8. Arzneimitteltherapie bei Diabetes mellitus Flashcards
Was ist Diabetes mellitus?
Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, die alle durch Hyperglykämie in Folge von Störungen der Insulinsekretion und/oder der Insulinwirkung gekennzeichnet sind
Was ist die Basistherapie bei Diabetes mellitus?
- Diabetes gerechte Ernährung
- Körperliche Aktivität
- Schulung
Was ist Typ 1 Diabetes?
- Folge einer autoimmunen Beta-Zell-Destruktion, welche in der Regel zu einem absoluten Insulinmangel führt
Was ist die Therapie bei Typ 1 Diabetes?
- immer: Insulin
- orale Antidiabetika unter besonderen Umständen (Kardiovaskuläre Risikofaktoren, Übergewicht(Adipositas)
Wie entsteht Typ 2 Diabetes?
- aufgrund eines progressiven Verlusts der Insulin-Sekretion der Beta-Zellen, häufig vor dem Hintergrund einer Insulinresistenz
Was ist die Therapie bei Typ 2 Diabetes?
- orale Antidiabetika und Inkretinmimetika
- bei Bedarf: Insulin
- > Kontraindikationen gegen orale Antidiabetika
- > Individuelles Therapieziel mit oralen Antidiabetika nicht erreicht
Welche Wirkung hat Insulin?
Förderung der zellulären Glucoseaufnahme und -verwertung über Enzyme
Welche Wirkung hat Insulin in der Leber?
Förderung der:
- Aufnahme von Glukose und Aminosäuren
- zellulären K+-Aufnahme durch Aktivierung der Natrium-Kalium-Pumpe
- Synthese von Glykogen, Proteinen und Triglyzeriden
- Glykolyse
Hemmung der:
- Glukoseproduktion
- Proteolyse (enzymatische Hydrolyse von Proteinen durch Peptidasen)
- Beta-Oxidation freier Fettsäuren
Welche Wirkung hat Insulin im Fettgewebe?
Förderung der: - Aufnahme von Glukose und Fettsäuren - Triglyzeridsynthese und Lipogenese Hemmung der: - Lipolyse (hydrolytische Spaltung verseifbarer Lipide)
Welche Wirkung hat Insulin in der Skelettmuskulatur?
Förderung der: - Aufnahme von Glukose und Aminosäuren - zellulären K+-Aufnahme durch Aktivierung der Natrium-Kalium-Pumpe - Glykogen- und Proteinsynthese Hemmung der: - Glykogenolyse - Proteolyse
Woher kommt das Insulin, was wir therapeutisch einsetzen?
- die humanes Insulin herstellenden Gene werden mit durch Restriktionsenzyme gespaltener Plasmid DNA rekombiniert
- > in ein rekombinierendes Bakterium gegeben
- > vermehrt sich und produziert humanes Insulin
- > dieses wird extrahiert
Wie erfolgt die Hexamerbildung von Insulin?
- Insulin liegt physiologisch in Betazelle o. pharmazeutisch in Lösung hexamer in kristalliner Form koordinativ an Zink gebunden vor
- durch Zusatz von z.B. Protamin oder Zinkionen kann Hexamerbindung pharmazeutisch verstärkt werden
- Neigung zur Hexamerbildung kann durch gentechnische Modifikation verändert werden
- (aktive Form: Monomer)
- (inaktive Form: Hexamer)
Was sind Humaninsuline?
- identisch mit humanem endogenen Insulin
- unterschiedliche Zubereitungen:
- > Normal (Alt-)insulin (kurzwirksam)
- –> WE 0,5h, Max. Wirkung nach 1-2h, WD 4-6h
- > Verzögerungsinsuline (intermediär wirksam/ NPH-/Zink-Insuline)
- –> WE 1-2h, WD 8-19h
Was sind Analoginsuline?
- genetisch veränderte Struktur im Vergleich zum Humaninsulin
- pharmakokinetische Veränderungen:
- > kurz und schnell wirksam (Insulin lisprom, aspart, glulisin)
- –> WE o,25h, WD 2-3h
- > lang wirksam (Insulin detemir, glargin)
- –> WE ca. 1-4h, WD 20(-40)h
Was sind alternative Applikationsformen von Insulin?
- inhalierbar
- oral (in Entwicklung)
Was sind die Therapieziele bei Diabetes mellitus Typ 1?
- Vermeidung diabetesbedingter Minderung der Lebensqualität
- > Reduktion des Risikos für Stoffwechselentgleisungen (Hypo-/Hyperglykämie)
- > Reduktion des Risikos für diabetische Folgeschäden (Retinopathie (Erkrankung der Netzhaut), Nephropathie (verschiedene, nicht entzündliche Erkrankungen der Nieren), Neuropathie, Makroangiopathie ( Erkrankung der kleinen Blutgefäße)
- Methode zur Messung der Lebensqualität nicht standardisiert
- HbA1c-Zielwert so gewählt, dass ein Kompromiss zwischen Risiko für Hypoglykämie und Folgeschäden vorliegt
- Blutzucker soweit normalisieren, wie es ohne Auftreten von schweren Hypoglykämien möglich ist
- > HbA1c < 7,5%
- > bei schweren Hypoglykämien vorübergehende Anhebung des HbA1c-Zielwerts
- > Anhebung des HbA1c möglich, wenn normnahe Glukoseeinstellung geringen Nutzen hat
- intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT) oder Insulinpumpentherapie ermöglichen normnahe Glukoseeinstellung besser als konventionelle Insulintherapie
Was ist HbA1C?
- Teil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin in den roten Blutkörperchen, an den Glucose gebunden ist
Welches Ziel hat die intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT) und nach welchem Prinzip geht diese vor?
- Ziel: normnahe Einstellung des Blutzuckers
- Prinzip: bedarfsorientierte Substitution des basalen und postprandialen Insulins
Welches Ziel hat die Insulinpumpentherapie (CSII) und nach welchem Prinzip geht diese vor?
- Ziel: normnahe Einstellung des Blutzuckers, Verbesserung der Lebensqualität
- Prinzip: je nach Modell Substitution des basalen oder des basalen und postprandialen Insulins
Welches Ziel hat die konventionelle Insulintherapie (CT) und nach welchem Prinzip geht diese vor?
- Ziel: rasche Deeskalation eines entgleisten Diabetes mellitus; Behandlung von Patienten, bei denen o.g. Therapien nicht möglich sind
- Prinzip: Gabe von Mischinsulinen nach festem Schema
Wie sieht bei der Insulintherapie die Pharmakodynamik aus?
- bei allen Insulinen gleich
- Wirkstärke: Absenkung der Glucose im Blut
Was bedeutet “Basis” in der Insulintherapie?
- Gabe von Basalinsulin
- Blutzucker soll konstant gehalten werden, wenn keine Nahrung zugeführt wird
Was bedeutet “Bolus” in der Insulintherapie?
- Gabe von Mahlzeiten- und Korrekturinsulin
- Blutzucker soll gesenkt werden, also Abdeckung des Mahlzeiten-bedingten BZ-Anstiegs und Regulation des BZ in den Zielbereich
Was ist die Basis bei der Intensivierten konventionellen Therapie (ICT)?
Verwendung von Verzögerungsinsulin
- ca. 40% des Gesamtbedarfs
- NPH: Aufteilung 50/50 morgens und abends oder langwirksame Analoginsuline (Einmalgabe, meist abends)
Was ist der Bolus bei der Intensivierten konventionellen Therapie (ICT)?
Verwendung von kurzwirksamem Insulin
- ca. 60% des Gesamtbedarfs
- Verwendung von tageszeitabhängigen und individuellen Brot Einheit-Faktoren (für Mahlzeiteninsulin); meist morgens/mittags/abends meist 2:1:1,5
- Verwendung von tageszeitabhängigen und individuellen Korrekturfaktoren (für Korrekturinsulin); meist tagsüber 30er Regel, nachts 60er Regel
Was sind UAW bei der Insulintherapie?
- pharmakodynamisch
- > Hypoglykämie
- allergische oder andere Unverträglichkeiten
- > häufigste UAW eine lokale Reaktion an der Injektionsstelle bei 1% der Patienten -> Wechsel des Präparats
- > Lipodystrophie an häufig benutzten Injektionsstellen
- > systemische Reaktionen sind selten; ggf. Bildung von Insulin-Antikörpern
- lokale Infektionen an Injektionsstellen
Was sind klinische Zeichen von Hypoglykämie?
- vegetative Symptome: Herzklopfen, Tachykardie, Arrhythmie, Unruhe, Angst, Zittern, kalter Schweiß, Parästhesien, Wärmegefühl, Übel, Speichelfluss, Harn- und Stuhldrang, Hunger
- Symptome der Neuroglukopenie (Mangel an Glukose im Gehirn): Konzentrationsschwäche, Gedächtnisstörungen, Dysphorie, Apathie, Müdigkeit, Sprach-Sehstörungen, unkontrollierte Handlungen, Halluzinationen, Somnolenz (folgt der Schwere nach auf die Benommenheit), Koma, Krämpfe, Lähmungen
Was sind Therapieziele bei Diabetes mellitus Typ 2?
Allgemeine Therapieziele:
-> betreffen Lebensstil, Glukosestoffwechsel, Lipidstatus, Körpergewicht, Blutdruck
-> berücksichtigen Patientenpräferenz, Alter und Lebenserwartung, Komorbiditäten, Lebensqualität, soziale und kulturelle Faktoren
- u.a. Besserung der Lebensqualität, Förderung der Adhärenz, Verringerung des Risikos für Komplikationen, Minimierung der UAW
Spezifische Therapieziele
-> betreffen HbA1c-Korridor; angestrebt 6,5-7,5%
-> berücksichtigen Patientenpräferenz, Alter, Komorbiditäten, Abwägung zwischen Nutzen und RIsiken, Art der Therapie
Indikatoren der Therapieziele:
-> guter BZ-Wert (101-124 mg/dl), guter HbA1c-Wert, Gewichtsabnahme
Welche Formen der oralen Antidiabetika gibt es?
- Alpha-Glucosidase-Inhibitoren
- Biguanide
- DPP-IV-Inhibitoren
- Glinide
- SGLT-2-Inhibitoren
- Sulfonylharnstoffe
- Thiazolidindione
Welche Formen der Inkretinmimetika gibt es?
- GLP1-Agonisten
Wie wirken Orale Antidiabetika und Inkretinmimetika?
- Hemmung der Gluconeogenese in Leber [Aktivierung der AMP-Proteinkinase senkt Aktivität der Enzyme der Gluconeogenese]
- Steigerung der Insulinsensitivität mit Verstärkung der Glucoseaufnahme in die Zellen
Nebenwirkungen: Laktatazidose (vermehrter Gehalt von Laktat im Blut und im Gewebe) und gastrointestinale Beschwerden
Welche Formen der Insulintherapie beim Diabetes mellitus Typ II gibt es?
- Supplementäre Insulintherapie (SIT) -> Kurzwirkende Insuline zu Mahlzeiten
- basal unterstützte orale Therapie (BOT) -> orale antidiabetische Therapie + Fixdosis eines Basalinsulins am Abend
- Konventionelle Insulintherapie (CT) -> Applikation nach festem täglichem Schema
- Intensivierte konventionelle Therapie (ICT) -> Basalinsulin + mahlzeitenabhängige Einzeldosen
Wie sind die Stufen der Insulintherapie eingeteilt?
Diagnose Typ-2 Diabetes
- > Erste Stufe: Basistherapie
- > Zweite Stufe: Basistherapie + Pharmaka-Monotherapie (z.B. Metformin)
- > Dritte Stufe: Basistherapie + Insulin allein o. Pharmaka-Zweifachkombination
- > Vierte Stufe: Basistherapie + intensivierte Insulin- und Kombinationstherapieformen