11. Antidementiva und Antidepressiva Flashcards
Was sind Antidepressiva?
Wirkstoffe, die eine
pathologisch gedrückte
Stimmungslage aufhellen
Was sind Antidementiva?
Wirkstoffe, die nach ätiologiespezifischen Prinzipien zur
Behandlung dementieller Erkrankungen zugelassen sind
Was sind Störungen, die bei einer Alzheimer-Demenz auftreten?
- Defizit an Acetylcholin
- Überaktivität im Glutamat-System
Was kann bei der Alzheimer-Demenz eingesetzt werden
- Antidepressiva
- Sedativa (Dämpfung von Funktionen des zentralen Nervensystems/Beruhigungsmittel)
- Antipsychotika
Was kann bei leichter Demenz eingesetzt werden?
- ChE-Inhibitoren
- Nootropika
Was kann bei mittelschwerer/moderater Demenz eingesetzt werden?
- ChE-Inhibitoren
- NMDA-Antagonist
- Nootropika
Was kann bei schwerer Demenz eingesetzt werden?
- NMDA-Antagonist
- Nootropika
Was sind Beispiele für ChE-Inhibitoren und was sind Kontraindikationen und UAW dieser??
- Donepezil (Applikation: Tabs/Lösung)
- Rivastigmin (Applikation: Tabs/Tropfen/Pflaster)
- Galantamin (Applikation: Kapseln/Lösung)
Alle: KI: Sick Sinus Syndrom, Magenulzera/Gl-Blutungen; UAW: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, erniedrigte Krampfschwelle, Bradykardie (verlangsamter Herzschlag), Synkopen (Ohnmacht)
Was sind Beispiele für NMDA-Agonisten?
- Memantin
Was sind Beispiele für Nootropika?
- Ginkgo biloba, Centrophenoxin, Calciumantagoni etc.
Wo wirkt Galantamin?
- nikotinischer ACh-Rezeptor
Wo wirkt Donepezil?
- Acetylcholin Esterase
Wo wirkt Rivastigmin?
- Butyryl(/Pseudo)cholinesterase
Welche Kontraindikationen gibt es bei NMDA-Agonisten?
- keine, Vorsicht bei Epilepsie; Interaktionen: Amantadin, Ketamin
Welche UAWs gibt es bei NMDA-Agonisten (Bsp. Memantin)?
- Verwirrtheit, Halluzinationen, Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Krämpfe, Obstipation, erhöhte Hypothalamus-Aktivität
Wie werden NMDA-Agonisten (Bsp. Memantin) dargereicht?
- Tabletten, Tropfen
Was ist bei Alzheimer-Patienten gestört?
- Neurotransmission von Glutamat
- > Ca2+Ionen können nicht in Postsynapse einströmen
Welche Auswirkung hat Memantin auf die Neurotransmission von Gautamat?
- lässt Ca2+-Ionen wieder in Postsynapse einströmen
Was sind nicht kognitiven Störungen, die bei Patienten mit dementiellem Syndrom auftreten können?
- Apathie
- Depression
- Agitiertheit, Aggression
- Ängstlichkeit
- Irritiertbarkeit
- Schlafstörung
- Wahn
- Halluzinationen
Wie können Verhaltensstörungen behandelt werden?
- Vermeidung auslösender Faktoren z.B. psychotrope Medikation mit anticholinerger Wirkung
- Versuch, Ursache der Verhaltensstörung zu klären und ggf. nichtmedikamentös bzw. ursachenbezogen zu behandeln
- Antidementiva können teils auch Verhaltensstörungen verbessern; falls noch keine antidementive Therapie erfolgt, Einstellung erwägen
- bei depressiven/ängstlichen Symptomen und Enthemmung, Behandlung z.B. mit SSRI; Mirtazapin bei begleitenden Schlafstörungen
- bei Psychosen, Aggression, starken Unruhezuständen Antipsychotika möglichst niedrigdosiert und zeitlich befristet; Zulassung für Risperidon, Haloperidol, Melperon, Dipiperon
Welche neurochemischen Modelle für unipolare Depression gibt es?
- Monoamin-Hypothese
- Glutamat-Hypothese
Was besagt die Monoamin-Hypothese?
- Unteraktivität monoaminerger Systeme: Serotonin, Noradrenalin, Dopamin
Was besagt die Glutamat-Hypothese?
- Imbalance im Glutamatsystem: Aktivität von NMDA-/AMPA-Rezeptoren
Was sind Hauptsymtome von der unipolaren Depression?
- gedrückte, depressive Stimmung
- Interessenverlust, Freudlosigkeit
- Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit
Was sind Zusatzsymptome der unipolaren Depression?
- verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
- negative und pessimistische Zukunftsgedanken
- Suizidgedanken/-handlungen
- Schlafstörungen
- verminderter Appetit
Was sind Therapieoptionen bei leichter (bei keiner Verbesserung nach 14-tägigem Warten), mittelgradiger und schwerer Depression?
Psychotherapie oder Pharmakotherapie
Was sind neben der Standardtherapie weitere Therapieoptionen von Depression?
- Lichttherapie
- supervidiertes Ausdauertraining
- Schlafentzugstherapie
- Elektrokrampftherapie
Welchen Einfluss hat Depression auf die Synapse?
- Monoaminmangel -> postsynaptische Rezeptoren kaum aktiv
Wie wirken Antidepressiva, die die Reuptake-Transporter blockieren?
- blockieren Reuptakes in Präsynapse; Transmitter bleibt im synaptischen Spalt
Wie wirken Antidepressiva, die die Monoaminooxidasen blockieren?
blockieren Transmitter-Abbau in Präsynapse; Vesikel stärker befüllt
Wie wirken Antidepressiva, die die Autorezeptoren blockieren?
blockieren präsynaptische Autorezeptoren; negativer Feedback ist gehemmt
Was ist ein Problem bei Antidepressiva?
- Effekte auf Transmitterkonzentrationen treten direkt auf, die klinische antidepressive Wirkung aber i.d.R. erst nach 2-4 Wochen
- Ursachen möglicherweise:
- > verzögerte Veränderung der Empfindlichkeit prä- und postsynaptischer Rezeptoren
- > verzögerte Veränderung in second-messenger Systemen
- > verzögerte Veränderungen in anderen neurochemischen Systemen, z.B. HPA-Achse, Neurotrophine
Wie wirken Antidepressiva grob?
- zugelassene Antidepressiva wirken v.a. auf die monoaminerge Neurotransmission -> Erhöhung der Verfügbarkeit von Monoaminen durch verschiedene Mechanismen
- viele Antidepressiva haben auch direkte, meist antagonistische Effekte auf Transmitter-Rezeptoren, dadurch Beeinflussung des Wirkprofils
Welche Klassifikationen von Antidepressiva gibt es?
- SSRI (Selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitoren)
- SSNRI/SNRI (Selektive Serotonin- und Noradrenalin-Reuptake-Inhibitoren)
- NASSA (Noradrenergene und spezifisch-serotonerge-Antidepressiva)
- NDRI (Noradrenalin-Dopamin-Reuptake-Inhibitoren)
- MAO-I (Monoaminooxidase-Inhibitoren)
- NSMRI/Trizyklika (Nicht-selektive Monoamin-Reuptake-Inhibitoren)
- Phytopharmaka (pflanzliche Präparate)
- sonstige Antidepressiva
Wie wirken SSRIs?
- Wirkstoffe: Citalopram, Excitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin
- hemmen Wiederaufnahme von Serotonin in Präsynapse
- wirken mit Latenz v. bis zu 6 Wochen antidepressiv, anxiolytisch, antiobsessiv (Einsatz bei Depression, Angststörungen, Zwangsstörung)
Was sind Nebenwirkungen von SSRIs?
- v.a. initial Übelkeit, Diarrhoe, Unruhe, Suizidalität, Blutungen, persistierende sexuelle Funktionsstörung, ungewöhnliche Träume, QTc-Verlängerung
Wie wirken SSNRIs?
- Wirkstoffe: Duloxetin, Milnacipran, Venlafaxin
- hemmen Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin in Präsynapse
- wirken mit Latenz von bis zu 6 Wochen antidepressiv, anxiolytisch
- Duloxetin auch eingesetzt bei Belastungsinkontinenz
Was sind Nebenwirkungen von SSNRIs?
- wie SSRIs
- Bluthochdruck (Hypertension)
Wie wirken MAO-Is?
- Wirkstoffe: Tranylcypromin, Moclobemid
- hemmen Abbau von Monoaminen
- Unterscheidung zwischen unselektierten, irreversiblen MAO-Hemmern und selektiven, reversiblen MAO-Hemmern
Was sind besondere Nebenwirkungen von MAO-Is?
Tyramin-Syndrom
Was sind besondere Interaktionen von MAO-Is?
Serotonin-Syndrom
Was ist Tyramin?
biogenes Amin, in vielen Nahrungsmitteln enthalten
Was ist das Tyramin-Syndrom?
- Tyramin hat starke blutdrucksteigernde Wirkung, wird aber normalerweise schon im Darm durch MAO inaktiviert
- hohe Gefahr hypertensiver Krisen bei Einsatz des irreversiblen, unselektiven MAO-Is Tranylcypromin
- tyraminarme Diät dauerhaft notwendig
Was ist das Serotonin-Syndrom?
- Serotonin-Vergiftung
- prinzipiell beim Einsatz einzelner serotonerger Pharmaka möglich
- besonders häufig bei Kombination serotonerger Substanzen mit verschiedenen Mechanismen
- > z.B. MAO-I + SSRI, MAO-I + SSNRI
- > Kombinationen sind kontraindiziert
- > bei Umstellung Auswaschzeiten beachten
- Symptome:
- > Vegetativum: Tachykardie, Tachypnoe, Hyperhidrosis, Diarrhoe, Hyperthermie
- > Psyche: Unruhe, Verwirrtheit, Halluzinationen
- > Neuro: Tremor, Hyperreflexie, Krampfanfälle
Wie wirken NSMRI/Trizyklika?
- Wirkstoffe: Amitriptylin, Clomipramin, Doxepin, Imipramin, Nortriptylin, Trimipramin
- wirken mehr oder weniger unselektiv, blockieren meist auch m-Rezept und teils auch H1-Rezeptoren
- bei Suizidalität Vorsicht mit aktivierenden Wirkstoffen; Antriebssteigerung tritt vor Besserung der Stimmung ein
Was sind Nebenwirkungen von NSMRI/Trizyklika?
- je nach Wirkprofil (sedierend, aktivierend, antriebsneutral); jedoch bei allen Substanzen anticholinerge Effekte möglich
- peripher: Xerostomie, Mydriasis/Engwinkelglaukom, Obstipation, Harnretention, Tachykardie
- zentral: kognitive Störungen, Verwirrtheit, Delir (akuter Verwirrtheitszustand), Koma
Was sind die Grundlagen der antidepressiven Therapie?
- Diagnose stelle, Differentialdiagnosen berücksichtigen
- Behandlungssetting festlegen (stationäre Behandlung bei Suizidalität, schwerer Symptomausprägung, komplizierenden Begleiterkrankungen)
- Aufklärung über Therapieoptionen
- bei Entscheidung für Pharmakotherapie, Aufklärung über Wirkungen, Wirkungslatenz, Nebenwirkungen
- vor Behandlung ggf. medizinische Untersuchungen (Status vor Therapie, Ausschluss von Kontraindikationen)
- Monitoring von Wirkungen und Nebenwirkungen
Was sind Auswahlprinzipien der Antidepressiven Therapie?
nach:
- Zielsyndrom; Berücksichtigung z.B. von Antrieb, Suizidalität, Schlaf
- Vorerfahrungen bzgl. Wirkungen, Nebenwirkungen
- Begleiterkrankungen
- Begleitmedikation (Interaktionspotential)
- Nebenwirkungsprofil
- Sicherheit (Risiko für suizidale Überdosierung
- Patientenpräferenz
- Anwendererfahrung
Was sind die Behandlungsphasen bei antidepressiver Therapie?
Behandlungsphasen (Auftreten einer depressiven Episode):
- Symptome
Akuttherapie (Abklingen der Symptome unter antidepressiver Behandlung):
-> Ansprechen auf Therapie
(->Rückfall)
Erhaltungstherapie (Erkrankung noch latent vorliegend; Rückfall (Relapse) möglich
-> Remission
(-> Rückfall)
Rezidivprophylaxe (Erkrankungsphase abgeschlossen; Auftreten einer neuen Episode (rezidiv) möglich
-> Vollständige Genesung
(-> rezidiv)
Wie ist das Vorgehen bei Nichtansprechen auf die antidepressive Behandlung?
- nach erstem Antidepressivum:
- > unzureichende Response nach 6-8 Wochen bei ca. 35%
- > keine Vollremission nach 6-8 Woche
- Fehldiagnose, Unterdosierung, Nichteinnahme, rapid-metabolizer-Status sollten ausgeschlossen werden
- > Detektion subtherapeutischer Serumspiegel mittel therapeutischer Drug Monitoring (TDM); jedoch nicht für alle Wirkstoffe Zielspiegel vorliegend
- pharmakologische Behandlungsmethoden:
- > Dosiserhöhung
- Substanzwechsel o. Kombination
- > Augmentation, insb. Lithiumaugmentation
- > Zusatzbehandlung mit Esketamin
Was ist die Lithiumaugmentation?
- Augmentation: Wirkverstärkung durch Substanzen, die in einer Monotherapie nicht ausreichend wirksam sind
- Lithiumaugmentation: Anwendung von Lithium in Ergänzung zum vorher verwendeten Antidepressivum
- Einsatz von L. in Psychiatrie sonst vorranging als Phasenprophylaktikum (bei bipolarer affektiver Störung)
- Beurteilung der Wirksamkeit nach Behandlung über mind. 2-4 Wochen mit therapeutisch wirksamen Lithiumspiegel
- bei Unwirksamkeit wieder absetzen
- bei Wirksamkeit mind. 6 Monate durchführen
Was ist die Zusatztherapie mit Esketamin?
- Verordnung nur durch Psychiater möglich
- Zulassung bei Therapieresistenz als Zusatztherapie bei laufender Behandlung mit SSRI o. SSNRI
- Anwendung als Nasenspray durch Patienten doch unter direkter Aufsicht von med. Fachpersonal
- Begleiterkrankungen wie erhöhter Blutdruck und instabile kardiovaskuläre o. pulmonale Erkrankungen müssen beachtet werden
- Behandlung bei Therapieresistenz in ersten vier Wochen zweiwöchentlich, danach vier Wochen lang wöchentlich, danach alle ein bis zwei Wochen