmens
Was ist eine asymmetrische Informationsverteilung?
- bezeichnet den Zustand, in dem zwei Vertragspartner bei Abschluss und/oder Erfüllung eines Vertrags nicht über die selben Informationen verfügen
- Versicherer und Versicherter haben ungleiche Informationen über das zu versichernde Risiko
- Versicherter weiß, welches Risikoverhalten er hat
- Versuch der Verschleierung möglich
- Versicherer ist über Risiko nur unzureichend informiert
Was versteht man unter “adverser Selektion”?
- wegen asymmetrischer Informationsverteilung kann ein Versicherer Risikotypen nicht unterscheiden
- Erwartungswert der Kosten (wenn z.B. 1 Person 50€ und 1 Person 150€ Kosten im Jahr verursacht) = 100€ Prämie
- für 100€ sind Gesundheitsbewussten nicht bereit, eine Krankenversicherung abzuschließen
-> versichern sich selbst und tragen evtl. anfallende Kosten selber - nur Menschen Typ B versichert
-> Versicherer muss Preis auf mind. 150€ erhöhen - Situation für Menschen in Gruppe A noch ungünstiger, selbst wenn sie gerne Versicherung abschließen würden, können sie dies nicht
Was beschreibt “Moral Hazard”?
- beschreibt Gefahr einer Verhaltensänderung, nach vermeintlichem Wegfall des Risikos (z.B. Kontrolle des Chefs am Arbeitsplatz; Bankenrettung durch Staat)
- bei Versicherung: “…wenn Individuum, weil es versichert ist, eigene Maßnahmen zur Reduzierung seines Risikos vernachlässigt, oder sein Risiko bewusst erhöht” (Bsp.: Versicherung für Parkknöllchen)
- vermeintlich kostenlose Leistungen laden dazu ein, ein System überzubeanspruchen und zu verteuern
- mengenerhöhend (Bsp. Ärztehopping)
- preiserhöhend (Bsp. Nachfrage hochpreisiger Arzneimittel)